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Einblicke und Ausblicke in das netzpolitische Geschehen
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LNP507 Fundamentalisten der Herzen

Vorratsdatenspeicherung — AFD-Verbot — AI Scamware — Grandma Daisy — Chrome — Facebook — Jobs — Weihnachten

Nachdem wir die letzte Sendung so spät veröffentlicht haben legen wir gleich mal nach und räumen unsere Restnotizen ab bevor wir wieder eine potentiell nachrichtenarme Zeit betreten. Dabei lassen wir noch mal etwas Ampelfrust ab und schauen auf verschiedene Versuch mit und gegen AI Betrug zu begehen oder einzudämmen.

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Veröffentlicht am: 27. November 2024
Dauer: 1:23:02


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Prolog 00:00:32.260
  3. Es war nicht alles schlecht mit der FDP 00:07:40.385
  4. AFD Verbot 00:18:37.079
  5. AI Scamware 00:31:13.454
  6. Grandma Daisy 00:43:08.224
  7. US-Justizministerium: Google soll sich von Chrome trennen 00:51:03.487
  8. Facebook Datenleck 00:56:32.230
  9. Jobs 01:05:50.326
  10. Weihnachten 01:08:05.341
  11. Epilog 01:20:31.711

Transkript

Tim Pritlove
0:00:00
Linus Neumann
0:00:02
Tim Pritlove
0:00:03
Linus Neumann
0:00:08
Tim Pritlove
0:00:31
Linus Neumann
0:01:02
Tim Pritlove
0:01:14
Linus Neumann
0:01:19
Tim Pritlove
0:01:24
Linus Neumann
0:01:28
Tim Pritlove
0:01:52
Linus Neumann
0:01:57
Tim Pritlove
0:02:23
Linus Neumann
0:02:25
Tim Pritlove
0:02:43
Linus Neumann
0:02:45
Tim Pritlove
0:02:48
Linus Neumann
0:02:54
Tim Pritlove
0:03:10
Linus Neumann
0:03:16
Tim Pritlove
0:03:22
Linus Neumann
0:03:25
Tim Pritlove
0:03:26
Linus Neumann
0:03:31
Tim Pritlove
0:03:58
Linus Neumann
0:04:01
Tim Pritlove
0:04:03
Linus Neumann
0:04:06
Tim Pritlove
0:04:24
Linus Neumann
0:04:31
Tim Pritlove
0:04:33
Linus Neumann
0:04:50
Tim Pritlove
0:04:58
Linus Neumann
0:05:28
Tim Pritlove
0:05:38
Linus Neumann
0:05:44
Tim Pritlove
0:05:44
Linus Neumann
0:05:50
Tim Pritlove
0:05:53
Linus Neumann
0:05:54
Tim Pritlove
0:06:00
Linus Neumann
0:06:35
Tim Pritlove
0:06:37
Linus Neumann
0:06:40
Tim Pritlove
0:06:58
Linus Neumann
0:07:10
Tim Pritlove
0:07:11
Linus Neumann
0:07:16
Tim Pritlove
0:07:19
Linus Neumann
0:07:29
Tim Pritlove
0:07:35
Linus Neumann
0:07:47
Tim Pritlove
0:08:11
Linus Neumann
0:08:15
Tim Pritlove
0:10:03
Linus Neumann
0:10:13

Genau. Und jetzt in Mobilfunk ist es sogar so, dass unter einer IP-Adresse mehrere Leute rauskommen. Das heißt, da muss man dann noch die Port-Zuordnungen speichern, wenn man eine Auflösung einer einzelnen Verbindung machen möchte. Und das ist umso problematischer, weil du dann immer auch quasi ein Paar machst, nämlich auch wohin diese Verbindung halt gerade gemacht wurde von der Person. Also bei Bei einem Festheitsanschluss könnte ich sagen, wer hatte zu diesem Zeitpunkt diese IP-Adresse? Bei so einem Carrier-Grade-Nut müsste ich speichern, wer hat diesen Zugriff gemacht von dem Port zu dieser IP-Adresse auf diesen Port? Also quasi eine noch genauere Erfassung von Daten und Profilbildung. So, das ist aus vielen Gründen keine gute Idee, diese Daten massenhaft zu speichern und die FDP sagt, naja, okay, speichert sie halt kurz, wie es jetzt gerade macht und wenn aber in diesem kurzen Zeitraum eine Beschwerde kommt oder eine Abfrage kommt. Dann quick freest ihr diesen einen Datensatz, dass man also sagt, hier, wir wollen wissen, wer hat diese IP-Adresse, der Tag, der Port. Und dann wird dieses eine Ding gespeichert, aufbewahrt und nur unter Richtervorbehalt später rausgegeben. Das ist also gar kein so schlechtes Verfahren, um zu sagen, okay, bei irgendeiner Straftatsgeschichte kann man dann sagen, diese Auflösung, wir wollen die Auflösungsmöglichkeit anfragen, die Speicherung bleibt bestehen und dann kommt irgendwann eine Richterin und sagt, okay, das ist jetzt hier ausreichend, um auch eine Auflösung zu urteilen. Dann hast du quasi Auflösung, Unterrichtervorbehalt, die längere Speicherung im Verdachtsfall und die ganzen unbescholtenen Internetsurfer wie du und ich, größtenteils anonym im Internet oder nicht auflösbar anhand ihrer IP-Adresse im Internet. Das ist so der Idee Quick Freeze. Die ist jetzt auch schon so viele Jahre alt und das sagte eben das FDP-geführte Justizministerium. Aber da jetzt die Ampel kaputt ist, kann sie ja verrückt spielen. Also schaltet sie auf Knallrot und dreht durch und versucht halt jetzt, das auch noch schnell zu erledigen. Gleichzeitig wollte Nancy Faeser ja ganz gerne, Gesichtserkennung für Bundespolizei und Bundeskriminalamt ermöglichen, dass sie also mit Foto- oder Stimmprobe nach Personen fahnden dürfen. Das möchte sie gerne auch. Ja. Also da freust du dich eigentlich, dass aber selbst, also da freut man sich, dass die FDP weg ist und dann vermisst man sie schon herzlich wieder.

