LNP076 Moll

Pressefreiheit in UK — Überwachung in USA — Bradley Manning — Bestandsdatenauskunft — Wahlen in Deutschland

Eine etwas düstere Ausgabe von Logbuch:Netzpolitik erwartet Euch, die sich sicherlich die eine oder andere anderslautende Meinung anziehen wird. Wir sind uns dessen bewusst, wollten aber auch mal ein paar grundsätzliche Diskussionen anregen.

Wir sprechen natürlich über die jüngsten Neuigkeiten rund um den NSA-GCHQ-Skandal und auch die Verkündigung des Strafmasses für Bradley Manning. Der Aufzählung einiger Statistiken zur Bestandsdatenauskunft folgt dann eine etwas längere Diskussion über die anstehenden Wahlen in Deutschland und die allgemeine Lethargie der deutschen Bevölkerung.

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Linus Neumann
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Tim Pritlove

Shownotes

Pressefreiheit in UK

Überwachung in USA

Verurteilung Bradley Mannings

Bestandsdatenauskunft in Deutschland

Wahlen in Deutschland

59 Gedanken zu „LNP076 Moll

  1. Mit eurer Ankündigung, dieses Gespräch mit Verstärkung fortzusetzen, nehme ich euch beim Wort!
    Es ist erschreckend, wie wenigen Menschen in meiner Umgebung es ein Bedürfnis zu sein scheint, sich hier grundsätzliche Gedanken zu machen. Es ist eine Notwendigkeit! Das hat Linus nach den letzten Wochen der schockierenden Meldungen erstmals auf den Punkt formuliert: hier werden Weichen gestellt. Wir erlauben uns einen politischen Fatalismus, der Ungeheuerliches ermöglicht.
    Bitte bleibt dran und formuliert, wozu mir offensichtlich die Worte und der Sachverstand fehlen.

  2. Ich will die depressive Stimmung auch gar nicht lange stören, sondern Tim lediglich bezüglich einem Ausscheiden von Großbritannien aus der Europäischen Union beipflichten. Würde mich auch überraschen, wenn sich hier ein großer Fürsprecher für einen Verbleib des Königreichs findet. Es braucht da auch keinen Antibritannianismus, es reicht der gute alte Antiamerikanismus, schließlich sind die Briten ein Einfallstor für allerlei US-amerikanische Gestaltungsinteressen in Europa. (Weshalb der strategische Wert von Großbritannien für die USA durch so ein Ausscheiden aus der EU sinken würde, was es unwahrscheinlicher macht, dass dieses kommt.) Das Problem ist auch nicht, dass viele Briten überhaupt nicht Teil von Europa sein wollen, sondern eine Reihe von politischen Grundeinstellungen in der britischen Führungselite, sowie ein generelles Misstrauen gegenüber dem ganzen europäischen Projekt, das schon immer bremsend gewirkt hat. Die Überwachung von ausländischer Kommunikation ist ein gutes Beispiel dafür, warum man nicht nur politisch um Großbritannien herumrouten sollte. Die inländische Überwachung finde ich zwar bedauerlich für die britischen Bürger, aber wenn man danach ginge, könnte man die Niederlande, einige skandinavische Länder usw. gleich als nächstes auf die Liste setzen.

    Scotland (ye bastards) könnte man nach erfolgreicher Unabhängigkeit, dann ja wieder aufnehmen.

      • Dazu kann man jetzt natürlich nur spekulieren, möglich ist das Greenwald ihm den Flug gebucht hat. Greenwald arbeitet für den englischen Guardian und möglich ist das Guardian Mitarbeiter durch einen Kooperationsvertrag mit der englischen BA Prozente kriegen. Möglich ist es. Aber nur Spekulation.

        Aber stimmt schon, wer einemal einen IC-Flug mit der BA mitgemacht hat und deren tolles „Platzangebot“ in der Economy wie auch die „Übersichtlichkeit“ von Heathrow an sich erleben durfte, der stellt sich sofort die Frage:

        Warum fliegt einer BA??

