Logbuch:Netzpolitik
Einblicke und Ausblicke in das netzpolitische Geschehen
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LNP515 Die Demokratie hat ein Platzproblem

Weltuntergang abgewendet — Feedback — Taiwan — RIghtsCon — Bundestagswahl — Regierungsbildung in Österreich — Netzbremse — eIDAS — Dear-MEP-Software

Tim und Thomas sind beide in Taiwan bei der RightsCon 2025 und berichten von Land und Event. Und natürlich blicken wir auch auf die Ergebnisse der Bundestagswahl und ein weiteres Mal auf die immer noch laufenden Versuche, in Österreich eine Regierung zu bilden. Thomas stellt kurz die Aktion "Netzbremse" vor und epicenter.works hat die Software zu dem "Dear MEP"-System veröffentlicht.

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Veröffentlicht am: 27. Februar 2025
Dauer: 1:42:53


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Prolog 00:00:27.912
  3. Weltuntergang abgewendet 00:01:33.114
  4. Feedback: Vom Petting zum Fucking 00:05:04.740
  5. Taiwan 00:07:16.995
  6. RightsCon 2025 00:25:52.144
  7. Bundestagswahl 2025 00:49:19.162
  8. Regierungsbildung in Österreich 01:10:17.991
  9. Netzbremse 01:30:05.217
  10. eIDAS Update 01:33:28.276
  11. "Dear MEP" Software-Release 01:39:38.714
  12. Epilog 01:40:55.602

Transkript

Tim Pritlove
0:00:00
Thomas Lohninger
0:00:01
Tim Pritlove
0:00:03
Thomas Lohninger
0:00:05
Tim Pritlove
0:00:26
Thomas Lohninger
0:00:41
Tim Pritlove
0:00:42
Thomas Lohninger
0:00:47
Tim Pritlove
0:01:03
Thomas Lohninger
0:01:05
Tim Pritlove
0:01:06
Thomas Lohninger
0:01:47
Tim Pritlove
0:01:49
Thomas Lohninger
0:02:25
Tim Pritlove
0:02:29
Thomas Lohninger
0:03:02
Tim Pritlove
0:03:04
Thomas Lohninger
0:03:09
Tim Pritlove
0:03:26
Thomas Lohninger
0:03:41
Tim Pritlove
0:03:50
Thomas Lohninger
0:04:55
Tim Pritlove
0:05:04
Thomas Lohninger
0:05:18
Tim Pritlove
0:05:19
Thomas Lohninger
0:05:46
Tim Pritlove
0:05:50
Thomas Lohninger
0:06:07
Tim Pritlove
0:06:15
Thomas Lohninger
0:06:16
Tim Pritlove
0:06:35
Thomas Lohninger
0:06:42
Tim Pritlove
0:06:58
Thomas Lohninger
0:06:59
Tim Pritlove
0:07:02
Thomas Lohninger
0:07:09
Tim Pritlove
0:07:11

Das ist ja wirklich ein totaler Werbepodcast geworden. Na gut, kommen wir zu Taiwan. Vielleicht bevor wir über die Konferenz reden, sollten wir vielleicht mal so ein bisschen was zu dem Ort sagen. Bin mir nicht so richtig sicher. Also mir war ja die Bedeutung von Taiwan schon bewusst. Ich habe aber immer wieder gemerkt in Gesprächen, nicht hier, aber zu Hause, dass das nicht unbedingt jeder so geht. Also für viele ist das so, ja, irgendeine Insel und warum wird denn da überhaupt drüber geredet? Und dabei gibt es ein paar interessante Dinge. Also erstmal ist natürlich Taiwan in der Geschichte ein wichtiger Player gewesen rund um den Zweiten Weltkrieg herum. Und jetzt hier einen kompletten geschichtlichen Abriss liefern zu wollen, sollte man aber so ein bisschen verstehen, dass das eben sehr eng verbunden war mit dem Zweiten Weltkrieg insofern, als zu dem Zeitpunkt der Führer der Chinesischen Republik, Chiang Kai-shek, der hat halt die Japaner quasi ferngehalten, die ja auch in China angegriffen haben, Weltkrieg war ja wirklich fast überall und von daher so ein bisschen auch ein natürlicher Verbündeter der USA in dem Fall, die ja dann auch die Japaner bekämpft haben, dann letztlich ja auch die Niederlage der Japaner erzwungen haben durch ihre Atombomben, Abwürfe und generell ihre militärische Überlegenheit, die sie dann entwickelt haben. Und Chiang Kai-shek war halt auch deshalb dann den Amerikanern nahe, weil er dann auch gegen die Maoisten die kommunistische Revolution in China wenn dann auch letztlich nicht erfolgreich aber zumindest gekämpft hat diese Republik China also die Vertreter, dieser Bewegung in China, die sich dann eben nicht militärisch durchsetzen konnte, sind dann nach Taiwan geflohen und deswegen gibt es halt die Republik China jetzt in Taiwan, während eben die Volksrepublik China auf dem Mainland ist und in den letzten Jahren, Haben wir ja nun immer wieder gehört, wie sehr die Volksrepublik China danach strebt, sich nun auch noch diese Insel einzuverleiben, so wie sie es jetzt eben auch mit den ganzen Kolonien gemacht hat. Also natürlich nicht militärisch, sondern eben durch die Übergabe von Makao und Hongkong. Und dass eben hier auch so ein potenzieller Konflikt ist, wo sich alle fragen, wird China Taiwan angreifen oder wird das nicht passieren? Und je nachdem, wen du so fragst, ist es halt so oder so. Letztlich war aber dieser Chiang Kai-Shek hier auch eine sehr umstrittene Führungspersönlichkeit, denn er hat dann doch auf eine extrem autoritäre Herrschaft umgeschwenkt und es gab dann hier eine Phase des weißen Terrors, wo also hier Meinungsfreiheit etc. Arg bekämpft wurde. Das kennt man ja dann schon, politische Gefangene, Einschränkungen der Presse etc. Und die taiwanesische Bevölkerung hat es dann aber eben geschafft, über die Jahrzehnte durch permanenten Widerstand und dann auch nach dem Tod von Chiang Kai-shek das Restregime so weit in die Knie zu zwingen, dass ungefähr als es in Deutschland dann halt auch mit der Wiedervereinigung sich alles abspielte. 91 ist dann glaube ich so das letzte Gesetz, was Meinungsfreiheit unterbunden hat, der berühmte Artikel 100 hier abgeschafft worden. Und seitdem ist Taiwan eine recht lebendige, offene, demokratische Gesellschaft geworden und man merkt richtig hier, wie sehr Freiheit eine große Rolle spielt. Wir sind übrigens auch gerade kurz vor einem wichtigen Jahrestag am 28. Februar 1947 gab es hier irgendwie so ein ganz bedeutendes Massaker, das war, wie ich das richtig verstanden habe. Eigentlich aus einem Missverständnis heraus, wo dann Soldaten auf Leute geschossen haben und das Ganze dann als Aufstand gewertet wurde. Das war dann auch ein bisschen eingeleitet, diese ganze diktatorische Zeit und das wird halt hier immer wieder so ein bisschen wie in Deutschland vielleicht so 17. Juni Niederschlagung eines Widerstands immer wieder gefeiert und das wird dann hier wahrscheinlich am Freitag auch in diversen Veranstaltungen münden, die wir natürlich jetzt hier noch nicht gesehen haben. Aber man merkt, dass den Taiwanesen das sehr wichtig ist und dass das hier wirklich eine demokratische Kultur ist und man sich natürlich... Nicht nur als Feind, aber zumindest Mainland China als Feind empfindet, weil natürlich China gerne mit diesen ganzen demokratischen, freiheitlichen Attitüden hier dem gerne ein Ende setzen möchte.

