Thomas Lohninger 0:47:04
Genau. Und jetzt ist das Gesetz in trockenen Tüchern und es stellt sich dieFrage, wie kommt man denn zu der Software, die das Ganze umsetzen soll und demganzen Ökosystem, das ja da aufgezogen werden soll.Und mit dieser Frage hat sich die deutsche Bundesregierung in den letzten Monatensehr intensiv beschäftigt und hatte da auch einen Konsultationsprozess.Der anfangs sehr offen war. Ich war da gemeinsam mit vielen anderen NGOs am Anfang dabei.Wirklich übrig geblieben sind dann eigentlich, glaube ich, nur zwei VertreterInnender Zivilgesellschaft,die da wirklich durchgängig dabei waren, die eine unheimlich gute Arbeit gemachthaben, um da diesen Architekturvorschlag, den die deutsche Bundesregierung jetztvorgelegt hat, zu verbessern.Die zwei waren da wirklich alleine auf weiter Flur, weil ansonsten hatte keinerden Atem, sich diesem Marathon an Meetings zu unterwerfen, außer der Industrienatürlich, die war da sehr glücklich, ihre Vorstellungen einzubringen.Wir haben jetzt auf jeden Fall mal diesen Architekturvorschlag,den wir auch verlinken, das ist ein sehr langes Dokument und vor allem das Datenschutzkapitelhabe ich mir angesehen und da muss ich sagen, das ist wirklich gut geworden.Also da hat Deutschland genau das, wie wir uns das gedacht haben in den Verhandlungen,dass das sein soll, mal niedergeschrieben.Es ist noch nicht so, dass man jetzt sagen kann, okay, da ist die technischeSpezifikation drinnen. Die kommt erst später von der EU-Kommission.Das ist ganz spannend, weil in den nächsten sechs, sieben Monaten muss die Kommission das vorlegen.Und Deutschland hat da natürlich mal was auf den Tisch gelegt,was die Kommission nicht ignorieren kann.Das freut mich jetzt mal nur so als Datenschützer, weil damit die Latte einbisschen höher gelegt wurde, als ich das aus vielen anderen Ländern kenne.Da wird Datenschutz gerade bei digitalen Identitätssystemen bei Weitem nicht so wichtig genommen.Es gibt auch noch Kritikpunkte, die wir an diesem Architekturvorschlag haben.Zum Beispiel, wenn du Daten über dich weitergibst an eine Firma,weil du jetzt eine Versicherung abschließt oder bei einem Hotelcheck-in,da ist ja alles denkbar an privatwirtschaftlichen Use Cases.Gibst du nicht nur deine Daten weiter auf einer vertrauenswürdigen Verbindung,sondern du gibst auch die staatlich beglaubigten kryptografischen Echtheitszertifikate weiter.Sprich, es ist dann auch für diese Firma, die deine Daten bekommt.Kryptografisch nachweisbar, dass die von diesem Staat als echt und authentisch zertifiziert wurden.Und das schafft ein paar neue Probleme, die wir so noch nicht hatten.Erstens mal, du kannst damit parallele Infrastrukturen aufbauen und dadurchnatürlich auch abseits von diesem EIDAS-Regularium, wo es vielleicht klare Grenzengibt, was mit den Daten passieren kann und da kann auch eine Firma ausgeschlossen werden,wenn ich die Daten mal habe, kann ich ja irgendwie mein Parallelsystem aufbauendamit. Technisch wäre das dankbar.Und das zweite ist natürlich, der Überwachungskapitalismus freut sich unheimlich,wenn du nicht mehr irgendwelche so Webformulareingaben hast,wo man vielleicht noch lügen kann oder tricksen kann oder Dinge weglassen kann.Sondern wenn du halt wirklich weißt, diese Daten sind staatlich beglaubigt.Das ist wirklich dieser Mensch, das ist seine Adresse, das ist seine Führerscheinklasse,seine