Thomas Lohninger 0:44:21
Ja, ich äh muss hier einfach nur berichten. Es gibt eine ähm eine Reform der europäischen Netzautralitätdie gerade abgeschlossen ist, ähm also jetzt ähm im Juni vor vor ein paar Wochen. Wir haben ja heute den ersten Juli. Ähm,ist äh diese Reform, die eineinhalb Jahre lang ähm gedauert hat, endlich abgeschlossen und das sind ein paar spannende Neuerungen drinnen für uns. Ähm wir erinnern uns ähm.Die Uhr hat ja seit zweitausendsechzehn Netznetralität und ähm es gibt äh von, also von dem Zusammenschluss der Telekom-Regulierungsbehörden immer so Guidelines, die diese Gesetze auslegen. Und ähm.Das Ganze ähm war ein ein heftiges Gezerre zwischen den Regulierungsbehörden und äh vielen anderen Stakeholdern. Ähm und eines der Themen, die da am heftigsten diskutiert wurde, war 5GÄhm fünf G, der neue Mobilfunk äh Standard, ähm der nicht für Corona verantwortlich ist. Ähm,der nicht für Corona verantwortlich ist. Ähm da gibt es andere Aspekte, die einem Sorgen machen können, nämlich sogenannte Network-Slices.Also 5G erlaubte mir, dass ich ähm ein Mobilfunknetz bekomme, das äh besonders Bandbreiten optimiert ist oder niedrige Latenz hat oder eben,besonders weniger Energieverbrauch. Also durchaus Sachen, die man haben will, dadurch stellt sich so die Frage, wer entscheidet denn jetzt, welche App, auf welches Networks kommt? Also kriegt Netflix äh die hohe Bandbreite oder kriegt die nur YouTube.Und ähmDas ist eine Frage, die das Netz von Netznetralitätsperspektive bisher noch nicht beantwortet war, obwohl die EU hier das erste Mal versucht hat, äh ein regulatorisches Regime aufzustellen. Und ähm wir haben's geschafftdass wir uns mit unserer ursprünglichen Position hier durchsetzen, nämlich dass es wirklich komplett dem User überlassen sein soll wir dieser Netzwerkslice nutzt,Also es muss wirklich auf dem Endgerät in der Kontrolle des sein,einstellt, na, ich will aber ähm jetzt auf das Low Energy Slice mit allen meinen Apps, außer dieser einen vielleicht, ähm oder ich will äh für dieses Spiel jetzt irgendwie die niedrige Latenz haben. Ähm das soll wirklich auf den Endgerätenpassieren und da haben die Telekom-Betreiber und auch die App Anbieter nichts mitzureden dabei. Ähm.Das ist super wichtig, weil ähm damit auch die Geschäftsmodelle, die mit 5G äh gebaut werden, welche sein werden, die uns in die Kontrolle versetzen, selber zu entscheiden.Und äh dass es da eben keine Abmachungen, ist ein äh großen Telekombetreibern wie der deutschen Telekom und großen Inhaltsanbietern mit äh fetten Taschen wie Netflix geben kann, dass man irgendjemanden einer Priorität gibt.Ähm sind wir super happy drüber und haben das auch entsprechend gefeiert.Ähm eine andere wirklich tolle Sache, die wir durchbekommen haben, äh war, dass sich nichts verändert. Und zwar im Thema die Inspection.Ich weiß nicht, obInspection hier schon mal erklärt wurde. Ähm das ist eine Technik, bei der ein Telekom-Betreiber besonders tief in die Pakete hineinschaut. Also ähmwirklich auch die Inhalte bewertet, sprich die äh URLs, die du aufrufst, die,ähm äh die Domains, die du ansurfst, vielleicht sogar die Texte, die auf den Websites sind, äh die du dir anschaust, wenn das unverschlüsselt ist, all das kann man unter die Inspection,verstehen und es gabBestrebungen, gerade auch von der Bundesnetzagentur, dass man die erlauben will. Im Moment verbietet die Netzzentralität das.Und da haben wir es geschafft, die ähm Linie zu halten, die PI bleibt verbo.Alles, was unter LEA vier dem Transport leer ist, das Internet ist ja schichtbasiert, darf weiter nicht angegriffen werden oder angeschaut werden von Internetprovidern.Gerade bei dem Thema hatten wir auch Schützenhilfe ähm von dem European Data Protection Board. Also wir haben da,offenen Brief auch äh die Datenschutzcommunity mobilisiert und das hat sich bezahlt gemacht äh bei den zwei Themen haben wir auf ähm ganzer Linie gewonnen.Dann gab's noch eine ein ein neues Thema Jugendschutzfilter wurden diskutiert,Also das freiwillige Sperren von einzelnen Teilen des Internets, dass du bei deinem ISB sagen kannst, ich hätte gerne.Inhalte blockiert oder äh Spielseiten blockiertähm und sozusagen nachdem der User das wirklich explizit gefordert hat, dass das äh möglich sein soll oder nicht. Dafür gab's bisher noch keine Regeln und eigentlich sagt die Netzzentralitätsverordnung auch ganz klar, dass man,den Geschäftsbedingungen eines Internetzugangsprodukts nicht die ähm Diskriminierungsregeln umgehen darf. Und dieser Grundsatz wurde auch beibehalten,es gibt jetzt die Möglichkeit, dass man zum dass man DNS-Sperren macht, auch nichts, was darüber hinausgeht, dass er wirklich nur DNS sperren, aber die müssen halt immer ein zusätzliches Produkt sein, das sich extra erst buche,und die dürfen den Gesamtpreis des Internets nicht billiger machen,Ähm sie können neutral sein oder was kosten, aber ich kann sozusagen nicht das Jugendschutz, Internet per die Folgt on haben und wenn ich's wegmachen will, kostet es fünf Euro mehr.Verhindert worden mit der Reform und finde ich auch eine ganz sinnvolle Lösung für das Thema. Ähm,dann bei ähm die die einzige wirklich andere große Sache war eigentlich bei Zero-Rating. Ähm also bei dem,Diskriminieren zwischen Anwendungen über den Preisdass zum Beispiel ähm wie's in Portugal der Fall ist. YouTube fünfzig Mal billiger ist als jedes Gigabyte, was ich sonst irgendwie kaufen kann. Ähm das äh sogenannte Serorating oder Defensur Pricing ähm ist etwas, das wir.