  3. Die Theorien zur Jugend und Problemen mit der Identitätsfindung kann ich nur bestätigen, allerdings ist es angesichts der aktuellen Entwicklungen, und vielleicht kann ich da ein bisschen die Hoffnungslosigkeit nehmen, bei weitem nicht so, dass die eine Stimmung „Ja ist doch alles super“ vorherrscht, sondern eher „Das ist doch alles Mist und sowieso alles das Gleiche“.
    Allerdings fehlt das Ventil, denn leider ist auch verbreitete Meinung, Piraten und Linkspartei könne man ja nicht wählen. Wenn dann jedoch CDU, SPD, FDP und Grüne als etablierte Parteien und vermeintliche Auslöser des ganzen Ärgernisses auch nicht wirklich als optimal empfunden werden, was bleibt da noch – sich enthalten oder nicht wählen gehen hilft ab Ende auch nur der Regierung.
    Was bleibt ist große Politikverdrossenheit und Resignation und aufgrund der von euch genannten „wichtigeren Probleme“ zu wenig Zeit und Energie um diese in einer konstruktiven Wut nach Außen zu tragen.

    Da erscheint plötzlich die Piraten trotz aller bekannten Probleme in den Bundestag zu wählen als die vielversprechendste Möglichkeit zumindest ansatzweise Druck aufzubauen (Man erinnere sich an die teils doch recht panischen Reaktionen als den Piraten den Einzug in das Abgeordnetenhaus gelang).

    Pest und Cholera.

  4. Sowohl Snowden und Manning haben eine Unmenge an Daten kopiert, die sie niemals selbst hätten durchsehen können. Woher wussten sie, dass dadurch niemand zu Schaden gekommen ist?
    Hätten sie nicht einfach die nötigen Daten mitnehmen können, die ihre Behauptungen belegen?
    Es ist nicht ausgeschlossen, dass zukünftig Whistleblower genauso vorgehen und durch mangelnde Sicherheit bei den Zeitungen (Mal ehrlich: Wer traut denen Datensicherheit zu, wenn sie ihre Spamfilter bei Google haben?) die Daten in die falschen Hände gelangen.

    • Im Falle von Manning kann man so argumentieren.
      Snowden hat allerdings sehr selektiv Daten an vertrauenswürdige Journalisten weitergegeben um nur solche Dokumente zu veröffentlichen, die von dringendem öffentlichen Interesse sind.
      Er hätte auch willkürlich alles ans Tageslicht bringen können, was er in die Finger bekommt, hat aber deutlich gemacht, dass er darauf Rücksicht nehmen will, niemanden in Gefahr zu bringen.

  5. oder sie wollten den Trojaner loswerden, den sie auf dem Laptop hatten. Würde aber bedeuten, dass sie beim Guardian gezielt nach einem Laptop verlangt/gesucht haben.

  6. Viele, mit denen ich mich über die Wahl unterhalten habe, meinten, wenn sie wählen, dann das kleinste Übel (klar, logisch) und die ganz kleinen Parteien könnte man nicht wählen, weil die ja eh nie beteiligt werden/nie in tragende Positionen kämen.
    Diese Logik ist so bestechend und blöd zu gleich und führt in meinem Umfeld eben auch zum Nichtwählen oder zur Auswahl der beiden großen Parteien. Hier könnte ich jedesmal die Tischplatte verspeisen, denn genau deswegen ändert sich nichts. Man wählt die, die sowieso schon da sind, damit eben auch an der Regierung beteiligt ist irgendwie oder eben an der Opposition, die dann zumindest die Leute für mich ankacken kann. Amerkanische Verhälnisse mMn.
    Ach ja, bei uns schaffen es nicht mal die freien Wähler auf Plakaten Programmpunkte zu nennen. Die Piraten und die Linken sind die einzigen mit konkreten Zielen, die Linke die einzigen mit Begründung. Sorry „Jetzt Freie Wähler“ ist noch schlechter als die NPD/AfD. Die schreiben wenigstens offiziell drauf „Wenn du gegen Euro/Ausländer bist, …“.(Um keine falschen Eindrücke entstehen zu lassen, ich werte die Plakate und nicht die Personen oder Aussagen.)

