Ein Logbuch:Netzpolitik Spezial zur Digitalisierung der Bildung
Wir unterbrechen das normale Programm und machen ein Spezial zum Thema der Digitalisierung der Schulen. Dafür unterhalten wir uns mit Steini, der aus Frust wegen der undigitalen Zustände an der Schule seiner Kinder eine Initiative mit dem Namen cyber4edu gegründet hat, die noch vor der Pandemie eigene Infrastruktur im Netz aufgebaut hat, die Fernlernen und digital unterstützte Abläufe erleichtern soll. Diese auf Open Source Komponenten bestehende Infrastruktur hat dann nach Beginn der Pandemie natürlich besonderen Nutzen gehabt, doch stellt sich natürlich auch die Frage, wie es hier nach einer möglichen "Normalisierung" weitergeht. Darüber unterhalten wir uns ausführlich.
Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.
Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.
Transkript
Shownotes
LNP379 Digitale Bildung
- ev-schule-zentrum.de: Digitales Leitbild der ESBZ
- cyber4edu.org: SCHULE RICHTIG DIGITAL!
- infra.run: infra.run
- media.ccc.de: cyber4EDU & infra.run
- bigbluebutton.org: BigBlueButton – Open Source Web Conferencing
- nextcloud.com: Nextcloud
- jitsi.org: Jitsi.org – develop and deploy full-featured video conferencing
- logbuch-netzpolitik.de: LNP155 Frivole Rechtsmeinung
- logbuch-netzpolitik.de: LNP354 Schrems II
- schul-cloud.org: hpi-schul-cloud.de
- moodle.org: Moodle is the world’s most popular learning management system. Start creating your online learning site in minutes!
- element.io: Element is a messenger and collaboration app
- publiccode.eu: Public Money, Public Code
- media.ccc.de: Public Money, Public Code
- edri.org: Public Money? Public Code! – European Digital Rights (EDRi)
Weitere Vorträge von Steini
- media.ccc.de: Was ist Zeit?
- media.ccc.de: Relativitätstheorie für blutige Anfänger
- media.ccc.de: Schwarze Löcher für blutige Anfänger
- media.ccc.de: Sinn von Unsinn unterscheiden
- media.ccc.de: Quantenphysik und Kosmologie
Hallo Tim, Linus, Steini,
Ich höre begeistert eure Podcasts und bin immer wieder begeistert von dem hohen Niveau und eurem unermüdlichen Bemühen, die Themen ausgewogen zu präsentieren. Auch wenn man bei manchen Themen versucht ist, einfach mal loszupöbeln, gebt ihr euch doch immer wieder Mühe, professionell und sachlich zu bleiben. Meinen großen Respekt dafür.
Das digitale Thema hat mich dann aber doch ein bisschen geärgert. Ich beschreibe meine Stimmung beim Zuhören mal etwas übertrieben: da sitzen drei digitale Vollprofis und erzählen sich, wie einer von ihnen an einer Schule eine digitale Idealumgebung geschaffen hat, nach dem Motto „und dann haben wir erstmal eine Jitsi hochgezogen“ und rümpfen die Nase über Zoom etc. nach dem Motto „geht ja gar nicht“ und merken gar nicht mehr, wie sehr sehr sehr privilegiert sie mit ihrem Wissen und Können diesbezüglich sind. Sorry, aber ich höre mir nur ungern an, wie sehr „geht-ja-gar-nicht“ ich bin, wenn ich mit einfach zu beschaffenden Schlimm-Mitteln als unterprivilegierter Normal-Laie versuche, in kurzer Zeit den digitalen Notwendigkeiten eines Lockdowns beizukommen. Ich fühlte mich hier nicht mehr mitgenommen.
Grüße,
Euer Blaui
Hallo Blaui,
ich entnehme, dass du ein Lehrer bist, der sich aufgrund der mangelnden zur Verfügung stehenden Mittel selbst helfen muss und das (im Gegensatz zu einigen Kolleginnen) auch macht. Um unterrichten zu können.
Das ist gut, richtig und wichtig, dass du das machst.
Was falsch ist, ist dass DU es machen musst, weil dir keine entsprechende Infrastruktur gestellt wird. DAS ist in meinen Augen das Problem. Ein Schulgebäude, Klassenzimmer etc. bekommst du ja auch gestellt.
Das ist der Missstand, den wir anprangern.
Ja, in diesem Fall sprechen wir von einem konkreten ehrenamtlichen Engagement. Dass genau das aber nicht die Lösung sein kann, habe ich an mehreren Stellen versucht zu betonen.
Es tut mir leid, wenn wir das nicht ausreichend klar gemacht haben.
Den Lehrerinnen und Lehrern ist als letztes ein Vorwurf zu machen.
Wir Pauker, müssen JETZT unseren Schülern das geben, was sie JETZT brauchen, um JETZT ihr Abitur, ihre Berufsschulabschlussprüfung oder JETZT ihre Meisterprüfung überhaupt irgendwie bestehen zu können. Und bei letzteren wird auf das verkorkste CoronaJahr überhaupt keine Rücksicht genommen, denn Offiziell haben wir ja seit September ja wieder Vollunterricht gehabt….
Keiner dieser Schüler hat sich über das unbestreitbare kommerzielle Interesse der Onlinemeetinghersteller beschwert… keiner… bei uns. in der beruflichen Bildung. Alle waren nur froh, dass wir innerhalb von 2 Tagen ein Lauffähiges System am Start hatten.
Bei eurem Gast hörte es sich so an als wenn die (lokale) BBB-Instanz die meiste Aufmerksamkeit erfordert und der derzeit wichtigste Baustein in der Kommunikation von Lehrern und Schülern darstellt.
Dazu will ich nur kurz erwähnen, dass auf Berliner Ebene mittlerweile für alle Schulen BBB zur Verfügung steht. Meiner Meinung nach eine sehr gute Nachricht im Sinne der Sendung.
Im Januar lief es, als Übergangsphase, noch parallel zu Webex. Ab Februar sollten alle Schulen, die den Berliner „Lernraum“ (Moodle-Plattform) benutzen, nur noch BBB für Videokonferenzen benutzen.
Neben den schulinternen Konferenzen haben die Lehrer mittlerweile auch die Möglichkeit, über https://bbb.lernraum-berlin.de/ mit Eltern und anderen Leuten, die keinen Account auf die Lernraum-Plattform besitzen, zu sprechen. (Diese Konferenzen sind logisch/technisch aber von den schulinternen getrennt.)
Damit müssten alle Szenarien abgedeckt sein und der Druck, auf anderen Plattformen ausweichen zu müssen, gering sein.
Sicher ist dir nicht entgangen, dass bbb.lernraum-berlin.de und das BBB innerhalb des Lernraums von infra.run (also von uns) bereitgestellt wird. Und wie ich schon sagte, das ist seeehr viel Arbeit
Lieber Tim, Linux und Steini,
ich bin in der sehr glücklichen Lage, Lehrer an einer Schule zu sein, wo wir schon seit einigen Jahren ein Fach namens „Informatik & Soziales“ verpflichtend für alle Schülerinnen und Schüler des achten Jahrgangs anbieten, in dem wir genau darüber nachdenken, was die Digitalisierung mit uns macht.
Das fängt dabei an, dass wir darüber nachdenken, welchen Wert Privatheit hat, wie beispielsweise Tracking und Scoring funktionieren, was all diese Cookie-Banners sollen und geht dann soweit, dass die Schülerinnen und Schüler spielerisch auch einfache Algorithmen in der grafischen Entwicklungsumgebung Scratch entwerfen, um ein ‚Gefühl‘ dafür zu entwickeln, wie Computer arbeiten.
Mehr Infos zu unserem Weg der Digitalisierung findet ihr auch hier: https://www.gbgseelze.de/unterricht/lernangebot/iuk-schulung/
Zudem ist uns auch ein bewusster Umgang mit Ressourcen wichtig, sodass wir überwiegend mit gebrauchter Hardware arbeiten und so derzeit etwa 200 zentral verwaltetet Linux-Laptops am Start haben:
https://netzpolitik.org/2020/mit-linux-rechnern-zur-digitalen-nachhaltigkeit/
Das alles geht, weil wir ein tolles Kollegium haben, was diesen Weg mitträgt, aber es ist auch verdammt viel Arbeit und geht nur mit sehr vielen (weitestgehend unbezahlten) Überstunden.
Herzliche Grüße aus Seelze
Felix
Alter, wenigstens von Linus hätte ich erwartet, dass er Steinis Sexismus am Anfang, bei dem er nicht nach *Verhaltensweisen* sondern einfach nach Geschlecht aussortiert, korrigiert. Wäre ja einfach: du machst was kaputt oder hast ne große Klappe? Dann bitte raus aus dem Kurs.
Lasst uns doch bitte einfach *niemanden* wegen *irgendwelcher* Äußerlichkeiten diskriminieren.
Bei Sexismus geht es nicht pauschal um die Unterdrückung eines beliebigen Geschlechtes durch ein beliebig anderes. Sexismus bezeichnet vielmehr eine Reihe von Phänomenen die einen ungleichen Status von Männern und Frauen zur Folge haben basierend auf einer Jahrtausende währenden Vergesellschaftung dieser Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Rate, wer hier im Vorteil ist und wer im Nachteil. Es ist einfach lächerlich von Sexismus zu sprechen, wenn ich mich persönlich entscheide nur noch Mädchen zu unterrichten, weil die in allen Bereichen der IT zu wenig gefördert werden und Jungs nicht mehr zu unterrichten weil mit das zu anstrengen ist, insbesondere im gemischten Kontext. Kurzum, es ist kein bisschen sexistisch, nur Mädchen im Programmieren zu unterrichten aber sehr wohl, nur Jungs im Programmieren zu unterrichten. Zumindest so lange da keine Chancengleichheit existiert. I mean it.
Finde es toll, dass du Schutzräume beim lernen für Mädchen (oder hoffentlich inklusiver FLINTA* Personen) bietest. Was mir so ein bisschen aufstößt ist, dass du von Trennung sprichst bzw. gemischt geht gar nicht. Es sollte umgekehrt keine Jungsgruppe geben in der keine FLINTA* Personen teilnehmen dürfen, das schafft nur doofe Männer- (in der Alter eher Jungs-)bünde.
Natürlich beziehe ich FLINTA Personen ein, ist mir bisher nur noch nie im konkreten Schulkontext vorgekommen. Ich vermute auch, dass es eher selten sein wird, dass 14-16 jährige Menschen sich da schon so klar drüber sind. Gängige Praxis ist da, dass du in einem gemischten Kurs 90% Jungs hast die sich auch zumindest oberflächlich genau so auch verstehen und verhalten. Leider verschwinden dann die Mädchen sehr schnell aus dem Kurs oder verlieren die Lust und werden untergebuttert und für doof erklärt und das obwohl sie meist engagierter und interessierter sind. In reinen Mädchenkursen ist die Quote eher 50% die dabei bleiben und wirklich Spass dran entwickeln.
Finde es auch toll, dass Du hier mit besonderem Einsatz versuchst, auch mehr Mädchen für die IT zu begeistern. Ich finde es sehr schade, dass nicht viel mehr in die Technik allgemein gehen, denn vielfach ist wirklich großes Potenzial vorhanden, das merke ich auch im Unterricht. Und tatsächlich wirken sich pubertierende Jungs hier oft nicht sehr positiv aus.
Ach ja, mal ab vom Thema: Ich liebe Deine Vorträge! So, das musst ich auch noch loswerden. :)
1. Alles, was Steini dazu gesagt hat, stimmt.
2. Alles, was Steini dazu schreibt, stimmt.
Einer benachteiligten Gruppe oder einer Gruppe mit „anderen“ Lernbedingungsanforderungen gerecht zu werden, ist kein Ismus sondern das Gegenteil.
Dass es dabei nicht um Äußerlichkeiten geht, erklärt Steini auch sehr klar mit einer nachvollziehbaren sachlichen Begründung, warum er sich so und nicht anders ehrenamtlich engagiert.
Mal angenommen, eure aussagen stimmen. Kümmern wir uns dann in 20 Jahren in ebenfalls exklusiven, ausschließenden Gruppen um schüchterne Kinder mit CS fernen Familien, die unglücklicherweise mit penis geboren wurden?
Das Problem ist nicht, dass ihr bestimmte Leute ausschließt. Das Problem ist, dass ihr Leute allein aufgrund von Äußerlichkeiten ausschließt. Das ist einfach nur Diskriminierung.
Um es kurz zu machen, das was du da beschreibst ist kein Problem und wird auch nie eins sein.
Weil andere Menschen das schon mal besser gesagt haben als ich es jetzt auf die schnelle könnte, zwei Absätze aus diesem (https://kritische-maennlichkeit.de/schutzraum-queer-heteronormative-raume/) Text:
Viele cis Frauen und vielleicht noch mehr trans* Personen werden andauernd aus öffentlichen Räumen durch verschiedene Mechanismen ausgeschlossen. Sei es durch dumme Fragen, beleidigende Sprache, Redeverhalten / Mansplaining, Manspreading, unangenehme Blicke, (die Gefahr von) sexualisierten und anderen Übergriffen usw. Diese Dynamik fällt cis Männern in der Regel gar nicht auf. Zudem gibt es jede Menge Statements von Feminist*innen, die ihre Perspektive zu FLINT*-only Räumen erklären. Wenn ihr euch also fragt, was das soll mit den FLINT*-only Räumen, lest am besten solche Erklärung anstatt zu erwarten, dass es euch erklärt wird.
Wenn cis Männer dann plötzlich durch feministische Türsteher*innen am Einlass in FLINT* Räume gehindert werden, liegt der Eindruck natürlich nahe, dass es sich um etwas wie „Diskriminierung“ aufgrund des Geschlechtes handeln könnte. Die These ist absurd und habe ich schon an verschieden stellen besprochen. Dass sich Männer derart ungerecht behandelt fühlen, liegt insbesondere an ihrer Privilegiertheit (bzw. Privilegienignoranz) und daran, dass sie die sexistische, trans*feindliche, homophobe und anti-feministische Dynamik schlicht nicht mitbekommen, der FLINT* Personen ihr Leben lang ausgesetzt sind.
Wie ich schon sagte, ich höre damit auf, wenn 50% der Studienabgänger:innen im Fachbereich Informatik Frauen sind. Und nein, bitte nicht jetzt das „Argument“ die würden das ja vielleicht gar nicht wollen. Oder obwohl, warum nicht… eigentlich freu ich mich schon bisschen drauf.
Und noch mal ganz klar und unmissverständlich, ich entscheide selbst was ich in meiner Freizeit mache und wie ich mich engagiere. Ich diskriminiere durch meine Arbeit niemanden, ich fördere Menschen die nachweislich und massiv diskriminiert werden. Wenn Dir das nicht klar ist möchte ich Dir raten Dich damit etwas intensiver zu beschäftigen und wir reden dann weiter. Du gehst übrigens nicht auf das Problem ein über das ich gesprochen habe, nämlich dass Mädchen und FLINTA Personen massiv benachteiligt sind und werden in Bereichen Naturwissenschaft und Informatik sondern du fragst, was mit den Jungs ist. Das ist „whataboutism“. Ich frag mal andersrum, sollten Mädchen in Knabenchören singen dürfen? In der Hoffnung, dass Dich das jetzt ein bisschen triggert, ich finde sie sollten das dürfen und das ist überhaupt kein Widerspruch. Der neue Leiter der Regensburger Domspatzen fand das übrigens auch und wurde dann massiv unter Druck gesetzt sodass er jetzt die Meisterschaft im Zurückrudern gewonnen hat. Und wo ist eigentlich die gemischte Bundesliga?
Ich sag mal so, ich freu mich, wenn du in welchem Kontext auch immer und für wen auch immer ehrenamtlich IT-Kurse anbietest und Kompetenz vermittelst. Das ist auf jeden Fall ne gute Sache, egal für wen ;-)
Steini, grossartige Arbeit, di Du/ihr da leistet!!! Und dass Du Mädchen (- + FLINTA-Personen) – only Kurse machst, finde ich total geil. Leider scheinen viele es noch immer nicht kapiert zu haben, dass das mit „Sexismus“ absolut nichts zu tun hat, eine Haltung, die leider auch im (sonst so aufgeklärten) CCC-Umfeld weit verbreitet ist…
Steini, ich kenne mich beim Singen wirklich nicht aus, aber ich glaube, der Knabenchor ist ein großartiges Beispiel für genau das, was ich meine.
Schließt du Menschen (hier: Mädchen/Frauen) allein aufgrund ihres äußerlich erkennbaren Geschlechts aus (Stichwort: Männerschützenverein) ist es Sexismus, also Diskriminierung aufgrund eines äußerlichen Merkmals.
Schließt du sie aufgrund ihrer tatsächlichen, im Einzelfall geprüften Stimmeigenschaften aus, ist das keine Diskriminierung aufgrund eines äußerlichen Merkmals. Vergleiche, wie viel Sinn es ergibt, Menschen mit sehr tiefer Stimme im Sopran mitsingen zu lassen.
Genau das ist meine ursprüngliche Beschwerde. Du darfst nicht Menschen aufgrund von rein äußerlichen, nicht im Einzelfall überprüften Feststellungen ausschließen. Auch nicht in deiner Freizeit. Denn Männerschützenvereine sind ebenfalls Diskriminierend und sexistisch.
Vielen Dank für deinen Beitrag, deine Meinung ist uns wichtig.
Ich denke, du hast jetzt deinen Punkt gemacht und kannst dich weiteren Horten der schreienden Ungerechtigkeit zuwenden.
Viel Erfolg bei deinem Kampf für die Gleichstellung!
Nichts gegen eure Bestrebungen, Medienkompetenz und Informatikwissen an der Schule zu vermitteln, aber…
„Das kann ja nicht sein, dass wir nur [weil wir in den letzten Jahren keine eigene Lösung gebaut haben] jetzt einfach [Zoom benutzen].“
Leider ist der „Datenschutz“ gerade nicht unser einziges Problem, wir müssen auch den Unterricht sicherstellen, und zwar Remote, Pandemie und so weiter. Denkt ihr tatsächlich es wäre besser, den Unterricht ausfallen zu lassen oder im physischen Klassenraum durchzuführen?
