Ein Logbuch:Netzpolitik Spezial zur Urheberrechtsreform mit Julia Reda
Die EU-Richtlinie 2019/790 (Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt) wurde jetzt in ein Bundesgesetz gegossen. Als Mitglied des Europaparlaments und Berichterstatterin hat Julia Reda die Urheberrechtsreform maßgeblich begleitet. Inzwischen begleitet sie die Umsetzung in nationales Recht als unabhängige Expertin bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte. Dort will sie den negativen Effekten des umstrittenen Artikel 17 entgegenwirken.
Linus und Julia bewerten die nun in Deutschland beschlossene Umsetzung der Richtlinie.
Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.
Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.
Transkript
Shownotes
EU-Urheberrechtsrichtlinie
Vorgeschichte
- logbuch-netzpolitik.de: LNP146 Harmonetarisiertes Urheberrecht
- logbuch-netzpolitik.de: LNP150 Kampf in der fünften Dimension
- logbuch-netzpolitik.de: LNP239 Faktenfaktura
- logbuch-netzpolitik.de: LNP259 Stell Dir vor es ist Standard und keiner macht mit
- logbuch-netzpolitik.de: LNP293 Versteckt hintenrum
- logbuch-netzpolitik.de: LNP340 Autokorso im Autokino
- logbuch-netzpolitik.de: LNP380 Werkzeug der Aufklärung
Artikel 17
- ccc.de: CCC | Europaweite Upload-Filter stärken nur die Macht von Google und Facebook
- heise.de: Urheberrechtsreform: Bundestag stimmt für Upload-Filter und Leistungsschutzrecht
Mutmaßlich erlaubt
- youtube.com: Space Oddity – YouTube
- youtube.com: Warner Music blockt WBS Video zur Kunstfreiheit (Danger Dan)! Uploadfilter trifft uns hart! – YouTube
- youtube.com: Danger Dan: Alles von der Kunstfreiheit gedeckt
Aktivitäten der GFF
- freiheitsrechte.org: control ©: Urheberrecht und Kommunikationsfreiheit – GFF – Gesellschaft für Freiheitsrechte e.V.
Beschwerde des Mitgliedsstaats Polen
CUII
- netzpolitik.org: Edit Policy: Die CUII-Initiative – private Netzsperren ohne Gerichtsbeschluss
- cuii.info: Über uns | Clearingstelle Urheberrecht im Internet
- de.wikipedia.org: Clearingstelle Urheberrecht im Internet – Wikipedia
Sci-Hub
- sci-hub.do: Sci-Hub: removing barriers in the way of science
- reddit.com: reddit: the front page of the internet
Erst einmal vielen Dank für die Folge und das hoch qualitative Update!
Dann frage ich mich, ob es möglich wäre das Uploadfilter Problem nicht mit einer Art Skript zu umschiffen wäre. Welches an den Stellen in einem Video/Post/whats ever an denen ein Song abgespielt werden sollte, einfach Spotify oder einen anderen Musik Streaming Dienst startet und den Song darüber abspielt? Oder besser, man vorher angibt, das man ein Abo auf dieser Plattform besitzt und dann das ursprüngliche Video mit Musik schauen kann. (Ich träume davon keine Videos mit Gema freier Musik mehr schauen zu müssen)
Ich mein fast jeder hat irgendwie eh ein Abo für eine dieser Plattformen und bezahlt darüber ohnehin schon dafür die Musik hören zu dürfen.
Natürlich heißt dass jetzt nicht, dass ich diese Lösung nicht auch einfach für komplett dumm und eigentlich unnötig finde, auch werden damit andere Zitate nicht mit einbegriffen(kaum jemand hat ja so viele Abos von Zeitschriften, dass das möglich wäre), aber es könnte vielleicht klappen etwas Licht ins Dunkle zu bringen.
Ich mag dazu sagen, dass ich eher eine Meinung von euch hören möchte, als das als Lösung zu präsentieren. Ich selbst habe Verhältnismäßig wenig Ahnung von IT und von Rechtsfragen noch weniger.
Darf man die Links zu euren Sendungen noch teilen oder verbietet ihr das?
Die Sendung würde ich gerne freunden weiterleiten.
Wie sieht das denn nun mit Vermietern von Proberäumen aus?
Die sind doch auch eine Plattform und müssen die Stücke die die Bands spielen lizensieren.
Zu den 160 Zeichen: Zählen Leerzeichen? Zählen Unicode Code-Points, Grapheme oder Bytes? Wie ist das mit asiatischen Schriftzeichen? Das sind ja teilweiße ganze Wörter order Silben.
oder*
Gesetze hacken durch Unicode Erweiterung?