Tim Pritlove
0:13:27
Linus Neumann
0:14:50
Tim Pritlove
0:15:03
Linus Neumann
0:15:06

Ja.

Tim Pritlove
0:15:08
Linus Neumann
0:15:09
Tim Pritlove
0:16:22
Linus Neumann
0:16:50
Tim Pritlove
0:17:05
Linus Neumann
0:17:08
Tim Pritlove
0:17:36
Linus Neumann
0:17:39
Tim Pritlove
0:17:48
Linus Neumann
0:17:53
Tim Pritlove
0:18:04
Linus Neumann
0:18:14
Tim Pritlove
0:18:18
Linus Neumann
0:18:27

Dann gibt es ja noch die Fundamentalisten der schwarzen Herzen. Das sind die, das sind die FDP. Da gibt es jetzt diesen, also das ist jetzt auch eigentlich faszinierend, was sich abspielt im Umgang mit der AfD seit diesem Ampelbruch. Es gab ja, es gibt quasi dieses von dem Verfassungsschutz, also der Verfassungsschutz hat ja die AfD in einigen Bundesländern auch als gesichert rechtsextrem eingestuft und beobachtet die Aktivitäten der AfD auf der Bundesebene, um auch dort quasi eine Einstufung vorzunehmen. Und es ist damit zu rechnen, dass die Einstufung der AfD von aktuell Verdachtsfall geändert werden könnte auf Basis neuer Erkenntnisse und diese andere Einstufung wäre dann zum Beispiel gesichert extremistisch und verfassungsfeindlich. Ja, das könnte passieren, dass eine derartige Einstufung stattfindet. Das würde man dann als Hochstufung bezeichnen. Man verdächtigt sie nicht mehr nur eventuell extremistisch und verfassungsfeindlich zu sein, sondern man sagt, das ist auch tatsächlich so. Und eigentlich ging man davon aus, dass das irgendwann zum Jahresende soweit sein würde. Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz hatte das irgendwie so Mitte des Jahres mal gesagt, hat gesagt, ja, mit einer Entscheidung ist noch in diesem Jahr zu rechnen. Jetzt, also Entscheidung, kann auch in die andere Richtung sein. Also es könnte auch sein, dass man sagt, wir haben entschieden, die bleiben dabei, oder wir haben jetzt entschieden, der Verdachtsfall hat sich nicht erhärtet, das wäre auch möglich. Aber überhaupt ein Update der Einstufung. Und wenn man sich zum Beispiel das Verhalten nach der Landtagswahl in Thüringen anschaut, wo sie da im Prinzip die Konstituierung des Parlaments mit irgendwelchen komischen Sachen versucht haben zu verhindern oder einfach nur zu boykottieren oder zu stören. Naja, jetzt gibt es aber das Mäßigungsgebot vor Wahlen. Und jetzt wird der Verfassungsschutz das Ergebnis und die Einstufung nicht mehr bekannt geben, weil ja dann im Februar eine Wahl ansteht, 23. Februar, wenn ich mich nicht täusche. Und... Jetzt sagt das Bundesamt für Verfassungsschutz nach Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wir müssen Staatsorgane unmittelbar vor Wahlen alles unterlassen, was in irgendeiner Art und Weise geeignet ist, Einfluss auf die politische Wahlentscheidung der Bürgerinnen und Bürger zu nehmen. Und das ist natürlich jetzt ganz interessant, weil es könnte ja sein, dass diese Einstufung einen Einfluss hat auf das Wahlverhalten Einzelner. Dass die zum Beispiel sagen, oh, wenn das Bundesamt für Verfassungsschutz sagt, das sind gesichert Extremisten, dann wähle ich die mal. Oder dann wähle ich die vielleicht doch nicht. habe ich mich die ganze Zeit getäuscht. Ich will ja gar keine Extremisten wählen. Ich will einfach nur normale Idioten wählen. Und dann nehme ich halt andere, aber nicht extremistische. Das könnte ja durchaus eine Rolle spielen. Ich finde das wirklich, also ich denke ernsthaft drüber nach, weil ich mir überlege, naja, es wäre, also ist das jetzt gut oder schlecht? Weil es könnte ja sein, dass der Verfassungsschutz sagt, okay, krass, die sind gesichert extremistisch und verfassungsfeindlich und das jetzt nicht sagt, damit das nicht die Wahl beeinflusst. Und das wäre ja wirklich irre. Gleichzeitig könnte es sein, dass der Verfassungsschutz sagt, naja, die bleiben beim Verdachtsfall oder wir stufen die sogar herab, das halte ich für eher ausgeschlossen. Aber dass der Verfassungsschutz sagt, das machen wir nicht, das geben wir jetzt mal nicht bekannt. Und natürlich kommt eleganterweise hinzu, dass der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der Herr Haldenwang, sich entschieden hat, nun für die CDU zu kandidieren. Also, was das jetzt auch noch schlimmer, also noch schwieriger macht, würde sich das Bundesamt für Verfassungsschutz jetzt äußern. Weil die Datensammlung ist quasi unter Haldenwang passiert, der kandidiert. Also jetzt aber inzwischen hat er ich glaube, weil er jetzt kandidiert seitdem er seine Kandidatur bekannt gegeben hat, lässt er sein Amt da ruhen und jemand anders, wacht über die Geschicke des Verfassungsschutzes aber ich finde es so eine und ich kann auch wirklich gar nicht sagen ob man dieses Gutachten jetzt haben will oder nicht.