Thomas Lohninger
0:12:41
Tim Pritlove
0:13:30
Thomas Lohninger
0:13:32
Tim Pritlove
0:13:33
Thomas Lohninger
0:13:35

Cuteness-Faktor ist sehr hoch. Und gleichzeitig ist es natürlich aber auch so wirklich der Infliction-Point. Also das von dir angesprochene Massaker am 28. Februar, das war ja wirklich so eine Grunde, was die... Die Zollbeamten oder Polizei, die eine Zigarettenverkäuferin, die hat geschmuggelt, die Zigaretten verkauft hat, irgendwie kontrolliert haben und da kam es zu einem Gerangel und dann auch zu einer Schießerei, wo die Polizei beistehende Leute erschossen hat. Eigentlich wollten die Protestierenden damals von den Behörden einfach nur Gerechtigkeit für dieses Massaker haben, aber anstatt dem nachzukommen, ist man mit voller militärischer Härte gegen die Protestierenden vorgegangen. Und das hat halt auch zu der Einsetzung von Marshall Law, von Kriegsrecht geführt, das ein Vierteljahrhundert hier auf dieser Insel gegolten hat bis 1985. Und jetzt so in den letzten Jahrzehnten ist hier halt der große Turn gekommen. Und inzwischen ist man sich sehr bewusst dieser Werte einer liberalen Demokratie und hält das auch hoch im Angesicht eines viel größeren Landes, das ja nur 180 Kilometer entfernt ist. Also die taiwanesische Meerstraße trennt mainland China von Taiwan und 180 Kilometer ist jetzt echt nicht lang, nicht breit. Aber gleichzeitig sind diese zwei Länder kulturell, sprachlich, historisch so eng miteinander verbunden. Und nach dem Fall von Hongkong glaube ich, dass das hier das beste Beispiel ist, wie eine Mandarin chinesisch sprechende Kultur eben doch mit liberalen Werten und Demokratie vereinbar ist. Nicht unähnlich, wie auch die Ukraine vielleicht für Russland so der Gegenpol war. ah gut, das kann auch alles mit Demokratie und vielleicht auch mit Rechtsstaatlichkeit gut funktionieren, was jedem Diktator natürlich ein Dorn im Auge ist.

Tim Pritlove
0:15:43

Ja, der Bezug zur Ukraine ist dann auch auf der Konferenz zum Beispiel deutlich geworden. Da gab es dann auch Panels dazu, wobei da auch schnell klargestellt wurde, dass bei allen Parallelen man natürlich klar sehen muss, während es eben hier wirklich dasselbe Volk ist, was letzten Endes sich aufgespalten hat in zwei Systeme, ist das ja in der Ukraine nun mitnichten der Fall. Also Ukrainer sind definitiv keine Russen und das ist ja auch sehr wichtig immer wieder zu betonen in dieser ganzen Debatte. Aber wollen wir nicht zu sehr abschweifen. Ja, also man spürt es hier, es wird hier irgendwie zelebriert und vor allem, was ich bemerkenswert finde, ist, was das hier für eine geordnete Kultur ist. Also es ist schon streckenweise schon fast deutsch irgendwie in seiner Sauberkeit und seiner Ordnungsliebe und wie hier die Leute an roten Ampeln stehen bleiben, da steht in Deutschland nichts nach. Ich würde sogar fast sagen, das ist noch ein bisschen schlimmer hier. Ja und insofern alles ganz beeindruckend und wie das fast überall in Asien, zumindest jetzt auf meiner Reise war, sehr nette Leute, die einfach, also man wird hier sehr freundlich, es wird einem hier sehr freundlich und sehr hilfsbereit begegnet auf allen Ebenen. Und das ist auch keine übertriebene Höflichkeit, keine gespielte Höflichkeit, sondern es ist einfach so. Man merkt auch, wie das Land nach internationaler Anerkennung sich sehnt. Also jegliche Erwähnung nur von Taiwan irgendwo auf der Welt ist hier gleich eine Nachricht. Sondern auch, dass alle Länder, die Taiwan anerkennen, in irgendeiner Form von China bestraft werden durch Handel, Liebesentzug, Geldentzug, was auch immer. China ist mächtig genug, um da Druck auszuüben. Und wir sehen ja, wie viele Länder da sich immer wieder zurücknehmen und darauf hoffend, dass sie von China irgendwelche Investitionen für irgendwas erhalten. Dafür dann eben sagen, okay, dann brechen wir unsere diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab und sagen nicht, dass Taiwan einen Anspruch hat, zu existieren etc. Pp. Das ist natürlich dann auch so ein wichtiger Punkt, wo man sich mal wieder klar machen muss, wie wichtig auch so eine Anerkennung ist. Und Taiwan ist insofern, wenn man was von Demokratie hält, mehr als nur yet another country, sondern es ist fast schon eine Bastion, die meiner Auffassung nach auf Biegen und Brechen gehalten werden muss und die sozusagen die Unterstützung der Welt verdient. Und wir sollen mal schauen, bisher war natürlich Taiwan immer ein Protektorat der USA, das merkt man hier auch. Also neben dem japanischen Einfluss gibt es hier auch einen starken US-amerikanischen Einfluss und wenn es nur die 110 Volt Steckdosen sind.

Thomas Lohninger
0:19:11
Tim Pritlove
0:19:15
Thomas Lohninger
0:19:28
Tim Pritlove
0:19:31
Thomas Lohninger
0:19:36

Du hast auf jeden Fall eine gewisse Nähe, aber ich meine, das ist auch verständlich, wenn man in einer polaren Welt sich orientiert, das kleines Land, dann hat man die Wahl zwischen zwei Polen. Bisher haben die Amerikaner Taiwan auch nicht so draußen stehen lassen, wie sie das bei der Ukraine gerade tun. Also jetzt die neue Trump-Administration hat so leichte positive Zeichen gesetzt. Einerseits gibt es ein Gemunkel über einen relativ großen Einkauf von Militärequipment der USA hier nach Taiwan, so in der Größenordnung von sieben bis zehn Milliarden Dollar werden da gemunkelt. Es ist auf einer offiziellen Regierungswebseite der USA der Satz verschwunden, dass man sich nicht für die Unabhängigkeit von Taiwan einsetzt, was sofort zu starken Gegenreaktionen aus China geführt hat, wie es zu erwarten war. Und es dürfte diese starke Anti-China-Haltung in der Trump-Administration vielleicht auch zu einer gewissen Nähe zu Taiwan führen. Es könnte aber auch sein, dass es rein pragmatische Gründe sind, einfach dadurch, dass die Chip-Fertigung, die hier in dieser Insel passiert, einfach ihresgleichen sucht und die Welt definitiv nicht ohne weiteres auf die Chips von TSMC verzichten könnte. Und da wird auch viel investiert, um das zu ändern. In den USA und Europa werden ja Fabriken aufgebaut, die auch dieselbe Größenordnung an Nanometer-Chips entwickeln können sollten. Aber ich glaube, bisher sind wir noch nicht dort. Und das ist sicherlich auch noch ein Silicon Shield, wie es hier in Taiwan heißt. Am Ende des Tages muss man aber auch sehen, dass in Taiwan, wenn man ein bisschen länger mit den Leuten redet, natürlich da auch Szenarien diskutiert werden. Es gibt auch in der freien Demokratie, die es hier gibt, auch Parteien, die sehr stark für eine Annäherung oder sogar eine Eingliederung unter China argumentieren. Die haben nicht die Mehrheit, aber diese Stimmen gibt es. und zwischen einer direkten militärischen Konfrontation und einer kompletten Unterwerfung gibt es natürlich auch einen Mittelweg, der auch diskutiert wird, ob es nicht eine Form von Verhandlungslösung geben könnte. Ich weiß nicht, wie Sicherheitsgarantien aussehen, die da wirklich ein modellähnlich Hongkong garantieren würden, dass man sagt, okay gut, das hier wird zwar irgendwie Teil von China, aber die Freiheiten, die Demokratie, die darf man behalten. Dieses Versprechen wurde auch Hongkong gegeben und China hat sich nicht daran gehalten. Aber solche Wege, solche Mittelwege werden zumindest hier auf der Insel auch diskutiert.