finanzielle Situation, Familiensituation, Name sowieso.Also das wiegt schon sehr schwer und da gäbe es bessere technische Möglichkeiten,diesen Austausch zu gestalten, ohne die Signaturen mitzuliefern.Und deswegen, ja, da gibt es sicherlich noch Bewegungsspielraum so ein bisschenund das ist jetzt mal nur in der Nutshell, wie wir dieses Datenschutz,dieses Architekturkonzept sehen.Aber jetzt komme ich zu dem eigentlichen Punkt dieses Themenblocks und zwar,wie kommt man zu der Software?Und da hat sich die Bundesregierung mit dieser, ich glaube die heißt so Agenturfür Sprung, Innovation, Sprint, sind sie auf die Idee gekommen,wir machen da so ein mehrstufiges Verfahren, wo eingangs sechs Firmen oder Konsortien ausgewählt werden.Ich glaube, das müssen gar nicht Firmen sein, aber es sind so sechs Anbieter,die Software bauen wollen.Die bewerben sich, da werden sechs ausgewählt, die kriegen mal einen BatzenGeld, damit sie was bauen können.Nach ein paar Monaten gibt es die zweite Stufe, wo dann glaube ich vier übrigbleiben und wiederum eine zusätzliche Finanzierung gegeben wird,um das Ganze weiterzuentwickeln.Und zuletzt sollen zwei Anbieter übrig bleiben, die in der dritten Runde voneiner Jury ausgewählt werden, wiederum Geld bekommen, um die Dinge auch fertig zu entwickeln.All das soll Open Source sein und sich an dieses Architekturkonzept halten.Das ist schon mal spannend, weil eine komplette Open-Source-Implementierungzu haben, ist sowieso die Voraussetzung dafür, dass man so einer Software vertrauen kann.Aber das hilft natürlich auch allen anderen Ländern, wenn da schon ein Software-Stackda ist, zu dem man sich zumindest verhalten kann.Es ist nur Open Source, es ist keine freie Software, es stellen sich vielleichtimmer noch Lizenzfragen, aber trotzdem ist dieser Ansatz nicht schlecht und ja,auch zum Kern der Sache zu kommen, diese Jury von zehn Leuten wird jetzt geradegesucht und unter anderem wurde auch ich gefragt, ob ich da nicht hineingehen will.Und das wollte ich, ich habe mich da noch nicht letztlich entschieden,ich wollte das mal auch mal hier offen einfach in der Sendung mit dir und auchmit den Hörerinnen besprechen.Für mich ganz entscheidende Punkte war, dass es die Möglichkeit einer dissenting opinion gibt,also wenn man nicht mit dem Mehrheitsvotum der Jury einverstanden ist,dann kann man auch Punkte anbringen, die in der Begründung, die für jede Firmaoder für jeden Einreicher dort, der eine Wallet bauen will, dann veröffentlicht werden.Du kannst dich natürlich nicht zu denen äußern, die du ablehnst,das wäre ein bisschen nachtreten,aber trotzdem glaube ich, dass es sinnvoll ist, so dissenting opinions zu haben,dass du einfach on the record geben kannst, was Bedenken sind und dass man halttrotzdem auch vielleicht weiß,es gibt wirklich Augenmerk auf Datenschutz bei der Auswahl jener Konsortienoder Firmen, die hier versuchen, eben mit staatlichem Geld so eine Wallet zu bauen.Es gibt auch eine Aufwandsentschädigung, das sind drei Termine,wo es jeweils 1000 Euro gibt.Das geht natürlich an Epicenter Works als den gemeinnützigen Verein,wo ich das ganze tue im Rahmen meiner Anstellung.Und ja, das ist so grob, wie ich die Sache sehe. Tim, was denkst du dir?
Eine Frage:
Ich finde sowohl den Eingangs-Sound, als auch die Ausgangsmelodie so schön.
Gibt es von der Ausgangs-Melodie auch eine längere Version?
Evtl zum Download?
