Logbuch:Netzpolitik
Einblicke und Ausblicke in das netzpolitische Geschehen
https://logbuch-netzpolitik.de


LNP538 Neugier ist immer eine gute Ausrede

20 Jahre Metaebene — Feedback — Cloudflare — Souveränitätsgipfel — Chatkontrolle — Pornofilter — WhatsApp-Leak — Radio Dreyeckland

Die Aufnahme der heutigen Sendung fällt fast genau auf das 20-jährige Podcastjubiläum von Tim und daher sprechen wir auch darüber. Nach dem Feedback reden wir über den Ausfall bei Cloudflare, der gut ein Fünftel der Websites des Internets unerreichbar machte, die dünne Ausbeute des grundlegend falsch ausgerichteten deutsch-französischen Souveränitäts-Digitalgipfels, wie es bei der Chatkontrolle weitergeht, die JMStV-Novelle, die superpeinlichen Sicherheitslücken bei WhatsApp, die mal eben Zugriff auf ALLE Profile des Dienstes ermöglicht hat und was sich aus den Daten herauslesen ließ und ein kurzer Nachklapp zum Fall des Radio Dreyeckland, wo jetzt gerichtlich festgestellt wurde, dass die Durchsuchung einer Privatwohnung eines Journalisten (wie erwartet) total unzulässig war.

https://logbuch-netzpolitik.de/lnp538-neugier-ist-immer-eine-gute-ausrede
Veröffentlicht am: 24. November 2025
Dauer: 1:39:52


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Prolog 00:00:39.181
  3. 20 Jahre Metaebene 00:03:03.716
  4. Buch von Anne Brorhilker 00:11:22.660
  5. Feedback: AI Act 00:17:04.727
  6. Feedback: Glasfaser 00:19:36.672
  7. Feedback: Napoleon 00:30:44.894
  8. Cloudflare-Ausfall 00:31:25.939
  9. Souveränitäts-Digitalgipfel 00:42:54.146
  10. Freiwillige Chatkontrolle 01:03:43.258
  11. JMStV-Novelle: Pornofilter für Betriebssysteme 01:05:59.202
  12. WhatsApp-Leak 01:09:58.438
  13. Radio Dreyeckland 01:21:44.462
  14. Epilog 01:31:59.358

Transkript

Tim Pritlove
0:00:00
Linus Neumann
0:00:01
Tim Pritlove
0:00:03
Linus Neumann
0:00:10
Tim Pritlove
0:00:38
Linus Neumann
0:00:57
Tim Pritlove
0:01:08
Linus Neumann
0:01:12
Tim Pritlove
0:01:23
Linus Neumann
0:01:34
Tim Pritlove
0:01:42
Linus Neumann
0:02:01
Tim Pritlove
0:02:24
Linus Neumann
0:02:26

Ja.

Tim Pritlove
0:02:27
Linus Neumann
0:02:30
Tim Pritlove
0:02:54
Linus Neumann
0:03:31
Tim Pritlove
0:03:34
Linus Neumann
0:03:58
Tim Pritlove
0:04:03

Ja, der Name war nicht wirklich jetzt von Anfang an da, aber da ja für mich der Name eher für das steht, was ich tue, im Kontext des Podcasting, mit dem schönen Slogan, es gilt das gesprochene Wort. Das war damit, ja. Ja, das ist irgendwie rückwirkend gültig. Also für mich ist das sozusagen der Name für das, was ich getan habe, auch wenn der Name selbst sich jetzt später gefunden hat. Also der Brand ist jetzt noch nicht 20 Jahre alt, aber die Aktivität ist 20 Jahre alt. Und man könnte auch argumentieren, dass sie schon 30 Jahre alt ist, weil ich ziemlich genau 10 Jahre vorher die erste Chaos-Radiosendung mitgemacht habe. Das war tatsächlich auch im November 1995 und naja, das ist natürlich jetzt technisch betrachtet kein Podcasting gewesen, aber das ist ja der Auslöser ein bisschen gewesen, dass ich festgestellt habe, so der Tim und das Mikrofon, die können sich gut leiden. Und dann saß ich da irgendwie zehn Jahre lang und dachte mir immer so vom linken Arschbacke auf rechte Arschbacke rutschend so, schon gut, aber das Radio, das drumherum, das stört noch so ein bisschen. und so. Naja, 95 kann man sich jetzt kaum noch vorstellen, aber da war dann so dieses, es wäre doch geil, wenn man das im Internet machen könnte, ein nicht wirklich erfüllbarer Wunsch. Also kaum jemand hatte überhaupt Internet und wenn man da rein wollte, dann war man noch oft auf Modems angewiesen und naja, Bandbreite war noch nicht mal ein Wort. Die MP3 hat sich noch nicht so richtig etabliert. Also da waren so viele Dinge noch völlig unklar, wie man das jetzt eigentlich genau machen soll. Und vor allem war unklar... Vielleicht kannst du dich da auch noch dran erinnern, es gab so eine Phantom-Diskussion im Internet darüber, was ist denn jetzt das richtige Modell, Push oder Pull? Muss man es den Leuten reindrücken oder holen die es sich selber? Was ist sozusagen das Abo-Modell? Und da gab es immer viel hin und her und am Ende, muss ich sagen, war dann eben die Bloggerwelt eigentlich mit ihrem Syndication-Modell mit RSS dann auf der richtigen Spur. Und als ich dann so vor 21 Jahren gecheckt habe, so ah, okay, es gibt jetzt hier irgendwie RSS 2.0 und jetzt haben sie da noch einen Link auf die Audiodatei gepackt, dann dachte ich mir so, das müsste doch eigentlich funktionieren. Und dann habe ich eigentlich vor 21 Jahren mehr oder weniger schon den Beschluss gefasst, okay, das Podcasting, das ist irgendwie genau mein Ding. Aber dann habe ich erst mal geguckt, was ja der richtige Weg sein könnte und habe erst mal ein Jahr lang Kopfhörer aufgesetzt und mir alles angehört, was die anderen zu dem Zeitpunkt schon produziert haben.

Linus Neumann
0:07:05
Tim Pritlove
0:07:13
Linus Neumann
0:07:34
Tim Pritlove
0:07:37
Linus Neumann
0:08:06
Tim Pritlove
0:08:52
Linus Neumann
0:09:08
Tim Pritlove
0:09:18
Linus Neumann
0:09:20
Tim Pritlove
0:09:34
Linus Neumann
0:10:35
Tim Pritlove
0:10:56
Linus Neumann
0:10:59
Tim Pritlove
0:11:18
Linus Neumann
0:11:25

Ebenfalls habe ich in meinem Podcast-Feed-Empfänger in den letzten Wochen auf einmal sehr viel einen Gast gesehen, den wir bei uns in der Sendung hatten bei der 500. Anne Bror-Hilker in vielen Podcasts gerade zu Gast weil ihr Buch veröffentlicht wurde und zwar das. Moment, Milliarden und Moral ist glaube ich der Titel Cum Ex Milliarden und Moral, ich habe es tatsächlich schon gehört ich habe das Buch natürlich vorbestellt und das Hörbuch mir angehört kann ich sehr empfehlen. Link zu Geniallokal und Amazon und so weiter und einem Interview mit Anne Brohecker haben wir nochmal auch hier in den Shownotes. Der Amazon-Link ist ein Affiliate-Link, das heißt, wenn ihr das bestellt, dann bekomme ich eine klitzekleine Teil davon ab, das muss man ja immer dazu sagen. Und ich glaube, das empfiehlt sich als Weihnachtsgeschenk, das Buch. Also ich finde, es hat einerseits natürlich diese gesamte Situation, was das da überhaupt ist, wird behandelt, also Cum-Ex und so weiter, dann spricht sie viel, natürlich gibt es viele coole Anekdoten aus der Ermittlungsarbeit, die sie da geleistet hat mit den vielen, Kolleginnen und Kollegen zusammen und der Polizei und was da was Besonderes war und was die Herausforderungen sind in der Ausstattung und so weiter. Viele, natürlich alles, was sie in der LMP 500 erzählt hat, kommt natürlich auch drin vor, ist ja klar, weil das waren ja die most noteworthy things, die sie da schon erzählt hat, das ist halt ein ganzes Buch. Dann natürlich über die Finanzlobby und ihre Ausstattung, wie es dazu kommt, dass immer wieder Gesetze entstehen, die so funktionieren und das ermöglichen. Und auch natürlich eine persönliche Betrachtung ihrer Rolle. Als Staatsanwältin, als Frau und als introvertierte Person, als sie sich selber bezeichnet. Ich finde, sie wirkt ja nicht so, aber ist bekennende Introvertierte. Und behandelt halt auch das so ein bisschen, was quasi die Stärken ihrer... Also was es ihr ermöglicht hat, Leute besser zu beobachten, länger zuzuhören, wie das die Ermittlungsarbeit gestärkt hat, unterschätzt zu werden und damit zu arbeiten. Gleichzeitig natürlich auch eine Reihe an Beleidigungen, die über sie einhergegangen sind. Spannendes Buch, sehr lesens und oder hörenswert.

