Quad 9 — Terror-Kunst — Biometrie und die Taliban — Folterknast-Hack — noyb vs. "PUR"-Abos — Cyber-Security-Pact
Anders als Ihr es vermutlich erwartet habt findet Ihr eine neue Sendung vor und wir gehen heute noch mal genauer auf den Fall rund um den DNS-Provider "Quad 9" ein. Dazu begrüßen wir ein weiteres Mal Felix Reda in unserer Runde, der mit der GFF gerade eine Klage gegen das Urteil des Hamburger Landgerichts anstrebt, um gegen die verordnete Sperrung von Websites vorzugehen. Die Sendung runden wir mit ein paar Meldungen ab.
Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.
Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.
Transkript
Shownotes
Prolog
- logbuch-netzpolitik.de: Seite nicht gefunden
Quad 9
- quad9.net: Quad9 | A public and free DNS service for a better security and privacy
- cuii.info: Über uns | Clearingstelle Urheberrecht im Internet
- de.wikipedia.org: Clearingstelle Urheberrecht im Internet – Wikipedia
- quad9.net: 301 Moved Permanently
- ethanzuckerman.com: How a Pakistani ISP briefly shut down YouTube – Ethan Zuckerman
- netzpolitik.org: China: Man-in-the-middle-Angriff auf die ganze Welt?
- Netzsperren: Keine urheberrechtliche Haftung für DNS-Dienste! – GFF – Gesellschaft für Freiheitsrechte e.V.
Terror-Vorwurf gegen Kunst-Kollektiv “peng”
- pen.gg: Offener Brief der Vielen an den Berliner Senat | Peng
- tearthisdown.com: TEAR DOWN THIS SHIT
- deutschlandfunkkultur.de: Peng!-Kollektiv – Offener Brief gegen den Terrorvorwurf
Biometrie-Systeme in Händen der Taliban
- spiegel.de: Afghanistan: Wie die Taliban die Identitätserkennung der Amerikaner ausnutzen können – DER SPIEGEL
- spiegel.de: Afghanistan und die Taliban: Der digitale Notausgang fehlt – Kommentar – DER SPIEGEL
- reuters.com: Afghans scramble to delete digital history, evade biometrics | Reuters
- theintercept.com: The Taliban Have Seized U.S. Military Biometrics Devices
- linus-neumann.de: Stellungnahme zu biometrischen Datenbanken in der eID-Novelle | Linus Neumann
Hack des iranischen Folterknasts Evin
noyb-Beschwerden gegen “PUR”-Abos
- noyb.eu: News Sites: Readers need to „buy back“ their own data at an exorbitant price?!
- noyb.eu: BESCHWERDE NACH ARTIKEL 77(1), 80(1) DSGVO noyb Fallnummer: C–045
- spiegel.de: Onlinewerbung: Datenschutz-Aktivisten legen Beschwerden gegen Medienhäuser ein – DER SPIEGEL
Die Domain aus der CUII-Empfehlung vom 09.03.2020 (da Julia die nicht nennen wollte, lasse ich es auch mal) löst bei mir über quad9 nicht auf, über Cloudflare schon (aus AS3209/AS31334 Vodafone Kabel Deutschland). Gibt also bei quad9 im Gegensatz zu den CUII-Providern keine Sperr-Seite/Umleitung. Am Statuscode kann man aber erkennen, dass die Domain geblockt ist: Der Status-Code ist SERVFAIL, bei nicht existierender Domain wäre das eigentlich NXDOMAIN. Interessanterweise liefert Quad9 bei als Malware-Seite gefilterten Domains ein NXDOMAIN, das ist also nicht erkennbar. (Getestet mit einer Domain von einer Malware-Blocklist von firebog.net, steht aber auch so in der FAQ von quad9.)
Die Provider-DNS-Server (getestet bei Vodafone und Telekom, DNS-Server funktionieren jeweils nur von deren Anschlüssen) geben bei mir übrigens ein CNAME auf notice.cuii.info zurück. Was noch einen weiteren fragwürdigen Aspekt mit sich bringt: die CUII bekommt so die IP-Adresse von allen Nutzer*innen, die versuchen auf eine gesperrte Domain zuzugreifen, frei Haus. Es wäre doch das mindeste, dass die Provider die Sperrseite innerhalb ihres eigenen Netzes hosten. Die Sperrseite liegt übrigens bei Hetzner. Vielleicht kann das mal wer mit Datenschutzrechtsachverstand bewerten.
