Logbuch:Netzpolitik
Einblicke und Ausblicke in das netzpolitische Geschehen
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LNP466 Wodka Red Bull

Die Ibiza-Affäre und ihre Folgen

Diese Sendung ist eine Aufzeichnung einer Live-Sendung auf dem Chaos Communication Camp 2023 in Mildenberg. Vor zahlreichen Gästen haben wir mit Julian Hessenthaler gesprochen, dem Initiator des Ibiza-Videos, das die Korruption der FPÖ-Eliten im allgemeinen und Heinz-Christian Strache im besonderen plastisch demonstriert hat und letztlich zum Scheitern der damaligen ÖVP-FPÖ-Koalition geführt hat.

Wir sprechen mit Julian über seine Motivation, seine Erlebnisse, seine Erfahrungen, die Verfolgung, Anklage und Haft, die er letztlich erleiden musste und das System Österreich.

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Veröffentlicht am: 24. August 2023
Dauer: 2:02:58


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Prolog 00:00:32.002
  3. Camp 2023 00:03:24.081
  4. Vorstellung Julian Hessenthaler 00:05:08.630
  5. Die Ibiza-Affäre 00:09:11.251
  6. Das Ibiza-Video 00:11:51.215
  7. Operational Security 00:32:38.258
  8. Auswirkungen 00:35:38.868
  9. Die Anklage und der Knast 00:55:44.029
  10. Nicht-Verfolgung der Anderen 01:34:45.819
  11. Berufung 01:37:30.579
  12. Erkenntnisse 01:43:10.707
  13. Wie geht's weiter für Julian 01:50:43.919
  14. Ausklang 01:57:40.462

Transkript

Tim Pritlove
0:00:00
Linus Neumann
0:00:02
Tim Pritlove
0:00:03
Linus Neumann
0:00:09
Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:01:07
Tim Pritlove
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Ja.

Linus Neumann
0:01:08
Tim Pritlove
0:01:12
Linus Neumann
0:01:14
Tim Pritlove
0:01:20

Ja.

Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:01:29
Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:01:56
Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:02:39
Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
0:03:07
Linus Neumann
0:03:09
Tim Pritlove
0:03:10
Linus Neumann
0:03:13
Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
0:03:54
Linus Neumann
0:04:02
Tim Pritlove
0:04:36
Linus Neumann
0:04:36
Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
0:04:56
Linus Neumann
0:05:00
Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:05:08
Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:05:23
Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:06:09
Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:06:22
Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:06:29
Julian Hessenthaler
0:06:31
Tim Pritlove
0:06:35
Linus Neumann
0:06:43
Tim Pritlove
0:06:59
Linus Neumann
0:07:03
Tim Pritlove
0:07:04
Linus Neumann
0:07:06
Tim Pritlove
0:07:08
Linus Neumann
0:07:15
Tim Pritlove
0:07:18
Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:07:27
Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:07:32
Julian Hessenthaler
0:07:37

Ja.

Linus Neumann
0:07:37
Tim Pritlove
0:07:41
Julian Hessenthaler
0:08:09
Linus Neumann
0:08:12
Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
0:08:27
Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
0:08:37
Julian Hessenthaler
0:08:39
Linus Neumann
0:08:40
Tim Pritlove
0:08:43
Julian Hessenthaler
0:08:54
Linus Neumann
0:08:59
Julian Hessenthaler
0:09:04
Tim Pritlove
0:09:11
Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
0:09:43
Julian Hessenthaler
0:09:45
Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
0:10:44
Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
0:11:09
Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
0:12:07
Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
0:12:16
Linus Neumann
0:12:23
Julian Hessenthaler
0:12:25
Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
0:13:38
Tim Pritlove
0:14:13
Julian Hessenthaler
0:14:15
Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Linus Neumann
0:15:38
Julian Hessenthaler
0:15:40
Tim Pritlove
0:15:49
Julian Hessenthaler
0:15:50

Der Punkt war also, vielleicht zuerst mal, ich habe mir gesagt, ich muss irgendwie an Strache rankommen. Also wenn ich in der Lage sein soll, jetzt den Strache irgendwie in eine Falle zu locken, muss ich irgendwie an Strache ran. Keiner von uns beiden kannte den Strache. geht gern weg und das Strache macht gern Party und sonst was. Aber du gehst jetzt nicht in irgendeinen Club und sagst, hey Strache, komm mal, wir haben da irgendwie super geile korrupte Sachen zu bereden. Das heißt, das funktioniert auch in Österreich nicht. Und so kam halt die Idee, dass der Anwalt kannte eine Maklerin, eine immobile Maklerin und die war mit der rechten Hand vom Strache, hatte mal eine Affäre gehabt, mit dem Strache übrigens auch. Und ich war übrigens auch Ausländerin. Nur so nebenbei gesagt und da kam die Idee daher nach gut, der Anwalt war Immobilienanwalt unter anderem, hat gesagt, na komm ich ruf die Markerin an und sage ich habe eine super wichtige Kundin oder Kunden, der will in irgendwelche Ländereien kaufen und zufälligerweise hat diese rechte Hand vom Strache, der Godenus sich nennt, die Familie hat da Ländereien recht weitreichend, außerhalb von Wien. Und dann kam uns halt mir die Idee, na komm, lass uns eine Legende kreieren und ich wollte im Ganzen damals, weil Österreich mittlerweile etwas offensichtlicher, aber damals auch für jeden der sehen wollte, so eine seltsame, Liebe zu Russland pflegt, also so irgendwie Russland ist so ein recht gewichtiger Faktor in Österreich.

Tim Pritlove
0:17:15
Julian Hessenthaler
0:17:18
Tim Pritlove
0:17:22
Julian Hessenthaler
0:17:24
Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Linus Neumann
0:18:01
Tim Pritlove
0:18:05
Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
0:19:24
Tim Pritlove
0:19:50
Julian Hessenthaler
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
0:20:03
Julian Hessenthaler
0:21:03
Tim Pritlove
0:21:31
Julian Hessenthaler
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Linus Neumann
0:22:09
Julian Hessenthaler
0:22:17
Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
0:22:37
Tim Pritlove
0:22:38
Linus Neumann
0:22:43
Julian Hessenthaler
0:22:49

Ja, nee, aber es war ein Skandal. Ich würde heute noch immer behaupten, dass es waren ja Esszeit und Spiele, also deutsche Medien und durchaus Schwergewichte in der Medienbranche in Deutschland, die veröffentlicht haben und waren auch die Medien, die wir uns gesucht haben dafür. Und ich bin bis heute noch der Überzeugung, wenn du das österreichischen Medien gegeben hättest, hättest du schon welche gefunden, die es veröffentlicht hätten. Aber ich glaube nicht, dass du welche gefunden hättest, die sich getraut hätten, das Video zu bringen. Die hätten transkribiert, die hätten mit Untertiteln belegt oder sonst was, weil einfach Österreich hat unter anderem viele Probleme, ich lasse uns noch ein paar davon aufzählen, die Medien hängen alle an der staatlichen Subvention, werden also gefördert und die können sich zwar erlauben kritisch zu schreiben, aber da gibt es dann schon so Abstrafungen, also diese eine Boulevardzeitung, der man aktuell in Ermittlungsverfahren unterstellt, die Umfragen für den ehemaligen Bundeskanzler Kurz manipuliert haben, damit er gewählt wird, kriegen, glaube ich, keine Ahnung, das ist eine Gratiszeitung, die kriegt man gratis in der U-Bahn ausgelegt, kann man so nehmen und die kriegen keine 5 Millionen Förderung im Jahr. Die kriegen 5 Millionen staatliche Förderung im Jahr und werden dauernd verklagt, weil sie lauter Schwachsinn schreiben und das zahlen sie aus der staatlichen Förderung raus. Ist ein Geschäftsmodell, nicht schlecht.

Tim Pritlove
0:24:02
Linus Neumann
0:24:03
Julian Hessenthaler
0:24:07
Tim Pritlove
0:24:59
Julian Hessenthaler
0:25:02

Ja.

Tim Pritlove
0:25:02
Julian Hessenthaler
0:25:34
Tim Pritlove
0:25:48
Julian Hessenthaler
0:25:51
Tim Pritlove
0:26:32
Julian Hessenthaler
0:26:37
Linus Neumann
0:26:49
Julian Hessenthaler
0:26:50

Die Idee war, wir haben dann tatsächlich, also das ist eben was man bei Ibiza vielleicht vergisst, weil die Leute bei Ibiza das Gefühl haben, okay, das war halt ein Abend und die haben gesoffen und scheiße geredet. Wir haben da sieben Monate lang Verhandlungen geführt und wir haben recht komplizierte Konstrukte gebaut. Also wir haben gesagt, okay, wir gründen eine Firma, eine zweite Firma, die kauft jetzt Immobilien, dann blasen wir mit Gutachten die Werte der Immobilien auf, verschieben es auf die zweite GmbH rüber. Die macht dann mit Belehnungen und Besicherungen bei Banken Kredite, holt sich also über die erhöhten Gutachten Geld da rein, wascht so das Geld durch. Wir zahlen es aus, wir teilen es. Da gab es Vertragsentwürfe. Es war schon recht gut durchdacht. Das war jetzt nicht einfach nur, hey komm, Vodka, Red Bull und lass uns quatschen. Ja. War schon mehr als das. Und jedenfalls gab es diesen ersten Abend, weil du eben die SD-Karten angesprochen hast, wo wir dann richtig große Show gefahren haben. Also wir haben da, keine Ahnung, ich habe eben diese Oligarchin gefunden, diese Oligarchin-Nichte, eine Bekannte von mir, die ich für ideal geeignet gehalten habe. was sie auch war. Und haben in Maibach gemietet und Bodyguards und irgendwie eine super teure Private Dining Room in einem 5 Sterne Hotel und was es schießt mich durch. Und sind halt dort vorgefahren und haben gesagt, hey komm, da jetzt großes Happening. Und der Gudenus ist halt einfach wie so viele in Österreich dumm und gierig, muss man einfach so sagen. Und hat uns halt versucht seine Ländereien, die so 5 Mille wert sind, für 12 anzubieten. Und wir haben gesagt, ja ist kein Problem, weil wir haben sowieso genug Geld zu waschen, aber dann wollen wir Extras. Und damit haben wir mal angetestet, wie es weitergeht. Und es ging dann auch recht weit. Also man muss sich vorstellen, das war das erste Mal, wo man sich trifft. Man hat noch nie vorher telefoniert, man hat noch nie vorher geredet. Und da sitzt du dann mit jemandem und sagst ihm so, ja, also wir hätten gern so irgendwie Bewaffnete Sicherheitsleute. Du kannst es mit der Polizei irgendwie so klären. Ja, geht, wahrscheinlich kennt er irgendwie die Feuerpolizisten oder so. Und da haben wir eskaliert, da haben wir halt so gesagt, ja gut, okay. Also wir wollen Langwaffen, ja schwierig, aber ja, okay, geht. Und so ging's da hin. Und ja, also der erste Abend war, dann ging es eben weiter von einem Hotel in eine Bar und dort haben wir dann, weil wir wussten, dass, ich muss jetzt ein bisschen vorsichtig sein, aber sagen wir mal, es ging das Gerücht um, dass der Herr Gudenus gewissen Substanz nicht abgeneigt wäre und da haben wir uns halt gedacht, komm, tun wir in dem Gefallen auch noch. Und haben eine Suite in dem, das war so ein Rooftop Hotel Bar, haben wir gesagt, okay, damit er die Chance hat dort also belegbar seinen Habits nachzugehen, mieten wir also eine Master Suite und bieten ihm an, statt dass er aufs WC rennen muss, wir sind cool genug, dass wir ihm also dafür die Master Suite zur Verfügung stellen. Was dann auch angeblich passiert ist, da war ich leider nicht dabei, und dort hatten wir eben Kamerasysteme platziert. Ich muss dazu sagen, ich habe noch nie vorher mit Kameras gearbeitet gehabt. Und ich bin froh, weil ich es nie wieder machen muss, ehrlich gesagt, weil es scheiße ist. Und der Punkt war, ich hatte also diese Kamerasysteme gekauft bei irgendeinem etwas fragwürdigen Garagenladen, der so China-Importware hatte, weil ich einfach ein Zeitproblem hatte. Und war naiver, dummerweise davon ausgegangen, dass die wahrscheinlich mit SD-Karten bestückt sein würden. Was sie nicht waren. Wie ich nachher herausgefunden habe am nächsten Tag. Also es kam dazu, dass wir also eine Menge Geld verballert haben in dem Abend, Riesenshow gefahren haben, eigentlich relativ erfolgreich waren. Das Problem war nur mal, es gab überhaupt kein Videomaterial, weil halt keine SD-Karten in der Kamera waren, was den Anwalt nicht glücklich gemacht hat, weil das so knapp 30.000 Euro seines Geldes waren, die überhaupt nicht verflogen sind. Und das hat dann dazu geführt, dass er sein Handy bei mir gegen die Wand gepfeffert hat, die Oligarchie.