Diese abstrakte Angst vor Datenschutzproblemen ist einer der Gründe, warum Deutschland in der Digitalisierung so hinterherhängt, und warum es kein guter Markt für Neugründungen ist.
Leute hören FUD von den Datenschutzenthusiasten und nehmen es vor allem als technikkritische Einstellung auf, denn die meisten verstehen die Details nicht. So kommt es dazu, dass sich die Gesundheitsämter wegen „Datenschutz“ nicht trauen, für Impfeinladungen die Melderegister um Amtshilfe zu bitten.
Klar ist es cool, eigene Dienste zu betreiben, aber es ist eben nicht unter allen Gesichtspunkten die beste Entscheidung. Nicht alle können es, es ist ein großer Aufwand, und in den meisten Fällen ist die Qualität der Dienstleistung geringer als bei kommerziellen Anbietern. Warum? Abgesehen von Entwicklertools gilt auch bei Software „you get what you pay for“. Mit dem Geld werden Designer, Produktmanager und Entwickler bezahlt, deren Beruf es ist, etwas gutes zu bauen.
Werbefinanzierte und kundenfinanzierte Dienste unter einen Hut zu stecken ist albern. Natürlich kann es sein, dass ausländische Geheimdienste irgendwie mithören, aber das hält uns ja auch nicht vom Telefonieren oder Einkaufen ab. Das Risiko durch Geheimdienste ist doch ein komplett anderes als z.B. das der Polarisierung der Gesellschaft durch individualisierte „Feeds“ für maximales „Engagement“, oder das der Auswertung von Finanzdaten durch die Schufa.
Oder Payback ;-) Denn wenn der Alman für die Daten kostenlosen Aufschnitt an der Edeka-Wursttheke bekommt, passt es natürlich wieder.
1+
Es gibt viele Gründe weshalb Deutschland in digitalen Fragen hinterherhinkt, aber Datenschutz ist wirklich keiner davon.
Das Narrativ vom bösen Datenschützer der all diese tolle Technik, Lösungen und Startups klein hält ist ein Märchen das wirklich schnell alt geworden ist und auch nie wirklich lustig war.
Man kann ähnliche Meinungen wie die von Friedrich Merz und Co. natürlich super toll finden, aber warum diese sehr uninformiert und irreführend sind wurde hier im Podcast bereits ausreichend behandelt.
Als Logbuch Netzpolitik Hörer feiere ich das Segment der Guten Nachricht. Warum tue ich das? Weil sie so unglaublich selten vorkommen, weil eben NIE auf die bösen Datenschützer gehört wird.
Du sagst „Leute hören FUD von Datenschutzenthusiasten“, kannst du dennen ein Beispiel nennen wo Datenschützer FUD, womit du ja Desinformation meinst, verbreiten und infolge etwas sinnvolles blockieren?
+1 für den Kommentar.
Ich bin es auch leid, Datenschutzvergehen immer damit zu begründen, sonst wäre aktuell kein Unterricht möglich. Man kann sich das Leben natürlich mit solchen Argumenten einfach machen und mag einem auch sein vielleicht doch vorhandenes schlechtes Gewissen nehmen, aber es ist dennoch nicht richtig.
Zudem erleichtert es der Politik ja weiter den Datenschutz mit Füßen zu treten, weil es so viele als in Ordnung abtun, wegen der Kinder und so.
An dieser Stelle möchte ich gerne das Wort der Berliner Datenschutzbeauftragten Maja Smoltczyk, Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit und Prof. Dr. Dieter Kugelmann, Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz überlassen, die das, wie ich finde, extrem gut auf den Punkt bringen und ich bin froh, dass die den Job an dieser Stelle so gut machen. Kurz zusammengefasst ist die Parallele zur Klimakatastrophe wieder sehr treffend. Du Argumentierst gerade, dass wir aus wirtschaftlichen Gründen die Welt zum Teufel gehen lassen sollen. Das ist aber ganz interessanter Weise auch aus wirtschaftlichen Gründen ne ganz doofe Idee. Erstens ist es schon mittelfristig ein wirtschaftlicher extremer Vorteil auf vielen Gebieten, sowohl den Klima- und Umweltschutz als auch den Datenschutz im Griff zu haben. Es werden alle nämlich laut und zurecht lamentieren, wenn China seine komplette Wirtschaft in Windeseile und mit massiven Investitionen auf erneuerbare Energien umgestellt haben und unabhängig von fossilen Brennstoffen sein wird weil das dann ein wirtschaftlicher extremer Vorteil sein wird (mal ganz davon abgesehen, dass es jede Menge Umwelt-Folgekosten spart). Das Gleiche haben wir im Datenschutz. Es wird ein extremer Vorteil sein, den Datenschutz im Griff zu haben (es sei denn man ist Freund von Diktaturen, Monarchien oder anderen Autokratien).
Demokratie ist ohne Geheimnisse nicht möglich und Datenschutz ist ein Treiber von Innovation und tatsächlich vermutlich der Punkt an dem die chinesische Autokratie scheitern wird, obwohl ich ihnen zutraue das auch noch in den Griff zu kriegen.
https://www.datenschutz-berlin.de/fileadmin/user_upload/pdf/pressemitteilungen/2021/2021-BlnBDI-LfdRLP-Standpunkt_Attacke_auf_Datenschutz.pdf
Hallo Tim, Linus und Steini,
vielen Dank für Euren Beitrag. An den Kommentaren hier erkenne ich, wie sehr auch ich immer wieder dem Pragmatismus nachgeben und halbrichtige Lösungen präferiere. Trotzdem ist es wichtig immer wieder auch die Maximalforderung zu verinnerlichen, die die DSGVO nun mal manifestiert.
Als Entscheidungsträger in der IT für Baden-Württemberg habt ihr mir wieder einmal ins Bewusstsein gerufen, wie wichtig es ist, sich seiner Werte bewusst zu sein und diese auch im alltäglichen Kampf zu vertreten – manchmal auch wenn es schwer ist.
Wenn ich kein Geld, keine Skills und keine Werte habe, nehme ich eben MS Teams für meine Schule, aber wenn ich Werte habe, versuche ich wenigstens, da irgendwie wieder raus zu kommen, so wie der erste Kommentator Blaui. Natürlich frustriert das zuerst aber die Tatsache, dass er hier (regelmäßig) zuhört zeigt, dass er auch Werte vertritt, die sich mit Euren decken ind damit finde ich, ist der erste und wichtigste Schritt gemacht. Wenn alle anderen Verantwortlichen so handeln würden wie Blaui wäre die Welt schon etwas besser, denn nur durch das wissen um bessere Lösungen kann man auch ins Handeln kommen um diese Einzuführen. Darum Danke noch mal an Euch und auch an Blaui. Euer Diskurs alleine bewirkt schon etwas!
schappi
Die Frage scheint mir, wie die Werte, die fast alle engagierten Menschen im Bildungssystem haben, priorisiert sind. Als Lehrer, der sich zu allererst dem Bildungserfolg seiner Schüler verpflichtet sieht, aber auch gerne noch das nächste Jahr ohne Covidfolgeschäden erleben will, steht Pandemieschutz vor Bildungsschutz und dieser in der Not auch vor Datenschutz.
Was nicht heißt ihn komplett über Bord zu schmeißen, sondern nur seine wohlbegründeten Maximalforderungen in der Notsituation des Lockdowns nicht über die schulpflichtbewehrten Bildungschancen der aktuellen Abschlussklassen zu stellen.
Diesen wurden durch das letzte Jahr je nach Schulausstattung und Vorbereitung der Kollegien auf digitalen Unterricht ein so erheblicher Teil an Stoffvermittlung genommen, das die Abschlussprüfungen in 3-3,5 jährigen Lehrberufen für viele Teilnehmer im letzten Herbst signifikant schlechter gelaufen sind, zumal deren Aufgabenstellungen ohne jegliche Abstriche aus der Vorpandemiezeit stammten und das Ausbleiben von Stoffvermittlung im entscheidenden halben Jahr vor der Prüfung einfach ignoriert wurde.
Das illustriert vielleicht, warum im in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen beruflichen Schulwesen mit seine kurzen und teilweise sogar von den Meister- und Technikerschülern selber zu zahlenden Bildungsgängen, die Notwendigkeit, den Schülern sofort eine adäquate Unterrichtsversorgung auch unter Zuhilfenahme kommerzieller Angebote bereitzustellen, viel größer ist und diese von vielen beruflichrn Schulen daher trotz mulmigem Datenschutzgewissen in dieser Notsituation eingeführt und von vielen Schülern und Betrieben auch dankbar angenommen wurde.
Dass das KM seinerzeit die Nutzung dieser Dienste zumindest zeitweilig ermöglichte, war daher aus meiner Sicht kein Sündenfall, sondern der akuten Not geschuldeter Pragmatismus. Bessere Lösungen brauchen Zeit, wie das ELLA-Fiasko vor drei Jahren ja leider in BaWü unrühmlich gezeigt hat. Engagierten KollegeInnen, die es mit Teams oder Zoom in der Not geschafft haben ihren teilweise nur einjährigen Vollzeitschülern (1.2.20-31.1.21) ihren Lebenschancen zu erhalten nun als oberste Priorität zu verordnen, „wenn ich Werte habe da so schnell wie möglich wieder rauszukommen“, finde ich schon sehr an der Realität vorbei….
Bei der Erklärung von ‚Zoom geht gar nicht‘ hätte ich mir weniger emotionales Hochkochen und mehr Erklärungen, Erläuterungen, Fakten und Diskussion gewünscht. Ich höre Euch nicht, um Haltung und Meinungen zu kopieren, sondern ich möchte mir eine eigene Meinung bilden können. Dieser Aspekt kam etwas zu kurz. Auch einen Link auf die Liste der Software die ‚geht‘ hätte ich interessant gefunden. Habe ich das richtig verstanden: die Kombination von ‚closed source‘, kommerziell und US-amerikanisch gehört nicht in Kinderhand?
Natürlich kann man stundenlang über die Privatsphärenrelevanten Aspekte von Zoom sprechen. Wir können das in diesem Format natürlich nur anreissen. Hier findest du mehr zum Thema:
https://cyber4edu.org/c4e/wiki/zoom
hallo – zoom hier. wir haben die datenschutz-checkliste der dsk für unsere kunden detailliert kommentiert: https://blog.zoom.us/de/zoom-veroffentlicht-checkliste-zu-datenschutzkonferenz-empfehlungen/
wäre schön, wenn ihr aktuelle analysen zum datenschutz bei zoom teilen würdet, keine veralteten. wir haben in den letzten monaten da eine menge gemacht. im bereich it-sicherheit wäre ich mal auf ein benchmarking gespannt – kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine andere vc-lösung besser abschneidet.
Steini, Du hast die First Lego League erwähnt, die meiner Erfahrung nach unglaublich inspirierend für die Entwicklung von Kindern ist. Hast Du Erfahrungen damit? Passt es zu Deiner Agenda (meine Vermutung „nein“), gibt es eine Alternative?
(Falls du interesse hast, könnte ich eine kleine Materiale Spende machen)
Lieber Linus, lieber Tim, lieber Steini,
vielen Dank für euren Input. Tolles Engagement von Steini!!
Interessante Tipps für Lehrkräfte gibt es auch von digitalcourage (https://digitalcourage.de/kinder-und-jugendliche/schulen) und dem Medienkompetenz Team Karlsruhe e.V. (https://medienkompetenz.team/unsere-projekte/digitale-bildung/)
Zum Weiterweinen – auch das ist Alltag:
Unser SCHULADMIN nutzt Discord im Unterricht und Whatsapp für die Kommunikation in der Abteilung…
Von den versprochenen Dienst-Laptops ist noch nicht einer geliefert worden, … dafür haben wir ganz viele OHPs
Hi extrazahn,
> Von den versprochenen Dienst-Laptops ist noch nicht einer geliefert worden
Meinst du den Dienst-Laptop für 1000€ pro Lehrer welches von oben an die Kommunen weitergegeben wurde und jede Schule nun selbst entscheiden kann was davon gekauft wird und wo 250€ für Verwaltung abgezogen werden und dann somit 750€ für ein Gerät zur Verfügung stehen was dann ja auch mal ca 3 Jahre halten soll und auch noch kein Monitor/Maus/Tastatur etc. dabei ist?
Naja, besser als nichts. :-)
Hallo Tim, Linus und Steini,
vielen Dank für wieder eine tolle sehr interessante Sendung.
Selbstverständlich ist es wichtig den Grundlagen bei Kindern zu legen. Ich frage mich dann nur, „Was ist mit den Menschen die sowas nicht in der Schule vermittelt bekommen haben und kein (abgebrochenes) Informatikstudium hinter sich haben“ sind sie eine „Lost Generation“?
Es gibt sicherlich viele Seiten (oder Bücher) in denen wir uns selber dieses Wissen aneignen können. Vielleicht könnt ihr zu diesem Thema vielleicht ein paar Tips geben wo man hingehen kann um die Grundlagen richtig zu verstehen. Leider hat nicht jeder einen Erfa-Kreis in der Nähe.
Ich freue mich schon auf die nächste Folge.
Viele Grüße
Worjust
Habe die Folge heute morgen gehört und im Laufe des Morgens ist mir dann noch das hier über den Weg gelaufen (https://www.youtube.com/watch?v=oc_ZPt-LVBQ). Eine Y-Kollektiv Produktion darüber, wie Leute beauftragt via Telegram, Instagram usw. den Unterricht stören. Natürlich easy, wenn es nur globale Zugangsdaten gibt und die Konferenzsysteme „relativ offen“ sind. Da stimme ich im Nachgang dem Steini nochmal zu, dass auch Zoom + Co. einfach keine guten Alternativen sind und einfach auch nicht den Anforderungen von Unterricht entsprechen, besonders hinsichtlich Datenschutz – wozu man diesen Beitrag vom Y-Kollektiv meiner Meinung nach aus sehen muss. Fatal, dass Leute Zugänge weitergeben können und das sensible Daten von Schüler*innen da in die Öffentlichkeit oder an Dritte geraten. Davon abgesehen, dass an anderer Stelle Medienkompetenz endlich in die Ausbildung und zu dem Mitteln und Ressourcen einer jeden ausgebildeten Lehrkraft gehört. Ich denke auch, dass sich jetzt die Kosten von Zwangsdigitalisierung zeigen, die so lange aufgeschoben wurde und sehr schöne Projekte wie die von dem Steini, vernünftig, solide und deutschem Datenschutzbedürfnis entsprechend Einzug erhalten und hoffe nur es fällt nicht der privaten Wirtschaft in die Hände.
Hallo Marjan,
das Flashmobbing von Videokonferenzen, das es der ersten Welle als „Zoombombing“ zu öffentlicher Aufmerksamkeit ( und einem eigenen Eintrag in der englischen Wikipedia) gebracht hat, funktioniert mit allen Plattformen, die einen Gastzugang anbieten.
Diese datensparsamste aller Zugangsformen ist mit Zoom genau so möglich wie mit BigBlueButton oder JitsiMeet, wenn man die Einladung fahrlässig handhabt.
Zoom hat es auch deshalb zu einem so schnellen Wachstum gebracht, weil seine Gast-Zugänge einfach, niederschwellig und viral teilbar waren. Das war ein großer Vermehrungsvorteil gegenüber den klassischen Datenkraken, die erstmal die Kontaktdaten aller Einzuladenden wissen wollen, um dieselben per eMail einzuladen und mit individuellen Zugangscodes zu beliefern. In der ersten Schrecksekunde der Pandemie zählte vor allem die schnelle Ausbreitung. Später, nachdem der invasive Zoom-Download auf genügend Endgeräten etabliert war, hat Zoom dann Warteräume und Pin-Codes eingeführt als „Sicherheitsverbesserung“, was jedoch keine echte Sicherheit gibt, wie in dem Video von Y-Kollektiv gezeigt wird. Wer den Gastlink fahrläsig teilen kann, wird das auch mit dem Pin-Code tun. Als Gast plausible Namen auszuwählen zur Überwindung der Warteraum-Türe fällt leicht in Szenarien wie im Video geschildert.
Schultauglich wird der Einsatz von Videokonferenz erst dadurch, dass auf solche längerfristig gültige Gastzugänge verzichtet wird.
Datensparsam wird der Einsatz von Videokonferenz dadurch, dass man die Schülerdaten nicht dem Videokonferenzsystem überantwortet, sondern nur dem Learning Management System (LMS) der Schule. Dort sollen sich die SuS ausweisen, und wenn sie innerhalb des LMS eingeladen sind, sehen sie auch den Zugang für den eigenen Namen. Sie kommen so mit einem individuellen, nur einmalig gültign Fahrschein ins Konferenzsystem, wo sie unter ihrem Namen sichtbar werden.
Die Aussage im Video, dass sich so ein Missbruch „kaum verhindern“ lasse, ist also Quatsch. Es braucht nur eine saubere Integration zwischen LMS und Konferenzsystem mittels einer (LTI- oder API-) Schnittstelle, bei der keine personenbezogenen Daten außer einem Namen übergeben werden.
Letzteres ist mir wichtig , weil Systeme wie Zoom und Teams die Personendaten-Verwaltung auch dann noch auf den eigenen Servern machen, wenn sie von einem Moodle-Plugin oder per LTI gesteuert werden, das zu diesem Zweck die Personendaten überträgt (eigentlich kein Zweck, der eine Rechtsgrundlage zur Übertragung darstellt, denn Systeme mit echter LMS-Integration trennen die Stammdaten im Schulsystem von den Verkehrsdaten im Konferenzsystem).
In dem Video wird auch auf das Problem hingewiesen, was die meisten LuL dazu verleitet, trotzdem mit Gastlinks zu arbeiten: Man will für externe, temporäre Besucher[innen] des Unterrichts keinen extra Account auf dem Schulsystem anlegen müssen.