Schön, daß die Sommerpause vorbei ist; hatte schon Entzugserscheinungen :-)
Zum Thema Störerhaftung / Provider-Privileg
Ich finde ja, es gibt da eine moralische Verantwortung der Telekom dafür zu sorgen, dass deren Infrastruktur nicht für illegale Zwecke missbraucht wird.
Ich bin daher für einen Inhaltescanner, für alle, zu jeder Zeit.
Von Nord-Korea lernen, heißt siegen lernen!
Und kann bitte auch ein einziger Mensch, auch nur ein einziges Mal an die Kinder denken!!!?!!
PS.
Sorry
Sorry to you auch
Kann mir jemand das Geschäftsmodell dieser gesperrten Seiten erklären? Sind die Musikalben dann voll mit Schadsoftware und zahlen Angreifer für deren Verbreitung? Oder ist Werbung auf diesen Seiten wirklich lukrativ genug, um das FileHosting zu finanzieren? Mir erschließt sich das nicht. Danke!
Da geht meiner Meinung nach die Bereitstellung der Links und die FileHoster Hand in Hand. Viele Seiten sind fokussiert auf einen oder zwei bestimmte FileHoster. Das ist fuer beide Seiten eine Win-Win Situation. Einerseits kostet sonst der Upload, aber der FileHoster lebt von Subscriptions.
Danke! Ehrlich gesagt, kaum zu glauben, dass der Kickback der Filehoster ausreicht. Aber nachdem ich die Geschwindigkeitsangaben des Free Tiers gesehen habe (1h download für 130MB), klingt es für mich doch plausibel, dass genug Nutzer Geld beim FileHoster einwerfen.
Was würde SONY wohl machen wenn QUAD9 alle SONY-Seiten und Abmahnanwälte aus deren Resolver löscht?
Nichts.
Wie in der Sendung erwähnt, dürfte der Anteil der Nutzer, die überhaupt in der Lage sind, ihren DNS-Server zu ändern, bereits irrelevant klein sein.
Vermutlich merken sie es nicht einmal.
Mutmaßung: Afaik belohnen die meisten Sharehoster Uploader finanziell für Downloads, weil die das Angebot schaffen, mit dem die Sharehoster ihre Premium-Pakete verkaufen. Ich vermute mal, dass da auch irgendwo Provisionen für die Webseiten drin sind, oder die Uploader betreiben die Seiten aus Eigeninteresse
Was die Kickback-Zahlungen an Uploader betrifft ist deine Beschreibung korrekt, die gibt es bei vielen dieser Hoster, in unterschiedlicher Form (sei’s über Bonuspunkte die dann in Amazon-Gutscheine umwandelbar sind, seien es Premium-Accounts die der Uploader dann weiterverkaufen kann, die Hoster sind da durchaus kreativ). Hängt dann in der Regel von der Zahl der Downloads ab, die ein Upload erreicht, meist auch so, dass Downloads mit Premium-Accounts mehr „wert“ sind als solche ohne.
Meines Wissens ziehen die OCH-Link-Webseiten zum Einen Geld daraus, dass sie über Affiliate-Links Premium-Pakete bewerben und für darüber erfolgte Verkäufe Geld bekommen. Das ist zumindest der „sichtbare“ Teil der Wertschöpfungskette. Allerdings vermute ich auch, dass es je nach Seite und Betreiber auch gelegentlich noch „Hinterzimmer-Deals“ gibt mit direkten Zahlungen an Seiten, deren Gegenleistung im Betrieb der Seite sowie dem gezielten Pushen des fraglichen Sharehosters besteht. Diese Websites haben ja üblicherweise einen „Haupt-Hoster“, den sie bei ihren Submissions von den Uploadern verlangen, und diesen Platz zu verkaufen dürfte ähnlich gut monetarisierbar sein wie den Default-Suchmaschinen-Platz in Browsern an Suchmaschinen zu verkaufen.
Hallo
Vielleicht könntet ihr in der nächsten Sendung mal erwähnen, das die CovPass App von Freiwilligen von unnötigem Google Müll befreit wurde und in F-Droid Store zum Download angeboten wird.
Pressemeldung der Free Software Foundation Europe –> https://fsfe.org/news/2021/news-20210830-01.de.html
Danke. Ich habe vor einigen Wochen auf F-Droid danach gesucht und nichts gefunden Jetzt habe ich sie gleich mal installiert.
