LNP271 Angela muss verhungern

Feedback — Brexit — BSI-Lagebericht — Supermicro "Hack" — AI Fails — AfD — DE-CIX — FBI vs. Biometrie — Agent verkauft Daten

Linus ist wieder da und wir müssen uns leider kurz fassen, da die Zeit heute knapp war. Aber dafür blicken wir auf ein paar der Themen der Woche und es gibt auch ein neues Update zum Brexit.

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Linus Neumann
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Tim Pritlove

Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:00
Guten Morgen, Linus.
Linus Neumann 0:00:01
Guten Morgen, Tim.
Tim Pritlove 0:00:03
Ich brauche mal kurz dein Handy, gib mal PIN.
Linus Neumann 0:00:05
Die errätst du nie.
Tim Pritlove 0:00:07
Ich probiere mal 0000.Logbuch-Netzpolitik Nummer 271, frisch vom 12. Oktober 2018, jetzt neue Kinoos.
Linus Neumann 0:00:38
Entschuldigung, kann ich hier mal ganz kurz auf den Tisch steigen und eine Keynote halten?
Tim Pritlove 0:00:44
Make Logbuch-Netzpolitik great again.
Linus Neumann 0:00:47
Tim, wir könnten ein wasserstoffbetriebenes Flugzeug kaufen.
Tim Pritlove 0:00:52
Wirklich? Flugtaxi.
Linus Neumann 0:00:56
Wasserstoffbetriebenes Flugtaxi.
Tim Pritlove 0:00:59
Das macht die Nacht zum Tage das wird auch noch kommen ja man kann zu dem Wahnsinnder sich in USA abspielt eigentlich fast nichts mehr sagen das ist alles nurnoch hochgradig deprimierend ich würde sagen wir konzentrieren uns auf die deprimierendenAspekte Europas das trägt ja schon weit genug,ja ansonsten bist du erholt und alles gut ja alles super ne schön dann machenwir jetzt weiter sozusagen Ja,fangen wir doch mal kurz an mit Feedback. Da war jetzt gar nicht so viel.In der letzten Sendung hatte ich mit Thomas ein bisschen rumgescherzt,warum es denn so wenig Nobelpreise gibt für Informatiker.Wurde ich natürlich gleich darauf hingewiesen, gibt es alles schon.Für den Mathematiker gibt es halt keinen Nobelpreis, aber die Fields-Medaille.Und für die Informatiker gibt es auch keinen Nobelpreis, aber den Turing Award.Und das sei ja alles äquivalent.Gut, keine Ahnung, ob ich das schon mal in meinem Leben gehört habe.Ich habe es auf jeden Fall ausreichend verdrängt gehabt.Dem sei jetzt hier nochmal Richtung getragen und das erwiesen.
Linus Neumann 0:02:07
Wer hat den denn so in letzter Zeit bekommen? Diffie. Whitfield Diffie hat den2015 bekommen. Tim Berners Lied 2016.
Tim Pritlove 0:02:16
Das waren dann aber auch schon die bekannteren Personen. Der Rest sind wirklicheher so Leute, die wahrscheinlich noch nie das Büro verlassen haben.Ähm, ja, so für so Dinge.
Linus Neumann 0:02:27
Gibt's einen Deutschen? Nee, also größtenteils Amerikaner.
Tim Pritlove 0:02:33
Israeli, Norweger sehe ich noch.Ja.
Linus Neumann 0:02:39
Ja, also gibt's auch hier natürlich, das wurde, ah, Wind & Surf 2004.
Tim Pritlove 0:02:46
Niklaus Wirth, Dennis Ritchie, Ken Thompson. Also schon so ein paar Leute dabei,die man auch kennt. Alles gut.
Linus Neumann 0:02:52
Ja, sehr schön. So, wann kriegen wir den? Nächstes Jahr.
Tim Pritlove 0:02:57
Nächstes Jahr. Irgendwann kriegen wir ein Podcast-Award.
Linus Neumann 0:03:00
Für die Podcast-Chapter-Marx, Podlove-Chapter-Marx, den Print-Love-Live-Type.Es würde glaube ich auch nochmal erwähnt, dass so etwas gibt es eben für,Durchbrüche in der Informatik und die sind eben häufiger,eher in theoretischer Natur, also Grundlagenforschung, als jetzt irgendwie dasZuckerberg den bekommen würde, weil er ein Facebook geschrieben hat.
Tim Pritlove 0:03:32
Ja, das war ja auch nur ein Witz.
Linus Neumann 0:03:35
Kann man ja trotzdem mal erklären.
Tim Pritlove 0:03:37
Kann man mal erklären. Auch ein guter Witz ist das, was so die Tories da inBritannien gerade abziehen.
Linus Neumann 0:03:47
Kriegen sie auch kein Touring-Award für, ne?
Tim Pritlove 0:03:49
Ne. Das kam jetzt hier, ich weiß nicht, wer hat uns darauf hingewiesen,das kam per Twitter reingerauscht oder so, ne?
Linus Neumann 0:03:59
Ne, per E-Mail, per E-Mail.
Tim Pritlove 0:04:00
Genau. Genau, ein Hinweis ist vielleicht nochmal der Erwähnung wert.Also man hat ja heutzutage Apps.So auch die Tories, also die konservative Partei Großbritanniens,und als guter Tory lädt man sich dann halt die App runter namens Conservative Campaigner,CC und ja dakann man dann sich dann irgendwie anmelden und dann kann man dann sich alertenlassen irgendwelche Campaigns und Action Call to Action folgen und pipapo undtolle Sachen machen und Action Points sammeln und kriegt Bonuspunkte und wirdalso die ganze Zeit so geziesst irgendwie Dinge zu tun Brexit-Gamification.Genau, Brexit-Gamification und das nicht nur, weil es jetzt hier um die Tories geht,sondern weil diese Software letzten Endes nichts anderes ist als die YouCampaign-App,die am laufenden Meter für bestimmte Kampagnen immer wieder neu verwendet wird.Aus der Finanzierungsquelle von Robert Mercer, einem Billionär,der ja auch schon bei dieser ganzen Cambridge Analytica-Geschichte dahinter stand.Und es ist auch wenig überraschend, wenn man feststellt, wo das alles noch zum Einsatz kam.Zum Beispiel beim irischen Referendum gegen Abtreibung, was gescheitert ist,gab es gleich zwei Apps auf der Basis, die Vote Leave App beim Brexit,Die Trump-Pence-App, NRA,Republikanischer Nationalkongress, R&C, Ted Cruz, also alles,was irgendwie einen schlechten Ruf hat auf diesem Planeten, versammelt sich hinter dieser App.Jetzt eben auch die Tories. Wenn man da irgendwie mit arbeitet,gibt es sehr wenige Privatsphären-Deklarationen.Da wird dann irgendwie mit Facebook Analytics, Facebook Login,Facebook Share und Google Firebase Analytics gleich vier fette Tracker eingesetzt,die also genau messen, was man da eigentlich mit dieser App so macht.Davon abgesehen, dass sie halt auch ganz gerne mal auf die eigenen Kontakte zugreift.Mittlerweile leitet sie wohl nicht gleich das ganze Adressbuch hoch,aber frühere Version dieser App haben das sehr wohl gemacht und das dann natürlichmit entsprechenden Wählerlisten abgeglichen. Also,Bin ich überraschend.Läuft es da nicht so gut. Ich kann nur hoffen, dass da mal Leute,Freunde der GDPR, also der Datenschutzregelung jetzt da mal ordentlich beigehen.