Bei dieser Anforderung ist es allerdings nicht notwendig, den Gastlink gleich an die Schülerschaft zu verteilen. Nicht desto trotz besteht ein Risiko, dass der Link bei der Übermittlung unabsichtlich veröffentlicht wird.
Als Lösung haben wir einen Voucher Generator im Einsatz, der nur einmalig verwendbare anonyme Links für eine konkrete BBB-Session erzeugt. Wer einen solchen Link an dritte weiterreicht, riskiert es, selbst nicht mehr rein zu kommen.
Zoom kommt dagegen für den sicheren Betrieb in der Schule nicht in Frage, obwohl es ein Integrations-Plugin für Moodle und andere LMS gibt
https://moodle.org/plugins/mod_zoom
Hier stimmt das Fazit aus dem Video, dass sich ein Missbrauch dieser Art (Schüler gibt absichtlich den Gastlink weiter an Störer) kaum verhindern läßt. Das Problem:
In jeder Zoom-Session werden links oben die Gast-Zugangsdaten samt Passwort und Telefon-PINcodes angezeigt. Solange dieser Anreiz zur weiteren viralen Verbreitung von Zoom durch spontanes Einladen Dritter aus der Konferenz heraus nicht abschaltbar gemacht wird, ist diese Software nicht schultauglich: Warum sollten Schüler externe Gäste einladen dürfen?
Am Ende braucht ein zünftiges Flashmobbing mit Einspielen von Pornografie und dergleichen jedoch nicht nur den Zugang durch Einladung (oder von Google indizierten Gastlinks im Netz): Es braucht genügend Teilnehmer-Rechte um zu stören.
Hier hatte sich Zoom hervorgetan durch eine zeigefreudige Standardeinstellung, die es sämtlichen Anwesenden erlaubt hat, jederzeit den eigenen Bildschirm zu teilen. Dies hatte Zoom im Zuge seiner „Sicherheitsinitiative“ letzten Sommer geändert , wonach Lehrkräfte die Software nicht mehr so einfach finden, weil sie was bedienen müssen, damit einzelne Auszubildende vorübergehend den eigenen Bildschirm teilen dürfen.
An dieser Stelle des Videos
https://www.youtube.com/watch?v=oc_ZPt-LVBQ&t=9m34s
frage ich mich schon, was noch passieren muss, damit das aus der Not geborene Provisorium beendet wird, Business-Videokonferenzsysteme ohne ein Mindestmaß an kindgerechter Ausstattung und ohne hinreichende Fortbildung für die Aufsichtspersonen einfach so auf Minderjährige loszulassen. Derartigen Ärger hat unsere leidgeprüfte Lehrerschaft wirklich nicht verdient.
Definiere Virtueller Klassenraum:
Ein Videokonferenzsystem mit differenzierter Rechtevergabe bei der Interaktion, das die Teilnehmer-Authentifizierung ganz einem externen LMS überlässt und den Gastzugang nur bedarfsweise der Lehrkraft anzeigt.
hallo – zoom hier. dieser artikel
https://arxiv.org/pdf/2009.03822.pdf
beschreibt, warum das verhindern des meeting-bombings so schwierig ist – und warum die zoom-lösung mit unique join links die effektivste ist. zitat: „Zoom requires participants to log in, and checks if the unique link is the same that was sent to that email address as a calendar invite. We encourage other meeting platforms to adopt similar access control measures to protect their meetings from insider threats.“
Hallo,
danke für eine weitere sehr interessante Folge. Ich kann in der Theorie Steini mit seinen Ideen nur zustimmen, möchte allerdings kurz mal meine Erfahrung in der Praxis schildern:
Wir sind im Oktober 2019 nach Spanien gezogen mit 2 kleinen Kindern im Grundschulalter, die Kinder sind dann von Deutschland hier in die Schule gekommen. Im März 2020 kam dann Covid mit dem entsprechenden Lockdown. Ich habe nach wie vor guten Kontakt zu der deutschen Schule und bin in den entsprechenden Eltern Whatsapp Gruppen, habe also einen recht guten Vergleich.
Hier in Spanien gab es ohne größte Diskussionen ab dem ersten Tag improvisierten Unterricht über Whatsapp video Calls, Webex, Google Meet/Hangout usw., alles in Eigenregie von der Lehrerin zusammengeschustert, technisch halt nicht besonders toll aber sehr engagiert und irgendwie funktionierend. Hausaufgaben wurden per Whatsapp rumgeschickt, ausgedruckt, wieder abfotografiert, es gab täglich Sozialkontakt usw., alles sowohl für die Schüler als auch die Eltern ohne technischen Sachverstand leicht verständlich und umsetzbar. Für uns natürlich umso wichtiger weil die Kinder ja die neue Sprache lernen mussten, neue Sozialkontakte knüpfen etc.. Datenschutz war dabei nie ein Thema, hier ist der Umgang damit kulturell aber auch anders, es ist auch total üblich Fotos und Videos von Schulfeiern o.ä. bei z.b. Facebook oder Youtube für die Eltern zugänglich zu machen. In Deutschland wurde eine CD/DVD gebrannt und der Reihe nach weitergegeben (ja wirklich, im Jahr 2019). Seit den Sommerferien ist hier jetzt wieder „normaler“ Unterricht, von Anfang an mit durchgehender Maskenpflicht, Abstand, vielen anderen Hygiene Maßnahmen.
In Deutschland gab es genau gar nichts, außer einer Mail das die Schulleitung „an einem Konzept“ arbeitet. Dieses Konzept war dann irgendwann ende April erstellt, dann wurde kommuniziert das sie an „einer technischen Lösung“ arbeiten. Dann wurden provisorisch Aufgaben Zettel per Mail verschickt (wobei ich jetzt bei den normalen unverschlüsselten Freemailern von der Privatsphäre das verschlüsselte Whatsapp fast noch für sinnvoller halte, aber das nur am Rand). Bis Juni gab es dann so gefühlt 10 pdfs, dann waren Sommerferien. Dann ging im Herbst der Unterricht wieder los, alle in den Schulbus, ohne Maske, 20 Kinder pro Klasse, bis zum Weihnachts-Lockdown. Jetzt gibt es in Niedersachsen für die Grundschüler „Wechselunterricht“, also halbe Klasse, jeden 2. Tag. Die anderen Tage sind quasi frei, es gibt dann so eine Art Hausaufgabe auf Zettel, weil nach wie vor wohl keine technische Lösung benutzbar und fertig ist, nach fast einem Jahr, und man ja (gesetzeskonform) die anderen Alternativen nicht nutzt.
Ich muss sagen das ich natürlich in meiner Idealvorstellung die Ideen von Steini richtig finde, aber bevor quasi gar nichts passiert – was in der Praxis jetzt leider auch an vielen anderen Schulen in Deutschland ähnlich gelaufen ist – sollte man vielleicht pragmatisch die ungeliebten Services als Brückentechnologie nutzen und die fiese Datenschutzkröte temporär schlucken, bis da was benutzbares ausgerollt ist, zur nächsten Pandemie dann ;) .
Hallo Euch Dreien!
Habe noch nicht reingehört, aber mit großem Interesse schon mal hier die Kommentare gelesen.
Wir nutzen bei uns den Schulmanager-online.de und das dort verfügbare Modul Videokonferenzen mit BBB.
Wir hatten bislang nur Teams zur Verfügung, das ich nun schon länger nicht mehr nutze, da die didaktischen Möglichkeiten in BBB einfach vielfältiger sind und eine Aktivierung von Studierenden, die im Präsenzunterricht eher zurückhaltend bis stumm sind, gelingt damit hervorragend.
Immer wieder klagen allerdings Studierende, dass die Konferenzen mit Teams (v.a. Audio) stabiler seien, als mit BBB… Kann es sein, dass BBB hier mehr Bandbreite zieht/benötigt?
Diese Woche habe ich übrigens eine Vorlesung mit 80 Personen über BBB abgehalten, hat sehr gut funktioniert…
Was mich interessieren würde: Wann werden denn neue Versionen von BBB bei cyber4edu freigeschaltet? Da gibt es ja doch einige neue Features, die in den Betaversionen entwickelt werden..
Viele Grüße
Fabian
Hallo Fabian,
die Bandbreite, die BBB zieht, hängt im Wesentlichen an der Anzahl aktiver Webcams und der Auflösung beim ScreenSharing. In den neusten Versionen von BBB sind ein paar Verbesserungen drin, die den Bandbeitenbedarf sicherer eingrenzen (Senken der Bildqualität mit der Bildgröße, aufteilen der Cams auf mehrere Seiten).
Ob man die Zoom-Strategie bis zum Ende gehen soll, (die Bildqualität bei vielen parallelen Cams so richtig grottenschlecht zu machen und auf der Empfängerseite wieder künstlich aufzuhübschen, damit das weniger auffällt) ist umstritten. Eigentlich will man ja nonverbale Signale sehen und keine krass geschminkten Botox faces.
Andererseits halten es einige für Quatsch, in BBB die „höheren Bildqualitäten“ überhaupt anzubieten, weil die niedrigste meist den Zweck erfüllt, den die Nutzerinnen verfolgen, die auf „ständig alle sehen wollen“ stehn. Wir haben bei uns die Definition von „hohe Qualität“ deutlich runter geschraubt auf Zoom-Niveau ;-)
Wer noch mit älteren Versionen von BBB arbeitet, sollte sich mit der Option vertraut machen, den Gebrauch der Webcam auf die Moderationsrolle zu beschränken, zumindest, solange man seinen Bildschirm teilt.
Die Stabilität des Tons, die definitiv der wichtigste Qualitätsparameter bei Videokonferenzen ist (korrekter formuliert: die „Sprachverständlichkeit“), hängt teilweise auch an der Konfiguration der in BBB eingebauten „Telefonanlage“. Das ist ja so eine Besonderheit beim BBB: der Knopf mit dem „Knochen“, mit dem Du quasi Dein Audio auflegen kannst, obwohl der Rest verbunden bleibt. (Diesen Neustart der Tonverbindung durch kurz mal auflegen und wieder abheben bringen wir übrigens Allen gleich am Anfang bei, weil man das von anderen Videokonferenzsystemen nicht kennt, wo man komplett neu starten muss)
Diese Telefonanlagen Architektur bringt einerseits coole Features wie zB das Reinhören in Gruppenräume, macht allerdings immer wieder Hakeligkeiten in einzelnen Versionen, die eine Version später wieder weg sind.
Viele BBB-Admins schwören dagegen auf so Voodoo-Tricks und organisieren sich in letzter Zeit immer besser in diversen Foren, um Erfahrungen auszutauschen. Unsere Fachfrau läßt zB die Telefonanlagen von BBB jede Nacht neu starten). Soll aber alles besser werden, weil die Techniker[innen] sind informiert und bei OpenSource können wir auch handeln, ohne erst ein großer Key-Kunde zu werden, der genug Geld berappt hat :-)
Natürlich drängt sich die Frage auf, warum das mit Teams und Zoom in Teilen besser läuft. Das liegt meiner Meinung nach vor allem daran, dass BBB im Browser läuft, anstatt Dir ein in seiner Funktionalität vollständig intransparentes Programm aufzu spielen, das erheblich mehr Rechenleistung (und evtl. auch ein paar Privatsachen) von Deinem Rechner abrufen kann. Wählst Du nämlich konsequent die Webversionen vonTeams und Zoom, um Dein System sauber zu halten, sind auch die Performance-Vorteile dieser Produkte deutlich reduziert.
Was mir bei fast allen Konferenzsystemen auffällt. Ich höre in Aufzeichnungen von „Tonstörungen“ häufig die akustischen Artefakte von überforderten Freisprech-Algorithmen, (Blubbern, Digitalkracher, Verschlucken von Silben). Die haben gar nix mit der Übertragung zu tun, sondern kommen von der Bequemlichkeit, Lautsprecher laut aufzudrehen neben eingebauten Mikros, anstatt ein Headset zu benutzen. Ob das gut geht, hängt vor allem von der Raumakustik ab, die sich zB. durch Vorhänge verbessern lässt. Gemeinerweise ist der Verursacher der Einzige, der den Ärger nicht zu hören kriegt. Ist es der Dozent („iPad aufn Tisch muss reichen, hab ja eine laute Stimme“), geht stumm schalten eher nicht und die SuS zuhause sind genervt, sobald einer sein Mikro an macht.
Ich freu mich schon darauf, wenn BBB endlich eine „Push-to Talk“ Taste kriegt, bei der man nur noch Geräusche verbreitet, solange man die Sprechtaste drückt.
Zur Update-Roadmap von infra.run kann ich nix sagen. Ganz sicher werden sie keine instabilen Entwicklungsversionen ausrollen, egal wie geil die neuen Features sind (sind sie!). Ich rechne aber mit dem großen Update zu Ostern, einfach weil es sich operativ anbietet, sowas während der Schulferien zu tun.
Hallo zusammen,
da ihr ja auch ganz kurz die Hochschulen angesprochen habt, habe ich das Bedürfnis, an dieser Stelle auch mein Herz auszuschütten. Während es allmählich tatsächlich zu gelingen scheint, die Schulen zu erstaunlich großen Anteilen mit Jitsi- und BBB-Instanzen zu versorgen, steht die Uni, an der ich studiere, ironischerweise kurz vor der flächendeckenden Einführung von Zoom. Bisher hatten wir uns mit BBB durch die Pandemie gehangelt. Die Begründung: Unser BBB ist mit Ressourcen aus dem Boden gestampft worden, die eigentlich nicht dafür zur Verfügung stehen. Außerdem ist BBB nunmal für Schulunterricht entwickelt worden und für Vorlesungen nur bedingt geeignet. Soll heißen, wirklich große Veranstaltungen lassen sich damit nicht realisieren, da einerseits die Lastverteilung serverseitig Probleme bereite und andererseits die schwächeren Clients nach einigen Kameraübertragungen in den Streik gehen. Zoom kommt damit ja anscheinend problemlos zurecht. Außerdem stehen die Kosten für die Lizenzen (zum aktuellen Zeitpunkt) wohl in keinerlei Verhältnis zu dem Aufwand und den Ressourcen, die man vor Ort in BBB stecken muss.
Die Einführung von Zoom bei uns wird von zwei neueren Entwicklungen begleitet: Einerseits biete Zoom seit kurzem wohl Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an (diesmal wirklich; es gibt dazu ein White Paper – https://github.com/zoom/zoom-e2e-whitepaper) und zum anderen besitzt Zoom jetzt wohl Server innerhalb Deutschlands (dazu kann ich leider keine Quelle anbieten, das wurde mir halt so gesagt) und bietet geeignete Verträge, um die DSGVO- und Privacy-Shield-Probleme zu lösen. Meiner Meinung nach wären das schon Gründe, um die Situation neu zu bewerten. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist schließlich eine Ansage, bei der andere Videokonferenzsysteme soweit ich weiß noch nicht wirklich mithalten können. Und es ist ein ganz entscheidendes Feature wenn es um die Frage geht, ob ich meine Kommunikation einem externen Anbieter anvertrauen möchte. Und mit Servern in Deutschland ließe sich das Angebot ja theoretisch tatsächlich so gestalten, dass auch keine Metadaten nach Amerika oder Sonstwohin abfließen.
Nun fällt es mir ganz schön schwer, eine Haltung zu dieser Geschichte zu entwickeln und zu vertreten. Ich bin mit unserer bisherigen Online-Lehre über BBB eigentlich ganz glücklich gewesen und habe mich vor allem sicher und geborgen gefühlt; es ist also definitiv nicht so, dass Uni über Open-Source-Videokonferenzen nicht realisierbar wäre. Andererseits erkenne ich die Argumente der Uni-IT an; ich weiß, dass von einigen Personen Features schmerzlich vermisst werden, und vor allem, dass bei uns gerade genügend Bereiche (auch die IT) unterfinanziert sind, sodass man sich schon mehrfach überlegt, ob eine eigene Videokonferenzlösung der erste „Luxus“ ist, den man sich leisten möchte, solange es vertretbare Alternativen gibt.
Entscheidend ist wohl jetzt, wie die beiden Versprechen „Ende-zu-Ende-Verschlüsselung“ und „Server in Deutschland“ in der Praxis ganz konkret umgesetzt werden – das kann ja an genügend Stellen schief gehen. Wenn ich mich im Internet zu informieren versuche, aus welchen Gründen Zoom problematisch ist, stoße ich hauptsächlich auf Artikel aus dem Frühling oder Sommer, als Zoom wegen Sicherheitslücken und Privacy-Problemen eine Schlagzeile nach der anderen machte. So lese ich beispielsweise auch die Empfehlung von Steini auf cyber4edu. Aktuelle Beurteilungen, welche meinen Sachstand aufgreifen, scheint es noch nicht so viele zu geben.
Ich fürchte, hier mir gerade kaum jemand darin weiterhelfen, den Datenschutz durch Zoom in Bezug auf unsere Uni zu beurteilen. Aber vielleicht hat in der Community ja jemand gute Lesetipps für Artikel, Reviews oder ähnliches, die sich mit Zooms aktuellen Vorstößen zum Thema end-to-end-encryption beschäftigen? Irgendeine Meinung Dritter zum Thema zu haben, ob das Konzept irgendwas taugt, oder wie sich die Verschlüsselung im Praxistest schlägt, fände ich sehr bereichernd.
