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LNP214 Abstrakte Gefährder

Epicenter.works — Österreichisches Überwachungspaket — Urheberrechtsreform: Rettet die Meme

Diese Sendung konzentriert sich stark auf österreichische und europäische Aspekte. Zu Gast ist Thomas Lohninger und wir reden ausführlich über die politische Gesamtmengelage in Österreich und die zahlreichen neuen Gesetzesinitiativen der Bundesregierung, die als "Überwachungspaket" einige bedenkliche neue Regelungen bündelt. Danach sprechen wir noch über das Vermächtnis von Günter Oettinger: die Novelle des Urheberrechts im Rahmen einer europäischen Richtlinie, die unter anderem Upload-Filter etablieren möchte und damit sowohl die freie Meinungsäußerung als auch offene Projekte wie Wikipedia akut gefährdet.

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Veröffentlicht am: 18. März 2017
Dauer: 1:16:06


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Prolog 00:00:29.017
  3. Politische Realität in Österreich 00:02:58.351
  4. Überwachungspaket für Österreich 00:12:07.727
  5. Rettet die Meme 01:01:15.076
  6. Epilog 01:13:07.076

Transkript

Tim Pritlove
0:00:00
Thomas Lohninger
0:00:05
Tim Pritlove
0:00:29
Thomas Lohninger
0:00:53
Tim Pritlove
0:00:54
Thomas Lohninger
0:00:59
Tim Pritlove
0:01:03
Thomas Lohninger
0:01:09
Tim Pritlove
0:02:12
Thomas Lohninger
0:02:26
Tim Pritlove
0:02:59
Thomas Lohninger
0:03:34
Tim Pritlove
0:05:00

Ja.

Thomas Lohninger
0:05:00
Tim Pritlove
0:05:09
Thomas Lohninger
0:05:12
Tim Pritlove
0:05:55
Thomas Lohninger
0:05:56
Tim Pritlove
0:06:06
Thomas Lohninger
0:06:09
Tim Pritlove
0:06:34
Thomas Lohninger
0:07:23

Ja, das haben wir jetzt kurz äh ausgelassen, also während dieser Bundespräsidentschaftswahl dieser nicht enden wollenden, gab's auch einen Kanzlerwechsel. Die sozialdemokratische Partei hat sich ihres langdienenden sehr unbeliebten Kanzlers Werner Falman entledigt und einem Bahnmanager, äh Christian Kern zum Kanzler gemacht und der ist jetzt eben weiterhin in der großen Koalition ähm und die haben dann eben Ende Jenner ein neues Regierungsprogramm vorgestellt. Das war so im Zuge des Reboots der Regierung. Ähm und der. Dem Versuch sich irgendwie den Mundus eines Neustarts zu geben und jetzt aber wirklich und diesmal wird nicht mehr gestritten. Wir machen ein Regierungsprogramm, das müssen alle Minister unterschreiben und dann, arbeiten wir, ähm weil das wollen die Leute ja von uns. Das war so irgendwie die Message. Und in diesem neuen Regierungsprogramm, was am dreißigsten Jänner zweitausendsiebzehn vorgestellt wurde, fand sich auch ein sogenanntes Sicherheitspaket, was aber ein riesiges Überwachungspaket ist, Und äh als Datenschutzbürgerrechtsorganisation sind wir da, sehr stark gefordert, aufzuzeigen, was in diesem Gesetz wirklich drinnen steht und ähm wieso uns das einerseits nicht sicherer machen wird, weil der Großteil dieser Maßnahmen ist eigentlich, Base von dem, was Thomas Demazer in Deutschland in den letzten Monaten und Jahren vorgeschlagen hat. Ähm und ähm, Gleichzeitig aber wirklich eine enorme Ausweitung von Überwachung, wo überhaupt nicht belegt ist, ob uns irgendeiner dieser Maßnahmen sicherer machen wird.

Tim Pritlove
0:09:01
Thomas Lohninger
0:09:30

Ja, gute Frage, also ähm das Ganze. Sicherheitsthema ist hier sicherlich eines, wo man getrieben wird von der FPÖ, von der rechtspopulistischen Partei in Österreich, die ähm ja immer ganz stark äh ähm darin war, sehr, heftige Forderungen aufzustellen in Sachen Sicherheits und Asylpolitik und Das, was man eigentlich immer über die letzten Jahr, Jahrzehnte in Österreich gesehen hat und was ich befürchte, dass auch in Deutschland passieren wird, ist, dass man am Anfang, wenn diese Forderungen von rechts kommen, sagt, oh mein Gott, wie kann man nur und dann gewinnen die Wahlen und dann übernimmt man irgendwann diese Forderungen und das gesamte politische Spektrum rückt so ein bisschen nach rechts. Ähm ein schönes Beispiel, einer der Kernforderungen der FPÖ war seit vielen vielen Jahren ein Burka und Hitcho Verschleierungsverbot, wo man natürlich erstmal an muslimische Frauen denkt. Ähm, da waren immer alle dagegen. Und jetzt mit diesem Regierungsprogramm ähm, ja, es können sich fast alle hinter dieser Forderung stellen. Ähm und äh das ist auch ein Gesetz, was schon in Begutachtung ist. Also, in Sachen Asylgesetzgebung trifft er das klar nach rechts, aber auch in Sachen Sicherheitsgesetzgebung versucht man dann. Eigentlich sogar die Rechtspopulisten zu überholen und. Gerade Sicherheit ist ja ein ein Politikfeld, in dem man noch sehr gut Handlungsfähigkeit simulieren kann. Wo man schön zeigen kann, ja, aber wir haben doch diese und jene Maßnahme gesetzt Ähm das Ding ist bei Sicherheitsgesetzgebung gibt's eigentlich überhaupt kein Korrektiv, ob das, was man da beschließt, uns irgendwie sicherer macht, weil wenn dann doch mal ein Anschlag passiert und wir hatten in Österreich ja nur einen Verhindertenanschlag ähm im Jenner, der aber auch das war ein Siebzehnjähriger, der. Sich seine Waffen für den Anschlag von einem Zwölfjährigen besorgen wollte und angeblich irgendwie Bomben bauen wollte, aber äh wirklich weit weit weg von der Ausführung irgendeiner Tat war. Und trotzdem war die Reaktion nicht okay, Sicherheit hat funktioniert, wir haben den rechtzeitig geschnappt, noch bevor irgendwas hätte passieren können, sondern die Reaktion war jetzt brauchen wir noch mehr Kompetenzen, noch mehr Massenüberwachung ähm und in dieser Logik kann Politiker glaube ich sehr gut persönlich punkten, vor allem ein Innenminister, aber wir sind halt ganz weit weg davon, sinnvolle, faktenbasierte Politik zu machen.

