Feedback — Sturm aufs Capitol — Twitter sperrt Trump — Parler wird zerlegt — WhatsApp — Corona-Warn-App — 20 Jahre Wikipedia — Alexa als Zeugin
Die Welt staunt nicht schlecht, wie der Showdown in den USA sich entwickelt und dabei fallen diverse netzpolitische Aspekte bei ab, die wir natürlich ausführlich besprechen. Die Aussperrung aus dem Paradies (Social Media) trifft Trump hart und wirft auch Fragen auf. Parallel wird dann auch noch der aktuelle feuchte Traum der Faschisten Parler zerlegt und überhaupt bleibt die Welt in Aufruhr. Haben ja sonst keine Sorgen.
Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.
Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.
Transkript
Shownotes
Prolog
- logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von derPUPE
Feedback
Singapur
- logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von Kang Wende
Social Media Werbetransparenz
- logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von Max
Showdown in den USA
Sturm auf das Kapitol
- golem.de: Beim Sturm auf das Kapitol wurde IT gestohlen
- youtube.com: The Failure of Capitol Police: “White Privilege on Steroids”
- thehill.com: Laptop stolen from Pelosi’s office during Capitol riots | TheHill
- tagesschau.de: Nach Twitter-Sperre: Neue Heimat für @realDonaldTrump? | tagesschau.de
- twitter.com: Tweet von eoinburgin
- twitter.com: Tweet von holmescnn
- twitter.com: Tweet von rmayemsinger
- twitter.com: Tweet von rob_heinze
Twitter sperrt Trump
- heise.de: Twitter löscht nach Umsturzversuch über 70.000 Konten
- tagesschau.de: Account von Trump: Merkel sieht Twitter-Sperre kritisch | tagesschau.de
- tagesschau.de: Parler, Gab und BitChute: Radikale Parallelwelten | tagesschau.de
- zeit.de: US-Pr\u00e4sident: Twitter sperrt Account von Donald Trump dauerhaft
- sueddeutsche.de: Twitter wirft Trump raus: Richtig und problematisch – Digital – SZ.de
- spiegel.de: Donald Trump und soziale Medien: Der perfekte Zeitpunkt für das Ende der Extrawurst – DER SPIEGEL
- theverge.com: Twitter is deleting Trump’s attempts to circumvent ban – The Verge
- About public-interest exceptions on Twitter
Parler wird zerlegt
- wsj.com: Page Not Found
- twitter.com: Tweet von donk_enby
- mimikama.at: Amazon schaltet Netzwerk ab: „Parler“ vorübergehend offline
- inputmag.com: Apple tells Parler it has 24 hours to clean house or be removed
- spiegel.de: Parler, 8kun und »TheDonald«: Sturm auf Kapitol wurde online sichtbar geplant – DER SPIEGEL
- twitter.com: Tweet von bellingcat
- gizmodo.com: Parler Users Video GPS Data Shows Involvement in Capitol Attack
- gizmodo.com: Every Deleted Parler Post, Many With Users’ Location Data, Has Been Archived
- gizmodo.com: Parler Users Video GPS Data Shows Involvement in Capitol Attack
- nytimes.com: TITEL NICHT GEDUNDEN
- heise.de: Vor Abschaltung durch Amazon: Angeblich 70 TByte an Daten von Parler archiviert
Änderung der WhatsApp Datenschutzbedingungen
- heise.de: Wie ich von Whatsapp zu Signal wechselte (Nützes Gedöns VI.)
- mashable.com: Zuckerberg is breaking promises to Instagram and WhatsApp. Be concerned.
- golem.de: Threema freut sich über viele neue Nutzer
- golem.de: Signal kurzzeitig mit Neuanmeldungen überlastet
- golem.de: Whatsapp stellt Nutzern ein Ultimatum
- threema.ch: Threema wird quelloffen: Wir feiern mit 50% Rabatt – Threema
Corona-Warn-App Status Quo
- heise.de: Kampf um CDU-Vorsitz: Merz will Nutzer der Corona-Warn-App orten
- twitter.com: Tweet von fdpspendenkonto
- linus-neumann.de: Was die Corona-Warn-App braucht und was nicht. | Linus Neumann
20 Jahre Wikipedia
- spiegel.de: Wikipedia wird 20 Jahre: »…würde als kommerzielles Projekt gar nicht funktionieren« – DER SPIEGEL
- de.wikipedia.org: Linus Neumann
auf die Geekgefahr hin , es gibt noch eine andere erfolgreiche Kommunikationstechnik im Internet – EMail
und es gibt Messanger die darauf aufsetzen, folglich auch keine Nummer brauchen, oder einen Cashtrail hinter sich herziehen. DeltaChat. Darin auch einige sehr schöne Features für gefährdete Nutzerinnen Weltweit inkl autocrypt. Vom Look&Feel ist das mit Whatsapp, Telegram, Signal vergleichbar.
( https://delta.chat )
Stimmt, https://delta.chat kann man in dem Kontext auch empfehlen.
Interessant, danke für den Link.
Hat schon jemand (mehr) Erfahrung mit https://matrix.org?
Hi Klemens,
hier eine gute Einführung sofern du Android User bist.
https://www.kuketz-blog.de/element-messaging-ueber-die-matrix-messenger-teil7/
Falls du schonmal XMPP genutzt hast, dann sollte es dir auch recht leicht mit matrix fallen.
Und hier von dem selben Blog eine schöne,grobe Übersicht zu den meistgenutzten Messengern ansich:
https://media.kuketz.de/blog/messenger-matrix.png
Nachdem es mir letzte Folge ähnlich erging wie „derPUPE“ und es der Kommentar von Linus nicht besser gemacht hat (Stichwort Schinkenbrot) zögere ich seit drei Minuten, ob es eine gute Idee ist die sieben Minuten Prolog anzuhören…
Ich hoffe doch sehr der Sendungstitel hat nichts mit Martin Sonneborn zu tun!
Da hier die Wahlmänner hinterfragt wurden. Der historische Grund war, dass sich die Federalstates nicht auf eine gemeinsame Art der Präsidentenwahl einigen konnten. Die einen wollten Volksabstimmung mit Merheitswahlrecht, die anderen Staaten Verhältniswahlrecht und andere Staaten wollten, dass die Federalstate-Regierung den Präsidenten bestimmt.
Darum nahm man das europäische Kurfürstensystem (gewillkürte Monarchie) als Vorbild. So konnte jeder Federal-State komplett selber bestimmen, wie sich seine „Stimmen“ verteilen und es gibt trotzdem eine gemeinsame Wahl.
Danke, das erklärt einiges!
Ergänzend noch der Hinweis, dass sich die Wahlfrauen und -männer, die zusammen das sogenannte Electoral College bilden, nicht im Kapitol in Washington, D.C. treffen, sondern Mitte Dezember gleichzeitig, aber jeweils in ihrem Staat zusammentreten. Anschließend werden die Ergebnisse nach Washington übermittelt und dort Anfang Januar in einer „Joint Session“ vom Kongress zusammengezählt.
Details hier: https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_Electoral_College#Meetings
Benjamin Franklin war auf Kur in Bad Pyrmont. An der Uni Göttingen hat er sich dann mit Johann Stephan Pütter und Gottfried Achenwall über die deutsche Verfassung ausgetauscht und danach den Förderalismus kopiert. Dazu gibt es ein interessantes SWR2 Feature, hier das Manuskript zu Sendung:
https://www.swr.de/-/id=14006782/property=download/nid=660374/jsmaht/swr2-wissen-20140926.pdf
Die Flagge von Georgien kann auch als White-Suppremacy-Symbol gelesen werden: https://www.bbc.com/news/world-us-canada-51118025
Gibts eine Chance, dass ihr den Podcast mit Kapitelmarken herausbringt? Dann könnte man auch leichter mal Themen überspringen, die einen je nach persönlicher Präferenz nicht so interessieren ;-)
Klar gibt es die Chance. Und nicht nur das: es gibt sie schon. Und das schon seit über 9 Jahren.
Hm, dann zeigt Pocketcasts/Android sie nicht an? Bei anderen Podcasts funktioniert das
bei antennaPod gehts, allerdings ein wenig versteckt. ( 2x swipe rechts->links in der cover ansicht )
PocketCasts weigert sich immer noch, auf Android Kapitelmarken in MP4 auszuwerten (wie alle anderen). Abonniere den MP3 Feed und dann geht es.