  7. Die Situation in UK hat keinen Bezug zur Europäischen Grundrechtecharta da die Briten sich da ein Opt-Out rausgehandelt haben und die Charta dort nicht gilt.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Charter_of_Fundamental_Rights_of_the_European_Union#The_British_and_Polish_protocol

    @Tim: Also ich bin ein sehr starker Befürworter der europäischen Einigung. Man könnte sogar sagen ein Europatriot. Trotzdem muss ich dir Recht geben, dass die Mitgliedschaft des Vereinigten Königreiches derzeit massiv zum Nachteil der EU gereicht. Naja, vielleicht heißt es ja bald: „Ich glaube wir brauchen mal eine Pause voneinander.“

    Aber selbst wenn sich die Situation des UK als „besonders“ vom Tisch wischen lässt, bleibt Ungarn. Dass da von Seiten der EU in den _letzten Jahren_ nicht mehr passiert ist, ist ein Riesenskandal*.

    * Absolut gesprochen riesig, leider derzeit nicht relativ gesprochen riesig.

  8. Mir fällt zur Diskussion über GB ein, dass ihr ja auch schon ein paar mal angedeutet habt, dass die Briten im europäischen Parlament grade keinen besonders guten Stand haben. Ich stelle mal die kühne These auf, dass sich dies nach den aktuellen Aktionen nicht sonderlich verbessert haben dürfte, sondern sie eher noch intensiver angeschrien werden.
    In der Hinsicht wäre es doch vielleicht interessant, in einer der nächsten Folgen nochmal die Mitarbeiterin von EDRI oder dem grünen Europapolitiker, dessen Name mir grade entfallen ist, einzuladen und darüber zu sprechen, wie der Stand von GB aufgrund der Vorkommnisse der letzten Wochen ist und ob die Überlegung, ob sie noch Mitglied der EU bleiben sollten – und somit Einfluss auf europäische Gesetzgebung z.b. in Bereichen wie INDECT mitverhandeln können. Mir wird auf jeden Fall immer unwohler bei dem Gedanken – ebenso wie bei Ungarn. Es stellt sich doch die Frage: Wofür haben wir eine EU mit Grundrechtecharta, Parlament und Kommission, häufig beschworenen gemeinsamen Werten […] wenn in solch einem Fall nicht mal jemand mächtig auf den Tisch haut und sagt, dass ein Bruch der Pressefreiheit in der europäischen Gemeinschaft mal überhaupt nicht geht?

  9. @Linus: Ich stimme Deiner Theorie zu, dass der Zwang, eine Grundversorgung aufrecht zu erhalten, die Menschen von der Beschäftigung mit und der Teilnahme an Demokratie abhält. Eine Grundsicherung und Bildung wäre in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung und vollumfänglich unterstützenswert. Allerdings würde das nur die prinzipielle Möglichkeit von Partizipation schaffen. Würde der Druck wegfallen und Zeit frei verfügbar sein, gehe ich davon aus, dass sich die Menschen mit dem beschäftigen würden, was sie gerne machen würden – sich in komplizierte politische Abläufe einzuarbeiten und vor allem kontinuierlich an dicken Brettern zu bohren dürfte IMO nicht dazu gehören. Haben sich eigentlich schon mal Psychologen mit diesem Gesichtspunkt auseinandergesetzt? Hättest Du da vielleicht ein paar Quellen? Gleichzeitig müssten Anreize zur politischen Betätigung geschaffen und Einstiegshürden abgeschafft werden.
    Eine meiner Ideen wäre – neben der Abschaffung vom Fach Religion zugunsten schulischer Bildung in Politik, Gesellschaft, Netz – ein verpflichtendes Politisches Jahr analog zum Grundwehrdienst. Es hätte ähnliche Auswirkungen: Die Ehrfurcht vor dem politischen Betrieb und Berührungsängste würden abgebaut, normale Menschen würden die von Juristen und Lehrern dominierten Parlamente erden, ein kontinuierlicher Strom frischer Augen würde den Politikern über die Schultern blicken und Einsicht in praktische politische Arbeit bekommen.
    Ist halt nur praktisch nicht durchsetzbar.

  10. Dieses komische Tumblr-Blog ist doch nur eine Falle um Netzaktivisten zu erfassen. Weil sie- öhm, Verwörungstheorie ausdenken- seit der Yahoo-Übernahme eine schicke neue Backdoor in Tumblr haben.

  11. Ah, und wer sich für das Ergehen der Piratenpartei aus der Sicht von Christopher Lauer, „dem prominentesten Vertreter der Piratenpartei“, interessiert, soll mal in ein paar der letzten http://www.wrint.de/category/ortsgespraeche/ mit Lauer im Titel reinhören. Lauer äussert da echt mal eine öhm- deutliche Meinung zum prophezeiten Scheitern der Piratenpartei. Die Sendungen sind bestimmt nicht jedermanns Sache, enthalten aber eine ordentliche Dosis politische Realität und Details zur Interaktion mit den Medien.