Linus Neumann 0:06:27
Da werden die Briten sich aber freuen, wenn sie jetzt noch ein GDPR-Verfahren kriegen.
Tim Pritlove 0:06:35
Ich glaube, das ist wirklich, das interessiert die dann irgendwie auch nichtmehr. Die sind nämlich sehr beschäftigt mit Brexit.
Linus Neumann 0:06:44
Wie heißt die Insel? Das Ferienparadies? Was jetzt bald verhungern muss?
Tim Pritlove 0:06:49
Angela.
Linus Neumann 0:06:50
Angela.
Tim Pritlove 0:06:50
Angela. Angela muss verhungern.Ja, mit dem Brexit, vielleicht sage ich noch mal ein paar Worte dazu.So previously on Brexit.Die letzten beiden Updates kamen ja hier ganz gut an, deswegen dachte ich mir,da ich sonst kein Outlet dafür habe und ich mich in letzter Zeit noch mehr mitdem ganzen Wahnsinn beschäftigt habe, als ich es ohnehin schon getan habe.Vielleicht mal so einen kurzen Einblick, was eigentlich gerade abgeht.Und ich finde es irgendwie interessant, dass das Thema immer noch nicht,es ist immer noch nicht das Nummer 1 Thema, aber wir sind glaube ich ganz kurzdavor, dass es alles verdrängt, denn jetzt tickt die Uhr nicht nur, jetzt läuft sie ab.Nächste Woche muss eigentlich eine Einigung erzielt werden, wie denn diesesAustrittsabkommen nun aussehen soll.Und zur Erinnerung, alle reden ja von dem zukünftigen Verhältnis,was die EU und Großbritannien haben können und sollten.Das Ding ist, da sind wir eigentlich noch gar nicht, weil die Briten immer nochnicht das erfüllt haben, was die EU gesagt hat, was erstmal erfüllt sein muss.Es gibt nämlich immer noch kein Austrittsabkommen.Also das, worüber seit zwei Jahren geredet wird, ist sozusagen eigentlich noch nicht weit gediehen.
Linus Neumann 0:08:18
Ich dachte, das wäre dann auch Teil, das Austrittsabkommen würde regeln,wie die sich denn dann nachher vertragen oder nicht?
Tim Pritlove 0:08:25
Nee, eigentlich nicht. Das Austrittsabkommen sagt einfach erstmal nur,was die Bedingungen des Austritts sind.Wozu sich quasi Großbritannien verpflichtet.
Linus Neumann 0:08:36
Ja.
Tim Pritlove 0:08:36
Da fließt dann mit ein, wie viel Kohledie EU noch bekommt, weil sich ja Großbritannien lange Zeit, also UK,auf mehrere Jahre ja committed hat, an bestimmten Programmen teilzunehmen,die alle aufgesetzt wurden und wo ja mit dem Funding von UK auch das Ganze gerechnetwurde und die anderen sehen nicht ein, dass sie das jetzt bezahlen sollen.
Linus Neumann 0:08:55
Ja.
Tim Pritlove 0:08:56
Da ist so die Zahl von 39 Milliarden Euro im Raum, wo dann auch gerne von denBrexiteers immer gedroht wird, ja nö, zahlen wir nicht und so, was für...Fällt euch überhaupt ein und ihr seid ja alle doof und riecht nach Lulu.Dann ist die Garantie der Rechte der EU-Bürger in Großbritannien als auch dieRechte der Briten in der EU etwas, worum sich die EU kümmert.Großbritannien eher weniger, lustigerweise. Da weiß ich nicht so ganz genau,wie jetzt die Details aussehen, aber im Wesentlichen hat sich da auch die EUdurchgesetzt und gesagt, so, die lasst ja mal jetzt mal in Ruhe.Die werden also jetzt nicht gleich rausgeschmissen. etc.Mit irgendwelchen Fristen wird das verbandelt sein und dritter Punkt,ganz wichtig, die Nordirland-Frage.Und das Ding ist, und das ist glaube ich wenigen klar, diese Nordirland-Frage.Ungelöst. Immer noch. Und zwar komplett perspektivlos ungelöst.Was ist die Nordirland-Frage? Nordirland ist ja Teil der Insel Irland.Teilt sich also mit der Republik Irland einen Raum. Und es gibt halt derzeit da keine Grenze.Man fährt da halt hin und her und macht Trade und so weiter,weil es ist ja irgendwie alles ein Wirtschaftsbereich.Und Irland besteht da drauf und die EU besteht da drauf und eigentlich bestehtauch Großbritannien darauf, also UK darauf, dass das auch so bleibt.Das Ding ist nur, wenn Großbritannien jetzt die EU verlässt und alle Verträge absagt.
Linus Neumann 0:10:31
Dann muss Irland eine Grenze hochziehen.
Tim Pritlove 0:10:33
Dann muss man eigentlich eine Grenze aufziehen, weil das die WTO-Regeln so besagen.Du musst dann deine Außengrenze entsprechend absichern.Und das will aber niemand. Und selbst wenn es jemand wollen würde und tun würdeund da irgendwelche Polizisten irgendwo hinstellt.Was sowieso komplett illusorisch ist, weil es gibt allein zwischen Nordirlandund Irland gibt es irgendwie sowas in der Größenordnung von 200 und ein paaroffizielle Grenzübergänge.