Ein Aspekt, den man in der Debatte um die Twitter-Sperre usw. auch beachten muss, auch wenn ich die Bewertung schwer fällt ohne total zynisch zu werden: Trump wurde von Twitter gesperrt am Tag nachdem die Demokraten die Mehrheit im Senat gewonnen haben. Also da, wo jetzt nicht mehr die Republikaner mit ihrer Interpretation von „Free Speech“ glücklich zu halten sind, sondern eben „die andere Seite“ und wenn sich Jack Dorsey jetzt mit denen gut stellt, bleibt er evtl. von Regulierung, die mache Demokraten schon angekündigt haben, verschont.
Stimmt, darauf hätten wir mehr eingehen sollen.
Auch wenn es vielleicht nicht reicht, um einer Regulierung zu entgehen, ist es zumindest wohlfeil.
Wobei man da auch aus Twitters Perspektive sinnvoll argumentieren kann: Sobald klar war, dass die Republikaner und damit Trump keine Mehrheit und eine daraus resultierende offizielle Macht haben werden, sind automatisch viele der Gründe für die Sonderbehandlung weggefallen.
Top Sendungstitel. Gerne wieder!
Zum Feedback und Singapur. Hier sei ergänzt, das der chinesische Bevölkerungsanteil in Singapur über 75% an der Gesamtbevölkerung ausmacht und auch wenn dort wohl die meisten aus Südchina (?) immigriert sind, was ich aufgrund der Religionenverteilung des Wikipediaartikels vermute, wo ca. 1/3 Buddhisten und 10% Taoisten sind, welche in China mehrheitlich in der Südhälfte des Landes leben, sei gesagt, dass diese Menschen vorher kulturell chinesisch sozialisiert wurden und Altruismus so von der Mehrheit der Bevölkerung in China und vorallem von Staatsseite so nicht gelebt wird. Das hat dann auch Folgen für die Aufklärung und man kommt schlicht zu anderen Moralvorstellungen. Selbiges gilt dann auch noch für den tamilischen bzw. hinduistischen Anteil der Bevölkerung der wohl ca. 10% ausmacht.
Natürlich sind Buddhisten wie auch Christen altruistisch ausgelegt, aber die vielen hundert Jahre Konfuzianismus von Seiten des chinesischen Staates prägen wahrscheinlich deutlich.
Und nächstenliebe Verändert einiges am Weltbild!
Hab euch beide lieb :o)
Mir fehlt in den Gesprächen über die Rollen von Facebook, Twitter, Google und „dem Internet“ immer ein Aspekt den ich extrem wichtig finde, so auch hier in dieser Folge:
Jeder bespricht das ganze immer so, als würden diese Hassgruppen (Rechte Spinner, Trump Anhänger, AfD Anhänger usw.) sich von ganz alleine finden und zusammentun. Ihr nennt selbst den Gedankengang dass sei einfach ein Nebeneffekt davon dass jeder sich jetzt mit jedem vernetzen kann.
Der Dialog wird oft so geführt, als seien die populären sozialen Platformen flach, chronologisch und als ob jeder dort auf eigene Hand navigiert, aber das ist schlichtweg falsch. Facebook und Youtube Algorithmen boosten bewusst und gewollt seit Jahren immer den Content der von Facebook und Youtube gewünscht wird, das ist aktuell meistens der Content der die meisten Gemüter erhitzt. Timelines sind schon seit Jahren nichtmehr chronologisch, man bekommt auch hier content aufgezwungen.
Ein kleines persönliches Beispiel:
Ich habe vor ein paar Wochen einmal ein Youtube Video angeklickt das einen sehr unscheinbaren allgemeinen Gesellschaftskritischen Titel trug, nach etwa 5-10 Sekunden wurde mir klar wo ich bei diesem Video gelandet bin als der Youtuber prompt versuchte mir zu erklären dass Schwarze und Juden an so ziemlich allem schlechten was so passiert schuld seien. Das habe ich dann auch nach den etwa 10-20 Sekunden Laufzeit weggeklickt.
Ab diesem Zeitpunkt waren meine Youtube Suchen, meine „Empfehlungen“ und meine Startseite verseucht, Youtube versucht auch heute noch mir diese Scheisse aufzuzwingen, das volle Programm von Quantencomputern in der Impfung, Rassismus, flache Erde, alles mit drin.
Das ganze wegen nur EINEM Video das ich nach wenigen Sekunden weggeklickt habe.
Worauf ich damit hinauswill: Facebook, Google und Twitter tragen meiner Ansicht nach einen sehr grossen Teil der Schuld an diesem ganzen Qanon, Rassismus, Impfgegnern und was sonst noch. Denn sie werfen den Durchschnittsnutzer sofort in eine Endlosschleife aus Verschwörungstheorien und Rassismus, sollten dieser mal auch nur aus versehen in die Nähe dieses Sumpfes geraten. Und dahinter steckt eine bewusste Entscheidung die Algorithmen mit voller Fahrt auf Wuterzeugung zu trimmen.
Facebook, Twitter und Youtube sind keine Infrastruktur, sondern eigene Akteure die den Gesprächsfluss nach blackbox parametern manipulieren.
Die Person hinter dem Account „@donk_enby“ ist mit ziemlicher Sicherheit nicht weiblich, da „enby“ auf Deutsch „nichtbinär“ heißt.
Als Pronomen hat sie allerdings auf ihrem Twitterprofil „she/her“ angegeben.
Für alle, die den Begriff zum ersten Mal hören bzw. denen das noch nicht aufgefallen ist: ‘Enby’ kommt von der englischen Aussprache der Abkürzung ‘NB’ für non-binary.
Einen schönen Bogen macht ihr in der Sendung: Am Anfang mein Tim, dass 2021 so flüssig von den Lippen kommt und man sich ja kaum im Jahr irrt. Am Ende dankt Linus „als letzem in 2020.“ (Womöglich war der Gedanke „der letzte, der 2020 sich den Dank verdient hatte) Hat die Sendung rund gemacht.
Wikipedia zu Linus und Tim ist schon geändert.
– Lasst mich durch, ich hab Sichtungsrechte!
Also jetzt ist das auch öffentlich geändert.
Bei Tim steht da oben immer noch Event-Manager als erstes…
Kleine Korrektur zu Threema:
Nur die App ist Open Source, die Server sind proprietär, Blackbox was inhaltliche Verschlüsselung & Metadaten angeht https://threema.ch/de/open-source. Außerdem ist Speicherort die Schweiz, wo es Vorratsdatenspeicherung gibt (was jedenfalls für viele meiner Kontakte der Grund war, zu Signal zu wechseln).
Weil auch das unklar war: Die App für Privatanwender*innen kauft man einmalig ganz normal im App Store/Play Store, kein Abo oder InApp-Käufe (Business-Version may vary).
Ich würde hier noch hinzufügen, das Signal „per Design“ das Ziel verfolgt, keine Nutzerdaten bei sich auf den Servern zu haben.
Einen sehr guten Artikel mit dem Fokus, Datenschutz, Technik / Kryptografie, Transparenz etc, hat Mike Kuketz dazu verfasst.
> https://www.kuketz-blog.de/signal-hohe-sicherheit-und-zero-knowledge-prinzip-messenger-teil9/
Hier der Artikel zu Signal, er hat sich auch Threema, Telegram, Conversations (stellvertretend für xmpp), delta chat, Briar, element (stellvertretend für matrix) und Wire näher angeschaut.
> https://www.kuketz-blog.de/tag/messenger/
Es lohnt sich die Artikel durchzulesen.
Mein Fazit daraus war letztendlich eine Empfehlung für mein IT unerfahrenes Umfeld, zu Signal zu wechseln, wech von whatsapp als primären Messenger. Selber nutze ich kein whatsapp, sondern xmpp ;-)
grüße & vielen Dank für die tolle Folge an Linus & Tim
Das mit den Open-Source-Servern ist allerdings sowieso eine Nebelkerze, da ich eh nicht kontrollieren kann, welche Software auf den Servern läuft.