Tim Pritlove
0:14:34
Linus Neumann
0:14:49
Tim Pritlove
0:15:39
Linus Neumann
0:15:42
Tim Pritlove
0:16:28
Linus Neumann
0:16:30
Tim Pritlove
0:16:31

Ja.

Linus Neumann
0:16:31
Tim Pritlove
0:17:05
Linus Neumann
0:17:06
Tim Pritlove
0:17:06

Genau, gucken wir mal zur Sendung, gucken wir mal ins Feedback ausnahmsweise. Es gab so ein paar Anmerkungen, die sicherlich hier der Erwähnung wert sind. Beginnt mit einem Nachtrag zum AI-Act. Jule schreibt, nur eine kurze Nachfrage, Feedback zum Thema AI-Office bei der Kommission im Monologsegment. Ich bin etwas verwundert, dass unter anderem ihr und zum Beispiel der Tagesspiegel jetzt erst auf die zentrale Rolle der Kommission im AI-Act aufmerksam werdet. Im bereits 2024 in Kraft getretenen Text vom Gesetz steht schon drin, dass die Kommission tun und lassen darf, was eine Marktüberwachungsbehörde eben tut und lässt. Wenn ein sogenannter Anbieter ein sogenanntes GPAI-Modell, also General Purpose AI-Modell baut und da dann auch ein System draus macht und einsetzt, das steht dort jetzt bereits drin. Steht zwar in einem Kapitel, das erst ab August 26 gilt, wenn ich den Artikel am Ende richtig verstanden habe, aber ich sehe nicht wirklich, worin hier der Omnibus was Neues sagt. Wenn ich jetzt mal spinne und überlege, welche Konstellation trifft denn diese Regelung im jetzigen Zustand, dann denke ich zum Beispiel an Google oder Meta, die eigene Modelle in Systeme pressen. Hoch, das sind ja gleichzeitig very large online platforms oder very large online search engines. Das ist aber komisch, dass man nun drunter schreibt, ach ja und die Regeln sollen auch für diese gelten im Omnibus. Wo ist hier bitte die Änderung in Bezug auf eine Zentralisierung? Es war doch vor dem Omnibus schon zentriert. Sollte man da nicht vielmehr das eigene Gesetz und nicht den Omnibus dafür kritisieren? Ach ja, aber das AI-Office gibt es ja auch schon. Die haben ein paar nette Sachen, um sich im AI-Act zurechtzufinden.

Linus Neumann
0:18:57
Tim Pritlove
0:19:00
Linus Neumann
0:19:01
Tim Pritlove
0:19:28
Linus Neumann
0:19:31
Tim Pritlove
0:19:36
Linus Neumann
0:20:10
Tim Pritlove
0:20:11

Das implizieren wir und kann auch nachvollziehen, dass es für manche nicht so richtig verständlich ist. Es gab ja auch verschiedene Kommentare mit so, ja, ich habe hier so und so viel Megabit, das reicht mir auch. Ich denke, so nebenbei haben wir es aber schon angesprochen, vielleicht jetzt nicht unbedingt breit ausgerollt. Ich meine, es gibt natürlich die Privatanwender, aber es gibt natürlich auch Small Business, Business, größere Unternehmen etc., die brauchen auch Daten. Das ist so das eine. Glasfaser hat einfach gegenüber diesen kupferbasierten Ausrollungen den Vorteil, dass da sehr viel Luft nach oben ist. In so eine Glasfaser passt das. Sehr viel Daten rein. Das ist halt einfach eine Eigenschaft dieses Mediums und es ist natürlich auch etwas, was potenziell einen sehr viel geringeren Ressourcenverbrauch hat. Das ist so ein Nebenaspekt. Ich meine, Kupfer ist auch teuer, wird ja auch mal gerne von den Ladesäulen abgeschnitten. Das ist jetzt vielleicht nicht das Hauptproblem. Aber Glasfaser ist halt einfach die richtige Technologie, die man jetzt nehmen sollte und die vor allem sich relativ günstig in Überkapazitäten ausrollen lässt. Niemand würde jetzt unsinnige Überkapazitäten an Kupfer irgendwo hinlegen, aber Überkapazitäten an Glasfaser sind überhaupt gar kein Problem, weil die Faser selber ist nicht das Teure, sondern es ist das Öffnen der Rohre, das Verlegen, das Einmal in den Bodenlegen ist das Teure. In dem Moment, wo du aber das entsprechend ausrollst und vor allem, und das war ja auch so ein bisschen Teil unserer Argumentation, den Staat hier in die Pflicht nimmt. Seiner Verantwortung für das Bereitstellen von Infrastruktur oder zumindest das Ermöglichen von Infrastruktur in die Pflicht zu nehmen, dann ist es halt relativ klar, dass man mit einem vertretbaren Aufwand schon vor langer, langer Zeit hätte enorme Kapazitäten legen können und die dann einfach der Gesellschaft und den Unternehmen als existierende Infrastruktur bereitstellen kann. Das ist etwas, was so jetzt mit anderen Techniken nicht geht. Dass jetzt der einzelne. Endverbraucher nicht unbedingt unmittelbar von einer Glasfaser profitiert, weil theoretisch eine existierende alte Kupferleitung das auch bereitstellen kann. Ja, klar, aber das ist nicht das Argument an dieser Stelle, sondern was ist in 10 Jahren? Was ist in 20 Jahren? Was ist, wenn irgendwo jemand sich selbstständig macht und aus welchen Gründen auch immer, weil er irgendwie streamt oder weil er, enorme Upload-Kapazitäten Kapazitäten braucht, um diese Dienstleistung überhaupt anbieten zu können, diesen Bedarf einfach hat, dann kannst du mal nicht eben mal umschalten. Und deswegen ist es halt einfach erforderlich, eine Infrastruktur zu haben, wo du sagen kannst, so 8 Gigabit, 10 Gigabit, alles kein Problem, alles nur eine Frage letzten Endes des Angebots, ja, des Dienstleisters. Und außerdem ermöglicht eine solche Glasfaser-Infrastruktur theoretisch auch den Markteintritt von sehr viel mehr Providern. Also schönes Beispiel immer wieder so Schweden, wo du halt einfach deine Glasfaser bekommst und dann klickst du dir einfach selber deinen Provider aus einer langen Liste, die dir dann auf dem Webbrowser angezeigt werden und dann ist das innerhalb von ein paar Minuten auch alles erledigt. Und hier ist es einfach ein Megakrampf. Die Argumente kann man, glaube ich, noch sehr viel weiterführen, aber ich würde mal sagen, das ist so die Essenz.

