Ein Logbuch:Netzpolitik Spezial und Crossover mit netzpolitik.org: ein Gespräch mit Idil Baydar, Gerda Grischke und Jilet Ayşe
İdil Baydar ist eine seit vielen Jahren erfolgreiche Kabarettistin aus Berlin. Vor einigen Monaten wurde bekannt, dass sie aus rechten Kreisen Drohungen bekam und offenbar von der Polizei in der Sache nicht viel Unterstützung erhielt. Ganz im Gegenteil: Es liegt der Verdacht nahe, dass ihre persönlichen Daten über Polizeidatenbanken abgefragt und so in die rechten Kreise gelangt sind, die sie bedrohen.
Wir sprechen mit İdil über diesen Vorfall, Hass und Rassismus in Polizei und Gesellschaft, aber auch über Humor, Influencer und die Weisheit der Mütter sowie unvermeidlich auch über Innenminister Horst Seehofer.
Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.
Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.
Transkript
Shownotes
İdil hat Linus und Constanze in den Redaktionsräumen von netzpolitik.org besucht. Wir sprechen über ihre Eindrücke aus der sozialen Arbeit, ihre Karriere als Kabarettistin und ihre Erfahrungen als migrantisierte Deutsche. Trotz der schweren Themen erwarten euch 2 Stunden geballte Power von İdil Baydar.
Diese Folge erscheint gleichzeitig in Logbuch:Netzpolitik und NPP, dem Podcast von netzpolitik.org.
İdil Baydar ist eine deutsche Kabarettistin und Schauspielerin.
Mit ihren Kunstfiguren Gerda und Jilet ist İdil deutschlandweit bekannt geworden. Sie erhält seit Anfang 2019 Morddrohungen, weil Sie sich öffentlich gegen Rassismus und Diskriminierung von Migranten einsetzt.
- Youtube-Kanal von İdil Baydar
- berliner-zeitung.de: Berliner Datenschutzbeauftragte prüft Strafantrag im Fall İdil Baydar
- spiegel.de: Dieter Nuhr, Lisa Eckhart, Idil Baydar: Worüber darf man heute noch lachen?
- netzpolitik.org: Rechtsextreme Drohbriefe – Datenmissbrauch durch Polizeibeamte wohl auch in Hamburg und Berlin Datenmissbrauch durch Polizeibeamte wohl auch in Hamburg und Berlin – netzpolitik.org
- morgenpost.de: Jan Böhmermann: Adresse des Satirikers illegal von Polizeicomputer abgefragt – Berliner Morgenpost
- tagesschau.de: „NSU 2.0“-Drohbriefe: Polizisten in Hamburg und Berlin befragt | tagesschau.de
- sozialismus.info: Lisa Eckhart: Das Ende der Kunstfreiheit? – sozialismus.info
- rbb24.de: Debatte um Rechtsextremisten in der Polizei „Wir haben Entwicklungen, die uns Sorgen bereiten“
- hr-inforadio.de: „NSU 2.0“-Drohbriefe: Weiterer Verstoß der Polizei gegen Datenschutz
- zeit.de: İdil Baydar: Autorität ist nicht, eine Waffe zu tragen
- rbb24.de: „NSU 2.0“ Auch Daten der Kabarettistin İdil Baydar von Wiesbadener Polizeirechner abgerufen
- apps.derstandard.de: İdil Baydar: Stimmgewaltige „Kanakin“ kämpft gegen Vorurteile – derStandard.de
- taz.de: Comedian İdil Baydar über Morddrohungen: „Das ist Teil meines Alltags“ – taz.de
- deutschlandfunk.de: İdil Baydars “ghettolektuelles Kabarett” – Integrationsalbtraum Nr. 1
Gerda Grischke ist die Mutter von Matthias, dem Freund von Jilet Ayses großer Schwester Aysegül. Sie fühlt sich am wohlsten als Deutsche unter Deutschen. Sie ist keine Rassistin, aber man wird ja wohl noch sagen dürfen…
- youtube: Gerda Grischke live
- youtube: DISSLIKE // GERDA GRISCHKE
- youtube: NAZI-OMA GERDA GRISCHKE ÜBER DIE AfD
- youtube: Gerda Grischke auf Butterfahrt
Jilet Ayşe ist eine 18jährige Kreuzberger Ghettolektuelle.
- Frauenrechte
- Grundgesetz
- EU-Wahl
- Projektion
- Ich bin voooll sauer !!!
- Ich bin voll hübsch !!!
- Isch bin voll konnuniziert!!!
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass wir nun endlich eine Crossover-Folge gemacht haben. Mitglieder der Redaktion von netzpolitik.org sind regelmäßig im Logbuch:Netzpolitik zu Gast und Linus war früher auch festes Mitglied der Redaktion von netzpolitik.org.
Auch wegen des Namensbestandteils „Netzpolitik“ kommt es immer wieder zu Verwechselungen zwischen unseren Podcast-Angeboten. Noch dazu treten in dieser Folge mit Linus und Constanze zwei bekannte Vertreterinnen des CCC auf, um die Verwirrung komplett zu machen. Verwirrte E-Mails hatten wir in den letzten Jahren jedenfalls mehrfach.
Das kostenlose und werbefreie Logbuch:Netzpolitik kann und solle man unbedingt abonnieren, um in der Regel wöchentlich von Tim und Linus netzpolitisch beschallt zu werden.
NPP ist der Podcast der Redaktion von netzpolitik.org und genau wie das Logbuch kostenlos und werbefrei abonnierbar.
Den Vorschlag, auf einen Menschenpass (ich glaube, es war noch ein besseres Wort) hinzuwirken, finde ich fantastisch. Nachdem im Gespräch an mehreren Stellen über Faschisten und Nazis gesprochen wurde: Ich mache die Erfahrung, dass sich Menschen, zu denen diese Attribuierung passt, viel zu leicht rausreden können, dass sie ja nicht Fan des italienischen Faschismus oder respektive des deutschen Nationalsozialismus seien. Und u.a. in der Tat nicht sind aber auf Grund fehlender Alternativen nur so benannt werden können. Braucht die oben genannte Vision/Utopie nicht auch irgendwann einen neuen Terminus, der über historisch und national konnotierte Begriffe hinausgeht? Als einfachstes Beispiel ‚Menschenfeind‘?
Schöne Sendung. Kann mir noch mal jemand „Cancel Culture“ erklären?
Das ist der Versuch jemandem die Platform zu entziehen. Z.B. die Report Funktion auf Seiten wie YouTube zu missbrauchen, Druck auf Sponsoren aufbauen um Verträge zu beenden etc.
Um es noch ein wenig exakter zu sagen:
„Canceln“ ist das, was Jan sagt.
„Cancel Culture“ ist ein tendenziell von Konservativen bis Rechten behauptetes systematisches Betreiben von „canceln“ durch eher linksliberale Kreise, vermeintlich um unliebsame Meinungen zu unterdrücken.
Ich halte das Konstrukt „cancel culture“ für eine Illusion, die von Rechten aufgebaut wird, um sich einen kritikfreien Raum zu schaffen und zugleich linke und liberale Ideale (gendern, Antifaschismus/Antirassismus, Antisexismus …) zu diskreditieren – aber eben nicht auf argumentativ-inhaltlicher Ebene, sondern auf medial-perfomativer Ebene.
Und bitte nicht falsch verstehen. Das Phänomen des Cancelns gibt es natürlich und das kann auch wirklich problematisch sein. Aber weder ist es irgendeiner politischen Richtung zuzuordnen, noch gibt es darum eine „Kultur“.
Großartiges Gespräch!
Schön, dass Gedanken darüber, wo man (als Mensch/Menschheit) herkommt und wo man (als Mensch/Menschheit) vielleicht idealerweise hin will, hier in dieser Diskussion etwas mehr ausgebreitet werden. Das vermisse ich immer ein bisschen — das aber generell, nicht LNP-spezifisch. Leute aus der Technikecke (und da schließe ich mich ein) neigen leider zu oft dazu, komplexe Dinge auf kurzfristige Problemlösungen runterzudampfen, wobei die soziale Komponente (in Problem/Ursache und Lösung/Wirkung und dem dazwischen) vergessen wird.
Der Gedanke, dass das Problem nicht etwa der Rassismus direkt, sondern der Mensch und dessen Wesen ist(was sie mit Dynamik und Strukturelles Problem meint und auch auf den Faschismus anwendet, was sicher richtig ist, wir sind ja alle Rudeltiere), wabert schon länger durch meinen Kopf.
Denn es ist genau wie Sie sagt, in einer globalisierten Welt sollte Nationalität als Identifikationsmerkmal eine absolute sekundäre beziehungsweise gar keine Rolle mehr spielen!
Solange das nicht der Fall ist beziehungsweise wenn wir nicht an diesen Punkt kommen, werden wir in Zukunft ein sehr sehr großes Problem haben. Denn in einer Welt in der alles globalisiert ist, nur die Identität nicht, bricht der Mensch und dessen Identitätsgefüge einfach zusammen.
Und das wäre absolut katastrophal wenn nicht tödlich für unsere Demokratie. Noch viel schlimmer, stellt euch vor die menschliche Psyche (in einem gesellschaftlichen Kontex) ist nicht dazu in der Lage Phänotyp von Identität zu trennen und wir als Gesellschaft es nicht schaffen eine globalisierten Identität zu kreieren. Was dann?
Es ist eine Aufgabe und der Beginn einer neuen Era, wenn wir jetzt nicht anfangen diese neue globale Identität zu erschaffen und diesen Disconnect von Phänotyp und Identität hinbekommen, dann kann ich leider nicht sehr optimistisch in die Zukunft schauen.
Super Sendung! Idil hat so viele Aspekte und Erklärungen zur Fremdenfeindlichkeit aufgezeigt, dass ich erstmal ausser Stande bin auf ein Detail ein zugehen. Allein der Hinweis auf den immer noch wirkenden Kolonialismus, bringt mich zu einer Frage aus meiner Jugend: „Wie konnte es in Deutschland 1933 zu dieser Katastrophe kommen?“. Heute können wir das salonfähig werden der rechtsextremen Szene quer durch Geselschaft erleben… Ich behaupte mal, dass viele Menschen schon immer rechtes Gedankengut in sich getragen haben. Nur jetzt „darf man das jawohl mal sagen“. Es ist eine kniffelige Frage wie damit am Besten umzugehen ist…
Idil hat absolut Recht damit, zu sagen, es muß jetzt etwas getan werden… Und zwar _sofort_. Reden nütz wenig, weg schauen noch viel weniger…
Eine sehr interessante Sendung, vielen Dank dafür. Auch wenn mich das herunterspielen des „Hurensohn“ etwas erstaunt hat, ist es doch in bestimmten Kreisen, in denen ich auch schon verkehrt habe, eine Garantie dafür, sofort eins auf die Fresse zu kriegen oder fürderhin als Schlappschwanz und ebensolcher zu gelten.