Notfalls schnippel ich mir selbst was zusammen, aber vielleicht habt ihr etwas?
Viele Grüße und Dank sowieso,
Andreas
Bezüglich des digitalen Euros würde ich gerne auf das vielversprechende open source Bezahlsystem „GNU Taler“ vom GNU Projekt aufmerksam machen, das schon länger in der Entwicklung ist. Die sind leider ziemlich unter dem Radar bei der Diskussion, obwohl sie im Dezember ein von der EU bereits gefördertes Projekt ins Leben gerufen haben mit dem Ziel das Bezahlsystem in Europa auszurollen [1]. Es gibt auch ein Paper von der schweizerischen Nationalbank über digitales Zentralbankgeld via GNU Taler [2].
Taler hat das Ziel den Datenschutz der breiten Bevölkerung zu gewährleisten und ist dabei (anders als Blockchain) praktikabel in der Umsetzung und effizient. Das System basiert auf Guthaben, das lokal auf dem Gerät liegt. Das Guthaben lädt man mit bereits existierenden Geld auf, weshalb es kein Ersatz für den bereits existierenden Euro sein kann.
Der Clue an dem System ist, dass nur der Käufer anonym ist und der Empfänger der Zahlung transparent offen, sodass keine Einnahmen vor der Steuer versteckt werden können oder anders betrogen werden kann. Beide Parteien erhalten zudem einen kryptographischen Nachweis über die Transaktionen für Rückerstattung etc.
Die Münzen nutzen sogenannte „Blind Signatures“, weshalb die Echtheit der Münzen gewährleistet ist, ohne dass man sie tracken kann. Die Sicherheitseigenschaften des Systems können formal bewiesen werden [3].
Es hat noch weitere coole Eigenschaften, z.B. können die digitalen Münzen auch zero-knowledge Altersnachweise enthalten [4] und es gibt auch Vorschläge wie man offline Bezahlungen ermöglichen kann [5].
Einen interessanten Vortrag über Taler findet ihr auch hier [6].
Mich würde interessieren, was ihr davon haltet.
Vielen Dank für den Podcast und viele Grüße,
Johannes
Links:
[1]: https://taler.net/en/news/2024-02.html
[2]: https://taler.net/papers/cbdc2021en.pdf
[3]: https://taler.net/papers/thesis-dold-phd-2019.pdf
[4]: https://taler.net/en/news/2022-09.html
[5]: https://taler.net/en/news/2023-06.html
[6]: https://taler.net/en/news/2022-08.html
Was er sagt. Hatte mal mitbekommen, dass die (EU) versuchen, das auf Blockchain zu bauen, hatte dann auch ne Mail an die AG geschrieben, dass die sich das mal als Alternative mal ansehen sollten. Hab ne sehr höfliche Antwort bekommen, aber das war‘s dann auch.
Ich mein, bei Taler sind so ganz normale Probleme da, wie: ‚ich hab mein Passwort vergessen, jetzt ist mein Geld weg‘, aber inzwischen lassen die sich auf den meisten Plattformen mit Biometrie lösen um das angenehmer zu gestalten. Bei Taler ist (IMO) das größte Problem, wie man’s nutzbar *und* sicher gestalten kann, damit man sich als ”nicht nerd” (Zitat: Tim) auch mal nen Fehler leisten kann.
Kann auch sein, dass das inzwischen gelöst wurde, hab bei dem Projekt bisher einfach (wie bei Zugferd) nur im Kopf so’n kleines Fan-Fähnchen im Kopf gewedelt und mich sehr über’s Projekt gefreut, aber keine praktikable Lösung gesehen. Vor allem, Menschen zu erklären, dass man sein digitales Geld genau so wie’n Geldbeutel verlieren kann, stößt einfach auf kein Verständnis Nuja, ich find Bargeld auch voll fein, aber ich wäre schon auch sehr von ner Alternative zu Visa/Amex/hassenichgesehn angetan, wenn’s denn weltweit akzeptiert werden würde.