Tim Pritlove
0:11:57
Thomas Lohninger
0:12:24
Tim Pritlove
0:12:45
Thomas Lohninger
0:12:49
Tim Pritlove
0:12:52
Thomas Lohninger
0:12:56
Tim Pritlove
0:14:08
Thomas Lohninger
0:14:17
Tim Pritlove
0:14:34
Thomas Lohninger
0:14:37
Tim Pritlove
0:14:38
Thomas Lohninger
0:14:42
Tim Pritlove
0:15:18
Thomas Lohninger
0:15:50

Ja, also die Bilder sind auf jeden Fall da. Die Frage ist, was davon wird jetzt ausgewertet? Und äh es ist halt nochmal ein großer Unterschied, ob ich da jetzt nur Bilddaten habe, die ich nach, Minuten Stunden lösche, wenn da eine korrekte Viniette dran war oder ob ich von allen Autos die Kennzeichen erfasse und die dann in einer Datenbank gebe, aus der ich Bewegungsprofile. Von allen Autos auf allen österreichischen Straßen ableiten kann. Und es ist ganz spannend zu sehen, dass der österreichische Autobahnbetreiber die Asphinag sich sehr vehement gegen diesen Gesetzesvorschlag stellt. Also deren Unternehmenssprecher war ganz flott dabei zu sagen, also das ist Das geht technisch mal alles gar nicht. Wir haben gar nicht diese Kameras, äh was ein bissel zweifelhaft ist und dann aber wir wollen da nicht zum die Hilfen der Strafverfolgung werden. Das ist ja auch eine sehr gute Einstellung ist für. So ein eigentlich staatsnahes Unternehmen sich da auf die Hinterbeine zu stellen und zu sagen, wir wollen hier nicht Hilfsschere fan. Und ähm da haben wir noch keinen Gesetzesvorschlag zu dem Thema. Das wird sicher sehr spannend, was sie sich hier wirklich einfallen haben lassen, wie flächendeckend diese Kennzeichenerfassung sein soll. Ob das halt wirklich zu Bewegungsprofilen führen soll oder nur wenn ein Kennzeichen zur Fahndung ausgeschrieben ist zum Beispiel. Solche Systeme gibt's annähernd schon, das wäre natürlich auch nochmal ein bisschen besser. Weil dann eben nur die schon wirklich gesuchten Kennzeichen äh wirklich erfasst und weitergeleitet werden Das Problem hier ist überall so, ähm der Großteil davon ist eigentlich schon Praxis, jetzt wird's so ein bisschen im Nachhinein legalisiert äh und wir müssen uns wirklich äh genau damit beschäftigen, wieder noch die technische Implementierung ausschaut, weil am Ende ist es eine Zeile kot, ob ich diese Bilder dann auswerte oder lösche ähm und deswegen ist da sicherlich sehr viel Sorgfalt geboten.

Tim Pritlove
0:17:46
Thomas Lohninger
0:17:57
Tim Pritlove
0:18:28
Thomas Lohninger
0:18:34
Tim Pritlove
0:18:49
Thomas Lohninger
0:19:08
Tim Pritlove
0:20:26
Thomas Lohninger
0:20:43

Genau und um diesen Bereich abzuschließen, es kommt auch eine Ausweispflicht für Busse und Züge, ähm das heißt im Moment ist es jetzt. Genau. Ähm also ähm das Ganze ist, von welcher Seite täume ich das auf? Ähm, eigentlich kommt das aus dem äh Fremdenrecht in Österreich. Ähm der Paragraph hundertelf dort, der besagt einerseits so wenn du äh Flugzeug oder Schiffsbeförderungsunternehmen bist, dann musst du die Daten deiner ähm deiner Fahrgäste an die Behörden weiterleiten Ähm das ist der Grund, wieso man auch bei Schiffen angeben muss, äh wenn da Grenzübertritt geplant ist oder grenznäher befahren wird, äh was für Leute auf diesem Boot sind. Ähm das ist einerseits äh das, was wir als PNA Fluggastdaten kennen. Äh, das ist die Umsetzung dieser EU-Richtlinie in Österreich. Und dasselbe Paragraph hundertelf Fremdenpolizeigesetz ist auch der Grund, wieso im Mittelmeer Flüchtlinge sterben, weil das ist auch der selbe Paragraph, der besagt, dass das Beförderungsunternehmen die Person zurückführen muss äh wenn sie keinen gültigen Aufenthaltstitel oder wie sei in diesem Land hat. Und dieser Paragraph wird jetzt für Züge und Busse ausgeweitet. Das sehen wir auch in Europa, wie zum Beispiel in Belgien, dass jetzt äh diese PNA-Daten, diese Fluggastdaten auch für Züge erhoben werden. Und das will Österreich eben auch machen und zwar nicht nur in Grenzregionen. Wir sind sowieso ein kleines Land, das wäre zu bewerkstelligen, jetzt natürlich auch regionale Verbindungen gibt, aber sehr viel ist ganz nah. Da will man eben auch, dass man so einen Zug oder Busticket nur noch mit Angabe von Name, Geburtsdatum. Und vielleicht eben auch hier zeigen eines Ausweises kaufen kann. Und das sehen wir als großes Problem, weil wenn man sich mal diese Maßnahmen zusammen vorstellt, ich kann weder mit Zug, noch mit Bus, noch mit Auto. Irgendwie nur noch anonym von A nach B kommen. Äh wenn ich die U-Bahn verwende, bin ich durch diese Videoüberwachung Gesichtserkennung auch schon, betroffen und damit habe ich eigentlich ein komplettes Panoptikon und ich kann irgendwie nur noch spazieren gehen, wenn ich von Stadt A nach Stadt B gehen will und das nicht in irgendeiner Datenbank aufscheinen soll.