Der Ansatz muss sein, dass sich der Client so anonym wie gewünscht nutzen lässt; konkret:
– Anonyme IDs (Usernames/Fingerprints/E-Mail-Adressen/…)
– Bei Bedarf ein App-Internes Adressbuch, damit ich nicht mein Telephon-Adressbuch synchronisieren muss, um sinnvolle Namen sehen zu können
– Echte/eigenständige Desktop-Clients
– Kein Sperren von TOR-Exitnodes bzw. den Accounts, die darüber kommunizieren
Kurz: all das, was Signal nicht hat, aber als Image gepflegt wird („der Journalistenmessenger“, „sichere Kommunikation für Whistleblower“, „Privacy-freundlich“, …) – mal ganz abgesehen davon, dass man zumindest unter iOS mit schmutzigen UI-Tricks arbeitet, um an die Adressbuchfreigabe zu kommen: https://imgur.com/a/lGTdtCO
Weil man nicht immer nur nörgeln soll abgesehen von Threema, ein paar Alternativen:
– Wire: OpenSource, nutzt auch das Axolotl-Protokoll, Mehrgeräte-Support, Backups
– Keybase: OpenSource, sehr gut dokumentiert, hat eine sehr elegante Lösung für das Trust-Problem gefunden (siehe auch https://keybase.io/blog/chat-apps-softer-than-tofu), Forward-Secrecy über „Exploding Messages“
Nunja, Donald Trump hat auch schon gegen die Community-Richtlinien von Twitter verstoßen, bevor er Präsident der USA war. Konsequenter Weise hätte man ihm bereits zu diesem Zeitpunkt den Account sperren können, ohne das Risiko einzugehen, der Öffentlichkeit Äußerungen von besonderer zeitgeschichtlicher Bedeutung vorzuenthalten. Aber Twitter hat sich lieber über seine eigenen Richtlinien hinweggesetzt, da Trump früh als Demagoge in Erscheinung trat und damit versprach, Tankerweise Clicks zu generieren.
Da hast du (sehr wahrscheinlich) Recht.
Das kommt in der aktuellen Debatte und auch bei uns in der Sendung zu kurz.
Zu Werbetransparenz: Ich weiß nicht, wie vollständig die Facebook-Angaben sind, aber etwas zeigen Sie an, wenn mensch auf „Warum sehe ich diese Werbeanzeige?“ klickt: https://b2drop.eudat.eu/s/ZxZCM8dJd2MS5sw
Da merkt man wieder, dass wir kein Facebook nutzen. Danke für den Hinweis!
ich glaube die sinnvollste Information zum Parlerhack war das hier: https://www.vice.com/en/article/n7vqew/the-hacker-who-archived-parler-explains-how-she-did-it-and-what-comes-next
Jo, ich glaube den hatten wir zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht auf dem Schirm…
Parlerhack wird sicher nochmal Inhalt werden.Es passiert grade sehr viel.
Der genaue weg, wie sich jetzt der Dump (Anlegen von Admin Accounts, und warum die Funktion auch genau so da war) abgespielt hat, war sehr interessant. Ein fest und es hat mir erspart, eine gesalzene Email an AWS zu schreiben, was die Nazis auf der Platform sollen wo auch Firmenkram liegt. Schön, dass man es hier kapiert hat und den Stecker gezogen hat. Die letzte AWS Rechnung wird sowieso der Todesstoß für das Firmenkonstrunkt hinter Parler sein: Ich denke der verteilte Downloader hat nicht auf Datensparsamkeit geachtet und es waren schon ein paar Leute mit den Dumps beschäftigt.
Die Anhörung zum Thema AWS vs Parler war wohl gestern schon die erste Runde und man hatte wohl keinen Anwalt, der sich so gut mit diesem Neuland auskannte dabei.
Was andere Neurechte Netzwerke angeht: Auch 8Kun musste ins aufs Tor-Protokoll umziehen, wir wissen alle wie schwer es ist da einen Dienst ordentlich zu betreiben und wie einfach mal anyonym scans durchzuführen und Dinge zu probieren, GAB.ai ist down (hier sind eher die Euronazis am Start) und auf Twitter wurde es die Tage auch mal stiller von den ganzen rechten/antifeministischen Trolls.
Wer sich wirklich für die Hintergründe hinter der Qanon Geschichte interessiert, dem sei der ‚QAnon Anoymous‘ Podcast ans Herz gelegt, wo man sich einerseits ganz gut beömmelt über die Leute die ‚redpilled‘ sind, aber auch recht seriös aufklärt und mal in Ruhe erzählt was da los ist. Was die Gefolgschaft der Qs betrifft, ist Deutschland übrigens Nummer 2. Aus internationaler Sicht sind bei unseren Qanons die Nordkreuz und ähnlichen Behördenfaschos wohl als Problem bekannt.
In wie fern, ähnlich zur Trump campaign, die AFD hierzulande auf ‚Trolle‘ zurückgreift, um ihren Wahlkampf zu führen, das werden wir sehen. Es ist nach der Coronakrise hier leider nicht viel gutes zu erwarten, aber wir hatten das schon im letzten Wahlkampf, dass es hier geteilte Infrastruktur und Methoden gab (memetic Warfare)
Es bleibt spannend und ich finds immer wieder toll, wie LNP es dann doch auf dem Schirm hat, dass es da noch diese Gaming Journo Geschichte gab, mit der so viel begann.
Was von euch nicht so thematisiert wurde (oder hab ich es vergessen): Einerseits die Fringe Geschichte mit der Wahlmaschinensache, wo es angeblich ne Schiesserei bei einer Razia in Frankfurt und irgendeinen Bezug zu Italien. Das ist schon ein interessanter Fakt: Wo die Trump campaign KEINEN Ihrer Punkte vor Gericht durchbrachte, wird jetzt ‚aber die Wahlmaschinen‘ gerufen…
„Aus internationaler Sicht sind bei unseren Qanons die Nordkreuz und ähnlichen Behördenfaschos wohl als Problem bekannt.“
Schubs mich mal bitte vom Schlauch auf dem ich stehe… Die Qanonanhänger sehen rechte Radikalinskis, Prepper und Doomer aus Behörden als Problem?!
Noch eine Anmerkung zu Twitter und den Regeln für Präsidenten etc.
Allgemeine Regeln sind nur dann sinnvoll, wenn sie hinreichend allgemein und zukunftstauglich formulieren kann. Ansonsten habe ich das Problem, dass ich die Regeln bei jeder Situation neu anpassen muss – was unterm Strich auf das gleiche rauskommt, wie eine individuelle Reaktion.
Und da stellt sich schon die Frage, ob das bei so Ausfällen wie Trump überhaupt sinnvoll funktionieren kann…
Wie sähen denn Regeln aus, die der Sonderrolle eines US-Präsidenten Rechnung tragen und trotzdem hinreichend allgemein und zukunftssicher sind, dass mehr als eine Lex-Trump sind?
Diese Regeln gibt es ja:
https://help.twitter.com/en/rules-and-policies/public-interest
Ich füge sie mal den Shownotes hinzu.
Zu Leuten auf der no-fly list:
Darüber hatte ich mich auch gefreut, zumal das Geschrei des Typen in dem Video was ich da gerade im Kopf habe auch echt dazu passt. Das scheint allerdings nach snopes[1] und CNN [2] auf „ganz normales“ Maskenverweigern und Randalieren zurück zu gehen. Er steht jetzt wegen des Vorfalls vermutlich auf einer Airline-internen no-fly list. Hätte er auf der no-fly list™ des FBI gestanden wäre er vermutlich nicht durch den Sicherheitscheck gekommen (siehe [3]). Überlegungen einige der Inlandsterroristen auf die offizielle no-fly List zu setzen gibt es, laut CNN [3], aber wohl.
TIL: Es gibt auch eine „do not board list“ des CDC (US Center for Disease Control and Prevention) die verwendet werden soll, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten einzuschränken [3].
[1] https://www.snopes.com/fact-check/capitol-riot-no-fly-list/
[2] https://edition.cnn.com/2021/01/12/politics/fact-check-airport-tantrum-video-mask-policy-no-fly-capitol/index.html
[3] https://edition.cnn.com/2021/01/12/politics/fbi-no-fly-list-capitol-riot/index.html
„Also ich kann mir nicht vorstellen, dass noch irgendein noch so großer Idiot irgendwo auf der Welt ein Trump-Hotel bauen will oder ein Trump-Vodka vermarkten möchte.“
Da musste ich unweigerlich an das „Führerbier“ denken, das es in diversen italienischen Touri-Shops zu kaufen gibt…
Mangels eigener Expertise wollte ich mal hier fragen, was besser informierte zum Messenger „Session“ sagen. Soll ein Signal Fork ohne Telefonnummer sein.
