Logbuch:Netzpolitik
Einblicke und Ausblicke in das netzpolitische Geschehen
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LNP494 Dienst-nach-Vorschrift-Antifa

Ein Logbuch:Netzpolitik-Spezial zur aktuellen politischen Situation mit Arne Semsrott

Arne Semsrott ist zu Gast und wir reden über seine Gedanken zur Zeit, die er in seinem neuen Buch "Machtübernahme: Was passiert, wenn Rechtsextremisten regieren" niedergeschrieben hat, das demnächst erscheinen wird. In dem Buch geht Arne Szenarien durch, wie eine Regierung mit AfD-Beteiligung die Regeln des Rechtsstaats sowohl für sich nutzt und als auch dazu verwendet, diese Regeln selbst außer Kraft zu setzen und wie sich die Gesellschaft dagegen wehren kann.

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Veröffentlicht am: 24. Mai 2024
Dauer: 2:31:15


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Prolog 00:00:30.602
  3. Arne Semsrott 00:02:27.594
  4. LNP500 00:03:22.382
  5. Das Buch "Machtdemonstration" 00:07:33.608
  6. Die aktuelle Realität und was passieren könnte 00:15:20.497
  7. Sollbruchstellen im System 00:45:17.487
  8. Gegenstrategien entwickeln 00:56:47.718
  9. Gegenstrategien: Beamte 01:01:25.698
  10. Gegenstrategien: CDU 01:06:51.428
  11. Gegenstrategien: Justiz 01:16:52.696
  12. Gegenstrategien: Medien 01:25:41.594
  13. Gegenstrategien: Gewerkschaften und Unternehmen 01:35:08.494
  14. Gegenstrategien: Zivilgesellschaft 01:45:58.581
  15. Prepping for Future 02:15:27.366
  16. Epilog 02:26:07.576

Transkript

Tim Pritlove
0:00:00
Linus Neumann
0:00:01
Tim Pritlove
0:00:02
Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
0:00:57

75.

Linus Neumann
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Tim Pritlove
0:01:00
Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
0:02:43
Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
0:02:59
Arne Semsrott
0:03:00
Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
0:05:53
Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
0:08:18

Ich habe diese Frustration, die Verzweiflung sehr intensiv in sehr kurzer Zeit einfach durchlebt. Also tatsächlich angefangen mit dem Buchschreiben habe ich so im November letzten Jahres. Das war als Reaktion auf ein Symposium mit Beamten tatsächlich. Das war das produktivste Symposium, auf dem ich je war. Das halte ich jetzt für einen Scherz. Nee, nee, tatsächlich nicht, weil sich im Anschluss an dieses Symposium, da standen wir danach noch so ein bisschen rum, ganz viele Beamte darüber unterhalten haben, was sie machen würden, wenn die AfD ihre Behörde übernimmt. Und das fand ich wahnsinnig interessant, weil mir das nicht klar war, dass das in der Beamtenschaft eine riesige Frage ist gerade. Also ich meine, wir haben in Deutschland fünf Millionen Beamten und die haben sich da bei diesem Symposium alle gefragt, wenn ich jetzt in dieser Behörde bin und der Behördenchef kommt jetzt von der AfD, soll ich bleiben und das Ganze verzögern, was der da vorhat? Soll ich gehen, aber dann wird das nachbesetzt. Also should I stay or should I go, haben die sich alle gefragt. Und das fand ich so wahnsinnig interessant. Und niemand hatte eine Antwort darauf. Dann habe ich mir gedacht, dem gehe ich mal nach. Bin auf Verlage zugegangen, da gab es ein paar Interessenten. Und dann wollte ich das bis Ende dieses Jahres schreiben. Und dann hat der Verlag gesagt, nee, das machen wir mal ein halbes Jahr schneller. Da habe ich gesagt ... Oh oh. Und habe dann aber zugesagt, weil das natürlich jetzt ein Riesenthema ist und noch größer werden wird mit den ganzen Wahlen, die jetzt anstehen. Also im Juni ist Europawahl, aber auch Kommunalwahl in vielen Bundesländern. Dann haben wir im September die Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und in Thüringen. Da wird auch noch einiges auf uns zukommen. Das heißt, das ist sowieso aktuell und dann bin ich so ein bisschen in Turbo-Modus gegangen und habe ein Buch geschrieben, das versucht, die Frage zu beantworten. Should I stay or should I go?