Tim Pritlove
0:23:03
Thomas Lohninger
0:23:07
Tim Pritlove
0:23:57
Thomas Lohninger
0:24:05
Tim Pritlove
0:24:05
Thomas Lohninger
0:24:09
Tim Pritlove
0:24:10
Thomas Lohninger
0:24:15
Tim Pritlove
0:24:36
Thomas Lohninger
0:24:39
Tim Pritlove
0:25:50
Thomas Lohninger
0:25:57
Tim Pritlove
0:25:58
Thomas Lohninger
0:26:02
Tim Pritlove
0:26:05
Thomas Lohninger
0:26:07
Tim Pritlove
0:26:15
Thomas Lohninger
0:27:19

Genau, also es gab einen Fall, wo er eingesetzt wurde, aber das war noch aufgrund einer alten Strafprozessordnung. Ähm zweitausendacht da gab's auch eine Kommission danach, die gesagt hat ähm das ist ein sehr hartes Instrument und uns sich sehr auch an der deutschen Rechtordnung orientiert hat, also einer Quellenticker U, eine Online-Überwachung ist unter gewissen, Umständen möglich, aber eine Online-Durchsuchung, dass ich wirklich auf dem Rechner mir mal anschaue, was sind dort für Fotos, für Adressen, für Kontakte. Das geht gar nicht, das ist nicht verfassungswidrig Ähm und ähm die Frage ist dann natürlich, wie baust du eine Software, die irgendwie das Skype überwacht, aber eigentlich sonst nicht weiß, welche Dateien auf diesem Rechner sind? Es gib eine riesige Latte an Problemen mit so einer Software schon allein du manipulierst ja das Zielsystem. Du musst ja in diesen Rechner eindringen, damit manipulierst du die Beweismittel, die du danach eigentlich vor Gericht ähm verwenden wirst. Da haben wir auch drauf hingewiesen, dass das in Österreich aufgrund der Rechtsordnung ganz, ganz schwierig ist. Und am Ende natürlich das, was Linus ist schon öfters ausgeführt hat, dass ab diesem Zeitpunkt, wo es Bundestrojaner gibt, der Staat ja auch ein Interesse daran hat, dass Sicherheitslücken offen bleiben, dass wir alle unsicherer werden. Ähm und deswegen glauben wir, das geht, Ganz genau in die falsche Richtung, das wird uns gefährden und nicht sicherer machen und ähm ist auch einfach kein Preis, den man zahlen soll. Man muss damit leben, dass Leute sich auch mal unbeobachtet kommunizieren, können und deswegen sind wir da ganz klar gegen den Vorschlag.

Tim Pritlove
0:28:55
Thomas Lohninger
0:29:28
Tim Pritlove
0:29:31
Thomas Lohninger
0:29:39
Tim Pritlove
0:29:55
Thomas Lohninger
0:30:02
Tim Pritlove
0:30:06
Thomas Lohninger
0:30:08
Tim Pritlove
0:31:03
Thomas Lohninger
0:31:04

Ja genau ähm und da sind wir ein riesiges Problem, deswegen sagen wir auch unbescholtene, weil das sind nicht verurteilte Menschen, die hier wie wie verurteilte behandelt werden. Das ist 'ne Aushöhlung der Unschuldsvermutung man muss sich einfach mal klar machen, wer ist denn ein Gefährder? Wir haben alle dann immer irgendwelche Bilder von ähm äh Islamisten im Kopf, aber ein Gefährder kann jeder sein. Äh das können alle Menschen sein, die sich irgendwie äh kritisch mit dem Staat beschäftigen, und da sehen wir ein riesiges Problem, weil äh damit einfach die Unschutzvermutung abgeschafft wird, und ähm da haben wir noch keinen Gesetzesvorschlag zu diesem Thema, aber wir können uns nicht vorstellen, dass das irgendwie verfassungskonform machbar ist ähm uns ähm. Die große Frage, die man sich immer stellen muss, äh wie hört man denn auf Gefährder zu sein. Wenn das kein konkreter Verdacht ist, der dazu führt, dass ich auf dieser Liste stehe, was kann ich dann eigentlich tun, um von dieser Liste wieder runterzukommen, um mein Leben zurückzubekommen Ähm diese No-Fly-Listen aus den USA geben einem bisschen einen Vorgeschmack äh wie Kafka S sein kann, äh wenn man da irgendwie ins Fadenkreuz kommt und wie wenig Handlungsmöglichkeiten man auch hat, äh sich von so einem Verdacht von so einem Stigma wieder zu befreien Äh deswegen wär's ganz wichtig, dass man hier eigentlich sagt, nein, das geht zu absolut gar nicht, weil da einfach äh grundsätzliche rechtsstaatliche Prinzipien gebrochen werden.

Tim Pritlove
0:32:39

Also ich äh kenne natürlich so, weder bin ich Experte in der deutschen Rechtslage, noch äh ist mir die österreichische äh besonders vertraut, aber äh ich könnte mir vorstellen, das ist ja, es gibt ja schon diese grau äh und Übergangsbereiche, sowie äh schutzhaft, also wenn man sozusagen schon so eine konkrete Anhaltspunkte hat, ja? Für irgendwelche vorbereitenden Maßnahmen, um dann sozusagen zur Verhinderung von etwas solche Maßnahmenskranken, also wo sozusagen die Alternative zu so etwas tatsächlich eine Inhaftnahme wäre, ja. Ähm kann ich jetzt nicht genau benennen. Weiß ich, gibt's in äh Deutschland so einen ganz dünnen Bereich, wo das irgendwie greifen könnte. Das ist ja sozusagen der der äh Diskussionsraum, der sich da zunächst einmal auftut, um diese Fußfesseldiskussionen aufzumachen aber ich sehe natürlich deinen Punkt. Also, damit wollte ich nur sagen sicherlich lässt es sich auch argumentieren äh hier von, wenn auch kleinen Zielgruppen zu sprechen. Die sagen wir mal ein Gefährderstatus haben der schon über das Unbeschuldenheitsbescholdenheitszustand hinausgeht aber natürlich ist es hier wie bei vielen Sachen, dass man natürlich hier schnell so einen Dammbruch vermutet, dass man sagt, na ja okay, jetzt ne Mit solchen Begriffen wie abstrakte Gefährder äh erweitert man das Ganze und schafft quasi dann Haftbedingungen für Leute, die unter derzeitigen Rechtslage auf gar keinen Fall in irgendeiner Form zumindest auch nur zeitweise in Haft genommen werden dürften.

