Feedback — Hackback — Digital Services Act auf der Zielgeraden — Pegasus — Assange-Auslieferung — Luca Sell-Out — EU tüftelt an Bitcoin-Verbot — Hassreden-Tracker
Heute mal wieder ausführlich Feedback und dazu noch eine Reihe von Meldungen. Die Politik diskutiert anlässlich des Kriegs in der Ukraine kräftig über Hackback und kriegt die Fakten dabei noch nicht ganz klar. Der Digital Services Act ist auf der Zielgeraden, es gibt erste Erkenntnisse, wie der Trilog wohl ausgegangen ist. Das Citizen Lab hat neue Erkenntnisse zur Anwendung des Pegasus-Trojaners und UK bereitet die Auslieferung von Julian Assange an die USA vor. Die EU berät sich gerade, was in Sachen Bitcoin & Co. ggf. angemessene Maßnahmen wären und in den USA dreht Tucket Carlson weiterhin frei und fabuliert über eine böse Verschwörung, die den Prototype Fund mit einschließt. Also alles wie immer.
Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.
Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.
Transkript
Shownotes
Prolog
HTTP Status 428
- developer.mozilla.org: 428 Precondition Required – HTTP | MDN
Feedback
Corona Warn App
- logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von Henning
Tablets, Lehrer und Schulen
- logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von Felix
- logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von Thomas
- media.ccc.de: 10 Millionen für Open Source
Brokkoli
- logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von Andy
- chefkoch.de: Herzhafter Brokkoli-Chicorée-Haselnuss-Blätterteig-Kuchen von einhundertgrad | Chefkoch
- chefkoch.de: Lachs-Brokkoli-Kuchen von knoedelmaus | Chefkoch
Online-Wahlen bei Parteitagen
- logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von Kolja Knodel
Marjorie-Wiki
- logbuch-netzpolitik.de: Kommentar von Julia
- marjorie-wiki.de: Gelöschte Wikipedia Artikel im MARJORIE WIKI
BSI-Präsident fordert Hackback
- heise.de: Kein "Malware as a Service" mehr: Microsoft demoliert ZLoader-Botnetz
- golem.de: BSI-Pr-sident spricht sich für HackBack aus
Digital Services Act
- netzpolitik.org: Kommentar zum Digitale-Dienste-Gesetz: Das ist noch kein Plattformgrundgesetz
- Patrick Breyer: Digitale Dienste-Gesetz: Industrie- und Regierungsinteressen setzen sich gegen digitale Bürgerrechte durch
Pegasus
- bleepingcomputer.com: Newly found zero-click iPhone exploit used in NSO spyware attacks
- spiegel.de: Spanien: Separatisten aus Katalonien sollen mit Pegasus-Software ausspioniert worden sein – DER SPIEGEL
Assange-Auslieferung
Luca Sell-out
- zeit.de: Luca-App: Vielen Dank für Ihre Daten!
- versicherungswirtschaft-heute.de: Luca-App erfindet sich neu: Teicke und Niroumand steigen als Investoren ein – Versicherungswirtschaft-heute
- tagesschau.de: Von der Corona- zur Bezahl-App: Luca-App mit Russland-Verbindung | tagesschau.de
- t3n.de: Umbau der Luca-App: Ein Investor hat Verbindungen zu russischem Oligarchen
EU tüftelt an Bitcoin-Verbot
- netzpolitik.org: Interne Dokumente: EU tüftelt an Bitcoin-Verbot
Hater hassen Hassreden-Tracker
- youtube: Tucker: This is an intimidation campaign against ‘Libs of TikTok’
- prototypefund.de: Hassreden-Tracker
- washingtonpost.com: TITEL NICHT GEDUNDEN
An dieser Stelle eine kleine Korrektur: Seit Version 4, also Dezember 21, kann man mit der App Swift Playgrounds von Apple nicht nur die Sprache lernen, sondern auch komplette Apps entwickeln und in den App Store bringen, komplett nur mit dem iPad. Es sind nicht komplett alle APIs nutzbar, aber zum Lernen reicht das allemal!
Hi zusammen,
Tim vermutet ca. bei Minute 22:30, dass das Misslingen der Digitalisierung von Schulen in D ein „kulturelles“ Problem sei.
Ich widerspreche hier mal. Das ist ein strukturelles Problem. Platt gesagt: „Es liegt am Föderalismus“.
– Lehrkräfte sind Landesbedienstete, der Lehrauftrag wird durch das Land definiert.
– das Gebäude (inkl. Vernetzung!) sowie Sachausstattung (Computer, Tablets, Interaktive Tafeln (*Geldverschwendung)) muss durch die Kommune gestellt werden.
– Problem: Konnexitätsprinzip (besagt vereinfacht: wenn höhere Stelle anweist, dass niedrigere Stelle „Kaffee und Gebäck“ für ein Meeting kauft, dann muss höhere Stelle auch bezahlen).
– Folge: höhere Stelle bestellt nicht „Kaffee und Gebäck“, sondern sagt: „Die Gäste für euer kleines Meeting können ja mal Vorschläge unterbreiten, was Sie gerne verzehren würden und ihr entscheidet dann gemeinsam, was ihr euch gönnen wollt/leisten könnt. Wir machen da keine konkreten Vorgaben, wir empfehlen nur eine „angemessene“ Bewirtschaftung.“
Konkret auf Digitalisierung von Schulen bezogen:
Die Länder machen recht vage Vorgaben, welche „Kompetenzen“ die einzelne Schule (nach Schulform) vermitteln muss. Fiktives Beispiel: „Die Schülerinnen und Schüler können am Ende der Jahrgangsstufe 4 selbstständig Begriffe im Internet recherchieren!“ Die Länder sagen nicht, mit welcher Hardware das zu geschehen hat, wann konkret in der Schülerlaufbahn das geschehen soll, in welchem Unterrichtsfach diese Kompetenz vermittelt wird, etc. Das alles soll die einzelne Schule festlegen, indem sie sich ein eigenes „Medien(bildungs)konzept“ gibt. Dazu gibt es wieder Strukturvorgaben vom Land, aber im Grunde kann/soll jede Schule das Rad neu erfinden.
Mit diesem sehr individuellen Konzept soll die Schule dann zum Schulträger (Kommune) gehen und sagen: „Das hier an Hardware hätten wir gerne.“
Das führt nun zu allerlei Problemen:
– Wer sagt, dass die Lehrkräfte einer Schule überhaupt wissen, welche Technik sie benötigen? Nach meiner Erfahrung ist das zumindest bei der einen oder anderen (kleinen) Schule eher nicht der Fall.
– Wie kann Kommune eigentlich entscheiden, ob dieses pädagogische Konzept der einzelnen Schule überhaupt sinnvoll ist? Oder besser: Ist es kosteneffizient? Wozu brauchen die Schule diese Interaktiven Bildschirme der Marke XYZ mit Seitenflügeln, elektrischer Höhenverstellung und klavierlackbeschichteten Stiften und schamanistischer Segnung? Und warum liegt bei dem Angebot noch ne Visitenkarte und ein Flyer von der didacta bei?