Linus Neumann
0:10:19
Arne Semsrott
0:10:53
Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
0:12:06
Arne Semsrott
0:12:06
Tim Pritlove
0:12:19
Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Ja, wenn wir uns die verschiedenen Gewalten anschauen, also die Judikative, die Legislative, die Exekutive, dann gibt es in all diesen Bereichen jetzt schon Einflussmöglichkeiten für die AfD. Legislative, das sind die Parlamente, eigentlich relativ klar. Die AfD hat dadurch, dass sie in den Landtagen, im Bundestag sitzt, schon jetzt parlamentarische Informationsrechte. Also die können zum Beispiel in vielen Landtagen Untersuchungsausschüsse einberufen und darüber haben sie die Möglichkeit sehr umfassend, das kennen wir ja aus Untersuchungsausschüssen zu NSU oder NSA oder so, die können eine ganze Menge Informationen anfordern. Das kann die AfD auch machen. Und wir wissen ja, die AfD hat sehr gute Verbindungen in auch die gewaltbereite rechte Szene. Das heißt, was da AfD-Politiker an Infos bekommen. Kann man sich vorstellen, wird dann auch gut weitergeleitet. Und wenn es dann zum Beispiel Untersuchungsausschüsse gibt, die dann auch Informationen in Bezug auf Demokratieinitiativen, vielleicht Initiativen in Asyl- und Migrationsberatung und so anfordern, dann hat die AfD jetzt schon Möglichkeit, auch sehr sensible Daten zu sammeln. Und das wissen tatsächlich viele Initiativen in dem Bereich gar nicht unbedingt. Andere wissen das sehr gut, dass wenn die eine staatliche Förderung bekommen, Und darüber dann Infos an Behörden geben. Diese Behörden das wiederum häufig weitergeben müssen an die Parlamente. Das ist ja auch an sich erstmal richtig, dass die Behörden, also die Exekutive kontrolliert wird vom Parlament. Und das wollen wir auch eigentlich gar nicht ändern. Aber dadurch, dass die AfD dann diese Möglichkeiten hat, ist das jetzt unter Datenschutzgesichtspunkten schon auch ein Problem, dass sie darüber Infos bekommen kann und damit dann natürlich weiter Arbeit machen kann, das skandalisieren kann, möglicherweise Leute bedrohen kann. Das ist so dieser Strang der Legislative. Und die AfD hat darüber dann jetzt schon so ein bisschen Zugriff auf Gremien. Also es gibt so häufig Beiräte zum Beispiel, in denen die drin sitzen. Also Bundeszentrale für politische Bildung zum Beispiel, da sitzt die AfD mit drin. Aber es gibt auf kommunaler Ebene oder auf Landesebene dann auch Beiräte von öffentlichen Unternehmen zum Beispiel, wo dann die AfD mit drin sitzt. Oder Vertreter der AfD mit drin sitzen.

Tim Pritlove
0:18:18
Arne Semsrott
0:18:20

Also zum Beispiel, genau, ja, sowas. Also die sind dann in öffentlicher Hand und die AfD sitzt dann da einfach mit drin. Und die AfD hat ja inzwischen, und das wird jetzt einfach zunehmen, Wahlerfolge. Also Landratsämter, die die dann übernehmen können, über Gemeinde, Stadträte, bestimmte Einflussmöglichkeiten, wo sie dann möglicherweise Mehrheiten bekommen und da dann ganz einfach Einflussmöglichkeiten haben. Und das kommt dann immer auf die Ebene an. Aber gerade wenn es dann um so Entscheidungen geht wie, wo setzen wir hier das Heim für Asylsuchende hin oder so, so hier rein in die Stadt oder irgendwo ganz weit draußen, dann haben die bei sowas zum Beispiel ein Mitspracherecht auf kommunaler Ebene. Und dann haben wir noch diesen Bereich der Judikative und AfD-RichterInnen. Und da gibt es ja immer mal wieder Fälle von rechten Richtern, die bekannt werden, wo dann zum Beispiel gegen, oder auch Staatsanwälten oder so, wo dann auf einmal gegen das Zentrum für politische Schönheit ermittelt wird. Und dann kommt am Schluss raus, hey, dieser Staatsanwalt, der die Ermittlungen vorangetrieben hat, der hat gleichzeitig der AfD gespendet. Also wenn wir Umfragewerte von 20, 30 Prozent für die AfD haben, dann ist das natürlich überall so. Also dann ist das auch in der Richter- und Staatsanwaltschaft so, dann ist das auch in der Beamtenschaft so. Da sind dann natürlich auch Vertreter. Die sieht man dann vielleicht nicht direkt, aber das macht sich dann schon bemerkbar über die Zeit.

Linus Neumann
0:19:52
Arne Semsrott
0:21:13
Tim Pritlove
0:22:14
Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
0:22:56
Arne Semsrott
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Linus Neumann
0:25:00
Arne Semsrott
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Linus Neumann
0:25:10
Tim Pritlove
0:25:32
Arne Semsrott
0:25:58
Linus Neumann
0:26:27
Arne Semsrott
0:26:55

Sind sie in der Regel, ja. Also es sind eigentlich alles, also rein rechtlich sind es glaube ich alles, bis auf die Friedrich-Naumann-Stiftung von der FDP, Vereine, gemeinnützige Vereine, die den politischen Bildungsauftrag, also einen Auftrag der politischen Willensbildung im Umfeld der Parteien wahrnehmen. Das ist so ein deutsches Spezifikum. Ich glaube, solche Stiftungen gibt es eigentlich in anderen Ländern, in anderen Staaten gar nicht so. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten aber in Deutschland so gebildet und ist auch allgemein als gut anerkannt worden. Also man kennt ja diese Stiftungen eigentlich, die laufen überall rum. Das ist von links bis rechts so Rosa-Luxemburg-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung, Friedrich-Ebert-Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung, Friedrich-Naumann-Stiftung, Hans-Seidel-Stiftung von der CSU. Die haben viele Jahrzehnte ohne gesetzliche Grundlage hunderte Millionen Euro bekommen. Das wurde einfach so im Haushaltsgesetz immer reingeschrieben und dann haben die damit Bildungsarbeit gemacht und haben so teilweise so ein bisschen Think Tank artig im Umfeld der Parteien vorgedacht oder zurückgedacht, je nach politischer Couleur. Da gab es ein riesen Transparenzproblem. Da wurde auch jahrzehntelang gefordert, dass man hier einfach so hunderte Millionen an Parteien und parteinahen Stiftungen geben kann. Wurde aber nie was mitgemacht, weil alle sich darauf eingerichtet hatten. Also die Rosa-Luxemburg-Stiftung oder die Linken, die hatten immer ein Problem mit diesem System und dann wurde ihre Stiftung auch finanziert und dann hatten sie irgendwie kein Problem mehr damit. Und jetzt aus Anlass dieser AfD-Nahen Stiftung haben sie sich aber endlich dazu durchgerungen, so ein Gesetz zu machen, das letztlich ein bisschen Rahmen vorgibt. Nämlich sagt, unter welchen Umständen man Recht hat auf Finanzierung. Und da steht dann eben unter anderem drin, dass man eine gewisse Anzahl von Legislaturperioden im Parlament sein muss. Und siehe da, die AfD ist noch nicht oft genug im Parlament gewesen und allein deswegen haben sie kein Anrecht auf Förderung. Und dazu dann aber auch, dass bestimmte Kriterien erfüllt werden müssen, die letztlich so Gemeinnützigkeitskriterien entsprechen. Und ich würde davon ausgehen, dass die AfD-nahe Stiftung die dann auch nicht erfüllt. Also selbst wenn sie wieder reinkommen in den Bundestag und dann rein formell drunter fallen würden unter so einem Gleichheitsgrundsatz, eine Fördermöglichkeit, würde ich davon ausgehen, dass eine Prüfung dann ergibt, dass die letztlich auch nicht förderwürdig sind.