Thomas Lohninger
0:34:17
Tim Pritlove
0:34:45
Thomas Lohninger
0:35:20
Tim Pritlove
0:36:01
Thomas Lohninger
0:36:19
Tim Pritlove
0:36:21

Ja, genau und genau und dann dann kommt halt beziehungsweise man man kann halt dann sozusagen aus dieser erhöhten Problemlage, die man bei ihm dann schon sah, ja, könnte man ja auch ableiten Okay, äh meinetwegen bist du jetzt hier in Deutschland, aber äh was du machst, kommt uns irgendwie ein bisschen äh spanisch vor. Die Frage ist, weil er war ja sozusagen schon, im Prinzip aus seinem äh auf dem Weg nach draußen. Also er war ja sozusagen schon in Abschiebung. Nur dass die nicht durchgeführt werden konnte. Wegen dieser üblichen Problematik mit Tunesien in dem Fall spielt er nicht mit. Es liegen nicht die richtigen Papiere davor, et cetera, Pass fehlt. Ja, was halt quasi sich in Klärung befand, also im Prinzip war er ja sozusagen schon. Aber dann eben dann doch nicht und an der Stelle wäre natürlich diese Fußfessel, denkbare, sag nicht, muss sein, aber eine denkbare, politische Diskussion äh Option, die äh im Zusammenhang auch diskutiert wurde. Also, wo ich eigentlich hinaus will, ist ganz nicht das Wort reden. Ich denke, dass es auch sehr wichtig ist für Aktivisten an der Stelle sehr, gut zu unterscheiden, weil man sich natürlich auch mal schnell in der öffentlichen Debatte ähm in die Ecke gestellt sieht, so nach dem Motto, Ja, ihr beschützt ja hier nur die Terroristen und ihr beschützt ja den so und wenn man das sozusagen von vornherein alles komplett rausrechnet und sagt so, nee, das sind alles unbescholten, ne? Um diese Argumentation umzudrehen, was ich auch nachvollziehen kann. Bin mir nicht ganz so sicher, ob man dann immer so den den Durchgriff in der Argumentation auch erhält, den man sich äh vorgestellt hat's mal so als Anmerkung.

Thomas Lohninger
0:38:04
Tim Pritlove
0:39:20
Thomas Lohninger
0:39:25

Es kommen noch kleine Punkte, einerseits mein die staatsfeindliche Bewegung. Da geht es dem Vernehmen nach, um sowas wie Freeman und Reichsbürger, also ähm diese neue, häufig äh rechts einzuordnenden. Bewegungen, die glauben irgendwie, es gibt noch das deutsche Reich und den Deutschland oder Österreicher Staat ablehnen und als Firma sehen, so dieses ganze Gedank. Äh was ja auch äh an einiger Stelle schon ähm dazu geführt hat. Es gab diesen einen Fall in Deutschland, wo ein Polizist erschossen wurde von von so einem Verrückten. Ähm und äh in Österreich gab's noch keinen solchen Fall, aber diese Bewegungen sind auch hier aktiv und äh haben auch schon. Glaube ich ein paar hundert Mitglieder und sind natürlich sehr nervig für die Verwaltung, dadurch dass die gerne sehr lange Pamphlete dort einbringen und so seitenlange Beschwerden, die dann von den Behörden auch geprüft werden müssen. Deswegen gibt's da jetzt gerade eben so diese, Gegenwehrreaktion äh mit diesem Gesetz, dass man sagt, ähm. Wir haben jetzt eben eine staatsfeindliche Bewegung als neuen Straftatbestand definiert und äh wenn man sich dieses Gesetz aber genauer anschaut, dann, trifft das eben auch wieder, so wie es geschrieben ist, zum Beispiel Leute, die sich gegen äh Bauprojekte, aus Umweltgründen stemmen, sagen, nein, wir wollen jetzt in Graz kein neues Wasserkraftwerk. Äh wie's gerade der Fall ist und dann vielleicht doch aktiv versuchen, mit Besetzungen, dem Bau zu verhindern, ähm die Heimburger Aubesetzung in Österreich ist so ein historisch wichtiger Fall. Gründung der Grünen Partei geführt hat, die werden heute Staatsfeinde. Auch Leute, die sich gegen Asylabschiebungen stellen, werden als Staatsfeinde einzusortieren. Das ist im Grunde jede Bewegung und wir sprechen hier nicht von Organisation, sondern eine diffusere Bewegung die staatliche Autorität nicht anerkennt oder äh sich dieses selbst anmaßt äh und den Vollzug. Von diesen Entscheidungen des Staates oder vom auch kleinen Gemeinden. Versucht zu verhindern. Also das sind auch Leute, die sich zum Beispiel am Stammtisch über den Bürgermeister aufregen und sich überlegen mit normalen zivilen Ungehorsam, ein Zeichen zu setzen. Auch Kunstformen, das was das Zentrum für politische Schönheit zum Beispiel macht, könnte man als staatsfeindliche Bewegung klassifizieren und all diesen Leuten drohen jetzt bis zu zwei Jahren Haftstrafe. Da wo es dann wirklich äh bedenklich wird ist der Bereich wenn man in die Vorstufe geht. Also wenn ich. Wenn sich solche Gruppen auf Bücher berufen, auf zum Beispiel irgendwelche Historiker oder Philosophen. Dann können auch diese Personen, die sozusagen die geistigen Vater davon sind äh mit einem Jahr Haftsprachestrafe belangt werden. Und es geht in den Erläuterungen auch explizit darum. Die Verbreitung einer Gesinnung einzudämmen. Solche Meinungsdelikte sind in Österreich neu, sowas hatten wir bisher noch nicht, bis natürlich auf die Verbotsgesetze, ähm aber hier wurde wirklich sozusagen schon allein das. Verbreiten einer Gesinnung unter Strafe gestellt und das ist auch wieder eine Bestimmung. Die die aus unserer Sicht gar verfassungswidrig ist und dies eigentlich auch nicht braucht, weil man kann ja solchen, verrückten Herr werden und sicherlich ist das für die Verwaltung ein gewisser Aufwand, aber das was hier als Mittel gewählt wurde ist einfach weit über dem, was man bräuchte.