Linus Neumann
0:24:04
Tim Pritlove
0:25:39
Linus Neumann
0:25:55

Und vor dem Hintergrund, wenn man jetzt gerade zurückblickt, dass der Tim sagt, vor 20 Jahren oder vor 30 Jahren hat sich noch nicht mal die Frage gestellt, ob man eine Radiosendung im Internet veröffentlichen kann und heute ist es halt so, dass Fernsehen darüber gestreamt wird. Es gibt jetzt eigentlich keinen Grund zu der Annahme, dass der Bedarf an Bandbreite jetzt in irgendeiner Weise abflachen würde in Zukunft. Also eventuell von mir aus geht die erste Ableitung ein bisschen runter und er nimmt nicht mehr ganz so schnell zu, sobald alle Fernsehen gucken können zu Hause. Aber es ist erkennbar, dass die aktuelle Infrastruktur auf Kupfer. Einem zukünftigen Bedarf nicht gewachsen sein wird. Selbst wenn man heute sagt, ich habe heute noch die zehnfache Kapazität von dem, was ich brauche, ja. Das hatte ich zum Beispiel mal, als ich Anfang der 2000er DSL mit einem, oder was war das dann, ein Mbit oder was? Der hat eine Mbit-Leitung gehabt. Und haben gesagt, meine Güte, ein Mbit. Meine Güte. Oder die Überlegung von 56K-Modem auf 64 oder sogar ISDN-Kanalbündelung 128. Meine Güte, da kannst du das Internet mit voll machen. Wir haben das alles schon hinter uns, dass diese heute lächerlich geringen Werte, die Größenordnungen unter dem heutigen Standardbedarf sind, utopisch erschienen. Genauso wie es jetzt irgendwie utopisch erscheint, eine Bude mit einem Gigabit anzubinden, für den größeren Teil, während wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in 20 Jahren sagen werden, da saßen wir in dieser Wohnung mit einem Gigabit. Da konnten wir gar keine kompletten AI-Roboter unseren Haushalt machen lassen oder was auch immer wir dann tun. Der Bedarf der Gesellschaft und der Wirtschaft hat. An Datenübertragungsmöglichkeiten wird weiter hochgehen. Und das ist eben etwas, was über den Bedarf der Einzelperson hinausgeht und ja, etwas mit Zukunftsfähigkeit zu tun hat.

Tim Pritlove
0:28:29

Und auf viele Anwendungen kommt man ja auch erst, wenn man sozusagen diese Ressourcen zur Verfügung hat. Weil dann kann man ja überhaupt erst damit rumprobieren, wenn du gar keine Möglichkeit hast, in irgendeiner Form deine Bandbreite zu steigern. Also wir haben heutzutage in der Regel asymmetrisches, DSL. Das heißt, dein Upload ist nochmal deutlich geringer, teilweise absurd viel geringer als dein Download. Klar kann man dann argumentieren, ja, wieso mein Netflix kommt ja schnell genug und zum Streamen reicht das ja, aber du willst ja dann, was weiß ich, hast ein Unternehmen mit 20 Leuten und dann wollen die 20 Leute alle gleichzeitig Zoom machen, Und auf einmal hast du irgendwie 20 Videostreams, die in die andere Richtung gehen und dann hängt aber alles richtig und nicht nur, dass das dann irgendwie in die Richtung nicht schnell genug geht, du verstopfst dann auch noch schnell deine asymmetrische Leitung, die dann irgendwie damit nicht klarkommt und dann sind deine Downloads auch noch im Arsch. Also das ist halt einfach alles Quatsch und man muss einfach mit mehr Luft nach oben arbeiten. Es gibt überhaupt gar keinen Grund, warum nicht einfach jeder einen Gigabit-Anschluss dann letzten Endes über Glasfaser bekommen soll. Und dann, okay, dann benutzt du es vielleicht alles meistens nicht. Stört aber nicht. Die Glasfaser ist immer noch dieselbe. Du musst nicht dafür mehr Glas in den Boden legen für dieses Gigabit. Es ist halt einfach nur, dass du es hast, wenn du es brauchst.

Linus Neumann
0:29:43
Tim Pritlove
0:29:49
Linus Neumann
0:29:51
Tim Pritlove
0:30:31
Linus Neumann
0:31:00
Tim Pritlove
0:31:23
Linus Neumann
0:32:03
Tim Pritlove
0:32:04
Linus Neumann
0:32:48

Wo wir In der letzten Sendung haben wir über den AWS-Ausfall gesprochen. Und deswegen, ich glaube, ich würde gerne einmal noch ganz kurz die Gelegenheit nutzen, ganz schnell den Unterschied zwischen, was macht AWS besonders und was macht Cloudflare besonders. Also was haben die AWS sagt, wir haben Infrastruktur, die man in Containern und so weiter und VMs und so weiter skalieren kann. Das heißt, ihr braucht keinen eigenen Server mehr, ihr könnt die bei uns kriegen. Cloudflare sagt, ihr habt Server, ist auch in Ordnung, aber die Server, die ihr da betreibt, die haben eine Grenze ihrer Kapazität. Und eines der größten Probleme, die du haben oder eines der häufigsten Probleme, die du haben kannst, sind irgendwie Kapazitätsprobleme, insbesondere wenn jemand eine Denial-of-Service auf dich fährt. Und Cloudflare betreibt im Prinzip Proxyserver, die davor sind, die Caching betreiben und in der Lage sind, Lasten zu managen. Das heißt, dein Setup, wenn du sagst, du baust eine Webseite, die über Cloudflare zugänglich ist, dann setzt du den DNS-Eintrag auf ein Cloudflare-IP und dein tatsächlicher Server, den konfigurierst du sinnvollerweise so, dass er nur Cloudflare antwortet. Das heißt, auf deinem Server, den du irgendwo im Internet stehen hast, der kriegt die ganze Zeit eigentlich immer nur Anfragen von diesem Cloudflare-Proxy. Und Cloudflare stellt sich dann hin und verteilt deine Webseite. Jetzt kommt der erste Zugriff, dann frag Cloudflare einmal bei deinem Server an und sag, gib mal bitte die Seite. Dein Server antwortet, dann kommt der nächste, kommt der nächste, kommt der nächste. Und je nachdem, wie die Last ist, wird Cloudflare anfangen, das einfach dann aus dem RAM zu bedienen und deinen Server gar nicht mehr damit zu belasten, dass da Leute sind. Insbesondere dann vor allem auch die statischen Inhalte, die, die sich nicht ändern, wird Cloudflare einfach dynamisch im RAM halten und so ein bisschen abfeiern und dein Server wird damit nicht mehr belastet, dass, alle 100 Besucher das große Bild auf der Startseite haben wollen. So, jetzt fängt irgendwann, dann gibt es die nächste Möglichkeit, den Nile-of-Service zu machen, wäre du hast. Und vielleicht eine dynamische Webseite, ein einfaches Beispiel wäre so eine Suchfunktion und eine Möglichkeit deinen Server zu überlasten wäre, ich gebe dem einfach ganz viele unterschiedliche Suchanfragen, weil dann muss er jedes Mal in der Datenbank Webseiten, in der Datenbank suchen, eine Antwort generieren und quasi die Antwort ist teurer, weil die Antwort individuell aufgrund einer Rechenoperation konfiguriert wird. Und das wiederum, das wird Cloudflare erst mal durchgeben, weil es den Inhalt ja nicht kennt, muss es deinen Server fragen. Wenn das zu viel wird, werden sie anfangen zu erkennen, alles klar, das macht einer oder mehrere, die geben sich hier gerade Mühe, die wollen uns überlasten, jetzt fange ich mal an, die auszublockieren. Und ich werde dem einfach nicht mehr antworten. Und dieses kluge, was heißt klug, aber sagen wir mal überhaupt, in irgendeiner Weise, individualisierte Balancing, Erkennen von Angriffen, Erkennen von Denial of Service, das ist das, was Cloudflare als Service verkauft. Dann könntest du beispielsweise, wenn jetzt irgendwie Denial of Service auf deinen, Pizzalieferanten-Webseite läuft, dann könntest du halt irgendwann sagen, naja, okay, komm, dann schließ einfach mal alle nichtdeutschen IP-Adressen aus, weil wir liefern eh nur nach Berlin unsere Pizza. Und dann kannst du dadurch Denial-of-Service-Angriffe auf deine Server relativ gut wegmanagen. Und dann haben sie noch irgendwelche extra Dinger wie, dass sie Exploits und diesen ganzen Kram. Und das haben die geschafft zu einem... Geschäftsmodell auszubauen, das ja, also auch natürlich sehr klug ist.