Linus Neumann
0:29:42
Arne Semsrott
0:29:48
Linus Neumann
0:31:13
Arne Semsrott
0:31:40
Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
0:33:02
Tim Pritlove
0:33:16
Arne Semsrott
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Linus Neumann
0:34:54
Arne Semsrott
0:34:56

Und außerdem, wir müssen verhindern, dass es hier Chaos gibt. Wir machen jetzt eine stabile Koalition, aber wir werden darauf achten, dass die AfD entzaubert wird. Und wir stellen dem Ministerpräsidenten, wir machen das schon. Und dann hätten wir eine Situation, wo die AfD Zugriff bekommt auf einzelne Ministerien. Und dann könnte vielleicht eine CDU sagen, ja, aber wir lassen die jetzt nicht viel über neue Gesetze mitbestimmen, wir halten die klein. Also wir machen jetzt nicht viele Gesetze mit denen zusammen, wir bringen unsere eigenen Gesetze durch, wir lassen denen nur diese paar Ministerien. Und allein in so einer Situation hätte ein AfD-Minister schon die Möglichkeit, allein nur innerhalb von einem Ministerium wahnsinnig viel zu machen. Weil es zum einen total viele Gesetze gibt, die…. Einen enormen Spielraum lassen. Da können wir ja gleich ein bisschen drüber reden, was so netzpolitisch in den letzten Jahren verabschiedet wurde und wie das ausgefüllt werden kann und nochmal anders ausgefüllt werden kann als bisher. Und man kann natürlich auch Erlasse und Verordnung machen. Also man ist gar nicht als Minister darauf angewiesen in vielen Bereichen ein Gesetz durchs Parlament zu bringen, sondern es gibt so Exekutivrechte, die gehen ganz schön weit. Also eine Polizei anweisen und neue Erlasse für den Einsatz von bestimmten Waffen machen und so. Da brauche ich in vielen Fällen gar kein Gesetz für, sondern ich habe eine Ermächtigungsgrundlage im Gesetz, um das zu machen. Das heißt, es gibt schon so eine enorme Machtfülle, gerade im Innenministerium, ob Land oder Bund, mit dem man total viel machen kann. Und deswegen wäre auch eine AfD in so einer Koalition, wo man dann sagt, Juniorpartner, so viel können die gar nicht machen, selbst da total mächtig. Und das ist so die Konstellation, mit der ich mich viel beschäftigt habe und die ich so gefährlich finde, weil dann vielleicht auch nach außen gesagt werden würde, jetzt aber so schlimm wie erwartet sind die ja gar nicht. Die haben jetzt ja gar nicht diese Massendeportation von Millionen von Menschen gemacht, sondern die haben hier nur Abschiebungen nach Syrien gemacht, aber das ist jetzt ja eh mal Zeit und das waren jetzt auch nicht so viele. Und hey, die haben jetzt irgendwie präventiv gewahrsam auch gemacht für diese komischen linken Leute vor dem AfD-Parteitag, aber das war ja eh Antifa, das ist ja irgendwie komisch. und präventiv gewahrsam, das kennen wir ja auch schon von der letzten Generation und so. So schlimm ist das ja alles nicht. Und dann kämen wir in so eine Situation rein, wo wir Schritt für Schritt letztlich in eine Situation kommen, wo demokratische Rechte immer weiter ausgehöhlt werden. Und das dann nicht mit einem Schlag, aber dann so ein Erosionsprozess.

Linus Neumann
0:37:37
Arne Semsrott
0:38:23
Linus Neumann
0:39:14
Arne Semsrott
0:39:18
Tim Pritlove
0:40:45
Arne Semsrott
0:41:31

Ne?

Tim Pritlove
0:41:31
Arne Semsrott
0:41:41
Tim Pritlove
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Arne Semsrott
0:41:55
Tim Pritlove
0:41:59
Arne Semsrott
0:42:03
Linus Neumann
0:42:40
Arne Semsrott
0:42:41
Linus Neumann
0:43:02
Tim Pritlove
0:43:06
Arne Semsrott
0:44:50
Tim Pritlove
0:45:17
Arne Semsrott
0:45:35
Linus Neumann
0:45:53
Arne Semsrott
0:45:57