Flagge von Georgien am Capitol: Ist keine Verwechslung, sondern die Flagge wird von kleinen Tempelrittern gekauft…. https://www.maskworld.com/german/products/kostuemzubehoer/–/fahnen-banner–364/templer-flagge–121280
Hallo Tim und Linus,
Ich höre euren Podcast seit Jahren, trotzdem entschuldigt bitte, falls ihr mein Anliegen schon in früheren Folgen besprochen habt:
Ich bräuchte mal eine (Sonder-?)Sendung zum Thema „Meinungsfreiheit/Freie Rede im 21. Jahrhundert“. In Zeiten von Twitter/Facebook/Parler usw ist das Thema sehr grundlegend im Internet. Generell treffen ja immer wieder zwei unterschiedliche Auffassungen aufeinander – die Amerikanische (everything goes), und die restriktivere europäische Auslegung, die von noch stark von den Verbrechen der Nazis geprägt ist. Die wirklich fundamentale Frage, die meinermeinung nach noch darunter liegt ist: Sollte weiterhin jeder Mensch das uneingeschränkte Recht haben, instantan jeden anderen Menschen zu erreichen. Das internet ist die größte Veränderung in der Geschichte der Menschheit, die es jemals gab. Sie verändert wie wir denken, wie wir kommunizieren – alles.
Ich bin für Freie Rede „, aber“ … Ich glaube, dass die geschwindigkeit ein Problem ist. Ich glaube, dass schlecht ist, wenn ein Mensch 24h am Tag Millionen Menschen Instant Messages senden kann. Ich finde der Zugriff auf freie Informationen sollte ein Grundrecht sein. Ich weiß nur nicht, ob es vielleicht ein „Tempolimit“ geben sollte für das Verschicken von Nachrichten. Die Gesetze und philoslophischen Gedanken zur Meinungsfreiheit kommen aus einer Zeit zu der in etwa der Marktplatz die Bühne war. Sie werden heute ins unendliche extrapoliert. Ich glaube wir brauchen mal eine generelle (gesellschaftliche) Diskussion zu diesem Thema.
Um mal den Anfang zu machen, wie Onlinediskuse vielleicht verbessert werden könnten, indem sie analoge Nachrichtenverteilung imitieren – am Beispiel von Twitter:
– Follower sind nicht für immer, sondern wie Abbonements, die ablaufen.
– es gibt eine maximale Anzahl an Followern (bin ich darüber, verkürzt sich die „Lebenszeit“ der Abbonements. IRL kann ich auch nicht 2000 Freunde für immer haben)
– Tweets und Retweets werden erst nach einer bestimmten Zeit bei Followern sichtbar. (Tweets werden verschickt so, wie der Playstore seine Updates verteilt – nach und nach, die Zeit ist zufallsverteilt).
Mir kam da heute ein Gedanke bezüglich Twitter und Donald Trump, während ich eure Diskussion darüber gehört habe. Das man den Präsidenten, oder auch andere Personen mit ähnlicher Stellung nicht genau gleich behandelt, wie alle anderen Benutzer auch, das kann ich durchaus nachvollziehen. Ich denke dann sollte aber auch da in den Guidelines klargestellt werden ob es eine Grenze des Schreibbaren gibt oder nicht, und falls diese existiert, wo sie liegt. Zusätzlich wäre es aber auch vielleicht die ganze Zeit schon möglich gewesen jedes mal entsprechend einen Hinweis zu hinterlassen „Dieser Tweet verstößt gegen die Communityrichtlinien von Twitter, er wird aber deswegen nicht gelöscht, weil .
Nur mal so als Gedanke in den Raum geworfen
So wie ich das mit Parler verstanden hab gabs mehrere Accountlevel und um verifizierter User zu werden musste man beweisen dass es einen gibt eben durch Führerscheinscans oder ähnliche Lichtbildausweise wie es so schön im Beamtendeutsch heißt.
Linus, Du hast vergessen den Trolldrosselvortrag zu verlinken.
Das Problem bei Alternativen zu Facebook/reddit/Twitter ist, dass man sich da die Leute eintritt, die dort (vermutlich zum Großteil zu recht) geflogen sind. Während die vielen latent Unzufriedenen doch bei den Platzhirschen bleiben, weil der Leidensdruck da nicht hoch genug ist und vor allem weil sie halt ihre Freunde zurücklassen müssten.
Ich wünschte eine Erklärbär-Folge zu SolarWinds, so didaktisch und sympathisch wie Linus in LNP321 Emotet beschreiben hatte: eine Einordnung des Falles oder was man zum derzeitigen Zeitpunkt darüber sagen kann – ist vermutlich sehr komplex und wenig aufgeklärt. Ansonsten danke füe die gute Arbeit, es ist jedes Mal eine Gewinn.
+1
Würde ich auch gerne hören
Hier auch +1
Ich verweise nochmal auf meine Idee mit der Jurisdiktionszuordnung für jeden Nutzer: https://logbuch-netzpolitik.de/lnp238-was-macht-ihr-da-eigentlich#comment-111677
Damit würde man die Regulationsverantwortung den Plattformen wegnehmen und auf die Rechtsordnungen der Staaten der Welt verschieben – die daran freilich genauso scheitern werden. Aber es wäre dann zumindestens die wirkliche Verantwortung der Öffentlichkeit, anstatt ständigem Quengeln und Verhandeln mit den Betreibern.
Man sollte den Gesellschaften ruhig dieses Problem zuschieben. Der erste Schritt – ein zusätzliches Datum je Nutzer, eben die Jurisdiktion, der man angehört – ist sowohl eine sehr einfache gesetzliche Reglung als auch von den Plattformen ohne weiteres umzusetzen. Die Lösung ist aber eher deren zentrale Rolle zu brechen und durch föderierte Protokolle zu ersetzen. Damit werden wir diese Skinner-Boxen zur Selbstradikalisierung vielleicht los.
Euch herzhaft Lachen zu hören ist eine wahre Wonne in dieser schweren Zeit.
Gerade den Podcast durchgehört und bin auch direkt auf Wikipedia gehüpft um euch den Gefallen zu tun <3 war ich wohl zu spät dran <3 much love an euch und die Community
Linus, beim Thema Twitter und Trump, sprichst Du im Wechsel von „Twitter sperrt Trump“ und „Twitter löscht den Account“. Das macht aber, meiner Meinung nach, einen gewatligen Unterschied. Meines Wissens wurde der Account nur gesperrt.
Hallo Linus, hallo Tim,
in LNP #376 sprecht Ihr über das US-amerikanische, indirekte Wahlsystem mit seinen Wahlpersonen. Als Begründung nennt Linus: eine nachvollziehbare Wahl schaffen als einen transparenten, dokumentierten Akt.
Die beiden Harvard-Professoren Steven Levitsky und Daniel Ziblatt kommen in „Wie Demokratien sterben“ zu folgender Aussage:
–(Buchausschnitt Anfang, ***tl;dr-Markierung*** durch mich)–
Die amerikanischen Präsidenten sind keine Abgeordneten, und sie werden auch nicht vom Kongress gewählt. Zumindest theoretisch werden sie vom Volk gewählt, jeder kann sich um die Präsidentschaft bemühen und das Amt, wenn er oder sie genügend Unterstützer findet, auch erlangen.