Ähm gerne stärker eingeschränkt hätten. Äh da haben wir uns nicht durchgesetzt, also es gibt keine roten Linien, welche Arten von Seurating,nicht OK sind, aber bei den Arten von die OK sind gibt'säh durchaus äh positive Entwicklungen. Ähm und da hat man auch Sprache von uns, aus vorherigen Einreichungen direkt übernommen, in die Guidelines, dass es jetzt eben äh sowas wie Stream on,werden wir wahrscheinlich in Europa öfter sehen, also diese klassenbasierten Systeme, wo du die Kategorie Musik oder die Kategorie Video oder die Kategorie Gaming hast und ähm,Anbieter von äh Apps in diesem Bereich können sich dann bei dem melden und ihren Dienst dort auch in mit hineinbringen. Ähm alsNetzzentralitätsbefürworter bin ich immer noch gegen so ein Modell, aber es,ist es trotzdem nicht ganz so schlimm, wie die klassischen, hier hast du halt WhatsApp gratis Angebote. Und ähm jaes ist man merkt, dass es dann an ES gibt oder dass die die die Regulierungsbehörden wissen, dass das so eine Flanke ist, die sie offen haben und sie wollen da etwas tun, sie wollen auch etwas gegen.Dieser Silobildung machen. Es ist ja vor allem im europäischen Binnenmarkt schwierig, wenn du nur noch Angebote von großen amerikanischen Anbietern hast. Ähmaber es ist halt auch ein Thema, wo sie sich nicht getraut haben, wirklich unseren Empfehlungen zu folgen und stärker einzuschränken. UndSonst gab's nur ein paar Verschlechterungen bei der Transparenzbestimmungen. Also eigentlich sollte in Internetverträgen ja drinnen stehen, welche Geschwindigkeiten man hat, welches Verkehrsmanagement man hat, ob's irgendwelche Einflüsse auf den Datenschutz,durch Verkehrsmanagement und ähm ja,diese Bestimmungen wurden sogar noch verschlechtert. Ähm das ist ziemlich schade, weil Transparenz äh ja immer gut ist, gerade bei äh auf der Konsumentinnenebene.Ähm ja und das das ist so grob, was wir bei dieser Reform jetzt durchbekommen haben.
@Linus: Bezüglich Steuereintreibung hätte ich da mal eine Frage:
Warum darf man deiner Meinung nach Menschen nicht nach deren Einkommen bzw. Vermögen diskriminieren? (d.h. bei Menschen mit hohem Einkommen genauer hinschauen, weil da mehr zu holen ist)
Wenn ich das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz richtig verstanden habe, dann soll das ja Menschen vor UNBEGRÜNDETER Diskriminierung schützen. Hier gibt es aber einen sachlichen Grund zu diskriminieren.
Es steht natürlich auch jedem frei, sein Vermögen aufzugeben, um der Prüfung zu entgehen (macht natürlich keiner, ist mir schon klar).
Außerdem steht im Diskriminierungsverbot genau drin, anhand welcher Merkmale nicht diskriminiert werden darf (Hautfarbe, Abstammung, Religion usw.). Da steht – wenn ich richtig informiert bin – nichts von Beruf oder Einkommen.
Also würde das schon deswegen vom allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz gar nicht erfasst werden.
Ich würde mich freuen, wenn du deine Position dazu in der nächsten Sendung nochmal genauer erläutern könntest.
Das ist nicht meine Position, sondern wurde ausführlich von den anderen Sachverständigen dargestellt. Es leuchtet aber auch ein, dass Recht und Strafverfolgung nicht an ökonomische Maßstäbe gebunden sein sollten, oder?
Ähm, natürlich sind Recht und Strafverfolgung an ökonomische Maßstäbe gebunden, wenn es um Finanzstraftaten geht… das ist ja auch völlig klar, weil das potentielle Strafmaß (und damit das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung etc.) unter Anderem vom bspw. vom hinterzogenen Betrag abhängt.
Ich weiß jetzt natürlich nicht, was die Sachverständigen genau gesagt haben und worauf sich deren Einschätzung begründet; aber prinzipiell funktionieren Strafrecht und Ermittlung sehr wohl nach genau solchen Kriterien. Der legitime Umfang der Ermittlung steht in direktem Zusammenhang mit dem zu erwartenden Strafmaß, der Aussicht auf Erfolg usw.
Okay, dann versuche ich mich noch mal genauer auszudrücken: es ging bei diesem Gesetz ja vor allem darum, wer geprüft wird.
Und unter der Annahme, dass alle sich korrekt verhalten, ist so eine Prüfung halt eine nervende Belastung.
Ich als Laie stelle mir hier die Argumentation ähnlich vor wie bei Racial Profiling. Nur, dass die Leute denken wenn der bias von einem Computer kommt, dann wäre er okay.
Thomas macht den Vorschlag, dass ein Zero Rating okay wäre, wenn es sich auf Domänen bezieht wie .gov, .edu oder irgend etwas health-verwandtes. Wie soll das aber möglich sein, wenn DPI verboten ist? Der ISP soll doch gerade nicht die Möglichkeit haben, zu analysieren, welche Inhalte und Seiten der Nutzer aufruft. Das war doch gerade die Herzensangelegenheit von Thomas.
Wie soll das also realisiert werden?
An welche IP du sendest, ist kein DPI, sondern notwendige Routing-Information.
Logisch. Was ist aber wenn hinter einer IP mehrere Domains sind. Wie soll der ISP das zeroraten? Einfach alles, egal welcher Inhalt? Momentan nutzen viele ISP u.a. URL- und SNI-Infos beim Zero Rating.
Jo, da haste Recht!
Hallo zusammen.
Bezüglich Corona App gefällt mir die Auswertung welche in der Schweiz gemacht werden gut.
Es wird täglich die aktuelle Anzahl aktiver Apps publiziert. Die Messung der Zahl der aktiven SwissCovid Apps beruht auf der automatischen Kontaktaufnahme der Apps mit dem Proximity-Tracing-System zur Aktualisierung der Konfigurationsdaten.
In Zukunft soll auch die Anzahl Alarmierungen publiziert werden.