  12. Eine ganz tolle, sehr depressive Sendung. Ihr sprecht mir aus der Seele, gerade auch im Teil zur Bundestagswahl.

    Werde meinem Umfeld einen Hörbefehl erteilen.

  13. Ich fände es mal interessant, welche Möglichkeiten es gibt, um gegen diese Zustände vorzugehen. Wenn selbst Brüssel sagt: „Ja, Menschenrechte, hat irgendwie nichts damit zu tun, war schon ok“.

    Als Aufgeklärter Mensch mit auch nur etwas Verstand ist man doch total entrüstet. Privatsphäre geht dahin, Menschenrechte gehen dahin und die Machtverhältnisse liegen irgendwo im Schatten zwischen politischem Theater für die Öffentlichkeit und geheimen Hintergrundstrukturen, die mit den (verselbstständigten) Geheimdiensten verwoben sind.

    Mir persönlich fällt es zunehmend schwer Leute zu belächeln, die absurd erscheinende Schattenregierungen- und Weltverschwörungstheorien vertreten.

    Das Problem ist aber, dass man als Freiheitsliebender und Gewalt ablehnender Mensch ungern auf den Zug des bewaffneten Widerstandes aufspringen will. Zudem man dadurch den Argumenten von Regierungen und Geheimdiensten ja nur entgegen kommt, die das dann als Terrorismus verkaufen.

    Also ich würde mir wünschen, dass ihr vielleicht mal Projekte vorstellt und Anregungen gebt, wie man sich denn gegen solche Zustände wehren kann, ohne gleich die gewaltsame Brechstange anzusetzen, was sowieso ein Kampf mit Zahnstochern gegen Panzer wäre. Auf mich wirkt es leider nicht so, als würde sich die breite Öffentlichkeit davon betroffen fühlen, so lange Facebook und Google noch funktionieren und der Konsumalltag weitergeführt werden kann.

    Zu meinem Erschrecken, wenn ich Leute versuche über die Tragweite und möglichen Nachfolgeentwicklungen der Lage aufzuklären, entgegnen diese mit einem gelangweilten, teilweise genervten und naiven: „Wer keinen Dreck am Stecken hat braucht doch die Überwachung nicht zu fürchten“.

    Mir persönlich schleift die Kinnlade auf dem Boden und ehrlich gesagt sehe ich keine erfolgsversprechenden Möglichkeiten auf „demokratischem“ Wege – sofern sowas wie Demokratie noch wirklich existiert – eine positive Änderung herbeizuführen.

    • Das traurige an diesem „Wer keinen Dreck…“-Satz ist ja, dass die Entscheidung, ob man Dreck am Stecken hat oder nicht, ein Geheimdienst, durchgeknallte Ermittlungsbehörden mit Erfolgszwang oder irgendwelche Algorithmen treffen.

      Das ist den meisten Leuten nicht klar, bis sie mal selbst in so etwas drin stecken.

  14. * Klugschiss: Man merkt, dass keiner von euch beiden gedient hat! Maschinen-Gewehre haben typischerweise 7.62 mm (z.B AK47) oder 5.56 mm Kaliber
    * an der Stelle als Linus bejammert, dass Politiker nicht mehr per Vertrauensfrage für ihre Überzeugungen einstehen würden, musste ich schmerzhaft an Gerhard Schröder denken, der sich ja als politischer Märtyrer inszenieren ließ als er den Sozialstaat abschaffte.

    Ansonsten Top-Folge, weiter so!

  15. In Russland werden keine Festplatten zerstört, da werden Journalisten schon mal erschossen (Anna Stepanowna). Das ist nochmal eine ganz andere Qualität.

  16. Die Sendung wird auf dieser Seite beschrieben mit:

    Logbuch:Netzpolitik ist der Versuch, das netzpolitische Geschehen im deutschsprachigen Raum weitgehend neutral und unaufgeregt in einem regelmässigen Podcast einzufangen.

    ich fände es schön wenn ihr zu „neutral und unaufgeregt“ zurückkehren würdet.

