Logbuch:Netzpolitik
Einblicke und Ausblicke in das netzpolitische Geschehen
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LNP489 Das Kabinett ist nicht maschinenlesbar

Ein Logbuch:Netzpolitik Spezial zur Beobachtung des bundesdeutschen Parlamentswesens

Tim spricht heute mit Sabrina Gehder, Macherin des Podcasts "Parlamentsrevue" und Entwicklerin der Website "Bundestagszusammenfasser" die einen stets aktuellen Überblick über die Prozesse des Bundestags im Hinblick auf die Entwicklung, Diskussion und Verabschiedung von Gesetzen liefert. Wir sprechen über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Beobachtung des Parlaments und den Entwicklungswegen, die Gesetze so nehmen, welche Gesetze derzeit primär das Digitale für Bürger und Wirtschaft regeln und wie Gesetze das Digitale des Staates regeln. Genauer sprechen wir dann noch über das jüngst gescheiterte Onlinezugangsgesetz 2.0 und was vielleicht nötig wäre, um dem Staat in Sachen Digitalisierung wirklich Beine zu machen. Außerdem diskutieren wir das Bürokratiemonster Cannabisgesetz und die jüngste Zerforschung von Anbietern für die Verwaltung von Cannabis Social Clubs.

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Veröffentlicht am: 10. April 2024
Dauer: 1:24:44


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Prolog 00:00:27.658
  3. Parlamentsrevue 00:02:53.933
  4. Der Bundestagszusammenfasser 00:16:50.297
  5. Digitale Gesetze für Bürger und Wirtschaft 00:38:37.802
  6. Digitale Gesetze für den Staat 00:47:00.173
  7. Onlinezugangsgesetz 2.0 00:51:18.625
  8. Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis 01:04:37.807
  9. CanGuard zerforscht 01:13:34.795
  10. Epilog 01:21:32.661

Transkript

Tim Pritlove
0:00:00
Sabrina Gehder
0:00:01
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
0:01:52
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
0:04:12

Ja, das gelingt ja auch ganz gut. Also mich würde mal interessieren, was so eigentlich deine ursprüngliche Motivation war. Ich habe mal was ähnliches gemacht, ich weiß gar nicht, ob du das weißt, ich habe ja mal so ein Projekt gehabt damals mit Philipp Banse, das war mehr so ein Experiment, Bundesradio hieß das. Und das war tatsächlich genau die Idee, also sozusagen Bundestagsgeschehen und Gesetzesgeschehen, das ist doch irgendwie alles interessant und das betrifft uns doch und das ist halt auch wieder so etwas, die meisten Leute verstehen es nicht so richtig, weil es halt auch keiner so richtig verfolgen möchte und so weiter. Und dann haben wir so ein bisschen gegrübelt, was da so unser Modus sein kann und haben es dann mal probiert mit. Ausschusssitzungen herausgreifen und dann vor Ort sein und sich da irgendwelche, Vortragenden, also jetzt nicht von den Parteien, sondern so diesen Experten, die dann immer geladen werden, die zu greifen und dann mal so das Thema durchzusprechen. Hat sich alles als nicht wirklich gangbarer Weg herausgestellt, deswegen ist das dann auch nach ein paar Sendungen auch wieder eingeschlafen, was kein Problem ist. Philipp Banse macht Macht ja jetzt sehr erfolgreich Lage der Nation. Ulf Burmeier hat da sozusagen das Format dann auch gefunden. Und naja, hier war es ja, Logbuch-Netzpolitik hat auch seine eigene Art und Weise, darauf zu schauen. Aber du gehst ja da sehr strukturiert und sehr zielgerichtet sozusagen nach dem Programm des Bundestages ran.