Linus Neumann 0:11:03
Der Trump könnte da doch eine Mauer hinbauen einfach.
Tim Pritlove 0:11:07
Ja, viel Spaß. 200 Grenzübergänge.Zum Vergleich die komplette Ostgrenze der EU gegenüber Weißrussland und so weiter.Und Russland hat so 100, die auch aktiv bestückt sind, aber der Aufwand wäregar nicht zu leisten und selbst wenn man das machen würde, würden wahrscheinlichdie Leute, die dann da stehen, die armen Säue,erschossen werden von den Leuten, die nur darauf warten,in Nordirland wieder Rambazamba zu machen, denn das Ganze wird eigentlich dadurchverhindert und diese Hauptbedingung ist ja quasi die Erfüllung des Karfreitagsabkommens,also des Friedensvertrags für Nordirland.Jetzt haben wir aber leider das Problem, dass die Tories nicht alleine regieren,sondern ja in einer Koalition sind, weil sie ja dummerweise die May eine neueWahl angestoßen hat, die sie dann verloren hat und nur noch in einer Koalitionmit der DUP regieren kann.Die DUP, das sind so die Unionisten, also die Großbritannien,UK, Queen-treuen Briten in Nordirland, die unbedingt Teil von UK bleiben wollen.Außerdem sind sie vollkommen schwachmaten gegen Abtreibung und alles möglicheund haben dann quasi qua ihres Koalitionsanteils eine andere Regelung durchgesetztin den internen Beschlüssen der Tories, ist,dass ja auch zwischen Nordirland und UK keine solche Zollgrenze entstehen darf.Weil, wo kommt man denn da hin? Dann werden wir ja abgekoppelt,dann werden wir ja Teil von Irland.Und die haben natürlich total Angst, dass irgendwie so eine Reunification dawieder angestoßen wird.Nun, das Problem ist, entweder hast du sie auf der einen Seite oder du hastsie auf der anderen. Also es schließt sich alles komplett aus.Sprich, UK und dieser ganze Brexit ist ein einziger Deadlock und nichts geht voran.Es gibt ja theoretisch vier Szenarien, mit denen man jetzt irgendwie arbeiten könnte.Es gibt das Szenario Hard Brexit, was so eigentlich die Brexitiers so wollen.Ja, wir treten mal überall aus, aber irgendwie haben wir noch so ein bisschen Verbindung.Problem ist, das will irgendwie auch von den Tories keiner und von den Labour keiner.Es gibt viel zu viel Widerstand, insbesondere in dem House of Lords,also in der zweiten Kammer des Parlaments. Ist irgendwie unmöglich.Soft-Brexit ist so, naja, wir treten zwar mal aus, aber wir machen trotzdem überall noch mit.So ein Norwegen-Modell und so eine Sachen. Das wollen dann die Hard-Brexit-Tiersnicht. Gibt es auch keine Mehrheit für.Also gibt es sozusagen für gar keine richtige Brexit-Lösung irgendwas.Bleibt dann eben dieses, wir können uns auf gar nichts einigen.Es gibt überhaupt gar keinen Deal. Das sogenannte No-Deal-Szenario. Das würde zu einer...Das ist eine Vollkatastrophe, das würde, sagen wir mal, sofort zu brennendenMülltonnen und sehr viel mehr Schaden führen.Und die vierte Option ist halt, sorry, war alles nur ein Witz,wir blasen das jetzt mal ab, können wir nicht doch in der EU bleiben.Und die will auch keiner. Naja, also die Bevölkerung ist da mittlerweile eigentlichganz anders aufgestellt.Also die Umfragen, die letzten sagen eigentlich alle Mehrheit für Remain.Mittlerweile bereuen es einfach so viele Leute, Leaf gewählt zu haben oder nichtgewählt zu haben, dass nahezu überall es eine Mehrheit gibt für Remain.Nur das Durchsetzen eines zweiten Referendums ist halt nicht im Interesse desEstablishments und deswegen wehren die sich damit Händen und Füßen.Leider gibt es auch keine starke Opposition, weil Labour irgendwie,naja, so People's Vote, das könnte man ja vielleicht mal machen,aber eigentlich hätten wir lieber Neuwahlen, weil wir wollen ja an die Macht.Das wiederum macht die Tories totale Angst, weil halt dieser Corbyn so ein hardcorekommunistisch angehauchter Erzlinker ist, wo halt alle irgendwie schon Untergangdes Abendlandes bevorsehen.Obwohl sie eigentlich selber gerade am Untergang ihres Abendlandes arbeiten.Das ist so mal knapp gesagt das Szenario, in dem wir uns gerade befinden undkeiner weiß einfach vor und keiner weiß zurück.Ich habe keine Ahnung, was so der geheime Plan ist.Auf jeden Fall ist der Weg, den die EU gerade geht, ziemlich krass,weil sie eigentlich pokern.Sie bleiben ja knallhart bei ihrer Meinung und mit ihrer Position haben eigentlichUK keine andere Möglichkeit, als zu kapitulieren. Jetzt sind die natürlich rechtstolz unterwegs und so kapitulieren, weiß ja, Ruhe, Britannia, macht der Brite nicht.Also die EU setzt jetzt eigentlich da drauf mit ihrer harten Position.So viel Panik zu erzeugen, dass im Land irgendwas kippt, damit es noch ein Referendumgibt, damit am Ende doch wieder für ein Remain-Programm gestimmt wird,was die EU ja dann wahrscheinlich happily akzeptieren würde.Also ich würde sagen, ja okay, da ist schwierig, kostet euch ein bisschen was,hier Rabatte könnt ihr vergessen, aber wir nehmen euch wieder auf.So und dann vergessen wir das auch.Das wäre natürlich das Optimale. Großbritannien würde so oder so verlieren, das ist ganz klar.Also zu gewinnen gibt es für die jetzt eigentlich gar nichts mehr.Dann gibt es aber auch so andere Verschwörungstheorien und Tweets,die sagen, naja, die Brexiteers, die sind mittlerweile so hardcore unterwegs und Russen gesponsert,dass sie es geradezu darauf anlegen,so ein No-Deal-Szenario zu erzeugen, um dann einfach in dem Chaos einen Umsturz zu machen.Also das ist so die die Breite und wie sehr die Panik da jetzt auch wirklichschon um sich greift zeigt sich unter anderem daran,dass es jetzt im Vereinigten Königreich gibt es jetzt einen neuen Ministerpostennämlich den Minister of Food,also sie haben jetzt ein Ministerium eingesetzt was sich nicht um