Tim Pritlove
0:22:26

Ja, das kann ich auch nicht einschätzen, welche Bedeutung die haben. Bei Wahlen war es schon auch ab und zu mal ein bisschen knapp, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da China groß vertrauen kann. Das hat Hongkong eigentlich wunderbar gezeigt. Am Ende nehmen sie dann doch lieber die ganze Hand. Und von daher kann ich das gut verstehen. Ich denke, also wenn man hier mit Leuten darüber redet, kriegt man die unterschiedlichsten Einschätzungen, kann man sich gut vorstellen, was sicherlich auf jeden Fall auch verbreitet ist, ist generell diese, Sichtweise, dass man hier insofern safe ist, weil man einerseits militärisch vorbereitet ist, also Taiwan ist gut gerüstet, ob sie ausreichend gerüstet sind, Und das weiß man nie. Am Ende ist es eine Insel, da ist viel Wasser dazwischen, also ein Überfall müsste also hier wirklich eine Anlandung nach sich ziehen. Das ist militärisch natürlich sehr heikel, egal wie viel Luftüberlegenheit man hat und man setzt hier glaube ich auch darauf, dass China damit einfach sein ganzes Handelsreich mit dem Rest der Welt aufs Spiel setzen würde und da ist sicherlich was dran. Ob sie sich dann am Ende davon abhalten lassen oder denken, wir sind jetzt schon stark genug und wir sind jetzt auch über den Punkt hinaus, wo alle anderen nicht mehr ohne uns können und nicht umgekehrt, schwer zu sagen. Naja, also das sind so unsere Eindrücke hier von Taiwan, das sind gute Eindrücke und es ist angenehm hier. Kann man also sehr empfehlen als Reiseland, als Besuchsland.

Thomas Lohninger
0:24:20
Tim Pritlove
0:25:52
Thomas Lohninger
0:26:03
Tim Pritlove
0:27:48
Thomas Lohninger
0:27:50
Tim Pritlove
0:27:51
Thomas Lohninger
0:27:53
Tim Pritlove
0:28:20
Thomas Lohninger
0:28:22
Tim Pritlove
0:29:58
Thomas Lohninger
0:30:00
Tim Pritlove
0:30:00

Na ja, also wie du zu erwarten, waren dann tatsächlich zwei sehr hochrangige Vertreterinnen der Regierung, also Vizepremier und Vizepräsidentin. Vizepremier, also auch eine Frau, beides Frauen. Insbesondere die Vizepräsidentin hat wohl auch sehr viel Verdienste so im Bereich Human Rights vorher schon eingesammelt ich kannte sie natürlich nicht, aber hat auf jeden Fall eine gute Rede gehalten also haben sich halt alle präsentiert natürlich Access Now auch und dann gab es ja viel Tamtam und immer so mit, Wummer Musik zwischendurch bei jedem Auftritt ist ein bisschen so, naja okay gut, kann man machen. Und am Ende gab es dann sogar noch so eine Musik-Performance auf der Bühne von so einem lokalen Chor- Rapper-Gespann irgendwie. Strange. Ja, kann man machen. Das war irgendwie ganz okay. Ich bin allerdings ein bisschen so vom ich habe ja immer so ein bisschen Veranstalter-Brille auf, wenn ich auf so eine Veranstaltung gehe und bei Panels, lege ich mich auch immer schon so ein bisschen mental zur Seite, weil das einfach, Leute, wenn ihr eine Konferenz macht. Und drüber nachdenkt, ein Panel zu machen, macht keins. Panels sind ganz, ganz, ganz, ganz selten gut. Aus einer ganzen Reihe von Gründen. Du hast es schon angesprochen. Man kommt eigentlich nicht so in die Tiefe. Wenn mal jemand seine Punkte wirklich klar bringen kann, dann ist es eher Zufall. Hängt dann wiederum sehr von so einer Moderation ab. Die Moderation hat aber andere Ziele. In der Moderation versucht dann immer ein Gespräch, ein Fluss, eine Gleichberechtigung, eine Verteilung, jetzt du, jetzt du herzustellen, nur irgendwie um die Zeit gerecht zu verteilen und dann bleibt halt von so einer dreiviertel Stunde Session, wo drei Personen sind, halt maximal zehn Minuten übrig und was soll das? Also das halte ich einfach für Quatsch, das mag. Also eine Diskussionsrunde finde ich wichtig, wenn… Konfrontativ. Ja, es muss nicht unbedingt konfrontativ sein, aber wenn es sich um eine aktuelle Debatte handelt, wo wirklich die Positionen unklar sind und wo man einfach mal ein paar Denker zusammenbringen möchte, die einfach da sich ein bisschen reingedacht haben, Aspekte machen, um überhaupt erstmal so ein bisschen zu ergründen, wie stehen wir dazu, wie sollte man damit umgehen. Also etwas, wo klar ist, wo es ohnehin einen Streit gibt, sowas kann man dann in so einer Diskussion gut auflösen. Aber um klare Botschaften rüberzubringen, halte ich das für Quatsch. Ich glaube, das wird immer alles so ein bisschen mehr unter diesem Aspekt gemacht, so ja, wir wollen ja, dass viele wichtige Leute da sind und dann laden wir die halt auf Panels ein und dann haben die irgendwie damit vielleicht auch schon ihr Ticket und dann kommen die auch auf jeden Fall und das können wir dann in unser Programm schreiben, gucken wir, wer alles da ist und am Ende geht es ja sowieso nur um die Gespräche im Flur. Okay, kann man machen, finde ich aber dann trotzdem ein bisschen dünner für die Beteiligten, weil wenn man da jetzt so hinkommt und man ist also wirklich so auf Informationssuche, naja, so weiß ich nicht. Also das könnte man dann halt auch effizienter haben. Es gibt dann nebenbei auch noch so ein paar, ich würde es mal eher in so Workshops machen, es startete am Anfang auch noch mit so selbstorganisierten Sachen, die dann komischerweise nicht im Programm standen, das habe ich durch Zufall eher entdeckt. Es sind auch so ein paar Technikaktivisten, hier Roger Dingeldein vom Tor-Projekt, den habe ich getroffen, kurz gesprochen. Und sicherlich auch noch ein paar andere vom Google Jigsaw Projekt und so. Also verschiedene Leute, die halt auch technisch für Freiheitstechnologie arbeiten, sind hier vertreten. Aber man muss schon sagen, das ist hier zu 99 Prozent eine Policy-Veranstaltung. Das heißt, die Leute, die hier sind, sind eigentlich gar nicht so sehr die Techniker, sondern Leute, die einfach die politischen Diskussionen führen. Und die ticken dann vielleicht auch nochmal ein bisschen anders und da habe ich dann eine andere Perspektive. Aber man merkt dann wiederum auch, wie stark Themen, also das VPN-Thema, das hat mich völlig umgehauen, wie viele Sessions es irgendwie gibt, die sich in irgendeiner Form mit VPNs beschäftigen, aus unterschiedlichen Perspektiven. Halt dann auch alles irgendwie Panels. Und bei einer Veranstaltung, wo ich war, wurden ein paar interessante Zahlen genannt. Ich hoffe, ich kriege die jetzt korrekt wiedergegeben. Ich befürchte nicht, es ging um den Iran. Und da wurden offizielle Zahlen des Staates tatsächlich zitiert, die besagen, dass 80 Prozent der Bevölkerung im Iran VPNs benutzen. 80 Prozent.

Thomas Lohninger
0:35:16
Tim Pritlove
0:35:18
Thomas Lohninger
0:36:45
Tim Pritlove
0:38:33
Thomas Lohninger
0:38:38
Tim Pritlove
0:39:48
Thomas Lohninger
0:39:50
Tim Pritlove
0:39:59
Thomas Lohninger
0:40:00