Sabrina Gehder
0:05:43

Ja genau, also da sind halt so ein bisschen zwei Gedanken zusammengekommen. Einmal dieser Gedanke, man müsste eigentlich mal einen Podcast machen. Und dann hatte ich schon länger so einen Gedanken, der wie mietfrei in meinem Kopf wohnte, dass ich gedacht habe, es müsste doch eigentlich mal entweder ein Podcast oder ein YouTube-Channel oder irgendwas, also irgendein Medium geben, das einfach mal vollständig beleuchtet, was in diesem Bundestag passiert. Eben nicht nur die relevanten Themen, über die halt alle reden, sondern wirklich mal auflistet. Das ist übrigens noch passiert und dann gab es noch den Beschluss. Und so ist jetzt, diese Dinge sind halt im Bundestag passiert. Und das gab es einfach nicht. Und ich habe das nicht, gibt es auch anscheinend bis heute nicht so richtig. Also die meisten, die sich halt damit beschäftigen, es gibt ja zigtausend Podcasts auch aus den, von den großen Zeitungen und so weiter, die irgendwie Hauptstadtberichterstattung machen, aber auch die kümmern sich immer nur um so Einzelthemen, über die halt, wie gesagt, alle reden. Ja. Und diese ganzen kleinen Themen, die da noch so sind, die gehen irgendwie total unter. Und das war so meine Motivation oder unsere Motivation damals. Wir haben ja angefangen zu zweit. Da war noch meine Podcast-Partnerin Corinna mit dabei. Und diesen Gedanken hatten wir halt beide, dass wir das irgendwie mal vollständig begleiten wollten. Und da kam uns dann die Bundestagswahl halt gelegen, wo wir dachten, ach Mensch, jetzt hier fängt die neue Legislaturperiode an. Das ist doch eine gute Gelegenheit, das mal anzufangen.

Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
0:17:39
Sabrina Gehder
0:17:45

Ja.

Tim Pritlove
0:17:45
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
0:21:26
Sabrina Gehder
0:21:27

Das mache ich halt so einmal die Woche. Ich hatte verschiedene Ansätze, das irgendwie zu automatisieren mit irgendwelchen Scrapern und hast du nicht gesehen. Aber das war einfach komplett zum Scheitern verurteilt. Zum einen, weil die Ministerien ungefähr alle halbe Jahr das Layout ihrer Webseiten komplett ändern. Ja, das ist das eine Ding und es hat auch nicht jedes Ministerium eine dedizierte Seite, wo diese ganzen laufenden Vorhaben sind, also zum Beispiel Bildung und Forschung habe ich komplett aufgegeben, das ist einfach eine Katastrophe. Sie haben zwar eine Seite, aber da sind alle Gesetze aufgelistet, die das Ministerium betreffen und dann schreiben sie irgendwie dazu, wenn es dazu ein neues Änderungsgesetz gibt. Also furchtbar. Also da gucke ich halt nicht mehr rein. Bei anderen gibt es zwar irgendwie einen Link, aber da steht dann nichts und dann hast du nur den Link zu dem PDF, also da gibt es dann keine richtige Seite. Sehr gut macht es das Justizministerium, muss ich lobend erwähnen, weil die haben dann so einen richtig schönen Verlauf, wo dann alle Dokumente aufgelistet sind, alle Stellungnahmen und du so eine schöne Timeline hast und so. Und eine Synopse mittlerweile sogar, ganz großartig. Und so, ja, also das sind so die beiden Extreme eigentlich. Also dazwischen hast du alles Mögliche. Jedes Ministerium macht es anders. Du hast da keine Einheitlichkeit. Es wird ständig geändert. Und es sind auch nicht nur die Gesetze dort, sondern auch alle Verordnungen, alle Beschlüsse und alle sonstigen Dokumente, die irgendwie aus dem Ministerium kommen. Das heißt, du hast sehr viel Heu und sehr wenig Stecknadeln. Und das war dann einfach so eine Aufwand-Nutzen-Abwägung, weil für die zwei Gesetzentwürfe, die dabei sind, dann müsste ich dann die ganzen 20 Verordnungen dagegen jedes Mal wieder rauslöschen. Und das hat sich dann nicht gerechnet. Deswegen ist es für mich tatsächlich einfacher, wirklich einmal die Woche mich hinzusetzen, alle Ministeriumseiten oder alle Vorhabenseiten da durchzugehen, zu gucken, ob was Neues da ist und das dann einfach per Hand einzutragen.

Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:24:00
Tim Pritlove
0:24:04
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:24:10
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Genau, das ist die Tagline, denn irgendjemand muss es ja machen. Finde ich großartig. Also ich muss sagen, das schafft einfach sofort Transparenz Ja, Transparenz in gewisser Hinsicht, weil man sieht halt, was ist irgendwie hier von wo drin, also könnte man sicherlich noch ein paar nette Features einbauen, was weiß ich, das hier nach Ministerium zu sortieren oder irgendwie solche Filter, aber davon unabhängig gehen wir mal nächsten Schritt. Also in dem Moment, wo ich jetzt hier eines dieser Gesetze auswähle, aus dieser Liste, egal in welchem Zustand die gerade sind, blendest du ja dann auch noch so eine schöne Grafik ein, die so den theoretischen zukünftigen Verlauf abbildet. Also was weiß ich hier, nehmen wir mal ein Beispiel, Gesetz zur Verbesserung des Klimaschutzes beim Emissionsschutz und da geht es dann los mit einem Referentenentwurf, dann hat es einen Kabinettsbeschluss gegeben, dann ist das, ich vermute mal, wenn es sich so aufteilt, dann sind es zustimmungspflichtige Gesetze durch den Bundesrat. Das heißt man hat dann im Prinzip zwei parallele Verläufe, ist im Bundesrat oder im Bundestag eingegangen und dann im Bundestag erste Lesung, zweite und dritte Lesung beziehungsweise im Bundesrat ein erster Durchgang, wie es da so schön heißt und eine potenzielle Beschlussfassung und dann wenn beide zugestimmt haben, dann wird es halt auch verkündet, wenn es denn angenommen wurde. Aber man sieht das hier sozusagen grafisch schon mal sehr schön. Und dann gibt es als dritte Qualität sozusagen alles, was abgeschlossen ist, also je nachdem, ob es abgelehnt oder gestoppt ist. Was ist der Unterschied zwischen abgelehnt und gestoppt?

Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:31:57
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
0:37:11
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
0:37:32
Sabrina Gehder
0:37:36
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:38:27
Tim Pritlove
0:38:32
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
0:40:50

Ja.

Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:44:01
Tim Pritlove
0:44:03
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:45:29
Tim Pritlove
0:45:32
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:45:42
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:45:43
Tim Pritlove
0:45:49
Sabrina Gehder
0:45:55
Tim Pritlove
0:46:03
Sabrina Gehder
0:46:09
Tim Pritlove
0:46:19
Sabrina Gehder
0:46:34
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
0:48:10
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
0:49:09
Sabrina Gehder
0:49:11
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:49:15
Tim Pritlove
0:49:17
Sabrina Gehder
0:49:18
Tim Pritlove
0:50:12
Sabrina Gehder
0:50:20
Tim Pritlove
0:50:38
Sabrina Gehder
0:50:43
Tim Pritlove
0:51:00
Sabrina Gehder
0:51:02
Tim Pritlove
0:51:06
Sabrina Gehder
0:51:14
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:51:30
Tim Pritlove
0:51:31
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
0:53:46
Tim Pritlove
0:53:50
Sabrina Gehder
0:53:52
Tim Pritlove
0:53:56
Sabrina Gehder
0:54:18

Also der beste Weg wäre, wenn wir einfach nochmal 20 Jahre zurückspulen ungefähr und dann der Bund, also auf Bundesebene, auf bundespolitischer Ebene, ein großer Verwaltungsanwendung App Store aufgesetzt wird Und einmal diese ganzen verschiedenen Fachanwendungen, die dann benötigt werden, beschafft oder programmieren lässt oder was auch immer. Also je nachdem, ob es das schon gibt oder nicht. Und die dann den Kommunen bereitstellt. Und zwar so, dass gleich als komplettes Ökosystem, mehr oder weniger komplettes Ökosystem, aber zumindest mit kompatiblen Schnittstellen, das geplant wird und dann eben an die Kommunen verteilt wird und die sich dann das so zusammenbauen können, wie die das brauchen. So, dass die Kommunen eben erstmal diese ganze Beschaffung nicht in ihrem Bereich haben, dass sie den Support nicht in ihrem Bereich haben, die Administration und vor allem auch die Schulung. Weil das ist jetzt, im Moment ist es halt so aufgesetzt, jede Kommune und jedes Land muss im Prinzip die Fachanwendung für ihre Behörden selber beschaffen. Die müssen selber ein Software-Auswahlverfahren machen, die müssen das selber installieren, die müssen es teilweise selber beauftragen oder tatsächlich erstellen lassen. Sie müssen ihre Leute irgendwie selber schulen und jede Kommune muss das selber machen. Also du hast diesen Overhead einfach mal 400 oder so. so. Und das ist halt einfach, und die Sachen funktionieren dann nicht miteinander, also du kannst dann nicht Daten einfach übertragen, so jemand zieht um von Bayern nach Schleswig-Holstein, du kannst nicht einfach dessen Meldedatensatz oder dessen Finanzamtsdatensatz. Steuerdatensatz übertragen an die andere Behörde, sondern du musst dann an deinem neuen Wohnort den kompletten Anmeldeprozess und so weiter, musst du halt alles nochmal selber machen. Weil einfach die Schnittstellen nicht untereinander funktionieren.