Linus Neumann
0:30:30
Julian Hessenthaler
0:30:31

Ja, nee, das Handy hat's überlebt, war ein iPhone, gute Qualität. Aber nee, der Punkt war, die Oligarchie ist in Lachen ausgebrochen und hat sich abgekugelt. Und mir war's halt peinlich, unglaublich peinlich, klarerweise. Und dann hab ich halt groß gemeint, damit das Thema irgendwie vorbeigeht, ja komm, dann lass einfach nochmal machen. Wir wissen ja jetzt, dass es geht. Wir machen das nochmal. Und das haben wir dann auch einfach nochmal gemacht. Das hat auch erfolgreich funktioniert. Deswegen gibt es so schöne Bilder von Herrn Gudenus, wie er sich über den Tisch beugt und irgendwas sucht mit dem Nasenloch. Und da war aber noch immer der Strache nicht anwesend. Also es hat eigentlich geheißen, er bringt uns zum Strache und irgendwie hat der Strache nie Zeit für uns gehabt offenbar. Und dann kam der Gudenus eben durch mit der Info, ja, er fliegt jetzt nach Ibiza und der Strache ist auch dort. Und ich habe mir gedacht, na komm, was soll's. Ja super, die hat eh ein Haus in Ibiza, wir fahren auch nach Ibiza, treffen uns dort. Natürlich hatte sie kein Haus in Ibiza, das musste ich anmieten. Das Problem war auch noch, der Anwalt hat keinen Bock mehr gehabt, das anzumieten, was ich anmieten wollte, was so ungefähr 10.000 den Nacht gekostet hätte. Und deswegen wurde es dann eine kleine Finca, was alle bemängelt haben nachher so quasi, oh mein Gott, wie soll das eine Oligarchenvilla darstellen. Aber fairerweise, man muss sagen, wir haben auch nicht gesagt, das ist die Oligarchenvilla, gesagt, die Oligarchen-Villa, das sind ihre Kinder und ihr seid so komische Typen, ihr kommt nicht zu ihren Kindern nach Hause, keine Chance. Deswegen haben wir ein anderes Haus gemietet, wo wir jetzt quatschen. Und so war es dann auch. Die sind also gekommen, wir haben uns da extra irgendwelche Sportwagen und sonst was gecheckt, damit es zumindest ein bisschen oligarchen-style ausschaut. Und haben halt kräftig angekauft, Wodka etc. Und so entstand dann das, was man heute essen kann.

Tim Pritlove
0:32:09
Julian Hessenthaler
0:32:10
Linus Neumann
0:32:20
Julian Hessenthaler
0:32:55
Linus Neumann
0:33:46
Julian Hessenthaler
0:33:58
Linus Neumann
0:34:00
Julian Hessenthaler
0:34:04

Also der Punkt ist, weil die Leute ja teilweise einen Vorwurf gebracht haben, dass das nicht so Stasi-Methoden sind, also dass da jemand in die Falle gelockt, aufgenommen, das ist so irgendwie fragwürdig moralisch. Habe ich auch sogar von Leuten gehört, die jetzt sicher nicht unbedingt in den Freundeskreis der FPÖ oder Rechtspopulisten zu rücken sind. Man muss dabei bedenken, wir haben jetzt nicht irgendwie gesagt, hey komm, lass probieren, ob das funktioniert, sondern wir hatten Material durch diesen Bodyguard, das zwar nicht beweiskräftig war, aber doch eindeutig war. Und darauf haben wir aufgebaut. Also wir sind jetzt nicht hingegangen und haben gesagt, hey die FPÖ ist scheiße für uns und lass mal schauen, was geht. Sondern wir haben halt gesagt, okay gut, wir sind uns eigentlich absolut sicher, dass der korrupt ist, aber wir können es halt momentan noch nicht wirklich beweisen. Was oft ein Problem bei Korruptionssachen ist. So ein klassisches Problem, das haben wir ja auch letztes Mal irgendwie, jetzt wie ich mich mit Journalisten doch immer wieder unterhalten habe, haben die gesagt, hey, du hast keine Ahnung, wie oft zu uns Leute kommen mit den wildesten Geschichten von Korruption. Und dann sagen wir ihnen, okay, beweise. Und der sagt, meine Zeugenaussage. Und der sagt, ja, was soll ich mit deiner Zeugenaussage, was bringt mir das? Und da ist halt das Problem bei Korruption, Korruption ist halt eines der wenigen Delikte, wo eigentlich kein Opfer da ist. Ich meine, es gibt schon Opfer, natürlich, die Gesamtheit, das Volk, die Bevölkerung, wie auch immer. Aber das Problem ist, es gibt also kein Opfer, das jetzt sich beklagen würde, weil im Endeffekt, wenn Korruption funktioniert, sind alle Seiten zufrieden. Und deswegen ist Korruption so ein einerseits wahrscheinlich anziehendes Delikt, wenn du so willst, oder apartes Delikt für manche Leute. Auf der anderen Seite so schwer dann wirklich zu verurteilen. Es gibt halt oft Gerüchte über Korruption und auch Sachen, die wohl rational klar sind, aber halt gerichtsmäßig nicht beweisbar sind. Und das spielt wohl sicher mit an Rolle.

Linus Neumann
0:35:39
Julian Hessenthaler
0:36:00
Linus Neumann
0:37:35
Julian Hessenthaler
0:37:46

Ja, also was er wollte, er wollte jetzt auch keinen Geldbetrag haben, er hat gesagt, schau, das wird mir eine Anklage einbringen, ich verliere meinen Job wahrscheinlich, meine Pensionsbezüge, alles, ich habe Frau, Kind etc. Aber was er wollte oder was zur Diskussion stand, war sowas wie eine Art Treuhandkonto, was gesucht wurde, war also die Einrichtung eines Betrages, den er definiert hatte, der sich danach ja sogar halbieren ließ, aber trotzdem nicht erreichbar war bei Weitem. Der war auch relativ hoch, also wollte er anfänglich 2,5, was ich weiß, dann 1,2,5 und der Punkt war also, es hätte dann quasi ausgeschüttet werden sollen im Art Treuhandsystem, Escrow Service mäßig. Der geht, macht seine Aussage, wird belangt und dann fängt an das Geld zu fließen nach Bedarf. Das war jetzt nicht, dass man sagt, hey komm, hier ist ein Kofferbargeld. Plus muss man dazu sagen, ehrlicherweise auch noch, weil das Leute so immer riskiert, warum jemand jetzt irgendwie siebenstellige Beträge haben will, so ein Geld muss auch noch versteuern. Auch. Also das ist nicht, der Coutinho ist nicht ein Schwarzgeldgipsen, sondern der zahlt 50 Prozent Steuern weg davon nachher und dann ist das, finde ich jetzt, Verhältnismus ist guter Rat. Natürlich kann man es besser finden, wenn der irgendwie sagt, okay, ich will abgesichert sein oder ich will das aus ideologischen Motiven machen und egal was passiert, aber ich finde es jetzt nicht illegitim, wenn jemand sagt, okay, schau, am Ende des Tages muss ich nachher weiterleben, weil auch ich habe die Erfahrung gemacht, Also das hat schon recht beachtliche Konsequenzen, wenn man sowas macht und kostet auch eine Stange Geld. Und ist also, ja, fand ich sicherlich wünschenswert gewesen, es wäre anders möglich gewesen. War es dann am Ende nicht, lange Sache, kurz gesagt. kurz gesagt und deswegen kam dann eben zur EU-Wahl dann das Ibiza-Video raus, weil das dann eigentlich so ein letztmöglicher Termin war, wenn man internationale Aufmerksamkeit haben wollte auf absehbare Zeit. Da war Strache dann schon in der Regierung, was auch so ein Problem war, weil davor hatten wir einen Oppositionsführer auf Video, wo er mehr oder weniger sich halt blamiert und korrupt sitzt oder mutmaßlich korrupt ist. Und jetzt hatten wir einen Vizekanzler auf Video, dem seine Partei auch noch das Innenministerium, das Verteidigungsministerium innehatte und damit alle sicherheitsrelevanten Behörden an dem seine Partei eine unglaubliche Nähe zu Putin-Russland pflegte und diverse Gerüchte im Raum standen, dass da engste Verbindungen bestehen sollten, was auch noch mal ein Problem ist, weil natürlich, wenn das so wäre, angenommen es gilt auch hier die Unschuldsvermutung, dann wären die Russen wahrscheinlich nicht sonderlich erpicht darauf, dass man ihnen genau das ins Gesicht drückt, was sie auch lustigerweise nicht waren, weil tatsächlich hat sich dann der Kreml gemüßig gefühlt sich zu äußern, Beziehungsweise Ibiza-Videos. Und wenn sich der Kreml dann offiziell zu was äußert, dann weißt du, dass du ziemlich weit auf den Radar aufgepoppt bist. Und vielleicht auch andere Probleme hast, als nur die FPÖ.