Würde mich auch freuen, wenn es in der nächsten Folge erwähnt wird.
Hallo
Noch etwas, was hier geneigte Hörer und Leser evtl. interessieren sollte, da vor Monaten Thema.
Sehr ins Detail gehende Auswertung des Covid Trackings in Südkorea und der sich daraus ergebenden Risiken:
Das in der Corona-Pandemie viel zitierte Beispiel Südkorea – eine Datenschutz-Analyse
https://www.kuketz-blog.de/das-in-der-corona-pandemie-viel-zitierte-beispiel-suedkorea-eine-datenschutz-analyse/
Ihr habt in dieser Sendung das DNS kurz erklärt. Das ist suppi.
Leider habt ihr mit dem Erklärbär zu schnell aufgehört. Deshalb bitte ich euch zu erklären, warum man einen DNS wie 9.9.9.9 oder 1.1.1.1 oder sonst was braucht und warum es nicht besser wäre selbst einen DNS zu hosten?
Ist das technisch zu aufwändig? Woher bekommt man die Updates? Wie verhindert man das der Root aller DNS Einträge nicht auch zensiert wird?
Dann wäre man von dieser Schweinefirma die schon vor Jahrzehnten dagegen vorgegangen ist, wenn Anleitungen zum Umgehen des Kopierschutzes veröffentlicht wurden, befreit. Damals ging es um deren Zwangssoftware die beim Einlegen der Musik CD auf dem Windowsrechner installiert wurde. Umgehen konnte man diese Installation durch Drücken einer Taste, war es Shift?, beim Einlegen der CD.
Da ging beim Terrorverdacht aber einiges durcheinander, oder?
Die Meldung beginnt mit „Das Kollektiv hat eine Seite tearthisdown.com“ und folgt später mit „einen Aufruf zu Straftaten kann ich auf den ersten Blick nicht erkennen.“ Liegt es an mangelnden Englischkenntnissen? Der Aufruf ist als Imperativ bereits vor Öffnen der Seite klar enthalten.
Danach folgt viel Polemik in Sinne von „Das Besprühen einer Statue ist kein Terrorismus, der Staat wirft mit Terrorismusvorwürfen um sich“, vorher wird aber die Stellungnahme der Justisstaatssekretärin zitiert, in der gesagt wird, dass der Terrorverdacht wegen des Aufrufs zu Straftaten vorgenommen wird. Die „Umgestaltung“ der Denkmäler wird dabei gar nicht erwähnt.
Terrorismus ist begrifflich und juristisch schwer zu fassen, aber da hier nach Auffassung der zuständigen Stellen die Organisation von politischen Taten stattfindet, um eine Agenda (so gut sie auch gemeint sein mag) durchzusetzen, kann man es damit erstmal versuchen. Organisierte Kriminalität wird es ja nicht sein, da keine Gewinnabsicht erkennbar ist ;)
Interessant, dass dir nur diese beiden Kategorien einfallen, um das Erstellen einer politischen Website zu bewerten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Terrorismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Organisierte_Kriminalität
Welche FOLGEN das Bewerten als terroristische Vereinigung hat, haben wir im Podcast erläutert. Im Übrigen bewerte ich deinen Kommentar als terroristischen Akt.
Tatsächlich hatte ich es genau andersrum verstanden, dass Linus meinte, das Besprühen von Denkmälern mit verfassungsfeindlichen Symbolen sei Terrorismus, nicht aber das Zerstören oder Klauen. So wirkte es jedenfalls auf mich.
Und damit kommen wir auch zu dem Punkt, den ich loszuwerden hergekommen bin: Klammern wir mal kurz die Bedeutung der Denkmäler aus. Mir ist das eigentlich egal wie es genannt wird, aber die Seite ruft definitiv dazu auf, Denkmäler zu besachschädigen. Wenn die direkte Aufforderung auch nicht wörtlich erfolgt, so wird durch den Titel, die Bilder und die Hilfsmittel doch sehr eindeutig suggeriert was zu tun ist und dabei sogar geholfen, man kann nicht mit Kunst rechtfertigen, dass das ja nur ein Witz wäre. Sehe ich übrigens genauso, wenn sie zum Anzünden von Autos aufgerufen hätten. Die Gegenstände gehören ihnen nicht, also haben sie nicht das Recht, über sie zu verfügen. Sie haben schließlich auch nicht das Recht, die Bronzeskulpturen einzuschmelzen, zu verkaufen und sich daran zu bereichern.