Bzgl. der Corona App möchte ich bei der diskutierten Idee ’niederschwelligen Warnung‘ zu ermöglichen, d.h. der Möglichkeit auch ohne Testergebnis eine Warnung der Form ‚fühle mich nicht gut‘ auszulösen, folgendes zu Bedenken geben:
Neben dem Placebo- gibt es auch den Nocebo-Effekt, dessen Definition auch die negative Reaktion auf das Gerücht man könnte krank sein beinhaltet. D.h. wenn einer Person glaubhaft gemacht wird sie könne krank sein, wird sich diese Person dann auch sehr wahrscheinlich krank fühlen.
Von dem Hintergrund, würde ich keine ’niederschwelligen Warnung‘ ohne Testergebnis ermöglichen, ich fürchte dies würde einen Schneeball-Effekt nach sich ziehen. (ganz ohne Trolle, die es auch noch gibt)
https://de.wikipedia.org/wiki/Nocebo-Effekt
Moin,
zu den Computerentscheidungen bei Behörden hätte ich noch mal ein Beispiel als Ergänzung zum theoretischen Finanzamt. Ich möchte damit folgende Frage einleiten: Was ist – in diesem Fall — eigentlich der Unterschied zwischen Mensch und Maschine.
Ich hab da nämlich nen Freund, der bei der Polizei im Betrugsdezernat einer niedersächsischen Großstadt arbeitet. Und er würde seinen Alltag sicher etwas anders erzählen, aber ich erzähl ihn besser. Also:
Da er noch alle Zähne hat, macht er da den Internetkram. Und das nicht besonders gerne. Denn er sagt, dass er sich nur die falschen schnappen darf. Ich mein… er ist Bulle genug, dass er gern anderen gegens Schienbein tritt. Aber er hasst es, dass bei Menschen tun zu müssen, die eh schon am Boden liegen.
Nur wenn er mal ne Akte in der Hand hat, wo ihm seine Nase schon sagt, dass die was kann,…
wo allein die Steuern, die der Verdächtige tatsächlich zahlt, den eigenen Sold decken,…
wo beim Wort „Tochterfirma“ die erste Freudenträne das Bein runterkullert,…
wo also endlich Mal wieder der große Zeh so anfängt zu jucken,…
da kannst‘e aber bis drei zählen, bis ihm sein Chef da drauf tritt und ihm den Roman aus der Hand reißt.
Und warum? Schlecht für die Statistik.
Arme Säue kannst‘e mehrere am Tag zur Schlachtbank bringen. Das sind laut Kumpel dann oft genug kleinere Onlineshop-Betrügereien, wo mensch die Leute schon anhand des Bankkontos kriegt. „Was sollst du dir noch Mühe geben, wenn du eh nichts mehr zu verlieren hast.“ Aber um son fettes Mastschwein ausm Dreck zu hieven, brauchst Du schon ein paar Wochen. Und im schlimmsten Fall stellt sich dann auch noch raus, dass da alle Betrügereien legal sind.
Also gilt die Anforderung: Erst die leichten Fälle, dann die schweren. Und es gibt immer genug leichte Fälle. Klingt ja immerhin nicht diskriminierend, ne.
Überprüft wird das, indem geschaut wird, wie lange mein Kumpel an einem Fall dransitzt und wie vielen er davon etwas nachweisen konnte.
PS: Jetzt bitte nicht so drauf rumreiten, dass er diesen Job ja nicht machen muss. Ich bin da ja dran.
Schade, dass ihr nicht WIZO gespielt habt. Kann es aus GEMA Gründen verstehen.
Für alle anderen hier: https://youtu.be/89XbRiwUw4M
Ansonsten musste ich als Schwabe über den Bonustrack auch etwas schmunzeln. :)
Gute Sendung.
Interessante Folge!
Zu den Kindesmissbrachs(dokumentations)ermittlungen rund um Münster sprach Linus von 30000 „Tatverdachtsdaten“.
Auch wenn er auf die Möglichekit von Duplikaten einging, klang das ganze für mich noch zu abstrakt und unklar. Denn diese „Tatverdachtsdaten“ könnten nur einzelne IP Addressen sein, was dann den tatsächlichen Verdächtigenkreis angesichts täglichem IP-Wechsel, mehreren Geräten in verschiedenen Netzwerken oder sogar 10-minütigem Exit Node Wechsel mit Tor dann doch massiv dezimiert.
Mehr dazu im Tagesschauartikel: https://www.tagesschau.de/investigativ/zapp/kindesmissbrauch-bergisch-gladbach-103.html
Danke für den Artikel! Ich habe mich schon gewundert, dass ich den nicht zur Sendungsvorbereitung gelesen habe. Aber er erschien erst einen Tag später :)
Vielen Dank für den Versöhnungs-Bonustrack von den Füenf! Mir ist als langjähriger Hörer (und finanzieller Unterstützer) verschiedener Metaebeneproduktionen schon mehrfach ein gewisser Berliner Blaseneffekt aufgefallen. Z. B. kommt immer wieder der Frankfurter Techno zu kurz, wenn es um die Geschichte der elektronischen Musik im weitesten Sinne geht. Daher hat mich jetzt die Lästerei über die „Partyszene Stuttgart“ auch nicht sonderlich überrascht, aber auch amüsiert. Mit dem Bonustrack bin ich dann bezüglich der Darstellung, dass ja sowieso alle gute Musik (und auch sonst alles coole und neue und überhaupt) nur aus Berlin oder vielleicht höchstens noch aus Hamburg käme, wieder versöhnt. Finde auch nicht alles von den Füenf gelungen, aber dieses Lied hier kann ich durchaus noch empfehlen:
https://m.youtube.com/watch?v=P1MdiJzhvKg
Zu: Kennzeichnung von Polizeibeamten
Am 17. Februar 2017 erliess das NRW-Innenministerium unter der damaligen SPD-Grünen Landesregierung die „Verwaltungsvorschrift über die Legitimations- und Kennzeichnungspflicht von Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten“, in der an erster Stelle der folgende Text steht:
„Die Legitimations- und Kennzeichnungspflicht verstärkt die Bürgernähe der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen und unterstützt das für eine transparente und moderne Polizeiarbeit erforderliche Vertrauensverhältnis. Die zur nachträglichen Identifizierung geeignete individuelle Kennzeichnung in Einheiten der Bereitschaftspolizei und Alarmeinheiten erleichtert die Identifizierung und erhöht das Vertrauen in die Kontrolle staatlichen Handelns unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte von Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten.“
Genau das, was Linus auch im Podcast geäussert hat. Noch im gleichen Jahr wechselte die Regierung von rot-grün zu CDU/FDP. Mit den Stimmen der AfD wurde beschlossen, die Kennzeichnungspflicht wieder zu kippen. IM Reul, der an anderer Stelle „ein Vermummungsverbot im Internet“ (https://www.wz.de/politik/landespolitik/gegen-hetze-reul-fordert-klarnamen-im-internet_aid-39846965) fordert, sagte dazu: „Die Kennzeichnungspflicht ist sachlich nicht vernünftig zu begründen […] Anstatt unsere Polizisten unter Generalverdacht zu stellen, müssen wir als Gesellschaft wieder zu mehr Respekt und Vertrauen für die Polizei kommen. Diese Frauen und Männer sorgen dafür, dass wir in Sicherheit leben können“ (https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/nrw-schafft-kennzeichnungspflicht-fuer-polizisten-wieder-ab)
Mit der „Aufhebung der Verwaltungsvorschrift über die Legitimations- und Kennzeichnungspflicht von Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten (VVKennzeichnung Pol)“ vom 24. Oktober 2017 hielt die Transparenz in NRW nicht mal ein Jahr!
Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass für diesen Verwaltungsakt natürlich eine Änderung im Polizeigesetz notwendig war (https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_vbl_detail_text?anw_nr=6&vd_id=16611&ver=8&val=16611&sg=0&menu=1&vd_back=N), die mit CDU/AFDP-Mehrheit am 11. Oktober 2017 beschlossen wurde.
Tja :-/
Zum Thema Deep Packet Inspection:
Wenn DPI nicht erlaubt ist, dann dürften die meisten der aktuell implementierten Zero-Rating Systeme nicht existieren.
Zur Erläuterung: mit Ausnahme kleinerer (bspw. Metaebene) und sehr großen Plattformen (YouTube, Netflix, etc.) betreiben nur die wenigsten Dienste ihre eigene Infrastruktur. In den meisten fällen nutzen diese CDNs (Content Delivery Networks) von großen Anbietern wie bspw. Amazon, um ihre Inhalte auszuliefern. Dabei kann man i.d.R. keine Zuordnung zwischen einer IP oder eines Subnetzes und einem Dienst herstellen, da eine einziege IP eines CDN Netzes für dutzende – wenn nicht sogar hunderte oder tausende – verschiedene Dienste Daten ausliefern kann (Und auf welche IPs eine Domain eines CDNs auflöst ist oft auch nicht statisch zum Zwecke von Load-Balancing, etc.).
Damit die Zero-Rating Systeme dennoch determinieren können, welcher Traffic nicht gezählt werden soll *müssen* diese damit zwangsweise in die Daten über Layer 4 hineinschauen, dabei entweder in den Plaintext oder zumindest den TLS/SSL Handshake.
Und das ist keine Theorie; ich war zeitweise Kunde eines Mitteleuropäischen Anbieters mit einem Zero-Rating Angebot (innerhalb des letzten Jahres). Während meiner Zeit dort habe ich mit dem System mal etwas herumgespielt um zu schauen, ob ich arbiträren Traffic zero-raten lassen kann. Die Antwort war „Ja“. Wohin der Traffic ging war dabei vollkommen egal, ob zu einem Server in den USA oder einer Büchse beim lokalen billo-Hoster. Solange in Layer 5+ bestimmte Erkennungsmerkmale vorhanden waren wurde der Traffic gewhitelisted und nicht von meinem Datenvolumen abgezogen.
Ich möchte jetzt wegen Missbrauchspotential natürlich nicht zu sehr ins Detail gehen, wie das funktioniert (kann ich gerne per E-Mail genauer erläutern). Aber es ist nicht sonderlich kompliziert und sogar für einen halbgaren Studenten wie mich möglich :)
mfg,
Dennis
Alle aktuellen Zero Rating-Lösungen analysieren die Payload von OSI Layer 4. Kann man auch jeweils in den AGBn nachlesen. Weiß jeder, auch die Regulierungsbehörden. Da macht auch keiner was, unabhängig davon was in den BEREC Guidelines steht.
TLS/SSL ist im OSI Modell schwer anzuordnen, i.d.R. würde ich aber sagen, dass das inspizieren des Handshakes, der unverschlüsselt im TCP Payload gesendet wird, über das inspizieren von Layer 4 hinausgeht.
Was in den AGBs steht interessiert mich nicht. Mich interessiert die technische Realität dieser Systeme. Und die ist ganz klar, dass in den unverschlüsselten Teil der Kommunikation hereingeschaut wird um Zero-Rating umzusetzen.
Ah da hab ich wohl deinen Kommentar missverstanden (Ich geb die Schuld der Hitze hier). Der Payload von Layer 4 ist ja Layer 5+, da widersprechen wir uns ja gar nicht. Tut mir leid.
In meiner von euch gescholtenen Wahlheimat, gibt es die Landesregierung auch auf Mastodon: https://mastodon.social/@RegierungBW
Hier gehts ab! Macht das erst mal nach!
Allerdings war früher das beste in Stuttgart der Nachtzug nach Frankfurt…
Zum Arbeitsmarktalgorithmus würde mich noch ein ethischer Aspekt interessieren, der noch gar nicht zur Sprache kam.
Wenn über die Wahrung der Menschenwürde bei der praktischen Umsetzung politischer Maßnahmen gesprochen wird, ist häufig die Rede davon, dass Menschen eben gerade nicht wie bloße Zahlen behandelt werden dürfen. Vermutlich liegt diesem Satz völlig zu Recht noch der Schrecken der Vernichtungslager in den Knochen.
Im digitalen Zeitalter erhält er jedoch noch eine weitere ethische Konnotation. Für eine*n Mitarbeiter*in staatlicher Arbeitsagenturen steht bei der bürokratischen Abwicklung von Fall- und Vorgangsnummern salopp und pauschal gesagt immer auch „irgendwie“ gedanklich ein Mensch dahinter. Bei Algorithmen ist es doch aber genau umgekehrt. Bei Algorithmen kann in noch so persönlicher Ansprache eine Empfehlung hinten für oder gegen bestimmte Maßnahmen herausspringen, es bleibt im Grunde die mathematische Kalkulation mit Ziffern und Zahlen.
Haben sich die Ethikkommissionen in Österreich dazu einmal geäußert? Was denkt ihr dazu?