Ist es überhaupt möglich, kein Rassist zu sein?
Bin männlich, weiss, deutsch und Mitte fünfzig und versuche natürlich keiner zu sein. Bin zum Glück auch noch nicht ernsthaft als solcher bezeichnet worden. Da ich aber dazu neige, immer alles auf mich zu beziehen, tut sich da ja doch das eine oder andere Fettnäpfchen in meiner Nähe auf.
Ich möchte die Frage noch erweitern: Is es irgendwem möglich, kein Rassist zu sein? Gerade auf dem Hintergrund der Aussagen von İdil erschließt sich mir das nicht ganz.
Und der Nachfrage nach der Cancel Culture schließe ich mich an.
Ich will mal versuchen zu antworten, ob wir nicht rassistisch sein können (ich bin ebenfalls weiß, männlich, Mitte 30)
Wir leben in einer rassistischen Gesellschaft, diese ist beeinflusst durch viele Ebenen des Rassismus (Kolonialismus, Nationalsozialismus etc) und Das Sein bestimmt nun mal das Bewusstsein (nach Marx) von daher ist es schwer möglich, nicht rassistisch zu sein.
Was jedoch hilft ist, eigenes verhalten zu reflektieren, viel zuhören, danach wieder über eigenes Verhalten nachdenken und weiter machen. So verändern wir uns und so verändern wir die Gesellschaft.
Es ist grundsätzlich nicht schlimm Fehler zu machen, jedoch nicht daraus zu lernen, wenn uns jemand aufzeigt (Insbesondere betroffene Menschen) und wir machen es weiter, wird es schwierig. Dann ist es nicht mehr Rassismus der durch die Struktur der Gesellschaft entsteht, sondern durch uns.
Die gilt für alle Arten von Diskriminierung (Rassismus, Sexismus, Antisemitismus etc.)
Das zweite ist anzuerkennen, dass es diese Strukturen gibt und zu verstehen, es gibt keinen Rassismus gegen Weiße, keinen Sexismus gegen cis-Männer etc. weil Diskriminierung immer auch eine strukturelle Machtfrage hat.
Was nicht heißt: Allen weißen Cis-Männern geht es gut, sondern es heißt. Die Chance das es dir (und mir) als weißem Cis-Mann gut geht ist bedeutend höher als einer schwarzen Frau.
Die nächste Stufe ist, Probleme von anderen ins besondere weißen als weiße Person anzusprechen und ihr dein (oder mein) gelerntes Wissen beizubringen, dann muss es keine Schwarze Person tun.
Cancel Cultur: Kommt aus den Neurechten Zeitungen der USA rüber, verbreitet durch die NZZ. Angeblich wird rechten Künstler*innen ihre Plattform entzogen, weil sie sich nicht politisch korrekt (sondern rassistisch, sexistisch, antisemitisch, etc) äußern. Dies sagen dann diese Menschen, denen die Plattform angeblich entzogen wird in Artikel von großen Tageszeitungen oder bei TV-Shows.
https://www.giordano-bruno-stiftung.de/sites/gbs/files/download/menschenrechte_gbs.pdf
find das Cross-over auch mega!
Starke Folge!
Ich hab wieder mal gemerkt, wie ich mich innerlich immer wehre als Weißer kategorisiert zu werden, wenn mir damit Eigenschaften, Verhaltensweisen oder Haltungen zugeordnet werden, selbst mich selbst als solcher zu sehen. Dank İdil fiel mir grad auf warum ich mich da (vielleicht) wehre. Nicht wegen der Vorurteile – die erfahre ich in anderen Kontexten ja auch – sondern weil es auf einer Vorebene gegen mein Selbstverständnis läuft. Aber keine Kränkung, dass aus der Herrenrasse ein Makel wird, im Gegenteil: Mein Grundverständnis ist, dass wir alle Affen sind, eine Tierart unter vielen auf diesem Planeten. Es gibt weiße, schwarze und getigerte Katzen, alles süß (acab!), nicht anders bei der Tierart, die die meine ist. (Will bei weitem nicht behaupten, dass ich frei von Vorurteilen sei, aber bei vielem weiß vs nichtweiß bin ich raus und war nie mit im Boot, das versus hier ist schon fehl am Platze.) Ich hatte als Kind viele Was ist was Bücher, darunter Evolution, und in der Schule haste das mit den Affen später auch gelernt. Religion, die hier kontraproduktiv arbeitet und den Menschen zu etwas besserem macht, war nicht. Die Idee des globalen Erden?Passes kann definitiv auch zu solch einem Grundverständnis führen. Weg von nationaler Identität, dadurch, dass wir etwas größeres, im geographischen Sinne, schaffen. Wir sehen ja an der EU, dass das funktioniert! Klar, Constanze, leider ne langfristige Angelegenheit. Aber schon eine Debatte darum kann die Sache beschleunigen oder das Empfinden schaffen, ohne einen tatsächlichen Pass. Wobei ich meine, zu beobachten, dass jüngere Generationen hier ohnehin überwiegend mit solch einem Grundverständnis aufwachsen – Informationszeitalter. Die werden sich später mal ganz rational ohne Rassismus bekriegen, um die klimatisch bedingt wenigen verbleibenden Lebensräume und Ressourcen…
Im Gegensatz zu Tieren gibt es bei den Menschen keine verschiedenen Rassen, wir sind genetisch ganz nah beieinander.
Menno! You missed the point.
Mein Grundverständnis ist, dass wir Affen sind. Meine Identität ist: ich bin eine Tierart von vielen auf diesem Planeten.
Nicht die Krone der Schöpfung und erst recht nicht darunter die allerbeste Sorte. Einfach nur Säugetier. Oder noch besser: Erdlebewesen!
Das ist der Grundgedanke İdils Voerschlag: Weg von dem schwachmatischen Identitätslevel auf National- oder Hautfarbebene.
(Abgesehen davon, dass Du in meiner Katzenanalogie das Gegenteil siehst von dem, was ich zu sagen beabsichtigte, nämlich dass wir alle exakt die gleiche Scheiße sind, befürchte ich, hast Du unrecht: meine zwei Hauskatzen verschiedener Farben unterscheiden sich genetisch sicher weniger als Menschen verschiedener Kontinente. Die Diskussion auf dieser Ebene führt zu nichts, es gibt Unterschiede aber unsere Identifikation sollten wir eben ein Level drüber anlegen. Dort angekommen, fällt es leichter gegen all die pauschalen Falschannahmen die den jeweiligen Phänotypen und Kulturen zugeschrieben werden anzukämpfen. Denn das ist das stark mit der Identität verknüpfte Problem: Vorurteile! Ob ich unsere Unterschiede nun Phänotyp oder Rasse nenne, ist imho gesellschaftlich letztlich irrelevante Haarspalterei. Es ist im Grunde egal wie krass die Unterschiede sind, wir müssen stattdessen aufhören illegitim und überwiegend falsch zu pauschalisieren – übrigens nicht nur aufgrund sichtbarer Merkmale (dazu gehört auch das Geschlecht)).
„Als Cancel Culture (dt. „Absagekultur“) wird ein systematischer Boykott von Personen oder Organisationen bezeichnet […..]“ Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Cancel_Culture ;)
Spannende Folge! Jetzt muss ich erst mal grübeln…
Btw.: ACAB = All Colors Are Beatyfull
Hallo Sven,
natürlich habe ich den Wikipediaartikel gelesen.
Nur ist mir nicht ganz klar, ob das eine gute Umgehensweise mit Andersdenkenden ist. Um es mal mit einem Grafitti aus einem Film zu benennen: „Who watches the watchmen?“.
Voltaire hat es auf den Punkt gebracht: „Man kann die Menschen zur Vernunft bringen, indem man sie dazu verleitet, daß sie selbst denken.“ Wie soll das gehen ohne Dialog? Erfordert wohl erfolgreiches „social engineering“ bzw. „hacking“, meinetwegen nennen wir es auch Aufklärung.
Machen die anderen doch auch…
Dialog Gespräch zwischen 2 Personen. Cancel Clutur setzt aber an, ihnen die Plattform zu nehmen, wo es keinen Dialog sondern nur Output in Richtung Öffentlichkeit gibt.
Ja eben. Da wird niemand dazu verleitet, selbst zu denken, und canceln tut immer der oder die Stärkere. Von daher meine Anfrage.
Aber die, die diesen begriff ins Spiel gebracht haben sind die stärkeren. Es sind konservative und rechte Medienschafende
die für diskriminierenden Texte angegriffen werden und sich dann in der FAZ, Welt, bei Phönix oder sonst wo über Cancel Cultur beschweren. Sie werden nicht gecancelt, es wird ihnen nur klar gemacht, mit eurer Scheiße seid ihr bei bestimmten Veranstaltungen halt nicht (mehr) erwünscht.
Und das ist gut so, es sind die alten weißen und oft mächtigen Männer, die das tun, was sie immer getan haben aber ein Teil akzeptiert das nicht mehr.
Dabei sind ein gutes Beispiel für Cancel Culture die Ereignisse rund um die ‚Umweltsau- Oma‘, also gerade eine rechte/konservative Kampagne. Das wurde nur nicht so gelabelt, ist aber doch genau das gleiche… also mimimi wenn es die eigene politische/rassistische etc. Meinung trifft, aber sonst vorne mit austeilen, wenn n Chor n Satiresong über Umweltsünderinnen macht..
Mein Vorschlag zur Bekämpfung von rassistischen und diskrimierenden Haltungen ist die Einführung der Selbst-Souveränen-Identitäten.
Der Film SocialDilemma zeigt diese Problemlage ganz anschaulich – jedoch wird auch hier keine Lösung geboten.
Was kann man tun?
SocialMedia befindet sich im Dilemma weil kein Vertrauen besteht. SSI kann bestehendes Vertrauen aus der analogen Welt in die digitale transportieren und dort 1:1 abilden.
Ja, diese Technologie birgt auch das ein oder andere Risiko, aber richtig angewandt, hat sie das Potenzial sämtliche von Euch angesprochene Probleme, mindestens in Ihren Grundstrukturen verbessern zu können.
Diese Verbesserungen, sind GDPR konform, nachhaltig und m.E. moralisch rein.
Wie kann SSI konkret eine Lösung sein?
Durch starken digitalen Trust können absurde Meinungen zunächst einfach vernachlässigt werden ( alle haben sozusagen einen blauen Twitter haken – wodurch man rechtlich für volksverhetzende/diskriminerende Äußerungen zu belangen ist). Sollten sich diese dann zu einem weiteren Problem heraus
kristallisieren, kann man in einem weiteren Schritt die verschiedenen CredentialVerifications zu Rande ziehen, um solche Gruppen weiter zu klassifizieren.
Diese Verifications sollten alles ein Anker des Vertrauens gelten.
