Ein Logbuch:Netzpolitik Spezial zu den jüngsten Sicherheitsschwankungen im digitalisierten Gesundheitswesen

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Transkript
Shownotes
Prolog
- www.spiegel.de: Verfassungsschutz stuft gesamte AfD als »gesichert rechtsextremistisch« ein
- mygruni.de: Umverteilung Unterstützen – myGruni
ePA
- bkastl.de: Home | bkastl
- netzpolitik.org: Bianca Kastl
- www.inoeg.de: Willkommen beim InÖG
- www.ccc.de: CCC | E-Rezept: Sicherheit nicht ausreichend, Datenschutz mangelhaft
- fachportal.gematik.de: Elektronisches Rezept
- fachportal.gematik.de: Elektronische Patientenakte für alle
- fachportal.gematik.de: Glossar
- Wikipedia (de): Gematik
- ZDFheute: Elektronische Patientenakte geht an den Start
- ZDFheute: Start der elektronischen Patientenakte
- Deutschlandfunk: Elektronische Patientenakte: Chaos Computer Club beklagt Mängel
- heise online: Datenschutz: Kritik an elektronischer Patientenakte wird lauter
- www.gematik.de: Aktuelles | ePA-Sicherheitslücke geschlossen | gematik
- www.spiegel.de: (S+) Elektronische Patientenakte: Hacker umgehen auch die neuen Schutzmaßnahmen
- heise online: E-Patientenakte weiterhin unsicher: Schutzmaßnahmen nicht ausreichend
- media.ccc.de: „Konnte bisher noch nie gehackt werden“: Die elektronische Patientenakte kommt – jetzt für alle!
- www.gematik.de: Struktur | gematik
- Public Health: Europäischer Raum für Gesundheitsdaten (EHDS)
Neue Ministerien und Minister
- Thomas Gigold: Merz’ kleines Gruselkabinett | Thomas Gigold
- netzpolitik.org: Auf den Punkt: Es gibt gleich mehrere Wirtschaftsminister.
Digitalminister
- Wikipedia (de): BDSM
- netzpolitik.org: Designiertes Bundeskabinett: Vom Lobbyisten zum Digitalminister
- www.wiwo.de: WirtschaftsWoche
Innenminister
- netzpolitik.org: Neuer Innenminister: Dobrindts zweiter Versuch
Damals habe ich als Student (muss so um 2007/2008 gewesen sein) an Projekten zu dem Thema gearbeitet. Das war auch die Zeit, als die Gesundheitskarte aufkam. Deren Zweck war nach den damaligen Plänen tatsächlich, wie eine moderne Smartcard die Schlüssel von Patienten, Ärzten und Apothekern zu schützen, womit dann die Gesudheitsdaten Ende-zu-Ende verschlüsselt werden konnten. Man beachte, dass das aus derselben Zeit stammt wie der technisch sehr gelungene Personalausweis.
Die Daten waren auf Servern, aber ohne gültige Karten nicht lesbar. Für Kartenverlust gab es Prozesse, wo nicht einer zentral die Daten aller Patienten auslesen konnte.
Die ersten Probleme kamen dann von einer ganz anderen Seite als heute. Heute ist die Hauptmotivation hinter dem schlechten Schutz der Daten (zentrale Datenbanken mit billigem Access Control statt dezentrale Datenhaltung mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung) die Verwendung für Big-Data-Forschung.
Damals war es ein banaler Grund, den die Informatiker einfach vergessen (?) hatten: Wer gibt die PIN ein, wenn der Patient bewusstlos ist?
Weitere Probleme waren undokumentierte Abweichungen von der Praxis. Es gibt viele Dinge, die laut Gesetzen und Verordnungen nur der Arzt oder Apotheker selbst machen darf, aber in der Praxis von deren Assistenten gemacht wurden. In dem Konzept brauchte man deshalb die entsprechende Arztkarte, die Arzthelfer- oder Krankenpflegerkarten reichten dafür nicht aus. Und das hatte dann zur Folge, dass am Ende die Arztkarte immer im Terminal steckte und alle Praxismitarbeiter die PIN des Arztes kennen.
Dann wurde dann das eigentlich dem Stand der Technik entsprechende System notfallmäßig angepasst, um diese Praxisprobleme zu umgehen. Durch einige der Änderungen wurde aber das ursprüngliche Sicherheitskonzept unterlaufen.
Die aktuelle Sache, warum sie Kartennummern statt Kartenschlüssel für die Authentisierung der Ärzte verwenden, habe ich aber trotzdem nicht verstanden. Das klingt für mich eher nach einem Implementierungsversagen auf Seiten der Gematik. Das Konzept sieht ja nicht ohne Grund vor, dass jeder Teilnehmer eine Smartcard hat.