    • Ich nicht. War beim Jahresrückblick ja auch nicht so. Bundestagswahl ist ja auch nicht alle Tage, und da darf man so etwas auch mal ansprechen, zumal der Bezug zum Thema Netzpolitik aus Linus‘ Perspektive (unumkehrbare Weichenstellungen) ja auch deutlich gemacht wird.

    • Also ich muss sagen, dass mir aufgrund der immer stärkeren politischen Ausrichtung das Hören dieses Podcasts immer schwerer fällt.

      Ich finde das sehr schade, denn die Podcast Serie hat wirklich stark angefangen.
      Ich denke es schadet bei der Diskussion der netzpolitischen Themen, denn netzpolitisch interessierte gibt es in allen politischen Lagern und man sollte die Gemeinsamkeiten suchen anstatt zu spalten.

      Nicht zuletzt der immer stärkere Drift in eine politische Richtung hat der Netzpolitik die Schlagkraft genommen.

      • Neutral und unaufgeregt?
        Sorry, aber ich will keinen Nachrichtensprecher der die neuesten Entwicklungen vorliest als hätte er Eiswasser in den Adern.

        Weichgespülte, darauf bedachte an niemand und nichts anzueckende Aussagen gibts ja wie auch schon im Podcast angesprochen mehr als genug.

        Gerade der letzte Teil der Sendung gehört für mich zum interesantesten und spannendsten was ich hier in letzter Zeit gehört habe, dreißig Minuten länger und ich wäre mit Mistgabel und Fackel auf der Strasse gestanden ;-)

  17. Am Anfang der Sendung zum Thema Aktionen gegen Miranda und Guardian in UK wird die Frage gestellt, was wohl in Deutschland passieren würde, wenn zum Beispiel dem Spiegel so etwas widerführe.

    Das muß man sich nun nicht in purer Phantasie ausmalen, da ein sehr ähnlicher Fall sich doch bereits vor längerer Zeit ereignet hat:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegel-Aff%C3%A4re

    Dort hat die Staatsgewalt sogar viel drastischer durchgegriffen als im aktuellen Fall. Am Ende hat die Pressefreiheit gesiegt, es gab politische Konsequenzen, Strauß mußte als Verteidigungsminister zurücktreten.

    Daraus erklingen doch mehrere Dur-Akkorde:
    – In Deutschland kommt der Staat mit solchen Aktionen nicht ungeschoren davon
    – Früher war nicht alles besser, heutzutage wären solche Aktionen geradezu undenkbar (Chefredaktion wird verhaftet usw.)
    – Die Sabotage der Pressefreiheit war erfolglos
    – Die Presse zeigte sich solidarisch mit dem Spiegel, gesellschaftlicher Widerstand wallt auf

    Nur mal so als Gegenakzent zur in dieser Episode gequält vorgetragenen Defätismus-Ballade.

  18. Inhaltlich fand ich die Abschweifungen von Linus(Harz IV & Co) und die grundsätzliche Analyse unseres politischen Systems sehr gut. Aber irgendwie passt so etwas eher in Metrolaut oder WMR. Logbuch Netzpolitik war bisher sonst politisch neutraler. Eine zu starke politische Positionierung wird den einen oder anderen Hörer verschrecken.

    • Wie sagte Eleanor Saitta so schön „Wer unpolitisch ist, hilft dem Feind.” Insofern, mehr davon.

      Und ja, Menschen, die sich von Ihrer Gier leiten lassen ohne Rücksicht auf den Planeten oder ihre Mitmenschen und Andere aufgrund von komischen Kategorisierungen ausgrenzen kann man als „Feind“ bezeichnen.

      • Auf den Planeten muss man nun wirklich keine Rücksicht nehmen. Dem ist es ziemlich egal, was wir in einer winzig kleinen Schicht auf/unter seiner Oberfläche an Unfug anstellen (bzw wäre es, wenn der Planet ein wahrnehmendes, denkendes, fühlendes, … Wesen wäre). Gedanken machen sollte man sich um seine Mitmenschen (auch zukünftige) und andere Lebewesen.

  19. Das war in meinen Ohren eher 12-Ton-Musik ;). Muss auch mal sein und ist bei der derzeitigen Situation durchaus verständlich. Macht weiter und lasst euch nicht unterkriegen.