Dadurch werden sicherlich vielfältige Themen-Bubbles entstehen, wobei solchen Strömungen von staatlicher Seite her recht einfach und transparent das vertrauensgebende Element „entzogen“ werden kann.
Solch ein Vorschlag wirft sicherlich viele Fragen, wobei ich der Meinung bin, das es höchste Zeit wird diese Fragen zu diskutieren.
Ganz spannend dabei ist, ob man die aktute flächendeckende Unwissenheit dazu Nutzen sollte, die Technologie, den 1983-Fans aus dem CSU-Innenministerium vorzuschlagen, SSI als staatliche Überwachungstech einzuführen. Dieses Werkzeug eingesetzt, hat das Potenzial alles zu vervessern – sogar wenn es die CDU einführen würde.
Beste Grüße
Schwierige Podcast-Episode.
Ich tue mich generell schwer mit Menschen, die laut und wie ein Wasserfall auf mich einreden (ganz unabhängig davon, ob das Gesagte richtig oder falsch sein mag).
Wenn diese Menschen dann auch noch mehrere Rollen spielen wird es kompliziert.
Das ist mir schon beim „Schroeder & Somuncu“-Podcast aufgefallen, wo die beiden Protagonisten ständig betonen, dass sie Rollen(tm) spielen. Was einerseits ehrlich ist, denn jeder Mensch spielt immer (und gerade in der Öffentlichkeit) irgendwie eine Rolle, andererseits denke ich, dass man sich die gespielten Rollen auch „zu eigen“ macht (zumindest die selbst geschaffenen, die man freiwillig spielt), denn man verbreitet damit das entsprechende Gedankengut (hier ganz allgemein und wertfrei gemeint) weiter. Wer z.B. auf der Bühne einen Nazi spielt, ebnet der AFD damit ein Stück weit den Weg, auch wenn derjenige privat vielleicht nicht so denkt. Selbst Soap-Schauspieler werden im Supermarkt teilweise angespuckt wenn sie in der Serie einen Fiesling spielen, weil die Menschen da teilweise einfach nicht unterscheiden können. Somit ist es für mich nicht verwunderlich, wenn Frau Baydar abhängig von der Bühnenrolle in rechten Kreisen Zustimmung oder Ablehnung erfährt. Die meisten Menschen reflektieren nicht auf einer Tiefe, die nötig wäre, um die Rollen aufzulösen, insbesondere wenn diese manchmal nahtlos ineinander über gehen. Und es ist vielleicht ohnehin die Frage, ob viele Prozesse nicht auch auf einer emotionalen Ebene ablaufen, die sich dem rationalen Verstand und dem Ironiedetektor entzieht.
Was die Kolonialzeit mit dem heutigen Rassismus zutun hat, verstehe ich nicht so ganz. Gab es vor der Kolonialzeit keinen Rassismus? Ich denke, die Wahrheit ist, dass Menschen einfach in ihrer Natur eine Veranlagung zu rassistischen Tendenzen haben, weil das „einfache Lösungen“ sind, das Gehirn einfache Lösungen bevorzugt und viele Menschen die Extra-Meile, diese kritisch zu reflektieren, nicht mehr gehen. Dies ist in der Sendung ja auch teilweise angeklungen.
Da hilft auch kein „Menschenpass“. Es gibt bereits universelle Menschenrechte, würde es einen Menschenpass geben, würden die Menschen andere Arten der Diskriminierung finden.
Wenn die AFD nicht wählbar wäre, wäre das nicht auch Cancel Culture?
Das eigentliche Problem ist doch nicht, dass die AFD wählbar ist, sondern dass so viele Bürger von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Würde man die AFD verbieten weil eine rechte Partei in einer Demokratie nicht wählbar sein darf, würde man nur einen neuen Märtyrer schaffen. Die Rechten mögen schließlich nichts lieber als die Opferrolle.
Fazit: Die Episode hatte schon interessante Ansätze und es war spannend, die NSU-2.0-Geschichte einmal aus der Perspektive einer Betroffenen zu hören. Der darauf folgende Rundumschlag ist dann aber irgendwie im Sand stecken geblieben, auch wenn sicherlich einige Punkte zutreffend beschrieben wurden.
Dass Menschen oft nicht zwischen Schauspiel und Realität unterscheiden können, trifft oft zu. Wie du beschrieben hast, merken das besonders Darsteller von Bösewichten mitunter sehr deutlich.
Das Problem, dass Zuschauer bei Auftritten von Frau Baydar mitunter ihre Rollen nicht als überzogenes Kabarett wahrnehmen, sondern als nicht-überzogene Darstellung eines Charakters, ist in meinen Augen ein etwas anderes Phänomen:
Denn Leute, die nicht sehen, dass die Rollen überzeichnet und damit entlarvend sein sollen, denken ja, dass Migrantisierte wirklich so sind wie Ayse/ dass der Rassismus von Grischke völlig richtig ist. Es zeigt nicht auf, ob diese Leute wahrnehmen, dass Frau Baydar schauspielert, sondern es deckt die Haltung dieser Leute zu den Rollen auf.
(Hierzu eine Podcast-Empfehlung: Revisionist History season 1 ep. 10 „The Satire Paradox“. Ist jetzt länger her, dass ich das gehört habe, aber absolut hörenswerte Analyse davon, dass Satire durchaus auch anders interpretiert wird, als von Künstler*innen-Seite angedacht war.)
Du hast Recht, die Art von Vorurteilen und Diskriminierung auf Basis dieser Vorurteile, welche Rassismus ausmacht, gab es schon vor der Kollonialisierung. Allerdings alles etwas wabernder und informeller. Es gab vorher noch nicht mal das Wort ‚Rasse‘ im Bezug auf Menschen. Auch der christlich religiöse Gedanke, dass die Menschen alle von Adam und Eva abstammen, hat stichhaltigen Rassismus erschwert.
Das änderte sich im 18. Jahrhundert. Um den Sklavenhandel zu legitimieren wurde jetzt die Wissenschaft herangezogen und menschliche Rassen erfunden. Und zwar mit klarem Ranking von hochwertige Menschen zu niederwertigen Menschen. Und natürlich keinerlei seriöser Argumente für dieses Ranking. Reine Gefühlslage dieser Pseudo-Wissenschaftler, dass weiße nunmal besser, schöner, intelligenter seien. Während einerseits Gedanken von Demokratie und Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit im 18. Jhd aufkamen (Französische Revolution), konnte man also über ‚Rassen‘ diese Gleichheit recht zufriedenstellend auf weiße (Männer) eindämmen, um weiterhin Menschen versklave und unterdrücken zu können. Seit Mitte 20. Jahrhundert ist es offiziell wissenschaftlicher Konsens, dass es keine menschlichen Rassen gibt.
Trotzdem hallt diese Zeit nach. Die Farbkodierung der ‚Rassen‘ in schwarz, weiß, rot, gelb? Das hat ein Mann namens Carolus Linnaeus im 18. Jahrhundert erfunden, aber wir gebrauchen sie heute noch. Im Englisch-sprachigen Raum auch immer noch gebräuchlich ist die Bezeichnung „caucasian“. Dieses Wort als Bezeichnung für weiße hat sich Johann Friedrich Blumenbach (auch 18. Jhd.) ausgedacht, weil er Menschen vom Kaukasus besonders schön fand. Und da er der Meinung war, dass die weiße ‚Rasse‘ die schönste und beste sei, von denen sich die anderen ‚Rassen‘ wegentwickelt hätten, hat er weiße „caucasian“ genannt. Und der Begriff hält sich bis heute.
Aber Sprache ist das eine, da kann ja auch ein Wort erhalten bleiben, aber die Bedeutung hat sich über die Jahrhunderte verändert. Leider hallt die „Forschung“ aus dem 18. Jahrhundert auch anderweitig nach. Meine Mutter, Baujahr 58, erzählte mir erst neulich, dass sie noch über menschliche Rassen im Bio-Unterricht gelernt hätte. Es gibt genug Leute, die immer noch denken, da gäbe es signifikante genetische Unterschiede, die sich ‚Rasse‘ nennen bei Menschen.
In den USA muss man immer noch auf sehr vielen offiziellen Formularen die eigene Rasse angeben. Und was soll das sein? Und welche Identität drückt das mir als Person auf? Offensichtlich eine, die von den Vorurteilen und Rassismus der Kolonialzeit definiert oder zumindest noch stark beeinflusst ist.
Unser Denken über Menschen verschiedener Herkunft und vor allem verschiedenen Aussehens ist kulturell von der Geschichte geprägt. Genau wie du schreibst, braucht es kritische Reflexion über das eigene Handeln und Denken im Bezug zu Rassismus. Mir hat es sehr geholfen dazu ein paar Bücher zu wälzen. Genau genommen hat es mir gezeigt, wie wenig ich dazu weiß. Trotzdem habe ich hier versucht ein paar meiner bisherigen Erkenntnisse weiter zu geben.
Das obige basiert hauptsächlich auf:
Anderson, Margaret. Race in Society. The Enduring America Drama. Rowman & Littlefield, 2017.
Frederickson, George. Racism: A Short History. Princeton University Press, 2002, pp. 49-96
Olou, Ijeoma. So You Want to Talk About Race. NY: Seal Press, 2019.
The Oxford Handbook of Philosophy and Race, edited by Naomi Zack, Oxford University Press, 2017
Ein Disclaimer: Ich habe im Zuge von BlackLivesMatter angefangen mich in das Thema einzulesen. Ich stehe da wirklich am Anfang. Gerade deutsche Bücher habe ich bisher noch kein einziges gelesen. Verbessert mich gerne, falls ich was falsch dargestellt haben sollte.
Ich habe die Folge nach 10 Minuten als „Gespielt“ markiert. Das war die erste Folge (nicht nur LNP sondern insgesamt) die ich nicht zu ende gehört habe. Es war nur laut und hektisch. Sehr schade, weil ja wohl der Inhalt gut gewesen sein muss, wenn man so die anderen Kommentare liest.
Kann ich verstehen. Bin gerade dabei das zu hören aber die Frau ist echt anstrengend. Berliner Dialekt ist sowieso schon schwierig und dann auch noch ständig dieser aggressive Tonfall. Klar, ist verständlich was der so alles passiert ist wäre ich wahrscheinlich auch nicht mehr ruhig und entspannt. Nur was ich aus dem ganzen Dingen mitnehmen ist eben leider nicht irgendein wichtiger Punkt sondern „die Berlinerin regt sich auf“. Bin sowieso spät dran mit LNP ich glaube ich höre diese Folge nicht zu Ende.
Selten so tief geschürft. Aber auch schwierig zu verarbeiten. Vielleicht könntet Ihr das gelegentlich mal fortsetzen.
„Vielleicht könntet Ihr das gelegentlich mal fortsetzen.“
Ja, bitte!!