SEPA ftw, Lastschrift ♥️ bestes Zahlungsmittel, wenn’s denn noch angeboten wird. Unkomplizierter geht’s eigentlich (als Verbraucher) nich. Aber ich kenn ja auch die Schmerzen, wenn man sich zum ersten Mal für den Verein damit beschäftigen muss
> bei Taler sind so ganz normale Probleme da, wie: ‚ich hab mein Passwort vergessen, jetzt ist mein Geld weg‘
Nein, dieses Problem gibt es bei Taler nicht, weil es gar kein Passwort hat.
> Bei Taler ist (IMO) das größte Problem, wie man’s nutzbar *und* sicher gestalten kann
Nein, das ist längst gelöst. Schau Dir die Smartphone-Apps an, das flutscht wunderbar.
> zu erklären, dass man sein digitales Geld genau so wie’n Geldbeutel verlieren kann
Es gibt – im Gegensatz zum Geldbeutel – ein Backup. Phone verloren – auf dem neuen das Backup einspielen, und schon sind die Taler wieder da. Double-Spending ist natürlich trotzdem nicht möglich.
Wie wäre es mit einer Art Blockchain aber halt Zentral? Komplette Transparenz, Nachvollziehbarkeit und konstante transparente Prozeder (mehr oder weniger Missbrauchssicher). Zentrales Zertifikat liegt beim Bund und Updates der zentralen „Chain“ die durch das zentrale Zertifikat jede Transaktion signed (statt dezentraler Schwachsinn). Dieses „zentrale“ Zertifikat könnte ja auch aufgeteilt werden und wenn die Legislative Prozedere ändert dann wird die Codebase halt geändert. Und ich hab noch im Kopf, dass irgendwelche Kryptowährungen das Double spending Problem offline ja anbieten (ich weiß nicht ob sie es gelöst haben)..
Hier nen altert Pfosten von mir dazu: https://open.substack.com/pub/luick/p/the-most-central-cryptocurrency?r=2e3v0k&utm_medium=ios
Zur Diskussion über die Neutralität Österreichs gab es gerade eine sehr informative Podcast-Folge von „Sicherheitshalber“. https://sicherheitspod.de/2024/04/11/folge-82-neutralitat-in-europa-ein-auslaufmodell-afghanistan-werden-wir-die-richtigen-lehren-ziehen/
Auch dort wird die Trittbrettfahrermentalität der Österreicher als bewusste politische Entscheidung eingeordnet.
War ja klar, dass die Österreicher rizz haben
bzgl der Geheimdienste in Österreich gab es auch in der ARD eine interessanten Podcast https://www.ardaudiothek.de/episode/dark-matters-geheimnisse-der-geheimdienste/hintergrund-warum-ist-oesterreich-ein-spionage-paradies/swr3/12824887/
„Dark Matters – Geheimnisse der Geheimdienste“ in der ARD Audiothek wollte ich gerade auch wärmstens empfehlen!
Naja, inhaltlich zwar durchaus stellenweise interessant, aber von der Machart her ziemlich sensationsheischend und damit nur schwer erträglich. Wie viele Produktionen neueren Datums kein Ruhmesblatt für den ÖRR. Die journalistische Qualität deterioriert zusehends.
Was eine vertane Chance, der Gag lag auf der Straße. :-D
„In Linz hörte ich, sei Wetter wie in Dubai“
Eine Klarstellung zur Klarstellung meiner Klarstellung:
Thomas sagt Hermes Phettberg WAR ein österreichischer Kabarettist.
Auch ich habe immer im Hinterkopf, dass er schon gestorben wäre.
Aber Hermes Phettberg lebt und er sieht (wenn auch gezeichnet von multiplen Schlaganfällen) gesünder aus als früher.