– Wie geht Kommune damit um, wenn sich die Medienkonzepte zweier Schulen der gleichen Schulform und ähnlicher Größe in den finanziellen Auswirkungen massiv unterscheiden? Welchen Einfluss hat das auf die kommunale Schulentwicklungsplanung?
– Wie „bindend“ ist so ein schulisches Medienkonzept für den Schulträger?
– Wer kümmert sich um die Betreuung der Geräte? Macht Kommune das selber (mit der kommunalen IT-Abteilung?) oder vergibt sie an einen Dienstleister?
– Was ist mit der notwendigen Internetanbindung und der Vernetzung der Schulgebäude? Was ist erforderlich, was kostet das, wer macht es, etc.
– Wer kann eigentlich zwischen Landesbediensteten in Schule und Verwaltungsmitarbeitern in Kommune vermitteln? Eine hierarchische Beziehung haben die nicht. Das ist übrigens häufig ein Problem. Aus meiner Erfahrung kommt es oft vor, dass diese Personengruppen nicht miteinander aber sehr wohl übereinander reden.
Der DigitalPakt (und auch andere Förderpakete) hat (haben) die Situation in Teilen verbessert, in anderen Teilen deutlich verkompliziert. Es klang ja schon in anderen Kommentaren an, dass der Fördermittelabruf an diverse bürokratische Auflagen geknüpft ist, die in Teilen widersprüchlich sind, keinen Sinn machen, nicht auf alle denkbaren Konstellationen vor Ort in Kommune anwendbar sind, etc.
Zudem stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit. 5,5 Mrd. € für Vernetzung und Endgeräte führen zu einem Reinvestitionsbedarf in ein paar Jahren. Man darf gespannt sein. Bildung ist hochrangiges Thema in politischen Debatten, aber sollten in 5 Jahren ein paar Rheinbrücken eingestürzt sein (bitte nicht missverstehen, rein HYPOTHETISCHES Beispiel), dann könnte die eine oder andere defekte Interaktive Tafel mit Flipchart-Papier beklebt sein und als Schreibunterlage dienen …
Tl;dr
Wenn es klarere Vorgaben für alle Beteiligten gäbe (Lehrkräfte, Lehrerfortbildung, Kommune, etc.), dann wäre Digitalisierung durchaus machbar. Föderale Strukturen verhindern aber Top-Down-Szenarien.
Wir versuchen Digitalisierung der Schulen mit „Basisdemokratie“. Nix gg Basisdemokratie, aber ich habe Zweifel, dass sie hier das richtige Mittel ist.
Danke, sehr schöner Vergleich mit dem Gebäck!
Dazu kommt, dass ich als Lehrerin oft viel vordergründigere Probleme habe: Wie schaffe ich, dass mich alle Kinder in der Klasse verstehen, wenn ich sie auf Deutsch anspreche? Sofern ich es überhaupt organisieren konnte, dass alle Kinder zu Schulbeginn dasitzen, wenn es geht je auf einem Stuhl, dass sie möglichst ihr Unterrichtsmaterial dabei haben, idealerweise einigermassen ausgeschlafen sind und ein Frühstück gegessen haben.
Da wird „Digitalisierung“ rasch zum Luxuthema, wenn nicht gerade Pandemie ist.
Als ehemals in der Kommunalpolitik (Kreisebene, also Schulträger) engagierter Mensch kann ich mich für diesen fundierten Kommentar nur bedanken. Leider zeigt er auch deutlich einige Gründe auf, warum ich die Kommunalpolitik wieder aufgab. Schlüsselerlebnis: Weil das Geld für die Instandsetzung des Schul-LAN nicht ausreichte, wurde von der Eltern-/Schulkonferenz beschlossen, das Geld für neue Schülerbibeln(!) auszugeben. Informatik und Religion wurden vom selben Lehrer betreut.
Hallo Tim, hallo Linus,
Tucker Carlsson wurde vor ein paar Jahren angemessen vom Historiker Rutger Bregman konfrontiert… on air ging das Stück nicht, aber Bregmans Aufnahme ist immer wieder mal das erneute Abspielen wert! ;) https://youtu.be/6_nFI2Zb7qE
Moin, ein kleiner Hinweis zur CWA, während ich die Sendung noch fertig höre: Bereits jetzt kann man bereits bei einem positiven Schnelltest aus dem Testzentrum eine (rote) Warnung auslösen. Und ab letztem Sommer/Herbst ist die Anbindung der Testzentren an die CWA sogar Pflicht.
So habe ich meine bisher einzige Warnung ausgelößt – zum Glück stellte es sich am Ende als falscher Alarm heraus. Wahrscheinlich hatten sich die Menschen im Testzentrum verklickt
Was die ganzen Shitcoins angeht bin ich verwirrt. Warum überhaupt die ganzen Gespräche zum Verbot von Mining?
Ich bin der festen Überzeugung dass sich das Problem von alleine löst wenn man die Exchanges dichtmacht. Fällt die Möglichkeit zur schnellen Spekulation weg suchen sich die ganzen „Kryptoexperten“ ganz schnell ein neues Feld.
Exchanges zuzumachen sollte ja für alle Seiten wünschenswert sein, die ganzen Kryptospinner werden doch eh nicht müde den ganzen Tag zu betonen dass sie normale Währungen ja angeblich überhaupt nicht bräuchten wenn es mal wieder darum geht neue Leute in die Bubble ziehen, und ihre Scamcoins können sie danach immernoch hin und herschieben untereinander und ihre Zukunftsvision™ sollte ohne Exchanges dann ja keinen Schaden nehmen.
Sehe ich ähnlich. Ein Verbot der Exchanges wird das System schnell entzaubern. Die Anzahl der Leute, die die Umwege zum Kauf von Coins in Kauf nehmen, dürfte überschaubar sein.
Zudem lässt sich Mining selbst nur schwer verbieten – darauf ist das System ja sogar ausgelegt.
Das war kein globales oder systematisches Problem, aber es gab durchaus Häufungen von falsch positiven Schnelltests. Letztes Jahr in Schleswig Holstein (finde gerade keinen Link dazu) gab es Probleme. Bei uns in der Firma hatten wir auch eine Charge Testkits, die immer eine schwache positive Linie anzeigten. Im großen Maßstab fällt das auf, aber wenn man sich nur drei Testkits vom Discounter holt …
Der Link zum Talk von „Thomas“ kann nicht stimmen, weil der von Thomas Fricke ist. Der unverkennbare sprachliche Ausdruck lässt keinen anderen Schluss zu als, dass das Thomas „advi“ Brandt ist (und der Link geht auch auf advis Webseite).