Und das betrifft natürlich ganz viele Organisationen, vor allem jene im globalen Süden, die jetzt natürlich auch ganz viel von ihrem Funding umfallen, das für sie essentiell war. Teilweise betrifft es auch einige große Organisationen, die Access Now, Article 19 zum Beispiel, denen auch sehr viel Funding wegfällt, was sie eben auch aus den Entwicklungshilfetöpfen der Welt bekommen haben. Und insgesamt gibt es dadurch diesen Effekt, dass auch der Wettbewerb zwischen NGOs natürlich stärker wird und der Konkurrenzdruck, das verbleibende Funding. Eines der interessantesten Side-Events, an dem ich teilnehmen durfte, war das Executive Directors Meeting. Das gibt es seit der RightsCon in Toronto und das ist ein Treffen von allen Menschen, die eine netzpolitische Organisation leiten. Ich bin ja selber ED von Epicenter Works und da kommen dann eben so ganz am Anfang in Toronto, glaube ich, 20, inzwischen sind wir 90 Leute aus wirklich allen Weltregionen und auch allen Arten von NGOs. Teilweise sind das zum Beispiel vietnamesische Demokratieorganisationen oder philippinische Frauenrechtsorganisationen. Es ist wirklich sehr, sehr breit und das hat natürlich ein bisschen den Charakter in der Selbsthilfegruppe. Gleichzeitig ist es unheimlich spannend zu schauen, wie viele Parallelen es dann doch gibt in den Problemzugängen und was man tun muss, um so eine Organisation stabil auf Kurs zu halten, zu finanzieren, den Staff glücklich zu halten und da gibt es viel Austausch. Also das ist wirklich so fast auch eines der Highlights dieses Events. Und was kann man da mal noch irgendwie erwähnen? Also von den Dingen, die hier anstande sichtbar waren, fand ich irgendwie das hier am lustigsten, Flash Drives for Freedom, ist eine Initiative von der Human Rights Foundation. Und die schauen, dass sie USB-Sticks mit Medieninhalten, mit Nachrichteninhalten, mit Filmen, mit all dem, was in Nordkorea verboten und nicht verfügbar ist, zu den Menschen dort bringen. Und das tun sie, indem sie so Plastikflaschen mit Reis auffüllen, da Geld und einen USB-Stick reingeben und das Ganze dann mit Helion-Luftballons über die Grenze schicken. Damit wird versucht, so mehrere Probleme zu lösen. Einerseits mal irgendwie prinzipiell Reis und Essen dahin zu bringen, weil es gibt ja eine enorme Lebensmittelknappheit in Nordkorea. Da verhungern die Menschen ja am laufenden Meter, auch irgendwie ausländisches Geld dahin zu schaffen, harte Currency, aber eben auch diese USB-Sticks. Und ich fand das sehr spannend und habe mich relativ lange mit denen unterhalten. Es war mir auch nicht bewusst so, ja, gibt es da dann überhaupt Geräte, um diese USB-Sticks auszulesen? Ja, gibt es, weil die haben zwar kein Internet, aber die haben alle DVD-Abspielegeräte. Und die haben USB-Port. Das heißt, über die kann man dann den UN-Menschenrechtsreport über die Vorgänger in Nordkorea halt lesen. Über die kann man sich die Bücher von Dissidentinnen aus Nordkorea zuführen und damit halt mitbekommen, wie es jemandem geht, der es aus diesem Regime rausgeschafft hat. Und unheimlich wichtige Arbeit, durchaus nicht unkritisch. Ich habe auch so gefragt, wie sie das reflektieren, dass natürlich jetzt jemand, der diese Wasserflasche mit diesem USB-Stick auffängt, natürlich auch einer Gefahr ausgesetzt ist. Also mit derartigem Material gefunden zu werden, kann natürlich dazu führen, dass man sehr starke Konsequenzen von dem dortigen Regime ausgesetzt ist.

Tim Pritlove
0:44:16
Thomas Lohninger
0:44:19
Tim Pritlove
0:45:20
Thomas Lohninger
0:46:23

Vielleicht ein letzter Punkt noch, den man erwähnen sollte, ist, diese Konferenz hier hat Sponsoren, was ja auch ein großer Unterschied ist zum Kongress, zu CCC-Events. Wenn man sich mal so die Liste anschaut, sind da irgendwie so einige Stiftungen, vor allem eben aus dem Entwicklungshilfe-Bereich wie SIDA, das sind glaube ich die Schweden, Luminate, die niederländische Regierung, Kanada, aber eben auch Google, Microsoft, Meta, Netflix, Cloudflare. Und es ist auch so die Frage, wer von denen nächstes Jahr hier noch vertreten sein wird, weil bisher war es für viele Big-Tech-Konzerne, Schon so eine Frage des Value-Signalings, wir nehmen Menschenrechte wichtig, wir wollen zeigen, dass wir der Verantwortung unserer Plattformen gerecht werden und nach der Trump-Inauguration mit den Big Tech-CEOs in der Galerie, erste Reihe fußfrei auf den teuersten Plätzen, glaube ich, dass man sich da auch fragen sollte, ob eine solche Unterstützung in Zukunft überhaupt noch passieren wird. Vielleicht ist das auch eine Chance. Ich bin der Meinung, dass man eher eine gesunde Distanz zu diesen Unternehmen wahren sollte. Aber de facto gibt es halt auch sehr viel von dieser Arbeit, vor allem in anderen Weltregionen, die durchaus finanziert wird. Und das ist so ein bisschen auch ein interessantes Timing. Wir sind jetzt ja Ende Februar hier. Die Trump-Administration ist noch relativ kurz in Amt und Würden. Und alles wurde hier ja schon im Vorfeld finanziert und ausgemacht und gedealt. Also ich glaube, dass dieses Event sich nächstes Jahr sehr stark verändern wird und dieser neuen Realität auch mehr gerecht wird. Im Moment ist es alles so eher, es passiert, während wir hier sind, aber es hat sich noch nicht so ganz entfaltet. Das einzige Gesprächsthema, was relativ stark ist, ist, dass sehr viele Leute sich schon nach einem neuen Job umschauen. Also es wird schon relativ viel neu gemischt. Und in einem Jahr wird es sicherlich sehr spannend, ob es diese Konferenz noch gibt und in welcher Form und wo sie auftreten wird.

Tim Pritlove
0:48:34
Thomas Lohninger
0:48:39
Tim Pritlove
0:49:22

Ja, da war ja was. Wir haben das natürlich hier alles nur aus der Ferne mit einer im höchsten Maße inkompatiblen Zeitzone verfolgen können, aber es gab natürlich Bundestagswahl. Und ja, ich habe das jetzt alles nicht so gefühlt, weil ich war jetzt auch den ganzen Wahlkampf über eigentlich gar nicht vor Ort und muss auch sagen, ich habe es nicht vermisst. Ja wie ist es ausgegangen ihr wisst es eh alle schon wir werden also jetzt demnächst wahrscheinlich mit einer CDU SPD der wie man früher sagte, großen Koalition die so groß jetzt gar nicht mehr ist weil sie nicht aus zwei 40% besteht sondern einer Partei die es noch nicht mal auf 30% gebracht hat 28. Was war das 28,5% für die CDU und der SPD, die auf 16,4 Prozent kam. Dazwischen die AfD mit einer Verdopplung ihres letzten Ergebnisses auf 20,8 Prozent der Zweitstimmen. Die Grünen bei 11,6, zwar mit 3,1 Prozent Verlust, aber trotzdem eigentlich immer noch in ihrer Gesamtgeschichte mit einem relativ guten Ergebnis, haben aber definitiv Federn lassen müssen, offensichtlich vor allem an die Linke. Ich habe jetzt nicht auf Wählerwanderungsdiagramme gestarrt, das ist jetzt nur so meine Interpretation, aber ich denke das ist relativ klar, denn die Linke ist auch fast mit einer Verdopplung in den Bundestag wieder gewählt worden, ist auf 8,8 Prozent gekommen und gerade so eben nicht geschafft hat. Es das BSW und nicht geschafft hat. Deutlich ja nicht geschafft, die FDP und alle sonstigen Parteien, die noch so angetreten sind und manchen Leuten wichtig sind oder nicht wichtig sind. Ja, womit wir eben die beunruhigende Situation haben, dass die AfD sich noch mehr Mittel aus dem Bundestag einstreichen kann und noch mehr Präsenz dort bekommt und noch mehr von ihren Rechtslastigen und Extremen im Parlament sich ihr Gehalt abholen dürfen. Und ja, man kann einfach nur weiterhin beobachten, dass so die Mitte der Gesellschaft offensichtlich nicht daran interessiert ist, in irgendeiner Form irgendwas voranzubringen und wir jetzt weitere vier Jahre Stillstandsverwaltung betreiben werden und das ist alles sehr beunruhigend.