Moin Roman,
weil für mich hier einige Sachen durcheinander kommen, möchte ich erst einmal ein paar Trennungen vornehmen.
Zum einen wird nie über einen Menschen geurteilt, sondern über einen Verwaltungsakt, der das Leben eines oder mehrerer Menschen beeinflussen kann. Das ist erstmal ein Unterschied. Dann würde ich sagen, dass dabei drei Unterschiedliche Arten von Problemen auftreten können.
(i) Es kann passieren, dass für die Entscheidungsgrundlage für den Verwaltungsakt einige Informationen weggelassen werden. Bei einem Computerprogramm denke ich dabei als erstes an individuelle menschliche Sachen, an die bei der Programmierung vorher nicht gedacht werden kann oder die ein Programm noch nicht gelernt hat. Die jemandem in einem Gespräch aber sofort auffallen sollten.
(ii) Dann stellt sich die Frage, wie diese Informationen ausgewertet werden sollen; Beispiel „Punktzahl runter, wenn Du eine Frau bist“.
(iii) Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, ist dann interessant, wie der Verwaltungsakt auf jemanden wirkt, auf deren Leben er Einfluss hat. Wenn ich Dich richtig verstehe, scheint sich Dein Kommentar vor allem auf diesen Punkt zu konzentrieren.
Zu (i) und (ii): Diese Probleme halte ich für lösbar. Und wichtiger noch… Ich halte den Ist-Zustand für katastrophal. Insbesondere in sozialen und juristischen Bereichen. Linus benutzt hierfür im Podcast den Begriff „willkürlich“. Ich würde da jetzt weniger nette Worte benutzen. Aber ich muss ja nicht.
Zu (iii): Ich verstehe nicht, warum Dich Zahlen hier so stören. Nur weil ein Computer nur in Zahlen sprechen kann, muss es dadurch meinem Verständins nach nicht zwingend zu einer Entmenschlichung kommen, wie es die Häftlingsnummern waren. Ich sehe da keinen kausalen Zusammenhang. Ich sehe allerdings schon, dass das möglich wäre. Das Gefühl, ob ich als Person gerade wahrgenommen werde, würde ich aber eher von anderen Punkten abhängig machen. Kann ich nachvollziehen, wie die Entscheidung getroffen wurde und welche Informationen dafür genutzt wurden oder sagt der Computer einfach nur: „Nein.“ Kann ich mich dagegen wehren oder tippt irgendjemand die Daten einfach noch mal in das gleiche Programm und wiederholt: „Der Computer sagt: ‚Nein.'“ Und können das auch Menschen ohne IT-Ausbildung mit Fortbildungen in Verwaltungsrecht verstehen?
Du kritisierst auch, dass persönliche Ansprachen wegfallen könnten. Dies hat meiner Meinung nach Einfluss auf (i) und (iii).
Zu (i): Einerseits stellst Du ja dar, dass diese Ansprachen Informationen darstellen, die Entscheidungen beeinflussen können. Hier vertrete ich aber die Meinung, dass wir genau das gerade loswerden müssen. Überspitzt formuliert: Es kann doch nicht sein, dass ein Mittelschichtsbübchen zweimal schluchzen muss, um alles bewilligt zu bekommen und jemand, die jeden Tag kämpfen muss, völlig verzweifelt und zurecht wütend ist, schlechter behandelt wird, weil die zuständige Beamtin sie im Gespräch unhöflich fand. Ohne Überspitzung glaube ich wirklich, dass diese persönlichen Ansprachen für die Entscheidungsfindung deutlich mehr Nach- als Vorteile bieten und eine große Ursache für Diskriminierungen darstellen.
Zu (iii): Allerdings ist dir so immer klar, wer die Entscheidung trifft und auch dem- oder derjenigen ist klar, dass Du das weißt. Bei diesen Ansprachen bekommt der Staat ein Gesicht und je automatisierter ein Prozess ist, desto mehr verliert er das. Und ja, hier würden wir etwas verlieren. Aber ich denke auch, dass wir das gut ersetzen könnten. So können die Beamtinnen und Beamten ihre Zeit auch dafür nutzen, uns mehr zu beraten. Stell Dir vor, Du gehst nicht mehr auf ein Amt, weil Du musst, sondern nur weil Du eine Frage hast. Weil Du zum Beispiel mit einer Entscheidung unzufrieden bist und wissen willst, was Du dagegen tun kannst. Und die Beamtin vor Dir muss sich nun nicht verteidigen, sondern ist einzig und allein da, um Dir zu helfen. Ich sehe hier schon Potential für Verbesserungen.
Thomas Argumentation bzgl. Arbeitsmarktalgorithmus finde ich ziemlich schwach.
1. „Algorithmus sollte nicht über menschliches Schicksal entscheiden“ (tut er in dem Fall eh nicht, letztverantwortlich ist ein Mensch aber was solls). Ein Algorithmus, welcher mit den tatsächlichen Erfolgsdaten aus dem Arbeitsmarkt gefüttert wurde, hat klare nachvollziehbare Kriterien, nach denen er Objektiv entscheidet. Das erscheint mir wesentlich besser, als einen schlecht ausgebildeten und unterbezahlten Bürokraten danach entscheiden zu lassen, ob er schon gefrühstückt hat oder noch unterzuckert ist.
2. „Noch dazu nicht ein so schlechter Algorithmus…“ -> den Nachweis, was an diesem speziellen Algorithmus schlecht sein soll, bleibt uns Thomas leider schuldig. Nur weil ihm die Kriterien, die laut Mathematikern und Statistikern am Arbeitsmarkt entscheiden Thomas nicht passen, und „nicht sein kann kann, was nicht sein darf“, heißt das nicht, dass ein nach diesen Kriterien arbeitender Algorithmus schlecht ist.
Die Idee scheint hier zu sein: Hauptsache nicht den bösen herzlosen Computer entscheiden lassen, da bleiben wir lieber ineffizient und intransparent und lassen irgendwelche Leute nach Bauchgefühl entscheiden. Erscheint mir wenig sinnvoll.
Zumindest über diesen Teil haben wir aber ausführlich gesprochen: der Mensch wird eben kaum anders entscheiden als der Computer vorgibt.