Muss also einer von den hier sein:
https://media.ccc.de/search?p=advi
….und genau wegen dieser Einsätze von Malware alla NSO Pegasus gegen Oppositionelle oder Journalisten etc, traut man sich als junger Aktivist nicht mehr aufzubegehren. Dem CCC traut man sich ja auch nicht beizutreten, nicht weil das ein komischer Haufen ist, sondern weil man direkt denkt: Ne, wenn irgendwann mal was ist, wird das gegen dich verwendet und macht dich nur eher zum Ziel. Zu groß das Risiko das man morgens Besuch von der Polizei bekommt, zu groß das Risiko das man sich eine Infektion einfängt. Es geht mir dabei nicht darum zu sagen: Ich will nicht auch einen gewissen eigenen Aufwand zum Schutz meiner Daten betreiben. Letztlich wäre es aber schön, in einer Gesellschaft und in einer Regierung/Staatlichen Ordnung zu leben, die eben nicht solche Meinungen und Positionen missbraucht, um geheimdienstliche Mittel gegen einen zu verwenden.
Ich mag Apple generell mögen und meine Meinung mag entsprechend einen großen pro Apple Filter haben, aber die Idee das jetzt eine Horde kalifornischer Anwälte da ein Verfahren anstrebt und diese neuen Forschungen nun noch Wasser auf die Mühlen der Anwältre ist, freut mich sehr und lässt hoffen das NSO sich nie wieder davon erholt…..und lässt mich dennoch mit Kopfschütteln zurück. Schade das eine Firma, die man mindestens wegen Steuertricks verachten müsste, nun zum Anwalt der Integrität der eigenen Hardware wird.
Zum Thema Digitalisierung in Schulen möchte ich gerne auch noch etwas los werden. Das ist eine Ergänzung zu dem, was Wolfgang geschrieben hat.
Ich arbeite als studentische Aushilfe für eine große Gewerkschaft im Bereich Bildung und beschäftige mich viel mit den Lehramtsstudiengängen. Denn hier setzen die Probleme bereits ein.
Nehmen wir mal NRW als Beispiel – hier gibt es die Vorgabe, dass die Lehramtsstudierenden sich mit dem Thema Digitalisierung befassen müssen. Von den Kolleg*innen in NRW weiß jetzt, dass es einzelne Fächer gibt, die sagen „Hold my verstaubte Fachliteratur“. Diese interpretieren nämlich die Vorgabe „Beschäftigt euch mit dem Thema Digitalisierung“ so, dass die Lehramtsstudierenden in der Fachdidaktik sich mit der Frage befassen, warum die Nutzung digitaler Medien (insbesondere Handys) durch die Schüler*innen schlecht ist. Das wars, mehr machen die nicht.
Rein Formal ist die Vorgabe damit erfüllt. Dass der Geist der Vorgabe damit völlig zerstört worden ist, ist eher Nebensache.
Das zeigt ziemlich eindrücklich das Problem. In den Studiengängen werden für die Digitalisierung notwendige Inhalte und Kompetenzen zum Thema Digital-, Medien- und Informatikkompetenzen, Data und Digital Literacy und deren Vermittlung nicht vermittelt.
Ich kenne auch genug Beschwerden von Lehramtsstudierenden zu ihrer Ausbildung. Mein Highlight sind immer noch und absolut ungeschlagen die Veranstaltungen zum Thema „Didaktische Methoden“, wo die Lehramtsstudierenden in (didaktisch völlig veralteten und überholten) Fornatlvorlesungen vermittelt bekommen, dass Frontalunterricht schlecht ist. Das ist an Absurdität nicht zu übertreffen.
Außerdem sind die Studiengänge inzwischen komplett überladen mit Fachinhalten. Neulich hatte ich einen Lehramtsstudiengang auf dem Tisch liegen, bei dem die Fachdidaktik und die Inhalte zum Thema Digitalisierung auf 6CP (das sind 360h im Semester) für das gesamte Studium gekürzt wurde. Formal okay, inhaltlich komplett sinnlos. Die Kernkompetenzen der Lehrkräfte, zu denen meiner Meinung nach auch das Thema Digitalisierung gehört, fallen dabei natürlich hinten herunter.
Wie soll die Digitalisierung in den Schulen so funktionieren, wenn die Lehramtsstudierenden die notwendigen Kompetenzen nicht vermittelt bekommen?!
Das zeigt sich dann auch im Alltag in den Schulen. Meine Mutter arbeitet als Lehrerin. Für ihr Alter ist sie hoch kompetent im Bereich Digitalisierung. Sie sagt, dass es für sie immer wieder erschütternd ist, wenn sie jüngeren Kolleg*innen zeigen muss, wie die Technik (!) funktioniert. Generation Digital Natives my Ass (Verzeihung für die Ausdrucksweise). Das beste Konzept und die beste technische Ausstattung an den Schulen bringt nicht, wenn die Lehrkräfte nicht damit umgehen können. Sie sagt weiter, es hat eine*n Kolleg*in wirklich fassungslos gemacht, dass andere Kolleg*innen sich weigern können die Software zur Erstellung von Stundenplänen, Eintragung von Noten und Abwesenheiten etc. (und diese Software ist wirklich gut, mit der Zielgruppe Lehrkräfte, mit einer super einfachen Oberfläche, gemacht für absolute Technik-Newbies) zu nutzen. Die Schulleitung hat praktisch keine Möglichkeiten das zu sanktionieren, obwohl sie gerne möchte. Etwas handhabe gegenüber den Lehrkräften wäre hier sicher hilfreich.
Dass an den meisten Schulen auch kein Personal zur Pflege von EDV da ist, sondern diese Aufgabe von Lehrkräften, wie z.B. meiner Mutter, übernommen wird, ist natürlich auch eher suboptimal, um es höflich auszudrücken.
Was im Zusammenhang mit dem Thema Lehramt auch ein Problem ist ist, dass die meisten Lehramtsstudiengänge zulassungsbeschränkt sind (direkt oder indirekt), was z.B. in Hamburg dazu führt, dass die großen Mangelfächer (insbesondere die Informatik) mit extrem wenigen Lehramtsstudierenden da stehen.
Wenn ich mit meinem Abschluss in wenigen Monaten fertig bin, könnte ich zu einer x-beliebigen Schule gehen und sagen „Hallo, ich habe einen Abschluss in Informatik. Brauchen Sie eine Lehrkraft für diesen Bereich?“ und hätte sofort einen Job. Dabei fehlen mir sämtlich didaktischen Kompetenzen, um als Lehrkraft zu arbeiten. Der Mangel ist aber riesig! Aber wollen wir wirklich, dass die Kinder von Quereinsteiger*innen ohne didaktische Ausbildung unterrichtet werden? Ich bin mir da nicht sicher …
Da hilft es auch nicht, dass die Lehramtsstudiengänge zum Teil wirklich weggeworfen gehören. Studierbarkeit ist hier ein Fremdwort. Ich kenne Studiengänge bei denen die Verantwortlichen offen sagen, der Lehramtsstudiengang ist nicht in der Regelstudienzeit abschließbar. Maßnahmen dagegen werden nicht ergriffen. Das ist halt so. In solchen Studiengängen, was dann gerne Mangelfächer wie Informatik sind, schließen dann logischerweise noch weniger potentielle Lehrkräfte das Studium ab.