Aja zu Pfingsten wäre das erwähnt: https://www.youtube.com/watch?v=24aI0kewoLM
Hallo Tim hallo Linus. Ich will in mein Verständnis in dieses Staat-Bürger-Digital Ding ein wenig Licht bringen. Wer pedaliert eigentlich solche Themen wie eID? Ich meine, was sind das für Leute. Wie ticken sie? Sind das Leute die wirklich intrinsisch daran interessiert sind für die Bürger wirklich sinnvolle Lösungen der digitalen Zukunft anbieten, so richtig in schön, oder sind das alles Leute die möglichst einfach, möglich zentral, und möglich von allen und alles jeder Zeit kontrollieren wollen. Von Linus würde mich interessieren wie das so ist bei diesen Anhörungen. Als alter Gewerkschaftler kenn ich das, das die Gewerkschaftler, die Betriebsräte zu den vorgeschriebenen Treffen kamen, aber nur weil diese Pflicht waren. Richtig zugehört hat dort niemand. Ist das eventuell bei solchen Anhörungen auch so, dass Fachleute wie du Linus, dort nur zum Häkchen setzen da sind. Oder sind sie dort wirklich an dem interessiert was du zu sagen hast? Danke.
Entschuldigt mal, aber wie kommt ihr oder/und das Kartellamt zu der Einschätzung die CUII wäre überhaupt auch nur Ansatzweise legal? Das sind privatwirtschaftliche Unternehmen, es steht ihnen gar nicht zu über irgendetwas zu urteilen. An und für sich können sie ja legale Maßnahmen treffen, aber sie verstoßen hier ja klar gegen geltendes Recht (nämlich die Netzneutralität) und das ist illegal. Dabei ist es völlig unerheblich, ob der Betroffene illegal handelt, das rechtfertigt noch lange keine Selbstjustiz und genau das passiert hier.
Meiner Meinung nach ist die CUII höchst kriminell, da wird in großem Stil das Rechtssystem ausgehebelt. Weniger finanzstarke und einflussreiche Personen oder Unternehmen würden mit hoher Wahrscheinlichkeit deswegen vor Gericht landen, aber hier wird von höchsten Stellen tolleriert oder sogar gedeckt und unterstützt, das ist für mich vollkommen unverständlich.
Ich kenne einen Leiter eines Forschungsinstituts, das sich auch mit Waffenforschung beschäftigt, der mal im Suff zu mir sagte, dass er seinen Doktortitel nur hätte, um Eindruck zu schinden. Leider habe ich davon keine Tonaufnahme. Aber eure Diskussion hat mich gerade auf die Idee gebracht, dass seine Doktorarbeit vielleicht mal untersucht werden sollte. Kann ich mich mit dem Hinweis an Vroniplag oder wen wenden?
Hallo LNP,
danke für euren Podcast, sehr hörenswert und – nicht falsch verstehen – lustig. Wie ihr euch teilweise wegschmeißt ;-)))
Beim Hören dieser Folge (zugegebenermaßen erst am 26.05.) kam mir zum Thema CUII folgende „Anekdote“ in den Sinn:
Bereits seit längerem betreibe ich pi-hole auf einem Raspberry, um mir lästige Werbung vom Halse zu halten. Ein c’t-Artikel zum Thema „verschlüsseltes/privates DNS“ horrte seit einiger Zeit auf seine Umsetzung.
Als ich vor kurzem ein uraltes Album laden wollte, von einer schweizer Seite, dort zugegeben im „Graubereich“, landete ich das erste mal bei CUII, da Provider = 1&1.
Das hat mich bewogen, das Thema „verschlüsseltes/privates DNS“ in pi-hole mit Vehemenz voranzutreiben. No-logging, no-filtering…Mit dem Erfolg, dass der Zugriff nun funktionierte.
Durchaus schön zu sehen, dass es erfolgreiche Abwehrmaßnahmen gibt – leider nur für die technisch halbwegs versierten.
Insofern teile ich eure kritische Einschätzung dieser Netzsperren zutiefst. Traurig auch, dass es dieser überhaupt bedingt.
Danke und alles Gute!
Leloup
Hallo Linus (und Tim)
Die Guttenberg-Demo ist wirklich absolut großartig gewesen. Aber ich stimme dir zu, dass die damalige bizarre Situation heute irgendwie weniger lustig ist. Denn das Phänomen Trump funktioniert ja irgendwie ähnlich. Das ist irgendwie auch die Denkweise von (capital „C“-)Conservatives: „dieser da“ (Guttenberg, Trump, usw) ist auf der richtigen Seite. Der ist da einfach. Der könnte nichts tun, wodurch er nicht mehr der Guten ist.
Und so sehr ich dein Interview gefeiert habe und immernoch feiere: Die letzten Jahre haben mir irgendwie gezeigt, dass die Ironie tot ist. Und ich glaube dass „Politische Satire“ heute so ein Ventil ist für unseren (die toleranten, umweltbewussten, „linken“) Frust. Dieser Dampfdruck gesellschaftlicher Missstände wird dadurch abgelassen, statt in Veränderung umgewandelt zu werden.
Denn die Herrschaften im Hintergrund des Guttenberg-Interviews von (Dr.?) Alexender Müller haben höchstwahrscheinlich nicht ihre Meinung geändert, oder ihre Wertschätzung eines Betrügers bei gleichzeitigem Hochhalten gesellschaftlicher Werte, hinterfragt.