Thomas Lohninger
0:52:08
Tim Pritlove
0:53:04

Definitiv und das wird natürlich jetzt so weiter gehen. Man sieht ja auch schon, wie der Springer Verlag schon komplett umgesattelt hat und schon so mit Elon Musk Methoden sozusagen auf die Gesellschaft einschlägt. Schuld sind ja immer die Grünen und so. Schuld sind in allem die Grünen, auch an den ganzen Gesetzen, die schon die CDU beschlossen hat. Das Spiel läuft halt weiterhin. Wir haben eine Erstarkung auch solcher neuer rechter Medien, die aufpoppen und die Bild-Zeitung lässt sich ja sehr ungern die Butter vom Brot nehmen und hat überhaupt gar keine Probleme damit, sich da weiter zu radikalisieren. Ja, so läuft der Hase. Von Merz halte ich persönlich gar nichts. Ich glaube, der Typ ist einfach nur inkompetent und Angela Merkel ist zwar jetzt auch nicht gerade besonders hoch angesehen mit ihrem Wirken ihrer 16 Jahre. Ich meine, es war ja im Prinzip auch nur so Stillstandsanrührung. Aber nicht mal sie mag ihn. Und der Typ hatte halt keine politische Erfahrung. Der war niemals Ministerpräsident, der hat irgendwie kein Amt irgendwie geleitet, der war halt nur im Bundestag, bis Merkel ihn irgendwie klein gehalten hat, dann ist er abgehauen, hat sich in der freien Wirtschaft rumgeschlagen bei BlackRock und irgendwie anderen da in, Vorstandsetagen reingesetzt und seine Kohle gemacht und mit seinem Privatjet durch die Gegend geflogen. Ja, und dann als irgendwie Merkel gesagt hat, ich mache jetzt nicht mehr, dann ist er halt irgendwie wiedergekommen und jetzt hat er es halt irgendwie geschafft, sich da an die Spitze zu setzen und natürlich tun jetzt wieder alle so, als wäre er der große Visionäre Vorsitzende, aber ich glaube, der Typ hat halt einfach keine Ahnung. Und das haben wir ja auch schon gesehen, wie er sich dann eben bei dieser Abstimmung da mit seinem blöden Zustrom Durchsetzungsgesetz. Begrenzungsgesetz, Entschuldigung, Zustrom, Begrenzung, also dieses Wort, ja, also voll so auf diesen Train gesetzt hat und gezeigt hat, so, ich habe keine Haltung. Das war ja im Prinzip die Botschaft. Und jetzt kann er sich natürlich dafür feiern, dass er noch 8% mehr hatte als die Nazis, aber da sage ich nur so, das ist einfach für die CDU schon ein absolutes Armutszeugnis und nichts deutet darauf hin, dass er sich halt auch weiterhin da absetzen wird. Das behauptet er dann zwar, weil er jetzt irgendwie sich ausgerechnet hat, dass es die AfD eben nicht braucht für eine Koalition, wie wir es ja in Österreich haben, da reden wir auch gleich nochmal drüber. Und fühlte sich dann da wohl sicher, da groß einen drauf zu hauen. Aber letzten Endes hat er ja auch nur gezeigt, dass alle dann irgendwie nie den Mut haben in der Wahl. Kann das bei der Wahl ein bisschen... Und nachvollziehen im Sinne von, ich kann es nachvollziehen, wie der Apparat da arbeitet, nicht, dass ich es genauso machen würde oder möchte, dass es genauso gemacht wird, dass man sagt, okay, das sind die Themen, über die alle reden, da müssen wir uns so positionieren und wenn wir da jetzt dagegen sind, gegen den aktuellen Medienstrom, wenn wir gegen die Bild-Zeitung arbeiten, dann können wir nur verlieren. Das ist sowieso die normale politische Logik und man darf nie unterschätzen, welche Präsenz diese Mediendebatten eben haben, die ja dann zunehmendem Maße auf Social Media stattfinden und dort eben von den ganzen rechten Playern einfach hochgejazzt werden, also TikTok und so weiter. Ich meine, wenn du heute irgendwie TikTok öffnest und du hast keinen Account, wie bei Twitter, das ist halt einfach alles nur noch Hetze und Beschwerde und einfach sehr viel Negatives. Und dieses Mantra der Rechten immer zu behaupten, es wäre ja alles ganz, ganz, ganz furchtbar und alles ganz schlimm und die Welt wäre kurz vor dem Weltuntergang, obwohl wir ja wissen, dass sie bei 0,00017% ist, die Wahrscheinlichkeit, dass... Immer so ein Gefühl erzeugt wird von gleich ist alles vorbei und die Bedrohung ist da und keiner hat einfach die Werbe mal zu sagen, Leute, so schlimm ist jetzt auch nicht. Andererseits muss man aber auch klar sagen, und da ist die CDU und natürlich auch die SPD bei aller Liebe keine wirkliche Kraft. Natürlich gibt es Leute, die sich abgehängt fühlen in der Gesellschaft, weil wir natürlich ein Umverteilungsproblem haben, gar keine Frage. Aber guck dir dann mal an, was die als Steuermaßnahmen alles so vorschlagen. Daran ändert sich halt gar nichts für die Leute. Also dieser Trend, dass Leute einfach immer gegen ihre eigenen Interessen stimmen, weil sie sich eben von so kurzfristigen Meinungsbildern, die durch Medien, egal ob sie nun sozial sind oder nicht. Hervorgerufen werden, davon ablenken lassen und letzten Endes für etwas wählen, was gegen ihre eigenen Interessen sind, weil sie diesen politischen Komplex nicht verstehen. Das ist die Story, die gibt es schon immer und die wird es immer geben. Damit muss man irgendwie arbeiten und man kann jetzt lange darüber diskutieren, ob man da mit dem Strom mitschwimmen muss, um irgendwie nicht abgehängt zu werden durch diese Debatte oder ob man sich halt den Rücken durchdrückt und sagt so, nö, ich bleibe jetzt mal hier standhaft und stehe einfach mal für etwas ein, von dem ich denke, dass es eben wirklich was bringt. Aber ja, dann keine Ahnung, dann ziehen sich wahrscheinlich die großen Donors aus dem Hintergrund wieder zurück, weil die wollen halt irgendwie Steuersenkungen für das Big Business haben. Und dann haben sie wieder Angst, dass sie ihren Parteitag nicht finanziert bekommen und ihren Wahltag schon gar nicht im Wahlkampf. Und so dreht sich halt eigentlich immer wieder alles im Kreis. Und es bräuchte Reformen wahrscheinlich auf allen Ebenen, im Parteiengesetz, in der Finanzierung und so weiter, aber da haben wir einfach den Willen nicht für. Und vor allem auch in Deutschland, was ich ja immer beklage, auch überhaupt gar kein kollektives Verständnis für den Zustand, in dem sich dieses Land mittlerweile befindet, der einfach nicht gut ist und der nicht zukunftsorientiert ist. Und diese selbstgefühlte Vorreiterrolle, die Deutschland angeblich in irgendwelchen Bereichen hat, wirtschaftlich, irgendwie energiepolitisch, was weiß ich, das sind alles nur noch Illusionen und da ist man einfach weit hinterher.

Thomas Lohninger
0:59:45
Tim Pritlove
0:59:54
Thomas Lohninger
1:00:00
Tim Pritlove
1:00:22
Thomas Lohninger
1:01:01
Tim Pritlove
1:01:23
Thomas Lohninger
1:02:23
Tim Pritlove
1:02:25

Die Sozialversorgung das kommt noch dazu also Sarah Wagenknecht ist halt auch eine Opportunistin vor dem Herrn, ich meine die kommt aus dem, kommunistischen Block in der Linken repräsentiert. Und ist jetzt irgendwie erste Stimme, wenn es darum geht, gegen, Migranten zu hetzen. Und das ist halt sehr verstörend. Und du hast schon recht. Also Parteien, die nach Personen genannt sind, also dieser Personenkult, das ging die ganze Zeit schon gar nicht. Dann hat sie dann halt so die Linke gespalten. Man muss sagen, die Linke hat dabei jetzt wahrscheinlich gewonnen, weil... Die Sarah Wagenknecht war, glaube ich, für viele auch ein Hauptgrund, bei der Linken keinerlei Glück zu finden. Und es hat sich halt jetzt schon, und es wird jetzt mal interessant sein zu sehen, was sich da alles eigentlich jetzt wirklich rausgespalten hat. Ich habe natürlich persönlich mit dieser russlandfreundlichen Haltung des BSW von Sarah Wagenknecht speziell meine Probleme. Also das ist irgendwie so Hufeisen Deluxe. Inwiefern jetzt die von der Heidi Reichenig neu aufgestellte Linke dort eine liberalere Position aufnehmen, muss man sehen. Also es gibt sicherlich viele Abgeordnete bei den Linken, die sehr wohl pro-Ukraine mäßig eingestellt sind und einfach Russland gerade als das sehen, was es ist, nämlich eine Bedrohung. Allerdings wird es knifflig bei der Haltung, und das ist ja auch immer das Problem mit der Linken im Bundestag in Bezug auf potenzielle Koalitionen im Bund, wie sie dann eben zu einer Aufrüstung stehen werden. Weil ich glaube, da werden sich dann halt sehr schnell wieder die grundsätzlichen Stimmen melden, die sagen, das geht ja gar nicht und jetzt sind wir hier auf dem Weg in einen Militärstaat und deswegen dürfen wir unsere Rüstungsausgaben nicht erhöhen. Und das Problem ist, dass die Linken halt in der Hinsicht zusammen mit der AfD eine Sperrminorität irgendwie auch aufmachen können für größere Entscheidungen. Und das muss man mal schauen, wohin die Reise da geht.