Tim Pritlove
0:23:59
Linus Neumann
0:24:05
Tim Pritlove
0:24:06
Linus Neumann
0:24:52
Tim Pritlove
0:26:16
Linus Neumann
0:27:53
Tim Pritlove
0:28:52
Linus Neumann
0:28:55
Tim Pritlove
0:28:58
Linus Neumann
0:29:07

Ja.

Tim Pritlove
0:29:10
Linus Neumann
0:30:59
Tim Pritlove
0:31:04
Linus Neumann
0:31:13
Tim Pritlove
0:31:20
Linus Neumann
0:31:42
Tim Pritlove
0:32:04
Linus Neumann
0:32:55
Tim Pritlove
0:32:55

Ja, der geht nicht auf den Kurs, sondern das ist einfach nur ein Bot, der in bevorzugter Weise Social Media Kanälen, vor allem so Chatrooms, wo alle rumhängen, das eigene Token, die eigene Währung, die eigene Investitionsoption zu pushen, indem sie halt in diesen, was weiß dass ich in diesem Fall, über den wir jetzt reden, ging es um Discord-Server, sich dort einzulocken und dann irgendwie hier, geil, total cooles Token, musst du kaufen, klickst du hier, bist du sofort im Trading und so weiter und dann bietest du sozusagen deine Dinge dort zum Verkauf an. Wie das genau aussieht, kann ich dir jetzt nicht sagen. Ich nehme an solchen Kanälen ja auch nicht teil, aber das ist nochmal die Unterscheidung, um die es ging. So einen tollen Bump-Bot wollte auch der User mit dem schönen Namen r-okki.eth, man sieht schon, Krypto-Pro bis zum Anschlag haben. Kleines Problem, der junge Mann hatte keine Ahnung, wie man sich sowas programmiert und was macht man da heutzutage? Man geht zur Intelligenz und sagt, liebe Intelligenz, programmier mir einen Bump-Board. Ja, das war dann in dem Fall natürlich Chat-GPT. Und Chat-GPT so, ja, kein Problem. Hier hast du Code, pipapo, funktioniert alles super. Klickst du hier, fügst du da ein. Hier musst du irgendwie aber einen Private Key noch mit reinkonfigurieren, damit sozusagen auch dann deine Wallet entsprechend ausgelesen werden kann etc.. Und es hätte wahrscheinlich auch alles ganz gut funktioniert für ihn, wenn nicht die API-URL, die sozusagen von ChatGPT oder auch gleich mitgeliefert wurde, nicht etwa irgendeine offizielle API von dem Vergangenheit, das Solana-Netzwerk war, sondern eine URL, die halt nur so aussah, die aber tatsächlich von einem Scammer war, Die sozusagen über diese API einfach schön abgegriffen haben, was auch immer Leute darüber rausgeworfen haben. Also so eine Art, also so wie man Webseiten hat, die sich für andere ausgeben, gibt es das Ganze dann eben auch schon mit APIs. Ja und dann hatte er da seine Wallet irgendwie, wo er viel Geld drauf hatte oder viele von diesen Tokens drauf hatte, dort den entsprechenden Private Key eingeführt, das Ganze ausgeführt und das hat dann auch nicht lange gedauert und auf der anderen Seite wurde dann eben seine Wallet entsprechend geplündert, weil man hatte ja jetzt den Private Key und damit den Zugriff auf diese Kryptowallet. Ja scheiße gelaufen. Und was lernen wir daraus? Das ist ein echtes Problem, weil natürlich ChatGPT im besten Wissen und Gewissen gesagt hat, die API, die du benutzen musst, das ist die hier. Habe ich so gelernt im Internet. Man nennt das Data Poisoning und das ist halt das Problem. Wir haben diese Intelligenzen, diese sogenannten, die haben ja ihr Wissen ausschließlich aus Quellen. Und diese Quellen liegen halt im Internet rum. Und, Man konnte wahrscheinlich vor ein paar Jahren noch halbwegs in diesem Netz sich bewegen als AI-Bot und eine Menge Truth abziehen. Man trainiert ja quasi auf einer Realität, die man dann mit seinen Systemen anbietet auf andere Art und Weise. Aber wenn halt jetzt diese ganze Truth da draußen gar keine Truth mehr ist, sondern es sich einfach nur noch um ein leicht manipuliertes oder vielleicht auch schon schwer manipuliertes Netz handelt, was nur darauf aus ist, genau diese AI-Maschinen dazu zu bringen, wie deine trickreichen Spielchen zu spielen, dann weiß halt keiner mehr so richtig, wo jetzt eigentlich noch die Wahrheit versteckt ist. Und dass das so ist, kann man jetzt schon sehen, weil es gibt tonnenweise News-Sites, die halt versuchen irgendwie im SEO-Bereich da erfolgreich zu sein. Wir hatten ja auch diesen Fall hier mit der Halloween-Parade, das ist ja eine zurückhaltende Geschichte. Also es gibt vielleicht auch mehr so einen Unfall, der da passiert ist, aber es gibt natürlich auch tonnenweise Websites, die entweder komplett neu anfangen, einfach irgendeinen Quatsch erzählen, da werden einfach irgendwelche Artikel erzeugt mit diesen AIs massenhaft, die einfach so den Eindruck machen, sie werden irgendwie normale News, aber das ist im Wesentlichen alles nur irgendwie ausgedacht, um sich gegenüber Suchmaschinen wie Google entsprechend gut zu präsentieren und darüber dann eben Werbungsgelder abzugreifen oder ist es eben auch schon richtig die nächste Stufe, wo eben auch der Inhalt ganz gezielt so viel Gift mit sich führt, um unter Umständen solche Scam-Informationen in die Welt weiterzutragen bzw. Tragen zu lassen von unseren AI-Systemen. Und da das schon ganz gut funktioniert, muss man jetzt nicht mehr sehr viel Intelligenz haben, um zu wissen, naja, also wenn das jetzt eben damit schon funktioniert und es sich schwer blocken lässt, dann wird es auch nicht mehr so lange dauern, bis einfach auch so ein automatisierter Geschichtsrevisionismus sich Bahn brechen wird. Weil wenn irgendwie du jetzt irgendwie die Intelligenz fragst und sagst, waren denn jetzt die Nazis wirklich so böse? Und die so, ja total böse, haben voll viele Leute umgebracht und es war überhaupt nicht gut. Aber was weiß ich, was da in zehn Jahren bei rauskommt, wenn erstmal genug SEO-optimierte Webseiten eine ganz andere Geschichte erzählen und sich halt da dann die ganzen Maschinen durchtrainieren. Also das kann auf Geschichtsschreibung und damit natürlich dann auch auf die Politik eine sehr negative Auswirkung haben.