Tim Pritlove
0:37:07

Und sehr erfolgreich ist und gefühlt 20% aller Webseiten im Netz sind halt hinter Cloudflare, das nenne ich mal eine Customer Base und dementsprechend ist wie Amazon AWS auch Cloudflare so eine absolut wichtige Infrastruktur, die mal idealerweise nicht ausfallen sollte. Und genau Das ist jetzt passiert. Und es war, wie man vielleicht nicht gleich vermuten würde, nicht eine Cyberattacke und es wurde jetzt von irgendwas runter gemacht, sondern ähnlich wie bei Amazon im Übrigen, einfach ein Konfigurationsfehler im System. Okay, im Prinzip eine Kleinigkeit, da wurde also irgendwo eine Datenbankabfrage gemacht und die war dann nicht im SQL nicht ausreichend beschränkt und durch so einen Edge Case kamen dann auf einmal sehr viel mehr Daten aus dieser Datenabfrage raus, als das normalerweise der Fall ist. Das wurde dann in so eine Feature-Datei geschrieben, wo irgendwie drin steht. Wie denn jetzt das Routing in diesem komplexen Netzwerk so abzulaufen hat. Aber diese Datei wurde dann auf einmal sehr groß, was vielleicht erstmal noch nicht unbedingt ein Problem ist, solange die Informationen als solche richtig sind. Das weiß ich jetzt nicht ganz genau, ob sie das waren, aber es scheiterte in dem Moment schon vorher, weil an anderen Stellen, wo dann mit dieser Feature-Datei gearbeitet werden soll, ja so arbiträre Größenbeschränkungen drin waren. Wenn die Datei größer ist als so und so viel Bytes, dann Hände hoch und ich mache hier mal gar nichts. Und genau das wurde eben durch diesen ursprünglichen Fehler getriggert und das führte dann eben dazu, dass die ganze Kaskade von Routing-Konfigurationen und wo sollen denn jetzt welche Anfragen hingehen, komplett zusammengefallen sind und auf einmal war überhaupt nichts mehr zu erreichen.

Linus Neumann
0:38:57
Tim Pritlove
0:39:24

Den Kunden ist es am Ende natürlich egal, was jetzt der Grund war, aber auf einmal sind halt alle ihre Webseiten nicht mehr zu erreichen und wir wissen ja, was das heutzutage bedeutet. Online-Shops verdienen da viel Geld mit jeder Stunde, die sie online sind und verlieren entsprechend viel Geld, wenn sie offline sind. Jetzt hier Black Friday und so weiter. Das ist jetzt auch, sagen wir mal, eine kaufaktive Zeit. Definitiv kein Ding. Man muss jetzt sagen, dass Cloudflare verhältnismäßig professionell auf diesen Ausfall reagiert hat. Nicht nur, weil sie das dann auch relativ schnell wieder in den Griff bekommen haben, sondern weil sie auch binnen eines Tages in der Lage waren, da einen ausführlichen Blogpost zuzuschreiben, in dem sie auch nicht groß rumgeredet haben, sondern einfach gesagt haben, ja hier scheiß gelaufen, das war das Problem. Und dann so bis hin zu SQL-Source-Code irgendwie im Blogpost, so ja genau das hier war der Fehler und das haben wir jetzt geändert und mehr Kulpa und jetzt werden wir natürlich tausend Sicherungssysteme einbauen, damit das auf gar keinen Fall jemals wieder passiert. Für uns ist natürlich das jetzt vom Ausfall her weniger interessant als Anlass, die Diskussion, die wir schon rund um AWS hatten, da vorzuführen. Wir haben es in zunehmendem Maße eben mit Akteuren im Internet zu tun, die jetzt die modernen Probleme mitigieren, wie zum Beispiel diese Denial-of-Service-Attacken oder generelle Überlastung von Webseiten, weil das Internet selber mit seinem Protokoll und seiner Struktur an der Stelle funktioniert. Herzlich wenig zu bieten hat. Also es gibt sozusagen solche Mechanismen jetzt nicht als Teil der Netzwerkinfrastruktur als solchen, also das IP-Protokoll und alles, was drumherum sicherstellt, dass das Web funktioniert, ist im Wesentlichen optimistisch ausgelegt. Also es ermöglicht immer alles, weil darum geht es, aber es sieht eben diese ganzen Failure-Modus und Angriffsszenarien und Bad Actors so jetzt im Design nicht vor, sondern erlaubt erstmal alles. Und deswegen braucht man diese anderen Infrastrukturen, um da was zu machen und da jetzt nicht jeder bereit ist, das Engineering da reinzustecken und das Geld da reinzustecken oder auch gar nicht die Möglichkeit hat, das zu tun, um sich entsprechend vor diesen Risiken zu schützen, geht man dann eben auf solche Provider, die dann eben sehr schnell sehr groß werden, weil die natürlich dann das ganze Talent akquirieren und dann hat man da auch so einen Netzwerkeffekt so mit, naja, geh doch einfach zu Cloudflare, dann läuft das schon. Und dann ist es natürlich schwierig, wenn jemand dieses kleine Stückchen da im Internetgebäude wegtritt und alles wieder zusammenfällt im ganzen Internet-Yanga, was wir hier die ganze Zeit spielen.

Linus Neumann
0:42:17
Tim Pritlove
0:42:39

Ja.

Linus Neumann
0:42:42
Tim Pritlove
0:42:48
Linus Neumann
0:42:50
Tim Pritlove
0:42:53
Linus Neumann
0:43:46
Tim Pritlove
0:45:02
Linus Neumann
0:45:10
Tim Pritlove
0:45:16
Linus Neumann
0:45:18

Glaube ich, wird man jetzt niemandem zu nahe treten, wenn man sagt, da ist Europa jetzt gerade nicht nicht unbedingt am oberen Ende, sondern eben in einer relativ starken Abhängigkeit von anderen. Und da wollen sie jetzt irgendwie was klären. Das ist vor allem natürlich eine politische Frage, das ist aber auch eine wirtschaftliche Frage. Und damit ist in meinen Augen vor allem eine wirtschaftspolitische Frage. Und dafür müsste man sich natürlich erst mal fragen, wie sind wir denn eigentlich hier hingekommen? Und ich habe jetzt mal so als Beispiel nehmen wir jetzt mal, Huawei, als Hardware von China, die in unseren wichtigen Infrastrukturen sich befindet. Was ist passiert? Huawei hat über viele, viele Jahre völlig problemlos die überlegenen Netzwerkausrüstungsprodukte zu einem sehr günstigen Preis verkauft. Das heißt, sowohl in der Qualität als auch im Preis konnten die europäischen Hersteller nicht mit Huawei konkurrieren. Und deswegen sind die Mobilfunknetze in Deutschland und nicht nur in Deutschland, sondern überall mit diesen Komponenten gebaut worden, weil sie nicht nur die billigeren waren, sondern auch noch die besseren. Und an diesem Punkt kommst du ja als produzierendes Unternehmen nicht. Ohne, dass du das halt gezielt dahin willst. Und genauso ist es ja in den USA. Die US-Services, sei es jetzt AWS oder sonst was, die haben ja ruinöse Wettbewerbe mit anderen geführt. Dass jetzt beispielsweise ein Amazon marktdominierend ist, AWS marktdominierend ist, Microsoft marktdominierend ist, Facebook, Meta und so weiter, die haben mit unglaublich viel Geld sich diese Positionen erkämpft und zwar in einem kapitalistischen Umfeld. Ja und also quasi andere verdrängt, um die in Anführungszeichen günstigste beste Dienstleistung für eine Zeit lang anzubieten, um sich aller Konkurrenz zu entledigen und dafür brauchst du halt einen langen Atem. Das, glaube ich, muss man erstmal, denke ich, zur Kenntnis nehmen, dass es notwendig oder dass es in diesen Fällen immer auch war, dass sie die beste Möglichkeit am billigsten angeboten haben. Und das haben sie ja irgendwann nicht von Anfang an gekonnt. Das heißt, da wurde investiert in diese Vorherrschaft. Oder? Du guckst jetzt so kritisch?