Jetzt klammern wir mal die Bedeutung ein: ich sehe es genauso skeptisch wie ihr, dass diese Namen und Personen unkommentiert in der Gegend rumstehen und dadurch glorifiziert werden. Aber ich wüsste nicht, dass wir als Gesellschaft bereits auf die Lösung „Kaputtmachen“ geeinigt hätten. Was ist mit der Lösung, Denkmäler in Museen oder Denkmalfriedhöfe zu versetzen, wo man sie kommentieren und einordnen kann und trotzdem die (Kunst-) Historie nicht unwiderruflich zerstört?
Dann ist die Teilnahme an einer unangemeldeten Demo aber auch Terrorismus, denn wir haben uns – in deiner Diktion – als Gesellschaft ja darauf geeinigt, dass man das nicht darf. Fridays for Future begehen aus politischen Gründen Rechtsbruch (die Schulpflicht) – alles Terroristen. Extinction Rebellion sowieso, die geben es ja sogar zu, denn „Rebellen“ war ja schon immer eine beliebte Selbstbezeichnung für Terroristen.
Über zivilen Ungehorsam lässt sich in der Tat trefflich streiten. Ich bin tatsächlich der Meinung dass man damit mehr spaltet als hilft. Und am ende steht die Verhältnismäßigkeit. Wenn man die Wahrung historischer Kunst aufrecht erhalten kann, ohne die betroffenen emotionaler Belastung ausgesetzt zu lassen, zB durch Versetzung der Denkmäler, warum dann Rechtsbruch begehen. Für mich ist das einfach Selbstjustiz (für nicht existierende Gesetze) und aus dem Zeitalter sind wir mMn raus.
Bezüglich der nicht stabilen Links bei der Tagesschau (0:02:29): Das ist nicht die deren Schuld. Irgendwelche Politiker haben in den Rundfunkstaatsvertrag reingeschrieben, dass sie alte Beiträge depublizieren müssen. Wikipedia dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Tagesschau.de#Beschr%C3%A4nkung_der_Inhalte
Matthias Eberl hat mal vor einem Jahr die Pur-Abos verschiedener Nachrichtenseiten auf ihre Trackingfreiheit untersucht. Ergebnis: Nur das Pur-Abo von Standard.at ist wirklich trackingfrei. Spiegel Online und Zeit Onlilne verfolgen auch ihre Pur-Abbonenten mit Google & Co.
https://netzpolitik.org/2020/nicht-ganz-ohne/
Bzgl. tearthisdown.com: In meinen Browsern lädt die Karte nicht. Funktioniert das bei jemandem? Oder wurde die Karte vielleicht wegen „Terror“ deaktiviert?
Der Server ist dumm konfiguriert. Muss man noch „www.“ davor schreiben.
Hmm, das hilft bei mir nicht. Die Webseite lädt ja, allerdings die eingebettete Karte nicht.
Oh ja, stimmt. Die Karte lädt bei mir auch nicht.
Was ich bei der Sache um Quad9 nicht verstehe ist wieso die überhaupt in Deutschland gegen eine Schweizer Organisation klagen können. Gibts Abkommen zwischen Schweiz und Deutschland bzw EU? Oder hat Quad9 einen deutschen Ableger? Irgendeinen Grund wirds ja haben wieso Quad9 das nicht einfach ignoriert.
nachfrage zu quad9;
Wenn nun irgendwann entschieden werden würde, dass quad9 nicht sperren musste, kriegen die dann irgendwas? Schadensersatz ist schwierig, die haben ja keine Kunden.
Oder muss dan sony ejnfach die Anwälte bezahlen, aber ansonsten hat quad9 den Stress gehabt?
Seitens sony sind die Anwalts- und Gerichts-Kosten ja eher peanuts. Was ist mit den Development-Kosten um das zu implementieren? müsste sony das bezahlen?
Oder können Grosse Konzerne einfach mal freudig drauflosklagen ohne ein wirkliches Risiko einzugehen?
Hallo, eine kleine Frage aus der Reihe. Vielleicht kann die auch jemand der Lesenden beantworten.
Mit welcher Software erstellt ihr das Transkript und gibt es da auch freie Lösungen?