Mir geht es in Bezug auf Zoom ein bisschen wie Ekkehard; in meinem Umfeld ist man gerne dabei, auf Zoom herumzudreschen, was erst einmal ja auch ok ist, aber wenn ich versuche, die Argumente herauszudestillieren, finde ich nicht so viel, was aktuell ist und auf meinen Anwendungsfall zu passen scheint. Im Bezug auf die Sicherheitslücken aus dem Frühling ist soweit ich weiß auch bekannt, dass diese stets zügig behandelt wurden. Ich frage mich, inwieweit ich anerkennen muss, was Zoom als Marktführerin hier aufgebaut hat und ob das nicht vielleicht einfach nur Leute sind, die sich bemühen, ein gutes Produkt gegen Geld anzubieten. Alle übrigen kritischen Punkte wie Closed Source, Public-Money-Public-Code, die Abhängigkeit von kommerziellen Unternehmen, welches Geschäftsmodell hinter den kostenlosen Accounts für Einzelkunden steckt, wie sich Zoom politisch gegenüber zweifelhaften Staaten verhält und so weiter, bleiben natürlich unberührt und bestehen weiter. Aber was dahinter zurückbleibt ist viel Open-Source-Ideologie, die ich persönlich zwar toll finde, mit der man aber an vielen Stellen und in vielen Situationen vor die Wand fährt. Und das muss man dann auch akzeptieren.
Liebe Grüße und Entschuldigung an alle, die den Roman bis hierhin gelesen haben
Hilde
Ich habe deinen Erfahrungsbericht mit großem Interesse gelesen, weil bei uns in BaWü die BBBMeetings für die Schulen meist schon bei mehr als 10 Webcams ins Stocken geraten und in der Stoßzeit morgens zwischen 8 und 9 mit bis zu 180 000 eingeloggten Nutzern, selbst bei reiner Tonübertragung von 25 Schülern und einem Lehrerdesktop immer mal wieder Tonstörungen auftreten, während mit gleicher Hardware zum gleichen Nutzungszeitraum bei Zoom 25 Webcams flüssig laufen.
Das ist schon signifikant.
Und noch ein privater Vorteil:
Wir machen in meinem Gospelchor seit Mai die Proben mit Zoom, weil man hier sehr weitgehenden Zugriff auf die Audioverarbeitung hat und so Musik oder Gesang nicht von vornherein als Störgeräusch herausgefiltert wird, was bei anderen Systemen zu einer völligen Nichteignung für musikalische Anwendungen und damit natürlich auch den Musikunterricht führt.
Wir benutzen ZOOM über Connect4Video. https://www.connect4video.com/index.php/easymeet24
Hat der Datenschutzbeauftragte abgenickt unter der Bedingung, dass die Telefoneinwahl verboten ist, weil es sonst mit der „erweiterten Verschlüsselung“ nicht klappt.
Eine Sache, die z. B. dem Lernraum Berlin fehlt, ist der Stundenplan, der zentral für unsere Schülerinnen und Schüler ist. Er gibt die Tagesstruktur vor und befreit nebenbei die Kinder von häuslichen Pflichten. »Tut mir leid, ich kann gerade nicht den Müll runterbringen, denn jetzt ist Unterricht«.
Am Gymnasium Steglitz haben wir ein eigenes System am Start, das Nextcloud, Jitsi und Lernraum Berlin miteinander verbindet. Die Software ist quelloffen und hier zu finden: https://github.com/specht/schul-dashboard
Eine kurze Einführung für Nerds gibt es hier: http://www.youtube.com/watch?v=n_n6gJdkBxY
Also: ausprobieren, Server aufsetzen und dann viel Spaß beim »schulisch angeleitetem Lernen zu Hause« (saLzH)!
Wenn wir das jetzt mit der Schul-IT alles so ordentlich machen nehmen wir den Kids doch den ganzen Spaß.
Die IT an meiner Schule war toll. Es gab Zufallspasswörter aus vier Kleinbuchstaben und einer Zahl, die insbesondere die Lehrer*innen nie geändert haben. Es gab einen XAMPP-Server der als Domänenadmin lief mit dem wir PHP programmieren sollten …
Das war wirklich ein Schlaraffenland.
In 10 Jahren wird dann wohl Heimat und EDV-Kunde in den Lehrplan Einzug halten..
Hallo Tim und Linus,
Ein wesentlicher Punkt, der z. B. dem Lernraum Berlin fehlt, ist der Stundenplan, der für unsere Schülerinnen und Schüler den Tag strukturiert: »Nein, ich kann jetzt nicht den Müll runterbringen, denn ich habe Unterricht.« Im Lernraum muss ich erst meinen »Kurs« suchen und dann seitenlang scrollen, bis ich zur richtigen Woche komme, um zu sehen, was zu tun ist.
Am Gymnasium Steglitz haben wir ein eigenes System aufgebaut (das Schul-Dashboard), das NextCloud und Jitsi (beides auf eigener Infrastruktur) und den Lernraum Berlin miteinander verbindet. Wir haben mehr Jitsi-Unterricht, als manchen Eltern lieb ist. Da wir komplett auf externe Anbieter verzichten, haben wir dabei auch kein Datenschutzproblem. Schüler:innen machen ihr Handy an, gehen auf unser Dashboard und sehen sofort ihren aktuellen Stundenplan und was gerade los ist. Das ist super einfach und funktioniert.
Das System ist quelloffen und liegt auf GitHub (Suchwort »schul-dashboard«, ich glaube mein erster Kommentarversuch wurde gelöscht, vielleicht wegen des Links).
Also, wer noch Luft nach oben sieht an der eigenen Schule in Bezug auf »schulisch angeleitetem Lernen zu Hause« (saLzH) und Wert auf Datenschutz und Spaßfaktor legt, kann sich gern mal anschauen, wie das ganze aussieht.
Viele Grüße und weiter so,
Michael Specht.
„Da muss man auf Teams, Zoom und wie sie alle heißen jetzt eben mal verzichten, auch wenn‘s weh tut.“
Blanke Ignoranz in pandemischen Lockdownzeiten:
Denn weh tut das genau den drei Gruppen von Menschen, die unverschuldet in eine echte Notsituation gekommen sind:
• Überforderten Eltern schulpflichtiger Kinder, die von Emailarbeitsaufträgen ihrer Lehrerzentrierten Kinder überschwemmt werden.
• Schülern, die noch jede Menge Anleitung und Führung benötigen oder direkt vor Abschlussprüfungen stehen und ganz besonders Migranten, die mit Schriftdeutsch ohne persönliche Ansprache völlig überfordert sind.
• Lehrern von Abschlussklassen oder Berufsschulklassen, die großteils keine Erfahrung im Lernplattformunterrichten haben, aber jetzt ihre Schüler durch einen Lehrplan unterrichten müssen, ohne dessen Abarbeitung sie in ihren nicht coronaangepassten Ablussprüfungen sang- und klanglos durchfallen werden.
Wie es da gerade in den Familien und Kollegien zugeht, kann man sehr gut in dieser Deutschlandfunk-Kultur-Reportage nachhören:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/lernen-im-lockdown-jetzt-praesenzunterricht-waere-der.3991.de.html?dram:article_id=491244
Diese drei Gruppen brauchen jetzt sicher funktionierende Onlinemeetings auf sicher funktionierenden intuitiv bedienbaren Geräten, deren Netzzugang in ihrer heimischen und schulischen Infrastruktur so einfach und verfügbar wie möglich gewährleistet werden kann.
Und sie brauchen einen bewährten Unterrichtsstil, um in der ohnehin schon stark erschwerten Unterrichtssituation nicht auch noch Lehreffektivität durch nicht beherrschte Unterrichtsmethoden einzubüßen. Frontaler Tafelunterricht wird von Lehrern und Schülern am sichersten beherrscht. Daher sind Arrangements mit Ipad, Pencil, Notiz/Tafelapps und native IpadOS Onlinemeetingapps so unglaubliche hilfreich, um die akute Not zu überbrücken. Damit schaffen es sogar altgediente Dauerfrontallehrer mit völliger Digitalaversion ihren Unterricht nach wenigen Tagen Eingewöhnung wie gewohnt (durch Schreiben mit dem ApplePencil auf die Ipadtafel und teilen derselben im Onlinemeeting bei mündlichem Gesprächskontakt mit ihren Schülern) weiterzuhalten. Diesen aber auf eine digitale Lernplattform „umzumoodlen“ und deren teils noch sehr experimentelle kollaborative Tools auch sicher zu beherrschen, dauert hingegen selbst bei dafür vorhandener Ausstattung Wochen und Monate und fordert sehr hohe mentale Flexibilität, Mut und Gelassenheit von allen Beteiligten – also genau das, was in der pandemieinduzierten Dauerstresssituation am wenigsten vorhanden ist.
Das ist nicht schön, überhaupt nicht visionär und ganz klar ein Armutszeugnis so sollte digitaler Unterricht im 21 Jh. nie sein – aber es ist vollkommen realistisch und damit ein gangbarer Weg in einer Notsituation. – Der auch wieder verlassen und korrigiert werden kann, wenn diese beendet ist und die Länder und Gemeinden, Eltern, Schülern und Lehrern eigene Cloudinfrastukturen, eigene Vollzeitadmins und eigene OpenSource Lernplattformen mit eigenen auf die pädagogischen Bedürfnisse hin entwickelten Tools auf industriellem Verfügbarkeitslevel bereitstellen und dauerhaft pflegen können.
Bis zu diesem Zeitpunkt können wir froh sein, dass kommerzielle Dienstanbieter in den Schulen eine Zukunft sehen und ihre Produkte in Notzeiten fast unentgeltlich bereitstellen, um die Not zu lindern und sich eine gute Wettbewerbssituation zu verschaffen. Und genauso haben wir es an meiner Schule auch gemacht: 3 Monate haben wir den gesamten Unterricht mit Ipad und GotoMeeting für alle Klassen nach Stundenplan hinbekommen und somit allen beteiligten Schülern, Eltern und Betrieben genau das geliefert, was unser gesetzlicher Auftrag war. Als dann aber das Land und eine im Wortsinne Handvoll engagierter Kollegen Moodle und BigBlueButton soweit hatten, dass sie diese Aufgabe übernehmen konnten, haben wir gewechselt – auch wenn damit der Aufwand und Frust auf Lehrerseite nochmal angestiegen sind, weil nun zwischenzeitlich einiges nicht mehr so glatt läuft, wie mit der kommerziellen Software.
Nichts ist in Stein gemeißelt, da die Lösungen immer nur einen Mausklick entfernt liegen. Aber es müssen eben echte Lösungen sein – und keine Utopien.
Aber natürlich fragen sich jetzt viele Kollegen, Schüler, Eltern und Betriebe, warum wir besonders im beruflichen Bildungswesen nicht mit Plattformen weiterarbeiten können, die in den Betrieben absolut regulär im Einsatz sind und mit denen unsere Berufsschüler, Meister und Techniker in der industriellen Praxis, für die wir sie ja ausbilden, ständig zu tun haben.
Wenn nun mal MS365 in Industrie und Handwerk fast schon Standard ist und Betriebe ihren Azubis Tablets auch unter der Annahme finanzieren, dass sie in der beruflichen Schule lernen, mit diesen Geräten effektiv zu arbeiten, fällt es ziemlich schwer, eben diesen Dualpartnern nun zu erklären, dass genau das nun gerade ausgeschlossen sein soll – obwohl die Alternativen nicht einmal mit gleicher Usability auf eben diesen Geräten nutzbar sind.
Denn das an sich sehr schöne BigBlueButton läuft nicht als native IOS-App auf dem Ipad, was dazu führt, dass Kollegen die letztes Jahr mit einem Zoom, Teams, gotoMeeting oder sonst einem Onlinesystem direkt ihre mit dem Apple-Pencil analog zur Tafel geschriebenen GoodNotes-Unterichtsaufschriebe direkt an ihre Schüler streamen konnten, dafür nun mit dem OpenSource-System noch einen zweiten PC brauchen, auf den sie via AirServer ihr Ipad mit WLAN-verstopfender Bandbreite streamen, um es von diesem via BBB nochmal WLAN-verstopfend dann an die Schüler weiterzureichen.
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht – und der Kommentar der netzpolitisch korrekten Kollegen ist dann auch noch :“ selber Schuld, wenn man solche Single-Purpose-Geräte einsetzt und auf IpadOS-Apps angewiesen ist! “ – und erklären einem dann auch noch feixend, wie blöd es ist, zu Hause kein Netzwerkkabel verlegt zu haben..
Aber da haben wir es wieder auf dem Punkt: wir haben JETZT Pandemie und Lockdown und wir haben JETZT eine Infrastruktur im Homeoffice und JETZT Ipads die wenigstens in so großer Zahl an einigen Schule zur Verfügung stehen, dass wir sie schlecht ausgestatteten Schülern auch JETZT dauerausleihen können – und diese angeblich so unglaublich digitalaffinen Schüler (im beruflichen Schulwesen) damit auch klarkommen. JETZT
Und noch was zu Linus‘ Satz , von wegen Moodle war ja auch schon damals auf der Uni doof. Moodle hat sich in den letzten 20 Jahren wie alle anderen OpenSource-Projekte mit weltweiter Nutzergemeinde ganz erheblich weiterentwickelt und wie es aussieht, habt ihr euch nicht mal die Mühe gemacht, auf der deutschen Moodleseite
https://docs.moodle.org/310/de/Hauptseite
auch nur mal nachzusehen, was da mittlerweile alles möglich ist.
Manches ist derzeit ein absoluter Segen für die Kollegen und Schüler: Aufgabenmanagement, Dateiverteilung, Automatische mit Scriptsprache erzeugbare Tests, Terminverwaltung, Spiele , Umfragen, Feedbacks, Videos, Audios, Forenkommunikation, Wikis, Glossare, gemeinsame Aufgabensammlungen, kooperative PDF und Textdateien, die Einbindung von Nextcloud, die Anbindung an Teams, H5P,… mannigfaltige Import und Exportmöglichkeiten. ..
Anderes funktioniert aber auch nicht so richtig fluffig angefangen von Bildern die sich nur als Dateien aber nicht über die Zwischenablage einfügen lassen – bis hin zu Text oder Tabellendateien, die bei jeder Änderng neu gespeichert werden müssen und einer MoodleApp, die nur die Hälfte der Aktivitäten beherrscht, die die Webversion kann – da wäre die Hilfe von Supernerds bei der Verbesserung hochwillkommen…
Macht doch nicht bitte in einem Atemzug MS365/Teams runter und tut dann so, als hätte Moodle dem auch nichts entgegenzusetzen. Das hat es nämlich durchaus. Nur leider ist der Einstieg in dieses sehr mächtige den Schulbetrieb in seiner Gänze abbildungsfähige System eine Aufgabe die Wochen und Monate dauert. Und die Administration ist nichts für Laien, sondern muss auf Serverseite von echten Profis bewerkstelligt werden, wie z.B. vom Hochschulprovider BelWue in Stuttgart, der tausenden von Schulen dann ihre Moodleinstanz in voll DSGVO-kompatibler Konfiguration am laufen hält. Nur wenn das sicher verfügbar läuft, können die pädagogischen Admins ihre Schule darin abbilden und ihren Kollegen und Schülern dann sicher zu handhabende Werkzeug bereitstellen. Und da hängt es dann meist, da es dafür ein paar freiwillig begeisterte KollegInnen an einer Schule und eine sie fördernde Schulleitung braucht, um das Kollegium auch mitzunehmen und nicht völlig zu verschrecken. Fehlen diese, weil jeder weiß, dass dieser Job derzeit das höchste Burnoutpotenzial aufweist – dann bleiben nur kommerzielle Standardttools, um JETZT und auf die Schnelle Schüler, Lehrer und Eltern nicht komplett im Regen stehen
Und die kann man wie gesagt, ja auch wieder außer Betrieb nehmen, wenn die Not vorbei ist – sei es nun auf Virusseite oder auf Verfügbarkeitsseite…
Hello,
ich bin euch super dankbar für diesen Beitrag. Der deckt sich mit vielen von meinen Beobachtungen und interessanter weise auch mit den Positionen, die meine Dozent:innen in der Ausbildung zum/r Waldorflehrer:in vertreten haben: Z. B. wir brauchen leistungsstarke Open Source Software und einen digitalen Hausmeister. (ja, wir haben Medienpädagogik und warum benutze ich kein WhatsApp in der Ausbildung).
Nun bin ich an einer Schule, die ihr Problem mit der mangelnden Digitalisierung schon eine Weile kämpft und die Kontaktbeschränkungen als Kick-Off genutzt hat. Dazu haben wir die Schulplattform von EduPage zu itslearning gewechselt und sind seid Beginn dieses Jahres immer mal wieder im Hybridunterricht. Dabei haben wir nun ein halbes Jahr versucht, Jitsi zu nutzen und haben auch in Zusammenarbeit mit den Entwickler:innen von itslearning versucht, die auftretenden Probleme zu beheben. Als das Home Schooling im neuen Jahr nun flächendeckend begann, haben wir uns zwei Tage lang angeguckt, wie kaum ein Unterricht abgehalten wurde, weil Jitsi nicht funktioniert hat. Auf Eigeninitiative der Lehrer:innen und Eltern wurde schließlich immer Zoom genutzt, sodass wir Zomm jetzt leider offiziell nutzen. Einige SuS verweigern deshalb, sich zu zeigen. Deswegen können wir teilweise keine Anwesenheit überprüfen.
Wenn man davon ausgeht, dass eine Lehrkraft als Mittler:in zwischen alter und neuer Generation fungiert, bin ich sehr gespannt, welche Generation einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien an unsere Schulen bringt.
Grüßis und Dankeschön
In einem Umfeld, wo mich jemand als „digitalen Hausmeister“ bezeichnet, würde ich nicht arbeiten.
Hallo Tim, Linus und Steini,
soweit ich weiß ist Moodle nicht die einzige Opensource Lösung. Meine Hochschule in Aalen, nutzt seit einiger Zeit als Lernplattform Canvas https://de.wikipedia.org/wiki/Instructure.com welche unter AGPLv3 läuft. bin jetzt nicht mega sattelfest in opensource Lizenzen. Die UI ist relativ aufgeräumt und wäre wahrscheinlich die sinnvoller erweiterbare Lösung für das Problem. Ich bin bei Opensource Lizenzen nicht wirklich sattelfest, also wenn ich nen groben Denkfehler mach klärt mich gerne auf.
Grüße Lukas
Lieber Lukas, Moodle ist nicht das einzige OpenSource Learning Management System, das im deutschsprachigen Raum eine eigene Fangemeinde hat.