Tim Pritlove
0:56:11
Sabrina Gehder
0:56:16
Tim Pritlove
0:56:17

Genau, auf der Ebene. Aber das ist natürlich ein guter Punkt. Und interessant finde ich jetzt auch deine Stoßrichtung, weil ich frage mich halt auch immer schon die ganze Zeit, was, Was brauchst du halt eigentlich? Und andere Länder haben ja auch Digitalministerien, die in gewisser Hinsicht auch ein wenig durchregieren können, so ähnlich wie es halt das Finanzministerium tun kann. Und ich finde, so wie man beim Geld einen Überblick haben muss, müsste man halt eigentlich auch bei dem Digitalen einen Überblick haben. Und ich glaube, das ist so in der Politiker-Mentalität in Deutschland noch nicht so richtig angekommen. Und in gewisser Hinsicht haben wir es ja gerade hergeleitet. Also dieses, wenn du den Staat digitalisieren willst, dann musst du quasi in jedem Absatz irgendwo sagen, muss aber auch ohne Papier gehen, muss aber so gehen, muss aber so gehen. Und ich kann das dann auch gut verstehen, wenn jetzt so ein Landkreis die Hände hebt und sagt, habt ihr sie noch alle? Wir können doch jetzt nicht hier für jeden Landkreis das Rad immer wieder neu erfinden. Klar, es gibt natürlich Gesetzesunterschiede, pipapo, auf Landesebene und sicherlich gibt es auch noch irgendwas, was der eine Landkreis anders macht als der andere, weil die ja in gewisser Hinsicht in der konkreten Umsetzung ihrer Anwendungen und so weiter dann auch nochmal so andere Methodiken haben oder keine Ahnung, Prozesse, Abläufe, Zuständigkeiten. Nur, das ist ja nun absolut zumutbar, dass man Software entwickelt, die im Prinzip für 400 Landkreise dann eben auch die entsprechenden Anpassungen auch vornimmt oder zumindest so parametrisierbar macht. Aber dann in dem Moment, wo man sagt, naja, ihr müsst aber jetzt hier ein bestimmtes Datenformat, nehmen wir mal zum Beispiel elektronische Rechnung, muss ja jetzt von allen unterstützt werden, macht ja einfach keinen Sinn, das auch nur mehr als einmal zu implementieren.

Sabrina Gehder
0:58:18
Tim Pritlove
0:58:28
Sabrina Gehder
0:59:31
Tim Pritlove
0:59:47
Sabrina Gehder
0:59:49
Tim Pritlove
0:59:55
Sabrina Gehder
0:59:56
Tim Pritlove
1:00:33
Sabrina Gehder
1:00:39
Tim Pritlove
1:00:50
Sabrina Gehder
1:00:54

Und die Widerstände sind in vielen Bereichen halt auch sehr groß. Jetzt zum Beispiel, da sind wir wieder beim Gesetz Digitalisierung der Justiz, da soll es unter anderem darum gehen, dass Strafanträge auch online gestellt werden können. Und ich kann noch mal einen Link raussuchen, den wir vielleicht in die Shownotes packen können. Es gibt einen Beitrag auf LinkedIn, wo Marco Buschmann, also der Justizminister, dieses Gesetz vorgestellt hat mit so ein paar Erklärbildchen. Und es haben sich diverse RichterInnen und AnwältInnen unter diesem Beitrag halt geäußert, wie schlimm sie diesen Vorschlag finden. Und wie doch dann der Strafantrag dadurch an Wert verliert. Und das fand ich auch sehr bemerkenswert irgendwie. Also da schrieb dann eine Rechtsanwältin, eine eigenhändige Unterschrift markiert eine Zäsur und regt zum eigenständigen Denken an, ob man den Strafantrag überhaupt möchte. Also wenn du das, das ist so diese Wertigkeit, die dann da oft ist und diese Befürchtungen, die da oft kommen. Ja, wenn du das online machst, dann ist das nichts wert, das ist ja nichts Echtes. Und das kommt in ganz vielen Kommentaren kommt das da durch. Und das ist so, ich glaube das sind halt so die Widerstände mit denen du dann auf allen Ebenen dann auch zu kämpfen hast und das sind natürlich dann auch, wenn wir von RichterInnen und RechtsanwältInnen reden das sind dann auch die, die auch viel Einfluss haben auf die Politik und darauf, wie dann die Gesetze. Geschrieben werden für ihren Bereich die sind da stark in den Verbänden allein schon.