Linus hat bei den möglichen Zugriffspersonen auf die ePA ja versucht, das möglichst weit zu fassen. Ich würde da noch eine Position hinzufügen: die Personen, die die Rechner in den Arztpraxen betreiben. Genau dort würde ich mich positionieren, wenn ich böse Absichten hätte.
Ich durfte so einen Fall schon einmal selbst miterleben – in einer kleinen Praxis. Der Arzt hatte nicht einmal eine Aushilfe und war schon etwas betagter. Dort stand ein Rechner, aber er konnte meine Karte nicht einlesen. Also rief er den Support an. Dieser wollte per TeamViewer auf den Rechner zugreifen. Das funktionierte erst, nachdem ich ihm geholfen hatte, das Netzwerkkabel wieder in die Buchse zu stecken.
Anschließend hatte der Supportmitarbeiter am anderen Ende vollen Zugriff auf den schlecht gewarteten Windows-Rechner. Zwischendurch wurde der Arzt dann gebeten, seine Zugangsdaten einzugeben. Die eingesetzte Software hieß „Elefant“.
Wenn ich also Einblick in ePAs gewinnen wollte – schön verteilt auf verschiedene Praxen –, würde ich mich genau in so ein Callcenter setzen. Dort rufen den ganzen Tag Ärzte an und bieten einem im Prinzip ihre Zugangsterminals an.
Dann geb ich hier auch ausnahmsweise mal wieder meinen Senf dazu.
Ja ich verstehe all eure Probleme mit der Krankenakte, mein Problem was ich sehe ist neben dem Sicherheitsaspekt aber auch das das ganze ja auch dann funktionieren muss wenn jemand zb in einer Einrichtung lebt. Ich selbst arbeite in einem Seniorenheim. Und wenn ich Smartphone und Passwort höre schrillen bei mir die Alarmglocken. Der normale Bewohner bei uns hat kein Smartphone und geht auch nicht mehr zum Arzt sondern der Arzt kommt zu uns oder wir müssen dann damit hin fahren. Wie macht man das dann mit den Passwörtern, haben wir dann ne dicke Akte wo die alle drin stehen? Und dann ist das mit der Sicherheit ja auch wieder passee. Einfach jeder hier muss ja alles mögliche mit allen möglichen Ärzten abklären. Ja es wäre super wenn der Arzt dann einfach in die krankenakte gucken könnte und sehen was wann wie wo. Aber der Arzt kann halt auch nicht mit pc und Lesegerät durch die Gegend laufen dazu kommt das wir dann mit dem Handy und dem Passwort zum Arzt müssen damit der das einsehen kann. Das ist unfassbar kompliziert und keiner hat die Zeit dazu. Plus man bräuchte noch mal mehr Einwilligungen. Und wenn dann dahinter noch ein Betreuer steht, na Prost Mahlzeit. Das ganze müsste also irgendwie sicher sein aber auch so funktionieren das Bewohner und Leute die zb ihr zu Hause nicht mehr verlassen können über Pfleger, betreuungskräfte, Angehörige und und und das ganze hinbekommen. Und das ist ein Ding das fast unmöglich ist. Frage wie läuft das wo anders? Ich weiß das es das ganze in anderen eu Staaten schon gibt. Wie ist das da geregelt? Und wie weit muss Sicherheit gegen Praktikabilität zurück stecken. Ja natürlich kann ich alles super sicher machen aber dann ist das ganze für viele Leute nicht mehr nutzbar. Für viele ist ja onlinebanking schon zu kompliziert und schwieriger als das darf es auf gar keinen Fall werden.
Liebe grüße
Sabrina
Danke für diese ausführliche Darstellung der technischen Seite.
Ich habe der ePA schon letztes Jahr widersprochen. Nicht weil ich viel Ahnung von den Sicherheitsproblemem hatte, sondern weil ich das Zugriffsmanagement unter alle Kanone finde. Zum einen dass ich entweder alle oder keinen auf bestimmte Daten Zugriff geben kann/muss und dass meine KK aktuell nur eine Smsrtphone-App für den Zugriff anbietet (Browser über Desktop soll irgendwann kommen). Ich finde das inakzeptabel. Geld und Gesundheit kommt mir nicht aufs Telefon (Ausnahme sind Apps die rein der 2FA dienen aber auch nur wenn es keine Alternative gibt wie TAN-Generatoren). Dafür ist das Telefon schlicht zu sehr Single-Point-of-Failure. Ich würde nicht mal einen Kalender benutzen, der ausschließlich übers Telefon gemanagt werden kann, und erst Recht nicht eine ePA.