Die Digitalisierung an den Schulen kann so überhaupt nicht funktionieren, wenn die Lehramtsstudiengänge weiter so aussehen. Dass Bildung Ländersache ist, ist hier (wie Wolfgang schon beschrieben hat) auch nicht hilfreich. Es führt gerade in Bundesländern mit vielen Hochschulen an denen Lehramt studiert werden kann, wie NRW, Bayern oder BaWü, übrigens dazu, dass jede Hochschule ihr eigenes Süppchen kocht. Auch das ist natürlich ein Problem.
Mittel- und langfristig werden wir nicht darum herum kommen, die Lehramtsausbildung, also das Studium, anzufassen. Das bedeutet natürlich auch, dass insgesamt das Studium, nicht nur im Bereich Lehramt, angefasst werden muss. Vor kurzem habe ich eine Klausur geschrieben, bei der ich in 90min handschriftlich auf Papier syntaktisch und semantisch korrekten Code verfassen musste. Vom Mangel an Einsatz digitaler Tools und Methoden in Vorlesungen möchte ich gar nicht erst anfangen.
Dafür muss Geld her – wie wäre es mit den 100Mrd. € für die Bundeswehr?! Das möchte ich einfach mal als Vorschlag in den Raum stellen.
Zum Twitter account libsoftiktok. Soweit ich das verstanden habe, würde ich den Account nicht als Hetzaccount bezeichnen. Es handelt sich hauptsächlich um Reposts von „Libs“ die in clips oder Tweets dinge sagen, denen gegenüber @libsoftiktok sich kritisch äußert. Zugegeben mit Flapsigem Ton. Ob man das schon als Hetze bezeichnen will würde ich bezweiflen. Bei der Kontroverse geht es auch darum, dass die betreiberin des Accounts von einer Journalistin öffentlichen gedoxxt wurde. Das Tucker Carson bullshit über opensource labert ist aber wahrscheinlich korrekt.
Bei der Änderung der Google-Policy geht es nicht um heimliche Gesprächsaufzeichnung durch den App-Entwickler (ich bin sicher, das war auch vorher schon ein Grund für eine Sperre im Play Store), sondern darum, dass die besagte Accessibility-API nicht mehr genutzt werden darf, um die Aufzeichnung von Telefongesprächen zu ermöglichen (ausgelöst durch die*den Telefon-Besitzer*in). Ausführlicherer heise-Artikel: https://www.heise.de/news/Android-Googles-Kampf-gegen-Anrufaufzeichnungen-7062171.html
In anderen Ländern ist das Aufzeichnen wohl in die Telefon-App eingebaut, aber da in der EU eine Aufzeichnung von Telefonaten ohne Zustimmung des*der Gesprächspartner*in gar nicht erlaubt ist, gibt es das Feature hier gar nicht. (Kann man natürlich darüber diskutieren, ob es da nicht legitime und legale Anwendungsfälle gäbe. Einfach die Zustimmung zur Aufzeichnung zu Schulungszwecken und zur Qualitätskontrolle vorher einholen…)
Google hat auch in der Vergangenheit schon die Nutzung der Accessibility-APIs beschränkt: https://www.heise.de/developer/meldung/Accessibility-Services-Google-relativiert-wohl-den-radikalen-Rauswurf-von-Apps-3915218.html
Zu Wahlcomputern und Parteien: Die meisten Abstimmungen auf Parteitagen sind ja sowieso nicht geheim, öffentliche Abstimmungen sind in der Theorie ja problemlos nachvollziehbar über das Internet abwickelbar. Das war ja auch das Kernkonzept von Liquid Feedback. Der „Basisentscheid online“ ist hingegen ein klassischer Wahlcomputer. (Liquid Feedback vs. BEO war eines der prägenden Gefechte während des Untergangs der orangen Internetpartei.)
Ich finde in diesen Diskussionen echt immer wieder interessant, dass es zB in den USA sog. 1 party consent Bundesstaaten gibt. Dort ist das Aufzeichnen eines Gesprächs erlaubt, wenn einer der Teilnehmer sein ok gibt.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Telephone_call_recording_laws
Äh, also wenn der Aufnehmende einverstanden ist, dass sein Gespräch aufgezeichnet wird?? :-D
Staatliche Abhörmaßnahmen sind ja sicherlich (mit gewissen Hürden) von der Zustimmung der Teilnehmer ausgenommen.
Ich gehöre auch zu den bösen Leuten die einen Kryptominer Daheim rumliegen haben. Leider nie richtig benutzt. (Gebraucht gekauft).
Grund wieso ich den angeschaff habe war folgender. Wir haben eine 8KW Solaranlage auf dem Dach. Wenn ein Sonniger tag ist wird der akku schnell voll, Und wir aben eine einspeise begrenzung. Heißt je nach bedarf dürfen wir nur bis zu 6KW einspeisen. Wenn das Netz nicht mehr braucht werden wir einfach abgereigelt. Also bleibt an Sonnigen tagen häufig 2KW einfach so liegen. Die wollte ich nutzen und hab mir ein 2KW miner zugelegt. Leider muss man den immer händisch an und aus schalten ich hab gedacht das würde automatisch mit einer Smart steckdose gehen. Aber das war bei meinem Miner Modell nicht der Fall.
Wenn das mit dem abriegeln nicht gewesen währe hätt ich den Miner nie gekauft. Und wenn die gesetzte anders gewesen wären hätten wir auch eine doppelt so große Solaranlage auf dem dach aber das ist zum bauzeitpunkt nicht gesetzlich nicht erwünscht gewesen.
Kleine Frage: Ich kann youtube audio nichtmehr mit loopback in einer Hardware soundkarte aufnehmen. (Yamaha AG06, und Fl studio nehm ich zum aufnehemen) Was ist da los mir scheint es aber an FL studio zu liegen. Kann youtube aus dem browser heraus erkennen was für andere Software (FL_studio) auf dem PC läuft? Youtube_DL funktioniert. Aber das wollt ich eigendlich nicht benutzen. So ein Riegel vorzuscheiben ist doch absolut sinnlos. Wenn ich ein anders Device nehm um an die Soundkarte zu spielen kann das doch nicht verfolgen Wohin das analog audio ausgibt. Und so haben die dann auch keine möglichkeit festzustellen was ich mit dem audio mach.
Ja, das ist mit der einzige Fall wo das Mining umwelttechnisch nicht negativ ist. Aber ich schätze mal auf 99,9% der Miner trifft so ein szenario nicht zu, sondern der Strom könnte eingespeist werden oder müsste gar nicht erzeugt werden.