Linus Neumann
0:39:17

Ja, da gibt es natürlich unterschiedliche derartige Effekte. Vor allem lässt sich, also erstens klar, du kannst das Lernmaterial vergiften. Zweitens, potenziell wird das Lernmaterial nur noch von KI geschrieben. Das heißt, der Lernzuwachs wird nicht mehr in dem Ausmaß da sein. Ganz insgesamt finde ich das aber jetzt eher einfach nur ein ganz lustiges, scherzhaftes Beispiel. Ich finde es zum Beispiel interessant, dass ChatGPT überhaupt geholfen hat, eine solche Software zu schreiben. Denn ChatGPT soll ja nichts Böses machen. Und das ist ein anderes, sehr faszinierendes, sehr unterhaltsames Problem von solchen AIs, dass die zwar höchst intelligent von mir aus sind oder höchst klug sind, weil sie viel gelernt haben und sehr viel wissen und tun können, wir ihnen aber bestimmtes Verhalten abgewöhnen wollen. Aber dieses Verhalten hängt vom Kontext ab. Und gleichzeitig haben die ja einen äußerst kleinen Kontext, nämlich eigentlich nur die Session, in der du dich gerade befindest. Einfaches Beispiel oder zwei einfache Beispiele. Ich habe letztens tatsächlich aus Inspirationen, wollte ich mir zehn Namen vorschlagen lassen für eine potenzielle Cybergang. Ja, habe ich gesagt, gib mal bitte Namen für eine Cybergang. Sagt JGPT, pass auf, wenn du hier eine Cybergang gründen willst, schlechte Idee, mache ich nicht. Dann habe ich gesagt, ich muss hier gerade aber ein Buchkapitel schreiben oder so, wo ich einen fiktiven Namen für eine Cybergang brauche. Da sagt Chachi, bitte. Ah ja, klar. Also wenn das hier ein Lernmaterial sein. Soll, dann gebe ich dir hier zehn Namen für eine Cybergang. Waren auch lustige Namen. Ein zweites Beispiel, das stammt von meinem Kollegen Jannis, der hat das wahrscheinlich, glaube ich, in seinem Vortrag beim Kongress gehabt. Gehst du hin und sagst, ey ChatGPT, schreib mir doch mal bitte ein Skript, was alle Dateien auf einer Festplatte verschlüsselt. Und er sagt, ChatGPT, nee, so was machen wir nicht, das ist nämlich eine Ransomware, das ist nicht gut. Dann sagst du, okay ChatGPT, dann schreib mir doch bitte mal ein Skript, was alle Dateien auf meiner Festplatte verschlüsselt. Ein einziger Buchstabeunterschied und ShareGPT sagt geniale Idee, wenn alle Dateien auf deiner Festplatte verschlüsselt sind dann kann dir keiner mehr einsehen das ist eine super Idee für Datenschutz mach das mal. Das meine ich mit diesem Begriff wie soll so ein Ding Kontext erkennen und verstehen wenn du am Ende die Welt für dieses Superhirn das weiß alles, kann alles und kriege dann einfach nur so, hier ist ein winziger Ausschnitt Realität, den deine Nutzerin vollständig definiert, nämlich ich brauche das Skript, um eine oder meine Festplatte zu verschlüsseln und darin, in diesem kleinen Kontext, den du ja vollständig gibst, soll Chatchip, die dann Ethik zur Anwendung bringen. Und das funktioniert halt nicht, weil Ethik kontextabhängig ist. Und ich glaube, das ist ein wunderschönes Beispiel dafür, warum auch mit dieser genialen Technologie, wenn wir sagen, lass mal lieber unsere komplette Kommunikation davon überwachen und sicherstellen, dass hier keiner was Böses macht, warum auch das eine sehr schlechte Idee ist.