Tim Pritlove
0:40:25
Julian Hessenthaler
0:40:35
Linus Neumann
0:40:39
Julian Hessenthaler
0:40:44
Tim Pritlove
0:41:07
Julian Hessenthaler
0:41:10

Nee, ehrlich gesagt nicht wirklich, weil es ist, einfach... Es ist so viel Scheiße, sag ich mal ganz offen salopp gesagt, an die Oberfläche gekommen, die sogar für mich tatsächlich undenkbar war, also denk-unmöglich. Das sind Sachen passiert offenbar, die so absurd sind und so grenzwertig sind, dass es einfach, es gibt so ein Limit bei allem, weißt du, es gibt so ein Limit, wo man irgendwie Sachen akzeptieren kann und wegschauen kann und dann gibt es irgendwie so einen Punkt, wo du sagst, hey, ist zu viel. Und der Punkt war einfach erreicht. Es gibt sicher Sachen, die ich bereue bei der Durchführung, also speziell hinsichtlich dessen, dass, wenn ich's nochmal machen müssen würde, dann würde ich's mit professionellen Dienstleistern anlegen. Ich hab tatsächlich auf Bekannte und Freunde zurückgegriffen und die haben relativ harte Repressalien teilweise auch erfahren und das war auch sicher teilweise ungefragt. Also es war jetzt nicht, die haben nicht gesagt, ich hab nicht gesagt, komm wir machen jetzt das und das ist der Plan und die haben gesagt, ich bin dabei. Die haben gesagt, ich brauch ein Gefallen, das kannst du jenes machen. Und die sind dann auf einmal auch da multiple Hausdurchsucht worden, sonst irgendwas, das ist halt alles nicht schön. In den Medien verrissen worden, gehetzt worden und die haben halt nicht wirklich, ich meine sie wussten zwar ungefähr, warum sie da mitmachen, aber im Detail nicht. Und mit Sicherheit wussten sie nicht, worauf's rausläuft. Da ist schon etwas, was man sicher auch mit sich trägt. So gesehen das mit Sicherheit bereue ich, auch was andere Leute betrifft, aber wie gesagt, also hört sich vielleicht dämlich an, aber die Zeit vor der Veröffentlichung war meine beschissenste Zeit. Also sogar die Zeit im Gefängnis war besser als die Zeit vor der Veröffentlichung, weil nach der Veröffentlichung war es so, weiß nicht ob man das irgendwie verstehen kann, es war als ob so eine Riesenlast von dir runterfällt, davor bist du halt die ganze Zeit, du tragst mit dir rum, von dem du weißt, dass es irgendwie die Welt nicht verändert, aber zumindest viel Veränderung anstoßen wird und...

Tim Pritlove
0:43:08
Julian Hessenthaler
0:43:20

Ja, sicher. Es waren viele Sachen. Ich muss sagen, ich habe vieles davon antizipiert. Also mir war schon klar, in welche Richtung die Angriffe bei mir gehen würden und welche Vektoren das sein würden. Ich habe dem auch versucht vorzubauen in gewisser Art. Ich hatte viel Zeit nachzudenken und ich bin ganz gut in strategischer Planung etc. Und hab also vieles davon antizipiert, manches davon abfedern können, manches davon hat mich komplett überrascht, manche Sachen. Aber im generellen, sage ich jetzt, hat es sich im Rahmen meiner Erwartungen bewegt, mit einigen Ausreißern über die Amplituden hinaus. Aber mir war schon, also wenig von dem im Großen und Ganzen, was passiert ist, hat mich wirklich dezidiert überrascht. Ich hätte mir gewünscht, dass es nicht so ist, ich habe auch alles dafür getan, dass es nicht so ist, aber es war jetzt nicht komplett undenkbar für mich vorher. Ich komme nun mal aus einer Branche, wo ich durchaus einen Einblick habe, wie Behörden arbeiten, speziell in Österreich. Und mir war schon klar, also ich weiß, meine Anwälte haben mich für verrückt erklärt, wie ich damals kam. Die haben gesagt, die werden mich zumüllen mit fingierter, zusammenerfundener Scheiße. Die werden mich versuchen, mit allem zu belegen, was geht. Die haben gesagt, komm, ist ein EU-Land, ist ein Rechtsstaat, ist am Ende wie Deutschland. Keine Chance, ich sage, ich glaube, ja doch, genau das. Und dann kam es, ich hab dann tatsächlich alle meine Anwälte bekehrt. Also ich hab Anwälte gehabt, die tatsächlich inbrünstig an den Rechtsstaat geglaubt haben und die nach meiner Verurteilung, wie mir gesagt wurde, dann irgendwie bei zugezogenen Jalousien eine Woche im Büro gesessen sind und niemanden sprechen wollten, weil ja die komplette Welt zusammengestürzt war, weil die gesagt haben, das geht nicht, das kann nicht sein. Und ich bin da deutlich zynischer eingestellt, also ich hab schon Sachen gesehen in Österreich, die halt die meisten Leute zum Glück nicht sehen und ja.

Linus Neumann
0:45:09
Tim Pritlove
0:45:14
Julian Hessenthaler
0:45:16
Linus Neumann
0:45:17
Julian Hessenthaler
0:45:19
Tim Pritlove
0:46:37
Julian Hessenthaler
0:46:38
Tim Pritlove
0:46:40
Linus Neumann
0:46:42
Tim Pritlove
0:46:44
Linus Neumann
0:46:48
Julian Hessenthaler
0:46:53
Linus Neumann
0:46:57
Julian Hessenthaler
0:47:01

Naja gut, die Regierung trat zurück. Also der Punkt ist, das Lustige ist, was wir tatsächlich unterschätzt haben, wir, mich und den Anwalt, wir haben immer gedacht, die FPÖ ist unser Problem. Also quasi, wenn wir es schaffen eine Stache zu stürzen und die Regierung irgendwie zusammenklappt, dann ist unser Problem weg, weil die sind ja nicht mehr in der Regierung. Und was wir komplett missverstanden hatten, ist, dass die ÖVP, also die Kurzpartei, mindestens genauso interessiert war, die Sachen so zu belassen, wie sie waren. Mittlerweile versteht man vielleicht ein bisschen warum, weil die diversen... Nicht umsonst ist unser Herr Geniekind, Bundeskanzler Kurz zurückgetreten und ist unter beschuldigten Status und sonst was, aber es war offenbar die FPÖ nur ein Teil des betreffenden Systems und wohl der kleinere Teil, wenn man ehrlich ist. Und der wenig professionellere Teil auch. Und das war eigentlich das Problem. Also unser Problem war dann tatsächlich, dass eben diese Sonderermittlungseinheit, die sich da bildete, bildete sich in einer Zeit, wo kein Innenminister da war. Also was die Polizei hat tatsächlich eigenständig eine SOKO gebildet, ohne Auftrag einer Staatsanwaltschaft, ohne irgendwas. Die Regierung tritt zurück, der alte Innenminister geht, der neue ist noch nicht angelobt, das dauert so circa 36 Stunden. In diesen 36 Stunden geht das Bundeskriminalamt her und gründet eine SOKO. Ohne einen Auftrag und besetzt sie mit Beamten von irgendetwas organisierter Kriminalität, Drogen, Raub, Beamten, die in einer, ok, ich muss jetzt wieder sehr vorsichtig sein, von der einem gewissen Ruf vorauseilt, sagen wir es mal so. Die nicht unbedingt normalerweise die klassischen Proponenten für so eine Soko wären vielleicht auch, also sollen angeblich durchaus auch Dorfpolizisten dabei gewesen sein. Aber es wird wohl einen Grund haben.

Tim Pritlove
0:48:41
Julian Hessenthaler
0:48:46
Tim Pritlove
0:49:04
Julian Hessenthaler
0:49:09

Nee, aber die SOKO wurde gegründet, also da war noch kein Akt angelegt oder sonst irgendwas. Also die haben einfach gesagt, hey, wir werden eine SOKO brauchen und bevor uns jemand fragt, eine zu machen, weil es gibt nämlich eine Behörde, die für Korruptionsermittlungen zuständig ist in Österreich, aber die wollten sie nicht. Sie wollten das Bundeskriminalamt haben. Was möglicherweise auch seine Gründe hat, aber wie auch immer, ich will hier nichts unterstellen. Aber sie haben auch das Bundeskriminalamt gekriegt und das Bundeskriminalamt hat dann gemacht, was es gemacht hat. In Exzessivität, wie ich behaupten würde. Also da gab es dann, weil der Punkt war, die gingen halt davon aus, dass ich der übliche dämliche Idiot bin, den sie so normalerweise zu tun haben. Und haben halt so, ja mal keine Ahnung, lassen wir halt TÜs machen und lassen wir halt da machen und lassen wir halt… Technische Überwachung. Ja ja, Telefonüberwachungen, lass mal Standortdaten, lass mal historische Nachrichten abfragen etc. So das übliche Einmaleins, sag ich mal. Kam ich dabei raus, also es gibt so ganz, ganz kuriose, lustige Seiten im Akt, wo sie so schreiben, ja der hat irgendein Handy, das kostet 800 Euro, es ist zu erwarten, dass er also nur die SIM-Karte wechselt und nicht das Telefon, haha. So in die Richtung gehend. Ist natürlich da nicht passiert, dann haben sie gedacht, okay gut, wir kommen da nicht weiter. Aber das lustige ist, sie haben auch nicht versucht, uns zu kontaktieren. Sie haben eine Anwälte nicht angeschrieben, so quasi einer Vorladung. Wir haben sie sogar kontaktiert und gesagt, wir bieten euch auch eine Einfahrnahme im Rechtshilfeweg in Deutschland. Ich komme nur nicht nach Österreich. Keine Chance. Kein Interesse. Okay. Und dann kam es eben, dann sind sie weitergegangen und haben sich, da gibt es so etwas lustiges seit 2019, das nennt sich das Institut der Europäischen Ermittlungsanordnung. Und ohne jetzt allzu tief einzusteigen, heißt das, dass ein EU-Land einem anderen EU-Land auftragen kann, eine Ermittlungsmaßnahme durchzuführen, ohne dass in dem ausführenden Land ein Richter da drauf schaut. Das heißt, wenn jetzt ein angenommen rumänischer Richter sagt, er würde gerne die, keine Ahnung was, die Nutte von seinem Cousin in Deutschland finden und unterschreibt eine europäische Ermittlungsanordnung zu einer Telefonüberwachung in Düsseldorf, dann wird das gemacht von der deutschen Polizei, wenn man sich das Richter anschaut.