Aber dieser Fall entsteht ja auch nur durch fragliche Gesetze und betrifft nur 11-14Uhr.
Kannst du deinen Speicher nicht prognosebasiert laden, also während dem Mittagspeak? Das funktioniert bei uns relativ gut, sodass sehr wenig abgerieglet wird.
Moin,
kleine Ergänzung, die ich zum vorherigen Podcast schon machen wollte.
Die Bezeichnung des Internets als „Müllhaufen“ geht auf Joseph Weizenbaum zurück.
Zum Beispiel hier nachzulesen: https://www.berliner-zeitung.de/aber-einer-mit-perlen-darin-ein-gespraech-mit-dem-computer-wissenschaftler-joseph-weitzenbaum-das-internet-ist-ein-riesiger-muellhaufen-li.56751?pid=true
Feedback zu „Online-Wahlen“.
Ein kurzes Feedback zum Feedback zur Frage Online-Wahlen und Online-Parteitage von Koljia.
Ich hatte im letzten Jahr mit mehreren Online-Parteitagen einer sehr großen deutschen Partei zu tun.
Kolja bringt drei Dinge zusammen, die man für die Klarheit der Debatte trennen muss. 1. Delegationssystem 2. Wahlen 3. Abstimmungen:
1. Delegationssystem
Braucht man, glaube ich, nicht mehr sagen, als war Tim und Linus in der Folge schon gesagt haben. Es ist ein enormes organisatorisches Problem. Die vielen Fragen digitale Vollversammlungen der Piratenpartei zeigen das ja gut.
Kleine Ergänzung, die (viel gescholtene) SPD hat im Osten Deutschlands auf Jahre nach der Wende noch im Vollversammlungsprinzip getagt. Das wurde m.E. erst 2008 beendet. Bei 200 Mitgliedern in einem Kreisverband klappt das. Wie das die Bundes SPD mit 400.000 das machen soll, kann mir keiner erklären. Volt mit 3000 Mitgliedern mag das schaffen. Aber fundamental bleibt ein Vollversammlungsprinzip auch im Kern sehr zufällig und damit undemokratisch.
Und es ist auch falsch. Ich könnte jetzt ins Detail darüber gehen, dass Parteitage „Entscheidungsgremien“ und keine „Verhandlungsgremien“ sind und dass die Auswahl von Delegierten auf kommunaler Ebene, die Delegierte auf Landesebene wählen, die Delegierte auf Bundesebene wählen fundamental für die Organisation politische Mehrheitsstrukturen ist, aber das würde ziemlich weit in die Parteienforschung gehen. Das erspare ich euch lieber. Insbesondere basisdemokratische Organisationen zeigen übrigens starke Tendenz zu übermächtigen Vorständen. Das ist eine alte Erkenntnis der Parteienforschung. Insbesondere in Zeiten der Aufmerksamkeitsökonomie wird diese Tendenz ja noch verstärkt. Die Piraten waren ein tolles Beispiel dafür: Wer bei Anne Will saß, hatte Macht.
2. Abstimmungen
Sowohl Kolja als auch Linus und Tim gehen bei der Diskussion fließend mit Abstimmungen und Wahlen als Formen von Demokratie um. Im Parteien-Recht (und übrigens auch in jedem Parlament) sind das aber zwei Kategorien.
Abstimmungen zu Sachfragen erfolgen grundsätzlich offen. Da gibt es dann immer die schönen Bilder auf Phoenix, mit vielen hochgehaltenden roten / grüne Karten. Natürlich gibt es die Möglichkeit geheime Abstimmung für einzelne Sachfragen zu fordern, das ist aber eher selten der Fall.
Die Feststellung von Kolja trifft also nicht vollständig zu. Denn Abstimmungen über Inhalte, z. B. das von ihm genannte Wahlprogramm können m.E. auch nach dem Auslaufen des Infektionsschutzgesetzes durchgeführt werden. Und konnten es auch schon vorher, die von Tim und Linus genannte Piratenpartei hat ja offenbar schon vor 10 Jahren mit Liquid Democracy über Inhalte abgestimmt. Und aus dieser Zeit sind keine Klagen vor Verwaltungsgerichten zur mangelnden demokratischen Verfasstheit der Partei überliefert – und bei der Klientel, die dort aktiv war, hätte es die sicherlich gegeben.
Das heißt, der Groß-Teil der Probleme, die Kolja anspricht, besteht nicht. Eine Abstimmung zu einem inhaltlichen Antrag kann selbstverständlich online erfolgen. Wenn Volt also ein Tool findet, dass über 3000 Menschen gleichzeitigen Zugriff, das Stellen von Änderungsanträgen und Anträgen ermöglicht, geht das alles. Man muss es nur wollen – und aushalten. Bündnis 90 / Die Grünen hatten ja sehr niedrigen Hürden zur Beteiligung auf Bundesparteitagen und entsprechend beim letzten Wahlprogramm-Parteitag im Juni 2021 über 3000 (digitale) Änderungsanträge vorliegen (vgl. SPD: ca. 500). Das war so viel, dass sie im Dezember 2021 dann die Hürden für die Beteiligung erhöht haben, weil das schlicht nicht zu handeln ist und Chaos ist eben das Gegenteil von guten demokratischen Prozessen. Aber das mag jede Partei mit sich selbst ausmachen.
Wahlen
Wahlen (und Satzungsfragen) sind eine andere Baustelle, weil diese in jedem Fall den Wahlgrundsätzen unterliegen. Wahlen zur Aufstellung von Kandidat*innen, z.B. zum Bundestag sind noch mal etwas anderen. Denn Bundestagskandidat*innen werden formal nicht von Parteitagen gewählt, sondern von Vertreter*innen-Versammlungen, die ein anderes rechtliches Setting haben (Bundeswahlgesetz und nicht Parteiengesetz). Meines Wissens waren viele der Regelungen, die in der Corona-Zeit galten eben auf diese Aufstellungs-Versammlungen und weniger auf Parteien und ihre Vorstandswahlen bezogen. (aber da mag ich mich irren)
Alle großen Parteien haben im letzten Jahr bei Wahlen (sowohl zu Aufstellungen von Bundestagskandidaturen als auch Vorstandswahlen) eine Online-Vorauswahl getroffen, die CDU (of all places) sogar online als basisdemokratische(!) Urabstimmung. D.h. es wurde ganz regulär debattiert und dann wurde digital „abgestimmt“ über die konkurrierenden Kandidaturen. Das Ergebnis musste dann mit einer Briefwahl-Abstimmung bestätigt werden. Das war meist ein Wahlzettel, der alle Ergebnisse von allen Wahlen der Versammlung zusammengeführt hat. Beispiel: Wenn also eine Liste für den Bundestag im Bundesland X aufgestellt wurde, gab es möglicherweise zahlreiche Kampfkandidaturen, die digital abgestimmt wurden. Auf dem Briefwahlzettel stand aber nur die gesamte fertige Liste. Also ein Kreuz. Ob es für stimmberechtigte Mitglieder (Delegierte oder nicht) zu viel verlangt ist, einen Brief abzuschicken und ob es für (Kleinst-)Parteien zu viel verlangt ist, aus ihrer staatlichen Parteienfinanzierung das Porto zu übernehmen, müssen die selbst überlegen.