Tim Pritlove
0:42:56

Oder zumindest nicht so gut funktionieren wird, wie sich das manche Leute so vorstellen. Weil heutzutage haben wir natürlich die Standardforderung. Ja, jetzt machen wir das mit AI und dann wird alles gut. So eine Idee hat da übrigens auch O2. Und da steht noch aus, wie viel Gutes der Welt damit geschehen wird. Aber ich würde mal sagen, man kann ihnen zumindest ein bisschen auf die Schulter klopfen dafür, dass sie A, da ein hehres Ziel formuliert haben und B, sich auch einige Mühe gegeben haben, dieses Ziel zu erreichen. Ob es erfolgreich sein wird, ist was anderes. Was ist das eigentliche Problem? Das Problem sind in diesem Fall Scammer-Telefon-Anrufe. So Enkeltrick-Telefon irgendwie. Leute rufen meistens ältere Menschen an, die so leichte Opfer sein können, weil sie einfach vielleicht nicht mehr in der Lage sind, solchen stressigen Situationen am Telefon Herr zu werden. Leute geben sich als Verwandte aus oder als Banken oder als was auch immer gegenüber einer Generation, die es auch noch gewohnt ist, solche Transaktionen telefonisch abzuwickeln. Ja und da werden dann eben oft ältere Leute dazu gebracht. Zugang zu Bankkonten freizugeben oder irgendwie Gelder zu überweisen oder was auch immer. Also es gibt ja die verschiedensten Methoden und ich kenne die sicherlich nicht alle, aber auf jeden Fall ist es wohl ein echtes Problem, sodass es eben auch Blocklisten gibt. Es gibt Hotlines, wo man anrufen kann und sagen kann, hier unter dieser Nummer wurde ich angerufen, vielleicht könnt ihr die ja irgendwie blockieren, dann müssen die sich zumindest erstmal wieder was anderes einfallen lassen. Da solche Nummern meistens eh gefälscht sind, ist das jetzt keine große Hilfe, aber es ist zumindest schon mal ein Ansatz. Was hat jetzt O2 gemacht? Wir reden jetzt im Übrigen von O2 in dem Vereinigten Königreich und Nordirland, sprich auf der Insel, nicht von unserem O2. Und dort gibt es jetzt die Möglichkeit, solche Scammer-Anrufe an ein automatisiertes System weiterzuleiten. Also zum Beispiel, indem eine Absender-Rufnummer automatisch gematcht wird. Vielleicht gibt es auch noch andere Methoden. Das wird aus der Berichterstattung derzeit noch nicht so hundertprozentig klar. Nehmen wir mal an, dass es so läuft. Was passiert dann? Dann landet dieser Scammer bei Daisy. Und Daisy, Daisy, give me your answer, du, ist quasi eine speziell auf diesen Fall trainierte Audio-AI am Start, die halt auch klingt wie eine Oma und die dann sich mit diesen Scammern unterhält. Also das ist quasi so ein Realtime-Audiodialog, der offenbar schnell genug laufen soll und die Idee ist, dass Daisy so tut, als wäre sie ein potenzielles Opfer, aber die Scammer sollen es nicht merken und bei allen versuchen sie zu irgendetwas zu bewegen, irgendetwas zu tun, kommt es dann immer wieder zur Verzögerung. So ah ja, nee, ach das weiß ich jetzt nicht, wo die Information da muss ich jetzt nochmal suchen da muss ich nochmal gucken, keine Ahnung Gegenfragen stellen, ich weiß es nicht. Diverse Strategien auf jeden Fall drauf hat, mit der Hoffnung, diesen Leuten schlicht die Ressource zu nehmen die die einzige Ressource ist, die man ihnen nehmen kann, nämlich die Zeit weil wenn sie sich quasi mit dieser AI unterhalten, dann können sie sich halt nicht mit einer richtigen Oma unterhalten und das ist ja dann vielleicht, Vielleicht eine Hilfe, who knows?