Tim Pritlove
0:48:33
Linus Neumann
0:48:38

Und jetzt haben wir eine Situation, wir haben irgendwo zwischen 10 und 20 Jahren Rückschritt, die jetzt konstatiert werden, je nach Technologiebereich. Und dann fragst du dich, naja, okay, jetzt musst du ja erstmal, wenn du jetzt sagst, du willst irgendwie in Richtung Souveränität dich bewegen, dann musst du ja erstmal diese 20 Jahre Rückschritt aufholen. Nur wenn du das jetzt machst, In der Zeit haben sich die anderen ja auch weiterentwickelt. Und dieser Fortschritt, würde ich sagen, der Fortschritt wächst jetzt exponentiell weiter aufgrund der Position, die du jetzt schon hast. Das heißt, angenommen, wir würden 20 Jahre Rückschritt in 10 Jahren aufholen, dann werden in den nächsten 10 Jahren die anderen aber auch 10 Jahre weiter sein. Und dieser Abstand wird noch mal größer sein. Das heißt, selbst wenn wir jetzt die 20 Jahre in 10 Jahren aufholen, sind wir wahrscheinlich immer noch 20 Jahre hinterher, Weil die anderen in den 10 Jahren 20 Jahre weitergegangen sind. Das heißt, wir müssen eigentlich ein exponentielles Aufholen haben. Und das kann ich mir nicht vorstellen, dass das funktionieren soll, ohne eine massive Investition, also Förderung, Subvention und natürlich auch eine Bevorteiligung der europäischen Produkte. Auf der anderen Seite. Und ich glaube auch nicht, dass die anderen in diese Position gekommen sind. Huawei ist doch, das Ding ist halt unglaublich subventioniert gewesen. Und die USA machen ja gerade, du siehst ja, dass sie auch damit arbeiten. Die USA mit ihren ganzen Zöller, Zölle, Mager und so weiter, die führen ja eine aktive, kann man jetzt beurteilen, wie man will, ich habe ja wenig Ahnung von, aber mit ganz klar Steuern, die sehr gezielt mit diesen Zöllen die Abhängigkeiten anderer Marktwirtschaften von sich. Und Trump geht hin und sagt, pass auf, ihr kriegt hier zu viel, ihr kauft nicht genug von unseren Bananen, deswegen gibt es jetzt 400% Zoll auf Euro, ich nehme jetzt irgendwelche Beispiele und damit schützt er dann, quasi versucht er, vorzuführen, dass er irgendwie die lokale Produktion schützt, aber vor allem natürlich die wirtschaftlichen Interessen der USA.

Tim Pritlove
0:51:05
Linus Neumann
0:51:08

Ich wollte nur verzeigen, das ist ja auch ein Bündnis. Eben, dass du nämlich auch eine total bescheuerte Argumentation da vortragen kannst, wenn du Donald Trump bist. Und gleichermaßen, sobald die Europäische Union auch nur irgendwie in die Nähe eines Satzes kommt, der irgendwie in Richtung Digitalsteuer oder sowas gehen könnte, hat der Donald Trump seinen Sharpie in der Hand und schreibt irgendeine astronomische Zahl drauf, wie er, was weiß ich, Automobilimporte und so weiter aus Europa oder Deutschland, wenn das alles quasi ruinieren will. Lange Rede, kurzer Sinn, diese Regierungen, China, USA, die arbeiten strategisch und gezielt mit den Abhängigkeiten. Übrigens auch Russland, dass Deutschland sich da irgendwie über Jahrzehnte in diese Gasabhängigkeit hat bewegen lassen, ist ja etwas, was Russland am Ende, oder was heißt am Ende, wir weiß ja nicht, ob das Ende ist, aber immer mehr in einen Hebel übersetzt hat. Der Abhängigkeit und diesen auch nutzt. Und in diesem Feld bewegen wir uns, ob wir wollen oder nicht, mit Europa und dem europäischen Binnenmarkt, der versucht, durch seine DMA und DSA irgendwie dem gegenüber noch europäische Werte durchzusetzen. Und jetzt aber feststellt so, naja, okay, wäre vielleicht gar nicht so blöd, wenn wir auch europäische Produkte hätten. Und jetzt sagen sie, wir brauchen die, jetzt kommt der Macron und der Merz und der Wildberger und sagen, ja, ja, europäische Souveränität, gib ihm, gib ihm, gib ihm. Und dann sagen sie, wir machen nämlich jetzt hier eine Digital Commons, European Digital Infrastructure Consortium, EDIC. Das wird jetzt das Ökosystem für Open Source Lösungen für die Verwaltung. Und da sitzen dann Deutschland, Frankreich, Italien und Niederlande, sagen, wir machen das jetzt und was hat der deutsche Haushalt? Da haben sie jetzt 450.000 Euro im Haushalt für. Junge, Junge, da kann ja Microsoft jetzt einpacken.

Tim Pritlove
0:53:27
Linus Neumann
0:53:33
Tim Pritlove
0:53:39
Linus Neumann
0:55:13
Tim Pritlove
0:55:32

Ja, also es ist auf jeden Fall sehr, Das ist eine simple Argumentation, man müsste ja jetzt hier irgendwie mit dem Angriff von AI wird alles in Ordnung kommen. Das ist im Wesentlichen das, was da gesagt wird. Das ist natürlich totaler Unsinn. Und wenn du richtig darauf hinweist, dass wir sozusagen da 10, 20 Jahre Rückstand haben und jetzt ein exponentielles Wachstum entfalten müssen in dieser Innovationsfreude, um überhaupt erstmal eine Produktbasis zu schaffen, dann kann man halt jetzt nicht alle seine Eier in einen Korb legen, sondern da muss man natürlich breit streuen. Und man muss alle Möglichkeiten nutzen und da sind wir eigentlich auch schon wieder bei dieser Ursprungsdiskussion um Infrastruktur. Man muss Entwicklung ermöglichen und da jetzt, gut, Open Source haben sie gesagt, also wenn sie jetzt da ihr Digital Infrastructure Konsortium haben, aber es ist halt für 450.000 Euro absehbar, dass da nicht viel läuft. Ja, also die Zivilgesellschaft war ja bei diesem ganzen Digitalgipfel überhaupt nicht vertreten. Und es ist insofern ein bisschen absurd, als dass wir gerade in Deutschland ja auch tatsächlich speziell im zivilgesellschaftlichen Bereich eine enorme, also in diesem digital zivilgesellschaftlichen Bereich absolute Erfolgsmeldungen haben seit Jahrzehnten. Es gibt kaum ein Land wie Deutschland, wo, zum Beispiel diese Wikipedia so eine starke Community ist. Es gibt kaum ein Land, wo diese Linux-Bewegung und Open-Source-Bewegung so stark ist, wie in Deutschland. Da ist ausnahmsweise Deutschland mal wirklich auch führend. Also jetzt nicht führend für die ganze Welt.

Linus Neumann
0:57:42
Tim Pritlove
0:57:44
Linus Neumann
0:58:12
Tim Pritlove
0:58:14
Linus Neumann
0:58:17
Tim Pritlove
0:58:19
Linus Neumann
0:58:59