Einige große Unis hatten sich für die Kölner Entwicklung ILIAS entschieden, die spezielle Bedürfnisse unserer akademischen Lernkultur fokussiert. Wo man es übersichtlicher braucht, werkelt oft das LMS stud.IP. In der Schweiz ist die dort entwickelte Plattform openOLAT besonders populär.
Alle diese Tools sind im außer-Europäischen „Education Business“ ziemlich unbekannt.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl spezialisierterer LMS (Chamilo, Docebo et.al.) für klar umrissene Zwecke. In manchen Firmen-Akademien, die sich nach MOOC-Art nur dem „Verteilen von Lernvideos mit Quiz am Ende“ widmen , reicht auch oft ein Bündel von WordPress- oder Joomla-Plugins.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass einige pädagogische Thinktanks schon vor 16 Jahren das Ende des monolithischen Learning Management Systems eingeläutet haben und auf sozial kollaborative Netzwerk-Lösungen wie Elgg setzten. Heute sind da die Grenzen fließend und jedes LMS ergänzt sich prima mit NextCloud, einem Multichannel-Chat und e-Portfolios, wenn es keine eigenen Module mitbringt. Aufgeräumter wird die Oberfläche dadurch allerdings nicht.
Canvas ist vor 10 Jahren in Nordamerika mit OpenSource-Ideen und einem Freemium-Geschäftsmodell als David gegen den EDU-Goliath Blackboard angetreten und hat dort eine ständig wachsende Fangemeinde. Blackboard Inc., der weltweite LMS Marktführer, der in DACH selten mal einen Fuß in die Tür gekriegt hat, konterte Canvas damit, dass sie in den USA eine eigene Moodle-Variante mit einem ähnlichen Freemium Modell betrieben haben.
So hat Canvas in Übersee ein ähnliches Gewicht wie Moodle,
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/53/LMS_market_share_graphic_2016.jpg
hat aber hierzuland ähnlich wenig Verbreitung wie Blackboard.
Canvas hatte Grenzen bei der Erweiterbarkeit. Zwar ist die Community Edition AGPL, aber dort fehlten lange Zeit einige wichtige Plugins, die das Unternehmen nicht frei gegeben hat, zB die meisten Integrationsmodule.
Ohne einen freien SCORM Adapter hast Du in Zeiten von „Open Educational Ressources“ erstmal schlechte Karten.
https://github.com/instructure/canvas-lms/wiki/FAQ#are-there-any-code-differences-between-the-open-source-and-hosted-offerings
Das mag sich inzwischen geändert haben, ist aber ein evolutionärer Nachteil für die Reife der Open-Source-Gesamtlösung, wenn man keine Enterprise-Add-Ons dazu kauft. Noch ein Beispiel:
Eine freie Implementierung für das besonders wichtige LTI-Interface (standardisierte Integration externer Lerntools) ist bei Canvas vor grad mal 16 Monaten alt https://github.com/ChalmersLibrary/nodejs-lti-canvas-groups
Mit einer funktionierenden LTI Schnittstelle hat man uA die Wahl zwischen mehreren Virtual Classrooms (Meine Definition: Videokonferenzsysteme, die auch eine LTI Schnittstelle haben ;-)
Ich traue Canvas zu, in einem passenden Ökosystem für eine Schule oder Hochschule zu funktionieren, genauso wie ich dem LMS it’slearning zutraue, in einer Microsoft Sharepoint Cloud Umgebung gut zu funktionieren
Nein Microsoft 365 Education ist kein LMS ! Das fällt aber nur denen auf, die schon mal mit einem gut aufgesetzten LMS gearbeitet haben.
Sicher kann man Canvas vernünftig betreiben, was vor allem eine Frage der Support-Infrastruktur ist, die eine Hochschule eher stemmen kann als ein Schulträger.
Wenn das KnowHow einer lebendigen Community da ist, könnte es eine Alternative sein, eines der schlankeren open Source LMS als Musterlösung für den Schulbetrieb zurecht zu schnitzen. Allerdings ist aufgrund der Notlage grad nur der Ist-Stand solcher Alternativen relevant, wie viele hier schon angemerkt haben.
Unterm Strich hat Moodle zwei große Vorteile gegenüber allen anderen Open Source Lösungen:
1. Es hatte hierzulande schon eine stabile User-Basis, lange bevor es Canvas gab. Wenn Du all die Bücher und Online-Handreichungen zur Nutzung von Moodle zusammen zählst, wirst Du es wohl plausibel findent, dass eine Kompetenz-Entwicklung in der Fläche deutlich leichter skaliert als bei einem „aufgeräumteren“ UI, das kaum jemand kennt.
Die Microsoft-Fans in der Verwaltung hoffen ja auch darauf, dass ihnen das ganze Fortbildungsproblem abgenommen wird dadurch, dass ihre Mitarbeiterschaft eh schon Office im Privaten gelernt hat. Jede frischgebackene Online-Lehrerin sollte doch jemand kennen, die „weiß wie Microsoft geht“, träumt man dort weiter. Ein Dienstherr, der in der deutschen Verwaltungsrealität fern von selbsterlebtem Learning Management und lebenslanger Erwachsenenbildung strategische Entscheidungen treffen muss, ist anfällig für die schillernde Vision, dass die „Software Markführerschaft an sich“ das Qualifizierungsproblem unentgeltlich in Echtzeit aus der Welt schaffen könnte.
Das kann es jedoch im Falle von Microsoft Education nicht, weil 365 gar kein Learning Management System ist. Die Lernkurve für die methodisch-didaktische Eroberung von Moodle ist deshalb höher als bei 365, weil damit viel mehr geht als die Methoden, die auch in Büro-Hochhäusern und Verwaltungsetagen nützlich sind. Um so wichtiger ist es, dass sich der Umgang mit einem echten LMS dadurch erlernen läßt, dass man neben den vom Dienstherrn zu stellenden Handreichungen auch Best Practises in einer kollektiven kollegialen Beratung zur Verfügung hat.
Den Aufbau einer solchen Support-Infrastruktur stelle ich mir für Canvas eher schwierig vor und keineswegs in deutscher Sprache käuflich zu erwerben.
2. Moodle ist flexibel anpassbar an jede Nische und hat damit das Zeug zur Standardlösung, die man mit etwas Ahnung passend machen kann. So ein Baukasten zu verwenden ist vor allem dann clever, wenn noch gar nicht klar ist, wo die Reise langfristig hingehen soll (mE eine Standardsituation)
Diese Anpassung muss man halt tun. Das ist derzeit ein Problem ist für alle, die als Individuen in diese Welt geworfen sind.
Das „Instructional Design“ einer aufgeräumten Oberflläche, die genau das Gewünschte anbietet und die Komplexität nicht benutzter Bausteine versteckt, ist im Bereich der beruflichen Bildung, wo ich mich meistens bewege, längst zu einer arbeitsteiligen Aufgabe geworden.
Insofern ist langfristig Teamwork im virtuellen Lehrerzimmer angesagt, was in meiner Welt der etablierten Hierarchien selten ohne externe Begleitung funktioniert.
Wo die SchulentwicklerInnen in so einer akuten Notlage herkommen sollen, das frage ich mich schon und empfinde deshalb das ganzheitliche Konzept von Cyber4EDU als wegweisend.
Servus!
Genau bei solchen Aus-Prinzip-Nein-Argumenten aus der Elternschaft bewundere ich engagierte Lehrer, die trotz aller widrigen Umstände auch in diesen Zeiten meinen Kindern etwas vermitteln wollen.
Auch bin ich froh, dass die österreichische Ausprägung der DSGVO den Einsatz von MS-Teams zuließ und wir im März innert eines Tages einen vernünftigen Unterricht im Lockdown hatten.
Gruß
Man merk richtig wie sich Tim Pritlove(kenn ich auch persöhnlich) ,so richtig windet wenn es um Open source Lösungen geht, So als Apple Fanatiker(Als das er sich selbst NIE bezeichnen würde, /Apple Podcast) wirkt es richtig lustig. Danke für den Podcast!
Als über 30 Berufsjahre eingeschliffener Windowsmensch und Lehrer, fand ich das Ipad vor 4 Jahren so eingeschränkt und unnötig, wie einen Kropf.
Aber seitdem man für ca. 500 € ein performantes Multimediagerät mit hervorragender Stifteingabe und spotbilligen aber extrem ergonomischen Apps bekommt, die sich durch völlig unproblematische MDM-Lösungen mit minimalem Aufwand administrieren und mittels AppleTv strippen- und Adapterlos in jedem Raum auf einen Beamer spiegeln lassen, während man völlig frei damit durchs Klassenzimmer läuft und Kontakt zu den Schülern hält, anstatt sich hinter seinem PC zu vergraben, habe ich und viele meiner Windowsveteranen IpadOs im Unterricht zu schätzen gelernt.
Und die Schüler verlernen dank des Pencils nicht das haptische lerneffektive handschriftliche Schreiben, lernen es aber durch Handschrifterkennung und Volltextdurchsuchbarkeit auf moderne Weise nutzen.
Und das Beste ist die praktisch 100%ige Verfügbarkeit: Klappe auf, TouchID-Entsperrung und los.
Und auch hier können Kollegen mit Schubladen voller guter Arbeitsblätter einfach digitalhandschriftlich weitermachen, in dem sie diese als PDFs per Moodle zur Verfügung stellen.
Und experimentierfreudige Kollegen, die Schüler Videos, Podcasts, kollaborative Dokumente anferigen lassen wollen odee der Gruppenarbeit in Gruppenmeetings initiieren oder AR-Gamification für die Schüler nutzen wollen, können auch das, wegen der sehr guten Kamera bzw. Display.
Und wenn dann das WLAN der Schule doch mal wieder hängt oder noch gar nicht installiert ist, dann kann man mit Airdrop und AppleClassroom auch schon ziemlich weit kommen.
Von der Möglichkeit mit Touch-ID die offene Eingabe von Logins und Passwörtern im (leicht von Schülern abfilmbaren Präsenzunterricht) sicher zu unterbinden, ganz zu schweigen
Zeigt man den Schülern und Kollegen dann noch, wie sie ihre Email-, Moodle-, und O365-Accounts mit 2FA-Authentisierung und einer AuthentificatorApp auf Vordermann bringt, die dann wieder ihrerseits den Fingerabdruckscanner nutzt, hat man ja auch schon richtig was fürs Leben gelernt ;-)
Ich habe auch nur darauf gewartet, den beiden (Tim und Linus) ein schnippisches „sagen zwei Typen mit iPhone“ um die Ohren hauen zu können.
Aber die beiden haben sich gut darum herum gewunden. ;-)
Ach, weißte.
Ich habe das große Glück, dass wir in meinem persönlichen Umfeld Leute danach beurteilen, was sie mit Ihren Geräten MACHEN.
Und nicht danach, was für Geräte dafür ihre persönliche Präferenz sind.
Unsere gemeinsamen PC-Wahl- und Finfisher-Analysen hat ths zum Beispiel auf einem Windows-Rechner gemacht.
Solche „Der hat aber ein iPhone!“-Sprüche wirken auf mich ehrlich gesagt immer etwas kleingeistig, auch wenn das jetzt leider etwas überheblich klingen mag.
Hallo zusammen,
vielen Dank für diese Sendung. Ich möchte noch ein, zwei Anmerkung zur Situation in Baden-Württemberg machen:
1) Die Moodle Infrastruktur wurde in den 10 Pandemiemonaten durchaus aufgerüstet, die Presseberichte zum Start am 11.1. waren sehr reißerisch. Es gab da zwar Probleme am Morgen des ersten Tages, für fast alle Schulen/Schülerinnen waren diese aber nach etwa 2 Stunden weitgehend behoben. Die Schlagzeilen lasen sich dennoch so, als könne man mit Moodle nicht unterrichten, das ist wirklich ärgerlich.
2) Was ich wiederholt schade finde, ist dass die vom Land Baden Württemberg finanzierte BBB Infrastruktur in BaWü im Chaos irgendwie generell hart ignoriert wird.
Hier hatte ein Lehrer im Frühjahr eine brilliante Idee gehabt („Wir brauchen BBBs als Ergänzung zu Moodle“) und hat in einem Team aus einigen (inzwischen 5) Lehrer:innen angefangen, mit Unterstützung von Teilen der Kultusverwaltung BBBs „at scale“ für die Schüler:innen des Landes zur Verfügung zu stellen. Seit Weihnachten sind das mehrere hundert Server und jeden Tag finden dort 60.000 Konferenzen statt, zum Teil mit 190.000 gleichzeitigen Benutzern. natürlich gab es im Ansturm des 2. Lockdowns auch hier Probleme, inzwischen läuft das aber wieder sehr gut.
VG
Schulpflicht ist Staatsterror.
Sicher hat der Staat Bildungsangebote bereitzustellen, stellt sich nur die Frage: Wenn so ehrenwert, warum Zwang?
Lieber Tim, lieber Linus, lieber Steini,
ein herzliches „Ja!, aber ..:“ und vielen Dank für eure Folge. Ohne jetzt auf die konkrete Technik oder Krisensituation einzugehen – das tun andere Kommentare schon genügend -, ist es immer wieder schön, wenn engagierte, leidenschaftliche Menschen Interesse daran entwickeln das Bildungssystem zu ändern! Es hat es schließlich auch dringend nötig, in Deutschland, wie ihr ausführt, ebenso wie Österreich. Der Mangel an digitaler Bildung, die strenge und künstliche Trennung nach Fächern (beides von euch genannt), die starren Zeiteinheiten mit schnellen Wechseln, die Beurteilung nach Schwächen, nicht nach Stärken, die Hierarchien – die Liste der Probleme könnte man lange fortführen.
Genau darin liegt aber, aus meiner Sicht als fast-schon-Ex-Lehrer, auch eines der grundlegenderen Probleme: Schule wird einfach enorm überfrachtet und jede Gruppe meldet hier an, was alles als Wichtigstes noch in der Schule gelehrt werden MUSS!!1! Digitale Technik und deren Konsequenzen, finanziell-wirtschaftliche Grundlagen, Einführung in wesentliche Gesetze, Sexualkunde, gesunde Ernährung und Psychohygiene sind alles nur einige tatsächliche Beispiele, von denen ich immer wieder mal höre, dass sie doch in der Schule gelehrt werden müssten (und da reden wir noch nicht von all den politischen Rahmenbedingungen). Und für alles davon gibt es zwar auch einzelne engagierte Lehrkräfte, die das gut machen. Tatsächlich glaube ich aber, dass wir Bildung neu denken müssen, indem wir nicht alles der Schule aufzubürden, sondern mehr externe Initiativen und Stellen einbinden sollten. Wenn Kinder und gerade Jugendliche auch von Werkstätten, zivilgesellschaftlichen Gruppen und spannenden Menschen mehr lernen könnten, hätten sie vielleicht ein umfassenderes Verständnis von der Welt außerhalb der Schulmauern und Schule müsste auch nicht alles auffangen, ausgleichen und bieten.
Lehrer:innen sind mit dem „Pflichtteil“ nämlich, meiner Erfahrung nach, eh gut ausgelastet und haben schlicht von vielen fachfremden Inhalten auch kaum Ahnung. Ich hoffe also, wie Steini auch, auf mehr solche Initiativen und ein anderes Verständnis von Schule insgesamt, das nicht nur ein Aufbewahrungsort ist. Denn die Schulen alleine können halt keine wirklich umfassende Bildung bieten, das können wir nur gemeinsam. Fragt deshalb vielleicht mal nach, wie auch ihr helfen könnt*!
(*Und denkt bitte an Steini: nur sagen: „Ist blöd“ kommt schlecht an. Hört eher tatsächlich mal zu oder bietet an.)
Das Internet exitiert jetzt 30 Jahre und je älter ich werde, desto bekomme ich ein Gefühl, dass wir es hier mit einem kuturellen Problem zu tun haben.
Ich rede nicht von Weiterbildungen, sondern von einem Allgmeinverständnis eine Informationstechnologie nicht nur zu konsumieren, sondern auch verstehen zu wollen.
Hallo Linus, hallo Tim, hallo Andreas,
danke, dass ihr euch diesem Thema gewidmet hat. Rießiges Dankeschön an Andreas für die netten Vergleiche: „Klaut euch bitte ein Notebook…“. Danke, dass es solche Kollegen wie dich gibt!
Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob eine Uni oder eine Schule MS Teams verwendet. An der Schule sind Minderjährige, die evtl. heute mal ein bösartiges Statement z.B. über Donald Trump oder Black Lives Matter raushauen und in fünf Jahren dann in den USA studieren oder sich später auf einen Job bewerben wollen. Sollen sich die Schüler heute in der Schule diesbezüglich Gedanken machen müssen, was sie zukünftig vor haben und ob die Möglichkeit evtl. vom Charakter des nächsten US-Präsidenten abhängt? Die Daten Minderjähriger sind eben besonders schützenswert. Dazu gibt es noch eine Schulpflicht, der man nicht auskommt. An einer Uni schreibt man sich freillig ein. Ok, mittlerweile sind die Erstsemester auch oft noch minderjährig.
Auch die kurz erwähnte Datenschutzeinwilligung zu MS Teams in Schulen ist in den meisten Fällen nicht das Papier wert:
https://dsgvo-gesetz.de/erwaegungsgruende/nr-43/
Ein Lehrer darf sich keinen Sitzplan mit Bildern ausdrucken, aber man hat keinerlei Informationen, was mit den Schülerdaten in MS Teams geschieht.
Hier die Vorlage aus Bayern:
https://www.km.bayern.de/download/23526_MS-Teams_Elterninformation_Einwilligung_Nutzungsbedingungen_200728.docx
mit dem Zusatz fast ganz unten: „Im Übrigen können Kundendaten und personenbezogenen Daten, die Microsoft im Auftrag der Schule verarbeitet, auf der Basis der EU-Standardvertragsklauseln auch in Länder außerhalb der Europäischen Union („Drittstaaten“, z. B. USA) übermittelt werden, um die Onlinedienste bereitzustellen.“
Das betrifft dann auch die Daten aus dem psychologische Gutachten über einen Schüler, das natürlich auch mit Microsoft 365 verarbeitet wurde.