Hier kann man sich aus der Perspektive der Online-Wahl-Kritik mal die Frage stellen, ob das nicht die Einführung von Wahlcomputern durch die Hintertür ist. Denn am Ende kriegen Delegierte / stimmberechtige Mitglieder einen schnöden Zettel mit einem kleinen Kreuz. Das legitimiert dann die zahlreichen Abstimmungen davor. Wenn also die digitale Vorauswahl gehackt wird, kann das hierdurch garantiert nicht mehr geheilt werden. Diese Briefwahl im Anschluss ist insofern aus eher ein wahlsicherheitspolitisches (tolles Wort) Feigenblatt.
Mir ist nur ein Fall bekannt, in dem das – wegen mangelndem Quorum – bei einer satzungsändernden Frage nicht zustande gekommen ist. Bei Wahlen kenne ich keinen einzigen Fall, obwohl im letzten Jahr davon im ganzen Land unzählige durchgeführt wurden. (mindestens 736 Bundestagsabgeordnete müssen ja so aufgestellt worden sein)
Die Tendenz zur Annahme ist also sehr, sehr hoch. Die Möglichkeit der Ablehnung extrem gering. Aus meiner Sicht ist das der Punkt, den man in der Debatte künftig angreifen muss, damit wir am Ende nicht doch beim Wahlcomputer landen.
Langer Kommentar, aber das Thema ist vielschichtig.
Wenn das jemand alles gelesen hat: DANKE.
Bis bald.
Danke für die interessanten Ausführungen. Ja, ich habe bis zum Schluss gelesen und mir darüber noch nie Gedanken gemacht (ich komme aus einem kleinen Land).
Danke für die lange und ausführliche Antwort, die sich auch komplett mit meiner Erfahrung aus der Parteiarbeit deckt.
Vieles, von dem Koljia meinte, es gehe nicht, haben wir in den letzten zwei Jahren gemacht oder machen es aus guten Grund nicht: Nicht, weil alle in den Parteien doof sind, und Volt jetzt ach so schlau ist (wie die Piraten vorher ach so schlau alles besser wussten), sondern weil Erfahrungen schon gemacht wurden und Gedanken schon gedacht wurden.
Das erinnert mich ein wenig an Linus Spruch zu den Grundsätzen digitaler Wahl und das immer wieder neue Generationen kommen, meinen das geht doch bestimmt und es von neuen erklärt werden muss.
Ich habe mich schon sehr gewundert über viele Aussagen von Koljia. Wie so oft, ist: Ich schreibe gerade eine Bachelorarbeit dazu als Autoritätsargument eher ein gutes Zeichen, dass man mal kritisch draufschauen muss. Danke, dass du das mit deinem praktischen Wissen getan hast.
Ich hoffe, Koljia liest dein Kommentar sehr gründlich durch und fixt zuerst die Grundprobleme seines Verständnisses der Materie, wie etwa Begriffe sauber zu nutzen und geht dann mal an die richtigen Rechtsgrundsätze ran, statt sie nur zu vermuten.
Hallo lieber Robert,
ich antworte dir hier auf einer persönlichen Ebene, da ich auf die inhaltlichen Punkte bereits im anderen Beitrag eingegangen bin. Ich nehme einmal an, dass du bei der Piratenpartei aktiv bist. Ich bin der Partei eng verbunden, habe ihre Entwicklungen von Anfang an mitverfolgt und damals für Netzneutralität (ACTA & TTIP) und für Snowden mit den Piraten demonstriert. Sie ist und war Vorreiter in puncto digitaler Parteiendemokratie und wir können alle viel aus den gemachten Erfahrungen lernen. Volt hat grundlegend dort wenig neu gemacht, sondern nur ebenfalls etwas experimentiert. Weil ich allerdings weniger Insights in die Piratenpartei habe, habe ich von Volt berichtet. Die Piratenparteien sind und bleiben der Idealtyp für besser funktionierende Netzwerkparteien (siehe: Deseriis) im Vergleich zu Plattformparteien wie 5 Stelle (siehe: Gerbaudo). Die Analyse der Piratenpartei lässt allerdings nicht nur mich zu dem Schluss kommen, dass diese durch das Parteiengesetz stark ausgebremst wurde (Koschmieder 2016:70).
Ich glaube mein Beitrag hat dich auf dem falschen Fuß erwischt. Vielleicht war es auch mein Einstreuen von Crypto als Wahlverfahren, was dich stutzig gemacht hat. Meine Bachelorarbeit habe ich deswegen erwähnt um zu erklären weshalb ich von der ursprünglichen Folge zu Online-Wahlen für Parlamente etc. schon ziemlich stark derailed bin. Das war nicht als Autoritätsargument gedacht, aber kann nachvollziehen, dass das etwas arrogant rüber kam. Ich hoffe wir bleiben Alle an dem Thema dran.
Liebe Grüße,
Kolja
Deseriis, Marco: Two Variants of the Digital Party: The Platform Party and the Networked Party: University of Salento.
Gerbaudo, Paolo (2019): The digital party. Political organisation and online democracy. London: Pluto Press (Digital barricades : interventions in digital culture and politics, 2019: 1).
Koschmieder, Carsten (2016): Partizipation in der Piratenpartei. Die Schattenseiten einer sonnigen Utopie. Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich.
Hallo lieber Paul,
vielen lieben Dank für deinen ausführlichen und klar strukturierten Beitrag. Ich werde versuchen auf deine Punkte einzugehen.
1. Delegiertensystem
Wir sind uns einig darüber, dass Vollversammlungen in Präsenz sowohl organisatorisch, als auch aufgrund der Auswahl der Teilnehmenden problematisch sind. Dieses Problem besteht zwar auch bei Delegiertensystemen (wer hat Zeit & Geld Delegierter zu sein?), aber das ist ein anderes Thema.
Wie aktuell politische Mehrheiten in Parteien gewonnen werden scheint mir tatsächlich eher problematisch zu sein. Einige in der Rechtswissenschaft und Politologie liebäugeln zwar mit den Methoden wie Seilschaften, Tauschgeschäften, Nebenabsprachen, Einschüchterug & Lob, Essenspläuschchen und der Stimmung des Saales – die positiven Seiten dessen können jedoch beiweilen auch digital repliziert werden.
Die Problematik in basisdemokratischen Digitalparteien ist mir natürlich bekannt und wurde von Paolo Gerbaudos „The Digital Party“ eindrücklich als Dystopie beschrieben als das Verhältnis zwischen Superbase und Hyperleader bei Ausschaltung des politischen Mittelbaus. Mit Deseriis „Networked Party“ liegt jedoch auch ein positiver Gegenentwurf dafür vor (die Piratenpartei wird angesichts der weit größeren Probleme bei z.B. 5 Stelle als Positivbeispiel gesehen).