Was ich dann noch sehr unterhaltsam finde, ist, dann stellen sich alle hin und sagen, hier wird zu viel reguliert. Also, Zwei Sachen dazu. Ja, wird. Es gibt in Deutschland allein irgendwie zu, glaube ich, in der letzten Sendung ja auch darüber gesprochen, weiß ich nicht, wie viele IT-Sicherheitsgesetze auf wie vielen Ebenen wir jetzt haben, dann in den europäischen Binnenmarkt mit 27 Ländern prügeln wollen. Das heißt, diese gesamte Idee des europäischen Binnenmarktes mit seinen 27 Teilnehmenden, die alle ihre eigenen Suppen kochen, das ist natürlich eine Unterlegenheit gegenüber den USA, die einen einheitlichen Markt schon mal da haben mit einer relativ starken Wirtschaftskraft. Oder China, die einen Wachstumsmarkt und eine wachsende Gesellschaft haben von irgendwie Milliarden Leuten und da einheitliche Bedingungen schaffen. Indien, 1,3 Milliarden Leute oder was das dann sind. Die haben andere schon allein in ihren lokalen Märkten ganz andere Skaleneffekte. Insofern ist das schon verständlich, dass man sagt, okay, wir müssen Regulierungshindernisse innerhalb Europas abbauen. Wovon die aber reden ist, wir bauen Regulierungshindernisse für diesen ganzen Technologie-Wirtschaftsmarktbereich ab. Wer wird denn davon profitieren? Die europäische Wirtschaft, die es gar nicht gibt oder die USA, die das sehr gerne wegsnacken, wenn sie jetzt nicht reguliert sind oder weniger Regulierungshindernisse haben. Das heißt, du musst, wenn du das aufholen willst, so oder so in eine Art Protektionismus gehen. Du musst halt sagen, okay, wir werden... Hier jetzt die europäischen Werte, Grundrechte, Ideale und Ideen in Regulierung kippen. Und wir werden dafür sorgen, dass unsere lokale Wirtschaft das Potenzial hat, die zu erfüllen. Und wir fördern, dass Leute nach unseren Werten und unseren Vorgaben und Ideen etwas machen, was für andere werden diese Dinge ein Hemmnis sein. Das ist das, was du tun kannst. Und was machen wir stattdessen? Stattdessen, also das heißt, du nimmst die europäischen Werte, übersetzt sie in eine harte Regulierung und übersetzt sie in Produkte, die diesen Werten entsprechen. Und dann förderst du diese Produkte und schaffst potenziell, wenn du Glück hast, ein Modell, das eventuell auch andere überzeugt. Und wenn nicht, hast du wenigstens was für dich selber. Stattdessen, nur mal so, wenn du jetzt aus dem Ding rauszoomst, sagen sie, ja, ja, hier europäische Werte. Übrigens, wir machen jetzt mal KI-Überwachung, haben wir uns überlegt, mit Chat-Kontrolle. Und dann wollen wir übrigens auch für die Polizeibehörden, wollen wir das auch haben. Deswegen kaufen wir ein paar Land hier. Und dann deregulieren wir den Markt für die USA. Ich verstehe gerade noch nicht genau, wo da jetzt dieser Souveränitätsgedanke, wo der da verfolgt wird. Mir fehlt da wahrscheinlich der schöpferische Weitblick von Friedrich Merz, dem alten Digitalmeister da. Aber da ist halt keinerlei Strategie erkennbar. Und dann.

Tim Pritlove
1:02:33
Linus Neumann
1:03:07
Tim Pritlove
1:03:41
Linus Neumann
1:03:43

Ja, Chatkontrolle gibt es wieder. Updates, jetzt wollen sie glaube ich am, also der wahrscheinlich endgültige Gesetzentwurf des Rates ist jetzt irgendwie gerade so bald halb fertig. Sie haben nochmal extra reingeschrieben, keine Bestimmung dieser Verordnung ist so auszulegen, dass sie den Anbietern Aufdeckungspflichten auferlegt. Das heißt, sie sagen also ganz spezifisch keine verpflichtende Chatkontrolle. Das hatte ich in der letzten Sendung schon gesagt. Aber das in einer Welt, in der Chatkontrolle sowieso aktuell verboten ist. Alle zivilgesellschaftlichen Leute, Wissenschaftler und so weiter sich dagegen wenden und in dem Ding die Idee dieser Altersprüfung trotzdem drin bleibt. Also diese gesamte Idee, ja, wir müssen ja dein Alter feststellen können und damit letztendlich die Tür zu öffnen. Altersnachweise werden mit Ausweisdokumenten gemacht. Wenn du das irgendwie verpflichtend einziehst, dann nimmst du diesen gesamten Grundsatz der pseudonymen, anonymen Nutzung des Internets raus Und hast wirklich ein Problem biblischen Ausmaßes geschaffen, weil es eben, Alter müssen nicht nur die Kinder nachweisen, die dann an der Altersprüfung scheitern, sondern jede. Und da schaffst du dir ein Problemchen, was du wirklich... Da kannst du mal von einem Markthemmnis reden, weil das kriegen die US-Anbieter auch noch hin. Da werden die sich freuen, wenn du denen demnächst dann noch deinen Ausweis zeigen musst für deinen TikTok oder für dein Instagram oder sonst was Profil, damit sie endlich das Problem los sind, dass da irgendwelche Bots hochgezwungen werden. Also es ist, das ist aus keinem Guss, das ist einfach nur kopflos, was da abgeht. Und in das gleiche Horn bläst ja dann die JMSTV-Novelle, der Jugendmedienschutzstaatsvertrag, der wird alle paar Jahre mal neu geschrieben. Und da haben sie jetzt gesagt, pass auf, wir wollen jetzt einen Pornofilter fürs Betriebssystem haben. Ja, das war ja etwas, wo wir auch schon vor einiger Zeit drüber gesprochen haben, dass wir gesagt haben, naja, wenn die irgendwann mal auf den Trichter kommen, dass ihre Chatkontrolle nicht in Signal, WhatsApp oder Telegram. Was benutzen die Leute, Matrix rein muss, sondern in Android, iOS, Windows, macOS, Linux, dann hast du den Spaß. Und das hat jetzt die, hat MSTV-Novelle sagt, sie möchten bitte, wer jetzt dann einen Computer kauft, dann sollen die Eltern mit einem Klick das Gerät in einen Lockdown-Child-Safe-Modus versetzen können. Außerdem soll die Medienaufsichting es einfacher Netzsperren verhängen können, weil wenn sie jetzt irgendwie eine Seite sperren und die Seite holt sich eine andere Domain, ist sie wieder erreichbar. Damit haben halt irgendwie verschiedene Pornoseiten ihr Geschäftsmodell aufrechterhalten, obwohl es irgendwelche Unglücklichkeiten gab bei der Altersprüfung, die da irgendwie nicht den Vorgaben entsprach. Und dann haben sie gesagt, außerdem wollen sie es jetzt auch noch einfacher haben, Geldflüsse abzudrehen, dass du dann eben sagen kannst, hier, die Pornoseite, die verdient Geld, der drehen wir jetzt den Hahn ab, ja, weil sie sich nicht an unsere Regeln hält. Und dann haben sie gesagt, ja. Die Altersverifikation selber überlassen sie dann der EU, klar, da kann jetzt nicht irgendwie der Jugendmedienschutz, das ist ja so ein, das ist ja quasi, er wird ja aus den, von den Ländern verhandelt, Er empfiehlt die Medienaufsicht, dass die Seiten die Ausweise der Besucherinnen kontrollieren oder das Alter per biometrischer Gesichtserkennung schätzen sollen. Völlig normale Einlassung von irgendwelchen Ministerpräsidentinnen oder was, die jetzt gesagt haben, das größte Problem, was wir hier gerade für uns sehen, ist der Jugendschutz im Internet. Und deswegen wollen wir am besten jetzt biometrische AI-Schätzungen machen, dass die Leute ein Selfie hochladen, bevor sie eine Pornoseite besuchen dürfen. Damit wir gucken können, ob die alt genug sind. Und dann hast du demnächst irgendwelche Kinder, die sich ein Bart ankleben, damit sie ein bisschen, sag ich mal, autodidaktisch sich der Aufklärung nähern können.

Tim Pritlove
1:08:54
Linus Neumann
1:09:02
Tim Pritlove
1:09:28
Linus Neumann
1:09:29
Tim Pritlove
1:09:48
Linus Neumann
1:09:53
Tim Pritlove
1:09:58