Den amerikanischen Gründungsvätern war die Wächterfunktion der Institutionen ein tiefes Anliegen. Bei der Formulierung der Verfassung und der Gestaltung des Wahlsystems standen sie vor einem Dilemma, das in vieler Hinsicht heute noch besteht. Einerseits wollten sie an der Spitze des Staates keine Monarchen, sondern einen gewählten Präsidenten installieren, und zwar einen, der ihre Vorstellung von einer republikanischen Volksregierung erfüllte und den Volkswillen widerspiegelte. ***Andererseits vertrauten sie der Fähigkeit des Volkes nicht ganz, über die Amtseignung eines Kandidaten zu entscheiden. Alexander Hamilton [einer der US-Gründungsväter] befürchtete, dass ein Präsidentenamt, dessen Inhaber vom Volk gewählt wird, allzu leicht an jemanden fallen könnte, der die Ängste und Ignoranz der Menschen ausnutzt, um gewählt zu werden, und dann als Tyrann regiert.*** ‚Die Geschichte lehrt uns‘, schrieb er in den Federalist Papers, ‚dass der größte Teil der Menschen, die der Freiheit von Republiken ein Ende bereitet haben, ihre Laufbahn damit begannen, opportunistisch um die Gunst des Volkes zu werben. Als Demagogen fingen sie an, als Tyrannen endeten sie.‘ Nach Ansicht Hamiltons und seiner Mitstreiter bedurften Wahlen eines eingebauten Prüfverfahrens. Das Instrument, das sie ersannen, war das Wahlmännerkollegium. Der zweite Artikel der amerikanischen Verfassung schuf ein indirektes Wahlsystem, das Hamiltons Gedanken, den er in den Federalist Papers ausdrückte, widerspiegelte:
***’Es ist … wünschenswert, dass die direkte Wahl von Männern vorgenommen wird, welche am besten dazu befähigt sind, die dem Amt entsprechenden Eigenschaften zu beurteilen. Außerdem sollten diese Männer unter Bedingungen arbeiten, die eine sachliche Beratung und eine kluge Verbindung all der Gründe und Antriebe begünstigen, die die Wahl sinnvollerweise bestimmen sollten.’***
Dem aus prominenten Vertretern der einzelnen Bundesstaaten zusammengesetzten Wahlmännerkollegium sollte die Wahl des Präsidenten obliegen. Dies biete, argumentierte Hamilton weiter, ‚die moralische Gewissheit, dass das Amt des Präsidenten kaum jemals auf einen Mann entfällt, der nicht in hervorragendem Maß mit den erforderlichen Qualitäten ausgestattet ist‘. Männer mit einer ‚Begabung für niederträchtige Intrigen und die kleinen Tricks, mit denen man Popularität gewinnt‘, würden ausgesiebt werden. So wurde das Wahlmännerkollegium zum ersten Wächter der amerikanischen Demokratie.
–(Buchausschnitt Ende)–
Frauen waren offensichtlich mitgemeint. Ansonsten hatten diese Gründungsväter beim Schreiben der Verfassung zwar das richtige gemeint (extremen Populismus und Demagogie gib es eben nicht erst seit Twitter, Fox und OANN), aber leider die später aufkommenden Parteien nicht im Blick, die aus den unabhängigen Wahlpersonen treue Parteivertreter machten.
Aber es ist schon ein wenig ulkig, dass die angedachte Wächterfunktion diese Wahlpersonen dank einer Partei wie den Republikanern so dermaßen pervertiert wurde.
Das Buch gibt´s übrigens gerade als Sonderauflage bei der BPB.
Was ist eure Meinung zu iMessage? Im Vergleoch zu Signal oder Threema.
Wenn ich einen Messenger am Start hätte, würde ich bei Gelegenheit zum FBI gehen und ihnen erklären, dass sie meine Daten erst bekommen, sobald sie die Öffentlichkeit glauben machen, dass sie nicht rankommen.
Da ich niemandem meinen Code zeige (Geschäftsgeheimnis), fällt das nie auf.
Da aber Geheimnisse ausschliesslich dann geheim bleiben, wenn sie nur zwei Personen bekannt sind und eine davon tot ist, werde ich Schwierigkeiten haben mit meiner dollen Theorie.
Hallo,
zur Content-Moderation und Free Speach in Social Networks habe ich einen Diskussionsvorschlag:
Warum sprechen eigentlich alle (auch die Dienste selbst) immer von demokratischen Grundwerten, wegen denen nicht „zensiert“ werden soll, räumen aber den Nutzern keinerlei demokratische Rechte ein?
Es wäre doch möglich sich ein System zu überlegen, in dem die User selbst darüber abstimmen, ob ein Posting gegen die Community-Regeln verstößt oder nicht. Z.B. ein Pop-Up das erscheint, wenn man selbst einen Post sieht, den jemand anderes gemeldet hat und bei dem man nur „Verstoß“ oder „kein Verstoß“ wählen kann. Je nach Reichweite des jeweiligen Postings, wird dann die nötige Menge der Abstimmungen berechnet, um die Abstimmung zu Ende zu bringen – also kleiner Post im privaten Umfeld benötigt nur 20 Votes um gültig zu sein, wohingegen ein Post von Friedrich Merz schon ein paar tausend braucht. 3 Strikes und ein Account wird gesperrt oder gekickt.
Da müsste mensch natürlich noch einige Fallstricke vorher lösen, z.B. muss verhindert werden, dass gezielte Shitstorms gegen einen Account geführt werden, da könnte der User dem so ein Aufruf oder die Teilnahme nachgewiesen wird halt einfach einen Perma-Ban bekommen.
Das Ganze läuft natürlich neben dem normalen Moderationssystem, das eindeutig strafrechtliche Verstöße ahndet und löscht.
Ich gebe zu bedenken, dass die Hälfte der Menschheit dümmer ist as der Durchschnitt. Zu boshaft? Na gut, möglicherwiese.
Ich fürchte aber, dass es viele Menschen gibt, die nach Gefühl abstimmen und nicht nach vernünftigen Gedankengängen. Und selbst wenn, woher weiss ich denn, dass ich alle Aspekte eines Themas bedacht habe?
Dazu kommt noch, dass es öfter mal Dinge gibt, für die ich mich nicht interessiere und schon nach fünf Wörtern das Tab schliesse (also nicht abstimme).
Oh und https://xkcd.com/1098/ natürlich.
Der gesamte Service würde blockiert bleiben, bis du abgestimmt hast.
Es geht ja auch nicht um das vollständige Verrständnis eines Themas, sondern darum einen Kommentar zu bewerten, ob dieser eine Umgangsform bzw. einen Inhalt darstellt, den die Community, die von mir aus auch nur aus Idioten besteht, so anerkennt oder ablehnt.
Das gibt m.E.n. dem User immer noch deutlich mehr Kontrolle über solche Tadel- und Löchsvorgänge, als es aktuell der Fall ist.
Wenn Gefühle verletzt werden, kann das ja auch schon ein Verstoß gegen die Community Policy sein. Ich finde, dass leute nach Gefühl abstimmen ist kein Argument dagegen, sondern dafür, siehe z.B. subjektivität von Rassismus.
Natürlich muss der User transparent erfahren, für welchen Beitrag er gelöscht wurde und der User muss auch die Möglichkeit haben, dagegen Einspruch zu erheben und mit einer phyisischen Entität in kontakt treten können, um diesen Einspruch einzureichen.
Aber es wäre ein anfänglicher Schritt in eine bessere Guideline Policy.
Das System müsste natürlich noch deutlich ausdiskutiert und geplant werden, sowas maße ich mir nicht an in einem Kommentar auf einer Blogseite schon vollumfänglich zu verfassen. Ist ja auch, wie Erwähnt ,ein Diskussionsvorschlag und kein Entwurf.
Zum Thema Whatsapp-Alternativen:
wie in 2 anderen Kommentaren erwähnt, würde mich auch interessieren was ihr von Matrix haltet.
Hintergrund:
hab bisher kein Smarphone, erwäge aber zum ersten mal mir eines anzuschaffen, das „librem 5“, ein sozusagen echtes Linux-Smartphone. Auf dem kommt offenbar standardmässig ein Matrix-basierter Messenger zum Einsatz, dadurch bin ich darauf aufmerksam geworden, während z.B. Signal für diese Plattform (noch?) gar nicht verfügbar ist.
Nun haben sogar meine Eltern die negative Presse rund um Whatsapp mitbekommen und fragen mich nach einer Empfehlung. Unter den gängig gehandelten Alternativen würde ich da wohl am ehesten Signal empfehlen (nachdem ich mir auch den Talk von moxie marlinspike am 36C3 angesehen habe), obwohl mir die Idee hinter einer föderierten (sagt man das so auf deutsch?) Infrastruktur (nicht eine App, ein Server, ein US-Unternehmen) zusagt.
Tim ist nicht alleine mit den goldenen 20ern. Hier ein Leitartikel aus dem Economist, wie Innovation uns (wirtschaftlich) aus dem Trauertal der 2000er und 10er führen kann:
https://www.economist.com/leaders/2021/01/16/why-a-dawn-of-technological-optimism-is-breaking
:-)
Das ist mir zu viel gute Laune!