Bzgl. des Einsatzes auch an Unis, finde ich es höchst problematisch, wenn andere Regierungen prinzipiell die Möglichkeit haben, ohne größere Schwierigkeiten auf einem zentralen System abrufen zu können, wer bei uns z.B. die besten Nachwuchs-Naturwissenschaftler sind.
Viele Grüße und macht weiter so,
Axel
Ich halte Steinis pauschales „das ist aber einfach illegal“ auch für nicht korrekt. Man möge mich aber gerne korrigieren, dann aber auch bitte auf die folgenden Punkte eingehen.
Was hier geschieht, ist im Rahmen der DSGVO eine Auftragsdatenverarbeitung. Dank Privacy Shield ist es dabei auch unerheblich, dass das jetzt MIcrosoft mit seiner USA-Mutter macht und nicht der mittelständische IT-Dienstleister des jeweiligen Bundeslandes.
Natürlich wird der Privacy Shield genauso einer Schrems-Klage (no pressure ;-) ) zum Opfer fallen wie Safe Harbor. Das auch völlig zurecht, primär wegen des von Steini angeführten Patriot Act.
Aktuell dient er jedoch allen Beteiligten (inkl. der Datenschutzbeauftragten) als guter Deckmantel, hier nicht einzugreifen und die EDV-Grundlagen des gesamten Landes stillzulegen.
Sollte dem nicht so sein, freue ich mich auf entsprechende Klagen und Hinweise an die Datenschutzbeauftragten aus bekannten Organisationen.
Worauf sich Steini bezog:
Der Privacy Shield ist bereits einer Schrems-Klage zum Opfer gefallen, und zwar im Sommer 2020.
Er existiert also derzeit nicht, deshalb halte ich Steinis Argumentation für zutreffend.
Danke für die Korrektur! Da habe ich tatsächlich die Klagen und Feigenblatt-Regelungen durcheinander geworfen.
https://de.wikipedia.org/wiki/EU-US_Privacy_Shield
„Schrems II-Urteil“ – du weißt, dass du es geschafft hast, wenn Dinge *fortlaufend* nach dir benannt sind.
Zu Bayern,
deshalb ist auch nur eine freiwillige Nutzung von Teams möglich!
Zum Thema Limux,
kurze Zeit nach der Entscheidung der Stadt München, von Limux zurück auf MS zu wechseln ist die Deutschlandzentrale von MS vom Vorort Unterschleissheim zurück nach München gezogen …
Ein Schelm …
Zeit für ein LinUnterschx ;-)
Will sagen: Es könnten sich ja auch mal ein paar andere Städte, oder vielleicht ganze Bundesländer, darum kümmern.
Euer Gast hat mich wirklich begeistert. Für mich ist das der beste Podcast seit langem von euch.
Der Widerspruch, der teilweise in den Kommentaren steht, ist das übliche (neurechte) Störfeuer oder wie auch erwähnt die Lobbyabteilung von MS.
Hey,
ich habe euren Podcast gehört und habe echt gemischte Gefühle.
Meine 5 Cent:
– Auf die Schulen einzudreschen, weil sie wegen Corona im Rahmen der Sicherstellung der Lehre dem Zweck die Mittel unterordnen, halte ich für falsch!
Die Plattformen müssen den Schulen zur Verfügung gestellt werden! Wenn die Schule, der Schulleiter, die Lehrer sich Gedanken machen müssen, ist das Kind bereits im Brunnen. Die Schulen gehen davon aus, dass die Wandfarbe keine Schadstoffen enthält und dass die Kreide ungiftig ist.
Warum sollen sie sich über die zur Verfügung gestellten Mittel in Sachen Fernlehre über Datenschutz & Co Gedanken machen? Das ist Aufgabe des Schulträgers, der denen die Accounts und Rechner einrichtet.
Alle Kritik muss also in diese Richtung gehen, kein Victim-Shaming. Denn Lehrer sind auch Opfer ihres Schulträgers.
– Eltern, die zu Zeiten der Pandemie merken, dass die DSGVO ein Thema ist, dass wichtiger ist, als die Sicherstellung der Lehre, dürfen das gerne tun.
Aber nur diejenigen, die sich oder ihrem Kind nicht selbst schon ein Profil bei Amazon, Google, Facebook, Twitter & Co erstellt haben. Eltern, die Ihrem kleinen Paul-Theodor ein Google-Phone kaufen und die Facebook-Dienste nutzen lassen, weil da kann man die lieben Kleinen ja so gut kontrollieren, kann ich nicht ernst nehmen.
– Steine, so sehr das alles stimmt, was Du erzählst: Du machst den Eindruck eines Brandschutzbeauftragten, der mitten während eines Brandes durch die brennende Hütte rennt und seine Kritik lauthals herauströtet. Können wir uns erst mal aufs Löschen konzentrieren und dann vielleicht bei der Nachbetrachtung Lehren ziehen und umsetzen?
Und nein: Wenn die Hütte brennt, lösche ich auch mit dem illegalen Löschwasser.
Erst Feuer aus, dann analysieren!
Danke, für die Feuer-Analogie. Oder, weil die Klima-Vergleiche in der Sendung so beliebt waren:
Wir akzeptieren auch Beatmungsgeräte mit Kohlestrom und Rettungswagen mit Diesel.
(Vergleich hinkt, weil diese Mittel auch vorher schon da waren.)
Scheingefecht: OS um des OS willen
Tim meinte ja mit Nachdruck: kein „Opensource um den Opensources willen“
Und erzählte dann etwas von competitiv und „Level hochsetzen“, etc.
Fakt ist aber, dass genau die Prinzipien freier Software die Messlatte für
Software in der Schule setzen sollten, ja was denn auch sonst!
Klar, dass die Software dann auch bestimmten Qualitätsanforderungen genügen muss, darauf hatte Steini vorher schon ja einige male hingewiesen.
Aber mit dem Vorschlag, dass man die Unternehmen dafür bezahlen sollte Opensource Software zu entwickeln, hat dann Tim doch wieder die Kurve gekriegt. :)
Sehr geehrte Herren,
vielen Dank für diese wieder einmal sehr spannende und informative LNP-Folge!
Vielen Dank auch für Eure erneute deutliche Betonung, wie wichtig und geboten (und eigentlich auch naheliegend) es wäre, öffentliche Gelder in freie Software zu investieren, statt sich damit von (US-) Konzernen abhängig zu machen.
Mit genau diesem Ansatz war ja damals auch das von Euch erwähnte Münchner LiMux-Projekt gestartet, zu selbigem ein paar Anmerkungen:
Ich würde das Projekt nicht als gescheitert bezeichnen, vielmehr war es gerade erfolgreich abgeschlossen, als sich bei der Kommunalwahl im Frühjahr 2014 der politische Wind gedreht hat.
Die bis dahin regierende Rot-Grüne Stadtrats-Mehrheit wurde durch Rot-Schwarz abgelöst und neuer Münchner Oberbürgermeister ist seit dem Dieter Reiter (SPD).
Dieser war in den Jahren davor in seiner Funktion als Wirtschaftsreferent offenbar maßgeblich daran beteiligt gewesen, die Deutschland-Zentrale von Microsoft nach München zu holen, wo sie seit 2016 residiert, und er selbst bezeichnet sich öffentlich als Microsoft-Fan.
Aus Sicht von so manchem Stadtrats-Mitglied der traditionell lobbyhörigen und stramm ideologischen CSU wiederum dürfte es sich bei OpenSource eher um eine linke Utopie statt um ein zukunftsweisendes Konzept handeln, das schon allein deshalb bekämpft gehört.
In der Folge wurde mit Falschmeldungen Stimmung gegen das LiMux-Projekt gemacht, jegliche IT-Probleme egal welcher Art wurden diesem zugeschoben, und ein mehrtägiger Zusammenbruch eines Email-Servers Ende 2014 brachte das Fass dann zum willkommenen Überlaufen, obwohl die Server-Seite mit LiMux insofern nichts zu tun hatte, als es sich bei LiMux um eine Desktop-Umgebung und Desktop-Anwendungen handelte. Es gab dann noch irgendein Gutachten von irgendeiner Firma, und per Stadtratsbeschluss gab man schließlich 2017 das LiMux-Projekt auf und beschloss die komplette Rück-Umstellung auf Microsoft-Produkte bis 2020, ungeachtet der Kosten.
Es kursiert das Gerücht, dass jener zusammengebrochene Email-Server der letzte verbliebene Windows-betriebene Server gewesen sei. Ob das zutrifft, weiß ich leider nicht.
Die Beendigung des LiMux-Projekts war also schlicht eine politisch-ideologische Entscheidung ohne Begründung in der Sache.
Und ich glaube, dass genau diese politisch-ideologische Komponente allgemein stark dazu beiträgt, dass OpenSource-Software eine Grundskepsis entgegengebracht wird, mit der proprietäre kommerzielle Software nicht in demselben Maß zu kämpfen hat.
Was ich auch schon öfters als ein Problem gesehen habe: Irgend jemand mit Halbwissen frickelt eine Lösung für ein Teilproblem hin (beispielsweise „Videokonferenzen mit 30 Teilnehmern dürfen nicht ruckeln“), und wenn dieses Teilziel erreicht ist sagt man „So, fertig! Bloß nicht mehr anfassen!“. Das Thema „Sicherheit“ wird gar nicht erst erwähnt und gleich niedergebügelt, wenn man es dann doch mal tut: „Läuft doch! Mehr ist nicht in meinem Universum.“
Vielen Dank für diese interessante Folge. Das Bundesland Bremen setzt seit Januar landesweit auf WebEx als „professionelle und datenschutzkonforme Videokonferenzlösung”. Damit wird die bisherige Lösung mit MS Teams abgelöst. Gibt es doch eine Möglichkeit, WebEx rechtskonform einzusetzen, oder verstößt die Bildungsbehörde damit nun wiederum gegen geltendes Recht?
Leider kann man keine Deiner beiden Frage derzeit mit einem einfachen „Ja“ beantworten. WebEX hat in der deutschen Debatte über DSGVO-konforme Anbieter von Videokonferenzplattformen eine Sonderstellung erreicht durch die Hinweise der BlnBDI zu Anbietern von Video-Konferenzdiensten vom Juli 2020
https://www.datenschutz-berlin.de/infothek-und-service/pressemitteilungen
Die hat ein Ampelsystem eingeführt, das praktisch allen US-Anbietern eine rote Karte gezeigt hatte. Das ging durch die Presse und seither galt die Berliner Behörde als Hardlinerin in Sachen Datenschutz, an deren Ansage sich viele orientiert haben, die es gern „rechtsicher“ hätten.
Die Kritik der BlnBDI hatte nichts mit pauschalen Vorbehalten gegen US-Anbieter zu tun (Schrems II war zum Zeitpunkt der Fertigstellung im April 2020 noch gar nicht abzusehen). Das Verdienst ihrer „Kurzprüfung“ liegt in der detaillierten Auflistung von Mängeln in den jeweiligen AVV (Auftragsverarbeitungsvertrag) , den Du als Schulträger zwingend abschließen musst, um die DSGVO einzuhalten.
Einzige Ausnahme bei den US-Angeboten war die mit „gelb“ bewertete Variante „Cisco WebEX über Deutsche Telekom“, die deshalb kein rot gekriegt hat, weil die BlnBDI es dem deutschen Vertragspartner Telekom offenbar eher zutraut, die festgestellten Mängel im AVV zu beseitigen als bei den europäischen Niederlassungen der US-Konzerne.
Ob die Mängel inzwischen beseitigt wurden, weiß ich allerdings nicht. Das wäre eine konkrete Nachfrage wert bei Eurer Landesdatenschutz-Behörde mit Verwes daraus, dass die Berliner Hinweise zeitlich lange vor dem Schrems II Urteil entstanden sind und alle Anbieter seithe nachgebessert haben dürften.
Ich hatte beim Durchlesen der Berliner Hinweise zu dem gelben WebEx Produkt erhebliche Zweifel.
Die Telekom hatte ihren ersten AVV vom Januar 2020 am 16.4.2020 nochmal nachgebessert, um bei dem Berliner Shootout besser abzuschneiden. Auch zu diesem AVV2 wurde jedoch grundsätzliches bemängelt: Z.B enthalte er „nicht alle Datentypen und Betroffenen, deren Daten im Auftrag verarbeitet werden“. Es fehlten „jegliche Angaben zum Ort der Verarbeitung“ und Angaben zum „Ort der Leistung“ der „Unterauftragsverarbeiter“ seien „widersprüchlich…auch in Drittstaaten ohne angemessenes Datenschutzniveau“. Mitteilungen von Verantwortlichen (der Telekom?) an die Behörde, dass „angeblich für WebEx Meetings die Datenverarbeitung auf EU und Großbritannien beschränkt sei“, würden im AVV „nicht abgebildet“.
Ein wichtige Zusatzvereinbarung, die regeln soll, ob sich auch Unterauftragsnehmer an EU-Standard Datenschutzklauseln halten müssten, „lag uns nicht vor“. Dieses Dokument sei vor einem Einsatz „durch die Verantwortlichen kritisch zu prüfen“.
Das klingt für mich nach einem mit heißer Nadel gestrickten Nachbesserungsversuch der Telekom, und ziemlich beunruhigend für verantwortliche Entscheider, aber ich bin kein Jurist. So staunte ich estwas über den letzten zusammenfassenden Satz, der die Ampel von rot auf gelb schaltet:
„Der AVV – weniger der AVV2 – enthält insgesamt eine Reihe kleinerer Fehler und Unklarhei-
ten, die … vor einer Nutzung beseitigt werden müssten.“
Da es aus anderen Bundesländern keine ähnlich plakativen Empfehlungen gab, die was anderes sagten oder offene Fragen besser beantworteten, haben sich seither viele Entscheider[innen] auf die einzig gelbe Ampel eines BigPlayers gestürzt und bei der Telekom des Produkt WebEX bestellt.
Sicher kann ich Dir also nur so antworten, dass es keine gute Idee ist WebEX von jemand anderem zu ordern. Das Schwert der Rechtsunsicherheit schwebt auch beim WebEX Reseller Telekom weiterhin über uns Laien, es wiegt nur nicht so schwer wie bei einem Einkauf beim Direktvertrieb eines US-Herstellers.
Für diejenigen IT Entscheider in Kommunen, Land und Bund, die „Rechtssicherheit“ im Sinne von „Hide my Ass“ verstehen, reicht sicher der Erwerb eines Ablassbriefs von der zuständigen Landesdatenschutzbehörde. Alle anderen verweise ich auf den Kommentar von schappi.
Ich möchte auch mal einen Standpunk dazu beitragen. Zum Hintergrund: ich entwickle beruflich selbst Software im Bereich E-Learning, für eine eher kleine/aber feine Sache, die sich auf genau einen Studiengang spezialisiert. In so fern, kann ich manches schon etwas beurteilen was da so durch den Podcast ging.
Ich beginne mal mit einigen Fragen, die ich gleich mal Google gestellt habe.
1. These 1 Admin/Computer Person/Vollzeitstelle pro Schule. Google: Wie viele Schulen gibt es in Deutschland?
‚Insgesamt gab es im Schuljahr 2019/2020 in Deutschland 32.332 allgemeinbildende Schulen# (laut Statista).
Wenn ich mir den Arbeitsmarkt im Bereich IT und den Willen zur Ausbildung bei den Unternehmen so ansehe, dann wird das schon zur Herausforderung. Wenn man mal davon ausgeht, dass 2 Personen jeweils 2 Schulen betreuen, dann haben wir 32.000 offene Admin/Techniker Stellen. Wenn wir das mal mit einem Jahresgehalt von 60K Euro hochrechenen, dann sind das 1.9 Milliarden Kosten pro Jahr.
Dazu einen Kosten von 1000 Euro für einen beheizten Arbeitsplatz, ein Laptop und so anderen Kram pro Monat: 384 Millionen
Wir addieren nochmal eine Milliarde für den Verwaltungswasserkopf auf das ganze. Die Menschen managen sich nicht von alleine.
Wie speichern mal ca. 3.3 Milliarden
2. 10 GB Glasfaseranschluss für jede Schule.
Auch hier wieder die selbe Rechnung, gehen wir einfach mal von 15.000 Euro Erschliessung durch einen Pinken Telefonriesen aus. Das Die Kupferkom lässt sich das ja gerne bezahlen (War ein Angebot was ich erhalten habe, in unserem Falle zur ‚Überquerung‘ einer Strasse). Lassen wir die Verträge dann mal das 10 Fache (700 euro) meines ca. Gigbit Glasfaser Anschluss kosten, dann sind wir bei 480 MIllionen + ca. 270 Millionen für den Uplink. Dazu kommt noch ordentliche WIFI und Netzwerk Infrastruktur.
Das kann ich nicht beziffern, ich lass mal einfach eine 2 Milliarden da.
3. Moodle neu Schreiben. Google: Wie viele Zeilen Code hat Moodle?
In diesem Fall ‚Quelle Internet‘: 800.000 Zeilen PHP und 94.00 Zeilen Javascript. Kommentare und Leerzeilen nicht mitgezählt.
Google: Wie viele Zeile Code schreibt ein Entwickler Pro Tag?
As we can see, a new developer will probably write about 100 lines of code a day, or about 25,000 lines of code in a given working year. In contrast, a more senior engineer is probably writing about 20 lines of code a day, or about 5,000 lines of code in a given working year.
Rechnen wir mal mit 1 Mio zeilen code sind dann 40 Mannjahre Juniorcode und 200 Senior-Developer Jahre. Lassen wir es am Ende 120 Mannjahre Softwareentwicklung und nochmal 50 Mannjahre Management zu wieder 60.000 Euro sein, dann sagt Adam Riese schlappe ca. 10 Millionen Euro Entwicklung. Dazu dann 10 Euro pro Jahr und Schüler Betrieb.