Ach, wir haben mal wieder ein schönes Leak, ein Forschungsleak. Also nicht ein Leak in der Forschung, sondern ein Leak durch Forschung. WhatsApp wurde von Forschern der Universität Wien ein wenig unter die Lupe genommen. Das wohl auch schon seit längerem, also Meta hat von denen schon häufiger gehört, schon über ein Jahr haben die da irgendwie angeklopft und man gesagt, Leute, ihr habt da irgendwie offensichtlich ein paar Schwachstellen. Das hat Meta, wie man das eben so macht, erstmal ignoriert und naja, dann haben die gesagt, na gut, dann forschen wir hier einfach mal weiter und haben, verschiedene Schwachstellen im Verschlüsselungsmodell von WhatsApp entdeckt und auch unter Laborbedingungen austesten können. Und siehe da, es ist ihnen gelungen, an ein paar Account-Daten zu gelangen. Und wie viele? Alle! Was ich, Für eine ganz signifikante Zahl halte. Konkret ist das dann die Zahl 3,5 Milliarden Accounts, das ist also ungefähr so die Userbase von WhatsApp, das muss nicht zwingend jetzt in Personen 1 zu 1 umzurechnen sein, aber so viele Accounts gibt es, da sind sicher auch eine ganze Menge Bots und Doppelte dabei, pipapo. Aber dieses vollständige Mitgliederverzeichnis konnte also von diesen Wiener Forschern heruntergeladen werden. Dann musste sich auch Meta mal dazu verhalten und hat gesagt, sorry, tut uns leid und so weiter, aber ist ja nichts passiert, war ja nur Forschung und so weiter. Also ist jetzt nicht in the wild, sondern das war jetzt wirklich eine reine akademische Untersuchung, die aber eben sehr erfolgreich war. Ja, das ist natürlich alles mal wieder sehr peinlich und wird sicherlich weitgehend konsequenzfrei bleiben. Allerdings haben dann die Forscher sich auch mal ein paar Daten angeschaut und so ein bisschen statistisch ausgewertet, um einfach auch mal einschätzen zu können, was jetzt hier quasi das potenzielle Missbrauchspotenzial gewesen wäre. Und ein paar interessante Informationen kann man vielleicht mal erwähnen unter anderem. Also sie haben herausgeforscht, woher die Accounts stammen und es gab wohl rund 2,3 Millionen aktive WhatsApp-Accounts in China, 60 Millionen im Iran, 1,6 Millionen in Myanmar und irgendwie sogar 5 in Nordkorea, wo allerdings WhatsApp überall verboten war. Ja, also offensichtlich ist es doch einigen gelungen, hier Accounts zu machen, wobei auch hier weiß man wieder nicht, sind das jetzt irgendwie Personen, sind das irgendwie Bots, die hier betrieben werden, sicherlich eine Mischung aus beidem. Dann haben sie sich auch mal so die Profile angeschaut, was denn da nun eigentlich so drin steht und festgestellt, dass so bei gut 30 Prozent der Usern in diesen Profilen allerlei Dinge preisgegeben werden. Also die Leute schreiben ihre politischen Einstellungen da rein, sexuelle oder religiöse Orientierung, teilweise Bekenntnisse zu Drogenmissbrauch oder dass sie irgendwie auch einfach im Drogenhandel tätig sind. Also auch das gibt es. Angaben zum Arbeitsplatz, Hyperlinks auf Profile in sozialen Netzwerken, wie auch Tinder oder Onlyfans. E-Mail-Adressen waren natürlich auch dabei, wo dann auch so Adressen von bund.de, state.gov und .mil Adressen auch zu finden war. Also wenn man das irgendwie alles strategisch vorliegen hat und analysiert, dann ergibt das natürlich schon ein sehr reichhaltiges Menü für Leute, die ein bisschen mehr wissen wollen. Genau und dann natürlich auch so Metadaten wie wann wurde denn hier das letzte Mal eine Änderung am Profil vorgenommen und last but not least Profilfotos. Also wir haben also allein die Profilbilder, die sie dort haben, laden können, das waren mal so eben 3,8 Terabyte an Daten. Da haben sie dann mal so eine halbe Million der Bilder genommen und eine zufällige Stichprobe gemacht, also eine Bildanalyse rüber laufen lassen und festgestellt, dass gut bei zwei Dritteln da ein menschliches Gesicht war. Da weiß man jetzt nicht, wie viele AI-generierte Avatare darunter sind, aber wir können, glaube ich, gut davon ausgehen, dass viele Leute dann halt auch einfach wirklich ihre eigene Fresse dort haben. Ja, und das ist halt einfach mal alles von außen zugänglich gewesen.

Linus Neumann
1:14:56

Ja, das ist ja wirklich das Faszinierende daran, dass man würde erwarten, dass WhatsApp irgendetwas dagegen unternimmt, dass man diese Daten einfach scrapen kann. Es ist ja völlig klar, grundsätzlich muss ja das Teilnehmerverzeichnis von WhatsApp irgendwie für Nutzerinnen zugänglich sein, damit du weißt, wen du über WhatsApp erreichen kannst. Also wenn du eine Telefonnummer, du kannst jetzt dein WhatsApp aufmachen und sagen, ich möchte einer Telefonnummer eine WhatsApp-Nachricht schreiben und dann wird WhatsApp dir antworten müssen, ob du diese Telefonnummer bei WhatsApp erreichst oder nicht. Das heißt grundsätzlich kann jede Nutzerin, jede andere Nutzerin in WhatsApp zumindest herausfinden, ob sie WhatsApp nutzt oder nicht. Jetzt gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie du das machst, ja, dann bei Signal, das haben wir ja vor ein paar Jahren gesagt, da gibst du halt Teile der Nummer hin, kriegst andere Teile zurück oder so, damit Signal nicht weiß, wen du jetzt genau abgefragt hast oder so, das heißt, du kriegst immer eine ausreichend große Antwort oder sowas. Hier sind diese Leute hingegangen und haben gesagt, okay, du kannst die haben von ein und derselben Adresse, also von einer bekannten Adresse der Uni Wien, wo sie auch die Abuse-Kontaktdaten eingetragen hatten, waren sie in der Lage, 7000 Telefonnummern pro Sekunde abzugleichen, ohne dass Meta da irgendetwas gegen macht. Und dann die Profildaten dazu und die Schlüssel, also die Crypto-Keys, da konnten sie so 2.000 bis 3.000 Abfragen pro Sekunde machen. Und die Profilfotos waren dann auf dem HTTP-Server, der 5.500 Bilder pro Sekunde in hoher Auflösung geliefert hat. Das heißt, da waren einfach überhaupt keine Limits, diese Sachen zurückzugreifen. Du könntest ja sagen, okay, du musst als Nutzerin authentifiziert sein und du darfst als Nutzerin, keine Ahnung. So und so viele Abfragen machen. Von mir aus auch tausend am Tag oder so. Irgendeine, was noch realistischer Nutzung entsprechen würde. Aber die waren eben in der Lage, in einer überschaubaren Zeit dreieinhalb Milliarden Abfragen zu machen. Und die Herausforderung, die ihnen eigentlich bei diesem Scraping und das Einzige, was noch bestand, ist, dass sie limitieren mussten, dass sie nicht alle möglichen Telefonnummern nehmen, sondern ein bisschen klug konstruieren. Also beispielsweise, wenn du jetzt den deutschen Raum scrapen würdest, wärst du schlecht beraten, wie viele Stellen haben Handynummern? 11 bis 15 oder sowas.

Tim Pritlove
1:18:04
Linus Neumann
1:18:07

Okay, 11 bis 15, gut. Dann geht es aber schon los, den Ländercode kannst du ja sparen, weil du weißt, der ist 49. Also die Anzahl Ländercodes, diese ersten beiden Ziffern, da wären ja theoretisch, weiß ich nicht, wie viele Möglichkeiten, die es da gäbe. Wahrscheinlich 9 hoch 2 Möglichkeiten. Es gibt aber nicht so viele Ländercodes, die vergeben sind, also nimmst du nur die. Dann kannst du weitermachen. In Deutschland kommen danach dann 157, 177 und so weiter, aber viele, viele andere Nummern nicht. Das heißt, du nimmst natürlich nur die vergebenen, von Mobilfunknetzen genutzten Vorwahlen. 0157, 0177, 0178, 0172, 0171. Und dann kommen dahinter halt Ziffernketten, dann nimmst du halt nur die. Das heißt, du hast den Raum von 11 bis 15 Zahlen, also 10 hoch 15 reduziert auf 10 hoch 9 oder was auch immer. Also quasi du reduzierst den Raum, den du da scrapest, müsste man jetzt nochmal genau matematisch, aber so ungefähr ist die Idee. Und dann kannst du halt 7000 pro Sekunde abfragen und dann hast du irgendwann einen überschaubaren Raum und das ist denen jetzt hier gelungen, nicht nur mit Deutschland, nicht nur mit Österreich, sondern dann eben auch am Ende mit der gesamten Welt. Und das ist dann schon überraschend, dass das Meta da keinen Schutz hat. Also spätestens wenn eine IP-Adresse... Innerhalb von einer Minute, was ist das denn dann, 7000 mal 60, sehr, sehr viele Kontakte abgefragt hat, inklusive Bildern, dann würdest du ja erwarten, dass wenigstens mal ein Rate-Limit-Alert oder mal so ein bisschen eine Stunde im Abklingbecken passiert oder so. Also irgendetwas gegen dieses Scraping unternommen wird, das ist hier nicht erkennbar. Zumal sie dann auch noch, sie konnten ja die öffentlichen Schlüssel runterladen, das heißt dadurch würdest du, wenn ich mich nicht täusche, holst du ein neues Gerät, hast du einen neuen Schlüssel, das heißt du könntest jetzt quasi dann korrelieren, wann Leute neue Geräte haben, die konnten außerdem herausfinden, wie viele Geräte für eine Telefonnummer registriert sind, also ob du da noch irgendwelche, also das ist schon alles.