Linus Neumann
0:47:11

Ja, ich halte das also für einen wunderschönen Marketing-Gag von O2 UK in diesem Fall. Während das sicherlich theoretisch funktioniert oder auch mal funktionieren könnte, sehe ich nicht, dass das at scale funktioniert. Also, wie du gerade schon sagtest, müssen die eine... Also müssten Sie ja bevor der Anruf bei mir ankommt, schon wissen, dass es sich um Scammer handelt oder ich leite es dann um, aber ich weiß es ja nicht, dass es sich um Scammer handelt. Das heißt, Sie werden Schwierigkeiten haben, quasi tatsächlich Anrufe präventiv damit zu verhindern, die an mich gehen. Eine Meldung von Leuten, dass man sagt, oh, da sind Scammer am Werke, würden aber, wenn sie massenhaft sind, auch potenziell missbraucht werden. Und so der Fall, dass du mich anrufen möchtest und vorher hat, was weiß ich, jemand anders dich mal aus Spaß als Scammer gemeldet und du landest dann bei irgendeiner Oma-AI statt bei mir, ich glaube gar nicht, dass sie einen derartigen Eingriff machen könnten. Insofern bleibt ihnen eigentlich Ich nur, dass sie vielleicht Fake-Nummern in die Datensammlungen geben, dieser Scammer, und dann die, wenn sie mal die am Apparat haben, die dann mal versuchen, eine Stunde hinzuhalten. Das wird schon alles funktionieren, aber wenn ich mal ehrlich sein soll, wird das jetzt auch alles Geld gekostet haben. Und wenn ich mal überlege, aus welchem Topf des Unternehmens dieses Geld kam. Dann würde ich sagen das war eher der Topf Marketing als der Topf Actual Fraud Prevention Ja.

Tim Pritlove
0:49:10
Linus Neumann
0:49:16
Tim Pritlove
0:50:35

Ja.

Linus Neumann
0:50:35
Tim Pritlove
0:50:42
Linus Neumann
0:51:01

Jo.

Tim Pritlove
0:51:03

Kommen wir in die USA? Oder gehen wir? Schauen wir. Schauen wir in die USA. Man muss ja nicht gleich hinfahren. Da ist nicht viel passiert. Nein, wir hatten vor kurzem darüber berichtet, dass das US, nicht das Justizministerium, sondern der High Court oder ein High Court gegenüber Google zum Schluss gekommen ist, dass es sich dabei um monopolhaftes Behavior handelt und dass die jetzt dafür entsprechend zu bestrafen sind. Worauf sie sich allerdings noch nicht geeinigt hatten zu dem Zeitpunkt ist, wie. Der Vorwurf ist ja grob der, dass sie einfach durch die Kombination all ihrer Dienste, Suche etc. Einen eigenen Browser haben und all diese Verquickungen, die sie machen, da der Welt haben großen Schaden zukommen lassen und deswegen muss sich daran jetzt was ändern. Was sich daran ändern soll, war noch offen und wir hatten glaube ich so ein, zwei, drei Optionen, die allgemein diskutiert wurden, auch kurz genannt. Eine davon war, dass Google doch vielleicht einfach die Programmierung und Auslieferung und Verbreiterung von Chrome nicht mehr im selben Haus tun soll. Also dass sozusagen Google aufgespalten wird und dass das Chrome-Team dann nicht mehr Teil von Google oder in dem Fall nicht mehr Teil von Alphabet ist. Und diese konkrete Idee, die ist wohl derzeit tatsächlich die vom US-Ministerium bevorzugte Option. Also da ist jetzt quasi noch nichts passiert, zumindest habe ich das so verstanden, dass es mehr oder weniger eine Empfehlung ist, die vom US-Justizministerium an die Richter gegangen ist, dass das doch vielleicht mal etwas wäre, was man mal machen könnte. Kann man natürlich davon ausgehen, Google hat glaube ich noch einen Berufungsweg offen und wird sich sicherlich mit allen Möglichkeiten und Händen und Füßen dagegen wehren, sodass da also noch eine Menge Zeit vergehen wird. Und von daher ist auch noch total unklar, was das jetzt bedeutet, weil das US-Ministerium wird jetzt noch maximal zwei Monate in einem Normalzustand sein und danach auch wieder von irgendeinem Vollidioten besetzt sein, der halt alles auf den Kopf stellt. Und ob die dann immer noch dieselben Forderungen haben oder diese Forderungen bei den Richtern irgendwas bewirken, weiß glaube ich derzeit keiner so recht. Könnte aber knifflig werden für Google. Weil ich glaube, sich von Chrome zu trennen, das finden die gar nicht lustig.