  20. Man wacht auf, und merkt, dass es ein Traum war. Der Traum von demokratischer Beteiligung und Mitbestimmung unter Adenauer, Ehrhard, Kiesinger, Brandt, Schmidt, Kohl und so weiter. Der Traum von der Freiheit vom Arbeitszwang in der Nachkriegszeit, den 70ern, den 80ern und 90ern. Die Vollbeschaeftigung und der allgemeine Wohlstand. Die nicht-korrupten Politiker. Die Manager, die nicht auf den Profit schielten. Kann man endlos aufzaehlen, was frueher alles aneblich besser war. War es nie. Man war juenger und naiver, man hat vieles nicht verstanden oder reflektieren koennen. Man schaue sich die alten Wahlplakate und Wahlsendungen von CDU und SPD an. Man erinnere, dass es damals nur CDU/SPD/FDP in den Parlamenten gab. Es wird nicht wirklich schlimmer, wir halten es nur nicht mehr aus. Obwohl noch viel zu viele es noch aushalten wollen. Es ist wie das Erwachsenwerden eines Kindes. Die Fantasie verblasst, die Zwange deutlicher, die Freiheiten schwinden. Das soll nichts relativieren oder schoenreden. Aber es liegt nicht daran, dass etwas schlimmer wird. Wir durchschauen nur die Luege. Nicht die Luege von einzelnen Politikern, Managern oder Lehrern. Die Luege des Menschen sich selbst gegenueber. Die Luegen unserer Eltern, unserer Freunde und Bekannte und unserer selbst. Die Herrschaft hatte nie einen Herrscher, es gab nie den Zauberer von Oz, der Weihnachtsmann existiert nicht wir haben keine drei Wuensche frei. Wir Menschen haben das geschaffen und reproduzieren es jeden Tag wieder – die duenne Decke der Zivilisation, die uns von der Barbarei trennt – die Droge, die uns vergessen laesst, bis die Wirkung nachlaesst. Die Entzugserscheinungen wuerden schrecklich sein. Keiner will sie durchleben. There is no way out.

  21. Liebe Moderatoren,
    Ihr habt bei eurer Debatte über den Friedensnobelpreis den Fürther Friedensengel vergessen: Henry Kissinger.
    Ich empfehle als Spätsommerlektüre The Trial of Henry Kissinger von Christopher Hitchens (Die Akte Kissinger lautet die dt. Übersetzung).
    Wer die Zeit nicht hat, sollte sich wenigstens die auf der Buchvorlage basierende Doku anschauen. Dann versteht man auch, warum der Friedensnobelpreis spätestens seit 1973 das Äquivalent zur goldenen Himbeere bildet
    Hier: http://www.youtube.com/watch?v=2bFOhAAYfqk

  22. Hallo zusammen,

    ich fand die letzten 30 Minuten des Podcasts hoch interessant und ich würde mich auch freuen wenn ihr das Thema in der kommenden Woche fortsetzten würdet. Ich finde auch, dass das Themen „Wahlen 2013“ und „Assimilationskultur“ durchaus Bezug zur Netzpolitik (bspw. Piraten, Gleichgültigkeit bei NSA Themen, etc) haben. Die negativen Kritiken dazu in den Kommentaren kann ich nicht verstehen, wenn es einen nicht interessieret kann man doch einfach das Kapitel überspringen. So what?

    Wie gesagt, bitte greift das Thema weiter auf, denn ich habe ähnliche Gedanken, aber konnte sie bisher nicht richtig zusammensetzen und ausdrücken.

    PS: Gibt es eigentlich eine Wahlempfehlung von Euch?

  23. Die Frage warum er über London geflogen ist finde ich gar nicht schwer zu beantworten. Vor diesem Vorfall hätte wohl jeder dieses Szenario, in dem britische Behörden den _Lebensgefährten_ eines _Journalisten_ mit dubiosen Anti-Terror-Gesetzen grillen sowie bis an die Grenze schikanieren (die 9h kann man wohl anders nicht erklären) für nahezu ausgeschlossen gehalten. Alleine wegen der schlechten Presse für UK. An Stelle von Snowden sowie dessen Lebensgefährten hätte ich dieses Risiko für sehr gering gehalten, und darüber hinaus in Kauf genommen. Nach dem Vorfall sieht es zukünftig nun natürlich anders aus, nun ist das Risiko hoch, und das Medienecho alleine rechtfertigt auch nicht unbedingt einen zweiten Versuch.