Tim Pritlove
0:43:11
Thomas Lohninger
0:43:14
Tim Pritlove
0:43:57
Thomas Lohninger
0:44:06
Tim Pritlove
0:45:43
Thomas Lohninger
0:45:48
Tim Pritlove
0:45:51
Thomas Lohninger
0:45:54
Tim Pritlove
0:46:41
Thomas Lohninger
0:46:48

Zwei noch, zwei noch. Ähm eine, eine Sache äh die ist wirklich irrsinnig. Äh kommt so aus dem Telekom-Bereich, äh die Registrierungspflicht für SIM-Karten. Also ähm heute ist es ja so in Österreich, dass ich einfach zum Supermarkt laufen kann und mir eine Sintrate kaufe äh und mit der dann telefonieren kann, die kann ich aufladen über. Guthaben äh von von Kreditkarten oder eben auch, was ich so an einer Tankstelle kaufe und damit kann ich anonym telefonieren. Äh wir haben viereinhalb Millionen solcher anonymen Simkraten in Österreich gerade. Laut Zahlen der Regulierungsbehörde, an die sollen künftig verboten werden. Es muss dann äh nach den Plänen der Regierung. Jeder der eine SIM-Karte haben will, ähm, seinen Pass herzeigen, sich ausweisen und das ist 'ne Maßnahme. Schon öfters diskutiert wurde in anderen Ländern und in den meisten von denen abgelehnt wurde. Also so eine Auswärtspflicht für SIM-Karten. Gab's in Mexiko schon mal und die haben dort dann eben gemerkt, okay, alles was das tut, ist ein Schwarzmarkt für SIM-Karten zu erstellen, deswegen nehmen wir das Gesetz wieder zurück. Wir haben Dänemark, Tschechien, Neuseeland, Kanada, Rumänien und Großbritannien, die sich alle überlegt haben so ein Gesetz einzuführen und sich dann dagegen entschieden haben. In Großbritannien sogar nach den Anschlägen von London zweitausendfünf gab's eine eigene Kommission. Wo nur die ganzen Sicherheitsbehörden drinnen saßen. Die haben sich das angeschaut und gesagt, nein, macht uns nicht sicherer, werden wir nicht tun, führt nur zum Schwarzmarkt. Ähm Cecilia Malms dröhnen, damals noch zweitausendzwölf EU-Innenkommissarin. Auch mal auf eine parlamentarische Anfrage gesagt, ja Manatorie sind gerade Registration, Summestate, wir haben's uns angeschaut, aber es bringt nix. Trotzdem, wenn man das jetzt in Österreich einführen. Und wir sagen auch hier, wo es der Nachweis, dass uns das sicherer machen wird. Ähm, das ist halt eigentlich auch nur wieder so dieses Symbolanlass Gesetzgebung die aber überhaupt nicht von Fakten getrieben ist und die als Maßnahme einfach klar abzulehnen ist.

Tim Pritlove
0:48:59

Ja.

Thomas Lohninger
0:49:03
Tim Pritlove
0:49:04
Thomas Lohninger
0:49:11
Tim Pritlove
0:49:17
Thomas Lohninger
0:49:21

In Österreich kommen. Ähm der Grund, wieso ich das hier als letztes und nicht als erstes Thema habe, ist, weil Latin Texte Regierung. Wir haben hier nur das Regierungsüberwahlen kommen, das Gesetz darauf warten wir gespannt. Aber die nennen das Vorratsdatenspeicherung in Wirklichkeit äh so wie's da drin steht, ist es aber Quickfreeze. Wo ist der Unterschied? Ähm bei der Vorratsdatenspeicherung überwache ich ja. Die Telefone und äh P-Adressen von allen Menschen in einem Land und speicher die alle für gewissen Zeitraum weg, weil irgendwer von denen vielleicht später mal ähm straffällig werden könnte Und bei Quickfreeze ist es genau andersrum, ich speichere gar nichts, außer von den Leuten, ähm die, explizit wo es expliziten Anfangsverdacht gibt wo ich sage, okay, die Person, die will ich mir jetzt anschauen. Diese Hürde ist am Anfang sehr niedrig. Ähm da kann einfach die die Sicherheitsbehörde hergehen und sagen, von dieser Person bitte ab jetzt alle Daten speichern, dann um auf die Daten zuzugreifen, brauchen sie aber einen richterlichen Beschluss. Wenn der Richter diesen Zugriff auf die Daten ablehnt, werden sie gelöscht und die Person wird verpflichtend darüber informiert, dass sie überwacht wurde in diesem Zeitraum. So wie die das da reinschreiben, wäre das wirklich eben keine Vorratsdatenspeicherung, sondern Quickfreeze. Was in Deutschland ja immer als Alternative diskutiert wurde. Und wenn wir wirklich dieses Ding so bekommen dann könnten wir damit leben, weil das wäre in manchen Fällen ist es sogar besser, wenn nicht sofort die Daten beauskunftet werden sondern wenn man sich zuerst mal irgendwie sagt, wir wollen jetzt mal irgendwie, dass nichts mehr gelöscht wird für Zeitraum sechs Monate maximal und dann, wenn sich der Verdacht erhärtet, dann holen wir uns die Daten, also es gibt manche Fälle, wo das sogar Grundrecht schonender sein können, Quickfreest zu haben als das normale Auskunftsverfahren, wie es im Moment existiert Und wir werden uns dieses Gesetz sehr genau anschauen, ob man da nicht eh wieder äh versucht, Vorratsdatenspeicherung über die Hintertür einzuführen indem man zum Beispiel die äh Speicherdauer für die Betriebsdaten nomiert, also das, was man für Verrechnungszwecke ja heute schon speichern darf. Und sollte das aber wirklich nur reines Quickfreet sein, dann wäre Österreich glaube ich, das erste Land in Europa, was keine Vorratsdatenspeicherung aber Quickfreeze hat. Was irgendwie ein schönes Beispiel wäre.