Thomas Lohninger
1:04:57
Tim Pritlove
1:05:00
Thomas Lohninger
1:06:50

4%.

Tim Pritlove
1:06:51

Na ja gut, ich meine, da kann man jetzt drüber diskutieren, ob 4% irgendwie besser, gerechter, richtiger ist als 5, das ist am Ende nur eine Zahl. Man könnte auch sagen, ja, warum nicht 3% oder warum nicht 2% und am Ende wird es immer so ein bisschen davon abhängen, ja, okay, wie viel willst du raushalten? Oder was verhindert das eigentlich? Du bist ja ohnehin mit so einer niedrigen Zahl eh schlechter aufgestellt, weil du dann unter Umständen gar nicht Fraktionsgröße hast. Das ist ja dann immer bei solchen Aufspaltungen so gewesen, beziehungsweise als die Linken noch in den Bundestag kamen, nicht weil sie 5% erreicht haben, sondern es gab ja noch diese andere Klausel mit den drei gewonnenen Direktmandaten. Das hat sich jetzt geändert durch das neue Wahlrecht, was ich ehrlich gesagt selbst nicht hundertprozentig durch, verstanden habe, was es ist, aber im Kern ist es so, gab es bei den Wahlen bisher immer die Garantie, dass ein gewonnener Wahlkreis auch in ein Direktmandat mündet, ist es jetzt eben Nicht so, sondern das neue Wahlrecht besagt, wenn deine Zweitstimmen nicht ausreichen, dann werden nicht weitere Plätze geschaffen, sodass noch mehr Leute von der Liste reinkommen, sondern das geht jetzt bei den Direktmandaten. Was ich ehrlich gesagt nicht so richtig verstehe, weil gerechter wäre es gewesen, zu sagen, na dann gehen halt einfach nicht so viele Listenplätze rein. Dann geht es einfach von der Liste ab, von der bundesweiten Liste. So nach dem Motto, Direktmandat gewonnen ist, Direktmandat ist gewonnen. Du vertrittst halt deinen Wahlkreis. Jetzt gibt es quasi Wahlkreise, die so nicht von ihrem Hauptgewinner vertreten werden. Wie viel das ausmacht, weiß ich nicht, aber bedeutet im Prinzip eine Änderung der politischen Kultur im Bundestag oder der Vertretungskultur zumindest. Und natürlich haben sie das eben nicht so gemacht, dass es dann von der Liste weg geht, weil da sitzen ja dann die Großkopfwarten, die sich halt irgendwie absichern wollen. Und wenn es dann auf einmal Schwankungen gibt und die irgendwie reingenden Wahlkreise nicht gewinnen, dann kriegt man dann die Leute darüber nicht rein. Also das ist, weiß ich auch nicht. Ob das jetzt der große Wurf war im Wahlgesetz, das musste ja geändert werden, weil das, Verfassungsgericht halt gesagt hat, ihr müsst das ändern, weil sich durch diese vielen Parteien und durch die Wahlergebnisse der Bundestag immer weiter aufgebläht hat und immer mehr Sitze bereitgestellt werden mussten, um sozusagen diese Zweitstimmenanteile auszugleichen und jetzt, schlägt das Pendel ein bisschen anders aus, machen wir mal gucken, welche Auswirkungen das am Ende.

Thomas Lohninger
1:09:37
Tim Pritlove
1:09:38
Thomas Lohninger
1:09:42
Tim Pritlove
1:09:47
Thomas Lohninger
1:09:55
Tim Pritlove
1:10:02
Thomas Lohninger
1:10:14
Tim Pritlove
1:10:30
Thomas Lohninger
1:10:39
Tim Pritlove
1:10:51
Thomas Lohninger
1:11:00
Tim Pritlove
1:12:02
Thomas Lohninger
1:12:03
Tim Pritlove
1:12:05
Thomas Lohninger
1:12:08

Nein, die ist bei 26 Prozent. Also FPÖ und ÖVP liegen zwei Prozent auseinander. Und die SPÖ dann abgeschlagen mit 21, darunter auf Platz 3. NEOS haben es ebenso reingeschafft auf Platz 4 mit 9 und Grüne mit 8. KPÖ und Bierpartei haben es nicht reingeschafft. Ja, kein Bier. Und ja, also das ist so die Ausgangslage gewesen, Ende September. Und dann gab es Gesprächsrunden, die unser Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der sympathische Kettenraucher, immer führt und wo er versucht auszuloten, wie es denn steht und wem man einen Regierungsbildungsauftrag geben kann. Also in Österreich ist auf Bundesebene kein Automatismus, sondern der Bundespräsident hat hier eigentlich eine moderierende Rolle. Das nimmt er auch teilweise wahr. Am Ende ist es aber auch so, wenn jetzt jemand kommt, der sagt, ich habe eine Mehrheit im Nationalrat hinter mir, mach mich zum Kanzler, kann er schwer Nein sagen. So weit ist es aber nie gekommen, weil Herbert Kickl, der Wahlgewinner, da war schon sehr schnell klar, mit dem will eigentlich niemand verhandeln Die ÖVP ist bei ihrer Linie geblieben, nicht mit dieser FPÖ unter diesem Parteiobmann Herbert Kickl, der wirklich keinerlei Abgrenzung nach rechts vornimmt, eher im Gegenteil, Und dann war es so, dass Herbert Kickl eben da von allen eigentlich ausgeschlossen wurde und insofern auch er gar nicht den Auftrag zur Regierungsbildung bekommen hat. Der ging an die ÖVP unter dem damaligen Kanzler Nehammer und da gab es dann Gespräche mit der Sozialdemokratie und den Liberalen, mit der SPÖ und den Neos also, die über mehrere Monate gelaufen sind, aber dann Anfang Jänner scheiterten, als die Neos zuerst den Tisch verlassen haben und meinten, So, die Reformen, die wir eigentlich bräuchten oder gerne hätten, die sind hier nicht machbar und damit stehen wir auf und sagen sozusagen unsere Beteiligung in dieser Regierung, blasen wir ab. Das hat mich sehr an die FDP erinnert, weil es wirklich ein sehr eigennütziges.

Tim Pritlove
1:14:41
Thomas Lohninger
1:14:43
Tim Pritlove
1:15:29
Thomas Lohninger
1:15:34
Tim Pritlove
1:16:45
Thomas Lohninger
1:16:47
Tim Pritlove
1:17:06
Thomas Lohninger
1:17:10
Tim Pritlove
1:17:23
Thomas Lohninger
1:17:28
Tim Pritlove
1:17:35
Thomas Lohninger
1:17:40
Tim Pritlove
1:18:07
Thomas Lohninger
1:18:07
Tim Pritlove
1:20:05
Thomas Lohninger
1:20:07