Findet Ihr den „lustigen“ Einstieg zu den Überschwemmungen in Dubai nicht etwas sehr geschmacklos? Da ist die Jahresmenge Regen auf einmal runtergekommen, es gab heftige Schäden und Tote. Lässt sich vielleicht nicht 1:1 auf die Flutkatastrophe 2021 in u. a. dem Westen Deutschlands übertragen, aber zumindest die gleichen Eckpunkte extreme Niederschlagsmengen, die zu großer Zerstörung und Toten geführt haben, sind ähnlich. Wenn Ihr auch der Meinung seid, dass damals so ein Gekicher unangebracht gewesen wäre, warum meint Ihr, dass das jetzt in Ordnung ist?
AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
Schulligung. Aber das musste als Reaktion auf diese Österreichgeschichte einfach mal raus. Die einzelnen Puzzleteile habe im laufe der Zeit zwar mitgeschnitten, die Zusammenhänge waren mir aber nicht so vertraut. Vielen Dank fürs zusammenfassen. Ich gehe dann mal weiter den Kopf schütteln. Damit wird man nach dieser Story ja gar nicht mehr fertig.
Die Ausführungen zur Rolle der EZB im Allgemeinen und vor allem im Kontext des digitalen Euros halte ich an diversen Stellen für nicht korrekt.
1. Die EZB ist nicht der alleinige Herausgeber des Euros. Die EZB gibt ausschließlich Zentralbankgeld und Barmittel aus. Das Giralgeld (also das Geld auf unseren Konten) wird durch die Geschäftsbanken ausgegeben.
2. Die EZB hat bereits im jetzigen Zahlungsverkehr keine Kontrolle über das Zentralbankgeld. Geschäftsbanken leihen sich dieses aus, auf die Zahlungsströme danach hat die EZB keinen Einfluss.
3. Sobald Zahlungsverkehr zwischen Geschäftsbanken passiert (z.B. durch Überweisungen), wird Zentralbankguthaben zwischen den Banken überwiesen.
4. Die EZB hat keinen potentiellen Kontrollverlust ohne einen „digitalen Euro“, weil diese schlichtweg nichts damit zu tun hätte. Die Grundprinzipien des Geldsystems würden auch hier gelten, vor allem die Trennung zwischen Zentralbankgeld und Giralgeld bleibt bestehen. Die EZB hat ohnehin nur eine einzige Aufgabe: die Ausgabe von Zentralbankgeld. Alle anderen vermeintlichen Aufgaben (Sicherung der Preisstabilität, etc) sind neoliberale Träume einer vermeintlich politisch unabhängigen Zentralbank. In der Realität bettelt die EZB seit Jahren bei den Euroländern, dass diese vernünftige Fiskalpolitik machen sollen, weil die EZB über den Leitzins kaum bis keinen Einfluss auf die ihr zugewiesenen Ziele hat.
Ebenso würde ich gerne darauf hinweisen, dass der Begriff des Steuergeldes irreführend bis falsch ist. Dieser Begriff ist auch ein Ergebnis jahrelanger neoliberaler Propaganda, die uns weiß machen möchte, dass sich der Staat durch Steuern finanzieren würde. Wie genau das geht kann niemand erklären, ohne einen Zirkelschluss zu erzeugen. Ohne Geld keine Steuern, ohne Ausgaben keine Einnahmen. Folglich finanziert der Staat sich selbst, indem er Defizite aufnimmt. Der treffendere Begriff wäre Staatsgeld bzw. öffentliche Gelder.
Das klingt sicherlich alles nach Kleinigkeiten und Wortlklauberei, macht im Kern aber einen entscheidenden Unterschied zur Versachlichung der Debatte, wenn wir über Staatsausgaben sprechen, anstatt über „unser Geld“.