Genau. Dass das jetzt nochmal konkreter wird und nochmal klarer wird, was das denn eigentlich bedeutet. Also dass irgendwie Befugnisse für die Polizei, bestimmte Überwachungsmaßnahmen zu machen, das wird ja manchmal dann so ein bisschen als alarmistisch dargestellt, wenn man sagt, Oh Gott, aber die werden das danach ausweiten und schaut mal, was da theoretisch möglich ist. Und dann wird gesagt, ja gut, aber in der Praxis ist es ja nochmal anders und wir werden das ja mit Augenmaß machen und wir werden das ja nicht ganz ausreizen. Und ich glaube, all diese Maßnahmen, die kann man sich dann anschauen und sagen, ja okay, wenn man das aber wirklich konsequent ausfüllt, also jetzt auch beim Asyl- und Migrationsrecht, wenn man konsequent die Abschiebemöglichkeiten nutzt, dann kann man da viel mehr machen als jetzt schon. Das heißt, das ist so eine erste Sollbruchstelle und muss man sagen, alles ungefähr. Und eine zweite ist dann aber die Konstitution der Institutionen, also die demokratische Verfasstheit von Institutionen. Da wurde glaube ich in den letzten Monaten ein bisschen mehr darüber gesprochen, wie zum Beispiel Einfluss auf die Verfassungsgerichte auf Landes- und Bundesebene genommen werden kann, die ja in vielen Fällen demokratische Rechte hochhalten und die dann auch ein Hauptangriffspunkt wären für die AfD. Genauso wie in Polen, Ungarn, wie in den USA unter Trump, auch das immer die Angriffspunkte waren. Und so eine große Diskussion gab es jetzt um das Bundesverfassungsgerichtsgesetz. Also es ist so, dass ja die Richter in Wahl auf Bundesverfassungsgerichtsebene an sich erstmal. Sehr stark darauf ausgerichtet ist, dass sie nicht einfach so von einer einfachen Mehrheit geändert werden kann. Also eine Richterinwahl ist über eine Zweidrittelwahl nur möglich des Bundestags. Das heißt, da brauchst du eine Übereinkunft von demokratischen Parteien. Das Problem ist jetzt nur, dass das Gesetz, in dem drinsteht, dass es nur mit einer Zweidrittelmehrheit möglich ist, mit einer einfachen Mehrheit geändert werden kann. Das heißt, du hast an sich erstmal abgesichert, zwei Drittel, wunderbar, so einfach kann man jetzt nicht so einen AfD-Kandidaten da reinkriegen, aber dann würde natürlich eine AfD-Mehrheit, wenn es sie gäbe, eben nicht darauf gehen, sondern die Rahmenbedingungen verändern, sodass das nicht mehr notwendig ist und dann würden sie das ändern. Und der große Vorschlag, den es jetzt gab in den letzten Monaten war, dann eben auch dieses Verfahren in der Verfassung festzuhalten. Also, dass es eine Zweidrittelmehrheit geben muss, auch im Grundgesetz festzuhalten. Grundgesetz kann nur mit einer Zweidrittelmehrheit geändert werden und damit hätte man da so einen stärkeren Rahmen. Und diese Diskussion gibt es so in verschiedenen Bereichen. Und das halte ich auch für sinnvoll, weil das natürlich so eine Robustheit von einem demokratischen System verstärkt. Gleichzeitig auch immer mit der Gefahr, dass man das System noch behebiger macht. Also ich meine, wenn du jetzt alles nur noch mit zwei Drittel Mehrheit irgendwann ändern kannst, dann kann man halt auch Sachen nicht mehr einfach so zum Besseren verändern. Also es hat immer auch eine schwierige Rückseite das Ganze.

Linus Neumann
0:49:15
Arne Semsrott
0:49:38
Linus Neumann
0:49:46
Arne Semsrott
0:50:03
Linus Neumann
0:50:06
Arne Semsrott
0:50:07
Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:55:37
Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
0:57:11
Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
0:58:05
Linus Neumann
0:59:18
Arne Semsrott
0:59:25
Linus Neumann
1:00:07
Arne Semsrott
1:00:23
Linus Neumann
1:00:25
Arne Semsrott
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Tim Pritlove
1:01:25
Arne Semsrott
1:02:08
Linus Neumann
1:03:15
Arne Semsrott
1:03:18
Linus Neumann
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Arne Semsrott
1:03:33
Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
1:06:10
Linus Neumann
1:06:15
Tim Pritlove
1:06:26
Arne Semsrott
1:06:58
Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
1:10:51
Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
1:13:33
Arne Semsrott
1:13:37
Tim Pritlove
1:14:22
Arne Semsrott
1:14:27

Genau, Kemmerich dann mit den Stimmen unter anderem von der AfD gewählt wurde zum Ministerpräsidenten und das führte dann dazu, dass es so ein ikonisches Bild gab, wie Björn Höcke, der Thüringer AfD-Chef, der ja Faschist ist, dem dann neuen Ministerpräsidenten Kemmerich gratulierte. Und da gibt es so ein ikonisches Gratulationsfoto und gleichzeitig ähnlich ikonisch wie die Thüringer Fraktionsvorsitzende ihren Glückwunsch Blumenstrauß ihm vor die Füße warf. Und da war sehr interessant, was es für eine Dynamik gab innerhalb von wenigen Stunden. Zum einen gab es riesige Demos, also vergleichsweise riesige Demos vor der FDP-Zentrale in Berlin, vor dem Landtag in Thüringen dagegen. Und die haben Eindruck gemacht und dann gab es ein paar Leute, unter anderem Dorothee Bär von der CSU, die haben schnell gratuliert. Hey, toll, ist ja egal, wie du gewählt wurdest oder vielleicht auch ganz gut, dass du mit Stimmen der AfD gewählt wurdest. Die dann aber ihre Glückwunsch-Tweets relativ schnell gelöscht haben, also von irgendwo dann anscheinend eine Ansage oder einen Anschiss bekommen haben oder das nochmal re-evaluiert haben. Und dann hat Christian Lindner, der FDP-Chef der Bundespartei, dem Vernehmen nach gedroht, wenn ihr das noch weiter so macht in Thüringen, dann bin ich weg. Und dann fällt hier die Partei zusammen. Und dann ist Kemmerich nach wenigen Tagen abgetreten. Und so eine Dynamik grundsätzlich könnte ich mir durchaus auch vorstellen im Zusammenhang mit irgendwie so einer Koalition in, sagen wir mal Sachsen-Anhalt oder so mit der AfD. Aber gleichzeitig total wahnsinnig, also wahnsinnig schwer vorauszusagen. Aber da haben wir dann wirklich so ein Clusterfakt mit verschiedenen Interessen und einem föderalen System.