  24. Hei Tim und Linus, was geht denn eigentlich mit Freiheit statt Angst ab? Wenn ich nicht aktiv danach suche, scrollt da gleich überhaupt nix an mir vorbei, bei euch hier auch nicht. Was ist denn da los?
    Ich will euere Meinung hören, die wäre mir wichtig! Danke

  25. Normalerweise höre ich Euren Podcast ja wirklich sehr gern.
    Doch diesmal bin ich bei Hören oft zusammengezuckt. Die Begriffe „Arbeitgeber“ und „Arbeitnehmer“ wurden von Linus ziemlich häufig verwendet, dabei ist das doch voll Neusprech!

    Sagt auch Maha: http://neusprech.org/arbeitgeber/

    Wo bleibt der gute alte Unternehmer und der Angestellte?

  26. Hallo ihr,
    gute und wichtige Aufklärung, die ihr macht.

    Aber in dieser Ausgabe ist die Polemik von Linus für mich unerträglich, besonders im letzten Drittel der Sendung.

    Höre es Dir doch noch mal an?!

    Ich würde mich freuen, wenn ihr objektive Berichte und Meinungen klarer trennt, und bei den Meinungen nicht ist lächerliche abgleitet (Bsp.: Euer Verhalten bez. der Verleihung des BV-Kreuzes durch Frau von der Leyen).

    Nix für Ungut und Grüsse aus Passau.

      • Mensch Linus, es geht doch nicht um rhetorische Überlegenheit oder die wahre Bedeutung von Begriffen. Du hast einfach recht deutlich Stellung bezogen und Dinge nicht sachlich, sondern wertend dargestellt. Mir persönlich hast du aus dem Herzen gesprochen. Wenn ich mir aber vorstelle, eine ähnliche Rede hätte jemand mit anderer politischer Denke gehalten, wäre mir womöglich auch der Hut hochgegangen, erstmal jedenfalls.
        Als erwachsener Mensch müsste ich das natürlich verkraften. Wenn ich dann aber darauf hinwiese, dass ich das nicht für gut halte, noch dazu konstruktiv, immerhin nicht beleidigend, fühlte ich mit dieser Antwort nicht so recht ernst genommen.
        Willst du das erreichen?

        Weitermachen!

      • Ok.

        Polemik:
        „scharfer, oft persönlicher Angriff ohne sachliche Argumente [im Rahmen einer Auseinandersetzung] im Bereich der Literatur, Kunst, Religion, Philosophie, Politik o. Ä.“.

        Ich nehme ein Beispiel aus dem aktuellen Podcast: Hier ziehst Du grob unsachlich, persönlich angreifend und menschenherabwürdigend über Herrn Friedrich her.

        Vergleichst ihn beispielsweise mit pflegebedürftigen Kranken, die sich nicht mehr bewegen können.

        Ich finde dies geschmacklos ggü. Herrn Friedrich und allen betroffenen, pflegebedürftigen Menschen!

        Und dies unabhängig von den politischen und fachlichen Ansichten oder Qualifikationen der Beteiligten.

        Mein Wunsch wäre, dass Du diese Art der Kritik auf persönlicher Ebene lässt, und ihr euch auf sachliche Kritik stützt. Da gibt es ja ausreichend Ansätze…

  27. Ich fand die Sendung sehr gut, auch besonders die letzen 30 Minuten. Das Feld der Neutralität auch einmal zu verlassen und Stellung zu beziehen finde ich durchaus zulässig. Die Ansichten teilen muss ja niemand, zum Nachdenken regen sie aber allemal an. Und das machen Podcasts für mich auch aus, dass sie Persönlichkeit haben und die Menschen hinter dem Mikrofon sagen können, was sie denken. Auch ich würde mich über eine Fortführung des Diskurses freuen.
    Allgemein wollte ich mich noch für die vielen interessanten Stunden Logbuch Netzpolitik bedanken. Ich bin mehr oder weniger regelmäßiger Hörer seit der ersten Stunde und muss sagen, dass ihr euch in den letzten Monaten und Wochen noch mal richtig gesteigert habt. Es macht Spass euch zuzuhören, ich fühle mich gut informiert und oftmals sehr inspiriert. Vielen Dank!

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