BKA kauft FinFisher; Telekom und Netzneutralität; Online vs. Offline; EU-Datenschutzkampagne
In der Vorwoche der re:publica kommen wir - dieses Mal ohne Gast - zusammen um die spärliche Nachrichtenlage abzugreifen. Im wesentlichen wieder alles schlechte oder zumindest zweifelhafte Meldungen, vieles was hier auch schon bereits angedeutet, berichtet und diskutiert wurde. Dafür wie immer unterhaltsam und launisch kommentiert.
Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.
Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.
Transkript
Shownotes
Prolog
- Linus war im Chaosradio zu Gast und Clemens hat angerufen
- BSI-Vorschlag: Ausweisfotos per De-Mail zur Meldebehörde schicken
BKA kauft FinFisher
- heise online – Mozilla mahnt Spyware-Hersteller ab
- Vertrag unterzeichnet: Bundeskriminalamt kauft Staatstrojaner FinFisher für 150.000 Euro
- For Their Eyes Only: The Commercialization of Digital Spying
- Bundeskriminalamt schulte Tunesien und Ägypten kurz vor dem Arabischen Frühling in Techniken zur Internetüberwachung
Die Telekom will es wissen
- Deutsche Telekom: Bis 2018 haben alle Kunden die neue AGB und Netzneutralität wird abgeschafft
- Drosselung: 1 GByte soll die Telekom unter 1 Cent kosten
- Geschwindigkeitsbremse : Telekom will Netz nun doch für alle Kunden drosseln – Nachrichten Wirtschaft
- Telekom: Flatrate-Kappung für alle Kunden, Managed Services für alle Anbieter
- Bundesnetzagentur schaltet sich wegen Telekom-Drosselung ein
- Antwort auf Philipp Rösler
- Full Metal Jacket: you are all equally worthless – YouTube
Online-Programm zum Offline-Gehen
- Das andere Leben
- Bundeszentrale will Jugendliche mit Online-Programm offline bringen
- I’m still here: back online after a year without the internet | The Verge
Datenschutzkampagne
- Naked Citizens
- EU-Datenschutzreform: Mit nackten Postkarten gegen gläserne Bürger
- Internationale Kampagne gestartet: In Brüssel droht ein Datenschutzdebakel
Epilog
- Die Sondersenung (während der re:publica immer von 17 bis 19h)
- re:Fefe: Erkenntnisse der empirischen Trollforschung
- Radio Universal
- Netzpolitische Vorträge auf der re:publica 13
launisch oder launig?
Bei dem Webdesign von ins-netz-gehen.de möchte man für 3 Tage nichts mehr ins Netz.
Gibts eine Quelle dafür, dass die Mozilla/Gamma-Geschichte was mit dem Firefox-Autoupdate zu tun hat? Im Citizen Lab-Report steht davon soweit ich sehe nichts drin. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Mozilla die Firefox-Updates nicht verschlüsselt und wenigstens prüft, ob das Zertifikat von einer vertrauten CA kommt.
Nein, den Eindruck wollte ich auch nicht erwecken. Es ist aber generell naheliegend, die Auto-Update-Funktion für Infektionen zu Nutzen, da man sich das ganze Gefische spart. Hier das Video, auf das ich Bezug nahm. Es gibt aber m.W. noch keinen Hinweis auf eine Infektion, die tatsächlich auch so stattgefunden hätte, daher auch meine Vorsicht.
Ok, danke. Klang von Tim ab 8:20 etwas anders.
Tim hat halt im Trüben gestochert, und da Mozilla Freie Software herausgibt und Mozilla nicht Apple ist, ist es für ihn natürlich ohnehin verdächtig.
Ich finde das überhaupt nicht naheliegend. Warum ausgerechnet das Auto-Update von Firefox? Warum nicht irgendein anderes Auto-Update von irgendeiner anderen Software? Das ist doch vollkommen egal, auf wessen kaputten Auto-Updater der Trojaner huckepack mitkommt, er kann sich auf dem Rechner immer noch im Nachhinein als Firefox ausgeben. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Das Herumhacken auf den Firefox-Updater, das im Podcast ganz klar geschehen ist, bedarf zumindest einer weiteren Recherche. Wie sagte Tim so schon? „Auf jeden Fall ist das akute Rufschädigung, und das geht natürlich gar nicht!“ (09:37)
Es gibt ja quasi eine „alte Diskussion“ für diese Fragebögen bzgl. Onlinesucht und die normale Antwort ist ja entweder „immer“ (online) oder „nie“ (neu verbunden) oder „einmal“ (verbunden).