Tim Pritlove
0:51:06
Julian Hessenthaler
0:51:08
Linus Neumann
0:52:33
Julian Hessenthaler
0:52:39
Linus Neumann
0:53:17
Julian Hessenthaler
0:53:21
Tim Pritlove
0:53:34
Julian Hessenthaler
0:53:34
Tim Pritlove
0:54:02
Julian Hessenthaler
0:54:11

Das Problem bei der Kurzfristigkeit war jedes Mal eigentlich die Oligarchen. Also, wie gesagt, mir fällt es ein bisschen schwer, da in diese Teil zu gehen, aber der Punkt war, dass die halt einerseits nicht wirklich wollte, also die hatte überhaupt kein Interesse an der Sache, die hat keinen Bock auf die Sache gehabt, sondern ich hab sie halt begniet mehr oder weniger und hatte irgendwie einen Gefallen gut bei ihr, der dann aber auch irgendwann raufgebracht war. Und die hat einfach keinen Bock gehabt. Und das war so jedes Mal so ein, weiß nicht, wenn du das kennst, wenn du jemanden bittest, der dir irgendwie hilft und der sagt, ääh, ääh, ääh, und dann zum letzten Mal sagt er, ja komm, ich mach halt. Und so war es halt dort, also die hat halt dann so 48 Stunden vorher, habe ich sie dann weichgekocht gehabt, dann habe ich gesagt, ja komm, mache ich nochmal. Und da habe ich halt 48 Stunden Zeit gehabt, das irgendwie auf die Beine zu stellen, was rechtlich knapp ist. Was auch dazu geführt hat, dass ich dann diese Buchung Villa Ibiza mit Echtkreditkarte getätigt habe. Weswegen mir auch klar war, dass ich identifizierbar bin. Was aber auch okay war in meinen Augen, weil tatsächlich ich da Auffassung dann irgendwann war, dass es sich mittlerweile, Da ging es da ja nicht mehr um Schwarzgeldwaschung und so klassische Korruptionsdinger, sondern es ging um Wahlmanipulation in Zeiten einer EU-Wahl. Und da war mir schon klar, dass das andere Interessen wecken würde und ich hab mir gedacht, tu dir einen Gefallen und schau, dass da jemand, der wirklich suchen kann und will, was findet.

Tim Pritlove
0:55:25
Julian Hessenthaler
0:55:29
Tim Pritlove
0:55:31
Julian Hessenthaler
0:55:34
Tim Pritlove
0:55:40
Julian Hessenthaler
0:56:18
Linus Neumann
0:56:23
Julian Hessenthaler
0:56:41
Tim Pritlove
0:57:42
Julian Hessenthaler
0:57:43

Eigentlich schon, aber sie haben es halt immer nur so teilweise veröffentlicht, das war nicht so nett. Aber wie auch immer und da kam eben die Erpressung und dann war mir klar, hey, der behauptet, dass ich ihn erpresst habe. Und für mich war es komplett absurd, weil die ganze Zeit vorher, über den ganzen Frühsommer hinweg, laufen die Telefone meiner Anwälte und aller meiner Bekannten heiß mit irgendwelchen komischen Angeboten, hey, wir zahlen dir zwei Millionen, drei Millionen für das Video, sagen nur, dass es der und der in Auftrag gegeben hat, geben uns das Video, keine Ahnung was, aber es war ein richtig absurder Angebot dabei, auch teilweise garniert mit schönen Drohungen und sonst was. Also die wollten unbedingt das Video, warum? Weil am 22. August kam das Buch dieser Obermeiers auf den Markt, Absipper. Und der Strache wollte was, was er dem entgegensetzen wollte, weil der Strache hatte noch immer die Hoffnung, dass er zurückkommen kann. Der wusste, dass das Buch für ihn natürlich nicht positiv ausfallen wird. Und er wollte das Video haben, damit er dort seine komischen Sequenzen rausschneiden kann, wo er sagt, aber es muss alles legal sein. So wie wenn du an die Bank gehst und sie ausraubst und sagst, hey ist alles legal, keine Sorge, die Waffe ist echt und ich will dich auch nicht schießen, aber alles legal. So ungefähr war der Schmäh, den Herr Strache probiert hat und das wollte er ihm belegen, deswegen wollte er das Video. Und zwar deswegen wollte er es bis zum Mitte, Ende August haben. Und als das nicht kam, Mitte, Ende August, welchen Jahres?

Tim Pritlove
0:58:49
Julian Hessenthaler
0:58:52
Tim Pritlove
0:59:39
Julian Hessenthaler
0:59:43
Tim Pritlove
0:59:58
Linus Neumann
0:59:59
Julian Hessenthaler
1:00:04
Linus Neumann
1:00:25
Julian Hessenthaler
1:00:28
Linus Neumann
1:00:36
Julian Hessenthaler
1:00:44
Linus Neumann
1:00:48
Julian Hessenthaler
1:00:54
Linus Neumann
1:00:59
Julian Hessenthaler
1:01:01
Tim Pritlove
1:01:22
Julian Hessenthaler
1:01:26
Tim Pritlove
1:01:26
Linus Neumann
1:01:39
Julian Hessenthaler
1:01:51

Ja, also dieser Glücksspiel-Lobbyist hat also Anzeigen angebracht gegen mich ohne Ende und seinen Blog quasi damit befeuert, dass er behauptet hat, über ihn sei die Information zur Verfügung. Was er tatsächlich gemacht hat, er hat sich also zwei ehemalige freie Mitarbeiter meiner Firma damals an die Hand genommen, die sich angeboten haben, gegen Geld die mit Informationen zu liefern. Diese Informationen waren zum großen Teil einfach erfunden und falsch. Das hat ihn aber nicht gestört, weil er wollte eigentlich nur möglichst nachteilige Informationen veröffentlichen können. Und so hat er halt dann quasi, je nachdem wie man es jetzt sieht, aber behaupten wir mal die freundliche Variante, Justiz vor sich her getrieben, indem er quasi Exklusiv-Stories veröffentlicht hat, die dann sogar bis zu großen deutschen Leitmedien seine Infos übernommen haben teilweise und behauptet hat, er hat halt irgendwie Zugänge, Informationen, Exklusivquellen, die behaupten, ich wäre im Waffenhandel tätig, hätte an einem Attentat mitgewirkt, hätte Zuhälter gewesen, hätte Drogen gehandelt, hätte eine Handplantage gehabt, hätte keine Ahnung was, also schon ziemlich rauf und runter das Gesetzbuch und hat das unterfüttert mit angeblichen Belegen, die die ihm geliefert haben. Und einer dieser Belege nur zum Beispiel war das Bild einer Hanfplantage, das er beim Bundeskanalamt eingereicht hat, wo er gesagt hat, das ist eine Hanfplantage, die steht in Salzburg und die wird von Julian Hessenthaler betont. Und das BKA hat es sich dann also hergenommen und weil diese Leute da um diesen Glücksspiel-Lobbyisten nun mal technisch nicht die intelligentesten Jungs sind, haben sie halt die Metadaten nicht gelöscht. Und kam halt irgendwie raus, okay das Ganze ist irgendwie runtergeladen von der badischen Zeitung von 2013 und zeigt eine Plantage, die irgendwie 2013 hochgenommen wurde. Und kann also irgendwie schwerlich mit mir in Zusammenhang stehen. Und dann passiert was Lustiges. Dann ermittelt also das Bundeskriminalamt tatsächlich wegen Betrug gegen diese zwei anderen ehemaligen freien Mitarbeiter von mir. Und das Opfer ist dieser Lobbyist.

Linus Neumann
1:03:55
Julian Hessenthaler
1:03:56
Tim Pritlove
1:04:19
Julian Hessenthaler
1:04:21

Diese V-Leute unterhalten sich also auf offenen Telefonen, weil sie sich sicher wehnen, weil V-Leute des Bundeskriminalamts über Drogenhandel, den sie betreiben. Das BKA hört also jetzt drei Monate lang den Koks-Deals dieser Leute zu. Und beschließt dann, hey wir müssen eine Hausdurchsuchung bei denen machen, weil es geht nicht mehr. Das Problem war, das ist ein glamouröser Akt, wie das in Österreich heißt, das heißt der muss zur Ministerebene raufgetragen werden, zur Absegnung. Was das Bundeskriminalamt normalerweise sonst gemacht hätte, es hätte einfach seine V-Leute wahrscheinlich gedeckt, behaupte ich jetzt mal, es gibt die Unschuldsvermutung. Und hätte einfach nichts gemacht. Aber es geht halt jetzt nun mal nicht, es ist zu hoch angesiedelt. Wir müssen also eine Hausdurchsuchung machen. Und jetzt kommt der Witz an der Sache. Die hören also drei Monate lang Telefone ab, wo die irgendwie darüber diskutieren, hey ich brauche noch 30 Linien und hast du noch weißes Papier übrig und keine Ahnung, so supergeile Codes. Und das Bundeskriminalamt geht also jetzt und sagt, hey wir brauchen Sondereinsatzkommando Cobra und keine Ahnung was, weil die sind vielleicht bewaffnet und ich weiß nicht was. Was sie auch waren. Und der Durchsuchungsbefehl ist ausgestellt wegen Betrug. Also sie durchsuchen nicht wegen dem Drogenhandel, den sie drei Monate abgehört haben, sondern sie durchsuchen wegen dem angeblichen Betrug gegen diesen Lobbyisten, finden bei der Freundin des einen 130 Gramm Koks in einem Staubsaugerbeutel.

Tim Pritlove
1:05:47
Julian Hessenthaler
1:05:49
Linus Neumann
1:05:50
Julian Hessenthaler
1:06:01
Tim Pritlove
1:06:06
Julian Hessenthaler
1:06:08
Linus Neumann
1:06:41
Julian Hessenthaler
1:06:47
Linus Neumann
1:06:49
Tim Pritlove
1:06:51
Linus Neumann
1:06:53
Julian Hessenthaler
1:06:54
Linus Neumann
1:06:56
Julian Hessenthaler
1:06:59
Linus Neumann
1:07:00
Tim Pritlove
1:07:04
Linus Neumann
1:07:05
Julian Hessenthaler
1:07:06