Tim Pritlove
1:02:28
Sabrina Gehder
1:03:31
Tim Pritlove
1:03:37
Sabrina Gehder
1:03:39
Tim Pritlove
1:04:24
Sabrina Gehder
1:04:25
Tim Pritlove
1:04:32

Ja.

Sabrina Gehder
1:04:32
Tim Pritlove
1:04:37
Sabrina Gehder
1:05:23
Tim Pritlove
1:05:32
Sabrina Gehder
1:06:01
Tim Pritlove
1:06:21
Sabrina Gehder
1:06:51
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
1:07:33
Tim Pritlove
1:07:40
Sabrina Gehder
1:07:42
Tim Pritlove
1:07:46

Ja okay, das ist ja sicherlich ein interessantes Feld. Du hast es ja hier schon aufgebrochen in verschiedenste Bereiche, wenn ich das richtig sehe. Also es ist immer dieselbe Struktur hier, so Inkrafttreten, Hintergrund, Kosten etc. Das heißt, man kriegt zum Beispiel schnell eine Liste mit, welche Maßnahmen stecken denn jetzt eigentlich in diesem Gesetz tatsächlich drin. Und hier haben wir dann Entkriminalisierung des Eigenkonsums von Cannabis bis zu 25 Gramm, Einführung eines Werbe- und Sponsoringverbots für Konsum-Cannabis, Durchführung von Modellvorhaben für die gewerbliche Produktion und Vertrieb von Cannabis, Einführung des Medizinal-Cannabis-Gesetzes und Lockerung bürokratischer Vorgaben im Bereich Medizinal-Cannabis und Evaluation der Gesetzesauswirkungen nach vier Jahren. Und eins habe ich jetzt weggelassen, weil darüber wollten wir jetzt mal genauer sprechen. Ermöglichung des privaten und gemeinschaftlichen Eigenanbaus von Cannabis in Anbauvereinigungen. Und das ist ja so ein kleiner Stolperstein jetzt sozusagen für die Bürger, weil, tja, wenn man also quasi selber jetzt Hanf anpflanzen möchte, weil irgendwo muss man es ja herbekommen. Bei Eigenkonsum ist ja jetzt inkriminalisiert, aber es gibt ja nach wie vor keinen Ort, wo man es kaufen kann sozusagen. Es gibt ja keine Vertriebserlaubnis dafür und stellt sich halt wieder die Frage, ja okay, was heißt denn das jetzt? Und Netzpolitik.org hat es ja auch in einem Begriff sehr schön zusammengefasst, so beim Dealer gibt es halt besseren Datenschutz.