Die FritzBox jedoch verrät mir, dass sie sich im April vier Mal neu verbunden hat, für mich zumindest dürfte die Antwort also „einmal pro Woche“ lauten (wenngleich die 4 Trennungen und Neuverbindungen binnen einer Stunde erfolgten, aber wir können ja mit nem Schnitt arbeiten).
Für diesen Monat steht der Counter noch bei null, aber der Monat ist ja auch noch jung.
Interessanterweise ist die Frage aber geschickter gestellt:
„Wie häufig nutzt du das Internet in deiner Freizeit?“
Die korrekte Antwort, „auf die Frage wie oft bist du online“ lautet natürlich: „ein mal“.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8f/You_have_been_on-line_for_1_year.jpg
Immer wieder gut. ;-)
Ich melde hiermit interesse an der Telekomwarteschleife Musik an.
Danke für euren Podcast, steht immer ganz oben auf meiner wöchentliche Podcast-Hören!-Liste.
Zum Thema Internet Abstinenz muß man nicht unbedingt in die USA schweifen. Der SZ Redaktuer Alex Rühle hat 2010 das Experiment gewagt und ein ziemlich interessantes und unterhaltsames Buch über diese Zeit geschrieben „Alex Rühle, Ohne Netz-Mein halbes Jahr offline“, http://ohne-netz.de/ueber_alex_ruehle/ kann ich nur empfehlen, insbesondere das Hörbuch hat mich eine Weile begleitet (auf meinem Firmen-Blackberry).
Den Spin der Telekom kann man in einer DRadio Wissen-Sendung vom Samstag studieren, wo ein Unternehmenssprecher, Philipp Blank, anwesend war.
Link: http://wissen.dradio.de/netzneutralitaet-das-ende-der-flatrate.126.de.html?dram:article_id=245447
MP3: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2013/05/04/drw_201305041105_online_talk_-_das_ende_der_flatra_49b79342.mp3
Dort fiel nicht nur wieder das „diskriminierungsfrei“, sondern die Telekom stellt sich interessanterweise auch als Beschützer kleiner Internetdienstleister dar:
11:05 „Insofern müssen wir Lösungen finden, dass auch Anbieter von kleinen Diensten, von empfindlichen Diensten in Zukunft eine Chance haben, die überhaupt auf den Markt zu bringen und im Best-Effort-Internet wird das nicht funktionieren.“
25:05 „Wer war denn Spotify bis vor kurzem? Das war auch eine kleine Klitsche, ist auch jetzt immer noch ein relativ kleines Unternehmen. Aber wir sind extrem offen dafür diesen neuen und innovativen Diensten auf die Beine zu helfen und die zu unterstützen“
Helfen soll übrigens die _diskriminierungsfreie_ Aufnahme in „managed services“. Das dafür anvisierte Modell ist eine Gewinnbeteiligung der Telekom an den Einnahmen des Inhalteanbieters.
Aua, Regulierung und Wettbewerb tun so weh. Und sind angeblich der Grund für den mangelnden Netzausbau, weil die Telekom von ihren Konkurrenten zu wenig Geld für das Überlassen von Anschlüssen nehmen darf. Das war die Grundlinie, die der Sprecher gefahren hat, sinkende Einnahmen bedeuten, dass die Telekom nicht in den Netzausbau investieren kann.
30:40 „Weil es [der Netzausbau] sich in Deutschland nicht rechnet. Deswegen hingt Deutschland hinterher. Der Wettbewerbsdruck ist in diesem Land so stark und die Regulierung [..] [senkt] die Vorleistungspreise immer weiter [ab]“
Dann noch die Gegenposition zum beliebten Argument des steuerfinanzierten Netzes:
29:45 „Die Schulden hatten einen höheren Wert als das Netz, das wir vom Bund übernommen haben.“ Dass das Netz aus Steuergeldern finanziert wurde, soll auch nicht stimmen, ist aber nicht näher ausgeführt worden.
Beim letzten Punkt würde mich durchaus interessieren, was von den Gegenargumenten zu halten ist.
Auch von mir ein großes Danke für den tollen Podcast. Informativ, witzig, sympathisch. Finde ich auch großartig, mit welcher Regelmäßigkeit ihr das Ding raushaut.
„Wer das Internet aber erst einmal für sich entdeckt hat, ist häufig darin unterwegs. Von den 65- bis 74-jährigen Nutzern und Nutzerinnen waren 2010 im EU-Durchschnitt 62 % „jeden bzw. fast jeden Tag“ online. In Deutschland waren es 57 %.“ Quelle: Seite 35, Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011.
Mittlerweile ist der Anteil der online süchtigen Senioren sicher noch weiter gestiegen. ;)