2. Abstimmungen
Du erklärst in deinem Beitrag zutreffend, dass Abstimmungen auf einem Parteitag grundsätzlich offen durchgeführt werden und daher theoretisch auf einem Online-Parteitag möglich sind. Das ist richtig und so haben wir es bei Volt Deutschland während der Gültigkeit des Infektionsschutzgesetzes auch gemacht, schön mit getrennten Verfahren nach Abstimmung oder „Wahl“ (mit anschließender Briefwahl). Die Piratenpartei hat meines Wissens nach Liquid Democracy genutzt um Anträge vorzubereiten & auf Parteitagen einzureichen, allerdings wurde es auf Landes- oder Bundesebene nie dazu genutzt um auf Parteitagen Abstimmungen durchzuführen. Denn die Abstimmung eines Programms ist gemäß Parteiengesetz ein Privileg des zeitlich begrenzen Parteitages & die Idee einen ständigen digitalen Parteitags über Liquid Feedback einzuberufen war allen Landesverbänden bisher zu heiß (Meck-Pom & Sachsen). Auch reine Rede- und Abstimmungsparteitage sind daher bislang weitgehend unmöglich, insbesondere aufgrund
Tools für Einreichung von Policies und die nicht parteienrechtlich bindende Abstimmung darüber (z.B. zum Erreichen von Zustimmungsquoren) gibt es mittlerweile einige. Volt leiht sich von den Grünen dafür „Antragsgrün“, das (auch) auf Präsenzparteitagen für die Organisation von Leitanträgen und Änderungsanträgen genutzt wird.
Auf europäischer Ebene kennen wir das Problem mit der großen Zahl an unausgegorenen Anträgen. Daher haben wir höhere Quoren für die Antragsstellung auf der europäischen Ebene eingeführt.
3. Wahlen
Für Wahlen gelten höhere Anforderungen, nämlich die der Wahlgesetze (gemäß Parteiengesetz §17 Satz 2). Mit der COVID-19-Wahlbewerberaufstellungsverordnung wurde diese bespielt. Sontige Parteitage wurden wie du bereits vermutet hast seperat mit einem Gesetz mit dem sperrigen Namen GesRuaCOVBekG behandelt.
Die Wahl von Merz ist ein wirklich amüsantes Beispiel: Merz wurde zunächst durch eine Mitgliederbefragung als Kandidat ausgemacht. Danach wurde er auf dem Delegierten-Onlineparteitag gewählt & schlussendlich per Briefwahl bestätigt. Einige Autoren glauben darin die Einheitlichkeit der Wahl gefährdet zu sehen und fürchtet sich davor was passiert wenn die Delegierten dem Vorschlag der Basis nicht folgen oder die Breifwahl ein Quorum nicht erreicht (z.T. waren wir kurz davor Online-Parteitage auf Landesebene aufgrund zu geringer Beteiligungsquote abzubrechen). Diese Unsicherheit (und ja, das Porto) können sich kleine Parteien wie Volt kaum leisten, denn wir haben bisher nur 1x Parteienfinanzierung aus der Europawahl erhalten, denn auch dafür gibt es eine Sperrklausel.
Deine Kritik an der Briefwahl kann ich so nur unterschreiben. Daher ist es notwendig der Basis starke digitale Rechte zukommen zu lassen – nicht nur was digitale Abstimmungen & Wahlen angeht: Und wir kennen und lieben sie Alle – die Anträge zur Geschäftsordnung.
Lieber Paul, vielen lieben Dank für deine Auseinandersetzung mit dem Thema. Davon können wir alle nur profitieren.
Mein Copy & Paste hat wohl etwas verschluckt:
Zu 2. Abstimmungen:
Auch reine Rede- und Abstimmungsparteitage sind daher bislang weitgehend unmöglich, insbesondere aufgrund des dreifachen Aufwands 1. Delegierte zu wählen 2. Wahlparteitage zu veranstalten und 3. Abstimmungsparteitage zu veranstalten.
Quellen:
Verfassungsrechtliche Zulässigkeit von Online Parteitagen und elektronischen Abstimmungen
https://www.bundestag.de/resource/blob/803404/ee6a567c0691869d8101a558cb6fe468/WD-3-249-20-pdf-data.pdf
Michels 2021: Digitaler Wandel in der SPD. Wiesbaden: Springer Fachmedien. DOI: 10.1007/978-3-658-35517-3
Lieber Linus, lieber Tim,
mir macht es große Freude, euren Podcast zu hören. Als harter Öko frage ich mich aber, warum ihr selbst Cryptovermögen habt und auch nach wie vor Cryptogeld annehmt. Sogar Monero (das ein kluger Mensch mal als „Fracking der Cryptos“ bezeichnet hat). Geschieht das aus einer Art journalistischem Interesse heraus? Also damit ihr euch nicht von irgendwelchen Cryptoleuten vorwerfen lassen müsst, ihr wisst nicht wovon ihr redet?
Hallo Lukas,
Kannst du einen Fehler in der Argumentationskette meines anderen Kommentars finden? Ich würde mich auch als Öko bezeichnen und bin zu dem Schluss gekommen, dass Mining sehr positive Anreize für den Ausbau erneuerbarer Energien setzt.
Vielleicht bin ich ja auf dem völlig falschen Dampfer, dann hätte ich da gerne Gegenargumente.
Nur falls Ihr es noch nicht wusstet, der Ruthe hat den letzten Hauptsponsor von Luca gefunden: https://ruthe.de/cartoon/3401/datum/asc/
Also bitte, wenn man die Sache mit dem Cryptowährung-Fake richtig macht, dann legt man eine Klima-Coin auf. So hat ja schon eine gewisse sozialdemokratische Partei versucht eine Erdgas-Pipeline als Klimaschutz-Projekt umzulabeln.
(Ansonsten hab ich die gleiche Frage wie Lukas.)
Tucker Carlson ist nicht der „weitrechteste bei Fox News“. Der gibt regelmäßig Glenn Greenwald eine Plattform, was MSNBC nicht mehr tut. Da schlägt mal wieder der „liberal“ Bias von Tim zu. Nein, ich bin kein Rechter und finde Carlson oder Fox nicht gut und schaue das nicht. Carlson macht eine Sache richtig, die ihr, der CCC und Identitätspolitiker:Innen zunehmend falsch machen: Ihr grenzt aus und zwar nicht nur Hassredner, sondern alle, die nicht eurer Meinung sind. So wird es nie was mit dem Ankommen im Mainstream, also irgendeiner nennenswerten Form von Macht. Darüber schrieb auch gerade Marcus Steiger bei Telepolis. Oder wie Tupac sagte: They have money for wars, but no money to feed the poor.