Tim Pritlove
0:51:53
Thomas Lohninger
0:52:12
Tim Pritlove
0:52:23
Thomas Lohninger
0:52:33

Also es schaut so aus, als wenn sie lauter kleine Häppchen machen und nicht ein großes Paket wo sie so als Paket eben präsentiert haben. Also ähm dieses Überwachungspaket haben wir jetzt aufgeschnürt was wird jetzt passieren? All diese Gesetze werden von den relevanten Ministerien äh in Begutachtung geschickt, dann werden wir natürlich als NGO äh juristische Stellungnahmen dazu abgeben, das Die haben wir schon die ersten abgegeben. Da kann man auf Epicenter dort works gehen und dann gibt's eine Themenseite zum Überwachungspaket. Da sieht man alle Themen nochmal aufgelistet, und eben auch unsere juristischen Stellungnahmen, sofern die reinkommen, die müssen sich sehr beeilen, weil in dem Regierungsprogramm gibt's vor allem auch fixe. Zeit leisten, also bis ähm März muss alles vorgeschlagen werden, also in Begutachtung gehen und bis Juni wollen sie alle diese Gesetze im Parlament schon verabschiedet haben. Das heißt, sehr kurze Gesetzgebungsperioden ähm und für uns jetzt gerade eben, maximale Mobilisierung, weil hier gibt's viele Dinge, die wir klar ablehnen und verhindern wollen. Und in diesen ähm paar Monaten, die uns noch bis Ende Juni bleiben, werden wir alles unternehmen, um diese Gesetze jetzt so so noch zu verhindern. Ähm und äh wir haben dazu eine neue Kampagne gestartet. Äh WWW Überwachungspaket Punkt AT. Da kann man sich informieren über diese Themen und auch gleich selber aktiv werden Wir haben da äh wie es so eben wie üblich ist in in den Kampagnen, die wir tun äh Werkzeuge gebaut, um sich mit den Abgeordneten im Nationalrat in Kontakt zu setzen, und denen zu sagen, wo ist der Nachweis, dass uns das sicherer macht? Äh diese Maßnahmen sind alle summasumarum ähm abzulehnen. Wir haben hier einzelne Kritikpunkte, die die man den Abgeordneten mitteilen kann. Und es geht drum einfach die Sensibilität zu erhöhen und denen klar zu machen, ähm, dass da auf jeden Fall keine Sicherheit in diesem Paket drinnen ist, sondern eigentlich nur Massenüberwachung und. Es gibt mehrere Möglichkeiten, das zu tun. Klar, man kann irgendwie Social Media verwenden und mit den Abgeordneten zu sprechen oder ihnen eine E-Mail schick. Aber die große neue Sache, die wir hier gebaut haben, ist eine Hotline, unter der man direkt mit Abgeordneten sprechen kann. Das ist 'ne Neuentwicklung, also wir haben uns da an amerikanischen Tools Call Congress orientiert und man kann hier einfach 'ne Telefonnummer anrufen. Und sich dann mit einem Abgeordneten verbinden lassen. Aber man kann auch eine Anruferinnerung erstellen lassen und dann jeden Wochentag zu einer von sich selbst festgelegten ähm Zeit angerufen werden von uns, um mit einem Abgeordneten verbunden zu werden. Und ähm ich ich will dazu noch was sagen, weil dieses äh Abgeordnetenanrufen, das ist, glaube ich, wie die meisten Menschen eine ziemlich hohe Hürde. Ähm das ist aber wirklich der effektivste Weg, um. Bei politischen Themen mitzureden und um wirklich Druck auf die Entscheidungsträger auszuüben. Das macht enorm Eindruck, Wenn der normale Menschen anrufen, an, man muss mit denen keine elends langen Gespräche führen, einfach nur zu sagen ich bin gegen dieses Überwachungspaket wo ist der Beleg, dass uns das sicherer machen wird? Das reicht eigentlich schon um die politische Kalkulation zu beeinflussen. Weil die wissen, dass die Hürde sehr hoch ist und je mehr Menschen wirklich zum Hörer greifen und äh entweder einmal oder eben vielleicht noch zwei, drei Mal, diese Erinnerung kann man jedes Mal weg. Kann da auch nicht abheben, anrufen oder einfach äh in dem Menü, was dann kommt, äh zwei Stadt eins wählen. Ähm, wir haben das wirklich sehr User freundlich gemacht, um es den Leuten so einfach wie möglich zu machen mit ihren Abgeordneten in Kontakt zu treten. Weil wir kennen das von den europäischen Kampagnen, genau solche Tools braucht's, um wirklich bei den Abgeordneten anzukommen.