Bürgerkrieg in den USA, Unruhen in Europa – Forscher prognostizieren: Die dunklen Jahre kommen erst
Wissenschafter errechnen aus historischen Daten, wie Gesellschaften in Zukunft prosperieren – oder zerbrechen. Für weite Teile der Welt sieht es in den nächsten Jahren gar nicht gut aus. Das Jahr 2020 war schlimm, aber nicht so schlimm für Peter Turchin. Denn er hat es schon zehn Jahre vorher gewusst. Dass es zum Beispiel in den USA zu schweren Krawallen und Gewalt kommen wird, hat er 2010 prognostiziert. Heute sagt er: Es wird noch schlimmer kommen.
https://nzzas.nzz.ch/hintergrund/prognose-2021-buergerkrieg-in-den-usa-unruhen-in-europa-ld.1593099
Hallo Linus, Hallo Tim
Ich finde es sehr gut das durch das aktuelle WhatsApp-Vorgehen endlich mal Bewegung in die Messenger Welt kommt. Allerdings kann ich es nicht nachvollziehen das auch ihr Signal als Alternative favorisiert.
Signal ist ohne Zweifel in vielen Punkten eine sehr gute Wahl. Allerdings ist auch dieser Messenger ein ‚Walled Garden‘. Sogar aus der Politik gab es schon diverse Forderungen, Interoperabilität zwischen den Plattformen zu forcieren. Diese verliefen bis jetzt leider immer im Sand.
Auch ich habe mir auf dem 36C3 Moxies Talk angehört und muß sagen das ich mit ihm in vielen Punkten nicht einer Meinung bin. Eine gute und kritische Analyse zu seinen Argumenten findet man hier:
https://blog.jabberhead.tk/2019/12/29/re-the-ecosystem-is-moving/
Es wäre schön gewesen wenn ihr in eure Diskussion um gute Messenger das XMPP-Protokoll mit einbezogen hättet. Für dieses föderierte Protokoll gibt es für alle Plattformen (sehr) gute Clients. Manche können evtl nicht mit der Feature-Dichte kommerzieller Clients andere Plattformen mithalten. Aber einfaches, Secure Messaging bieten sie alle sowie die meisten auch Video-Telefonie. Und mit Omemo ist auch bei XMPP eine ‚axolotl/double ratchet‘ Implementierung verfügbar.
Aktuell sehen wir durch den explosionsartigen Zuwachs an neuen Usern bei Signal Probleme mit der Skalierung. Diese sind sicher durch mehr Ressourcen in den Griff zu bekommen. Durch das föderierte Protokoll sind solche Probleme bei XMPP ausgeschlossen, bzw. würden nur einen einzigen Server betreffen und nicht das gesamte Netzwerk.
Mir ist bewusst das sich viele allgemeine End-User wenig Gedanken zu Security und Privacy machen, sondern die einfachste Useability im Vordergrund steht. Aber gerade der typische LNP-Hörer ist im Security Bereich sensibel und sicher auch in der Lage die Vorteile des XMPP Protokolls zu sehen.
„Sogar aus der Politik gab es schon diverse Forderungen, Interoperabilität zwischen den Plattformen zu forcieren. Diese verliefen bis jetzt leider immer im Sand.“
Es gab schon mindestens zwei Ausgaben LNP die erklären warum das keine gute Idee ist. Kurzform: Weil dann der kleinste gemeinsame Nenner den technischen Standard vorgeben wird. Und der ist eben nicht der sicherste, sondern der kommerziell verwertbarste.
Ich würde gerne noch meinen Lieblingswitz zur Insurrection teilen, der angeblich besonders in Lateinamerika hohe Wellen geschlagen hat:
„Wieso ist der Coups-Attempt in Washington fehlgeschlagen? Weil es dort keine amerikanische Botschaft gibt!“
Kurz noch als Gedanken zur Trump-Sperre auf Twitter:
Ich finde es vollkommen legitim und auch notwendig darüber zu sprechen, dass Twitter natürlich auch eine politische Abwägung machen muss, wenn sie darüber nachdenken den Account des Präsidenten zu löschen. Alle ethischen und ökonomischen Argumente sind ja sehr gut und wichtig, aber man muss doch einfach anerkennen können, dass ein amerikanisches Unternehmen mit einem Präsidenten Trump, einem republikanischen Senat und einer massiv radikalisierten Basis sich sehr eindeutig Gedanken darüber machen muss, was für Folgen es für das Unternehmen hätte, wenn sie Trump den Account sperren würden. Wir haben doch in den Anhörungen zu Big Tech schon gesehen, wie absolut durchgeknallt die Argumentation der republikanischen Seite sind, die alle sozialen Netzwerke als linksgrünversiffte Zensoren betrachten – Mit der Macht eines amerikanischen Präsidenten wäre Twitter in wenigen Wochen ruiniert worden. Jetzt erst haben sie eine sichere Basis, wo sie einerseits sehr eindeutige Argumente auf ihrer Seite haben, aber vor allem auch alle 3 „Branches of Government“ wieder von Demokraten bestimmt sind, die mit solchen Schritten einverstanden sind. Auch das gehört zu der Geschichte wie ich sie beobachte.
Sorry dass ich euch grad so hart mit neuen spontanen Gedanken zuspamme, das ist alles der billige Weißwein schuld:
Wir sollten glaube ich nochmal ganz klar zwischen Meinungsfreiheit und dem Konzept der „Freedom of Speech“ aus den USA unterscheiden, weil wir sonst Diskurse miteinander vermischen, die nichts mit einander zu tun haben. Glenn Greenwald hat sich zum Beispiel sehr harsch kritisch über die Sperrung von Trump geäußert, weil er der amerikanischen Illusion von „Freedom of Speech“ anhängt, die für uns Kontinentaleuropäer absolut unverständlich erscheint. Das geht dann gerne so weit, dass selbst eine Einschränkung von monetarisierter „Speech“ ganz schlimme Zensur ist – Also wenn Youtube dir kein Geld mehr für deine Lügen zuschiebt.
Der Wechsel vieler Menschen von Whatsapp zu Signal hinterlässt mich mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge:
Es ist wirklich ein großer Faktor, dass Menschen jetzt zu einem Messengeranbieter gewechselt sind, bei dem wirklich das messaging selbst einziger & wichtigster Daseinszweck ist.
Gleichermaßen habe wir aber auch gesehen, wie verdammt schwer es ist das eigene soziale Netz zu einem anderen Anbieter zu bewegen – und dass verschieben wir es einfach nur von einem zentralen Silo in ein anderes, nur um in ein paar Jahren wieder vor dem Problem des vendor lock-in zu stehen?
Obwohl bei Signal sowohl Clients als auch der Server Open Source sind, trifft die Zentralisierung hier sogar doppelt zu:
Fangen wir mit dem bekannteren zentralen Punkt an, dem Server: Sämtliche Kommunikation geht über diese auf der Infrastruktur großer US-Anbieter gehosteten Serverkomponenten. Da die Inhaltsdaten E2E verschlüsselt sind und Signal bei den Metadaten durch technische Maßnahmen als auch durch ein Versprechen, trotzdem anfallende Daten nicht zu erheben, ein zero-knowledge Strategie fährt, ist das aus Privatsphärensicht tatsächlich nicht so problematisch.
Vergessen wird dabei aber oft der Punkt der availability: Wegen US-Sanktionen gegen den Iran konnte das domain fronting mittels Google Cloud nicht zur Zensurumgehung im Iran angeboten werden [1].
Kommen wir zu den Clients: Zwar stehen diese ebenfalls unter einer Open Source Lizenz, Moxie Marlinspike hat allerdings schon mehrfach seine Abneigung gegenüber alternativen Clientimplementierungen, die nicht direkt unter der Kontrolle von Open Whispersystems stehen, geäußert. So drohte er dem LibreSignal Fork an, diese Clients von der Benutzung des Hauptservers auszuschließen [2]. Tenor: Du kannst schon die Clients forken, aber dann setz halt nen eigenen Server auf, auf dem niemand deiner Signal Kontakte ist – Pech gehabt. Das ganze ist auch so in den Signal AGB geregelt.
Auf dem 36C3 hatte ich moxie noch einmal auf seine Position zu alternativen Clients angesprochen, sie hat sich nicht geändert.
Diese indirekte Client-Zentralisierung dürfte auch ein (Teil)Grund sein dass der Signal Desktop Client so bescheiden funktioniert wie es eben der Fall ist. Niemand hat Lust einen inoffiziellen nativen Client zu entwickeln, wenn das Bedrohungsszenario des vom Server ausgeschlossen werdens im Raum steht.
Daher finde ich es enorm schade, diese Chance nicht für einen Schritt heraus aus dem vendor lock-in genutzt wurde, sondern nach Veränderungen in der US-Gesetzeslage oder den Schwerpunkten in der Client-Entwicklung erneut das Problem nur teilweiser Wechselwilligkeit droht.