Da ist ein Akt drin. Kannst du rausholen, wenn du willst. Nee, aber jedenfalls, okay, gut, die durchsuchen den auch. Der sagt, Ja, das Koks ist für den Eigenbedarf die 130 Gramm, weil seine Freundin hatte keine Ahnung von woher kommen, weiß er nicht. Mein Name fällt nicht. Dann passiert was Kurioses. Das BKA, die das in Salzburg die Durchsuchung gemacht hat, mit Salzburger Einsatzkräften, setzt also diese Freundin von dem Typen in ein Auto und überstellt sie nach Wien. Separat von ihm. Und laut dem Akt, man weiß es jetzt nicht, weil es ist leider nicht protokolliert, dauert diese Überstellung sieben Stunden lang. Der Fahrtweg Wien Salzburg ist circa zweieinhalb bis drei Stunden je nachdem. In diesen sieben Stunden ist protokolliert, es wurden mehrere Pausen gemacht, fertig, Punkt. In diesen Pausen wurden informelle Gespräche geführt, fertig, Punkt. Sie kommt in Wien an, in Wien auf einmal ist ihre Aussage, das Koks kommt von mir und ich habe noch viel mehr geliefert und nicht von einem Albaner. Er bestreitet das, er sagt, das stimmt alles nicht. Und sie sagt auf einmal, ja, wir haben sechs Kilo Koks verkauft und irgendwie ein Kilo kommt vom Julian. Die Polizei fragt nicht, woher die anderen fünf Kilo kommen sollen, sie sagt nur, wirklich vom Julian? Ja, vom Julian. Okay. Die Polizei fragt ihn, er sagt, nee, stimmt alles nicht, alles Blödsinn, sie redet irgendeinen Schwachsinn. Sie macht dann im Laufe, die gehen dann beide in die Untersuchungshaft, ewig lange, ca. Neun Monate später ist ihr Prozess. In diesen neun Monaten macht sie elf Aussagen bei der Polizei und in jeder dieser Aussagen sagt sie was anderes. Also nämlich so was kausal anderes. Also es ist irgendwann 2017 gewesen, nee es war irgendwann 2018, es war Sommer, es war Winter, es war Linz, es war Salzburg, also man weiß es nicht. Jede Aussage differenziert von der nächsten. Sie hat mich bedroht, ich habe sie bedroht, man ganz, also wie auch immer. Die gehen vor Gericht. Sie wird vor Gericht von der Richterin befragt und zwar normalerweise vor Gericht ist es normal, dass man quasi zu den Vorwürfen gefragt wird. Das heißt, der Richter wird fragen, okay, die Staatsanwaltschaft behauptet, dass sie tralala in ihrer Aussage haben sie das und das gesagt, was trifft zu. Die Richterin in dem Fall tut das nicht, weil die Richterin in dem Fall noch nie ein Strafverfahren geführt hat. Die Richterin will den Fall auch nicht, sie versucht ihn dreimal abzugeben, aber sie wird auch auferlegt. Warum auch immer. Und in diesem Verfahren nimmt die Richterin den Strafantrag der Staatsanwaltschaft, liest ihn vor und fragt, sie stimmt das. Und die sagt ja, ja, ja, Ja, ja, ja. Fertig. Er sagt nein, nein, nein, nein. Sie bekommt für den zugegebenen Verkauf und Handel von knapp, glaube ich, dreieinhalb Kilo Kokain sechs Monate fix und zwölf Monate auf Bewährung aufgebunden mit einer Vorstrafe wegen Drogen schon? Erstaunlich, also das hat noch nie jemand gehört, glaube ich. Er bekommt drei Jahre, weil er nicht zugibt. Dann passiert was ganz kurioses, drei Tage später taucht sein Freund und andere ehemalige Mitarbeiter, die er nicht verhaftet wurde wegen Drogenhandel beim Staatsanwalt auf und sagt, er möchte etwas zu Protokoll geben. Sein Freund, der jetzt drei Jahre bekommen hat, hat gelogen vorher und er weiß, das stimmt eigentlich, dass ich schon die Drogen geliefert habe. Daraufhin geht der Staatsanwaltschaft zu dem Typen, der jetzt sitzt mit drei Jahren. Es gibt wieder informelle Gespräche laut dem Akt mit dem Bundeskriminalamt, man weiß nicht, was geredet wird. Und dann stellt dieser Typ mit seinen drei Jahren Strafe einen Antrag bei der Staatsanwaltschaft, ob er denn die elektronische Fußfessel bekommen könnte, wenn er seine Aussage ändert.

Linus Neumann
1:10:38
Julian Hessenthaler
1:10:43
Tim Pritlove
1:11:01
Julian Hessenthaler
1:11:09

Ja, weil sie haben bei so neun Monaten U-Haft, die Freundin von ihm hat sechs Monate bekommen, damit war sie schon erledigt, nach dem Urteil nach Hause gegangen. Gegangen. Er hat, nachdem er seine Aussage geändert hat, die Fußfessel beantragen können, hat er also knapp ein Jahr abgesessen von den drei Jahren. Urhaft. Deswegen. So, jetzt haben Sie also zwei Aussagen korrelierend, dass ich Drogen verkauft habe an Sie angeblich. Die passen noch immer nicht ganz zusammen, aber wie auch immer, es reicht für einen Haftbefehl jetzt offenbar. Da wird uns aber nichts gesagt. Also der Punkt ist jetzt, wir kontaktieren monatlich die deutsche Polizei, die deutsche Generalstaatsanwaltschaft in Berlin, als auch die österreichische Polizei, sagen, hey, gibt es einen Haftbefehl? Wenn ja, da stellt sich auch kein Problem, nur nicht in Österreich. Sagen wir euch nicht. Wollt ihr ihn vorladen? Nee. Okay. In der Zwischenzeit bin ich irgendwo in Spanien unterwegs. Bin gerade irgendwie mit dieser Wirecut-Show ein bisschen beschäftigt. und dann... Kommt eine Durchsuchung des Ferienhauses meiner Mutter in Frankreich durch eine Europol-Spezialeinheit. Womit mir relativ klar ist, ok, wenn eine Europol-Spezialeinheit da irgendwie ausrückt, dann muss ein Haftbefehl irgendwo liegen, das geht sonst nicht. Reden meine Anwälte, die meinen, hey, komm zurück nach Berlin, besser für dich, weil in Berlin zumindest können wir dich halbwegs rechtlich schützen. Komme also nach Berlin, Zeiten von Corona, verschlungene Wege, kompliziert. Und setz mich mal in Berlin hin und mach tatsächlich das, was ich immer gemacht hab, das heißt ich geh zu meiner Hausbank, einmal die Woche, tätige Geschäfte am Bankgestalter mit Ausweis, geh auf Krankenkarte zum Arzt für irgendwie so Standarduntersuchungen, warte, ob was passiert, es passiert nichts. Also tatsächlich recht erstaunlich, wie ich nachher wusste, habe ich einen Interpol-Haftbefehl gehabt, aber offenbar kann man auch mit dem Interpol-Haftbefehl bei der Sparkasse Berlin am Alexanderplatz ohne Probleme Bankgeschäfte tätigen. Dann kommt irgendwann also der Zugriff. Ich merke, dass eine Observation rennt, die ich, ohne es jetzt in Detail gehen zu wollen, aus diversen Gründen nicht... Also ich hätte die Observation wahrscheinlich entgehen können, als Problem wäre dadurch ein anderes Problem entstanden. Ich denke mir, es hat keinen Sinn mehr, komm lass. Schauen wir mal was passiert. Packen Patzen Geld ein, packen ein frisches Handy ein, packen ein USB-Regal ein, frisch gewipen und gehen mal spazieren. Und werden dann auch vom BKA Wiesbaden verhaftet. In Berlin. Tatsächlich Hintergrund dessen ist, dass die Berliner Polizei, laut der österreichischen Polizei, die Berliner Polizei wird das natürlich dementieren nehme ich an, aber ich bin trotzdem ganz dankbar, sich angeblich geweigert hat, irgendwie zu kooperieren, nach diesen Funkzellenabgriffen. Also zumindest nicht sonderlich aktiv war. Und deswegen das Bundeskriminalamt in Österreich ihre Kollegen in Wiesbaden gebeten haben, ob sie denn nicht irgendwie behilflich sein wollen könnten. Und die waren dann auch behilfreich und haben mich also im Prenzlauer Berg dann verhaftet, am 10. Dezember 2020. Haben mich noch Moabit über, also das heißt Tempelhof, glaube ich, ist das bei euch, das Polizeianhaltezentrum, oder? Berlin.

Linus Neumann
1:14:03
Julian Hessenthaler
1:14:04
Linus Neumann
1:14:11
Julian Hessenthaler
1:14:14
Tim Pritlove
1:14:47
Julian Hessenthaler
1:14:52
Linus Neumann
1:15:02
Julian Hessenthaler
1:15:13
Tim Pritlove
1:15:31
Julian Hessenthaler
1:15:35

Der Punkt ist, dass ich mich mit dem Seitenaspekt von Wirecut beschäftigt, der mir zufällig irgendwie über den Weg gelaufen ist, diese Libyen-Geschichte, Söldnertruppenaufbau. Und hatte da irgendwie ein paar Linien verfolgt, was mitunter auch mal ein Grund für meinen Aufenthalt in Spanien war, unter anderem. Aber ja, wie auch immer, also das war dann, ich hatte also so ein paar, in Wirklichkeit wahrscheinlich konnte ich ein paar Vermutungen, die der Untersuchungsausschuss hatte, bestätigen. Ich konnte jetzt keine sonderlich neuen Aspekte glaube ich hinzufügen, ich konnte vielleicht ein paar Einblicke aus österreichischer Perspektive gewähren und auch vielleicht ein paar bekannte Gerüchte bestätigen oder dementieren hier und da. Das war es im Prinzip. Das Lustige an der Geschichte ist, ich erwähne es deswegen, weil die österreichische Krankenwacht versucht haben, einen Auftritt im Wirecard-Untersuchungsausschuss zu verhindern. Der Punkt dahinter war, dass es in der europäischen Rechtsgeflogenheit üblich ist, dass die Auslieferung, selbst wenn sie bekämpft wird, maximal drei Monate dauern darf. Mein Auftritt im Bundestag war exakt, ich glaube, drei Monate und eine Woche später angesetzt. Die Österreicher haben darauf bestanden, mich auszuliefern. Der Bundestag hat gesagt, nee, wir wollen den Laden erst zeigen. Die Österreicher haben gesagt, nee, das geht nicht, ihr habt drei Monate Frist, ihr müsst den ausliefern. Nee, wir wollen den Laden erst zeigen, nee, das geht nicht. Hinher, hinher, hinher. Bis die Österreicher gesagt haben, hey, wenn ihr nicht den ausliefert, dann zahlen wir die Auslieferung nicht. Weil normalerweise muss immer das Land, in das du ausgeliefert bist, die Rechnung übernehmen. Und der Bundestag hat dann sagen, müsst ihr ja gut, dann zahlen wir's. Also meine Auslieferung nach Österreich wurde aus Bundestagsbudget gezahlt, weil sonst wäre es nicht möglich gewesen. Nur um zu verdeutlichen, wie sehr den Österreichern es wichtig war, dass ich nicht dort meinen Mund öffnen kann. Ja, dann wurde ich also nach Wien überstellt. Wien war dann auch, ja, mein Gott, von allen Gefängnissen, wo ich war, war Moabit mit Sicherheit das Beste und mir sagen alle Leute, Moabit ist richtig scheiße.

Tim Pritlove
1:17:30
Julian Hessenthaler
1:17:32
Tim Pritlove
1:18:08
Julian Hessenthaler
1:18:10
Tim Pritlove
1:18:14
Julian Hessenthaler
1:18:15
Tim Pritlove
1:18:42
Julian Hessenthaler
1:18:44
Tim Pritlove
1:19:25
Julian Hessenthaler
1:19:30
Tim Pritlove
1:19:47
Julian Hessenthaler
1:19:49
Tim Pritlove
1:19:50
Julian Hessenthaler
1:19:56
Linus Neumann
1:20:20
Tim Pritlove
1:20:24
Julian Hessenthaler
1:20:31
Tim Pritlove
1:20:38
Linus Neumann
1:20:39
Tim Pritlove
1:20:42
Julian Hessenthaler
1:20:45
Tim Pritlove
1:21:04
Julian Hessenthaler
1:21:06
Tim Pritlove
1:21:25

St.