Tim Pritlove
1:20:33
Linus Neumann
1:20:51
Tim Pritlove
1:21:01
Linus Neumann
1:21:16
Tim Pritlove
1:21:41
Linus Neumann
1:21:47

Ja, wir haben seit 2022 hier das regelmäßig behandelt. Da gab es eine Hausdurchsuchung des freien Radios Dreieckland in Freiburg. Das Radio Dreieckland ist mit seinen Redaktionsräumen oder mit seinem Sendestudio oder wie auch immer man das dann nennen kann, Seine Niederlassung ist unweit des CCC Freiburg und das Radio Dreieckland hat damals berichtet über den Fall von Indymedia links unten. Wir hatten das behandelt, das war eine Webseite unter einer Subdomain von indymedia.org, links unten genannt, weil Freiburg sich links unten in Deutschland befindet. Und dort hat sich über die Jahre ein Forum ergeben, wo gerne mal von radikalen linken Gruppen Verlautbarungen oder auch Bekennerschreiben veröffentlicht wurden. Und dann hat das Innenministerium, muss es ja gemacht haben, sich irgendwann dazu durchgerungen, diese Webseite zu verbieten. Und zwar hat sie das getan, indem sie die Betreiberinnen der Webseite zu einer kriminellen Vereinigung anbieten. Benannt hat und dann diese Vereinigung, diese Betreibervereinigung verboten hat und daraus gesagt hat, okay, damit wird jetzt dieses Forum, der Betrieb dieses Forums verboten, was insgesamt schon enorm absurdes Vorkommnis ist, welches wir ebenfalls behandelt haben, welches auch außerdem in Vorträgen auf dem CCC-Kongress behandelt wurde, die wir auch nochmal verlinken. Jetzt kommt Gradio Dreieckland, behandelt diesen Fall im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeit und verlinkt dabei auf ein irgendwo im Internet gehostetes Backup von dieser Seite, die ja jetzt weg war. Und in Konsequenz des Verlinkens dieses Backups dieser Seite, das unter anderem, wenn ich mich recht entsinne, auch in einem Tweet des Bundesamtes für Verfassungsschutz ebenfalls verlinkt war, findet dann eine Durchsuchung der Redaktionsräume dieses freien Radios statt. Absurd. Absurd. Und dagegen sind die dann natürlich vorgegangen, erstens, dass sie überhaupt etwas Falsches getan hätten, indem sie hier auf ein öffentlich zugängliches Archiv, das sie nicht betreiben, linken im Rahmen ihrer redaktionellen journalistischen Tätigkeit, dass das überhaupt ein Problem wäre, das ist ja schon mal ein Thema. Dann aber, dass eine Durchsuchung dieser Redaktionsräume stattfindet, das ist ja auch nochmal ein Thema. Deswegen haben sie natürlich dagegen geklagt und am Oberlandesgericht Stuttgart wurde gesagt, nee, das ist völlig in Ordnung, dass bei euch die Hausdurchsuchung stattgefunden hat. Also sind sie mit der GFF vor das Bundesverfassungsgericht gegangen und das Bundesverfassungsgericht sagt, Selbstverständlich war die Durchsuchung der Wohnung eines Redakteurs, der noch on top, selbstverständlich war diese Wohnungsdurchsuchung nicht in Ordnung. Bei dem Artikel, der diesen Link platziert hatte. Und gleichzeitig sagen sie, es gab keine plausiblen Gründe, warum man bei diesem Menschen die Wohnung durchsucht hat. Und meine, dass sie sich ebenfalls darüber äußern, dass es natürlich auch keine plausiblen Gründe überhaupt für Untersuchungen in den Redaktionsräumen gab. Es geht also spezifisch erstmal um die Wohnungsdurchsuchung. Aber meine ich auch, dass quasi darin auch gesagt wird, Durchsuchungen in Redaktionsräumen und Wohnräumen von Journalistinnen gefährden das Redaktionsgeheimnis und den Quellenschutz, sagt jetzt der Jurist David Werdermann, der das Verfahren für die GFF koordiniert hat. Und das Verfassungsgericht watscht also jetzt das Oberlandesgericht ab und sagt, das ist keine verfassungsrechtlich tragfähige Darlegung des Tatverdachts vorgelegt, der irgendwie diesen Eingriff in die Presse- und Rundfunkfreiheit und in die Privatsphäre gerechtfertigt hätte.

Tim Pritlove
1:27:09
Linus Neumann
1:27:12
Tim Pritlove
1:29:15
Linus Neumann
1:29:26
Tim Pritlove
1:29:41
Linus Neumann
1:29:47

Er war noch nicht mal der Erste, der es getan hat. Das ist völlig absurd. Das war ein Missbrauch, ein erkennbarer Missbrauch der Möglichkeiten, mit denen wir Strafverfolgungsbehörden im Extremfall zur Verfolgung schwerer Straftaten ausstatten. Hier um eine politische Gruppierung, angebliche politische Gruppierung, dieses Kollektiv, dass die Webseite, beschuldigt wird, diese Webseite betrieben zu haben, dass er überhaupt keine Schuld daran trägt, was die Inhalte ist, weil eine Open-Posting-Seite, das ist ja das Ding, die haben ja Open-Posting zugelassen. Also es ist alles von vorne bis hinten absolut absurd und dann auch noch ein Redakteur, der den Fall behandelt, natürlich kritisch darüber berichtet, was die Staatsanwaltschaft und die Polizei da getan haben in diesem Kontext. Und das ist doch das, was hier passieren sollte, dass diese journalistische Berichterstattung eingeschränkt werden sollte oder eingeschüchtert werden sollte. Und das ist schon auch... Natürlich juristisch korrekt, dass wir darüber eben sprechen, über das war eine verfassungswidrige Maßnahme, die da stattgefunden hat, aber die mal in den Kontext zu setzen, warum hat die denn stattgefunden? Warum hat denn irgendjemand in Baden-Württemberg gedacht, heute ist das Beste, was die Polizei machen kann, bei diesen Redaktionsräumen reinmarschieren? Das war ja jetzt nicht irgendwie eine angemessene strafrechtliche Priorisierung, um Schaden vom Land abzuwenden. Das war ein absoluter Missbrauch. Insofern bleibt er natürlich ohne jegliche Konsequenzen. und alle dürfen weitermachen.

Tim Pritlove
1:31:53
Linus Neumann
1:31:55
Tim Pritlove
1:32:02
Linus Neumann
1:33:22
Tim Pritlove
1:33:27
Linus Neumann
1:34:50
Tim Pritlove
1:34:59
Linus Neumann
1:35:04
Tim Pritlove
1:35:13
Linus Neumann
1:35:20
Tim Pritlove
1:35:31
Linus Neumann
1:35:55
Tim Pritlove
1:35:58
Linus Neumann
1:36:03
Tim Pritlove
1:36:05
Linus Neumann
1:36:14
Tim Pritlove
1:36:17
Linus Neumann
1:36:18
Tim Pritlove
1:36:47
Linus Neumann
1:36:49
Tim Pritlove
1:36:52
Linus Neumann
1:37:24
Tim Pritlove
1:37:40
Linus Neumann
1:38:02
Tim Pritlove
1:38:09
Linus Neumann
1:38:14
Tim Pritlove
1:38:16
Linus Neumann
1:38:18