Verbraucherschutzoder sowas kümmert sondern dass es überhaupt was zu essen gibt Das hatten sieschon mal, nämlich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.So, also das ist so der Level, auf dem sich das gerade befindet.Parallel dazu wird die Industrie langsam panisch, kündigt am laufenden MeterSchließungen, temporäre dauerhafte Schließungen, Verlagerungen von Unternehmen an.Und der Agrarsektor geht auch steil, weil sie jetzt irgendwie nach zwei Jahrengemerkt haben, dass sie ja eigentlich nur leben, weil sie durch EU-Recht beschütztsind und vor allem durch die starke Agrarförderung am Leben erhalten werden.Und dass in dem Moment, wo halt so ein No-Deal-Szenario eintritt,im Prinzip alle Grenzen geöffnet werden müssen für Essen von außen und dannwerden sie natürlich in 0,0x überschwemmt mit Nahrungsmitteln aus den USA und anderen Quellen.Und können sich da herzlich wenig dagegen wehren.Und dann wäre es halt auch vorbei mit dem Agrarsektor innerhalb von zwei Wochen,wie so allgemein eingeschätzt wird.Das Ganze ist ein ganz dickes Teil und ich bin gespannt, wie sehr uns das noch um die Ohren fliegt.Wer Lust hat, sich da ein bisschen reinzulesen und zu hören,ich habe nochmal ein Video verlinkt, was gerade so die Position der EU-Staatenauch nochmal genauer erklärt. Ein schöner Kanal, Brexit Explained.Und wer Bock hat, mal so full in zu gehen, dem empfehle ich mal das Nachhörenvon einem Videopodcast, der ist sehr unterhaltsam, Three Blokes in a Pub.Also so drei Typen in der Kneipe, wo ein Weltreisender,einer der im Lkw-Transport-Business in ganz Europa unterwegs ist und ein Expertebeim Aushandeln von Trade-Deals weltweit,der also aktiv sowas getan hat,mal so richtig schön ablassen, was eigentlich die Realität ist.Und es ist sehr unterhaltsam, aber auch mega erschreckend, was da sozusagen alles bei rauskommt.Also da sieht man mal, hier wird leider die Öffentlichkeit komplett hintersLicht geführt und man kann nur hoffen, dass es in Großbritannien noch eine ArtUmsturz gibt, weil sonst haben wir echt ein richtiges Problem.
Linus Neumann 0:19:16
Ein Bild dazu Sonst haben wir ja keine Probleme,also weltweit das Thema was wir heute gar nicht ansprechen wollen ist US SupremeCourt Benennung von Brett Kavanaugh ein neuer Tiefpunkt,von allem nach den ganzen anderen letzten neuen Tiefpunkten sondern Sondernwir kümmern uns jetzt um den Alarm, denn, wie die Blödzeitung uns informiert,Deutschlands Cybersheriff schlägt Alarm.
Tim Pritlove 0:19:56
Alarm, Alarm.
Linus Neumann 0:19:58
Alljährlich kommt der BSI-Lagebericht raus.Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik informiert dann da übereben die Cyberlage in Deutschland und es ist natürlich unschwer vorherzusagen,die Situation ist ernst und der Cybersheriff Arne Schönbohm schlägt Alarm.Jetzt hatte ich mir den Genuss, mir diesen BSI-Lagerbericht mal ein bisschenim Detail anzuschauen und jetztmuss man natürlich sagen, 2017 war kein besonders gutes Jahr für das BSI.Was ist passiert 2017?Bundesregierung wurde gehackt. Wir erinnern uns an diese Webseite der Hochschule des Bundes,die dann genutzt wurde, um damit Schadsoftware an Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes auszuliefern.Und die wurden dann nur durch Zufall, weil einer dieser Mitarbeiter mit demLaptop in ein anderes Netz gegangen ist, entdeckt, dass dort eben Traffic zu,wie man glaube ich damals vermutete,der Hackergruppe APT28 ausgeleitet wurde.Und quasi nur, weil dieser Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes einen Laptop hatteund dann eben beim Verteidigungsministerium irgendwie zu Besuch war und beimVerteidigungsministerium andere Detektionsregeln auf der Firewall waren,als an anderer Stelle ist dieser Fall aufgefallen.Warum ist das schlecht fürs BSI?Naja, der Schutz genau dieser Regierungsnetze des IVBB, des InformationsverbundesBerlin-Brandenburg, das ist genau die Aufgabe des BSI.Das ist deren, das fällt in deren Verantwortung.In der Berichterstattung hieß es immer, ja das Netz ist sicher, das Netz ist sicher.Hacker hacken halt auch keine Netze, sondern die hacken Endpunkte.Das Netz ist in der Regel relativ egal.Das Netz ist, könnte man quasi sagen, auch sicher geblieben.Liest man jetzt aber den BSI-Lagebericht, dann findet man da sowas wie,gegen Ende des Jahres 2017 hat das BSI über das nationale CyberabwehrzentrumHinweise auf einen erfolgreichen Cyberangriff erhalten,von dem einzelne Bundesbehörden betroffen sein sollten. Das ist echt schön.Damit hatten die ja überhaupt nichts zu tun. Über das Cyberabwehrzentrum habenwir da so einen Hinweis erhalten.Dem sind wir natürlich nachgegangen. Wir starteten den Prozess der Vorfallsbearbeitungin Abständung mit dem nationalen Cyberabwehrzentrum und so weiter.Haben die potenziell betroffenen Behörden informiert und haben mit der Analyseund der Verifikation der initial vorliegenden Informationen begonnen.Und dann sagen sie, der Angriff erfolgte über einen Webster bei der Bundesakademiefür öffentliche Verwaltung.Entschuldigung, ich hatte gerade irgendwie Bundeshochschule des Bundes oderso, Hochschule des Bundes, nein, Bundesakademie für öffentliche Verwaltung.Das BSI konnte den Cyberangriff auf das Auswärtige Abend durch den Einsatz einesMobile Incident Response Teams über längere Zeit beobachten und so tiefere Einsichtenin Absicht und Vorgehensweise der Täter erlangen,größerer Schaden oder eine weitereAusbreitung konnten dank bestehender Schutzmaßnahmen verhindert werden.Die berichten darüber so, als hätten sie damit überhaupt nichts zu tun gehabtoder wären eher später zugerufen worden, obwohl das quasi genau ihr Problem ist.Eine kleine Box und