Es ist ja auch angeklungen, dass ihr vielleicht eine Fortsetzung macht. Das würde mich wirklich sehr freuen! Und bitte auch wieder mit Constanze :)
Nicht den Humor verlieren ist auch ein Weg. Daher ein kleines Gedicht:
Sollten Facebook, Twitter und Co. nicht explodieren, Trump und so weiter nicht krepieren – können wir bald wieder in Höhlen dinieren.
Dann: Rassismus – ja was ist denn dass? Erkenntnis: Wasser macht nass.
Hilf!!!1elf Linus „Voltaire“ Neumann. Gib uns die Lehre – wir sind dein Volk – gib uns die Ehre.
Ein kleiner Spaß muss sein – mir fällt nix besseres ein. Sorry, weitermachen.
Zur Fragen was können wir tun:
Natürlich habe ich nicht, wie niemand hier alle Antworten dazu.
Aber eins haben alle, die diese Folge gehört haben schon mal getan. Betroffenen Menschen zugehört, dies sollten wir alle, die öfter tun. Betroffenen Menschen zuhören und Ihnen die Plattform geben zu reden. Danke dafür an euch.
Was wir selbst tun können ist: Uns zu reflektieren und zu akzeptieren, dass wir alle in der Vergangenheit Fehler gemacht haben, unabsichtlich oder unwissend (hoffentlich nur das) rassistisch, sexistisch, antisemistisch, abelistisch oder ähnlich diskriminierend gehandelt haben. Dies aber auch erstmal nicht schlimm ist, sobald wir es merken, dies in Zukunft verbessern, möglicherweise andere besonders weiße Männer, dabei nur weiße Männer darauf hinweisen uns gegenseitig helfen Probleme zu verstehen und die Welt etwas besser machen.
Die Welt besser machen wir in dem wir emanzipatorische Parteien wählen, versuchen das jetzige System welches auf koloniale, rassistische, patriarchale Strukturen fußt abzuschaffen, ein neues gerechtes und damit für weiße Männer wie mich weniger mit macht gefülltes System aufzubauen.
Und uns rechter Scheiße, egal ob sie aus der Ecke von Union, dem alten Gewerkschafter oder der Eso-Tante kommen, entgegenstellen. Dies Lautstark (sollte es gehen) in der Gesellschaft tun, wo Menschen diskriminiert werden, wo Nazis aufmaschieren wie etwa am 3.10 in Berlin oder anderen Städten, diese blockieren. Nicht sagen „jede Meinung ist es wert gehört zu werden“ weil Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen und vielleicht noch etwas Geld/Zeit spenden an Gruppen die dies auch versuchen, wie etwa : Die Rote Hilfe, das Apabiz, Das Netzwerk Polylux, die Migrantifa, Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, der Seebrücke, den Gruppen die auf Moria arbeiten oder noch vielen mehr.
Wir sind nicht perfekt, wir können nicht immer alles richtig und gut machen aber wir können jeden Tag probieren etwas anders und besser zu machen.
Ich fühle mich, warum auch immer, von der Aufforderung angesprochen mal einen Kommentar abzugeben.
Unter diversen Nicknames habe ich das hier auch schon öfter getan und wie es meine Art ist, werde ich auch dieses Mal eher pessimistisch bleiben.
Erst einmal ein Dank vorweg, für diese herausragende Folge. Eine Bemerkenswerte Gästin, mit einer bewundernswerten Einstellung, die ich leider nicht schaffe zu teilen.
Über die Problembenennung, wie ihr sie schon begonnen habt, komme ich hier auch kaum hinaus. Wo die Probleme in diesem Land liegen, ist ähnlich und noch schlimmer in anderen Ländern zu beobachten. Als wichtigste Ursachen habe ich für mich die Bildung und die Medien, bzw. den Journalismus identifiziert (Hier im Text syn. verwendet).
Darüber hinaus noch ein wichtiges weiteres Phänomen, was ich öfters hier auch schon angesprochen hatte, aber nur Unverständnis und Sarkasmus als Reaktion bekommen habe. Vielleicht kann ich das aber mit einem etwas größeren Bogen noch einmal besser erklären.
Erste Punkt: Bildung. Da sind wir uns alle einig, da brauche ich keine vielen Worte verschwenden. Jedoch, auch wenn wir morgen alle Probleme gelöst hätten, blieben da immer noch die vielen Menschen, die ihre Schule längst hinter sich haben. Die können sich vor allem über die Medien „bilden“ und ihre Sicht auf die Dinge durch diesen Input erweitern. Theoretisch.
Linus hatte mir einmal auf meine Kritik an den Medien damit geantwortet, dass ich den Medien Aufgaben zuweisen würde, die deren Kompetenzen überschreiten würden. Meine Kritik war, dass die Medien, vor allem die öffentlich-rechtlichen, nur das berichten, was in der Bundespressekonferenz auch schon von der Bundesregierung Thema war. Prominentes Beispiel Syrien. Der Syrienkrieg, sowie die Krim-Krise haben in den letzten 10 Jahren einen massiven Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Medien zur Folge gehabt. Mit Recht. Dass Ukrainische Kämpfer, mit SS-Symbolen (auch dort reicht die Tradition der Nazis in der West-Ukraine bis in die 1920er Jahre zurück) als die Guten hingestellt wurden, in deutschen Leitmedien, ist mir bis heute unverständlich. Ebenso war es lange Bekannt, das Erdogan den IS unterstützt, z.B. verletzte Kämpfer in der Türkei hat versorgen lassen, während die Grenzen für Zivilisten geschlossen blieben. Das wurde dann erst berichtet, als er durch seine Annäherung an Putin zum Bösen wurde und es auch in der BPK thematisiert wurde.
Aber eine Presse, ein Journalismus, Medien, die erst berichten wenn es für die Regierung interessant wird, die außenpolitisch größtenteils auf Linie sind, können wir uns sparen. Dann reicht auch die BPK und die Pressemitteilungen der Regierung. Medien müssen von sich aus Themen setzen um die Politik unter Druck zu setzen. Sie müssen darüber berichten, wie stark sich die Anzahl der Wohnungslosen in Deutschland in der Merkelzeit erhöht hat. Sie müssen Fragen stellen, warum wir mit Saudi Arabien weiter Geschäfte machen und somit in der Außenpolitik mit zweierlei Maß gemessen wird.
Ebenso was die USA angeht. Nach dem IS Anschlag auf das Ariana Grande Konzert in Manchaster, haben US Kampflugzeuge ein Dorf in Syrien bombardiert, in denen nur die Frauen und Kinder von IS Kämpfern untergebracht waren. Über 100 wurden getötet. Ein klares Kriegsverbrechen, unter vielen.
Auf der BPK flüssterte dann der Cybert „nichts wissen“ zu seinen Kollegen, als ein Tilo Jung nach diesem Vorfall gefragt hat. Und es passiert nichts. Der Westen hat einen enorm hohen Bodycount an Zivilisten nach dem 2. WK auf sich vereint. Seit 1945 werden durchschnittlich jeden Tag 800 bis 1000 Zivilisten irgendwo auf der Welt von den USA und ihren Verbündeten, also uns, getötet.
Die EU ein Friedensprojekt? Nein, ist sie nicht. Sie ist ein Wirtschaftsprojekt. Man hat nach dem 2. WK gelernt, dass man Länder auch kapitalistisch ausbeuten kann, ohne dort einzumarschieren. Man zieht die Eliten auf die eigene Seite und beutet gemeinsam das jeweilige Land aus.
Stehen dem Menschen im Weg, schleppt die Küstenwache die Bote zurück aufs Meer und lässt sie ertrinken. Sind die Ufer zu nahe, dann wird auch schon mal ein Schlauchboot zerschossen, damit es weit genug vom rettenden Ufer entfernt unter geht.
Und wo wird darüber Berichtet? Maximal im äußeren Mainstream, oft aber auch nicht mal mehr da.
Die EU wird durch wirtschaftliche Interessen zusammen gehalten. Die aktuelle Finanzpolitik in der Coronazeit hat dies noch einmal verstärkt. Tatsächlich verknüpft mit Bedingungen hin zu mehr Menschenrechten. Aber eben nur nach innen, niemals nach außen. Daher sind es eher Europäerinnen Rechte, keine Grund- oder Menschenrechte.
Ein anderes Bild wird täglich in den Medien vermittelt. Aus einer hoch moralischen Position heraus. Die Medien betreiben eine „Wir sind die Guten“ Propaganda. Trump und Putin werden verteufelt, obwohl wir an unseren Grenzen und darüber hinaus ebenfalls unsägliches Leid verbreiten.
Es muss allen Menschen klar sein: Ab einer bestimmten Ebene gibt es kein „Gut und Böse“ und kein „richtig und falsch“ mehr, sondern nur noch Interessen.
Es gibt keine Gerechtigkeit. Wer an Gerechtigkeit glaubt, muss vieles ausblenden. Z.B. dass die Enthauptungsvideos des IS ein Witz gegen die Abschlachtungen der Drogenkartelle in Süd- und Mittelamerika sind. Aber interessiert uns das? Die Welt war erschüttert von der Brutalität des IS und man war sich einig, den müssen wir bekämpfen und besiegen.
Und in Mexico und Columbien? Was wird da unternommen? … etc.
Unsere Gesellschaften sind und waren schon immer sehr brutal. Es galt und gilt das Recht des Stärkeren. Es wird nur besser verschleiert und fragmentiert, um diesen Umstand vor uns zu verstecken. Die Medien sind ein wichtiges Werkzeug dafür.
Wir haben ein Verteilungsproblem. Das ist die Ursache aller Spannungen. Und die, die viel besitzen, die haben ein Interesse daran, dass dieser Zustand so bleibt.
Was ist denn hier also das Thema in den Medien? Wir haben 2,7 Mio arme Kinder in Deutschland. Wer hat daran schuld? Die Flüchtlinge, die seit 2015 zu uns gekommen sind? Die inzwischen erstaunlich gut integriert sind und zu großen Anteilen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind?
Für unsere Reiche Oberschicht sind die Geflüchteten ein Segen. Man kann den Konkurrenzdruck auf die Arbeitnehmer erhöhen und sie gegeneinander ausspielen.
Alles Scheindebatten. Kapitalismus funktioniert immer und überall. Am besten aber da, wo die Demokratie schwach oder nicht vorhanden ist. Soziale Ungleichheit, die mit Scheindebatten verschleiert wird sind die Ursachen für die Spaltungen durch unsere (und andere) Geselschaft(en).
Und jetzt überlegt ihr was man gegen Rassismus tun könnte.
Ihr habt die Lösung (die aber leider nicht erreicht werden wird) schon genannt. Niemand hat ein Interesse daran, wenn es ihm selbst gut geht, anderen zu schaden. Plus die Sicherheit was die Zukunft angeht, das habt ihr vergessen zu erwähnen, ist aber das Wichtigste.