Bei offen standardisierter, dezentraler Kommunikationsinfrastruktur wie XMPP oder Matrix besteht dagegen die Chance, Probleme auf Client oder Serverseite ohne den Verlust der eigenen Kommunikationsidentität und aller Kontakte beheben zu können.
Klar bedeutet die Möglichkeit, bessere Alternativclients entwickeln zu können noch lange nicht dass es auch tatsächlich passiert, wie etwa schmerzlich lange an XMPP Clients für iOS ersichtlich war [3], das ist aber eine völlig andere Problemklasse.
[1] https://web.archive.org/web/20180322015257/https://www.theverge.com/2018/1/2/16841292/iran-telegram-block-encryption-protest-google-signal
[2] https://github.com/LibreSignal/LibreSignal/issues/37#issuecomment-217211165
[3] mittlerweile können die beiden Clients Monal und Beagle.im/Siskin.im durchaus als benutzbar bezeichnet werden
Hallo Linus,
Deine Vermutung, dass hinter der Reaktion der Twitter-Aktie auf Trumps Rauswurf ein Algorithmus (böse) und kein Mensch (moralbehaftet) steckt, teile ich nicht. Ich halte jene Parallelwelt für die Wahrscheinlichste, in der ein menschlicher Fondsmanager instinktiv seine Schlüsse aus dem Wegfall des wichtigsten Vogels gezogen hat, so unterirdisch sein Gesang auch gewesen ist. Es ist dasselbe (aus menschlicher Sicht) kontraintuitive Muster, das wir an den Kapitalmärkten z.B. im Zuge größerer Entlassungswellen beobachten.
Viele Grüße und vielen Dank an Euch beide!
Uwe
Mahlzeit!
Die Sperre von Twitter hätte weitaus früher kommen müssen, da es sich bei @realDonaldTrump um das private Konto von Donald J. Trump handelt und nicht um das offizielle Konto des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika (@POTUS). Warum diesem Privatkonto ein Sonderstatus verliehen wurde (Anmerkung statt löschen bei Richtlinienverstoss), weiss nur Twitter!
Aber wenn er über @POTUS getrollt hätte wie über @realDonaldTrump hätte das vermutlich juristische Konsequenzen nach sich gezogen.
Gericht/Institution: LG Koblenz
Erscheinungsdatum: 27.01.2021
Entscheidungsdatum: 14.01.2021
Aktenzeichen: 9 O 80/20
Quelle: juris Logo
Verzerrte Darstellung einer Person in Beiträgen bei Wikipedia
Das LG Koblenz hatte darüber zu entscheiden, ob das Persönlichkeitsrecht des Klägers durch einen Beitrag in Wikipedia verletzt wurde und ob hierfür eine Geldentschädigung zu zahlen ist.
Der Kläger ist Komponist, politischer Autor und Verfasser völkerrechtlicher Arbeiten. Der Beklagte verfasst seit Jahren regelmäßig Beiträge für die Online-Enzyklopädie Wikipedia und ist maßgeblicher Editor des Wikipedia-Artikels des Klägers. Hierbei fiel der Beklagte in den letzten 15 Jahren durch tendenziöse Bearbeitungen von Einträgen zum Nahost-Konflikt auf, weshalb er auch schon vor dem LG Hamburg verklagt wurde. Dieses stellte fest, dass der Beklagte mindestens in zwei Fällen zu Unrecht nachteilige Veränderungen an den Beiträgen zu bestimmten Person vorgenommen hatte, die geeignet waren, diese in ein negatives Licht zu rücken und den Maßstab der Objektivität verlassen hätten. Auch Politiker der Partei „Die Linke“ und bekannte jüdische Persönlichkeiten waren hiervon betroffen.
Der Beklagte behauptete in dem Artikel, den er zu dem Kläger mitverfasste, dass der Kläger als „isländischer Hauptvertreter des Antizionismus bzw. als isländischer Hauptverfechter antiisraelischer und antiamerikanischer Theorien“ gelte. Tatsächlich gilt der Kläger in keiner öffentlichen Meinung als ein „Hauptvertreter/Hauptverfechter“. In Island gilt er in erster Linie als Komponist und Friedens-aktivist.
Weiterhin schrieb der Beklagte, dass der Kläger das Komponieren konzertanter Musik endgültig aufgegeben und sich Übungsstücken für Kinder gewidmet habe. Er behauptete weiter, dass der Kläger Komponist von Übungsstücken für den Musikunterricht sei. Tatsächlich gab der Kläger das Komponieren konzertanter Musik nie auf. Er komponierte auch nie Übungsstücke für Kinder. Seine Sammlungen leichter Stücke für Klavier, Streicher, Bläser und Gitarre sind zwar dafür bestimmt, Musikschüler in ihren ersten Unterrichtsjahren künstlerisch anzuregen, es handelt sich jedoch nicht um „Übungsstücke“. Die entsprechenden Stücke werden in der Fachpresse positiv rezensiert und werden oft auf Schülerkonzerten aufgeführt.
Auch behauptete der Beklagte, dass ein bestimmtes Werk des Klägers für das Musiktheater nie aufgeführt worden sei, welches tatsächlich jedoch aufgeführt wurde. In einen Satz, welche Instrumente der Kläger spiele, fügte der Beklagte den Zusatz „nach eigenen Angaben“ ein, obwohl es keine durchgreifenden Zweifel am Spiel des Klägers auf diesen Instru- menten gibt. Dies kann durch ein Abspielen von Videos auf der eigenen Website des Klägers unschwer verifiziert werden.
Weiterhin schrieb der Beklagte, dass der Kläger in den 90er Jahren vor dem Hintergrund der Sanktionen gegen das Regime von Saddam Hussein die These entwickelt habe, dass Wirtschafts-sanktionen aus menschen- bzw. strafrechtlichen Aspekten unzulässig seien und er habe hierzu drei Beiträge in juristischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Tatsächlich spielte die Person „Saddam Hussein“ für die Beiträge des Klägers keine Rolle. Der Beklagte fügte den Namen „Saddam Hussein“ vielmehr ein, um den Kläger in dessen Nähe zu rücken und damit zu suggerieren, dass die Arbeit des Klägers zu Wirtschaftssanktionen zu dessen Gunsten erstellt wurde, um den Ruf des Klägers zu schädigen.
Zu den Anschlägen vom 11.09.2001 schrieb der Beklagte unter anderem, dass der Kläger eine Beitragsserie veröffentlich habe, in der er die offiziellen Ermittlungsergebnisse bestreite und statt-dessen die von anderen Verschwörungstheoretikern verbreitete „False-Flag-These“ propagiere. Tatsächlich bestreitet der Kläger zwar die allgemeine Darstellung der Ereignisse um die Terror-anschläge des 11.09.2001, er verbreitet jedoch keine „False-Flag-Thesen“.
Im Hinblick auf eine kritisierte Reise des Klägers mit weiteren Personen zum früheren iranischen Präsidenten Ahmadinedschad änderte der Beklagte die Formulierung „Reise zum iranischen Präsidenten“ in „zu einer Privataudienz des iranischen Präsidenten“. Sonstige Reisen des Klägers und Begegnungen mit eminenten Persönlichkeiten werden in dem Artikel nicht erwähnt. Weiterhin schrieb der Beklagte, dass der Kläger behaupte, dass es sich bei dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt von 2016 um einen „Fake“ handele, es sei gar kein Lastwagen in die Menschen gefahren. Tatsächlich hat der Kläger den Anschlag nie als „Fake“ bezeichnet noch bestritt der Kläger, dass ein Lastwagen durch den Weihnachtsmarkt gefahren sei. Der Beklagte versuchte durch diesen Eintrag den Kläger als „Spinner“ darzustellen und potenzielle Leser von dem Erwerb des hierzu von dem Kläger verfassten Buchs abzuhalten. Darüber hinaus schrieb der Beklagte, dass der Kläger mit näher bezeichneten weiteren Personen Referent bei einer Ideenwerkstatt einer Burschenschaft gewesen sei. Tatsächlich war der Kläger Gast auf einem kontrovers besetzten „Panel“. Der Artikel hatte die Funktion, den Kläger in die geistige Nähe von Rechtskonservativen zu rücken.
Durch diese Darstellungen erlitt der Kläger schwerwiegende Nachteile in seinem geschäftlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen und persönlichen Ansehen. So kam es wegen dieses Artikels zu Absagen von Anwälten, Bibliotheken und Unternehmen.