Zum Thema PUR-Abos:
Hi zusammen,
da kann ich doch mal etwas beitagen. Ich arbeite in einem großen Zeitungs-Medienverlag und war in dem Team, dass unser PUR-Abo entwickelt hat und könnte da ein bischen Einblick geben:
Ihr hab schon richtig vermutet, dass der Preis natürlich total überteuert ist (laut den Zahlen, die ich kenne, um den Faktor 50-100) und dass eine der Absichten ist, nicht neue Kunden zu gewinnen, sondern einfach die DSGVO-Einwilligung der User zu erzwingen.
Wie so oft ist es leider aber noch schlimmer:
1. Im Verlag wird PUR nicht als weiteres Produkt gesehen, mit dem wir Geld verdienen wollen. Im Gegenteil ist es teilweise so, dass man sogar gar keine PUR-Nutzer haben will. Deshalb wird das nach der DSGVO-Zustimmung auch nie mehr beworben. Der Preis ist eh so hoch, dass wir nie genug Nutzer dafür bekämen, dass sich die Entwicklung etc. rentieren würde. Es sind Kosten, die abgeschrieben werden, um den Werbeumsatz zu stützen.
2. Alle der Beteiligten gingen schon vor Produktstart davon aus, dass dieses Angebot illegal ist und die DSGVO verletzt. Das war aber aus Sicht des Verlages auch nie nötig, etwas legales anzubieten. Es war nur nötig, dass man notfalls vor Gericht sagen könnte, dass man dachte, dass es legal ist, oder dass man sich nicht sicher war. Der Ablauf bei diesen Dingen ist immer der gleiche. Irgendein Verlag denkt sich so eine Idee aus und nach und nach kopieren alle anderen die, bis alle das haben. Wir gehen fest davon aus, dass dies weggeklagt wird, aber es dauert ja ne Zeit bis wirklich mal jemand klagt und dann noch Jahre bis das Urteil kommt. Außerdem ist die Hoffnung groß, dass wenn alle das einsetzen unser Verlag einfach nicht als erster Verklagt wird. Wenn dann das Urteil kommt, baut man das halt wieder aus. Ärgern tut sich aber von den Verantworlichen niemand und es wird als erfolgreiches Projekt gesehen, denn man hat ja viele Jahre damit gutes Geld verdient. Und dann geht alles wieder von vorne los mit der nächsten Idee.
Im Grunde ist es der gleiche Hintergrund wie im Mubilfunkmarkt mit StreamOn und Vodafone Pass.
Ein weiterer Fun-Fact dazu: Wir hatten vor kurzem eine Datenschutzschulung. Allerdings waren wir dann sehr verblüfft als die Schulung zu einem Teil daraus bestand, dass ein Jurist uns Umgehungen der DSGVO vorgestellt hat, bei denen er davon ausgeht, dass wir nicht die ersten wären, die man verklagen würde, weil die Konkurrenz ja noch dreister das Gesetz verletzt. Als wir fragten, ob das nicht die DSGVO verletzt (was er ja eh schon indirekt zugegeben hat), kam das Moneyquote der Schulung: „Wenn sie sich an Gesetze halten wollen, sind sie leider in der falschen Branche“
Das fasst es recht gut zusammen.
Lieben Gruß und macht weiter so gute Arbeit (LNP ist mein Lieblingspodcast)
Zu den Einwilligungserpressungsbannern:
Ich halte die aktuellen Banner dieser Seiten per se für illegal. Eine Einwilligung zur Erhebung von Daten, die für eine Dienstleistung nicht notwendig sind, muss freiwillig erfolgen. Es darf also keinen Unterschied machen, ob der Nutzer zustimmt oder nicht. Das ist bei allen genannten Beispielen nicht der Fall. Die Pur-Option ändert daran rein gar nichts, das ist eine dritte Möglichkeit die nichts mit der Entscheidung über die Weitergabe der Daten zu tun hat. Eine Zustimmung zur Weitergabe der Daten darf nicht an andere Bedingungen geknüpft sein.
Darkpatterns sind nicht mit der DSGVO konform und schon die deutliche Hervorhebung des Einmal-alles-bitte-Buttons darf man getrost als solches bezeichnen. Das verstößt ebenfalls gegen geltendes Recht.
Natürlich müssen keine Leistungen kostenlos angeboten werden, dann muss halt ein Login / eine Zugangsbeschränkung davor. Der Zugang darf aber eben nicht an die Preisgabe der Daten geknüpft sein.
Es geht auch gar nicht um Werbung, die Anbieter können so viel Werbung schalten wie sie möchten, aber dabei dürfen keine Daten erhoben werden! Wenn sie ihre Werbung also von der eigenen Domain datensparsam ausliefern spricht da absolut nichts dagegen.