Julian Hessenthaler
1:21:26

Pölken ist nochmal so ein spezielles Pflaster darin gehend und auch das Gerichtdienst in St. Pölken gilt da sehr polizeinah. Also es gibt das Gerücht unter den Anwälten in Österreich schon, dass wenn die Polizei was anklagen will, wo sie wenig Beweise hat, aber gerne eine Verurteilung hätte, geht sie nach St. Pölken damit. Wie auch immer, Sankt Pölken war ausgerufen, meine Anwälte haben gesagt, wenn du in Sankt Pölken angeklagt wirst, wirst du verurteilt, keine Chance, bekämpfen wir das, wir haben es bekämpft, wir haben es wie immer verloren, kam nach Sankt Pölken, dort komplett andere Show, also hab wieder erwartet, ok jetzt fängt die Einzelhaft an und so weiter, wieder gleiche Geschmähe, nein, überhaupt nicht, war das komplett egal, sie haben mich da reingeholt, da nehmt alle Sachen, geht da eine. Gefängnisse sind es üblich, dass man nach Nationalität und nach Religionsbekenntnis zusammengelegt wird, also war logisch, dass man mit Österreichern zusammengelegt werden würde. In meinem Fall war die Kuriosität der Auswahl der Zelle dahingehend zu sehen, dass die anderen Insassen der Zelle allesamt wegen irgendwelchen Hass und Neonazi oder wie sagt man so, Wiederbetätigung heißt es in Österreich, also quasi rückfällige Nazi-Verbrechen in irgendeiner Form verurteilt waren, also der Einschlag war deutlich, sagen wir es mal so, also die Hakenkreuzchen an den Betten auch. Warum auch immer, kann sein, dass es Zufall ist, kann auch einfach sein, dass irgendjemand gedacht hat, hey das ist lustig, weiß ich nicht.

Tim Pritlove
1:22:52
Julian Hessenthaler
1:22:54
Tim Pritlove
1:23:19
Julian Hessenthaler
1:23:24
Linus Neumann
1:23:33
Tim Pritlove
1:23:37
Julian Hessenthaler
1:23:42
Tim Pritlove
1:24:26
Julian Hessenthaler
1:24:29
Tim Pritlove
1:24:30
Julian Hessenthaler
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Linus Neumann
1:24:48
Tim Pritlove
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Linus Neumann
1:24:51
Julian Hessenthaler
1:24:54
Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Linus Neumann
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Tim Pritlove
1:25:08
Julian Hessenthaler
1:25:11
Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
1:25:21
Tim Pritlove
1:25:24
Linus Neumann
1:25:26
Julian Hessenthaler
1:25:31
Tim Pritlove
1:25:49
Julian Hessenthaler
1:25:50
Tim Pritlove
1:25:51
Linus Neumann
1:25:52
Julian Hessenthaler
1:25:52
Tim Pritlove
1:25:53

Ah!

Julian Hessenthaler
1:25:53
Tim Pritlove
1:25:54
Julian Hessenthaler
1:25:54
Linus Neumann
1:26:17
Julian Hessenthaler
1:26:21
Linus Neumann
1:26:46
Tim Pritlove
1:26:49
Julian Hessenthaler
1:26:51
Tim Pritlove
1:27:12
Julian Hessenthaler
1:27:23
Tim Pritlove
1:27:33
Julian Hessenthaler
1:27:38

Die dann tatsächlich sich die Mühe gemacht haben, nachdem wir ihnen den Akt zur Verfügung gestellt haben, den Akt durchzuschauen. Weil wir halt allen gesagt haben, hey, das ist komplett absurd, das ist kafkaesk. Und die Journalisten haben halt alle gesagt, hey, das ist die Staatsanwaltschaft, die wird jetzt nicht irgendwer was zusammenfantasieren, die wird schon was haben, wenn sie sich anklagt. Wir haben gesagt, hey, die haben gar nichts, das ist kompletter Bullshit. Aber es war halt ein 50.000 Seiten Akt und die Journalisten sind halt nun mal Journalisten und ein bisschen faul oft. Vor allem, das ist jetzt nicht mehr die große Story, ob ich jetzt verurteilt werde oder nicht, das ist jetzt nicht mehr Ibiza-Video, wo man irgendwie eine ganze Redaktion dran setzt, Tag und Nacht, so a la Obermeier-Secret, das Geheimerkämmerchen in der SS, sondern das ist halt, ja ok, geht er ins Gefängnis oder nicht, mein Gott, setzen wir halt einen lokalen Journalisten drauf an. Und die haben sich halt tatsächlich den Mühe gemacht, den Akt durchzuarbeiten und sind halt so im selben Schluss gekommen und sind dann nachher, glaube ich mit 18, 19, 20 anderen NGOs public gegangen, einen Tag vor Prozessbeginn, unter anderem mit Amnesty International und haben gesagt, hier der Prozess stinkt. Das passt hinten und vorne nicht zusammen. Wir haben uns das angeschaut und das macht keinen Sinn. Die Orte, die Zeiten, die ist alles so irgendwie. Im Endeffekt, die Anklage war, der hat irgendwann 2017, 2018 irgendwo in Österreich bei drei Gelegenheiten Kokain übergeben. Mit einer Gesamtmenge von 1,25 Kilo. Es ist nicht mehr möglich festzustellen, wo genau und wann genau. Aber wir haben Zeugen, die das prinzipiell bestätigen, den Vorwurf.

Tim Pritlove
1:29:00
Julian Hessenthaler
1:29:02
Linus Neumann
1:29:32
Julian Hessenthaler
1:29:33
Linus Neumann
1:29:47
Julian Hessenthaler
1:29:48

Richtig. Da sagt er, die Novomatic zahlt alle. Und das war natürlich ein unglaublicher Nachteil für die Novomatic, das sind Strafverfahren eingeleitet worden und Ermittlungsverfahren und sonst was. Und die Novomatic ist dafür bekannt, dass sie mit äußerst harten Bandagen kämpft, wenn sie unter Druck kommt. Deswegen, das ist jetzt kein Beweis, und die Novomatic bestreitet das auch, muss man dazu sagen. Die Novomatic hat immer von sich gewiesen, dass sie je irgendwas damit zu tun hatte. Sie hat überhaupt kein Interesse an mir. Auffällig ist, dass dieser Lobbyist, der übrigens mittlerweile kurioserweise in einem anderen Verfahren wegen Anstiftung zu falscher Zeugenaussage verurteilt wurde, was wir ihm auch vorgeworfen haben in meinem Fall, aber in meinem Fall war das komplett unglaubwürdig, laut dem Gericht. Warum sollte jemand sowas machen? Aber wie auch immer, also dieser Lobby ist weiterhin tätig für die Novomatic offenbar. Was kurios ist, weil ich habe tatsächlich in meinem Job für Großkonzerne gearbeitet und ich weiß es aus meiner Erfahrung, Großkonzerne hassen nichts mehr als Bad Publicity. Speziell in diesem Art Umfeld. Und die Novomatic ist normal in Geschäftsfeldern tätig, die sehr sensibel reguliert sind, unter anderem in Amerika, die Glücksspielkommission in Las Vegas ist bekannt dafür, dass sie bei Korruptionsvorwürfen sehr ungehalten reagiert, sage ich mal. Also normalerweise würde man davon ausgehen, dass ein Konzern wie die Normatik aus reinem Eigeninteresse so jemanden abstößt und von sich weist. Das wäre der normale logische Schritt. Das ist nicht passiert. Warum auch immer dem so ist, die Normatik, wie gesagt, bestreitet das und es gibt auch keinen Beweis, dass die Normatik damit zu tun hat. Nichtsdestotrotz, Krügspiellobby hat also Zahlungen geleistet an diese Zeugen in Höhe von knapp, ich glaube, was war es? 100.000 Euro knapp, glaube ich, haben wir hochgerechnet. Das sind die belegten Zahlungen. Offen gesagt gehen wir davon aus, dass es deutlich mehr waren, aber wie auch immer. Warum sind diese Zahlungen erfolgt und in welchem Umstand sind diese Zahlungen erfolgt? Der Punkt war, um ganz am Anfang zurückzugehen, zu veröffentlichen, das nochmal als des Ibiza-Videos, dieser Glücksspiel-Lobbyist findet diese zwei ehemaligen freien Mitarbeiter von mir, trifft sich mit ihnen, die sagen ihm, hey, hey, wir können dir Informationen geben, machen einen Vertrag mit ihm, wo drinnen steht, okay, wir liefern dir Informationen, dafür zahlst du uns mal 40.000. Euro und du hast 10 Tage Zeit, die Informationen zu prüfen und wenn sie stimmen, zahlst du. Der unterschreibt das und zahlt am nächsten Tag 40.000 Euro, wie auch immer er die Information so schnell überprüft hat, weiß ich. Die Information war noch falsch, nachweislich, aber egal. Und dann, ein paar Tage später, gibt es noch eine E-Mail, wo die ihm schreiben, hey, für 15.000 Euro sagen wir dir, wer die Oligarchin ist. Und er sagt, ja, super, schickt 15.000 Euro. Und dann gehen wir also zu Gericht und wir fragen also diese Zeugen, diese ehemaligen Mitarbeiter von mir. Ihr habt 15.000 Euro bekommen laut E-Mail, damit ihr erzählt wer die Oligarch ist. Wer ist sie denn nun? Ja, wissen wir nicht. Ja, okay, aber ihr habt ja 15.000 Euro gekassiert, habt ihr ihn betrogen oder was? Warum hat er dann gezahlt? Ja, weiß ich jetzt nicht. Okay, dann haben wir also diesen Lobbyisten vorgeladen als Zeugen und haben gesagt, okay, sie haben jetzt irgendwie, keine Ahnung, 60, 70.000 Euro an diese Leute gezahlt. Warum denn? Wofür denn? Sie haben sich mit denen getroffen, irgendwie eine Stunde lang auf einer Raststation und danach zahlen sie denen mal 40.000 Euro und ein paar Tage später 15.000 Euro. Was haben die ihnen in der 1-2 Stunden geliefert? Das ist ja ein ziemlich guter Stundensatz. Nee, das ist nicht so zu sehen. Er hat die Informationslieferungen auf die nächsten 6 Monate hinaus gezahlt. Okay gut. Was für verifizierte Informationen haben die denn geliefert? Naja, das kann man jetzt nicht so sagen, es waren schon wertvolle Informationen dabei. Ähm, Moment. Da sagen wir, okay, also für sechs Monate war diese erste Zahlung gedacht, ja. Warum haben sie fünf Tage später weitere 15.000 Euro gezahlt? Ja, das kann ich jetzt nicht so genau sagen. Okay, gut, gibt eine E-Mail, wo drin steht, sie zahlen 15.000 Euro für die Identität der Oligarchin. Können Sie uns sagen, wer die Oligarchin ist? Nein, leider nicht. Könnte es sein, dass sie das Geld für was ganz anderes gezahlt haben? Nein, natürlich nicht. Der weiß das weit von sich. Das alles war für alle Anwesenden, ich glaube, ich spreche da auch für die Prozessbeobachter, unter anderem Thomas da hinten, war reichlich absurd. Der Richter hat das anders gesehen, so wie er so ziemlich alles anders gesehen hat, als die anwesenden Personen in dem Gerichtssaal. Es lief darauf hinaus, dass nach sieben Monaten der Richter zu dem Schluss kam, dass ja, die Zeugen haben Geld erhalten und es ist unklar warum. Ja, es gibt eine Menge Zweifel an dem Verfahren. Ja, die Zeugen widersprechen sich permanent. Ja, die Zeugen bezichtigen sich gegenseitig als Lügner und dass sie Wahnvorstellungen haben und Drogensüchtig sind und generell irgendwie schlechte Menschen. Aber genau das macht sie glaubwürdig.