Der Teil ist mir nicht ganz klar geworden, die seltene Korrektur durch einen Menschen kann doch genauso als Qualitätsindikator gesehen werden. Ich meine wenn der Algorithmus in 50% oder 90% der Fälle durch den Menschen korrigiert worden wäre wärt ihr doch sicher auch nicht zufrieden. Ich wäre es nicht. Was wäre den eine guter Korrekturwert? So klingt es als könnte man es euch nicht recht machen, entweder wäre der Algorithmus zu schlecht oder die Kontrolle.
Nur Kurz um die vielleicht komplizierte Situation in Baden-Württemberg zu erklären:
Region Schwaben = Baden und Württemberg und zusätzlich östlich bis nach Augsburg (was ja schon in Bayern liegt) [1]
Die Badener = Menschen aus dem ehemaligen Landes Baden
Die Schwaben = Menschen aus dem ehemaligen Landes Württemberg
Badenser = Abfällige Bezeichnung von Schwaben für Badener
Sauschwob = Abfällige Bezeichnung von Badener für Schwaben
Also wenn ein Schwabe aus Stuttgart von seiner Region spricht, wird er Württemberg oder des Schwabenländle oder Ländle sagen. Seltenst würde eine solche Person sagen, dass sie aus Schwaben kommt. Er würde vielleicht sagen, dass er Württemberger ist, um sich von den Badenern abzuheben. Aber meistens bezeichnet er sich als Schwabe.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Alamannien_Hochburgund_ca_1000.png
Transparenzhinweis: Ich bin vom Elternhaus halb Badener und halb Württemberger, fühle mich aber als Schwabe bzw. Württemberger, da ich in der Nähe von Stuttgart großgeworden bin.
Ansonsten:
Hab herzlich gelacht über eure Stuttgart-Witze. Und hab mich nicht persönlich angegriffen gefühlt.
Auch wenn ich traurig bin, dass diese randalierenden Menschen, die ja scheinbar ihre Meinung auf seltsame Art und Meinung kundtun wollten, nicht die tolle Protestkultur wie zu Zeiten der Proteste gegen Stuttgart21 gezeigt haben.
Hi, kann es sein dass irgendwas mit dem Timecode komisch ist? In Podcast adddict funktionieren keine chaptermarks bzw. Sprünge. Selben Phänomen mit externem Systemplayer. Bei anderen Podcasts funktioniert es.
Die Boogaloo-„Bewegung“ ist noch etwas bizarrer als nur eine typische „alt-right“-Gruppe. Die steht teilweise auf der Seite von BLM, versteht sich als links und hat nicht-Weisse Mitglieder. Völlig gaga 4chan-Ausgeburt mal wieder.
https://www.theatlantic.com/technology/archive/2020/07/american-boogaloo-meme-or-terrorist-movement/613843/
Ich habe eine herbe Kritik zu Thomas‘ Äußerungen und eine Rückfrage:
– zu sagen, daß Datenvolumen den Provider nichts kostet, finde ich verwerflich, weil sträflich naiv. Wenn mir in einer Diskussion jemand mit so einer Aussage käme, täte ich mir schwer, ihn weiterhin ernst zu nehmen. IIRC kommt diese Behauptung sinngemäß immer wieder in LNP vor. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es ernsthaft nötig ist, hier aufzulisten, warum und auf wie vielen Ebenen das falsch ist. Ihr wißt es doch eh selbst besser, also bitte beraubt Euch nicht Eurer Glaubwürdigkeit durch solche weltfremden Statements.
– zum Thema AMS Algorithmus: Thomas hat wiederholt die geringe Korrekturzahl durch Menschen als Beleg dagegen gebracht. Alleine vom Gesagten her klingt das für mich aber eher als Bestätigung, daß der Algorithmus gut funktioniert. Könnte man das bitte klarstellen, wie das zu verstehen ist? Danke!
Das ist mein Kenntnisstand: Datenvolumen wird im gegenseitigen Austausch der Provider vor allem verrechnet und die tatsächlichen Kosten für Traffic-Ungleichheiten sind seit Jahren im Sinkflug. Thomas Argument war also im Kern: das Kostenargument ist im Kern kaum eines mehr.
Wenn Du da andere Aspekte aufführen kannst und möchtest: immer her damit.
Es geht darum, die riesigen Investments für Hardware und Funkbänder zurück zu verdienen. Mit Deinem Argument müßte zB. auch jede Lizenz für eine Software gratis sein, weil die wurde ja auch irgendwann programmiert und jetzt, wo sie fertig ist, kostet die einzelne Lizenz den Hersteller ja nix. Ja, das ist „im Kern“ richtig, aber eine so grobe Verzerrung, daß man mit solchen Statements einer Diskussion den Boden entzieht.
Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Software wird auch mit verschiedenen Featuresets verkauft, obwohl die „DVD“ den Hersteller gleich viel kostet und physikalisch meistens die selbe ist. Ein Provider hat halt stattdessen unterschiedliche Datenvolumina, das ist ein perfektes Äquivalent dazu.
Clemens hat das in der Freakshow auch schon öfters erwähnt und auch dargelegt, daß und wieso Eure – in dem Fall Deine – Sichtweise hier weltfremd ist. Von Thomas, der ja tatsächlich mit den relevanten Leuten spricht, hätte ich da einen realistischeren Standpunkt erwartet.
Lieber Richard,
generell kann ich der Ausrichtung deiner Kommentare nichts abgewinnen. Jedoch teile ich deine Meinung bezüglich der Kostenfrage von Datenvolumen. Du hast da sicherlich einen wunden Punkt getroffen. Ich habe heute auf einer längeren Autofahrt darüber nachgedacht, warum egientlich Thomas und Tim der Meinung sind die Bandbreite sei kostenlos für den Provider. Diese Meinung habe ich auch intuitiv geteilt. Die Antwort ist recht simpel, die Provider haben angefangen Datenvolumen zu limitieren als es definitiv verfügbar war. Sie haben für das gleiche Geld weniger Datenvolumen zur Verfügung gestellt mit der offensichtlichen Zielstellung in Zukunft weniger Infrastruktur bereitstellen zu müssen. Daher verharren wir auf dem Standpunkt das es kostenlos war und auch wäre. In dieser Aussage schwingt also eine Kritik an die damalige Entwicklung mit.