Linus Neumann
0:53:59
Tim Pritlove
0:54:03

Ja, nee, also wahrscheinlich schmerzt sich jede Maßnahme. Die Frage ist, welche schmerzt sie am meisten? Dieses Ganze mit ihr müsst eure Suchergebnisse mal ein bisschen anders sortieren und so, das gab es ja nun schon öfter, das ist ja eher so klein, klein. Aber Chrome-Distribution komplett unabhängig von Google, ich weiß auch gar nicht, wie das funktionieren soll, weil da wird natürlich viele Chrome-Developer wahrscheinlich auch irgendwie, weiß nicht, ob die nur Chrome machen und gar keine anderen Aufgaben bei Google haben. Also da hängt ja ein riesen Team dran, aber vor allem ist eben Chrome auch mit Chrome OS und mit der sonstigen Plattform Strategie von Google ja eng verwunden und auch dieses ganze Development mit, welche Features sind in diesem Browser möglich, welche, dieser Features werden von Diensten von Google auf jeder Ebene benutzt, von Videokonferenz bis Verschlüsselung, bis Optimierung der. Datenübertragung, HTTP 3 und all diese ganzen Geschichten, die darüber ja immer wieder gebootstrappt wurden. Das ist ja für Google ein super strategisches Produkt. Und abgesehen davon, dass sie auch noch 80% Marktanteil jetzt erlangt haben oder ich weiß gar nicht, übertreibe ich es jetzt gerade. Also die Mehrheit des Marktes auf jeden Fall geht an Chrome, ist damit natürlich auch eine große Marktmacht verbunden, vor allem wenn halt Chrome hochkommt und sagt, hier mach mich mal zum Standardbrowser und willst du nicht noch Google Earth runterladen und andere Google Dienste entweder direkt oder zumindest indirekt promotet.

Linus Neumann
0:55:50
Tim Pritlove
0:56:05
Linus Neumann
0:56:08
Tim Pritlove
0:56:20
Linus Neumann
0:56:27
Tim Pritlove
0:56:31
Linus Neumann
0:56:33
Tim Pritlove
0:56:35
Linus Neumann
0:56:37
Tim Pritlove
0:56:44
Linus Neumann
0:56:46
Tim Pritlove
0:56:49
Linus Neumann
0:56:53
Tim Pritlove
0:56:57
Linus Neumann
0:57:00
Tim Pritlove
0:57:02
Linus Neumann
0:57:03
Tim Pritlove
0:57:05
Linus Neumann
0:57:08
Tim Pritlove
0:57:50
Linus Neumann
0:57:53

Würde ich ja niemals zugeben. Ich dürfte wahrscheinlich gar nicht haben, dieses Datenleck. Ich habe nur die Daten von dir, Tim. Also es gibt auf jeden Fall das Facebook-Datenleck im dunklen Internet kann man sich das organisieren. Und jetzt gibt es einen YouTube-Anwalt, der sehr viel damit wirbt, quasi Leute dazu aufzurufen, doch Facebook zu verklagen, um da Schadensersatz zu bekommen. Und. Wie du ja auch gerade schon sagst, jetzt ist die Frage, was ist denn jetzt überhaupt der Schadensersatz, der einem dazusteht? Dieser YouTube-Anwalt hat, glaube ich, so ein Bild, nichts zu 1000 Euro holen wir für euch daraus oder 500 und es ist auch sehr unterschiedlich, was Leute da bekommen. Ich höre also, 1000 habe ich jetzt noch nie gehört, ich höre aber von Fällen von Leuten, die da irgendwie schon irgendwie so einige hundertmal bekommen haben, aber auch Leute, bei denen die Klage abgewiesen wurde, weil Facebook damit durchgekommen ist, zu sagen, beweist du doch erstmal, dass du in dem Datenleck drin bist. Und dann konnten die Leute halt auch nicht sagen, naja, die konnten halt den Beweis nicht stabil erbringen, weil dann halt ein Gutachten notwendig war von jemandem, der sich damit auskennt, der sagt, es gibt dieses Leck und zwar sieht das so aus und hier sind die Daten drin. Und dann geht ja auch gerne mal so die Motivation verloren, das weiter zu verfolgen. Vor allem, wenn da nicht mehr ein Tausi winkt, sondern nur noch eine sehr schmale Mark. Und da gab es jetzt ein Urteil des BGH. Bundesgerichtshof, der sich das damit auseinandergesetzt hat und gesagt hat, ja, hier gibt es Schadenersatzansprüche. Wenn du dich in diesem Datenleck befindest, dann gibt es einen Schadensersatzanspruch. Weltweit sind mehr als eine halbe Milliarde Menschen betroffen. Und da gibt es einen Schadensersatzanspruch. Allerdings, und dieser Schadensersatzanspruch, dafür ist auch nicht notwendig, dass die Daten nachweislich missbraucht werden. Klammer auf. Wer garantiert diese Daten missbraucht, sind diese Scam-Anrufer. Weil du da, ich guck mal gerade ganz kurz, ob dein Geburtsdatum auch drin steht. Gucken. Nee, das Anmeldedatum, 14. Mai 2014.