Es war aus grundleichtlicher Perspektive enorm gefährlich. Wir haben teilweise Maßnahmen da drin gehabt, wie eine Präventivhaft für Gefährder, sprich nicht verurteilte Menschen, die noch nicht einmal angekackt sind, sollen ins Gefängnis. Eine Fußfessel für, Zitat, Risiko-Asylanten. Es gab Vorstöße der Kriminalisierung von Meinungen, also des Schaffens des neuen Straftatsbestandes, der sich für illegale Migration ausspricht. Spricht eine humanitäre Meinung in Migrationsfragen zu haben, wäre dann eine Straftat. Also es waren so symbolische Sachen wie die EU-Fahnen auf allen Amtsgebäuden zu entfernen, was natürlich auch einfach nur so eine bewusste Provokation. Besondere Aufmerksamkeit hat der Bereich innerer Sicherheit verdient. Man wollte Geheimdienstkontrolle massiv abbauen, Überwachungskompetenzen ausbauen. Das ist jetzt keine Überraschung. Aber gerade in dem Bereich Geheimdienste hat man auch wirklich so mit Flexiklauseln argumentiert zwischen Polizei und Geheimdienst. Sozusagen das Trennungsgebot bewusst außer Kraft setzen und nachrichtendienstliche und polizeiliche Arbeit miteinander vermengen. In diesem Papier gibt es auch relativ viele netzpolitische Maßnahmen, Ausbau von Wiederüberwachung, von Gesichtserkennung, Handyauswertung von Geflüchteten, also auch eine Verpflichtung, das eigene Smartphone vorzulegen, um überhaupt einen Asylantrag stellen zu können. Smartboard, also alle Formen von technologischer Aufrüstung an Grenzen, auch das Schaffen von Straftatbeständen, irgendwelche Grenzen zu überwinden, auch technische Maßnahmen in denen. Es gab ein paar Punkte, wo man sagen muss, dass die FPÖ der ÖVP Überwachungsforderungen nicht durchgehen hat lassen, insbesondere der Bereich Staatstrojaner, Bundestrojaner. Wollte die ÖVP, hat die FPÖ nicht mitgestimmt. Auch eine Identifizierungspflicht im Internet, dass man sich registrieren muss, bevor man in irgendwelchen Online-Foren posten kann. Wollte die ÖVP, hat die FPÖ nicht mitgemacht. Dieser ganze Bereich Hass im Netz, da haben uns eben keine Verbesserungen erwartet, aber man wollte sogar den Digital Services Act zurücknehmen und hatte hier auch Maßnahmen diskutiert, sozusagen dieses EU-Gesetz, was ja direkt anwendbar ist, in Österreich außer Kraft zu setzen, was auch rechtlich gar nicht geht. Ja, was dann ID Austria, EIDAS und digitalen Euro und Verwaltungsdigitalisierung betrifft, gab es ein paar gute Sachen sogar. Und auch was die Sicherheit und die Umsetzung von den Zweirechtlinien betrifft. Aber das sind alles eher so Detailpunkte, wo ich mich zwar aus einer sachlichen Ebene freue, dass es jetzt irgendwie das Beispiel gibt. Gut, da gab es eine Einigung, aber das ist natürlich in der Gesamtbetrachtung, muss das hintanstehen. Die Frage, an der sich diese Verhandlungen aber am Ende gespießt haben, waren nicht die vielen, vielen Punkte, die dann auch auf Rot waren, wo man uneinig war, sondern die Frage des Innenministeriums und der Postenverteilung. Und das hat eine Geschichte in Österreich. War ja schon mal Innenminister und wurde dieses Amtes enthoben, weil er sich so dermaßen heftig aufgeführt hat, auch ja eine Razzia im Inlandsgeheimdienst durchgeführt hat. Darüber haben wir auch schon einmal berichtet, weil insbesondere das Extremismusreferat sehr genau durchsucht wurde, also dort, wo die Rechtsextreme beobachtet werden. Und die ÖVP war wirklich zu vielen bereit, aber wollte halt nicht das Innenministerium aufgeben. Und keine der beiden Parteien wollten es aber bei der anderen Partei sehen und sahen es natürlich als rechtsgerichtete, sicherheitsfokussierte Partei, auch als Kernkompetenz von sich selbst. Ja, lange Rede, kurzer Sinn. Am Ende sind diese Verhandlungen gescheitert. Das hat mehrere Tage gedauert, aber dann war irgendwann klar, die kommen immer zusammen. Ja, und jetzt sind wir wieder bei Square One. Jetzt verhandeln wieder ÖVP, SPÖ und Liberale. Das heißt, wir sind wieder bei einer potenziellen Hello Kitty-Koalition. Man will diesmal flotter vorankommen, vielleicht im März schon Angelobung. Das Ganze muss auch noch, also sollte es ein Ergebnis geben, müsste es durch die Mitgliederversammlungen von den Liberalen, ich glaube nur den Liberalen, auch noch bestätigt werden, dieses Ergebnis, bevor man in diese Regierung eintreten kann. Aber es war, man kann sagen, so für alle auch eine Schrecksituation, mal auf schwarz und weiß zu lesen, wie schlimm es hätte werden können und ich glaube das war so ein bisschen ein Weckruf für die demokratischen Parteien zu sagen okay, dann sind unsere Unterschiede vielleicht eh nicht so groß, lass es uns nochmal probieren, Das ist jetzt die optimistische Lesart. Schauen wir, ob sie es zusammenbringen. Man muss auch dazu sagen, ich glaube, dass dieser Leak passiert ist, war auch kein Zufall. Also die ÖVP, also in den Metadaten ist dieses Dokument eigentlich einer Person der FPÖ zuzuordnen. Aber ich bin mir sehr sicher, dass die Interessen eher bei der ÖVP gelegen sind, das Ganze in die Luft gehen zu lassen. Wenn man einfach gesehen hat, okay gut, das würde unsere Reputation und auch unser Bild als Europapartei, was man schon über Jahrzehnte hochgehalten hat, einfach so nachhaltig zerstören, das können wir uns selber nicht antun. Man muss auch sagen, dass die FPÖ, also gerade Herbert Kickl, sehr Donald-Trump-Strategie gefahren hat. Also das war eine Verhandlung mit, ich will 180 Prozent und wenn du ganz hart verhandelst mit mir, dann gehe ich runter auf 150 Prozent. Aber man könnte ihm es zutrauen, dass er wirklich gesagt hat, ich will das so machen wie Viktor Orban. Ich will nicht mit 30 Prozent mitregieren. Ich pokere hoch und will dann auf die 40, 50 Prozent kommen und das alleine so durchziehen.

Tim Pritlove
1:27:12
Thomas Lohninger
1:27:46
Tim Pritlove
1:27:48

Aber es stimmt schon, auch diese Doge-Nummer, wir wollen nicht so viel über USA reden, aber das ist natürlich für die rechtsgerichteten Parteien sozusagen jetzt so ein bisschen so eine Inspiration. Oh ja, lass uns einfach mal den ganzen Staat komplett zerschlagen, lass uns doch mal alle Sicherheitsmechanismen, mit denen wir jetzt unsere Demokratie aufrecht gehalten haben, lass uns die dann einfach mal zerstören. Weil dann werden wir nicht mehr so sehr kontrolliert und wir können unsere mafiästen Bestrebungen hier ran machen. Weil sagen wir mal, wie es ist. Also ich meine, das ist halt einfach rechtsgerichtet Faschismus. Ja, das sind so aufgeladene Begriffe. Am Ende ist das einfach mafiös. Das sind einfach Leute, die wollen irgendwie diesen Staat berauben. Die wollen sich irgendwie selber die Kohle und die Macht zuschieben und kein anderes Interesse existiert da. Und das sind keine Ideologien, keine Überzeugungen, denen sind halt einfach die anderen Leute vollkommen egal und da sich die meisten Leute halt immer irgendwie. Weil der Rassismus so stark ist, sind halt Ausländer und alle damit verbundenen Themen halt immer das Thema Nummer eins, weil da regen sich immer alle total drüber auf und dann wird irgendwie die starke Partei, die angeblich starke Partei gewählt, weil es muss ja mal was geschehen und die anderen machen ja nichts. Es ist immer derselbe Scheißdreck, aber am Ende wählst du die Mafia und das ist mit Trump so, das ist mit Putin so, das ist mit der FPÖ so, das ist mit der AfD so. Wenn du schaust, wer sie finanziert, da ist das große Geld, die kriegen irgendwie Millionen Spenden, da sind dann irgendwelche dicken Businesses, die dann eben sozusagen auch gleich ins Mafiaspiel mit einsteigen und sagen, ah ist klar, wir geben euch jetzt hier ein bisschen Kohle, dafür wollen wir dann aber auch hintenrum wieder sparen. am Ende sind das einfach Business Deals. So, muss man auch mal so sehen.