Diese Sicherheit wird den Leuten aber genommen. Existenzangst, die Herabwürdigung von HarzIV empfängern, durch Mediekampagnen, wie sie in der Bild stattgefunden haben, wird aufrecht erhalten und der Gesellschaft verklickert, ihr habt selbst Schuld, wenn ihr in diese Lage kommt. Und mit diesem HarzIV Pack will man auch nichts zu tun haben. Die Gesellschaft wird immer weiter fragmentiert und alles wird künstlich komplexer und komplizierter dargestellt als es eigentlich ist. So kommt niemand auf die Idee den anderen zu helfen.
Dabei ist es eigentlich ganz einfach:
Staatsschulden sind kein Problem. Negativzinsen (dank der Asozialen Deutschen Politik in der EU) + Modern Monetary Theory.
Steuern braucht man nicht mehr um Staatsschulden zu begleichen (was außer Deutschland in den letzten Jahren noch nie ein Land zuvor je getan hat!!! Noch NIE wurden Staatsschulden zurückgezahlt. Staatschulden sind ein Märchen um die aktuellen Verhältnisse aufrecht zu erhalten!).
Steuern sind notwendig um zu steuern. Steuern korrigieren ungleiche Verteilung. Und gut.
Aber es ist doch so schön für einige Wenige Macht und Reichtum auszuleben. Und da viele Menschen zu dumm sind, weil sie dumm gehalten werden und selbst zu denkfaul sind, die wahren Ursachen zu erkennen, wird sich nichts ändern.
Linke Intellektuelle wie Linus (nichts für ungut) versuchen so inklusiv wie möglich zu sein und lehnen schon einfache Forderungen, wie sie nur für einen erfolgreichen Start in eine Zeit des Umbruchs notwendig wären, ab. Medien sollen eigene Themen setzen? Nee, brauchen sie nicht. Ist nicht deren Aufgabe. Medien bilden die Realität so objektiv wie möglich ab. Punkt.
Klare Probleme bedürfen einer klaren Sprache und eindeutiger Worte.
Und ich komme am Ende wieder mit meinem Punkt, warum die Linken am Ende scheitern werden. Sie sind zu zerstritten untereinander. In ihrer extremen Inklusion und ihrer politischen Korrektheit sind sie zu intolerant um größere Schichten der Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen. Das beginnt direkt mit den neuen Sprachregelungen. Nehmen wir für einen kurzen Augenblick mal an die Grünen wären links (tut weh ich weiß, aber nur mal angenommen), dann hat man vielleicht aus einem Impuls heraus doch mal Lust sich politisch zu engagieren und sieht einen Mitgliedsantrag wo man sein Geschlecht mit „weiblich“ oder „nicht weiblich“ ankreuzen muss.
Solche Leute haben jeden Kontakt zur Wirklichkeit verloren. Und am Ende werden sie verlieren.
Wenn Frauenbeauftragte an Universität viel Zeit darauf verwenden Texte Korrektur zu lesen, ob die Genderregeln eingehalten werden, kann ich sie nur dazu beglückwünschen. Ressourcen werden sinnlos gebunden.
Noch nie, hat eine künstliche Änderung von Sprache gegen Diskriminierung tatsächlich Diskriminierung schwächen können. Auch das War hier schon öfter mein Punkt.
„Mohren“ „Neger“ „Nig***“ „People of Color“ „Blacks“ … Über die Jahrhunderte sich wandelnde, beschreibende Begrifflichkeiten. Und diese „Minderheiten“ werden nach wie vor Diskriminiert. Am meisten in ihren Heimatländern, in denen ihnen ein Wirtschaftlicher Aufschwung durch unsere sehr erfolgreiche Außenpolitik verwehrt bleibt. Dort leiden sie am meisten, in der „Dritten Welt“, die ja nicht unsere Welt ist.
Dann ist noch etwas wichtig, etwas was ihr auch schon richtig erkannt habt. Etwas, was am Ende der Entwicklung steht, daher eigentlich objektiv weniger wichtig ist, aber eben im Alltag sehr präsent wird und immer präsenter wird:
Eher Rechte gehen zur Polizei und ins Militär. Am Ende all dieser unglücklichen Umstände der letzte Faktor, der nach der Vernebelung, der Fragmentierung und der gestifteten Verwirrung sicherstellt, dass die Verhältnisse so bleiben wie sie sind. Nämlich sehr positiv für ganz wenige Menschen.
Was nützt euch der Gewaltverzicht? Was nützt euch der komplexeste und klügste Gedanke, wenn euer Hirn von einem Baseballschläger auf dem Gehweg verteilt wird?
Die reichsten 6 Menschen auf diesem Planeten besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
Ihr mit eurem Klein-Klein kommt da nicht weiter. Wenn Ihr Rassismus besiegen wollt, kümmert euch nicht um Sprache, kümmert euch nicht das was ihr bisher gemacht habt. Breitet vor eurem Umfeld ein klares Weltbild aus:
Soziale Ungleichheit ist das Problem!
Wann immer ein Politiker erzählt Staatschulden seien ein Problem, lügt er um bestehende soziale Ungleichzeit zu legitimieren!
Verlangt das Medien eigene Themen setzen! Ein Journalist darf nicht das Gefühl haben, dass er seiner Karriere schadet, wenn er sich HarzIV und Wohnungslosigkeit annimmt.
Wir brauchen einen Journalismus mit Haltung. Nicht diesen Scheiß, dem wir bisher ausgesetzt sind.
Nur dort sehe ich einen Anfang. Das umkrempeln der Medien. Parteien kann man vergessen. Dort sind die Strukturen mit Absicht so, dass man mit Idealen nichts verändern kann.
Wir haben hier das Internet. Wir alle können ein Medium sein. Vielleicht sollten wir das nutzen.
Ich find die Idee des Europa der Regionen ganz gut um Nationales Denken zu überwinden. Und auch Dorf oder Stadtidendität zu fördern hilft.
Das alle Leute die an einem Ort zusammenwohnen sich als Einheit bereifen.
İdil for Bundeskanzlerin!!! Ich würde Sie wählen.
Hmmm… Ich auch wenn das hier offensichtlich alle gut fanden… Mir war das alles zu negativ und zu schwarz-weiß… Hab nach eineinhalb Stunden abgebrochen…
Ja, wir haben ein Rassismus-Problem…
Ja, vermutlich hat jeder von uns rassistische Züge…
Schön!
Und jetzt?
Was soll ich denn jetzt als „Weißer“ machen?
Wie soll ich denn jetzt damit umgehen?
Nur rumrotzen, was alles scheisse ist kann jeder. Da fehlte mir echt das Konstruktive. Klar muss man sich auch mal auskotzen. Aber was erreicht man damit?
Natürlich ist Seehofer als Innenminister absolut unfähig, natürlich sollte die AfD nicht wählbar sein… Aber das IST momentan einfach so gesetzt. An beidem werden wir nicht viel ändern können. Die AfD haben wir uns jetzt eingetreten. Das wird nicht mehr so ohne weiteres weggehen…
Okay, ich LNP höre ich jetzt meist nicht, wenn ich meine Stimmung aufhellen möchte. Aber das hat mich echt nur runtergezogen… Was für mich das Fazir war, was ankam: „Ist eigentlich alles noch viel schlimmer als gedacht, Politiker sind alle korrupt, die Polizei besteht aus Nazis irgendwas dagegen zu unternehmen. Eigentlich können wir eh nix machen!“
Vielleicht das nächste Mal etwas mehr Ausbilck, was gehen könnte, als nur anzuprangern, was alles gerade Mist ist.
lg,
Dave
Aber es sieht nunmal so düster aus.
Auch meine Vorschläge was man tun kann wird das Blatt nicht mehr wenden.
Hoch mal weiter. Da kam eine konkrete Vision, die sich spannend anhörte.
Großartige Folge!
Meine Bitte: nehmt mal häufiger Leute von ausserhalb der Nerd-Bubble mit in die Runde.
Das ist so unglaublich bereichernd!
An den Schnittstellen der Informatik zu Soziologie, Politikwissenschaften, Kunst/Kultur, Psychologie usw. gibt es für alle Seiten unfassbar viel zu lernen.
Erkennen und Akzeptieren, dass es ein Rassismusproblem in unserer Gesellschaft gibt, ist doch ein wichtiger erster Schritt. Ich glaube es ist falsch auf konstruktive Voschläge von Anderen zu warten. Einfach mal anfangen kleine Dinge zu ändern. Zum Beispiel die Bezeichnung „hautfarbe“ für einen Rosa Buntstift in den Kitas nicht mehr zu benutzen und den Kindern aktiv die Problematik davon klar machen.
Wir schaffen das!
und
Linus nie so wenig reden hören
…seeeeeehr gut …
Treuer Hörer – Jo
Beeindruckend diese mutige Lady und dass sie sich von diesen Zumutungen nicht unterkriegen lässt! Werde auf jeden Fall mal reinschauen in den Kanal!
Hörte immer mal wieder irgendwo den Vorschlag, das derzeitige Monetarisierungsprinzip der Social-M. Plattformen anzupassen. Finde ich eine gute Idee. Dass Menschen immer krasseres Material vorgeschlagen wird, um sie auf Plattformen zu halten, führt zu nichts Gutem, wie wir ja sehen. Vielleicht wäre es möglich, mit der Stromrechnung einen Pfennig für aufgerufene Plattformen abzudrücken, der dann über eine Verwertungsgesellschaft verteilt wird…?
Reden ist wichtig! Umarme den Nazi in Dir!
Und: „Auch Lesbische, Schwarze, Behinderte können ätzend sein!“ https://www.youtube.com/watch?v=q-fHQ6Xdqy0
Danke für die tolle Folge! Ich mach` mir da ein Kreuz ran!
Ich würde gerne ein Bild der erwähnten abrissreifen Polizeiwache sehen. Hat da jemand einen Link?
Es war eine tolle Sendung und ein toller Gast. Das ganze hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ihr habt wirklich einen sehr breites Spektrum an aktuellen Entwicklungen durchgesprochen und interessante Denkansätze geliefert. Danke dafür
Selten war ich von einer Folge so geflasht wie von dieser.
Für mich an sehr vielen Stellen ein erfrischender Augenöffner, der zur Selbstreflexion zwingt und mir zeigt, dass mein kultureller Horizont nicht so weit reicht wie ich dachte.
Danke für diese Folge, mein Highlight 2020
(….was bei der niedrigen Messlatte trotzdem positiv gemeint ist!)
Hm, eine sehr ambivalente Folge…
Idil hat viele sehr starke und eindrückliche Gedanken vorgestellt und eine wichtige Perspektive eröffnet, die ich gern mehr in meiner Wahrnehmung der Gesellschaft hätte.