Linus Neumann
1:34:14
Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
1:34:19
Linus Neumann
1:34:44
Julian Hessenthaler
1:35:02
Linus Neumann
1:35:05
Julian Hessenthaler
1:35:06
Linus Neumann
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Julian Hessenthaler
1:35:23
Linus Neumann
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Tim Pritlove
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Julian Hessenthaler
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Linus Neumann
1:37:31
Julian Hessenthaler
1:37:35

Ja, dreieinhalb Jahre Urteil, da sitze ich jetzt schon so knapp zwei Jahre fast. Also eigentlich nicht mehr, blödsinn, 18 Monate, also 19 Monate. Wir gehen also in Berufung. In Österreich gibt es tatsächlich im Gegensatz zu Deutschland keine Tatsachenstanz, kein zweites. Das heißt der Punkt ist in Österreich so, das ist auch eine österreichische Spezialität, wenn du in Österreich verurteilt wirst und der Richter, es gilt in jedem Rechtssystem oder in jedem westlichen Rechtssystem gilt die freie Beweiswürdigung. Das heißt es obliegt dem Richter die Beweise frei zu würdigen. Das heißt, der Richter beurteilt unabhängig von der Beweislage, prinzipiell unabhängig von der Beweislage in seiner Einschätzung das Gewicht der Beweise. Und in Österreich ist es nun mal so, dass wenn ein Richter in einem Verfahren, das einem Strafrahmen von fünf Jahren übersteigt, zu dem Schluss kommt, dass die Beweise so zu sehen sind, wie er sie sieht, kannst du das in der oberen Instanz nicht mehr bekämpfen. Das heißt, wenn ein Richter einmal sagt, der Zeug ist glaubwürdig, obwohl er lügt, ist das so. Das ist zementiert. Das geht auch in der nächsten Instanz nicht mehr. Du kannst in der nächsten Instanz nur mehr die Formalität bekämpfen. Du kannst nicht mehr sagen, der hat formale Fehler gemacht, der hat keine Ahnung was. Also du kannst nicht mehr sagen, der Richter hat die Beweise falsch gewürdigt. Das heißt, wenn du einen verrückten oder einen sonst irgendwie anders motivierten Richter hast, aus was auch immer für einem Grund, der beschließt, er will ein komplett absurdes Urteil fällen, dann ist deine Chance, das Urteil aufzuheben, nicht gerade gut in Österreich, weil du die Beweiswürdigung nicht bekämpfen kannst. Das war in meinem Fall auch so. Obergericht ist dann zurückgekommen und hat gesagt, nee, das war die Beweiswürdigung des Richters und es gibt zwei Zeugen und die mögen ja gelogen haben, aber wir haben am Ende nicht beweisen können, dass diese Zeugen Geld erhalten haben, um Falschaussagen zu tätigen, was wiederum eine recht juristisch spezielle Position ist.

Linus Neumann
1:39:22
Julian Hessenthaler
1:39:24
Linus Neumann
1:40:29
Julian Hessenthaler
1:40:31

Nee, das war ja das, was sie von mir wollten. Es gab ja immer wieder so mehr oder weniger verklausulisierte Angebote. Ich soll doch das Urteil akzeptieren, ich soll nicht berufen, dann kriegt ihr elektronische Fußfessel und kann gehen. Es ging nicht darum, mich jetzt irgendwie, denen war es komplett egal, ob ich jetzt ein Jahr eingesperrt bin, fünf Jahre oder zehn Jahre, darum ging es nicht. Die wollten unwidersprochen in Zeitungen stehen haben können, hey, der Typ, der Überzeuger macht das, ist ein Krimineller. Und weil sie wussten, dass der Fall, den sie da verurteilt hatten, einfach so dünn ist, dass jeder, der ihn anschaut, gesehen hat, dass es schwachsinnig ist, war halt immer jetzt das Manko über der Verurteilung, dass die Hälfte der Bevölkerung sagt, naja gut, das ist ein bisschen seltsam und schaut irgendwie nicht so politisch motiviert aus und die andere Hälfte sagt, ey, scheiß Drogendealer, hat bekommen, was er verdient. Aber der Punkt ist halt, sie wollten es clean haben. Sie wollten einfach, kommt nicht nochmal auf die dämliche Idee her, sowas wie Jubelzahl zu machen, weil es jetzt eh was passiert. Darum ging's. Und das ist halt was wir ihnen nicht gegeben haben, was ich ihnen nicht gegeben habe. Wofür ich aber am Ende auch relativ teuer bezahlt habe, weil der Unterschied war nochmal irgendwie 14 Monate obendrauf, die ich halt extra gemacht habe. Weil du musst dann natürlich in Haft bleiben, solange die Berufung rennt, weil du nicht rechtskräftig verurteilt bist. Solange du nicht rechtskräftig verurteilt bist, hast du kein Anrecht auf bedingte Entlassung etc. So gesehen, das war also die Problematik dahinter. Das heißt, dieser Widerstand hat mich nochmal 14 Monate Gefängnis extra gekostet.

Linus Neumann
1:41:48
Julian Hessenthaler
1:41:51
Tim Pritlove
1:42:10
Julian Hessenthaler
1:42:23
Tim Pritlove
1:42:25
Linus Neumann
1:42:27
Tim Pritlove
1:42:32
Julian Hessenthaler
1:42:36
Linus Neumann
1:43:05
Tim Pritlove
1:43:11
Julian Hessenthaler
1:43:29

Ja ne, schau, der Punkt ist, mir war schon klar, wie Österreich drauf ist, aber ich hatte eben darauf gesetzt, und das war auch mit ein Grund, warum ich die EU-Wahl für ein sinnvolles Datum erkoren hatte, weil ich davon ausging, dass internationaler Druck oder Aufmerksamkeit die Österreicher darin hemmen würde, ihre komplette Perversität auszupacken, sag ich mal. Das war nicht so. Ich habe auch gelernt, dass wenn es um Rechtsschutz geht, solange das irgendwie innereuropäisch ist. Brauchst du jetzt auch nicht allzu viel erwarten von der Bundesrepublik Deutschland oder so, also die sind dann auch nicht irgendwie, solange es nicht die Bundesrepublik betrifft, sind die dann schon irgendwie groß vorab mit der Fahne schwenkend, von wegen Menschenrechte und sonst was. Aber sobald sie selber involviert sind, sind sie dann auch recht schnell dich irgendwie rauszuschmeißen, weil sie einfach den Stress nicht haben wollen. Also das habe ich schon auch gelernt. Auch meine Anwälte, ich weiß, ich hatte einen Anwalt, der lustigerweise auch den Assange vertreten hat eine Zeit lang. Und der hat halt gemeint, ich hab immer gedacht, wenn der Assange in Deutschland verhaftet worden wäre, dann hätten wir ihn geschützt, dann hätten wir ihn... Und er sagt mittlerweile, glaube ich das nicht mehr. Mittlerweile glaube ich, dass es genauso gelaufen wäre wie bei dir, weil sich der Staat einfach nicht das nicht antun will. Wie dem auch sei, ich glaube, was man aus dem Sache jetzt genereller und breiter mitnehmen kann, ist, die Mechaniken, die wirken, sind meistens gleich, glaube ich. Das ist etwas, was man generell sagen kann, wenn man sich jetzt diverse, und ich will mich da überhaupt nicht vergleichen, also ich finde das immer, es gab ab und an jetzt immer wieder so Vergleiche, ich finde das Ibiza ist Ibiza und alles schön und gut, aber das ist nochmal was komplett anderes, das Non-Understand und sonst was, der Vergleich ist ehrenvoll, aber ich würde ihn so nicht treffen wollen. Aber wie dem auch sei, die Mechaniken sind trotzdem gleich, also der Punkt ist immer das gleiche, es wird versucht quasi, die Leute zu delegitimieren, Also jemand kommt, bringt irgendwas an die Öffentlichkeit, dann versucht man ihn zu delegitimieren, dann versucht man ihn unter Druck zu bringen, dann versucht man ihn mit irgendwelchen Vorwürfen mal öffentlich so in eine Ecke zu rücken, dass der öffentliche Rückhalt wegfällt und dann versucht man ihn zu erledigen. Und das wird praktiziert und das wird erfolgreich praktiziert. Ich glaube das ist auch etwas, womit man sich, wenn man realistisch ist, auch wenn das vielleicht nicht wünschenswert ist, womit man sich auseinandersetzen sollte, nämlich dass eigentlich kaum ein Fall, zumindest mir bekannt ist, von einem Whistleblower, wenn man so will, und ich will mich jetzt auch da nicht unbedingt einreihen, aber ich sag's nur, der öffentlich bekannt wurde, der, wo's gut ausgegangen ist, sag ich mal.