steht irgendwie so weiter nichts dazu.Anderes Problem, was 2017 stattgefunden hat, ist natürlich die Bundestagswahl wurde gehackt.Logbuch Netzpolitik berichtet, primär daran beteiligt eben Martin Schiersig,Thorsten Schröder und ich die sich, wir haben jetzt ja ein paar Wochen mit dieserSoftware auseinandergesetzt und eben wenige Wochen vor der Bundestagswahl.Darüber berichtet und ich denke ich kann so viel aus den Hintergrundgesprächenerzählen, dass da durchaus das Innenministerium und das BSI mit dieser Sachlage befasst waren.Jetzt wurde bei der Pressekonferenz zur Vorstellung dieser ganzen Angelegenheit von einem,Reporter, ich glaube der ARD, gefragt, sag mal, ich habe jetzt mal geguckt ineurem Lagebericht 2017, da steht irgendwie gar nichts drin,dass die Bundestagswahl 2017 gravierende Sicherheitslücken hatte,die vom Chaos Computer Club untersucht und aufgedeckt wurden. Wie kann dat?Seehofer war damals noch nicht im Minister.Dann war noch die Frage nach den Gegenmaßnahmen.Also wir hören auch hier, das BSI weist wieder seine,Verantwortung von sich. Er sagt, das liegt ja in der Hoheit des Bundeswahlleitersund ja, viel gibt es da nicht zu berichten. Ich meine,Ich finde es wirklich sehr amüsant, wie wir hier, also zwei wirklich schwereKatastrophen und das BSI geht noch nicht mal hin und erkennt da seine Verantwortung an.Also man würde ja erwarten, dass sie sagen, ja okay, hier sind Defizite,deswegen brauchen wir mehr Geld oder so.Aber die gehen über beide Vorfälle so drüber hinweg, als wäre das irgendwiegeschehen und sie hätten damit nichts zu tun gehabt. Und das ist eigentlichtatsächlich in dem gesamten BSI-Lagebericht so ein bisschen so,du fragst dich, wofür haben wir das eigentlich?
Tim Pritlove 0:27:31
Ja, die haben doch gesagt, wenn sie jetzt darüber reden, dann wissen ja dieBösen, was zu tun ist, dann würden sie ja nur Tipps rausgeben.
Linus Neumann 0:27:39
Ja, BSI, Security by Obscurity, herzlichen Glückwunsch, geile Idee.Also das ist doch wirklich, ich meine, ich finde das wirklich schwierig.Ich habe das, glaube ich, hier auch schon öfter gesagt, der Vorgänger von ArneSchönbohm, Herr Hanke, das war jajemand, mit dem hatte ich ja auch meine politischen Differenzen mal, ja.Aber das war wenigstens jemand, der einen seriösen, verantwortungsbewusstenUmgang mit Fragen der IT-Sicherheit betrieben hat.Und das sehe ich hier wirklich nicht.Also wenn Vorfälle irgendwie unter den Teppich gekehrt werden,gleichzeitig sie aber schaffen, dieses Cybersheriff schlägt Alarm,überall sonst bricht die Welt zusammen, nur beim BSI ist alles in Ordnung.Da haben sie eine wunderschöne Sache auch in ihrer Pressekonferenz dann ebenhervorgetan, wo sie also sagten, hier übrigens Steckenpferd des BSI, die Routerrichtlinie.Die Routerrichtlinie. Ich hatte es schon ganz vergessen, dass ich mich damitnämlich auch 2017 und 2018 auseinandergesetzt habe.Und zwar bezieht sich das auf 2016 hatten wir den Ausfall der Telekom-Router,also die einige erinnern sich vielleicht, damals sind knapp 900.000 Telekom-Router ausgefallen.Weil sie eine Availability Schwachstelle hatten, also sie konnten leicht,sind einem DDoS einem DOS zum Opfer gefallen, DDoS kann man da kaum zu sagendas waren irgendwie sieben Pakete, die die brauchten, um abzuschmieren Also Denial of Service.Genau, also die Router sind ausgefallen, weil es im Rahmen eines anderen Angriffs,für den sie nicht verwundbar waren, zu einem erhöhten Aufkommen bestimmter Pakete kam.Und diese Sache, diesen Ausfall, der ja jetzt nicht, der war ja keine Kleinigkeit,annähernd eine Million Internetanschlüsse in Deutschland fallen aus.Gut, die meisten haben es gar nicht gemerkt, weil Netz eh scheiße ist in Deutschland,aber das war natürlich etwas, da ist auch sofort Innenministerium und Wirtschaftsministeriumsind da sofort darauf aufmerksam geworden und haben, glaube ich,sehr zügig die ersten Termine, die wir da hatten, waren,wenn ich mich nicht täusche, im Januar 2017 oder so.Oder vielleicht sogar noch Ende 2016. Da gab es mehrere Anhörungen zu öffentlicheund nicht öffentliche, wo ich auch als Vertreter des Chaos Computer Clubs damalswar und dann eben diese Anhörungen,diese Idee, dass das BSI jetzt eine Richtlinie verfasst, wie es um Router zubestehen hat, damit da irgendwie so etwas nicht mehr passiert.Wie gesagt, fing damals an im Wirtschaftsministerium, dann ging es weiter imInnenministerium, weil es eben am Ende eine BSI-Sache ist.Da hatten wir, ich glaube sowas wie irgendwas zwischen drei und fünf Terminen.Ich bin da ein paar mal hingegangen, Frank Rieger ist da hingegangen und MirkoVogt vom Chaos Computer Club und Freifunk ist da hingegangen.Wir haben diesen Prozess so ein bisschen begleitet.Das ist ganz geil. Da sitzt du dann mit irgendwie 30, 40 Leuten.Die Leute sind Stakeholder, also Hersteller von solchen Geräten,Betreiber von Netzen und dann irgendwie CCC.Ich glaube, wenn ich mich jetzt nicht täusche, bei ein oder zwei Treffen war auch Klaus Landefeld.Also vom DZX, die betroffenen Organisationen, mal wieder natürlich nur so Gesamtverbandder Versicherungswirtschaft,habe ich da auch mal jemanden gesehen, also auch so ein paar, wo man sagen würde,okay, die haben hier unabhängiges Interesse,Chaos Computer Club, würde ich mal so sagen, wir sind da hingekommen,um eben technisch beratend zu stehen.Wir hatten natürlich unsere Forderungen.Unsere Forderungen waren primär, bitte, bitte, bitte Haftung einführen.Das ist ja das, was wir immer sagen. Wir wollen für bestimmte Fälle,in denen eben Fahrlässigkeit nachzuweisen ist, wollen wir Haftung der Hersteller.Weil über Haftung klären sich sehr viele Details sehr schnell.