Sieht Guttenberg nicht ein bisschen, wie ein bebrillter Donald Trump Jr. aus?
Hallo Ihr,
vielen Dank für die tolle Sendung!
Ich hab eine Ergänzung zu SciHub, die auch zum Grundthema passt und es evtl. wert ist mal weiterverbreitet zu werden:
Nach § 38 Abs. 4 UrhG (http://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__38.html) gibt es ein „Zweitveröffentlichungsrecht“. Demnach dürfen wissenschaftliche Beiträge die zu min. 50 % aus öffentlichen Mitteln gefördert worden sind (in Deutschland fast alle an Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen entstehende Publikationen) nach Ablauf von 12 Monaten nach der Erstveröffentlichung in einer „mindestens zweimal jährlich erscheinenden Sammlung“ (also quasi jedes Journal) vom Urheber in der „akzeptierten Manuskriptversion“ nicht-kommerziell, öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch, wenn dem Verleger oder Herausgeber ein ausschließliches Nutzungsrecht eingeräumt wurde, ausserdem ist jede „zum Nachteil des Urhebers abweichende Vereinbarung […] unwirksam.“
Es gibt Deutschland- und Europaweit mehrere OpenAccess-Bibliotheken, auf denen diese Paper dann veröffentlicht werden können (z.B. https://www.qucosa.de/startseite/ oder für Europa: https://v2.sherpa.ac.uk/opendoar/). Oder man nutzt meinetwegen auch Researchgate.
Deshalb: macht das, nehmt euer Recht wahr, damit alle an die Paper kommen können.
Grüße
Mich würde noch interessieren, inwieweit Betreiber von föderierten Plattformen wie z.B. Mastodon davon betroffen sind. Müssten dort ab einer gewissen Größe auch Uploadfilter implementiert werden?
Noch eine Ergänzung zu SciHub: Linus bezeichnet SciHub im Podcast als „Notwehr“ gegen die Verlage. Dem würde ich folgen, soweit es um ältere Paper geht. Aber „Notwehr“ impliziert, dass es keinen anderen Ausweg gäbe – und das stimmt nicht.
Wir haben seit inzwischen mehr als 10 Jahren etablierte Open-Access-Journals und diskutieren das „Geschäftsmodell“ der Wissenschaftsverlage. Trotzdem veröffentlichen Forscher*innen nach wie vor in den Journals von Verlagen mit Erpressermodell, auch wenn ihre Forschung öffentlich finanziert ist und die Publikationskosten für Open-Access von Bibliotheksfonds etc. übernommen werden. Das passiert ohne Not und – schlimmer noch – ermöglicht den Verlagen, ihr Spiel fortzusetzen. Wenn die keine neuen Paper bekommen, können sie den Unis auch nichts zurückverkaufen. Der Hebel ist lang!
Genauso könnten Gutachter bei der Beurteilung von Veröffentlichungslisten die Veröffentlichungsform mitbewerten – auch da Fehlanzeige: Ein Paper in Nature oder Science öffnet bei Anträgen und Bewerbungen im Zweifel immer mehr Türen als eine inhaltsgleiche Open-Access-Veröffentlichung.
Wer im Interesse des eigenen Renommee im Bezahl-Journal veröffentlicht, kann – finde ich – nicht auf Notwehr plädieren, wenn die Kolleg*innen das Paper dann von SciHub laden „müssen“.
Naja, so leicht ist das dahergeschrieben, wenn man selber nicht an einer Karriere arbeitet, in der wiss. Publikationen eine zentrale Rolle spielen. Die einschlägigen Journals haben sich ein Image (und tatsächlich auch realen Impact) aufgebaut, an dem man nur dann vorbeikommt, wenn man Aussteiger-Attitüden pflegt. Was man sich in vielen Forschungsbereichen schlicht und ergreifend nicht leisten kann. Insofern finde ich es durchaus für gerechtfertigt, von „Notwehr“ zu sprechen.
Übrigens betrifft das auch Leute wie mich, die nicht gerade eine gut dotierte Professur anstreben… bei meinem Erstautor-paper (Journal of Lipid Research) hatte ich beim Einreichen die Option es direkt OpenAccesss zu veröffentlichen. Gegen eine bescheidene Gebühr von 3000 €. Ich hatte die erheblich billigere Variante gewählt wo es wenigstens nach einem Jahr OpenAccess ist. Irgendwie verständlich, oder?
Dass das Gesetz durch den Bundestag eher besser als schlechter geworden ist, hängt vielleicht schon damit zusammen, dass die „Artikel 13“-Demos immerhin die größten Straßenproteste zu einem digitalen Thema waren (jedenfalls in D.). Wäre jedenfalls meine Hoffnung dass das damals was gebracht hatte!
Erleichternd wäre gewesen, wenn endlich mal an diese bekloppte „70 Jahre nach dem Tod“ – Regel rangegangen worden wäre. Das ist dermaßen prä-digital und absurd.
Schön, dass ihr noch was zu Sci-Hub machen werdet!