Tim Pritlove
0:56:36
Thomas Lohninger
0:56:42
Tim Pritlove
0:57:04
Thomas Lohninger
0:57:16

Du

Tim Pritlove
0:57:17
Thomas Lohninger
0:57:21

Na, du hast eine eine ähm schöne, schöne äh Radiostimme von jemanden, der uns dann äh. Der dir mal sagt, ja, herzlich willkommen bei kontaktiere deinem Abgeordneten eine Dienstleistung für die Demokratie von Epicenter Work, Und dann hat man ein Hauptmenü, wo man sich eben eine Anruferinnerungen machen kann oder direkt mit einem Abgeordneten sprechen kann, einem zufälligen oder eben einem äh die haben alle eine ID bei uns auf der Webseite, die kann man eingeben und dann ist man direkt mit, Diesem einen Abgeordneten verbunden. Man kann sich nochmal Argumente vorsagen lassen. Wir haben da eben auch so Infotapes und äh Feedback gibt's und äh Abmeldung von dieser Anruferinnerung, also es soll wirklich so einfach wie möglich sein. Und wenn man so eine Anruferinnerung hat, ist es vielleicht ein bissel mehr, ist man mehr genau. Etwas für äh die eigene Demokratie zu tun, weil, dieses mit von den eigenen Bürgern zu hören, ist gerade in Österreich sehr unüblich Die Abgeordneten sind's gewohnt, eigentlich isoliert äh in ihrem Parlament arbeiten zu können über diese Themen zu entscheiden. Und vielleicht gibt's mal hier und da eine Bürgerinitiative, die man dann in einem eigenen Ausschuss schubladisieren kann. Aber eben nicht diese dieser inhaltliche Auseinandersetzung, dass Leute mal wirklich sagen, also ich hab diese und jeder bedenken und ich sehe das so und so. Aber genau das braucht's, weil Demokratie ist immer die Summe aller Stimmen von Leuten. Wenn wir diese Stimmen nicht bis zu den Abgeordneten bringen, dann glauben die, es ist eh okay, was sie gerade.

Tim Pritlove
0:58:54
Thomas Lohninger
0:59:13
Tim Pritlove
0:59:16
Thomas Lohninger
0:59:34
Tim Pritlove
0:59:34
Thomas Lohninger
1:00:09
Tim Pritlove
1:01:11
Thomas Lohninger
1:01:45

Ja. Kommen wir nach Europa. Ähm ganz äh eigentlich meiner Meinung nach so das wichtigste, netzpolitische Thema auf EU-Ebene gerade, ist das Vermächtnis von Günter Oettinger, Der Mann ist ja nicht mehr Digitalkommissar aus Gründen, ähm aber er hat im September zweitausendsechzehn noch ein neues Ulberrechtspaket auf den Weg gebracht und da, Gibt's eigentlich recht viel dazu zu sagen, ich will mich jetzt nie nur auf einen Aspek konzentrieren. Leistungsschutzrecht wurde, glaube ich, schon debattiert, ähm was Schrankenregelungen sind, hat äh Julia Reder hier schon mal erklärt gibt aber in diesem Gesetzesvorschlag von Öttinger eine Sache, die uns wirklich ganz massiv beschäftigen sollte und das sind Uploadfilter. Uploadfilter bedeutet, dass es bei allen Plattformen in Europa. Die User Generated Content haben, das kann sowas wie Wikipedia sein oder auch E-Learning Plattformen sowas wie YouTube und eigentlich auch jeder andere Idee von Plattformen, wo User frei Content ablohnen können, all diese Plattformen werden mit diesem Gesetz äh dazu verpflichtet dass sie ähm äh Content Regionision Technologies einsetzen. Das heißt, dass sie mit Uploads Filter prüfen, ob dieses Bild, dieses Musikstück, dieses Video ähm jetzt gerade gegen das Urheberrecht verstößt oder nicht Ob dieses Werk schon von irgendjemanden äh als geschützt markiert ist oder nicht. Dieser Content Record Nishion, Technologies geben dann irgendwie eine von drei Rückmeldungen. Entweder ja, das darf gepostet werden oder das darf gepostet werden, aber nur wenn du meine Werbung drunter einblendest. Und das dritte ist, nein, das darf nicht gepostet werden und dann wird dieses Bild, dieses Lied nicht veröffentlicht im europäischen Internet. Wir kennen solche Technologien schon unter dem Titel Content ID ist 'ne Entwicklung von Google für YouTube wenn ich bei YouTube heute ein Video hochlade ähm wo ähm irgendjemand meint, das ist mein Urheberrecht, das ist irgendwie meine Fernsehsendung oder mein Lied wirst du hier gerade hochlädst, dann kann dieser rechte Inhaber über Content die eben sagen schaltet meine Werbung ein oder nimm dieses Ding komplett vom Netz. Und das heißt, das wäre sowas wie eine Vorabzensur von jeder Kulturproduktion in Europa. Das Ganze ist auch nur zentralisiert machbar. Weil es kann ja nicht jeder Plattformbetreiber selber irgendwie alle Inhalte vorrätig haben die irgendwo geschützt sein könnten, sondern man muss eine zentrale Stelle haben, die ähm dieses dieses Werk dann sozusagen prüft gegen äh die Liste an geschützten Werken. Dadurch gibt es dann auch eine zentrale Stelle die über jede kulturelle Produktion in Europa Bescheid wüsste und natürlich man kann hier vielleicht mit Hashes arbeiten, aber kontinuierlich tut das zum Beispiel nicht, Die schicken ja die schauen ja wirklich auch, ob da irgendwo im Hintergrund noch Musik passiert. Ähm und äh wir reden hier von Artikel dreizehn. In der Richtlinie des Europäischen Parlaments und Rats über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt und ähm das ist. Wenn wir's mal simpel formulieren wollen, genau dieselbe Art von ähm, Uploadfilter von vorab Zensur, die wir eigentlich nur aus dem russischen oder chinesischen Internet kennen. Und dass so etwas ernsthaft in Europa vorgeschlagen wird. Es ist eigentlich himmelschreiend. Ich meine, wir haben gerade eine neue Anti-Terror-Richtlinie. Dort gibt es keine Netzzensur, keine also, äh zumindest keine Uploadfilter für alle äh Plattformen, aber jetzt in diesem Urheberrechtspaket äh ist das drinnen, und wir wissen alle, wenn solche Techniken mal etabliert sind, ist es ein leichtes, den Zweck zu ändern. Der Function Creep würde einsetzen, wenn so eine Technik da ist und dann sind's halt als nächstes auch terroristische Inhalte äh und vielleicht auch dies und das in Zukunft, die ähm mit so einer Upload-Filter vorab zensiert würden Und dieses Gesetz wird eben jetzt gerade im EU-Parlament verhandelt, da gibt's auch die passende Kampagne dazu und zwar save the mean Punkt net. Äh ist von Bits of Freedom. Äh unsere niederländischen Freunden, die haben da eben auch ein Tool gebaut, wo man äh mit iPhone, mit dem anderen Telefontool, was es in Europa gibt ähm den Abgeordneten, die Abgeordneten kontaktieren kann, um ihm eben eben auch zu sagen, dass man das nicht richtig findet, dass äh solche Upload-Filter in Europa gesetzt werden sollen und wir müssen hier auf jeden Fall alle irgendwie aktiv werden, weil wie gesagt, wenn das durchgeht, dann haben wir, ja, dann ist das Ende erreicht.