Das LG Koblenz hat dem Kläger eine Geldentschädigung in Höhe von 8.000 Euro zugesprochen.
Nach ständiger Rechtsprechung des BGH könne kann jemand, dessen Persönlichkeitsrecht in schwerer Weise schuldhaft verletzt worden sei, auch Geldersatz für immaterielle Schäden beanspruchen, wenn sich die erlittene Beeinträchtigung nicht in anderer Weise ausgleichen lasse, so das Landgericht. Eine solche schwerwiegende Verletzung des Persönlichkeitsrechts liege hier vor. Zwar sei grundsätzlich ein Artikel in Wikipedia hinzunehmen, wenn die betroffene Person, so wie der Kläger als Autor, selbst aktiv den Diskurs in der Öffentlichkeit suche. Dann sei grundsätzlich auch hinzunehmen, dass Tatsachen erwähnt werden, die den Betroffenen in ein negatives Licht stellen. Vor allem gelte dies, wenn der Betroffene besonders kontroverse Positionen vertrete. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht verleihe keinen Anspruch darauf, in der Öffentlichkeit nur so dargestellt zu werden, wie es dem Inhaber desselbigen genehm sei.
Auch in einer Enzyklopädie gebe es keine rein objektiven Artikel, weil schon die Erwähnung eines bestimmten Ereignisses eine Wertung beinhalte. Auch die Art und der Umfang der Darstellung beinhalte stets Wertungselemente. Nach dem Selbstverständnis von Wikipedia als Enzyklopädie sei ein Artikel deshalb vom Anspruch auf möglichst weitgehende Objektivität getragen. Korrespondierend bringen weite Teile der Öffentlichkeit diesen Artikeln ein entsprechend großes Vertrauen entgegen. Zu berücksichtigen sei hierbei auch der hohe Verbreitungsgrad von Wikipedia, zumal oft ausschließlich dort eine Online-Recherche betrieben werde.
Nicht hinzunehmen von einem Betroffenen seien daher jedenfalls unzutreffende Tatsachenbehauptungen, wie dies hier zumindest teilweise der Fall gewesen sei (Darstellung der Kläger habe die Komposition konzertanter Musik aufgegeben, ein bestimmtes Werk sei nie uraufgeführt worden und er habe den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt als „Fake“ bezeichnet). Weiterhin nicht hinzunehmen sind nach Auffassung des Gerichts auch bewusst einseitige und negativ verzerrende Darstellungen, die eine innere Logik und Nachvollziehbarkeit nicht erkennen lassen. Der Betroffene könne jedenfalls verlangen, dass Darstellung und Gewichtung sich nach sachlichen Kriterien richten. Nach den eigenen internen Vorgaben von Wikipedia dürften Veränderungen von Artikeln und biografischen Informationen zudem nicht in „böser Absicht“ erfolgen und bei abwertendem Material dürfe dieses nur Verwendung finden, wenn dies wegen „eindeutiger Relevanz für den Artikel“ unumgänglich erscheine.
Hierzu stellte das Gericht fest, dass die Angaben des Beklagten in dem Artikel jedenfalls bei einer Gesamtbetrachtung der Beiträge des Beklagten bewusst einseitig und negativ verzerrend seien. Eine innere Logik und Nachvollziehbarkeit vermochte das Gericht ebenso wenig wie sachliche Kriterien hierfür zu erkennen. Sämtliche Behauptungen haben vielmehr gemein, dass sie den Kläger in ein negatives Licht rückten und dies nach Ansicht des Gerichts auch beabsichtigten.
In ihrer Gesamtheit stellten die Einträge daher eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts des Klägers dar. Von einem vorsätzlichen Handeln bei dieser Verletzung des Persönlichkeitsrechts des Klägers war das Gericht überzeugt, da der Beklagte einen solchen Vorsatz nicht bestritten hatte und eine ähnliche Vorgehensweise des Beklagten auch schon in einem Urteil des LG Hamburg festgestellt worden war. Zudem musste dem Beklagten, so das Gericht, als langjährigem Autor von Wikipedia die Reichweite und Funktionsweise von Wikipedia bewusst sein, sowie der Umstand, dass eine solche Verletzung von Persönlichkeitsrechten für den jeweiligen Betroffenen gravierende Auswirkungen auf dessen Leben hat. Hierauf weisen im Übrigen auch die internen Vorgaben von Wikipedia hin. Daher nahm das Gericht an, dass der Beklagte auch im Wissen um die Schwere und das Ausmaß der Persönlichkeitsrechtsverletzung gehandelt habe. Daher sah es eine Geldentschädigung als erforderlich an, um diese Verletzung des Persönlichkeitsrechts auszugleichen, da eine abgegebene Unterlassungserklärung hier nicht ausreiche, zumal die Möglichkeit zu einer Gegendarstellung für den Kläger nicht existierte und eine solche zudem die jahrelange Persönlichkeitsrechtsverletzung beim Kläger nicht aufwiege. Auch die präventive Wirkung einer Entschädigung in Geld erforderte hier nach Ansicht des Gerichts eine solche. 8.000 Euro hielt das Gericht hier für angemessen.
Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig.
Quelle: Pressemitteilung des LG Koblenz v. 27.01.2021
Alexa als Zeugin.
Hallo.
Leider habe ich wohl übersehen wie die Aufnahmen bei Amazon entstanden sind.
Sind es Aufnahmen welche „unwissentlich“ durchgeführt wurden (also ohne eine Aktivierung) oder ist ein Aktivierungswort gefallen in dessen dann der folgenden Aufnahme dies relevanten Informationen mitgeschnitten wurden?
Also konkret die Frage: Muss man aufpassen was man sagt wenn Alexa zwar an ist aber noch nicht durch ein Aktivierungswort aktiviert wurde?
Grüße Ralf
Man muss ja nicht alles immer aufzählen, aber auf XMPP hättet ihr bei der Gelegenheit durchaus mal hinweisen können. Wer behauptet, die Usability sei zu schlecht, hat XMPP vermutlich noch in der Form im Kopf wie man es vielleicht vor 10 Jahren mal ausprobiert hatte. Da hat sich EINIGES getan. Was die Administration verschlüsselter Gruppenchats betrifft, funzt XMPP sogar besser als Signal.
Und ohne in (unangemessenes) Signal-bashing umzuschlagen, noch kurz ein paar knackige Vorteile von XMPP:
– nicht telefonnummergebunden, sogar die Jabber-ID kann unterdrückt werden
– dezentral, kann selber aufgesetzt und mit anderen Instanzen verbunden werden
– Client frei wählbar
– offener, im Unterschied zu matrix etablierter Standard
Davon abgesehen, dass möglicherweise ein mit Email vergleichbares Spam-Problem zumindest theoretisch besteht, sehe ich echt nicht warum man XMPP nicht nutzen/empfehlen sollte. Zumindest, seit omemo-fähige Clients für alle Betriebssysteme existieren.
Hallo Linus, Hallo Tim,
ich möchte euch mach etwas losgelöst von den aktuellen Themen schreiben, in der Hoffnung, dass mein Thema ggf. trotzdem Anklag findet, obwohl es nicht tagesaktuell ist. Ihr beide redet häufig über die DS-GVO-Reform und die vielen Vorteile die damit einhergehen. Beruflich habe ich als Jurist bereits seit längerem mit Datenschutz zu tun und bereits eine große Anzahl von Mittelständlern in diesem Feld beraten. Was dabei einen recht erheblchen Teil der Arbeit einnimmt und oft bei den Kunden zu vielFrist führt, sind die auch nach meiner Einschätzung wirklich überbordenden Dokumentationspflichten, die besonders bei kleineren Unternehmern weder auf viel Gegenliebe noch auf Verständnis stoßen und ich muss gestehen es geht mir in diesem Punkt genauso. Bei aller Freude über die Reform sollte immer bedacht werden, dass diese auch mit einer ganzen menge von Schreib/Tipparbeit einhergeht, die erstmal keine Auswirkung auf den Schutz der Daten habt, aber enorm viel Zeit frist (z.B. Verzeichnis von Verfahrenstätigkeiten etc.). Abgesehen davon war es wie immer ein Top Sendung, witer so.
Grüße
Gerade nach dieser Folge gesucht: Ich gebe also „Wikipedia“ aus. Die Website listet mir nahezu alle der letzten Folgen auf, weil ihr es oft in den Shownotes angebt. Zum glück findet man die Folge über die Fußnote im Linus Neumann-Wikipediaartikel :D