Auf der anderen Seite finde ich es haarsträubend, wie sie ohne konkrete Anhaltspunkte generalisiert und Menschen verdeckte Komplizenschaft unterstellt (wie dem Localhorst und Reul). Das ist der Stoff aus dem Verschwörungserzählungen gestrickt sind…
Diese Art von Generalisierung (in diesem Fall „die da oben“) ist auch ein bedeutender Teil des Problems und einer der Gründe, weshalb – und da stimme ich Idil voll und ganz zu – Rassismus eine sehr menschliche Falle ist. Generalisierungen helfen uns, die Welt zu verstehen und schnell Entscheidungen zu treffen und bieten evolutionäre Vorteile.
Leider aber ist das „Ziel“ (bzw. der Maßstab) von Evolution Überlebensfähigkeit und nicht eine objektive Wahrnehmung der Wirklichkeit und so müssen wir uns aufwendig schulen, um solchen „Wahrnehmungsverzerrungen“ begegnen zu können. Das halte ich auch für eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit (insbesonderer auf struktureller Ebene, d.h. Bildung)
Deshalb würde ich Idil auch darin widersprechen, dass Faschismus eine Wahrnehmungsstörung im pathologischen Sinne ist. Ich bin kein Psychologe, aber ich halte diese Einteilung der Welt in „wir“ und „die anderen“ für Strategie, die gesunden Menschen eigen ist, die wir aber rational überkommen oder zumindest relativieren können und müssen, um in einer global (oder selbst national) organisierten Welt vernünftig leben zu können.
Danke…das denke ich auch.
Was für eine Wunder-wunderschöne Sendung! Wirklich vielen Dank dafür!
Kann ich versuchen, frei von rassistischen Gefühlen zu sein? Ich denke, ja.
Durch mein bisheriges Leben habe ich in 44 Jahren Menschen verschiedenster Herkunft kennen gelernt. Initial war mit absolutest Sicherheit bei dem einen oder anderen ein Gefühl der Unsicherheit ihm/ihr gegenüber. Jedoch bin ich nie ausgewichen oder habe mich abwehrend verhalten und bin immer mit Freude und Neugier ins Gespräch gegangen. Es hat mich bisher nie enttäuscht. Immer wieder entdecke ich auf so unglaublich viele unterschiedliche Art und Weisen interessante Charaktere/Menschen, die mit alle irgendwie etwas geben können und ich Ihnen hoffentlich natürlich auch. Hehe
Somit habe ich für mich, zumindest wissentlich, bisher kein Gefühl von Rassismus aufkommen gefühlt.
Und das fühlt sich gut an.
Moin . Hallo Idil Du bist mir verdammt sympatisch. Aber ich glaube Du könntest mal weniger Kraut inhalieren oder ? Nich böse sein ;-).
Und Du hast etwas sehr wahres gesagt.Wir sind lange noch nicht so weit. Die allerwenigsten sind auf der Wellenlänge was den Humor angeht.Was uns oft unbegreiflich erscheint ist leider Realität. Ich habe eine selbst erlebte Story zu erzählen, die ich hier mal zum besten geben möchte.Kurz nach der Maueröffnung vor ca.3000 Jahren ,gehörte ich einem Irokesen Stamm an,der anfing Antifa Arbeit zu betreiben.Der ausschlaggebende Faktor war der Umstand das viele von uns öfter ihre Zeit in Krankenhäusern verbringen mussten weil kurzhaarige neue Bewohner aus dem Osten in unserer Stadt das bis dahin eher unbekannte Hobby betrieben Irokesen halb tot oder auch tot zu schlagen.Bis dahin mussten wir eigentlich nur aufpassen, beim Trampen nicht von Polizeiautos überfahren zu werden .Deren Fahrer waren merkwürdigerweise wohl aufgrund von plötzlichen Muskelzuckungen öfter, unfreiwillig dazu gezwungen das Lenkrad zu verreißen. Es gab aber auch einige wenige dieser extrem Kurzhaarigen,die ganz nett waren und gerne mit uns Irokesen rumhingen, weil Sie in Wahrheit( wie sich nach 10 Bier herausstellte), auch gerne so eine Harrpracht wie wir haben wollten.Diese Kurzhaarigen waren oft traurig weil Sie sich das einfach nicht trauten ,wegen ihrer Mammis und Pappis die das nicht so schön fanden. Peter war auch so einer und traf sich immer öfter mit uns, wurde schon fast ein guter Freund.Wir machten oft Witze über Ost und West und eines Abends brachte ich zum besten, das“ Wir gerne auf Demos fahren weil wir ja bezahlt werden und immer 20 D.Mark für jeden geworfenen Stein von der extra dafür eingerichteten Diensstelle bei der DKP bekommen würden.“ Peter nahm das ernst und kam nicht mehr .Auch ein Besuch und Gespräch mit Ihm konnte das leider nicht ändern.Er schloss sich nur ein paar Tage später den extremen Glatzen an ,die gerade anfingen Aufnäher der FAP zu tragen.Ich kapiere das bis heute nicht und denke oft daran.
Heute gibt es öfter wieder Witze dieser Art
aber ich kann irgendwie nicht mehr darüber lachen. Auch nicht obwohl ich nicht an der Blödheit von dem armen Peter schuld bin. Ich habe auch keine neue Lösung aber ich würde mich einfach freuen wenn mehr gehandelt würde. Es gab in dieser Stadt damals Zustände ,die heute vor allem in einigen Dörfen im Osten längst an der Tagesordnung sind und viel schlimmere Zustände erreicht haben als damals.Dort hat der Faschismus wirklich teilweise schon die Strasse erobert.Bürger sind eingeschüchtert und halten lieber den Mund.Als die Gewalt damals zunahm und die Faschisten anfingen auch Ausländer und überhaupt eigentlich alles ausser Kurzharrigen mit Aufhnähern zu verprügeln, standen eines Samstagnachmittags auf ihrem Treffpunkt in der Innenstadt
plötzlich 5 mal so viele Personen um Sie herum und haben nur stumm geschaut.Nicht gerade nett geschaut. Aber es gab keine Gewalt an diesem Tag.
Aus umliegenden Städten sind Leute angereist um ein Zeichen zu setzen.Ohne viel Palaver, ohne Plakate.Einfach nur da sein und stehen bleiben.Das hat gereicht und die Glatzen verschwanden.Das fehlt mir.Der Mut einfach nur da zu sein und sich zu zeigen.
Was für eine Folge…
Erst dachte ich: was labbern die da, wann kommen sie auf den Punkt?
Dann wurde es interessant als es um die Zugriffe durch Polizisten auf die Datenbank ging und ich mich freute etwas mehr Details zu erfahren. Aber dann gab es nur noch Hasstriaden. (Es wird die erste Folge sein, die ich nicht zu Ende höre)
Ich bin auch Passdeutscher und werde es für immer bleiben. Passdeutscher bin ich geworden, weil ich hier lebe und Steuern zahle, aber ohne den Pass darf ich die Spassvögel in der Politik nicht wählen.
Wo ist das eine Beleidigung Passdeutscher genannt zu werden?
Und wenn mir eine (abwertend) mit „Deutscher mit Migrationshintergrund“ kommt, dann antworte ich: und du bist Deutsche mit Naziwurzeln. So habe ich gelernt mit dieser Diskriminierung umzugehen.
Bin ich ein Nazi/Rassist/Schlechtmensch, weil ich die Dichte an Nichteuropäern in vielen Gegenden Deutschlands zu hoch und den unbeschränkten Zuzug Hilfesuchender bedenklich finde?
Ist es nicht so, dass die Linken, die rufen „kommt alle her wir schaffen das“, damit die Nazis stärken? Ich bin für den Weg der Mitte.
Bitte bleibt beim Thema und lagert solche Runden in ein anderes Format aus.
Eine sehr, sehr gute Folge, wie ich finde. Ich liebte den Erdogan-Rant von İdil sehr und es war teilweise schmerzlich anzuhören, aber wichtig und gut! Folgen mit Constanze sind auch immer toll.
Kleines Nitpicking an İdil am Rande: Diese Tests, die sagen dass man zu 4 % Italiener sind, sind natürlich Quark. Sie sagen nur, dass man zu 4 % mit Gendaten übereinstimmt, die der Testanbieter von Italienern hat. Es ist also nur eine statistische Berechnung. Nicht selten unterscheiden sich die Ergebnisse von Anbieter zu Anbieter. Akkuratere Berechnungen lassen sich nur sehr grob berechnen (Europa, Süd-Sahara-Afrika, Ostasien, Südasien, Ozeanien und Amerika). Im Prinzip stammen wir aber alle aus Afrika ab, die Unterschiede sind im Vergleich zum restlichen Genom vernachlässigbar.
Zitat http://genwiki.genealogy.net/DNA-Herkunftsanalyse:
„Es ist zu betonen, dass es gerade wegen der zahlreichen Migrationsbewegungen und der wiederholten Vermischung und Überlagerung von unterschiedlichen Gruppen in den letzten Jahrtausenden keine ethnisch oder genetisch einheitlichen Völker oder Volksgruppen gibt.“
Vielleicht hat İdil aber damit recht, so einen Test zu machen. Vergleicht die Genome, zeigt den Leuten wie gleich sie genetisch sind.
Ob wir klug sind, stark, gesund oder schnell hängt übrigens viel mehr von übergeordneten Faktoren ab, als von Genen: Epigenetik und Umwelt.
Hallo, ich fühle mich auch mal genötigt einen Kommentar zu geben. Eine sehr schöne Folge und ich fand die Perspektive von Idil auch relativ breit und es waren ein paar neue Aspekte dabei. Es gibt jedoch etwas das ich ergänzen möchte. Ein paar Kommentatoren haben bereits angesprochen:
– „dass das Problem nicht etwa der Rassismus direkt, sondern der Mensch und dessen Wesen ist“
– „Bildung“ wichtig ist
– Struktureller Rassismus
Das möchte ich versuchen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, der bisher in der Diskussion untergegangen ist.
Die Begründung, dass Rassismus seinen Ursprung in der Kolonialzeit hat, halte ich nicht für schlüssig. Ein Hochpunkt ja, aber es gab Sklaverei bereits vorher. Zudem muss die Rassenideologie aktiv von Eltern an Kinder weitergegeben werden und dafür gab es in Deutschland einfach zu wenig Schwarze. In den USA ist das anders, aber ich kann mich nicht daran erinnern in meiner Kindheit oder Jungend einem Schwarzen begegnet zu sein, vor dem meine Eltern mich hätten warnen können.
Es gibt aber etwas, das viel mehr von Generation zu Generation weiter gegeben wird und das zur Zeit des Kolonialismus auch aufkam und bis heute noch andauert: Erziehungslehre. Was Diktatoren wollen, sind treue Untertanen, Mitläufer die alles machen ohne Frage zu stellen. Und genau dazu wurden Erziehungstheorien entwickelt. Die sind für mich echt grausam zu lesen und das erschreckende daran ist, dass diese Lehren immer noch in Büchern beschrieben werden und erschreckend viele Leute ihre Kinder zumindest zum Teil noch so erziehen.