Bürgerliche „Linke“ kloppen sich über Meinungsfreiheit und sexuellen Missbrauch, wollen unbedingt den bösen Putin besiegen mit einem furchtbaren Krieg und sonst läuft da genau nichts. Weil sie so machtlos sind, wenden sie sich gegeneinander, bzw. verzetteln sich in Kleinkriegen. Es ist das Ende jeglicher linker Politik und öffnet genau solchen Typen wie Tucker Carlson den Raum oder dann eben richtigen Faschos. Carlson ist kein Fascho, außer ihr wollt auch Axel Springer als Faschos bezeichnen, bzw. diese Regierung und Polizei, für die die Springer-Presse trommeln. Die funktionieren sehr ähnlich, nämlich scripted reality und Hammer des Kapitals.
Thema Hackback-Rakete: Sind die Vorträge von Dmitri Alperovitch hinreichend fundiert, dass es sich lohnt, diesen zu folgen?
https://geopolitics-decanted.simplecast.com/episodes/analysis-of-the-war-in-ukraine-april-24-2022
https://lochhead.com/dmitri-alperovitch/
Ich sag nur:
Cancel-Culture: Britische Universität warnt vor „1984“
(Berliner Zeitung)
Zu dem Punkt, Bitcoin Mining nähme uns die begrenzte Menge erneuerbarer Energie weg:
Erneuerbare sind global betrachtet nicht begrenzt, wir brauchen aber Überkapazitäten für eine zuverlässige Versorgung.
Die Stromindustrie hat endlich einen ökonomischen Abnehmer für Stromüberschuss. Ab etwa 5 Cent/kwh ist selbst effizientestes Mining unrentabel, da zahlt jeder andere Abnehmer mehr, ergo wird nichts weggenommen.
Bitcoin macht den Strom für die Allgemeinheit nicht teurer, sondern billiger, da Stromversorger ohne Abnehmer über Mining von denen bezahlt werden, die für Bitcoin bezahlen.
Flexible Last ist neben Energiespeichern der wichtigste Baustein der Energiewende, und Bitcoin ist der perfekte Abnehmer, da Miner im Gegensatz zu anderen Verbrauchern jederzeit abgeschaltet werden können (Demand-Response).
In 2 Jahren wird der Mining Reward wieder halbiert. Der Strompreis, den Miner zahlen können, geht also nach unten, auch in Anbetracht des aktuellen Wachstums der Hashrate.
Es ist allerdings immer ökonomisch, Mining in Bereitschaft zu betreiben, selbst wenn der Bitcoin-Preis massiv einbricht, da negative Strompreise in Stromnetzen mit hohem Erneuerbaren-Anteil Realität sind.
In dem Zusammenhang sollte man beobachten, was in Texas passiert. Dort werden aktuell extreme Mengen Erneuerbarer, aber auch Mining ausgebaut.
Ich denke in 2-3 Jahren haben wir von dort sehr gute Daten, wie positiv oder negativ eine Mining Industrie für das Stromnetz ist.
Ich finde der Fall Assange hat gezeigt dass auch wir in der Hackerszene fast genauso anfällig sind wie alle anderen für Hetz- und Schmutzkampagnen, man muss nur das richtige Thema treffen. Kaum wurden Äußerungen und Vorwürfe wie „sexueller Missbrauch“ oder „Vergewaltigung“ gestreut, haben große Teile unseres Umfeldes Wikileaks und alles drum herum sofort fallen lassen. Ich stimme zu dass Assange auch aus anderen Gründen mittlerweile etwas schwierig ist, aber der Inhalt, ganz unabhängig vom Rest, war großen Teilen unserer Szene (nicht allen) dann auch wurscht, so schnell konnten die Zeitungen das nichtmal drucken.
Ich jedenfalls schäme mich dafür. Es zeigt irgendwie dass man uns genauso gut emotional manipulieren kann wie etwa Abtreibungsgegner und befürworter von Polizeigewalt, man muss sich offensichtlich nur das richtige Thema und den richtigen Vorwurf aussuchen.
In den USA wirft man dem Opfer von Polizeigewalt vor Drogen im Haus gehabt zu haben (oder sonstige kriminelle Vergangenheit) und schon finden viele dort es garnichtmehr so schlimm dass Polizisten ins falsche Haus stürmen und die Bewohner erschießen.
In unserer progressiveren Szene muss man sich scheinbar einfach Vorwürfe wie sexuellen Missbrauch oder Belästigung rauspicken, dann funktioniert das schnell genauso gut solang es nur beim drübergucken einigermaßen authentisch wirkt, selbst wenn es genauerer Prüfung nicht standhält oder es links und rechts an Beweisen fehlt.
Die Piratenpartei hat es am Wochenende erstmals geschafft, mit Anne Herpertz eine Frau an die Spitze zu wählen. Was für mich nach Aufbruch klingt und ein wenig mit der Hoffnung verbunden ist, dass die Piraten doch endlich nochmal die Kurve kriegen, wurde in meinen Augen jedoch von einem Beschluss zum Basisentscheid Online (BEO) überschattet, der es nun ermöglicht anonym online Abstimmungen durchzuführen, was für mich digitalen geheimen Wahlen gleich kommt oder zumindest den Weg dorthin ebnet:
https://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2022.1/Antragsportal/S%C3%84A001
Tatsächlich ist das Verfahren von blinded Signatures, welches bei dem vorgesehenen Tool VVVote eingesetzt werden soll, technisch sehr spannend und cool:
https://www.e-voting-cc.ch/images/pdf/blindsignatures.pdf
https://github.com/vvvote/vvvote/blob/master/doc/Beschreibung%20des%20Anonymisierungsverfahrens.md
Wie die Entwickler auch schon selbst schreiben, ist es notwendig den beiden Admins zu trauen. Außerdem muss man von der technischen Fehlerfreiheit der Software ausgehen, der korrekten Implementation und natürlich vom Schutz vor Manipulation.
Meines Erachtens nach gibt es keine sichere Möglichkeit die Validität des Abstimmungsergebnisses zu garantieren, da immer Stimmen hinzugefügt werden können und nicht überprüfbar ist, ob diese tatsächlich von abstimmungsberechtigten Mitgliedern stammen. Was einigermaßen sichergestellt zu sein scheint, ist dass die eigene Stimme „korrekt“ gezählt wird, aber das nützt ja nichts, wenn etliche zusätzliche Stimmen in der digitalen Urne liegen.
So schön und wünschenswert die Idee der ständigen Basisbeteiligung ist, so sehr zeigt auch der BEO, dass es sich hier auf keinen Fall um eine für Laien nachvollziehbare Möglichkeit zur demokratischen Teilhabe handelt. Zettel, Papier und Stift oder Handzeichen werden meines Erachtens nach die laienfreundlichsten Möglichkeiten zur demokratischen Entscheidung sein. Das Handzeichen lässt sich digital durchaus nachvollziehbar implementieren, ist aber eben nicht geheim.