Tim Pritlove 0:32:03
Und automatisch.
Linus Neumann 0:32:05
Da schafft man einfach einen Anreiz und dann klappt das.Wenn du keine Haftung hast, wie zum Beispiel jetzt bei der Manipulation vonDieselsteuergeräten oder so, dann merkst du, dass sich der Markt sehr langsamerst anpasst an die Anforderungen, die du haben möchtest. Deswegen haben wirgesagt, hier mach doch einfach einen Preisschnitt dran.Was meinst du, wie schnell solche Sachen passieren?Weiterer Punkt natürlich eine unserer Forderungen, eine Verpflichtung Updatesbereitzustellen für einen genannten Mindestzeitraum,den wir eben auch quasi diktiert haben wollen durch diese Anforderungen.Und dann, sehr, sehr wichtig, eine unserer zentralen Forderungen,auch wenn du jetzt als Hersteller sagst, für dieses Gerät leiste ich keinenSupport mehr, das ist jetzt, sagen wir mal, acht Jahre alt.Wir haben dafür jetzt Software-Updates bereitgestellt über die letzten acht Jahre.Nun hören wir damit auf. Was ist dann?Das ist ein sehr interessanter Fall, weil dann ja im Prinzip die Nutzerinnendieser Geräte vor der Entscheidung stehen, okay,gehe ich das Risiko jetzt ein, dieses Gerät weiterhin zu betreiben,welches unter Umständen unsicher ist oder werfe ich es jetzt weg?Weil wer weiß, wie lange das noch sicher bzw. unsicher ist.Die dritte Option wäre natürlich zu sagen, okay, wenn der Hersteller schon sagt,wir kümmern uns jetzt nicht mehr um die Software,dann wäre natürlich eigentlich zu erwarten, dass der Hersteller sagt,wenn wir es nicht machen, dannkannst du lieber Verbraucher oder liebe Verbraucherin das selber machen.Und oder eine Open Source Community möge sich bitte dieses Gerätes bemächtigen.Sehr viele ältere WLAN-Router kannst du ja sehr gut betreiben,zum Beispiel mit OpenWRT, mit einer quelloffenen, wunderbaren,freien Software, die mit einer aktiven Entwickler-Community diese Geräte weiterführen kann.Also das war unser Verlangen, dass man sagt, wenn du aufwärst,dich darum zu kümmern, dann sei verpflichtet, das freizugeben.Im Prinzip eine rein ökologische Forderung, zu sagen, okay,wenn du dieses Gerät in einen Zustand versetzt oder das Risiko eingestellt,dass dieses Gerät nicht mehr sicher betrieben werden kann,dann wäre eigentlich die notwendige Konsequenz, die Menschen müssen es wegwerfenund das ist ein elektronisches Gerät, was,wenn es noch funktioniert, mit einer anderen Software, vielleicht auch funktionieren kann.Wenn du deiner Verantwortung nicht mehr gerecht werden möchtest,der Nachsorge, dann musst du es wenigstens anderen ermöglichen.Wäre sowas wie, um jetzt mal bei dem Autovergleich zu bleiben,stell dir mal vor, VW würde dir ein Auto verkaufen und sagen,also unsere Werkstätten liefern dir dafür für die nächsten zehn Jahre Ersatzteileund reparieren das, aber dann endet leider dein Supportvertrag.Wenn die Karre dann kaputt ist, dann hast du eben Pech gehabt.Aber in eine freie Werkstatt darfst du nicht gehen. Das möchten wir verhindern.Würdest du nicht akzeptieren. Also das waren unsere Forderungen,die wir da an den Tisch gebracht haben.Immer vor dem Hintergrund.Das ist die zentrale Forderung. Wie schaffen wir es denn, dass zumindest deutschlandweit,was ja schon der geringste Anspruch ist,eigentlich möchtest du ja ein Sicherheitsniveau mindestens europaweit oder gar weltweit anheben, ja?Wie können wir das denn da durchsetzen? So, da fanden dann diese Treffen statt.Wir hatten dann Vertreter, der Netzbetreiber, Vertreter der Geräteherstellerund dann wurde da diskutiert, was denn jetzt mal so eine Sicherheitsanforderung wäre.Dann wurde gesagt, ja, wir könnten ja zum Beispiel reinschreiben,dass das Passwort bei der Inbetriebnahme geändert werden muss oder so.Oder dass es keine Standardpasswörter gibt.Ah, das ist aber schwierig. Und dann wird da so drüber diskutiert und wenn dieAnforderung zu hart wurde, Dann haben die Hersteller gequengelt und wenn zumBeispiel die Anforderung war, okay, wir wollen eine Open-Source-Software darauf haben,dann haben sich hier die Kabelnetzbetreiber gequengelt, weil die ja effektiveinen Routerzwang durchsetzen.Ja, die versuchen dir genau das zu verbieten, eigene Open Source Software undso weiter da zu betreiben.Naja und so wird ja dann lange darüber diskutiert und jetzt hast du zwei Jahrenach dem Vorfall soll also jetzt diese Richtlinie veröffentlicht werden undjetzt kommt das Schöne, diese Richtlinie ist vollständig freiwillig.Die ist erstmal allenfalls das Papierwert, auf dem du das PDF ausdruckst,denn sie hat null Verbindlichkeit. Die steht erstmal nur da.Also das BSI kann Richtlinien schreiben, wie es will, die haben dann eine Nummerund dann kannst du halt sagen, okay, hier nach Richtlinie so und so.Das ist aber jetzt nicht, dass sie, also alles, was darauf noch aufbauen würde,zum Beispiel jetzt eine Zertifizierung nach dieser Richtlinie oder ein Gütesiegeloder eine Verbindlichkeit dieser Richtlinie für den Eintritt in irgendeinenMarkt, das passiert erstmal alles nicht.Das ist das Ergebnis nach zwei Jahren. Ja, eine zerwässerte