Zum Thema Biometrisches System in Afghanistan.
Nate Bethea, der ehemals US Soldat war und jetzt Produzent von dem Britischen Politik Podcast »Trashfuture« und Co-Moderator vom US-Militär Podcast »What a Hell of a Way to Die« ist, hat mal in einer Folge erzählt (ich weiß leider nicht mehr welcher, aber es ging um verschwenderische Militärausgaben) das zur der Zeit wo er in Afghanistan Stationiert war, Kameras zur Erfassung von Biometrischen Daten an US-Militär Einheiten verteilt wurden.
Diese sollten benutzt werden um die Retinas von Afghanen zu scannen, die für US-Streitkräfte auf Militärstützpunkten Arbeiteten. Das sollte der Sicherheit dienen, damit sich da nicht Taliban einschleusen oder spionieren. Nur er sagte das diese Kameras wahnsinnig schlecht funktioniert haben, weil es oft »false positives« gab, wo Menschen mit unterschiedlichen Namen als die gleichen nach den Retina Daten zufolge identifiziert wurden, obwohl man deren Fotos nach sehen konnte das es offensichtlich unterschiedliche Personen waren, aufgrund von z.B. gravierenden Altersunterschieden usw.. Hinzu kam das diese Aufgaben oft auf unerfahrene Soldat:innen viel die direkt aus der Ausbildung kamen, weil das sonst halt keiner machen wollte.
Schlimm genug, das Leute nur für Ihre Zusammenarbeit mit ausländischen Militärs und anderen Organisationen verfolgt werden, das hat natürlich keiner verdient. Hinzu kommt aber noch, anscheinend, das diese Daten noch nicht einmal genau sind und dadurch noch andere in Gefahr gebracht werden.
Keine Angst vor Verschwörungstheorien. Es ist doch zweifelhaft, ob Sachbeschädigung an ollen Statuen den Staat wirklich so triggert. Viel wahrscheinlicher ist doch, dass es als Vorwand genommen wird, um das lästige Peng Kollektiv endlich entsorgen zu können. Deren Aktion „Klingelstreich beim Kapitalismus“ war ja ein ganz anderes Kaliber von Angriff gegen das System. Ein Stich ins Herz. Wirtschaftslenker so vorzuführen ist bislang beispiellos, und dann auch noch verbunden mit so radikaler Systemkritik. Das dürfte für ein deutlich größeres Verfolgungsinteresse gesorgt haben als bei „Tear this down“, nur dass man keinen guten juristischen Hebel und auch kein günstiges Framing hatte. Dagegen findet sich bei „Aufruf zur Sachbeschädigung“ ja sogar hier in den Kommentaren Verständnis für diese maßlose staatliche Repression. Da muss der Staat keine mediale Skandalisierung befürchten.
Eh, wolltest Du nicht den ein oder anderen Vortrag aus CC30 oder so hier in den Notes verlinken, Liinus? Ts, ts….
Was die SezessonskriegsDenkmäler angeht, so gibt es da noch einen wichtigen Aspekt: Die meisten davon stammen eben nicht aus der Bürgerkriegszeit, sondern aus dem 20ten Jahrhundert. Viele sind im Zusammenhang mit dem erstarken des KluKLuxKlans errichtet worden. Da ging es ziemlich explizit darum schwarze Communities zu unterdrücken. Die nehmen einen ähnlichen Platz ein wie die Brennenden Kreuze, die da auch gerne mal in Vorgärten aufgestellt wurden.
Es gibt auch einen CRE zum Thema Wahlrecht und Wahlsysteme von 2009
https://cre.fm/cre128-wahlrecht-und-wahlsysteme
Moin Moin,
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https://www.golem.de/news/datenschutz-google-weiss-fast-alles-aber-nicht-ueber-mich-2110-160155.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
ist das jetzt othering oder Satire?
Hey Tim,
hast du dir schonmal überlegt dir ein Konto bei der GLS-Bank anzulegen? Dort zählt du eine feste monatliche Gebühr, die zugegebenermaßen deutlich höher ist als bei allen anderen Banken, die ich kenne. Dafür musst du nichts mehr zusätzlich für Überweisungen und Ähnliches bezahlen. Ich finde das ein faires Geschäftsmodell und du hast auch im Gegensatz zu dem von dir im letzten LNP genannten Modell direkten Kontakt mit der Bank.
Ansonsten finde ich euren Podcast super. Weiter so!