Thomas Lohninger
1:29:47
Tim Pritlove
1:29:51
Thomas Lohninger
1:30:05
Tim Pritlove
1:30:10
Thomas Lohninger
1:30:13
Tim Pritlove
1:30:14
Thomas Lohninger
1:30:20
Tim Pritlove
1:30:27
Thomas Lohninger
1:30:30

Genau, genau. Und in der letzten Sendung hatte ich ja schon angekündigt, dass wir am 38 C3 was vorstellen werden. Das taten wir auch und ihr findet es auf netzbremse.de. Worum handelt es sich? Es ist ein gemeinsames Projekt der Gesellschaft für Freiheitsrechte mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband, Professorin Barbara von Schewig von der Stanford Law School und Epicenter Works. Wir vier klagen gegen die Deutsche Telekom wegen deren Netzneutralitätsverletzungen im Bereich der Zusammenschaltung. Es ist ein altbekanntes Problem in Deutschland, dass die Deutsche Telekom nur dann Daten in ihr Netz lässt, wenn sie dafür auch Geld bekommt, mittelbar oder unmittelbar. Es führt zu nichts anderem aus einer bezahlten Überholspur und einer Einschränkung der Wahlfreiheit der Kundinnen und Kunden von der Deutschen Telekom. Und dagegen wollen wir vorgehen mit einer Beschwerde an die Bundesnetzagentur. Details finden sich auf der Webseite, da ist auch der Vortrag am 38c3 verlinkt. Und seit wir das vorgestellt haben, haben wir im Kongress irgendwie noch so gesagt, ja, meldet euch, wenn ihr helfen wollt. Bitte tut das aktuell gerade nicht mehr, weil wir haben wirklich sehr, sehr, sehr viele Zuschriften bekommen, das uns unheimlich freut. Aber wir kommen nicht mehr hinterher, weil es wirklich so viele Berichte sind und auch Hilfsangebote. Wir haben da jetzt zwei, drei Schritte gerade gesetzt, um das schön abzuarbeiten und uns dann auch nochmal strukturiert da an die Community zu wenden. Vor allem eben auch, was das Thema Leaks und Messungen betrifft, kann man sich weiterhin bei uns melden, weil ich glaube, dazu braucht es immer noch eine größere Anstrengung. Und ja, dieses Projekt wird auf jeden Fall noch weitergehen. Und der Schriftsatz wird jetzt gerade noch reviewt von den einzelnen Organisationen, sodass er dann bald an die Bundesnetzagentur gehen kann und natürlich dadurch auch veröffentlicht wird. Und ja, dann könnt ihr euch freuen, dass es noch mehr von uns zu dem Thema geben wird. Ich will noch nicht zu viel sagen, weil wir wollen irgendwie zuerst mal alles auf den Tisch legen und dann können wir da gesondert drüber reden. Aber das ist ein, finde ich, sehr wichtiges Projekt, was natürlich auch im Kontext der EU-weiten Debatte oder weltweiten Debatte zu Netzgebühren zu sehen ist. Diese Idee, dass man nur noch in gewisse Teilnetze des Internets Daten leiten kann, wenn man noch Geld mitschickt, ist brandgefährlich für das globale, neutrale Netz und darum wird es auch morgen bei dem Projekt, Pendel gehen, was wir haben.

Tim Pritlove
1:33:22
Thomas Lohninger
1:33:31

Ja, das ist nur ganz kurz. Also auch da ist ein kleines Update vonnöten. Und zwar die Verhandlungen zur EIDAS-Verordnung gehen ja weiter, auch wenn das eigentliche Gesetz schon im Amtsblatt veröffentlicht ist. Schon im Mai letzten Jahres ist das passiert. Aber jetzt sind wir in der Phase, wo Implementing Acts geschrieben werden. Das sind sowas wie Beipackzettel für Gesetze, die dann nochmal Details festlegen. Hin und wieder sind das aber auch extrem wichtige Details, gerade bei technischen Gesetzen. Und EIDAS zählt hier eindeutig dazu. Also hier wurde schon ein erster Batch an Implementing Acts verabschiedet. Wir haben uns eingebracht, wir haben relativ viele Dinge noch gerettet und klargestellt im Sinne von Nutzerrechte, aber es gibt noch ein paar Punkte, über die aktuell gestritten wird und zwar die Frage der Registrierung von Reliant Parties, also von Firmen oder Behörden, die was von uns wissen wollen. Die müssen ja sich bei einer staatlichen Stelle registrieren mit dem Use Case, den sie haben und den Attributen, die sie über die Wallet abfragen wollen. Und dann gibt es auch eine Warnung, beziehungsweise in manchen Ländern auch ein Verbot, wenn du mehr als das abfragst. Darüber haben wir lange gestritten. Da gab es auch einen großen, offenen Brief. Das haben wir gewonnen jetzt im letzten Vorschlag. Also nach dem, was die Kommission zuletzt auf den Tisch gelegt hat, ist dieses Thema gelöst. Also dann hätten wir wirklich eine saubere Registrierung. Diese Registry ist auch öffentlich einsehbar und es darf dich nicht irgendeine Apotheke auf einmal Dinge fragen aus deinem Familienleben, sondern es muss immer in Hand dieses Use Cases sein und du darfst nicht mehr erfragen von Leuten. Worüber noch gestritten wird, ist das Thema rechtliche Verpflichtung zu identifizieren. Es gibt ja alle möglichen Anwendungsfälle für die Wallet. Wenn du bei einer Bank bist und ein Konto aufmachst, dann musst du dich identifizieren. Es gibt keine anonymen Konten. Wenn du bei Facebook dich einloggst, dann darfst du natürlich ein Pseudonym verwenden. Und die Kommission ist aber nicht der Meinung, dass diese zwei Use Cases sauber zu trennen sind. Sondern die sagen, ach, wenn das Unternehmen glaubt, es muss identifizieren, dann soll es das einfach tun können und auch staatliche Identitäten anfragen dürfen. Das ist begründet mit einer ganz komischen rechtlichen Auffassung, die einige Leute zum Naserümpfen bringt. Nämlich es gibt so eine Bestimmung, die sagt, ja wenn du in gewissen Branchen für deine AGBs die Wallet, die Identifizierung von Leuten machen musst, dann musst du die Wallet anbieten. Als einen Weg. Du kannst immer noch einen Pass hintragen, aber die Wallet muss ein Weg sein, wie du digital dich ausweist. Und aus dieser Bestimmung in Artikel 5f hat die Kommission aus irgendeinem Grund das Problem aufgemacht, dass sie sagt, ja, aber dieses Recht, dass du Pseudonyme verwenden darfst und diese Verpflichtung für Firmen, Pseudonyme anzunehmen, die lassen wir einfach weg, die vergessen wir, die setzen wir gar nicht um in Implementing Acts. Wenn die aufgrund ihres Vertrages glauben, sie müssen dich identifizieren, dann dürfen sie deine staatlichen Identitätsdaten auch anfragen. Und das geht eindeutig zu weit. Das würde auch dieses System ad absurdum führen, weil du hast sehr legitime Use Cases, wo es halt wirklich darum geht, was mit einem Notar etwas zu tun hast oder mit staatlichen Stellen, E-Government. Klar, da musst du dich identifizieren. Aber alles, wo diese Wallet eingesetzt wird, in Wald und Wiesen Internet- oder E-Commerce-Anwendungen, da hast du keine Identifizierungspflicht und da wäre die auch hochgradig gefährlich. Überlege dir in sozialen Netzwerken, wie oft dort Anonymität und Pseudonymität die Voraussetzungen für Meinungsfreiheit sind. Also die Kommission agiert hier wieder einmal sehr kopflos, aber darüber wird jetzt gerade gestritten. Wir sind jetzt gerade am 26. Februar in der letzten inoffiziellen Runde, im März wird dann abgestimmt. Und ja, ein weiteres letztes Thema, was hier auch gerade noch am Tableau ist, sind Unique Identifier. Das wundert mich sehr, dass wir darüber jetzt noch einmal streiten müssen, weil ich erinnere mich noch, im Juni 2023 hat das Europaparlament auf den Tisch gehauen und gesagt, nein, machen wir nicht. Und es gab eigentlich eine Einigung im Trilog.

Tim Pritlove
1:38:06
Thomas Lohninger
1:38:08
Tim Pritlove
1:39:37
Thomas Lohninger
1:39:39
Tim Pritlove
1:40:13
Thomas Lohninger
1:40:17
Tim Pritlove
1:40:21
Thomas Lohninger
1:40:23
Tim Pritlove
1:40:27
Thomas Lohninger
1:40:53
Tim Pritlove
1:40:54
Thomas Lohninger
1:41:20