TL;DR:
Damals war das Datenvolumen tatsächlich kostenlos, heute ist es das nur je nachdem wieviel Gewinnmarge wir den Providern zugestehen.
zu Linus „Versagen“ bei der Kommunikation zur Corona Warn-App: wenn man 350 LNP Episoden lang immer und immer wieder, IMO zu Recht, predigt, daß derlei Dinge (Staatstrojaner, Backdoors, große Datenbanken jeder Art und jetzt eben Contact-Tracing) ungeachtet ihres unmittelbaren Nutzwertes abzulehnen sind, weil deren Existenz und Verfügbarkeit allerorts Begehrlichkeiten weckt, also bei der Strafverfolgung, Geheimdiensten, Werbetreibenden, Hackern, etc., dann kann ich es sehr gut nachvollziehen, daß die Community hier zurückhaltend ist. Im Gegenteil: ich würde Versagen orten, wenn es anders wäre!
Die „Community“ müsste sich dann aber mal fragen lassen, ob sie hier nicht Äpfel und Birnen vergleicht, denn es ist ja nicht so, dass wir auf Biegen und Brechen technische Lösungen ablehnen, wir fordern eben nur Transparenz, Einhaltung der rechtsstaatlichen Verpflichtungen und ein Design der Lösungen, dass Mißbrauch ausschließt oder zumindest sehr unwahrscheinlich macht.
Das alles ist bei einem Staatstrojaner nicht gegeben, die Corona Warn App ist hier – zumindest bis hierhin — eher ein Beispiel dafür, wie man es machen kann. Wo Du da ein „Versagen in der Kommunikation“ siehst, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Aber vielleicht magst Du den Vorwurf mal etwas detaillierter darstellen, damit man ihn nachvollziehen kann.
Linus meint in der Episode selbst, daß er wohl in seiner Kommunikation „versagt“ hat, weil viele immer noch gegen die App sind. Darauf beziehe ich mich. Ist also kein Vorwurf, sondern fast eher ein Kompliment für die Früchte der bisherigen 360 Folgen.
Trotzdem liefere ich gerne noch Details: daß Staatstrojaner und CW-App Äpfel und Birnen sind, ist mir klar. Vor allem auch dank der CCC Aufklärung. Dennoch gab es in der (LNP) Vergangenheit etliche Beispiele, wo scheinbar-, oder tatsächlich harmlose Softwaren mit sinnvollem Hintergrund für Dinge mißbraucht wurden, die wir alle ablehnen. Das sehe ich auch bei der CW-App, vor allem aber beim darunterliegenden Framework gegeben. Ihr habt die offensichtlichsten Dinge eh genannt: App Zwang und Diskriminierung.
Ein typisches LNP Argument, das ich hier aber vermisse wäre, daß das Ding here-to-stay ist. Die Wahrscheinlichkeit, daß die technischen Möglichkeiten dieser Technik künftig „kreativ“ genutzt und erweitert werden sollen ist hoch. Bei Demos, bei Krisenzuständen, etc. Ein weiteres typisches LNP Argument wäre: „vielleicht nicht unter dieser Regierung, aber man weiß ja nicht, was die Zukunft bringt“
Ich verstehe also die Freude darüber, daß endlich mal auf „uns“ gehört wurde und vieles richtig gemacht wurde, trotzdem teile ich die Euphorie nicht.
Die Tatsache, daß Google und Apple ungefragt und ohne opt-out auf jedes Handy des Planeten eine Software pushen die auch nur im Entferntesten etwas mit Tracking zu tun hat, finde ich schlichtweg unerhört. Zumal für eine „Sache“, die ein Ablaufdatum (Impfstoffverfügbarkeit) hat.
Mir fehlt in der Diskussion um entscheidende Algorithmen der Fehlerfaktor Mensch. Von allem was wir über die Funktion des Menschen wissen sind wir leicht manipulierbar, denken in Heuristiken und sind schlechte Entscheider. Der Algorithmus im Kopf des Mitarbeiters, der Menschen in positiv und negativ einteilt ist nicht transparent. Rassismen und andere negative Denkmuster in z.B. Behörden ebensowenig. Algorithmen könnten also zu mehr Fairness führen und Willkür vorbeugen. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass diese transparent und nachvollziehbar sind. Das ist bei Machine-Learning nicht der Fall. Ich fände es aber wichtig hier zu differenzieren.
Hallo Martin,
ich finde Du hast da einen interessanten Punkt.
In Anbetracht der Tatsache, dass menschliche Denkprozesse empfänglich für Heuristik und Verdrängung sind, ist es redlich nach einem transparenten Algorithmus zu verlangen. Schade nur, dass es sich bei solchen Lösungen eben meist nicht um Algorithmen handelt, sondern um Machine Learning. Wie Du richtig sagst, muss Mensch hier differenzieren. Hier bin ich Deiner Meinung.
Nehmen wir an, es wäre ein Algorithmus, da wäre noch die ethische Frage: Vertraue ich einem Algorithmus, welchen ich nicht in Gänze verstanden habe?
Zum Abschluss noch die bittere Frage: Vertraut jemensch anderes auf irgendetwas, was jemensch auch verstanden hat?
Insofern ist es vielleicht gut, dass der Rassismus* in den Entscheider_innen steckt, schließlich verstehen diese ihren eigenen Rassismus*, was sie sicherlich nicht verstehen werden ist der Algorithmus, den sie bedienen ;)
Ich denke das Thema ist recht fruchtbar. Entscheider_innen sind die Baseline. Sollte unsere Gesellschaft überhaupt besser werden als die Entscheider_innnen?
Es wird noch weiter grefragt: Liegt in den Enscheider_innen nicht auch Potential, was sich ohne Technik lösen/entfalten lässt?
Ich bin leider noch geschädigt von einem Satz, den ich auf dem letzten congress gehört hab. „Es gibt keine technischen Lösungen für soziale Probleme.“ Irgendwas schwingt da in mir mit.
*Rassismus kann durch beliebige Dinge ersetzt werden.