Richtlinie.Jetzt freut sich der Arne Schönbohm und sagt, ja, also der nächste Schritt wirddann nämlich sein, dann haben wir ein Gütesiegel.Dann haben wir ein Gütesiegel. Meine Güte. Dann stehst du im Mediamarkt unddann hast du so ein schönes Deutschland-Siegel, wie der Arne Schönbohm ja auchhier immer am Anorak hat, links.Der hat immer so eine kleine Deutschland-Fahne, Cyber-Schland oder sowas.So und so,dann hast du ein Gütesiegel und das war sehr schön ich weiß leider nicht mehr, wer das damals.Von wem damals dieser Satz kam in diesem Treffen im Innenministerium,weil dann nämlich gesagt wurde ja, weil Gütesiegel, wenn es nämlich dann einGütesiegel gibt, dann kann der Verbraucher seine Risikoabwägung selber treffen.Und dann meldet sich jemand und sagt, der Verbraucher, der in den Mediamarktgeht, der hat seine Risikoabwägung bereits getroffen.Und was immer, immer das große Ding war, die haben natürlich dann gebashed,also die Hersteller deutscher Geräte haben dann immer gesagt,ja und der ganze China-Schrott, der ganze China-Schrott.Von dem sie sich gerne absetzen wollten und dafür wollten sie gerne dieses Siegelhaben, weil die Weil die deutschen Hersteller sich dann eben wünschen,ja, dann können wir sagen, wir haben hier so ein BSI-Gütesiegel auf unserenGeräten und dann können wir nämlich unsere höheren Preise rechtfertigen.Um nichts anderes ging es da.Da hat kein Mensch noch das Ziel vor Augen gehabt, dass man ernsthaft ein...Sich in eine Richtung bewegt, wo man wirklich in Deutschland mal nachhaltigaus diesem Problem lernen würde.Zwei Jahre ist da gar nichts passiert und jetzt haben wir eine unverbindlicheRichtlinie. Das wird noch Jahre dauern, bis die umgesetzt ist.Und genau zum Beispiel für sowas wie lange es noch Software-Updates gibt,ist in dieser Richtlinie nicht definiert.Es ist nur definiert, dass du das ansagen musst.Es ist wieder so ein richtig schönes Wischi-Waschi. Schreibst du hin,Wie lange gibt es noch Sicherheitsupdates?Drei Tage, dann erfüllst du quasi die Richtlinie.Also es ist wirklich zum Heulen und man würde sich tatsächlich wünschen,dass hier dieses BSI mal wirklich auch die Kraft bekommen würde und den Mutund auch das Backing vom Innenministerium, von der Bundesregierung mal wirklichdurchgreifen zu können.Ja, und dieser Bereich der Router,TR-Router, technische Richtlinie Router ist ja nur einer, wo ich dann eben sehe,wie sowas über die Jahre zerredet wird und am Ende so ein Papiertiger dabeirauskommt, der vollständig zahnlos ist.Das ist wirklich traurig, finde ich wirklich traurig.Insofern, ich bin da wirklich nicht sehr zufrieden mit der Arbeit des BSI.Gleichzeitig muss man sagen, das BSI ist eine wichtige Einrichtung und wir könneneigentlich froh sein, so etwas zu haben und es wäre halt toll,wenn wir da auch ein bisschen was von hätten als Bürgerinnen und Bürger desLandes und da mal wirklich in Deutschland auch mal jenseits von D-Mail,PC-Wahl,BEA und all diesen ganzen Wenn.
Tim Pritlove 0:40:57
Mal irgendwas richtig funktionieren würde.
Linus Neumann 0:40:58
Eine Sache.
Tim Pritlove 0:41:00
Ein einziges Ding, was mal irgendwie okay wäre, wo man sagt.
Linus Neumann 0:41:04
Und es ist immer so, ja das können wir jetzt nicht machen, wir können jetztdie Hersteller zwingen.Weißt du, wenn die das von alleine machen, wenn die sich ihre Richtlinie selberschreiben, danach wie sie die erfüllen können,dann kannst Lass sie dir das sparen, dann brauchst du das nicht zu machen,so während dieses Ding da zerredet wird, ne.Macht so ein WhatsApp, während wir die D-Mail philosophieren,ja, macht so ein WhatsApp einfach mal ein Upgrade und hat Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, ja.Ich will jetzt wirklich nicht WhatsApp loben und wirklich nicht Facebook,aber irgendwie, es wäre schon gut, so eine IT-Sicherheitspolitik zu betreiben,wo am Ende auch mal was passiert.
Tim Pritlove 0:41:52
Ja, aber man hat immer noch nicht E-Mail im Griff von Porn.
Linus Neumann 0:41:56
Wir haben aber mehrere Anläufe unternommen. Also ich war gestern in Oldenburgan dem Institut für Informatik da, haben wir mit so ein paar Leuten drüber gesprochen.Weißt du, wie viele, also wir haben irgendwie diese,Volksverschlüsselung, wir haben das D-Mail, wir haben den E-Postbrief,wir haben das besondere elektronische Anwaltspostfach und mir sind noch zweiweitere Sachen eingefallen, wo in Millionen,Projekten versucht wurde, irgendwie das E-Mail sicher zu machen.Ich frage mich, wann das nächste kommt, weil es längere Zeit nichts mehr passiert.
Tim Pritlove 0:42:35
Das ist nicht unglaublich. Und das, obwohl es, wie wir auch schon mehrfach betonthaben, eigentlich ja schon lange was gibt.
Linus Neumann 0:42:43
Das Problem ist seit Jahrzehnten.
Tim Pritlove 0:42:46
Es gibt es schon alles. High-S-Mime könnte man einfach einführen.Dafür habt ihr irgendwie euren elektronischen Personalausweis und all diesen Kram.
Linus Neumann 0:42:56
Das wäre alles da gewesen für eine Mark 80.
Tim Pritlove 0:43:01
Wenn das nix kostet, dann ist das auch nix.