Sabrina Gehder
1:09:31
Tim Pritlove
1:10:48
Sabrina Gehder
1:10:52
Tim Pritlove
1:11:00
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
1:13:24
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Genau. Und ja, und was ist dann passiert? Es ist natürlich das passiert, was passieren musste, um natürlich jetzt so einen Anbauverein quasi betreiben zu können und um all diese gesetzlichen Anforderungen erfüllen zu können, braucht man natürlich irgendein System und da bietet es sich natürlich an, irgendeine fertig gebaute Softwarelösung zu machen. Und wo kommen die schnell zusammengeworfenen Softwarelösungen her? Das sind dann irgendwelche Webseiten, die sagen, ja hier, alles gar kein Problem, klickst du hier, machst du einen Account, legst du deine Anbauvereinigung an und schon hast du schöne User-Interfaces und das ist auch alles total sicher und Datenschutz und Privatsphäre und wir sind ja hier voll die Profis und klick hier. Und das ist dann immer so der Moment, wo dann unsere Freunde von Zerforschung aufs Feld treten. So auch in diesem Fall, wir erinnern uns, Zerforschung hat ja nun schon diverse windige Web-Anbieter irgendwelcher Datenerfassungslösungen auseinandergenommen. Das fing dann mit diesen Corona-Teststellen an und Lieferdienste und so weiter. Und das ist halt aus der Perspektive von halbwegs erfahrenen Web-Entwicklern und so minimal Sicherheitsverstehern. Also man muss ja jetzt noch nicht mal der totale Experte sein. Aber wenn man sich irgendwie mit Web-Security ansatzweise mal beschäftigt hat, dann gibt es halt so zehn Sachen, ich sag mal so die schnellen Tricks, wo man mal irgendwo rein piekst, um zu gucken, ob denn irgendwie alles in Ordnung ist. Und es ist halt dann auch einfach immer wieder dasselbe, diese Lösungen kommen auf den Markt und dann fangen halt die Leute an, da einfach mal rein zu pieksen, also ohne jetzt groß da einen Olympia-Rekord aufzustellen im Bereich Security-Analyse, einfach nur mal so gegentreten, ob der Reifen wackelt und schon fallen die Außenspiegel gleich mit ab. Und so war es halt auch diesmal. Opfer war die Lösung CanGuard, die sich als Verwaltungssoftware für diese Cannabis-Social-Clubs angepriesen hat und Zerforschung dokumentiert das mal wieder sehr schön auf ihrer Webseite und erläutert, was halt hier möglich war und es ging natürlich sofort mal wieder los. Alles, also man konnte, wenn man jetzt so einen Club angelegt hat und da Leute eingetragen hat mit den entsprechenden Daten, konnte man sich also einerseits sofort durch die leichte Veränderung der URL selber schon die eigenen Daten anzeigen, aber auch die von allen anderen Mitgliedern in diesem Club und das natürlich nicht nur beschränkt auf den eigenen Club, sondern auch alle anderen Clubs, die auf demselben Rechner gehostet waren. Weil du hast ja viel Erfahrung auch mit Datenbanken, dem muss ich das nicht erzählen. Also das ist sozusagen die absoluten Minima von Datenbanksicherheit, die hier mit den Füßen getreten werden.

Sabrina Gehder
1:16:47
Tim Pritlove
1:16:49
Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
1:17:05
Tim Pritlove
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Nee, also hier ist wirklich alles dabei. Also klar, man braucht dann noch die Mail-Adresse, man braucht noch so eine ID von den Usern, aber die kriegt man ja auch, weil man kann ja einfach mit slash all, kann man sich ja auch alle User listen lassen und mit allen IDs angezeigt bekommen. Und die ganze Voraussetzung ist nur, dass man nur irgendwie da einen Account hat, den man sich ja selber machen kann. Und dann ging es natürlich dann auch gleich in die nächste Stufe, nachdem also diese ganzen Fehler gefunden wurden, geht dann halt die Zerforschung, wie man das eben so macht als verantwortlicher Security-Ingenieur. Hin und sagt, okay, dann sagen wir doch mal Bescheid, nicht? Und dann gibt es ja dann entsprechende E-Mail-Adressen, die gelistet werden. Problem war nur, um den Leuten halt irgendwie Bescheid zu sagen, dass sie da eine eklatante Sicherheitslücke haben, war dann auf der einen, also es gab dann sowohl Mail-Adressen in der Datenschutzerklärung als auch im Impressum, die in der Datenschutzerklärung gelistet waren, die haben schon mal gar nicht funktioniert, weil die Domain, die dort gelistet wurde, überhaupt nicht registriert war. Was? Hast du so. Dingbring.de gab es halt einfach gar nicht so. Also hättest du kaufen können in dem Moment so. Und die andere, die so EdKangard.de war, die konnte man zwar anschreiben, aber es gab halt nach sechs Tagen keine Antwort. Auch ein zweiter Versuch hat dann irgendwie nichts gebracht. Und nach dem zweiten Versuch nochmal die Mails zu schicken, konnte die dann auch schon nicht mehr zugestellt werden. Was schon mal so ein Hinweis darauf war, dass schon auf die Mails irgendwie reagiert wurde, bloß eben nicht mit einer Antwort. Dann waren aber auch noch Telefonnummern gelistet, dort wurden dann mit SMS darauf hingewiesen, dass sie sich doch vielleicht mal melden sollten. Und daraufhin ging dann, wir reden jetzt hier vom 4. April, ging dann das ganze System offline. Und immerhin haben sie dann am 5. April, ohne sich also irgendwie bei der Zerforschung zurückzumelden, aber haben sie zumindest ihre Nutzer darüber informiert, dass halt ein Security Breach vorgelegt hat und dass nach ihrer Erkenntnis natürlich nichts passiert ist.

Sabrina Gehder
1:19:30
Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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So.

Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder
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