Frage: Wurdet ihr belohnt oder bestraft? Höchstwahrscheinlich ja. Dazu empfehle ich die ersten 5min hiervor: https://www.podcast.de/episode/482589878/Bestrafungen+und+Belohnungen/
Weiteres Beispiel: „Das ist doch nicht so schlimm.“ Vermutlich jeder schon mal gehört. Was steckt dahinter? 1. Die Gefühle des Kindes werden nicht ernst genommen und negiert. Der Erwachsene gibt das von ihm gewünschte Verhalten vor. 2. Gefühle soll man nicht zeigen, insbesondere nicht weinen. 3. Das ist eine Form der Unterdrückung, heißt der Erwachsene vermittelt, dass Unterdrückung völlig OK ist. 4. Wie geht man mit den runtergeschlückten Gefühlen um, so wie es der Erwachsene gezeigt hat, man unterdrückt die Schwächeren. 5. Man hat sich keine eigene Meinung zu bilden, sondern hat das zu tun, was der Erwachsene sagt bzw. seine Wünsche zu erahnen. Fertig ist der perfekte AFD-Anhänger.
Das ist nur ein kleines Beispiel. Jeder Mensch ist individuell und bei der Erziehung kommt es auf das Gesamtbild an. Den oben genannten Satz kann man auch kompensieren und das Kind wird auch nicht automatisch ein Rassist. Aber wenn man sich das Thema mal genauer anschaut, gibt es noch viel mehr solcher Beispiele. Insgesamt hat von den Kindern nur etwas mehr als die Hälft eine sichere Bindung https://de.wikipedia.org/wiki/Attachment_Parenting#/media/Datei:Attachment_types_-_USA_Germany_Japan.JPG.
Heißt wir haben hier in Deutschland einfach eine nicht geringe Zahl an Menschen die ihre Emotionen drüber regeln, dass sie nach unten austeilen. Und das geht halt am besten gegenüber den anderen. Ich glaube, dass das ein ganz wesentlicher Faktor ist, der allerdings viel zu selten angesprochen wird.
Also was man machen kann: Sich mit Erziehung auseinandersetzen und mehr für Bildung, insbesondere Frühkindliche Bildung tun.
Viele Grüße
Florian
Rassismus ist nicht nur eine Eigenschaft die Weisse innehalten.
Als ich, vor langer Zeit, das Klima mit geschäftlichen Flugreisen verseucht habe, durfte ich den Rassismus zwischen Schwarzen in Südafrika erleben.
Da sagt wahrhaftig ein Schwarzer zu mir, dass er den anderen Schwarzen nicht mag, weil er vom anderen Stamm ist (ich hatte mit beiden kein Problem). Gefragt woran er das sieht, erklärte er mir, dass die Form der Nase entscheidend ist.
Wenn es nur ein Fall gewesen wäre, dann hätte ich das schon längs vergessen aber das wiederholte sich bei anderen Schwarzen mit dennen ich zusammenarbeiten durfte. (Mal passt die Nase, mal die Stirnform, mal die Schwärze der Haut nicht)
Ich war als Weisser der Türöffner für Parties/Feste, weil der Schwarze Türsteher eine Horde Schwarzer nie rein lassen würde. Ist aber ein Weisser dabei, dann ist alles kein Problem. Selbst die Security unseres Kunden wollte uns nicht nachts reinlasse, obwohl wir angemeldet waren. Erst als der Security Schwarze mich gesehen hat, ging das Tor auf. Wer es nicht selbst erlebt hat, glaubt es nicht.
Wenn wir also alle aus Afrika entstammen, dann ist Rassismus tief in unseren Genen drin. Dagegen ankämpfen, sinnlos. Man muss damit leben und das beste daraus machen.
Nachtrag zu den unsicher gebundenen. Was genau daraus resultiert ist schwer zu sagen, aber diese haben auf jeden Fall Probleme im Umgang mit ihren Emotionen. Deshalb können sie auf einer sachlichen Ebene auch nicht mehr erreicht werden und sind besonders anfällig für Rassismus, Schwurbel, Narzismus, usw. Heißt den Polizisten in NRW hat man mit der Festnahme nicht nur einen schweren „Schicksalsschlag“ erteilt, sondern auch noch ihre Kontrolle für ihre Emotionen weggenommen. Kein Wunder, dass die da Betreuung benötigen.
Es heißt auch, dass diese Personen in ihrer Kindheit diesen Umgang erfahren haben und ihre Kinder genau so schlecht behandeln wie „minderwertige“ Menschen. Und das finde ich – so erschreckend die Erfahrungen von İdil und anderen Rassismusopfern sind – noch schlimmer. Denn die Kinder können sich nicht wehren und es ist relativ wahrscheinlich, dass sie selbst zu Menschen werden, die für die Gesellschaft verloren sind.
Fazit, wir haben nicht nur ein Rassismusproblem, sondern ein Erziehungsproblem. Die gute Nachricht, wenn wir es schaffen das zu lösen, dann sollte der Rassismus auch weg bzw. wesentlich weniger sein.
Wenn’s einen link gibt mit mehr Infos bezüglich der Aussage dass die Polizei ihren Ursprung im Kolonialismus hat, gerne her damit. Ich konnte jetzt nichts finden.
Tolle Folge! Ich hoffe, dass sie im LNP vielleicht einen etwas tiefergehenden antirassistischen und über das eigene Weiß sein reflektierten Denkprozess ausgelöst. Mir kam es schon länger so vor als wäre da noch ein bisschen Sensibilisierung nötig.
Vor allem wie die Kolumne von Hengameh Yaghoobifarah aus der Taz besprochen wurde, fand ich unschön. Diese einfach als schlecht zu bezeichnen ohne verbal zu reflektieren aus welcher Position hier einer Person of Color indirekt das Recht auf ihre Wut gegenüber der Polizei bzw. das auf die Öffentlichkeit für diese abgesprochen wird, erschien mir einfach unreflektiert und sicher nicht antirassistisch. Das heißt natürlich nicht, dass ihr die Kolumne nicht trotzdem schlecht und unwitzig finden könnt, aber das könnte dann an eurer Sozialisation liegen. Dazu empfiehlt es sich auch das unter anderem von ihr geschriebene „Eure Heimat ist Unser Albtraum“ zu lesen.
Freue mich auf die nächste Folge, LG
Vielen Dank für dieses unglaublich erhellende Gespräch Euch!
Da schon in vielen Kommentaren vieles geschrieben und diskutiert wurde, möchte ich nur eine ganz kurze Bemerkung loswerden:
Constanze scheint sich für den NRW-Innenminister Hoffnung zu machen, weil er ja tatsächlich die Dinge beim Namen nennt und durchgreift. Die Hoffnung, die auch ich bei der Pressekonferenz entwickelt habe, wird aber übelst getrübt, als der gleiche Innenminister später sagt, daß er keine externe Untersuchung oder Studien möchte. Er will keine Wissenschaftler mit dem Problem befassen, da er jetzt Fakten braucht. Der Schritt zum Heimat-Seehofer ist da nicht mehr weit, Herr R. hat sich in meinen Augen mit dieser Aussage komplett disqualifiziert!
Seid nochmal herzlich bedankt, ich freue mich auf weitere Gespräche!
Liebe Grüße aus Hamburg sendet Matthze
İdil versteht, dass wir aus der Nummer nur rauskommen, wenn wir eine neue, gemeinsame Universalität finden: eine die uns alle einschließt. Damit hat sie absolut recht. Konstanze und Linus beharren auf Partikularitäten und auf partikulärem Handeln, aber so funktioniert das nicht. Die Annahme, dass eine Vielzahl von Partikularitäten etwas Universelles ergibt, ist der fundamentale liberale Irrglaube.
Was İdil über die Polizei gesagt hat, finde ich auch ganz richtig. Die Polizei ist nicht die Hüterin von Recht und Ordnung, sondern die Institution, von der strukturelle Gewalt ausgeht, und diese Gewalt richtet sich gegen jene, die unten oder draußen bleiben sollen. Schön, dass Linus das darüber regeln kann, ob er sich eine Mütze aufsetzt. Deswegen kann er auch sagen „wir brauchen eine Polizei,“ und sich trotzdem irgenwie links fühlen. Andere können das nicht.
Ich sag euch, was wir machen müssen um den Konflikt aufzulösen: wir müssen ihn weiter verschärfen. Du willst, dass wir dich an unserer Universalität teilhaben lassen? Dazu bist du herzlich eingeladen. Aber dann darfst du nicht AfD wählen. CDU eigentlich auch nicht. Dann darfst du nicht meinen, dass deine Haut- und Haarfarbe und Herkunft irgend etwas essentielles über dich aussagen.
Toleranz ist ein großer liberaler Schwachsinn. Man sollte entweder akzeptieren oder entschieden ablehnen. Der Konflikt verschärft sich so oder so. Besser man treibt die Verschärfung selbst voran statt das der Gegenseite zu überlassen. Dann kann man sie zumindest gestalten.
Aber vertauscht dann nicht die Aussage, das polizieren hat koloniale Wurzeln die Ursache mit dem Symptom?
Soweit ich weiß gab es schon im Heiligem Römischen Reich die Polizei. Wobei sie natürlich nicht so verstanden werden darf wie unsere heutige Polizei sondern vielmehr als Grundordnung die allem zugrunde liegt. Die ausführenden Stellen waren daher faktisch Polizey. Wobei sich die Beizeichnung einer Behörde als Polizey auch erst nach dem 30 Jährigen Krieg etablierte, da hier stärkere Ordnungseingriffe durchgeführt wurden und die Polizei sozusagen stärker zutage trat. „Unsere“ Polizei hat ihre Wurzel in der preußischen Polizey und auch diese wurde erst durch Gerichtsurteil in ihrer heutigen Form geschaffen (Kreuzberg Urteil 1882, um mal den Berlinbezug wiederherzustellen). Auch wenn zwar 1879 von ersten Kolonien des deutschen Reichs gesprochen werden kann (vlt. auch erst 1884), finde ich dies doch ein recht komisches Motiv für ein Urteil eines OVG zum Thema Baurecht. Polizieren bezeichnete somit auch nur immer parallel zum Verständnis der Polizey/Polizei das Herstellen einer guten Ordnung. Oder modern: Gefahrenabwehr. Das diese Polizei natürlich in Kolonien genutzt wird um die Enteignungen und Entrechtungen durchzusetzen erklärt sich ja aus dieser Aufgabe, ein Aufstand ist ja aus Sicht des Kolonialherren eine Gefahr.
Wahrscheinlich übersehe ich hier als weißer cis Mann etwas und freu mich schon auf eine genauere geschichtliche Herleitung mit Kolonialbezug.