Linus Neumann
1:45:58
Julian Hessenthaler
1:45:59

Ja, ich sag ja, das ist die Methode. Also es geht, es ist auch weniger der Rache, glaube ich, weil immer die Leute sagen, nee, es geht um ein Exempel statuieren. Es geht einfach darum, dass du so bis zu einem gewissen Grad gehen kannst, aber so, wenn du einen gewissen gerade überschreitest, dann ist einfach der Impuls, ein Exempel zu statuieren und da ist es eigentlich schon fast teilweise gewollt, dass das Exempel möglichst absurd ausfällt, damit die breite Masse wahrnimmt, dass eben das, weil sonst könnte man sagen, okay das ist einfach ein normales Strafverfahren, aber das ist schon gewünscht auch. Also diese Absurdität ist bis zu einem gewissen Grad, bin ich mittlerweile überzeugt, auch gewünscht, damit die Leute halt den Abschreckungseffekt sehen. Weil jetzt ist es eben egal, wie unschuldig du bist, egal wie sauber du bist egal wie moralisch edel, sonst was du bist, du bist erledigt, wenn du so einen Blödsinn machst. Und das ist glaube ich, worum es eigentlich geht und ich glaube, das ist, worüber man auch in breiterer Form diskutieren konnte, was man auch diskutieren sollte und was man, weiß nicht, wie man es ändern kann, aber es ist definitiv etwas, weil... Überleg mal, wie viele durchaus wirklich relevante, ich will jetzt nicht sagen Weltbewegungen, aber relevante Sachen in den letzten Jahren über Whistleblower herausgekommen sind. Also überleg, wie viele Leute da irgendwo rumsitzen, die noch viele relevantere Sachen wissen und auch durchaus sagen wollen würden, die nicht trauen. Weil sie eben gesehen haben, was Leuten passiert, wie mit denen umgegangen wird, was für Kosten sie tragen müssen, was für Konsequenzen sie zu tragen haben. Und das ist glaube ich, also wenn man da was ändern kann, also wenn man wirklich jetzt sagt, für sich, ich meine es gibt ja auch Leute, die sagen, es ist alles super wie es ist und warum will man einem funktionierenden System rumfuschen, aber für den Teil, der sagt, okay, es ist nicht so geil und da gibt es irgendwie genug Sachen, die nicht gut sind, dann sollte man da vielleicht ansetzen. Weil da gibt es mit Sicherheit, also immer wieder, am Ende des Tages, glaube ich, ist noch kein System von außen geändert worden, sondern immer nur von innen, wenn du so willst. Und das ist vielleicht auch eine Analogie zu dem, was hier ist, wegen CCC. Im Endeffekt ist es, das ist jetzt überspitzt gesagt, aber Hacking ist ja auch nichts anderes. Du gehst rein und von drinnen machst du es quasi. Und das ist das gleiche. Also du wirst nicht von außen, wenn du von außen einfach nur dagegen rennst, dann wirst du vielleicht irgendwann einbrechen, aber der Effekt ist nicht das gleiche. Es ist immer effektiver, wenn du von drinnen rauskommst. Es ist am Ende auch das, was ich in meinem vorherigen Job gemacht habe. Wir haben es halt anders genannt. Ihr nennt es Social Engineering und wir haben es halt, keine Ahnung, Infiltration oder was auch immer genannt. Aber der Punkt ist noch immer das Gleiche. Es passiert immer auf dem Gleichen. Du versuchst dich also nicht mit dem Kopf durch die Wand gegen das System anzurennen, sondern versuchst dich halt irgendwie mal zu integrieren und irgendwie anzupassen und dann von drinnen heraus zu wirken. Und das ist auch, glaube ich, der effektivste und effizienteste Weg und auch der weitestführendste Weg. Aber der Punkt ist, du musst es halt den Leuten noch ermöglichen, bzw. ihnen Rahmenbedingungen schaffen, wo sie es machen wollen. Es gibt sicher genug Leute, die der Überzeugung sind, hey, es reicht irgendwann. Ich meine, Menschen sind am Ende Menschen und jeder hat irgendwann mal so das Gefühl in sich gehabt, hey, das geht nicht mehr, das ist zu viel, das ist eine Sauerei, eine Schweinerei. Und dann sieht er halt so Leute wie keiner Assange oder was, der dann sieben Jahre lang irgendwo in einer Botschaft hockt oder was auch immer und jetzt vielleicht irgendwie nochmal 100 Jahre unterobkriegt. Und da überlegst du dir dreimal, klar. Und das sind so Sachen, glaube ich, die... Darüber sollte man reden und diskutieren, das sind die wichtigsten Sachen. Du wirst dem Impuls der Gegenseite, wenn du so willst, nicht vorbauen können, dass dieses Exempel statuiert werden soll und will. Aber wenn du es ermöglichst, dass solche Absurditäten nicht so leicht stattfinden, weil sie stattfinden nur, wenn die Öffentlichkeit wegschaut oder sich blenden lässt mit irgendwelchen Fake-Vorwürfen, Delegitimierungen und sonst irgendwas. Beim Ende des Tages, das ist das, was uns vielleicht, und ich sage absichtlich uns, weil ich es nicht immer auf mich beziehen will, uns, Gemeinde und Anwalt auch, bei Ibiza gefehlt hat, war eben dieser öffentliche Rückhalt. War ja auch unser Fehler, weil wir eben damals die Macht der Öffentlichkeit unterschätzt haben. Also wir sind eben nicht öffentlich gegangen und haben nicht öffentlich erklärt, was wie wo. Auch mit anderem, weil wir eben noch diese Bodyguard-Infos zu verwerten hatten und dass beides nicht gleichzeitig möglich war. Aber der Punkt ist trotzdem der, dass nicht jeder dieser Leute, die Informationen an die Öffentlichkeit tragt, wird perfekt sein. Die meisten sind es wahrscheinlich nicht. Viele davon mögen durchaus ihre Fehler haben und ich will jetzt gar keinen Namen nennen, aber ich habe schon gehört, dass charakterlich manche davon nicht unbedingt die angenehmsten Leute sein sollen. Aber das macht keinen Unterschied. Es geht nicht darum, dass du jetzt jemanden findest, der irgendwie ein super shiny white irgendwas ist, sondern der Punkt ist… Die Zahl der perfekten Menschen ist auch sehr überschaubar.

Linus Neumann
1:50:31
Tim Pritlove
1:50:33
Linus Neumann
1:50:39
Julian Hessenthaler
1:50:41

Tja, das ist eine gute Frage. Also eigentlich, ich bin ja erst im April rausgekommen und habe jetzt irgendwie so mit acht Wochen oder was eigentlich selbst verschrieben gehabt. Medienrummel, einfach weil ich meine Sicht der Dinge darlegen wollte und habe mir dann eigentlich vorgenommen, irgendwie so einen längeren Campingurlaub zu machen, den ich nicht gemacht habe, aber das kann ich hier nachholen mit dem Zelt, so gesehen ist es schon. Aber nee, ich bastle an einem neuen Leben, wenn du so willst und das ist kompliziert genug mit all dem Drum und Dran. Ich suche irgendwie, weil einerseits, zu meinem eigenen Erstaunen, ist dieser Medienrummel, wenn du so willst, hat recht viel Anklang auch in Österreich gefunden, was mir sowas wie ein politisches Gewicht verliehen hat, bis zu einem gewissen Grad, dass ich durchaus geneigt bin zu nutzen, soweit es mir möglich ist und soweit ich die Gelegenheit dazu bekomme. Versuche ich halt auch noch immer irgendwie mir sowas zumindest zu bauen, was halt normal sowas wie Leben bedeutet, also Einkommen etc., was auch immer, Job. Und ich versuche momentan, ich fahre natürlich das Kreis, ich versuche halt irgendwie einen Job zu finden, der mir erlaubt, irgendwie locationunabhängig zu arbeiten, im besten Fall. Und gleichzeitig die Zeit und Möglichkeiten erlaubt, mich noch immer da politisch und sonst wie zu betätigen. Gleichzeitig bin ich in den Anfangsstadien einer Gründung einer Plattform, wenn man so will, nennen wir es mal, mit ein paar anderen, glaube ich zumindest in Österreich bekannten Gesichtern, um da weitere Thematiken zu bearbeiten, die da offen liegen, sage ich mal, mit Hinblick auf österreichische Politik etc. Da hoffe ich, dass wir irgendwann im Herbst soweit sind, dass wir da irgendwie starten können und hergehen können, wenn man so will. Und ja, ansonsten, mein Gott, ich suche, wie gesagt, Jobs suche ich noch immer, wenn da irgendjemand irgendwas weiß, was so locationunabhängig und Teilzeitmäßig funktioniert, immer gern zu mir. Aber ansonsten bin ich, glaube ich jetzt dann danach, werde ich hoffentlich mal wirklich in den Urlaub einlegen. Das ist so momentan das, was der Verfassung ist.

Tim Pritlove
1:52:51
Julian Hessenthaler
1:53:56

Nur was ich gelernt habe, ist einerseits für mich, und das war etwas, was ich vielleicht in meiner Naivität so nicht wahrgenommen hatte, ist, dass... Medien bilden Meinung und die Meinung ist oft gebildet durch nicht unbedingt perfekte Informationen, sage ich mal. Also ich war erstaunt darüber, was für Schwachsinn auch von Qualitätsmedien veröffentlicht wurde, einfach nur um irgendwas zu veröffentlichen und das bildet dann aber auch die Meinung der Leute, setzt den Narrativ. Weil irgendwann muss man so eine Information bekommen. Ich habe gelernt, dass Fake News erstaunlich effektiv ist, wenn sie einfach oft genug wiederholt wird. Also das ist etwas, was ich auch gelernt habe. Das ist komplett wurscht, wie schwachsinnig es ist, wenn du es einfach hundertmal in die Öffentlichkeit posaunst und es wird nicht widersprochen, dann ist es irgendwie ein normaler Fakt einfach. Das ist auch etwas, was ich so nicht wahrgenommen hatte. Ich habe gelernt, dass, mehr prinzipiell gesprochen, dort wo Intransparenz herrscht, also wo die Öffentlichkeit nicht hinschauen kann, passieren Dinge, die nicht passieren sollten, weil sie halt weil es der einfachste Weg ist, sage ich mal. Das trifft auch auf Behörden zu. Ich glaube, es wird generell, da bin ich relativ legitimiert dazu zu sprechen, es wird glaube ich generell, vielleicht hier in dem Umfeld ein bisschen weniger, aber nichtsdestotrotz dennoch glaube ich unterschätzt, wie weit Behörden Grenzen denen beugen, brechen können in ihrer Suche nach einem Ziel, das sie erreichen wollen. Ich glaube, es wird auch unterschätzt, wie... Die meisten oder viele Leute sehen Behörden so als ein monolithisches Konstrukt und Behörden sind am Ende eine Ansammlung von einzelnen Charakteren und diese Charaktere sind oft nicht die besten. Und ich glaube das wird auch unterschätzt, wie sehr da auch persönliche Anonymitäten mitspielen teilweise, also wie oft es auch einfach genügt, wenn du da irgendjemanden hast, der gegen dich ermittelt, arbeitet sonst was, der dir einfach aus irgendeinem Grund nicht leiden kann. Das macht einen Riesenunterschied zu jemandem, der dich ganz cool findet am Ende des Tages. Ich glaube, es wird unterschätzt, wie unkritisch Staatsanwaltschaften behördliche Ermittlungsergebnisse übernehmen. Also quasi ihrem Auftrag, die Ermittlungen zu prüfen, nicht nachkommen in Wirklichkeit. Ich glaube, auch das lässt sich generell behaupten. Es gibt viele Gründe dafür, sicher die Unterfinanzierung, Überlastung und sonst was, aber nichts daraus ist es so. Weil einfach Polizei ist Polizei. Ich sag immer, Polizei sind wie Hunde. Die haben einen Spieltrieb und den wollen sie erfüllt haben. Und wenn sie ihren Spieltrieb nicht erfüllt kriegen, dann sind sie einfach bissig. Und ja, es ist so. Also das ist zutreffend. Und das meine ich jetzt gar nicht despektierlich, aber es ist einfach so. Also das sind halt Leute, ich kenn das aus meinem eigenen Ding, wenn du an was arbeitest, willst du ein Erfolgserlebnis haben. Das Problem ist halt, wenn du dich verrannt hast und dann etwas arbeitest, was nicht funktioniert, dann bist du halt frustriert. Und wenn du bei einer Position bist, wo du deine Frustration in deinem Erfolg ändern kannst, indem du halt da einen Knopf drehst und da einen Knopf drehst, dann wirst du früher oder später relativ rasch Charaktere finden, die bereit sind, das zu tun. Und das ist der Anfang von solchen Sachen. Weil ich glaube, man sieht das immer so als die große Verschwörung. Nee, ist es nie. Da haben sich vorher 20 Leute zusammengesetzt und haben irgendwie gebrainstormt und einen Masterplan gemacht, wie sie sich erledigen. Da sind einzelne Akteure, die Schritte setzen und der andere sieht, wie das funktioniert und da setzen wir noch was drauf und da setzen wir noch was drauf und am Ende kommt sowas dabei raus. Und ich glaube, das ist, was man realisieren muss. Und da sollte man irgendwelche Strukturen bauen, um dem vorzubereiten.

Tim Pritlove
1:57:41
Julian Hessenthaler
1:58:44
Linus Neumann
1:58:45
Julian Hessenthaler
1:59:19
Tim Pritlove
1:59:22