Moin,
da Tim ja immer auf Kabel schwört (nicht unbedingt Adapter, aber Kabel), hier ein schönes Beispiel:
„Your Privilege Gives Your Privacy Away: An Analysis of a Home Security Camera Service“
Kurze Zusammenfassung (mitten) in diesem 3 min Schnippsel (https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2020/07/06/wissenschaftsmeldungen_06072020_dlf_20200706_1654_0cb560b4.mp3)
Präsentiert am 06.07.2020:
„Your Privilege Gives Your Privacy Away: An Analysis of a Home Security Camera Service“ (https://infocom.info/day/1)
Longtext:
https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/qmuo-nrr070220.php
LG
Hallo,
in einer Folge verwendet Linus sehr häufig das Wort „pädophil“, um die Täter zu benennen. Das müsste in LNP351 zum Thema Facebook FBI Exploit gewesen sein. Der Begriff pädophil passt aber nur so mittelgut. Der DLF hatte jüngst dazu einen kurzen Beitrag in @mediasres veröffentlicht. Die Kernaussage: „Dieser Begriff wird oft falsch verwendet. Nicht jeder, der Kindern sexuelle Gewalt antut, ist pädophil. Und nicht jeder, der pädophil ist, tut Kindern sexuelle Gewalt an.“
https://www.deutschlandfunk.de/sagen-meinen-paedophilie-keine-straftat.2907.de.html?dram:article_id=479614
Nichtsdestotrotz gefällt mir der Podcast sehr gut. Linus hat die Gabe, gut erklären zu können und Tim hat die Gabe, Linus beim Erklären nicht zu unterbrechen und ihn einfach Mal fünf Minuten am Stück sprechen zu lassen. Weiter so. Daumen hoch.
Viele Grüße
Sprachpolizei Zwinkersmiley
PS: LNP352 habe ich noch nicht zu Ende gehört, falls das bereits thematisiert wurde.
Hallo Sprachpozilei,
wir möchten zunächst mit einem Widerspruch beginnen: Tim hat nicht nur die Gabe still zu sein, wenn Linus erklärt! Er sagt z.B. auch richtige Dinge, wenn Linus sich mal verrannt hat. Auch vermag er manchmal eher den Kern zu treffen. Seit über 150 Folgen sind wir dabei und in der Summe haben wir uns über beide gleich viel aufgeregt. Es ist wie in einer großen Familie :p
Zu dem anderen Thema. Da sprichst Du uns aus der Seele. Wir denken jedoch, dass Linus sich da richtig geäußert hat, es ist so ein wenig wie bei anderen kritischen debatten. Mensch kann es nicht richtig machen.
Dein erster aufgezeigter Punkt: Pädophilie fälschlicherweise mit Missbrauch gleichsetzen. Absolut richtiger Punkt, bis heute von vielen nicht verstanden. Es ist schwierig Zahlen zu finden, dennoch kann Mensch davon ausgehen, dass rund die hälfte der Vergehen aus Machtsituationen im familiären Umfeld entstehen. Machtmissbrauch ist ein großes Thema und Mensch weiß, dass das Spiel mit Machtverhältnissen ein Teil der Sexualität vieler ist und um es jetzt nochmal explizit zu sagen: Das Ausüben von Macht kann sexuelle Befriedigung erzeugen. Weiter Ausführungen wären möglich, aber davon wird hier abgesehen.
Unser Addendum: Linus hat in LNP 351 auch impliziert, dass es eher die Triebe sind, die zu solchen Taten anleiten. Tim hat das nach unseren Gefühl auch implizit bestätigt, aber auch keinen Bock gehabt dazu weiteres zu sagen. Zurecht, diese Debatte ist schon seit Jahrzehnten broken und einfach nicht mehr zu gewinnen.
Wir sagen jetzt nochmals, was eigentlich keine_r mehr Bock hat zu sagen: Triebe können durch Strafen nicht verhindert werden. Menschen, die eine Triebtat begehen, gehen davon aus, nicht erwischt zu werden. Die Abwägung findet einfach nicht statt. Es ist etwas wie mit einer Katze, der man beigebracht hat, nicht auf die Küchenplatte zu springen. Sie wird es tun, wenn sie glaubt, dass sie nicht erwischt wird. Vielleicht ist sie sogar so blöd und hat es garnicht mehr auf dem Schirm. So oder so, die Strafe wird nichts mehr bringen. Da hätte aber auch die alte Strafe gereicht. Wir sehen, es ist eine Entlastungsdebatte. Populismus geht immer. Exit-Vereine und pädagogische Begleitung sind zu teuer.
Es ist unglaublich beschämend zu sehen wie der Populismus um Münster gesiegt hat. Ganz unabhängig davon, wie abschäulich die Taten sind. Ein Jahr Mindeststrafmaß für Besitzer_innen ist ziemlich krass, wenn Mensch die false positives bedenkt. Hier wird zudem Richter_innen vor den Kopf gestoßen und behauptet sie könnten nicht das richtige Strafmaß finden. Wo wir tatsächlich glauben könnten, dass sie es besser können als die Politik.
Ein weiter Punkt: Es gibt doch schon die Sicherungsverwahrung, der Werkezugkoffer ist doch schon voll, was will die Regierung hier noch verbessern?
Ein letzer Punkt: Was hilft die Strafe den Opfern? Die Strafe ist, wenn sie keine Perspektive hat, Rache. Rache ist ein Trieb, willkommen im Triebkarrussel…
Zitat: „[…] dass das Spiel mit Machtverhältnissen ein Teil der Sexualität vieler ist […]: Das Ausüben von Macht kann sexuelle Befriedigung erzeugen.“
… irgendwas mit Trieb …
… das ganze im Kontext von nicht einwilligungsfähigen Menschen …
Ich bin geneigt zu fragen: „Wo bin ich hier gelandet – auf einem Parteitag der Grünen in den frühen 80gern, als die Grünen sich noch nicht ausreichend sortiert hatten?“
Unklar, ob die oben gemachten vernünftigen Aussagen Teil einer U-Boot Strategie sind?
Wer Macht ausüben will, kann sich konsensual eine/n geneigte/n Sexualpartner/in suchen oder sich konsensual der BDSM-Szene zuwenden.
@Tim
Zwei Links auf Deiner Spendenseite sind außer Betrieb. Im Bereich Daueraufträge/Überweisung ist der Bezahlcode-Link kaputt und der Direktlink ganz kaputt.
Frage aus Interesse: Woran erkennst Du Daueraufträge? Anhand der Metadaten, die die Bank mitliefert, oder verwendest Du ein Skript, um regelmäßige Einzahlungen zu erkennen? Danke.
Viele Grüße
Sprachpolizei Zwinkersmiley
ZSK hat ein herausragendes Lied für Drosten geschrieben, damit kommt man über seine Sommerpause :)
https://m.youtube.com/watch?v=5OZdKwFSWZw