Tim Pritlove
1:00:44
Linus Neumann
1:00:48
Tim Pritlove
1:00:50
Linus Neumann
1:00:53
Tim Pritlove
1:00:55
Linus Neumann
1:00:59
Tim Pritlove
1:01:17

Ja.

Linus Neumann
1:01:20
Tim Pritlove
1:01:22
Linus Neumann
1:01:25
Tim Pritlove
1:02:14
Linus Neumann
1:02:15
Tim Pritlove
1:03:07
Linus Neumann
1:03:11
Tim Pritlove
1:04:39
Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Ja.

Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Ja.

Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
1:14:28

Nein, aber tatsächlich irgendwie Berlin-bezogene Werbung. Das habt ihr davon, dass ihr den, dass ihr die schöne Podcast-Welt erstens an Spotify gegeben habt und zweitens jetzt an die Werbemafia. Weil jetzt, das war der andere Teil, der in der Podcast-Welt lange Zeit noch nicht existierte, dieses Ganze targeted. Also es gab nicht diese, du surfst durch Internet. Egal welche Webseite du besuchst, kriegst immer das gleiche Paar Schuhe angeboten, weil in jeder Webseite eh das gleiche Werbenetzwerk eingebunden ist, was sämtliches Verhalten von dir über das Netz trackt. Und die hatten die ganze Zeit noch keinen Zugriff auf Podcasts, weil das eine große Mediendatei war, die da lag, die unverändert war. Und dann kam irgendwann das Interesse, naja, das wäre ja schon sehr gut, wenn man da live Werbung reinschneiden könnte, je nachdem, woher der Zugriff kommt. Und dann wäre es natürlich sehr gut, wenn man seinen Podcast in die Vermarktung gibt und am Ende gar nicht mehr einen Vermarktungsvertrag zwischen meinem Podcast und der Werbekundin zustande kommt, sondern ich quasi meine Hörerinnen und Hörer einer Vermarktungsplattform gebe, die dann Targeted Advertising macht und sagt zum Beispiel, ach so, du willst an Podcast-Hörer in Berlin werben, wunderbar, dann schneiden wir das bei den Podcasts, wo wir das können, an der Stelle rein. Und das passiert jetzt schon. Und das finde ich auch nicht erfreulich. Dafür haben wir das eigentlich sehr lange schön stabil gehalten. So über viele Jahrzehnte, bis es dann irgendwann... Bis man ihr auf einmal gemerkt hat, hey, schau mal da, das haben wir noch nicht mit Werbung verseucht und das genießen Leute.

Tim Pritlove
1:16:30

Es ist ja immer so eine schleichende Übernahme. Ich meine, es fing halt irgendwie an, so mit diesen, wie heißt das so schön, Native Advertisements, also man lässt dann quasi die Werbung vorlesen. Das ist eigentlich auch bei populären Podcasts besonders einträglich. War eine Weile lang vielleicht auch bei kleineren Podcasts so ein Ding, aber jetzt in zunehmendem Maße, wenn so eine Werbemaschine dann erstmal angelaufen ist, dann geht es irgendwann nur noch um Automatisierung und Datenauswertung. Um genau diese automatische Einspielung zu machen, nach was für Triggerworte sind denn jetzt hier irgendwie relevant und Reichweite, Zielgruppenanalyse, wenn man auf einmal wissen, wie alt sind denn die Leute, deswegen werden diese Plattformen bevorzugt, weil ihr dort natürlich alle ihr Geburtsdatum eingeben und ihr Genderabdruck hinterlassen und dann kann man halt genau sehen, wer hört denn jetzt hier wie viel etc. Und irgendwann werden natürlich dann auch die Preise und die Anteile für die Podcasts, die sozusagen die Werbung dann letzten Endes, also die ihrer Publikum der Werbung zur Verfügung stellen, um dann Botschaften anderer Leute zuzustellen über das eigene Netzwerk, was man sich mit dem Podcast geschaffen hat. Und deren Anteil daran wird dann auch immer geringer. Also es gab vor ein paar Jahren da halt so ein Search, dann haben das viele gemacht und mittlerweile bricht dieser Markt dann halt auch wieder ein. Und man kann eigentlich nur noch daran teilnehmen, indem man dann eben auch dem maximalen Ausverkauf zustimmt. Während eben richtig profitieren dann eben wieder nur diejenigen mit diesen Mega-Reichweiten, Also die dann irgendwie sechs- und siebenstellig in den Hörerzahlen unterwegs sind, die können natürlich dann immer für sich die besten Bedingungen raushandeln und der Rest hat dann halt irgendwie zu sehen, wo er bleibt. Gut, das ist so ein bisschen der Lauf der Dinge, das ist allerdings so ein Lauf, an dem ich niemals Interesse hatte teilzunehmen und auch wenn man im Vorfeld nicht unbedingt immer genau sehen konnte, wohin die Reise mit all dem so geht, war mir irgendwie immer schon klar, wohin auch die Reise mit euch immer geht ist, ich will auf gar keinen Fall mitreisen, weil das kann alles nur furchtbar enden und ja. Insofern sind wir jetzt hier noch übrig und bleiben auf unserer Insel stolz mit durchgedrückten Rücken und setzen auf euren Support.

Linus Neumann
1:19:06
Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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