Ich bin durch İdils Hinweis zum kolonialen Bezug der Polizei auf eine Ausgabe von sub\urban (linke, wissenschaftliche Zeitschrift zur kritischen Stadtforschung) gestoßen, insbesondere den Artikel „Polizieren als (post-)koloniale Praxis. Ein Beitrag zur Debatte um kritische Polizeiforschung“.
„[…]
Die Ursprünge US-amerikanischer Überwachungsstrategien und politischer Polizeipraxis gehen jedoch auf die US-amerikanische Kolonialzeit (1898-1946) und die Besetzung der Philippinen zurück. Alfred W. McCoy hat in seiner umfassenden Studie Policing America’s Empire (2009a) herausgestellt, dass es insbesondere die Abwesenheit rechtlicher (und oftmals auch moralischer) Einschränkungen war, die die kolonialen Gesellschaften für die Besatzer zu besonderen ‚Werkstätten‘ und ‚Laboratorien‘ für die Entwicklung und Verfeinerung von Sicherheits-, Überwachungs- und Repressionsstrategien machte. Diese kamen dann oftmals in einer ‚zivilisierteren‘ und ‚angepassten‘ Form später auch zu Hause zum Einsatz.
[…]“
Bd. 2 Nr. 2 (2014): „Illegalität – Stadt – Polizei“
https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/issue/view/28
Polizieren als (post-)koloniale Praxis. Ein Beitrag zur Debatte um kritische Polizeiforschung
https://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/137/226
Ich denke was uns fehlt, ist eine breite Diskussion über gute Integration (oder wollen wir lieber Assimilation? In Bezug auf die Frauenrechte denke ich das schon.) Wie kann das funktionieren? Was braucht es dazu? Was für Probleme tauchen durch kulturelle und persönliche (Flucht-/Kriegserfahrungen…) Unterschiede auf? Wenn wir diese Debatte schon vor Jahren in der breiten Öffentlichkeit ausgiebig geführt und Lösungen (!) dafür entwickelt hätten, wäre die AFD wohl nie so stark geworden. Leider sitzt uns der Schock des 3. Reiches auch in der dritten Generation noch so tief in den Knochen, dass wir alles was entfernt als fremdenfeindlich gelesen werden könnte unter allen Umständen meiden und dann eben lieber zu Problemen schweigen. Diskussionsraum gibt es scheinbar eher am rechten Rand mit den entsprechenden negativen Folgen für uns alle.
Deswegen ist es auch so erfrischend Idil zuzuhören. Da kanalisiert sich was auf eine Art, die legitim und humorvoll ist!
Hallo liebe İdil! Ich danke dir sehr für deine Sicht und die Herausstellung der Wichtigkeit der menschlichen Dimensionen und Verknüpfung der vielen Ebenen. Und dass du sie so klar zum Ausdruck gebracht hast. Und auch das Bild mit Meister Yoda finde ich sehr treffend :)
Ich glaube die wichtigen Probleme die ihr besprecht, lassen sich in vielerlei Hinsicht auf diese eigentlich sehr einfache Ebene herunterdampfen: menschlich, die Würde der / des anderen achtend und empathievoll miteinander umzugehen.
Der ganze Mist den wir immer wieder miteinander anstellen und uns oft – auch in der linken Blase – nicht von Anschuldigungen und gegeneinander zu arbeiten befreien können, resultiert zu großen Teilen aus der Angst am Ende selbst als der Dumme da zu stehen. Im rechten Raum oder im Raum derer, die benachteiligt sind, ist es vielleicht die Angst etwas weg genommen zu kriegen, in linkeren oder progressiven die Befürchtung, nicht genug pc gewesen zu sein und mit Scham bestraft zu werden.
Am Ende ist es also das fehlende Vertrauen, dass wir miteinander arbeiten und uns gegenseitig unterstützen – und vielleicht manchmal der Mut, es zu tun.
Vielleicht liest das die /der ein oder andere pathetisch, ich glaube das wäre ein Fehler.
Danke euch sehr für diese Sendung.
Ich bin gespannt auf den weiteren Diskurs und die Auseinandersetzung damit und *miteinander* (statt konkurrierend).
Timm
Großartige Folge! Find super, dass ihr das hier „cross-postet“, sonst hätte ich das verpasst. Danke!
Auf die Frage: Was können wir ganz konstruktiv unternehmen um rechte Strukturen zu durchbrechen?
Wir – die Linken – müssen uns „opfern“ und in die Polizei und in den Verfassungsschutz gehen. Alle die das Grundgesetz wirklich verteidigen möchten und wollen das sich was ändern, sollten sich dort bewerben. Das ist ein sehr großer Opfer, (wer will schon dahin:)) aber ich denke es ist gibt dann ein realistische Chance, diese rechtsdenkenden Strukturen zu ändern.
Das ist überhaupt nicht zu Ende gedacht, aber das denke ich wenn ich mal wieder über diese ganzen „Einzelfälle“ lese. Mehr Linke in die Polizei…
Moin,
ich glaube, dass die Radikalisierung der Faschisten ein Zeichen dafür ist, dass die Gesellschaft offener und liberaler wird. Vor 40 Jahren waren diese Leute mit ihrer Gesinnung in der CDU zuhause. Jetzt habe sie Angst, da sie immer mehr zu einer Minderheit werden. Die Radikalisierung ist eine Folge dieser Angst.
Daher müssen wir überlegen, wie wir diese Minderheit aushalten.
Ich glaube nicht, dass wir es schaffen, diese Menschen zu überzeugen. Wir müssen sie aushalten lernen.
Zum Rassismus: Das, was das Gehirn am besten kann, ist Muster erkennen. Dabei werden Merkmale herangezogen, die offensichtlich sind, beispielsweise das Aussehen. Es werden so auch Muster erkannt, die falsch sind. zB Blondinen sind … Einfach weil Blond ein offensichtliches Merkmal ist.
Daraus folgt, dass alle Menschen Rassisten sind. Wir müssen uns immer selbst hinterfragen, ob die erkannten Muster Sinn machen.
Grüße Jens
Hallo zusammen,
da ist viel bedenkenswertes drin.
Eine Sache ist aber sehr heftig danebengegangen:
Niemand „lässt in dieser Gesellschaft die AfD“ zu. Parteien müssen eben nicht zugelassen und können nur unter extrem engen Voraussetzungen verboten werden, wie die gescheiterten NPD-Verfahren eindrucksvoll belegt haben.
Und dies wiederum ist der Geschichte geschuldet, wie auch Religionen trotz teilweise sehr bedenklicher Inhalte nicht zensiert oder verboten werden.
Das sollte man eigentlich differenzieren (können), wenn man die Zugehörigkeit mit dieser Vehemenz und nicht unberechtigt einfordert.
Ich bin da ehrlich:
Ich wäre gern die Nazis los, aber da gibt es noch jede Menge andere Extremisten, politischen und religiöse, die ich ebenfalls gern los wäre.
Aus Sicht der Betroffenen bin ich damit wahrscheinlich auch ein Extremist.
Grüße,
Jan
Die stärkste Stellungnahme zu Seehofer, die ich kenne, kommt von Sonneborn: https://www.youtube.com/watch?v=xI8MGDu3ONc
——
Herr Kollege See… ähm… Hofer, sie bezeichneten die Migrationspolitik 2016 als Herrschaft des Unrechts und gelobten gegen die Zuwanderung in Deutsche Sozialsystem zu kämpfen, ich zitiere „bis zur letzten Patrone“.
Mehrfach haben Sie, treuer Spezel von Diktator Orban, sich demonstrativ vor, hinter und neben den Kryptofaschisten Hans Georg Maaßen gestellt, die Streichung der verfickten AfD aus dem Verfassungsschutzbericht betrieben, und sich zum 69. Geburtstag über 69 Menschenrechtswidrige Abschiebungen gefreut.
Um auf ihr billiges Bonmot von der Migration als Mutter aller politischen Probleme zurückzukommen, wer, glauben Sie, könnte wohl der Vater sein? Zwinkersmiley
Vielen Dank.
——
Wer über Seehofer nachdenkt, sollte das kennen. Seehofer baut konsequent Scheiße.
Wir sagen nicht „wie können wir in Heilung kommen“, weil wir dafür die Vorstellung von absoluter individueller Entscheidungsfreiheit aufgeben müssen.
„Im Suff kann er nicht rational handeln, aber normalerweise schon“.
Absolute Willensfreiheit heißt auch, dass nur der Täter Schuld war.
Und nicht etwa diejenigen was damit zu hatten, die ihm den Job kaputt gemacht haben. Wegen denen seine Vorstellung seines Lebens nicht mehr zu seiner Realität passt — egal ob sie ihm die Vorstellung verdreht oder die Realität zerschossen haben.
Zu einer Lösung: „…Veränderungen beginnen oft in der Kunst, und sehr oft in unserer Kunst: Der Kunst der Worte.“ — Ursula K Le Guin: https://www.youtube.com/watch?v=Et9Nf-rsALk
Dafür müssen wir aber wirklich uns selbst reflektieren.
Danke für eure Sendung!
Nach 1-2 wütenden, lautstarken und teilweise inhaltlich fragwürdigen Wortschwällen von Idil bin ich augestiegen. Die Ver-jerryspringer-isierung dieses Podcasts muss echt nicht sein.
Hi, ich find ich hab irgendwie aus der Sendung Ideen zu tiefgreifenden Veränderungen in Gesetzen und Gesetzgebungsverfahren rausgehört…
Ich wollte da mal eine mehr oder weniger bescheuerte Idee in die Diskussion werfen, die nicht nur tangential interessant sein könnte…
Es gibt ganz viele Gesetze die Lücken haben, dass gewisse Software Produkte zugeknöpft wirken
Ich finde ein Gesetz hat – aus meiner Sicht – in einer Weise eindeutig zu sein, dass es am Anfang nicht erstmal eine Gundsatzdiskussion zu führen ist, ob ein Gesetz überhaupt gilt…..
Ich würde also vorschlagen dass nur Gesetze erlassen werden können, die bereits bestehenden Gesetzen nicht widersprechen.
Um das durchzusetzen würde ich eine auf Rechtstexte angepasste Version von einem Theoremprüfer verwenden.
Hätte nebenbei auch den Vorteil, dass dass dafür alle Gesetze maschinenlesbar wären. Über Details der Umsetzung blicke ich wie ein Politiker mal hinweg.
Ich hoffe aber uns allen ist klar, dass man auch unter den Afd Politikern niemanden finden wirst, der für sowas stimmt.
Super Sendung – Ich glaube Idil ist ganz nah daran die Zusammenhänge richtig zu verstehen. Eine Frage/Beobachtung welche mich schon länger quält ist warum wir als Menschen uns oft „Führer“ auswählen die psychopathische Züge (bin da kein Spezialist aber übersetzt vielleicht die keine Herzensbildung, keine Emotionen) haben. Oder warum unsere Systeme die immer nach oben spült. Sei es in Unternehmen oder der Politik.