Zur Sicherheit des digitalen Euros bei der offline Zahlung sollte man nicht vergessen dass Bargeld auch nicht fälschungssicher ist. Ich war mal bei einem Awareness Programm der österreichischen Nationalbank zu Falschgeld dabei. Das besondere war dass sie da „echtes“ Falschgeld hatten welches aus dem Verkehr gezogen wurde. Das Falschgeld war von sehr unterschiedlicher Qualität. Die mit Abstand beste Fälschung war der 200€ Schein, aber den konnte auch ich als Laie noch relativ einfach ohne Lupe und Prüfgerät als Fälschung identifizieren. Ich habe damals auch nachgefragt ob das wirklich das Beste ist was einem in freier Wildbahn begegnet, weil meine Vorstellung war dass Falschgeld täuschend echt ist. Die Kriminellen stecken da aber auch nur so viel Arbeit rein wie sie müssen. Deren Ziel ist ja nur das Falschgeld gegen echtes Geld oder Waren, die man leicht weiter verkaufen kann, zu tauschen.
Die Eurozone wird jetzt aber in der Praxis nicht mit Falschgeld überschwemmt weil der Euroschein ausreichend sicher ist und wir nicht mit random Leuten Geld tauschen.
Was die offline Zahlung mit einem möglichen digitalen Euro betrifft, würde ich nicht Geld von jemanden annehmen dem ich nicht vertraue. Das würde ich nur online machen. Mit Hinblick auf einen risikobasierten Ansatz muss die Fälschungssicherheit bei offline Zahlungen nicht perfekt sein, sondern nur gut genug. Was meiner Meinung nach noch ein großer Faktor ist wie einfach und vor allem wer digitales Falschgeld erkennen kann. Wenn das nicht so einfach möglich ist wie bei Bargeld muss auch die Sicherheit die ein digitaler Euro haben muss höher sein.
Smartcards nach ISO 7816 sind die sichersten Computersysteme die wir im täglichen Gebrauch haben. Also in Bankomatkarten, SIM Karten, im Reisepass, Personalausweis etc. Ist alles der „selbe“ IC nach ISO 7816. Die ISO definiert logische und physische Schnittellen und auch sehr viel des internen Aufbaus. Die Smartcards haben für die Anwendungssysteme also praktisch alle das selbe Betriebssystem. Weltweit gibt es locker über 50 Milliarden dieser Smartcards was ISO 7816 zum meistgenutzten Betriebssystem macht. Es gibt neben ISO 7816 auch noch einige andere andere Chipkarten die aber nicht deren Sicherheit erreicht, zum Beispiel Mifare Classic.
Die Idee sich hier für offline Zahlungen auf die Sicherheit von Smartcards zu verlassen ist also vielleicht nicht so schlecht wie es sich im ersten Moment anhört.
Der Eintrag „logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von Jonas“ mit dem Link https://logbuch-netzpolitik.de/lnp465-this-one-goes-to-eleven hat leider keinen Kommentar von Jonas :(
Ja, keine Ahnung wie das da reingekommen ist. War ja auch kein Feedback-Segment. Hab’s rausgenommen.
Servus Tim und Thomas,
heise hat berichtet die EZB hat einen Brief an die Europ.Kommission geschrieben und fordert darin den Zugang zur Secure Enclave der iPhones von Apple an. Ich habe das kommentiert, insbesondere warum das nicht ausreichend sicher ist: https://www.heise.de/forum/p-43920231
Stehe gerne bereit, Euch dazu aus der Sicht von GNU Taler Antwort zu geben. Gerne auch persönlich in einem Wiener Café…
Zur Frage, ob man nicht entweder beim Verfassungsschutz ODER Polizist sein sollte (Minute 21): Das Trennungsgebot in Deutschland bezieht sich eher auf die Kooperation der betroffenen Behörden und soll verhindern, dass diese zu eng zusammenarbeiten („Nie wieder eine Gestapo“). Das schließt aber nicht nur nicht aus, dass Polizei und Nachrichtendienste in Deutschland in festen Einrichtungen zusammenarbeiten (z.B. Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum GTAZ). Das mag man ja noch irgendwie nachvollziehen können. Irritierend ist aber, dass auch in Deutschland in einigen Landesämtern für Verfassungsschutz ein Großteil der Mitarbeiter:innen aus den Reihen der Polizei rekrutiert wird. Oder anders: Auch in Deutschland ist man leider nicht entweder Polizist oder beim Verfassungsschutz.