Was mich aufhorchen lies, war der Teil mit der ‚Moodle‘ ist zu monolithisch aufgebaut Nummer. Ja, das mag sein, aber so ein Aufbau macht es halt auch einfacher viele problem zu lösen. Z.B.: Darf dieser User das hier in diesem System lesen. Es ist schon anzunehmen, dass ein ’skaliertes‘ Moodle, dann nicht einfacher, sondern komplizierter wird (Anmeldedaten z.B.nicht in der selben Datenbank bzw. im selben System wie die Lernresultate zu speichern z.B.). Wenn man mal schaut, was es da so in europa gibt, dann darf man da auch einiges selbst basteln oder halt solche Applikationen bei Google, Amazon oder Microsoft in der Cloud entwickeln. Es gib hier leider keine Europäischen Versionen. Und nein, ein self hosted k8s (Kubernetes) ist keine Lösung. Wer sich die ‚Gaia Cloud‘ anschaut, der weiss auch, dass wir den Klimawandel gefixt bekommen, bevor Europa sowas wie eine einheitliche Cloudplatform hat.
Unser Glück: So eine Software kann man nur Open Source schreiben, wir haben ja alle mit dem ‚elektronischen Anwaltspostfach‘ gesehen wie ‚gut‘ Softwareentwicklung als Resultat von Ausschreibungen funktioniert.
ich veranschlage mal 50 Millionen für alles in allem. Die Corona Warnapp hat ja auch mal schlappe 20 mio gekostet.
4. Laptop Pro Schüler: Das wäre ne sinnvolle Sache. Hier könnte man einfach mal pro Jahr immer Notebooks kaufen und verteilen, mit Economy of Scale würde man sicher für 1500 Euro sinnvolle Geräte beschaffen können (mit Linux kommst du durch alle Schulaufgaben). Das sind nur 48 Millionen und es bleiben auch viele Geräte für den Wiederverkauf. Die Einnahmen hierfür nehmen wir einfach für den Support und so.
Zusammenfassung:
1. Techniker für jede Schule: 3.3 Milliarden
2. Glasfaser und Netzausbau Schule 2 Milliarden
3. Lernsoftware schreiben 50 Millionen
4. Laptop für die Schüler 50 Millionen /Jahr
Also so ca. 5 Milliarden dürften es doch sein. Das entspricht doch so ca der Größe des Digitalpaktes. Ich vermute mal, das Geld wird wieder mal bei den üblichen verdächtigen liegen gelassen, mit den großen Ausreden (öffentliche Ausschreibung) und mal wieder irgendwo versenkt. Das wäre gute Forderungen, nur wird es schwer da wirklich was zu machen. Die Politik ist einfach über alle Minsterien nicht interessiert, die Wirtschaft will nur die Politik über den Tisch ziehen. Eigentlich ne Sendung die mich ganz schön wütend gemacht hat.
Danke für den Einblick, aber das war ganz schön frustrierend. Für mich sieht es so aus, als hätte sich Deutschland ganz gut damit abgefunden mit deiner Position als digitales Schlusslicht und die eher konservativen Regierungen sehen das wohl auch gar nicht so als Problem. Dieser Status Quo lässt sich ja recht einfach erhalten.
Anmerkung .. es gibt 9 Millionen Schüler in Deutschland. Bei 10 Euro Betriebskosten pro Account und Jahr sind das nochmal 90 Millionen.
Moodle neu schreiben muss gar nicht sein – aber die australische Moodle-Foundation würde sich über regelmäßiger Unterstützung sehr freuen und implementiert damit auch immer wieder Neues und macht es dann auch gleich noch weltweit verfügbar.
Leider beteiligen sich unsere KM bisher überhaupt nicht, während nur die Unis ernsthafte Programmierbeiträge machen, wie zB. den in SafeExamBrowser.
Aber es stimmt, wenn man da nur einen Bruchteil des Geldes draufwerfen würde, was in die Corana-Warn-App fießt, hätte man in wenigen Monaten richtig gute Lösungen auch bei BigBlueButton, Jitsi und den anderen chronisch unterfinanzierten OS-Projekten.
Hallo,
ich möchte eine verbreitete Fehlvorstellung korrigieren: Die 5 Milliarden EUR des Digitalpakts müssen nach den Planungen der Weise unserer Regierung für 5 Jahre reichen. Und anschließend gehts dann wahrscheinlich wieder umsonst.
Da kommt dann zwar noch Geld der Länder und Kommunen dazu, aber 5MRD/Jahr wird nicht werden.
Quelle z.B. dort: https://km-bw.de/Kultusministerium,Lde/Startseite/Schule/Digitalpakt
Die dort erwähnten Programme „Sofortausstattungsprogramm“ und „Programm Administration“ sind erst während Corona nachgeschoben worden, zunächst waren (in BW) praktisch alle Geräte, die die Schule verlassen und jede Art von Personalkosten nicht förderfähig.
Ich finde ihr habt die Problematik insgesamt hervorragend beleuchtet – Vielen lieben Dank! Steini, mal unabhängig von inhaltlichen Detailpositionen demonstrierst du hier ein ein prima Vorbild für viele Merkmale, mit denen wir meiner Meinung nach unsere Kinder auf dem Weg zum Erwachsenwerden ausstatten sollten: Haltung und Mindset (Wertorientierung, Selberdenken-Kompetenz, Offenheit), soziales Engagement, Selbstwirksamkeitsbewußtsein, Optimismus. …Solche Eigenschaften sind wohl Sand im Getriebe eines Systems, das in erster Linie auf Stoffvermittlung und -Verarbeitung getrimmt ist, und in dem die Kompetenz Auswendiggelerntes-wiedergeben-zu-können belohnt wird. (Empfehlung dazu: Precht Vortrag „Bildung versus Wissen“).
Der schwierigste Teil scheint mir die Schaffung eines allgemeinen, gemeinsamen und klaren Problembewußtseins zu sein: Was ist eigentlich Privatsphäre in einer allvernetzten Welt? Warum ist informationelle Sebstbestimmung wichtig und ein Wert? Für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft als Ganzes. Warum und wie ist sie bedroht? –> Hier fehlen aus meiner Sicht kompakte und eingängig kommunizierbare Geschichten, die das abstrakte (akademische?) Problem zu einer direkt gefühlten Bedrohung werden lassen. Erst dann kann ich meine Schwiegermutter überzeugen, die „ja selbst nichts zu verbergen hat und die sich sicher ist, dass mit ihren Daten sowieso Niemand was anfangen kann, weil sie sich selbst als immun gegen Werbeeinflüsse empfindet“. Erst dann wird die Lehrerin aus dem Beispiel aufhören unter der Hand Whatsapp zu empfehlen (prima Beispiel, da hier das Argument fehlender funktionierender oder schwer einzurichtender Alternativen nicht zieht).
Technik, Know-How-Vermittlung, Skalierung, Finanzierung, politische Widerstände – das sind aus meiner Sicht sekundäre Probleme; sobald es ein gesamtgesellschaftliches Problembewußtsein (und eine Bewegung) gibt, können die gelöst werden. Leuchtturmprojekte, wie das von Steini, sind immens wichtig zur Orientierung und Motivation.
Wer mal sehen will, wie gut Moodle von echten Profis für ein ganzes Land in nur 72h hochgezogen werden kann, sollte sich mal folgendes Video vom CCC ansehen:
https://media.ccc.de/v/meetup-2021-01-114-moodle-fr-bw-in-72-stunden
BigBlueButton kenne ich als Studi aus dem einen- oder anderen Modul. Leider wird es lange nicht überall verwendet, sondern viele Lehrende halten ihre Vorträge via Zoom. Prüfungen finden auch über Zoom, oder Teams statt. Wie ist das jetzt an den Unis? Sind da die Lehrenden dafür verantwortlich welche Software sie für ihre Lehre verwenden?
Ihr Lieben,
vielen Dank für Euren Podcast, den ich gerade auf einem Waldspaziergang hörte. („Denk ich an deutsche Bildung in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“) Ich möchte ich diesem Zusammenhang daran erinnern, dass der Einsatz von Microsoft-Software nicht nur in dem bei Euch besprochenen Sinne gegen geltendes Recht verstößt, sondern in ganz Europa auch gegen geltendes Beschaffungsrecht und dass das gar nicht oft genug thematisiert werden kann. Daher mein Hinweis auf den tendenziös richtigen Film, der – nicht mehr ganz taufrisch – schon 2018 das „Dilemma Microsoft“ thematisiert hat: https://www.youtube.com/watch?v=_ZaDuinGf2o
Macht weiter so!
LG Bill
Ich wohne in Bayern und habe u.a. eine Tochter in der 5. Klasse Gym und einen Sohn in der 3. Grundschule. Beide Schulen verwenden Moodle/Mebis und BBB. Mit Moodle läuft inzwischen alles soweit rund. Detailprobleme, wenn Lehrer dann opus-Audio reinstellen, dass niemand abspielen kann, aber gut. Wir kommen klar.
BBB ist an beiden schlimm. In den Grundschulkonferenzen fliegt mein Sohn mit dem iPad 15-20 mal pro Stunde raus, wenn mehr als 5 oder 6 Kinder ihre Kameras an haben. Jedes Mal nach dem Neuladen der Seite wieder der zeitraubende Mikrofon ja/nein/Echotest-Prozedur, und dann ist ne Minute Unterricht verpasst. Das 20 mal pro Stunde, das geht einfach nicht. Mit einem aktuellen Laptop passiert das seltener, aber das brauchen eigentlich wir Eltern zum Arbeiten.
Am Gymnasium gibt es fähige und motivierte Admins, das BBB läuft etwas runder, aber auch da nur dann, wenn fast niemand die Kamera an hat. Trotzdem fliegen ständig Schüler(innen) raus, sind 35mal im Chat vertreten usw, und damit die Kinder sich alle mal sehen können mussten sie zusätzlich einen wöchentlichen Jitsi-Call einrichten.
Von so Details, dass die aktuelle Release-Version von BBB ein Ubuntu 16.04 und kein anderes voraussetzt, das in 3 Monaten den Support verliert, will ich gar nicht anfangen.
Das Gym hat dann geschrieben, dass sie keine weitere Chance mehr sehen, da noch viel zu verbessern, und will auf MS Teams umsteigen. 880 von 890 Eltern hatten binnen 1 Woche schon ihr Einverständnis gegeben. Ich bin von Steinis Einwänden und Argumenten überzeugt, aber ich sehe faktisch keine Möglichkeit, den Unterricht anders durchzuführen aktuell. Wir haben es versucht, und es ging nicht gut genug. Ich kann meinen Kindern den Frust nicht länger zumuten und habe auch zugestimmt. Sorry.
Ich glaube, du musst Dich bei niemandem rechtfertigen oder entschuldigen, dass Du am Ende zugestimmt hast zu MS Teams. Das ist vor dem von Dir geschilderten Hintergrund sehr verständlich.
Die Schulleitung tut sich vergleichsweise leicht, auf MS Teams zu setzen, nachdem ja in Bayern MS Teams offiziell vom Kultusminister zum Einsatz in Schulen freigegeben wurde. Das kann und muss man kritisieren, aber derzeit ist das offenbar die Weisung von „ganz oben“.
Aus eigener Erfahrung als BigBlueButton-Admin kenne ich die von Dir angesprochenen Punkte. Da besteht erheblicher Konfigurationsbedarf, bevor BBB stabil läuft, gerade wenn die Teilnehmer Bandbreiten- oder Performance-Einschränkungen haben (was in Deutschland ja gelegentlich vorkommen soll). Das ist bei BBB eine Wissenschaft für sich, in die man sich nach und nach einarbeiten muss, um an den richtigen Stellschrauben optimieren zu können.
Aber ein Vorschlag: wäre es nicht für Deine beiden Schulen einen Versuch wert, die BigBlueButton-Dienstleistung von Steinis Non-Profit-BBB-Hosting-Service https://infra.run/ in Anspruch zu nehmen? Die haben das ja offenbar inzwischen darauf optimiert, vielen Teilnehmern standzuhalten, und soweit ich das auf der Website verstehe, ist die Nutzung ja nicht grundsätzlich auf Berlin beschränkt.
Lieber Tim, lieber Linus, lieber Steini,
vielen Dank für diese Utopiesendung zum Thema Digitalisierung der Schulen. Auch ein dickes Dankeschön an alle Menschen wie Steini, die sich für eine datenschutzkonforme Digitalisierung an Schule engagieren. Leider sind Fälle wie die hier Podcast geschilderte Situation an der Berliner Schule Einzelfälle und nicht auf die Allgemeinheit übertragbar.
Daher finde ich auch, dass eure Sendung leider völlig an der Realität vorbeigeht. Ja, es stimmt, dass die Digitalisierung schon vor der Pandemie hätte voran getrieben werden sollen. Das Internet gehört in die Schulen, damit wir auch im Bildungsbereich endlich im 21. Jahrhundert ankommen (inklusive der Datenschutzbestimmungen). Diese Sendung wäre vor der Pandemie großartig gewesen. Jetzt sind uns die in der Sendung angesprochenen Probleme auf die Füße gefallen.
Aber: Die angesprochenen Probleme sind nicht gelöst worden und so bietet sich vielen Schulen eine Realität die mit dem, was ihr besprecht, nichts zu tun hat. Deshalb scheint mir Steini, auch wenn sein Engagement absolut lobenswert ist, für die gegenwärtige Situation nicht der richtige Gesprächspartner zu sein. Er sagt von sich selbst, dass er nur mit Schülerinnen arbeitet, weil ihm die Jungs zu anstrengend sind. Er arbeitet an einer kirchlichen (und damit nehme ich an: privaten?!) Schule, die von vorne herein noch einmal andere Möglichkeiten hat, als die durchschnittliche staatliche Schule. Auch sieht man, dass Steini nicht in den Kategorien denkt, die Schule ausmachen. Wenn er beschreibt, dass es ein Erfolg ist, das 350 SuS morgens pünktlich online den Podcast hören, dann hört sich das erst mal gut an. In der Realität ist aber der Anspruch einer jeden Schule dass alle Schülerinnen und Schüler immer morgens pünktlich und arbeitsbereit sind. Wenn die besprochene Schule nur 350 Schülerinnen und Schüler haben sollte, dann entfällt diese Kritik ;) Nun versetzt euch bitte einmal kurz in die Situation eines Schulleiters/einer Schulleiterin, der/die
… entweder auf die obskure, aber vermeintlich datenschutzkonforme Lösung mit unklarer Supportsituation zurückgreift, die ihm von einem vermeintlich kompetenten Außenstehenden (Eltern, Steini, …) angeboten wird…
… oder auf eine bekannte, einigermaßen verlässliche Microsoftlösung mit entsprechendem Support aber zweifelhaftem Datenschutz.
Wenn mein oberster Auftrag (und das ist der primäre Job eines Lehrers/einer Lehrerin, eines Schulleiters, einer Schulleiterin) lautet, das System Schule am laufen zu halten und den Unterricht sicherzustellen, dann würde ich da nicht zwei mal drüber nachdenken und die Microsoftlösung wählen. Den Datenschutz hier als absolute Forderung hinzustellen und dafür ggf in Schulen ohne entsprechendes technischen KnowHow das Recht auf Bildung hinten anzustellen finde ich höchst fragwürdig (stay tuned). Eine ernsthafte Abwägung dieses Dilemmas kann ich in eurem Podcast nicht finden.
Jetzt mal zu (meiner) Realität: Ich bin Lehrer für Englisch und Sport an einer Gesamtschule in NRW. Wir unterrichten mit den MS-Produkten und der Unterricht läuft. Beschwerden bezüglich des Datenschutzes haben wir keine, was mich in meiner Haltung, dass die Datenschutzbedenken im Moment eher zweitrangig sind, bestärkt. Die Eltern zeigen sich größtenteils sehr dankbar, dass unserer Schule diesen Weg eingeschlagen hat und der Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern aufrecht erhalten wird. Aus Gesprächen mit Kollegen und Kolleginnen an anderen Schulen weiß ich, dass dort die Dinge wesentlich weniger rund laufen, da hier auf die landeseigenen (moodlebasierten) Lösungen gesetzt wird, die seit 3 Monaten nicht oder nur eingeschränkt funktionieren. Teams schützt uns zudem davor, dass die Videokonferenzen gesprengt werden, wie es in den Medien gelegentlich von den von euch favorisierten Lösungen zu lesen ist.
Die eigentlichen Probleme mit der Digitalisierung der Schulen und der Utopie, dass Schülerinnen und Schüler vielleicht nur virtuell am Unterricht teilnehmen, werden übrigens derzeit besonders deutlich und bei euch kaum angesprochen. Hier mal ein paar Beispiele:
– Sportunterricht erfordert zwingend Präsenz, da sonst kein Versicherungsschutz gewährleistet ist (Als Sportlehrer steht man sowieso gefühlt permanent mit einem Bein im Knast, weil die Sicherheitsvorgaben , die eingehalten werden muss, damit ein Versicherungsschutz besteht, so hoch sind). Dementsprechend gibt es in einer Zeit, in der die SuS täglich bis zu 8 Stunden am Bildschirm sitzen, keinen praktischen Sportunterricht.
– Viele Schülerinnen und Schüler erreichen wir garnicht mehr. Wenn die Betreuungssituation zu Hause nicht stimmt (desinteressierte/abwesende Eltern) nehmen die Kids auch nicht am digitalen Unterricht teil. Die Pandemie und der Digitalunterricht (auch wenn er technisch einwandfrei stattfindet) verstärken hier massiv die sowieso schon krassen Ungleichheiten, die wir sonst im Präsenzunterricht abmildern können.
– Praktisches Arbeiten (auch abseits vom Sportunterricht), findet kaum noch statt. Experimente und den Naturwissenschaften lassen sich halt digital nicht durchführen. So verlieren viele Fächer einen Großteil ihres Reizes.