Tim Pritlove
1:06:43
Thomas Lohninger
1:07:39

Ja, also ich meine, wir wir sind hier eh von einem den notwendigen Update des Urheberrechts äh noch weit entfernt. Wirklich versucht mal an die Lebensrealitäten der meisten Menschen anzupassen und an unser aller Medienverhalten und vor allem auch das Potential ausnutzt um um um freies Wissen äh in der Gesellschaft zu verstärken. Also, Das ist natürlich immer noch ein äh verstaubtes Urheberrecht von vor ein paar hundert Jahren, aber äh es sind wie so kleine Dinge. Auch noch nicht erfüllt, wie zum Beispiel eben Schrankenregelungen, dass man sagt, das Urheberrecht, begrenzt, zum Beispiel in Klassenzimmer, in der Schule kann ein Lehrer frei kopieren, ohne dass er sich ums Urheberrecht kümmern soll, äh oder wenn ich etwas zitiere oder wenn ich einer, von etwas mache, dann äh äh darf ich äh mich äh darf ich das Urheberrecht brechen, ja, wenn ich irgendwie, äh lustige Persifire, da irgendwie mein eigenes Video daraus mache, äh dann hat der da jetzt irgendwie kein Urheberrechtsanspruch drauf. Diese Schrankenregelungen gibt's in dieser Richtlinie, aber es sind Kannbestimmungen. So ist es auch jetzt schon und das führt dazu, dass du in dem einen Land äh darfst du irgendwie Parodie machen, im anderen nicht, in, im einen Land gibt's Panoramafreiheit, dass du irgendwie von der Straße ein Gebäude fotografieren kannst und der Architekt dieses Foto nicht zensieren kann. Im Anderen wäre das illegal, an diese Schrankenregelungen sollten verpflichtet werden, das wäre so das Minimum an äh Verbesserungen im Urheberrecht, dass wir eigentlich bräuchten. Aber doch das ist jetzt im Moment noch nicht drin. Ähm! Und wie gesagt, wir sind jetzt am Anfang von dem Gesetzgebungsverfahren. Das Ganze muss erst durch Rat und Parlament durch. Dann geht es in den Trilog, Das heißt aber wir müssen uns jetzt in der ersten Lesung im Parlament, wo wir historisch immer die besten Karten haben, weil Abgeordnete halt noch eher auf Bürger hören. Da müssen wir uns alle einbringen oder beziehungsweise äh vorher hatte ich ein Thema für die Österreicher. Jetzt habe ich ein Thema für die Deutschen, ähm wenn man in Brüssel spricht mit den Leuten und das habe ich ähm letzten letzten Montag gemacht, wie ich dort war, ähm, bei Idrias die Meinung vor, das ist ein deutsches Proposel von einem deutschen Kommissar. Und äh sowohl im Rat wie auch im Parlament hören viele Leute auf diese Argumente, dass Uploadfilter eine ganz schlechte Idee wäre, aber es sind eben gerade die Deutschen Abgeordneten von SPD und Union. Die hier noch klar für diesen Vorschlag sind und die eigentlich hier ihre Position ändern müssten, ansonsten gibt's wenig Chancen, dass man dieses äh Proposel nochmal verhindern könnte.

Tim Pritlove
1:10:25
Thomas Lohninger
1:10:56
Tim Pritlove
1:12:01
Thomas Lohninger
1:12:15
Tim Pritlove
1:12:46
Thomas Lohninger
1:12:51
Tim Pritlove
1:12:52
Thomas Lohninger
1:13:07
Tim Pritlove
1:13:09
Thomas Lohninger
1:14:04

Ja, also äh wir wir leben von Spenden. Ähm das ist der einzige Weg äh unserer Arbeit unabhängig äh machen zu können Damit finanzieren wir irgendwie den ganzen Betrieb hier und sind ja inzwischen doch schon fünf Leute und wir. Werden auf jeden Fall die nächsten Monate nichts anderes machen, als uns um dieses Überwachungspaket zu kümmern Ähm gut, die Netzzentrale gibt's auch immer noch, aber es ist genügend zu tun und äh solche Gruppen zu unterstützen, wenn wenn man die Arbeit wichtig findet, wobei, wie gesagt, uns geht's vor allem drum, dass die Leute jetzt zum Hörer greifen und ähm. Selber bei null sieben zwanzig zwanzig fünfzig achtundachtzig anrufen und äh wirklich das ist so der, jetzt so ein vielleicht als Schlusswort ähm ich mache das jetzt doch schon irgendwie jetzt einige Jahre und ich kann nur sagen äh bei der Demokratie mal eine, aktivere Rolle zu haben, ist auch wirklich gut für die geistige Gesundheit, weil man weiß einfach, dass man was getan hat, ähm in vielen Fällen kann man auch mithelfen, dass Entscheidungen besser werden. Man kriegt nicht immer alles, was man sich gewünscht hat, aber es hat einen Einfluss und äh gerade in so Zeiten, wo das Gesamtgefüge wirklich ins Diffuser, nicht faktische, sei es gefährliche abdriftet Es ist wichtig, ähm sich ja selber auch mal so ins ins Gewissen zu gehen und zu schauen, hey, was kann ich eigentlich tun, wo betrifft mich das und dann dementsprechend selbstbestimmt zu handeln. Das kann ich jedem empfehlen, das damit kann man dann auch irgendwie ruhiger schlafen.

Tim Pritlove
1:15:46
Thomas Lohninger
1:16:05