Double Spending war schon in den 90ern während meines Mathestudiums ein gelöstes Problem. Im wesentlichen basierten diese Algorithmen darauf, dass die digitalen Münzen die Identität des Besitzers beinhalten. Beim Bezahlen werden einige Informationen über die Identität kundgetan. Gibt man eine Münze doppelt aus, dann ist die Summe der Informationen ausreichend, um die Identität festzustellen.
Extrem vereinfachtes Beispiel: Teil der digitalen Münze ist eine Geradengleichung. Die Personenidentifikationsnummer b ist dabei einer der beiden Parameter: f(x)=m*x+b. Der Verkäufer würfelt ein x, z.B. x=12. Er erhält dann f(12) vom Käufer mitgeteilt. Ein zweiter Verkäufer würde ein anderes x würfeln, zum Beispiel x=7. Er erhält f(7) mitgeteilt. Damit haben wir zwei Unbekannte (m und b) und durch das Double Spending haben wir nun auch ein lineares Gleichungssystem mit zwei Gleichungen. Das ist lösbar, b kann berechnet werden, und die Polizei steht beim Double Spender vor der Tür.
Die genaue Mathematik ist deutlich komplexer, damit der Verkäufer prüfen kann, ob f(x) korrekt berechnet wurde, ohne dass der Verkäufer m und b kennen muss.
Der Digitale Euro klingt so geil wie die Bezahlkarte für Geflüchtete.
Hallo, jetzt möchte ich auch mal was sagen, weil ich dabei immer zusammenzucke. Ich bin allerdings ein durch die Hochschullandschaft gebranntes Kind.
Immer wieder verwendet Ihr den im Sprachgebrauch durchaus üblichen DoktorTITEL oder sprecht von Titeln, wenn es um Hochschulen geht.
In der Tat ist es so, dass es sich nicht um Titel handelt, sondern um akademische Grade. Zumindest in Deutschland. Über Österreich/Schweiz habe ich keinen Überblick.
Der Begriff Professor ist eine Amts- oder Berufsbezeichnung.
In meiner Hochschulzeit hat man immer wieder besonders durch Doktoren darauf hingewiesen, dass es sich um Titel handele. Hier mit dem Hintergrund, dass der Begriff Titel eine Verleihung impliziert und darüber eine der Gesellschaft Mehrwert bringende Leistung verbunden wird.
Ein solcher Mehrwert ist für einen akademischen Grad jedoch nicht erforderlich. Ob die Forschung einen gesellschaftlichen Mehrwert brachte oder nicht spielt keinerlei Rolle. Forschung ist frei.
Allgemeingültig belegt ein akademischer Grad, dass jemand ein bestimmtes Thema eines Fachgebietes in einer bestimmten Tiefe mit bestimmten Methoden beackern kann und etwas herausgefunden oder ausgeschlossen hat. Nicht mehr und nicht weniger. Damit kann auch ein gesellschaftlicher Fortschritt verbunden sein, muss aber nicht und wird in den meisten Fällen auch nicht so sein.
Das Ausstellen eines akademischen Grades belegt also eine Leistung im akademischen Bereich. Hier auch durch Personen, die selbst Teil des Kontextes Hochschule sind.
Das Verleihen eines Titels im Sinne einer Ehre erfolgt in der Regel durch Dritte. Also Personen eines ganz anderen Kontextes und damit wesentlich unabhängiger, als im akademischen Bereich.
Sprache ist mehrdeutig, Ihr könnt sprechen wie Ihr wollt, aber vielleicht habe ich euch ja überzeugt.
Bei der „Schriftprobe“ zur Zuordnung von Dokumenten zu bestimmten Personen kommt die sog. Fehlerlinguistik zum Einsatz. Falls Thomas immer noch nach dem Wort dafür suchen sollte.