Linus Neumann
1:16:35
Tim Pritlove
1:16:52
Arne Semsrott
1:17:13
Linus Neumann
1:17:47
Arne Semsrott
1:17:50
Linus Neumann
1:17:54
Arne Semsrott
1:17:56
Linus Neumann
1:19:18
Tim Pritlove
1:19:31
Linus Neumann
1:19:37
Tim Pritlove
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Linus Neumann
1:19:45
Arne Semsrott
1:19:47
Tim Pritlove
1:19:48
Arne Semsrott
1:20:29
Linus Neumann
1:21:41
Arne Semsrott
1:21:47
Tim Pritlove
1:22:04
Linus Neumann
1:22:06
Arne Semsrott
1:22:32
Linus Neumann
1:22:52
Arne Semsrott
1:23:40
Linus Neumann
1:23:55
Arne Semsrott
1:24:24
Tim Pritlove
1:24:37
Linus Neumann
1:24:49
Arne Semsrott
1:25:02
Tim Pritlove
1:25:41
Linus Neumann
1:26:18
Tim Pritlove
1:26:21
Arne Semsrott
1:26:52
Linus Neumann
1:26:56
Arne Semsrott
1:27:05
Tim Pritlove
1:27:15
Arne Semsrott
1:27:19

Es ist so eine komische Hybris, so eine komische Selbstüberschätzung, dann zu denken, alle anderen haben es nicht geschafft und ich jetzt schon. Die spielen ja auf einem anderen Spielfeld, also für die ist ja egal, ob sie jetzt die Wahrheit sagen oder nicht und deswegen ist allein so ein Überführen in der Regel ja auch schon gar nicht möglich. Es gibt so ein ganz tolles Interview mit Björn Höcke, das mal geführt wurde, das mag ich wirklich. ZDF war das glaube ich vor einigen Jahren, da hat, das war super clever, der ZDF-Journalist vorher Passagen aus Björn Höckes Buch anderen AfD-Abgeordneten vorgelesen und hat die raten lassen, ist das jetzt aus meinem Kampf oder aus Björn Höckes Buch. Und die sind total in Schwimmen gekommen und diese Interviews hat er dann Björn Höcke gezeigt und hat gesagt, was sagen sie denn dazu. Und der Typ ist so davon aus der Fassung gebracht worden, dass er dieses Gespräch dann abgebrochen hat und dann hat sein Pressesprecher gesagt, also sinngemäß, das Interview hätte jetzt den Herrn Höcke aber emotional so mitgenommen, das müsse man nochmal machen. Und das war wirklich ganz toll. Das hat wirklich entwaffnet, aber das war jetzt auch wirklich ein sehr besonderes Interview. Also wenn alle so gemacht werden, meinetwegen auch gern das. Aber ansonsten ist es natürlich nicht zielführend. Also wenn es irgendwie diese großen Demokratie-Proteste gibt im Januar und dann wird die AfD eingeladen, um zu sagen, ja was halten sie denn davon, dass gegen sie demonstriert wird, anstatt die Organisatoren einzuladen und zu fragen, warum demonstrieren sie denn? Dann ist das natürlich auch ein Schlag ins Gesicht.

Linus Neumann
1:28:48
Arne Semsrott
1:29:00
Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Ja, vielleicht, weil es da dann dieses Vorurteil gibt, die seien betroffen und damit zu emotional und nicht geeignet. Also vielleicht ist da irgendwie eine falsche Wahrnehmung davon, dass die in irgendeiner Weise parteiisch wären, wobei natürlich, hey, wenn du die AfD anreichst, die sind natürlich auch parteiisch. Aber ja, das sind die Talkshows, ich glaube, da können wir ewig drüber reden. Das ist, vielleicht gibt es eher eine kleinere Maßnahme, die glaube ich total sinnvoll wäre und die wäre die Depublizierungspflicht für Öffentlich-Rechtliche zumindest im Informationsbereich abzuschaffen. Also ist es jetzt so, und das habe ich jetzt fürs Buch wiedergemerkt, es gibt so wahnsinnig viele tolle Recherchen von den Investigativabteilungen bei den Öffentlich-Rechtlichen, ganz viel zur AfD und wenn du die von vor drei, vier, fünf Jahren dir anschauen willst, ist alles weg, ist alles nicht mehr da, musst du alles irgendwie übers Internet Archive gehen, wenn du Glück hast, dass es da ist, irgendwie über archivierte Seiten, das ist alles nicht mehr im Erstlink zu finden, weil das nach dem Medienstaatsvertrag und den dazugehörigen Dokumenten depubliziert. Werden muss nach gewissen Fristen. Und das ist ein dermaßen unsinniges Konzept. Also da könnte man schreien, wenn man sich das anschaut. Überall reden alle über Desinformation und wie können wir damit umgehen und das ganze Fake News Kram und so weiter. Und dann haben wir da einen öffentlich-rechtlichen mit einem Wahnsinnsbudget mit tollen Leuten, die Informationen. Gesicherte, gute investigative Informationen bereitstellen und dann verpflichten wir die dazu, das wieder rauszunehmen aus dem Internet. Also es ist dermaßen widersinnig.