– Die Schulabschlüsee vieler Schülerinnen und Schüler sind in Gefahr. Es findet ja in diesem Schuljahr quasi ohne Unterbrechung „vollwertiger“ Unterricht statt. Das heißt (zumindest bisher), dass die Prüfungen wohl wie geplant und ohne Einschränkungen stattfinden werden. Deshalb ist für uns Lehrer eine zuverlässige Lösung für den digitalen Unterricht zwingend notwendig, um unsere Schülerinnen und Schüler angemessen vorbereiten zu können.
Abschließend finde ich es schade, dass ihr aus eurem Informatikerelfenbeinturm uns Lehrern unseren Einsatz (ich arbeite derzeit etwa 10 Stunden mehr pro Woche) und unseren (zumindest gefühlten) Erfolg mit Datenschutzbedenken und “Microsoft geht garnicht, Patriot Act, die Amerikaner sind böse” kaputt redet (auch wenn ihr grundsätzlich damit Recht habt), bzw. mit keinem Wort würdigt. Ein anderer Gesprächspartner mit mehr Einblick in den normalen (Digital-)Schulalltag, der auch den Zwängen des Schulsystems unterliegt, hätte eurem Gespräch sicherlich gut getan.
Eine kleine Ergänzung fällt mir noch ein:
Zu sagen, dass vor allem die Kapazitäten und Kompetenzen rund um Videokonferenz-Software schon vor der Pandemie hätten aufgebaut werden müssen, ist Unsinn, bzw. mal wieder an der Realität vorbei.
Unser Schulsystem hat so viele drängende Probleme (Ungleiche Bezahlung von Lehrkräften, Verfestigung sozialer Ungleichheiten, Inklusion, marode Gebäude, Lehrermangel, Föderalismus, ein veralteter Fächerkanon, Internetanschlüssen an den Schulen, …) die alle dringend mit Zeit und Geld beworfen werden müssten. Da eine datenschutzkonforme Videokonferenzsoftware zu installieren, die im Alltag nie genutzt wird, macht wenig bis keinen Sinn.
Ihr alle da oben könnt Eure Einwände gegen Steinis Vorschläge darlegen, wie ihr wollt:
Wenn Ihr genau zugehört hättet, würdet ihr feststellen, dass er so gut wie alle Einwände dargestellt, vorweggenommen und widerlegt hat. Er hat niemandem Vorwürfe gemacht, sondern eine Situation beschrieben. Das wurde alles schon tausendmal diskutiert und ständige Wiederholdung macht ihr es nicht richtiger.
Steini hat in allem Recht! Am Anfang die Agenda, Vergabe nur an Open-Source-Lösungen, ab jetzt halt richtig machen …
Ich weiß das, weil ich das so mache.
(und, sogar das mit den Jungs: Jungs sind unter 25 nicht zurechnungsfähig. Ich weiß das; ich hab zwei. – Mädchen können unter sich lernen, ohne dass auch nur ein Junge dadurch vernachlässigt wird.)
Im 3. Lockdown dann im BBB!
Open-Source gibt die vielleicht nicht immer, was du willst, aber das was du brauchst!
You can’t always get, what you want …
Kein Mensch braucht Zoom.
Kein Mensch braucht Word.
Kein Mensch braucht Windows.
Schwärzt eure Schulen bei der Datenschutz-Aufsicht an!
Ich habe noch nie jemanden getroffen der Word kann. Ich habe noch nie jemanden getroffen der Excel wirklich kann.
Kleiner Einblick (von der Seite) auf den Online-Unterricht:
(Bitte missinterpretiert das nicht als Kritik an Steini oder anderen engagierten Menschen. Ich will nur den aktuellen Zustand so beschreiben, wie ich ihn heute vorgefunden habe.)
Der Aufschlag in der Realität in Berlin war hart. Erster Schultag nach den Winterferien, die BBB-Konferenz unter Lehrern vor 8.00 Uhr lief noch problemlos.
Aber nach acht war an Unterricht erst einmal nicht zu denken.
Wenn die Schüler die erste Hürde genommen hatten, und trotz Überlastung die Konferenz betreten konnten, war unklar ob sie im gleichen Raum wie der Lehrer landen. Aus ihrer Sicht fehlte also der Lehrer und sie warteten ab…
Über andere Kanäle wurde man irgendwann auf das Problem aufmerksam und versucht die Schüler in den richtigen Raum zu lotsen, was die Last weiter erhöht und reines Glücksspiel ist. Irgendwann sieht man ein, dass man nie alle zusammen in einen Raum bekommt, und startet die Ersatzkonferenz über Webex. Mittlerweile sind 15 Minuten vergangen.
Man wartet weitere 5 Minuten, in der Hoffnung dass sich doch noch alle Schüler einfinden. Ein Teil geht verloren und hat eine Freistunde. Ein Schüler hat heute seinen ersten Tag in dieser Klasse/an dieser Schule. Seine Begrüßung und Vorstellung wird in der Hektik vergessen…
Aber immerhin läuft es. Ohne Webex hätte gar kein Unterricht stattgefunden.
Die anwesenden Schüler sind durch den Stress eigentlich nicht bereit für den Unterricht. Als sich das ändert, neigt sich die Doppelstunde dem Ende entgegen.
Drei Stunden später stand die nächste Doppelstunde an und die Probleme waren die gleichen.
Das Fazit dass ich daraus ziehe ist, dass wir es ein Jahr nach Beginn des Online-Unterricht nicht schaffen den Lehrern eine stabile Plattform für ihren Unterricht zu geben.
Die datenschutzkonforme Lösung heißt derzeit also leider Unterrichtsausfall.
Anecdata zum Thema Chancengleichheit: ein Bekannter und ich bieten seit Jahren eine AG „Internet“ in der 4. Klasse der örtlichen Grundschule an. Zuerst war alles wie gewohnt: 9 der zehn Plätze waren durch Jungs belegt. Dann sind wir auf die Idee mit der Quote gekommen, und seither sind die fünf Plätze für Mädchen _immer_ belegt.
Kleiner Hinweis an dich, der du noch eine Heldengeschichte aus deinem Corona-Schützengraben hier reinschreiben willst:
Es geht in dieser Podcast-Folge darum, wie man digitales Leben an der Schule organisiert und „geil macht“. Punkt.
Und nicht darum, dass du mal eine verkackte Jitsi-Sitzung hattest und deswegen jetzt Zoom nimmst.
Ich möchte den Blick auf etwas lenken, das leidergar nicht erwähnt wird obwohl es irrsinnig wichtig ist. Die Barrierefreiheit der Software, die eingesetzt wird. Oft wird der Datenschutz gesehen aber nicht die Folgen, die ein solcher Wechsel effektiv hat. Mit der Auswahl eines Tools muss gewährleistet sein, dass ALLE zu beschulenden die Möglichkeit haben, sie es zu nutzen.
Dabei ist Barrierefreiheit kein gegner von Datenschutz. Auch wenn es gern mal so hingestellt wird. Mein Argument ist in keinem Fall auf Datenschutz und Open Source zu verzichten, sondern Barrierefreiheit als ebenso zentrales Gut anzusehen und von vornherein mit zu denken, wie es beim Datenschutz und bei der digitalen Selbstbestimmung der Fall ist. Denn was bringt es, wenn das tolle neue datenschutzfreundliche System gewählt und implementiert wird und auf einen Schlag die schulische Inklusion von beispielsweise blinden Menschen einen Rückschritt um 25 Jahre macht?.
Zugegebenermaßen sehr provokant formuliert. Die Open Source Communities bieten dabei beste Voraussetzungen, für alle Menschen nutzbare und produktive Lösungen zu finden. Lasst und bitte also alle Menschen mit denken. Selbst blind profitiere ich natürlich auch davon. Und natürlich helfe ich gerne auch da, wo ich es kann. Dass es grundsätzlich geht zeigen beispielsweise Big Blue Button oder rocket.chat, die beruflich zum Einsatz kommen.
versteh ich nicht. Das ist doch so. steht im gesetz, so wie du sagst.
da wird nichts gegeneinander ausgespielt. Hat hier schon mal jemand eine Ausschreibung gemacht? Leistungsbeschreibung? Hält sich hier jemand an Gesetze? Habt ihr keine Verwaltung, die Euch die Vergabe-Verfahren erklärt?
Ich glaube du hast mich missverstanden. Ich sagte nicht, dass etwas gegeneinander ausgespielt wird sondern, dass das Thema Barrierefreiheit viel zu oft einfach nicht mitgedacht und bestenfalls im Nachgang schnell noch rein gefrickelt wird. Das aber nur, wenn es unbedingt sein muss.
Der Punkt um den es mir geht ist, dass das Thema Barrierefreiheit mindestens genau so hoch zu bewerten ist, wie beispielsweise die informationelle Selbstbestimmung. Denn was bringt mir das datenschutzfreundlichste Open-Source-Tool, wenn ich von der Nutzung kategorisch ausgeschlossen bin?
Im Kontext Schule wäre es dann faktisch so, dass im schlechtesten Fall von einer zugänglichen Software auf eine gewechselt wird, die auf einen Schlag alle Menschen ausschließt, die nicht perfekt funktionieren. Nicht, weil die Entscheidung böswillig getroffen wurde sondern, weil Barrierefreiheit – so meine Wahrnehmung als selbst Betroffener mit Berufserfahrung in dem Bereich – schlichtweg nicht von Anfang an mit bedacht wurde.
Nochmal: Daraus mache ich Niemanden einen Vorwurf und man kann sehr lange darüber debattieren, wie es rechtlich aussieht. Gesellschaftlich und insbesondere auch in netzpolitischen Fragen gehören der Kampf gegen Barrieren oder noch besser im Vorfeld die Vermeidung von Barrieren genau so dazu, wie es der Kampf für ordentlichen Datenschutz, gegen Diskriminierung (denn letztlich ist es nichts Anderes) und Bildungsgerechtigkeit tut.
Hallo,
eigentlich wollte ich hier auch sehr viel schreiben, aber es ist leider wie überall, dass es scheinbar sehr viele gibt, die da sehr viel beitragen wollen, aber es kaum Lösungsansätze diskutiert werden.
Daher hier nur ein paar Tatsachen aus der Praxis:
An meiner Schule ist ein Lehrer alleine für die Verwaltung der AD mit über 2000 Nutzern zuständig, dazu kommt ein O365-Tenant mit 1500 Nutzern. Dazu kommen 60 Klassenzimmer mit jeweils PC, Beamer (inkl. Fernbedienung und Batterien), Dokumentenkamera, Drucker (inkl. Toner/Patronen), Webcam, 10G-Netzwerkinfrastruktur, viele Lizenzserver für Industriesoftware, Labors für Automatisierungstechnik, Labors für 3D-Druck und CNC-Fräsen. Dazu kommt Stundenplanungssoftware mit Webservern und die ganze Verwaltungssoftware. Das alles macht einer alleine für 6 Stunden pro Woche…
Im berufsbildenden Bereich fordern Ausbildungsbetriebe die Verwendung von bestimmter Software, die nur unter Windows läuft. Die IHK prüft in MS Office.
Auf allen Geräten läuft Windows, weil es die Verwaltungssoftware (WinSV) nur dafür gibt und diese von staatl. Stelle vorgeschrieben ist.
Dass Windows problematisch ist, wissen wir seit https://www.bsi.bund.de/EN/Topics/Cyber-Security/Recommendations/SiSyPHuS_Win10/SiSyPHuS_node.html
Und jetzt soll dieser eine Lehrer, der nebenbei noch sich um den Datenschutz kümmern muss, irgendwie schauen, dass man von O365 wegkommt???
Den Kampf kann er nur verlieren, wenn er gegen Betriebe, IHK, Kollegen und Staat antritt.
Zumindest bei uns in Baden-Württemberg würde ich übrigens unterstellen, dass die Ministerin gar nicht möchte, dass der digitale Unterricht ein Erfolg wird. Ich kann zwar nicht sagen, wie es mit den Mitteln für Belwue aussieht, aber zumindest ihr vehementer Einsatz für möglichst schnelle Rückkehr in den Präsänzunterricht spricht eine deutlich Sprache. Denn ein erfolgreicher Onlineunterricht mit Moodle und Big Blue Button würde ja schon die Frage aufwerfen, ob die von ihr vehement vorangetriebene Einführung von MS Teams an den Schulen überhaupt notwendig ist.
Hallo Tim, Linus und Steini,
LNP379 wieder mal ein grandioser LNP Podcast!! Danke dafür!
Die Diskussion ist interessant.
Ausgehend von unserm föderalen System entscheidet und verantwortet auch in Hessen das Kultusministerium den digitalen Ausbau.
Das ist grundsätzlich ein politischer Prozess, insbesondere sind notwendige parteipolitische Überlegungen und die politischen Machtverhältnisse in den Ländern nicht zu unterschätzen.
Der „digitale Ausbau“ einerseits, sowie die didiaktische Ausgestaltung (inkl. der LehrerInnen Aus- und Weiterbildung) sind wesentliche Entwicklungsfaktoren.
Die Thematik digitaler Unterricht im 21 Jhd. ist aus verschiedenen Blickwinkeln sehr interessant.
Ihr habt das sehr gut aufgefächert.
Da die länderspezifischen Bedingungen und insbesondere die Priorisierung von Bildung allgemein ebenfalls länderspezifisch sehr unterschiedlich und komplex sind, bleibt den engagierten Menschen innerhalb der Schulgemeinde (in einer Schule) meist nichts übrig als selbst aktiv zu werden und weiterhin „anzutreiben“ und sich aufzuopfern! Das geht meist nur so lange bis die ehrenamtlichen Akteure ausgebrannt sind. Das ist keine gute Basis.
Die Bildungs-Akteure an einen Tisch zu bringen ist also enorm wichtig.
Die politischen Konstellationen sind hierbei immer im Blick zu haben. Veränderungen „von unten“ sind möglich, aber mühselig. Aber gemeinsam Schule udn Bildung gestalten bleibt unser aller Aufgabe!
Eine Einmischung in die politischen Entscheidungen muss stattfinden, was auch nicht alle wollen und können.
Und da braucht es so Menschen wie Uns und den CCC, LNP, etc.
Das förderale System ist m.E. auch in Bildung und Forschung unabdingbar!
Habt ihr eine Studie, bzw. einen ausführlichen Bericht von einer „best-practice-Schule“ in Deutschland (oder einem Land mit vergleichbarem föderalen Schulsystem) an der man sich exemplarisch orientieren kann?
Daran könnten sich viele orientieren.
Oder muss ich mich doch mal wieder auf die Reise durch unsere Schullandschaft begeben (wie bei der Einführung neuer IuK Medien) und von jeder Schule ein „Best-Of“ extrahieren, um eine „optimale Schule im digitalen Zeitalter“ zu bauen?
Das wäre m/ein Thema!
Vorschlag an dieser Stelle: Ich suche interessierte Menschen (SchülerInnen, HausmeisterInnen, SekretärInnen, LehrerInnen, SchulleiterInnen, VerwaltungsleiterInnen, PädagogInnen, PolitikerInnen, Eltern, IT KolegInnen), die eine solche Schule konstruieren und auch bauen wollen!
Wir konstruieren/bauen solch eine Schule, die allen Anforderungen an eine zeitgemäße Bildungsinstitution genügt!
Wer Interesse hat, kann sich gerne an mich wenden. Förderaler Grundgedanke und politisches Bewusstsein und vor Allem IDEEN sind Grundvoraussetzung. Ich habe noch keinen Verein, oder Initiative in Hessen (gefunden), aber ich bleibe da dran und freue mich auf Anfragen.
Hallo,
ich hätte mal eine inhaltliche Frage:
irgendwann in der Folge rutscht ein Halbsatz heraus, dass die QWERTZ-Tastatur wohl ineffizient sei.
Auf welchen Gesichtspunkten beruht diese Aussage?
Ich das nur so ein GeschweifteKlammer-Ding für Informatiker oder gibt es da noch andere Aspekte?
Vielen Dank
Zitat:
Andreas „Steini“ Steinhauser
Ja, vor allem hast du einen Login. Das ist genau wie wir jetzt die Querzastatur haben und die nicht wieder los werden.Alle lernen querz und dann ist es halt Querz, obwohl das maximal ineffizient ist. Das werden wir nie wieder los.
Hi,
ich möchte mich an der Stelle bei euch (Tim&Linus) bedanken. Die Pandemie hat mir nicht gut getan und wurde jetzt nach 3 Monaten Behandlung wegen Depression entlassen worden. Ihr habt mir da die Zeit erträglicher gemacht. Danke.
An alle andere die damit ringen, holt euch hilfe. No shit, das hilft wirklich. Anfangs habe ich es auch nicht glauben wollen aber tut es!
Hallo,
Schaut euch doch mal Univention Corperate Server @ school an
https://www.youtube.com/watch?v=Z7KQElJfWZM&list=PLRvL2-ZtMxNAb9EjnhyCio4iXu0BHObrv
https://www.youtube.com/watch?v=VxMS-Gn2jV4
Danke euch dreien für diesen guten Podcast.
Einzig bin ich etwas unzufrieden, dass ihr, wie viele andere, in Bezug auf OSS nicht erwähnt, dass man FIRMEN (inkl. AV-Vertrag) dafür engagieren kann sich um die Infrastruktur der OSS-Lösungen der Schulen zu kümmern.
Das wird im Zweifel besser und scheller funktionieren als aus eigenen Stellenausschreibungen eine Kompetenz hochzuziehen. Hier sollten dann eher die Audit-Kräfte zu finden sein, welche die Firmen und die Infrastruktur regelmäßig überprüfen.
Und hiermit ist dann noch ein weiterer Vorteil herauszustellen. Sollte der Dienstleister nicht gut genug liefern, kann man auf einen anderen Dienstleister wechseln.
Das ist im übrigen kein „esoterisches OSS-Gefasel“ ™ sondern gelebte Praxis in vielen IT-Dienstleistungsbereichen, wie z. B. E-Commerce. Warum sollte das nicht genauso gut im Schulwesen funktionieren?
Just My 2 Cents