Linus Neumann
1:30:51
Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
1:32:18

Eines der Probleme ist natürlich, dass der gesamte Kontext dieser Problematik dort halt auch nicht so richtig gesehen wird oder zumindest bis vor kurzem noch nicht gesehen wurde. Ich habe auch mal einen Vortrag über Podcasting und Medienzukunft, was man halt so ab und zu mal macht, beim Deutschlandfunk gehalten und bin dann halt auch so auf Podcasts und öffentlich-rechtliche Medien gekommen und dann habe ich halt den Raum gefragt, warum denn eigentlich die Mülltonnen nicht brennen würden hier draußen. Dann haben die mich eigentlich alles ein bisschen komisch angeguckt, weil sie nicht so genau wussten, was da ist. So, ja, ihr müsst euch hier brennende Mülltonnen haben und euch dagegen wehren, dass irgendwie eure Relevanz eigentlich in die Tonne getreten wird, weil wenn man euch einfach löschen kann nach ein paar Jahren, dann löscht ihr einfach eure eigene Relevanz und ihr macht euch immer so eine Angst um eure Zukunft hier und seid am Klagen, aber tut halt auch nichts. Ja, wussten sie auch nicht so richtig was dazu zu sagen. Klar, es gibt dann so Detailprobleme wie Copyright, Nutzungsrechte, dann ist ja sozusagen für all diese Beiträge sind ja dann die Nutzungsrechte nicht für alle Ewigkeiten und dann auch nicht für das Internet ausgehandelt worden. Da ist jetzt zumindest, ich glaube, einiges nachverhandelt worden. Es geht halt, wenn es sein muss. Das wissen wir auch immer. Also es ist nicht unmöglich und ich halte das eben auch für einen wichtigen politischen Prozess, dass sich vor allem die öffentlich-rechtlichen Medien, solange es sie noch gibt, dass sie sich mal darauf besinnen, dass es sie vielleicht auch noch länger geben sollte. Denn das ist schon eine Errungenschaft. Und die Lust, öffentlichen Rundfunk unter eine politische Kontrolle zu bekommen, da müssen wir nicht weit gucken. Ungarn, Polen, da haben wir das alles schon gesehen. Jetzt gerade in der Slowakei gibt es ähnliche Bestrebungen, auch wenn das jetzt ein bisschen unklar ist nach diesem Attentat auf den Vizovista weitergeht. Aber das ist halt immer wieder so ein Ding. Öffentlich-rechtliche Medien, freie Medien sind für Faschisten einfach eine Gefahr. Und dementsprechend wollen sie die halt auch auslöschen und wir müssen halt an der Stelle auch dafür sorgen, dass das einfach besser wird, weil wir können es ja mit unserem Podcast allein auch nicht regeln.

Arne Semsrott
1:34:59
Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Generalstreiks vielleicht. Arbeitskämpfen, Streiks und so geprägt hat. Unter anderem, dass Gewerkschaften. Schadensersatzpflichtig sind im Falle von solchen Streiks, die, Arbeitskampfferneziele haben. Und das hat damals dazu geführt, dass die Gewerkschaften sich zurückgezogen haben aus diesem politischen Business und sich eher darauf fokussieren. Was es halt im Umfeld von so Tarifkämpfen, Auseinandersetzungen gibt. Und dadurch, dass es aber Rechtsprechung ist. Kann man die natürlich auch ändern. Und da wäre so die, glaube ich, interessante Frage, auch wenn das jetzt nicht irgendwie ein Spaziergang ist, aber wie man denn jetzt schon vorsorgen kann für so einen Fall, wo man einen Generalstreik bräuchte und wie man politische Streiks ein bisschen mehr en vogue bringt. Wie man ein bisschen französische Verhältnisse hier schaffen kann auf deutschen Straßen und wie man vielleicht mit einem gut gewählten Fall versucht, nochmal zum Bundesarbeitsgericht zu kommen und vielleicht zu schauen, dass vielleicht in Einzelfällen doch politische Streiks möglich sind. Das ist eher so der Bereich, den ich sehr interessant finde und über den ja auch mehr jetzt nachdenken. Es gibt dieses Bündnis, das heißt wir fahren zusammen von Verdi und Fridays for Future und das ist total clever, weil da Fridays for Future für Klimaschutz kämpft, gleichzeitig Verdi für bessere Tarifbedingungen im öffentlichen Nahverkehr und die bringen das dann zusammen und tun diese beiden Themen total clever zusammen, weil sie dann unterschiedliche Zielgruppen haben. Und dann natürlich, wer die auch auf einer Demo ist, wo Klimaschutz gefordert wird, obwohl die das eigentlich jetzt erstmal nicht so einfach können. Und solche kreativen Lösungen und vielleicht auch juristische, strategische Klagelösungen finde ich grundsätzlich interessant. Und Gewerkschaften einfach als Player wahrzunehmen, der in so einem Fall von einer AfD-Machtübernahme vielleicht sagt, wir legen jetzt unsere Werkzeuge nieder.

Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Also das Gesetz, das letztlich die Infrastruktur, die langfristige Finanzierung sichern soll von Demokratieinitiativen und da gibt es gerade einfach Streit in der Ampelkoalition und die FDP will das nicht. Und das ist aber ein Kernproblem, was jetzt wahnsinnig viele Demokratieinitiativen zum Jahreswechsel hatten. Da gab es ja diese Haushaltssperre als Reaktion auf das Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Klima- und Transformationsfonds und das hat dazu geführt, dass aus dem Bundeshaushalt erstmal keine Gelder ausgegeben wurden. Auch nicht an Demokratieinitiativen. Und Ende Dezember wussten wahnsinnig viele Demokratieinitiativen, also Leute, die irgendwie Beratung machen für Opfer von rechtsextremer Gewalt zum Beispiel, die wussten nicht, ob sie in zwei Wochen noch einen Job haben, weil das Geld nicht da war. Weil die Finanzierung in dem Bereich grundsätzlich in der Regel über ein Jahr läuft und nicht mehrjährig. Da wird jedes Jahr neu entschieden, muss sich jedes Jahr einen neuen Antrag machen und so halten sich die Behörden, diese Innies sehr kurz alleine. Und das führt dazu, dass gerade jetzt um den Jahreswechsel in ganz vielen dieser Initiativen die Leute einfach den Hut genommen haben und gesagt haben, jetzt macht euren Scheiß doch selber. Wir haben keinen Bock mehr darauf, jedes Jahr im Dezember nicht zu wissen, ob wir nächstes Jahr noch einen Job haben. Wir gehen jetzt irgendwie in einen Bereich, wo wir auch mal mehrjährige Arbeitsverträge bekommen. kommen. Und das finde ich so wahnsinnig interessant, so im Kontext dieser Demokratieproteste im Januar, wo sich dann alle Politiker hinstellen und sagen, ja, hier, toll, Demokratie, dies, das müssen wir verteidigen, wir stehen zusammen. Und das wäre aber das eine konkrete Gesetz, die eine konkrete Initiative gewesen, die genau das mal umgesetzt hätte. Und dass die es nicht geschafft haben, dann zu sagen, okay, wir haben hier Millionen auf der Straße, wir setzen das um, in wenigstens mal eingesetzt, was sagt, was wir hier die ganze Zeit auf den Demos erzählen. Das fand ich schon wahnsinnig enttäuschend. Und letztlich geht es, glaube ich, bei ganz vielen dieser Demokratiefragen dann letztlich ums Geld. Also wo kriegen die das Geld her? Wenn die AfD an die Macht kommt, wird die natürlich solche Finanzierungsmittel streichen. Das bedeutet, wir müssen private Finanzierungsstränge nochmal stärker irgendwie in den Blick nehmen. Spenden gehören natürlich auch dazu. Und das zählt natürlich, du wolltest den netzpolitischen Bezug, auch für netzpolitische, zivilgesellschaftliche Organisationen.

Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Also ich glaube zu versuchen Räume zu schaffen, es kann auch ein kulturelles Zentrum sein oder es kann irgendwie ein Abend sein, zu dem man Leute einlädt. So Räume für Begegnung zu schaffen, ist glaube ich total wichtig und damit irgendwie demokratische Räume zu schaffen und das sind dann Dann zum einen physische Räume, glaube ich. Also total interessant finde ich da die, oder vorbildlich finde ich die Hanau-Initiative, Initiative 19. Februar Hanau, die aus den Hinterbliebenen und Angehörigen von den Opfern vom Terroranschlag, vom rechten Anschlag da vor vier Jahren besteht und deren Umfeld. Und die sind mehrfach verraten worden. Die sind von der Polizei verraten worden, sind wahnsinnig schlecht behandelt worden, die kämpfen seit vielen Jahren für Aufklärung und trauern gleichzeitig um ihre Angehörigen, die erschossen und verletzt wurden, und die haben es geschafft, sich zusammenzuschließen und aus dieser traumatischen Erfahrung sich nicht zurückzuziehen, obwohl ich das vollkommen okay und angemessen fände, sondern die haben sich ein Ladenlokal in Hanau gemietet. Und sind jetzt in der Innenstadt von Hanau und haben diesen Raum und sagen, ihr wolltet uns umbringen und wir sind trotzdem da. Die haben sich den Raum genommen gegen alle Widerstände. Und das finde ich einen total wichtigen und in der Form inspirierenden Weg irgendwie über Sichtbarkeitmachung im Raum dann auch Demokratiearbeit zu machen. Und das ist der physische Bereich und natürlich geht das im Digitalen dann genauso. Also nicht kommerzielle Orte im Internet irgendwie zu schaffen, in der Wikipedia mitzuschreiben, so wahnsinnig nervig wie das ist, aber das eben trotzdem zu machen und irgendwie diesen Prozess mitzugestalten und Inhalte, auf die alle Leute frei zugreifen können, mitzugestalten. Auch das, glaube ich, gehört dazu, weil es da dann letztlich darum geht, im ersten Schritt, welche Infos sind denn verfügbar und dann, was wird damit gemacht? Und dann, ja, Überleitung fragt den Staat, auch IFG-Anfragen stellen, also irgendwie Infos vom Staat sich zu holen und zu erkämpfen und die zu veröffentlichen, auch das, glaube ich, gehört dazu, weil es eine Form von Räume schaffen ist und Möglichkeiten schaffen, für andere was zu tun. Also ich glaube, man muss nicht den Anspruch an sich haben, jetzt allein irgendwie loszugehen und die Demokratie zu retten, sondern es geht eher darum, wie können wir gemeinsam so eine demokratische Infrastruktur stärken.

Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Also Ich kenn die ja alle nicht Ähm. Ich denke, auch unser Zuhörerkreis ist im Wesentlichen sozusagen eher im Bereich der Konvertierten. Ganz ehrlich. Das mag Argumente liefern und deswegen reden wir jetzt ja auch gerade über dieses Thema, weil wir ja uns Rüstzeug erarbeiten wollen, um Leute anzusprechen, die eben jetzt in Kategorie 2 sind. Und Kategorie 2 ist halt, sind sich bei allem nicht so sicher und das kann dann halt so sein mit, ja, gehe ich überhaupt wählen, hat Wählen überhaupt, das ist ja eigentlich die wertvollste Ressource, das sind ja Leute, die sonst nicht wählen würden, aber denen auch nicht einfallen würde, irgendwas Extremes zu wählen. Aber die einfach mit einer SPD nichts anfangen können, weil SPD. Und die mit einer CDU nichts anfangen können, weil CDU. Und ja und vielleicht die Grünen, aber da haben sie irgendwas dagegen und die Linken mögen sie auch nicht und dann stehen sie da und denken so, bevor ich jetzt hier die Partei für Gesundheitsforschung wähle, lasse ich es doch dann lieber ganz sein. Und sich da sozusagen auch gar nicht entscheiden können, weil sie da in diesem Ganzen, da wollen sie einfach nichts mit zu tun haben. Ich denke, davon gibt es einfach viele Leute. Das sind halt, müssen wir ja nur schauen, wie ist die Wahlbeteiligung, wie viele hätten wählen können. Das ist eine riesige Ressource und ich finde, das ist eigentlich die wertvollste Ressource. Jetzt kann man sich natürlich dann, wie gesagt, lustig machen und so die eigene Bubble belustigen, indem man dann halt Wahlplakate interessant umgestaltet. Ich glaube aber nicht, dass das besonders effizient ist. Es fällt mir jetzt gerade ein, in Polen zur letzten Wahl gab es so eine Initiative, habe ich das hier schon mal angesprochen, ich weiß es gerade nicht, kann sein, wo dann sogar viele junge Leute sich wieder in ihren Heimatgemeinden, aus denen sie mal hergekommen sind, gemeldet haben bei ihren Eltern, um dann dort wahlberechtigt zu sein. Um sozusagen in diesen kritischen Wahlbezirken dann auch die fragilen Mehrheiten zu sichern, um eben diesen politischen Umsturz, der glücklicherweise dann auch stattgefunden hat in Polen, dann einzuleiten. Das empfinde ich als eine ausgesprochen kreative und sinnvolle und zielgerichtete Initiative, um mal so ein Beispiel zu nennen.

Linus Neumann
2:07:33
Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Ich würde nur sagen, dass das Problem ist, dass die meisten Leute Dinge mit sehr viel weniger Ressourcen und auch sehr viel weniger Aussicht auf messbaren Impact machen als du. Du hast die Möglichkeit, Aktionen zu machen, dir eine Reichweite dafür zu verschaffen, Bücher zu schreiben, Freiheitsfonds aufzusetzen, mit Böhmermann zusammenzuarbeiten. Du hast da Ressourcen, wo man auch sagen kann, ja, du kannst wirklich vielleicht auch mal massig daneben liegen und dann erreichst du nix. Aber viele Leute haben noch nicht mal nennenswerte Ressourcen und noch nicht mal eine Aussicht auf, dass sie wirklich überhaupt irgendeine Form von das habe ich jetzt geschafft spüren anhand Selbstwirksamkeit. Und gerade deswegen muss ja quasi eine Kultur geschaffen werden, Wo es nicht mehr an der Einzelnen hängt. Wo der Edeka-Eigentümer sagt, hier übrigens auch so mal gegen Nazis und dann wird der angeschrien und dann erfährt er aber auch eine unmittelbare Welle der Solidarität, weil man das zu einem Habitus macht, sich um Dinge zu kümmern und richtig zu leben. Und was weiß ich, vielleicht ein T-Shirt zu tragen und eine Fahne im Vorgarten zu haben und AfD-Plakate immer ungünstig dran hängen zu bleiben und was es alles irgendwie gibt, um eine Kultur aufrechtzuerhalten. Weil das, was ich irgendwie beobachte oder was ich mir einbilde wahrzunehmen, ist halt ein Kulturwandel oder ein Kulturkämpfe und ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass es irgendwie auf meiner Seite echt angenehm sonnig und fluffig ist und dass man auf dieser Seite auch wirklich das schönere Leben hat.

Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Also erstmal ist es ja so eine Idee von Prepping. Wir bereiten uns auf einen Ernstfall vor, wo ein Staat und Strukturen zusammenbricht und wir wollen dafür vorsorgen. Total sinnvoll. Die Frage ist dann aber, wie man das macht und das, was man in der Öffentlichkeit vor allem mitbekommt, ist so eine Form des individualistischen Preppings. Also ich schaue, dass ich überlebe, danach ist irgendwie Kampf des Stärkeren. Ich schaue, dass ich jetzt Sachen lerne und vielleicht noch meine Familie und dann ziehen wir los und leben im Wald und überleben. Und das ist jetzt eine Vorstellung, also von mir aus kann man das machen, wenn man nicht dazu dann irgendwelches scheiß menschenfeindliches Gedankengut hat. Aber für mich ist das nicht attraktiv. Was ich interessant finde und was ich bei sowas wichtig finde, ist so eine Form von solidarischem Prepping sich zu überlegen. Also ich nenne das jetzt Prepping for Future, um das schön anschlussfähig zu haben. Und da geht es dann eher darum, also an sich Vorräte zu schaffen, aber eben nicht nur Medikamente und Essen, sondern Vorräte an Liebe, also Vorräte an Liebe. Beziehung zu schauen, was für Netzwerke kann ich aufbauen, was für Verbindungen kann ich schaffen von Menschen, die dann im Ernstfall zusammenstehen und da ist dann letztlich, glaube ich, diese Diskussion um Räume, die wir hatten, ein Teil davon. Ist dann die Frage, rede ich vielleicht doch mit meinen NachbarInnen oder doch nicht, aber das gehört, glaube ich, auch mit rein in dieses Prepping, also was ist denn eigentlich in so einem, Moment da Und wie kann ich mich auch um Leute kümmern, die vielleicht allein dann weniger gut klarkommen als ich. Und dazu spielt dann auch rein, das was ich vorhin meinte mit ja am Wahlabend vielleicht ein paar Leuten Bescheid sagen, hey ich denke an dich, dir muss es jetzt echt scheiße gehen, es tut mir leid. Das alles würde ich so zusammenfassen unter Prepping for Future und ich habe den Eindruck, diesen Prepping Begriff, den sollten wir vielleicht ein bisschen reclaimen oder die Idee vom Prepping.

Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Arne Semsrott
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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