Linus Neumann 0:43:03
Das ist wirklich ne Katastrophe das ist wirklich ich find das ganz schlimm dumerkst auch, dass die Leute alle in diesen Treffen sitzen da kam ja beim drittenMal kein Techie mehr hin, der einzige Techie der da noch hingegangen ist,war Mirko und der kam auch jedes Mal irgendwie so Zähneknirschen zurück undsagte so Linus, was hast du ich möchte das nicht,weil der irgendwie die ganze Zeit nur so Marketing-Heinis sitzen,die irgendwie ihre drei Notizen haben und sagen, wenn das und das gesagt wird, sagen nein.
Tim Pritlove 0:43:35
Da kommen noch die friedliebsten Nerds und wir anderen wollen nur noch töten.
Linus Neumann 0:43:38
Ich würde dem Mirko jetzt nicht unterstellen, dass er töten wollte,aber er war jetzt nicht mal weit weg davon.Schlimm. Und da werden wir auch wieder zerrieben.Next. Kommen wir zu einem schönen jetzt kommen wir zu einem schönen Thema,das ihr in der letzten Sendung schon angesprochen hattet.Bloomberg. Bloomberg hat mal wieder einen Scoop gehabt. Wahnsinn-Story.
Tim Pritlove 0:44:12
Richtig geile Recherche.
Linus Neumann 0:44:13
Story geht so, es gibt einen Hersteller von Mainboards, primär im Serverbereich.Das ist ein US-amerikanischer Hersteller, trägt den Namen Supermicro.
Tim Pritlove 0:44:25
Also so US-Taiwanesisch. Ja, okay.
Linus Neumann 0:44:29
Und produziert, wie eigentlich alle, seine Hardware in China.Und hat es jetzt so im Serverbereich, glaube ich, sehr, sehr verbreitet.Und jetzt sagt Bloomberg, ja, also es wäre so gewesen, bei Amazon waren ebenSupermicro, nee, Amazon wollte ein Unternehmen kaufen,dieses Unternehmen hatte in seinen Servern Supermicro-Boards im Einsatz unddann hat Amazon im Rahmen seiner Akquisitionsüberlegungen gesagt,hier, wir schicken da mal ein paar Pentester durch.Und die haben dann Hardware-Trojaner auf diesen Boards gefunden, auf den Mainboards.Kleine Chips, die quasi nicht in den Bestellungen von Supermicro drin waren.Die auf diesen Boards saßen und so wird beschrieben, die irgendwie irgendeineForm von Eigenleben entwickelt haben was hier jetzt technisch nicht genauer beschrieben wird.Und irgendwie aber die ganzen Computer trojanisiert haben und dann dachte ichso Wahnsinn, so unglaubliche Geschichte,fast wie die NSA das bei anderen Leuten macht der Aktienkurs von Supermicroging irgendwie ab in den Keller,die haben irgendwie sowas wie 50% Börsenwert verloren an dem gleichen Tag undalle Stakeholder in der ganzen Angelegenheit widersprechen heftigst, Supermicro,Amazon und Apple, die auch Supermicrobots irgendwo für ihre iCloud oder sowasim Einsatz haben, ich glaube, war gar nicht genau spezifiziert wo.Apple und Amazon widersprechen der Geschichte sogar gegenüber dem Kongress undsagen offiziell, also das, was da steht, das gibt's nicht.Und Bloomberg sagt aber, wir haben mit 17 Quellen gesprochen,die wir hier nicht namentlich nennen können.Die Story stimmt, das ist ein ganz klarer Fall.Dann geht Patrick Gray hin vom Risky Business Podcast und spricht mit einerder wenigen namentlich benannten Quellen in diesem Artikel und sagt nochmalhier was du bist da namentlich genannt, wie siehst du denn diesen Artikel?
Tim Pritlove 0:46:45
Also Joe Fitzpatrick, der so auf Blackhead und so weiter öfter schon mal Präsentationengemacht hat, so wie könnte man denn das theoretisch machen?
Linus Neumann 0:46:53
Genau, Hardware-Trojaner sind quasi seine, sein Forschungsbereich relativ einfach,der guckt sich Geräte an, in diesem Fall eben auch den,SPI-Bus auf Boards und sowas und hat gesagt, wenn man da einen kleinen Chipdrauf machen würde, der folgendes könnte, weil es eben ein Bus ist,da sind ja dann alle Informationen drauf und jetzt, das wäre ja total,da könnte man ja Hardware-Trojaner bauen.Und der hat gesagt, er hätte genau so wären auch seine Gespräche mit Bloomberggewesen, dass die Bloomberg-Leute ihn gefragt haben, wenn man hier einen,wenn man so einen kleinen Chip auf so einem Board hätte, was könnte man denn damit alles machen?Und er hat dann denen erklärt, ja, da könntest du, was weiß ich,einen Ethernet-Konnektor simulieren und du könntest irgendwie den ganzen Rechnerübernehmen und zum Beispiel folgendes tun.Und in der Bloomberg-Geschichte steht, so schildert er, alles,was er so gesagt hat, was passieren könnte, steht in dem Bloomberg-Artikel alsgegebene Tatsache durch diesen kleinen Chip.Und dummerweise findet sich, sagt selbst Bloomberg nicht, hier gibt es mal soein Chip und man würde jetzt davon ausgehen, dass vielleicht ein paar Leute,die Supermicrobots in ihrem Keller haben, mal runtergehen und gucken,ob sich da vielleicht so ein Chip drauf befinden könnte oder so.Niemand findet etwas, niemand kann diese Geschichte in irgendeiner Form bestätigen.
Tim Pritlove 0:48:12
Das Lustige ist, das einzige Bild, was hier sozusagen als Beispielchip mit sowaskönnte es sein, abbilden, ist ein Bild, was dieser Joe ihm auf Nachfrage geschickthat, so naja, wir haben gehört, das ist so ein Übertrager, wie sieht denn sowas aus?Und dann hat er aus irgendeinem Katalog so ein Bild rausgenommen und genau diesesBild, was er ihm geschickt hat, landet dann in diesem Artikel sozusagen und er meinte so,sowas baut man nicht auf dem Mainboard, sowas baut man vielleicht auf eine Internetkarteoder so weiter, wo man so Transziver dran hat, aber wenn sowas auf dem Mainboardist, dann sagt jeder, der irgendwie was von Hardware versteht,Da steht so, hä, was ist denn das?So, ja, was hat das da überhaupt zu suchen? Also nicht sonderlich gut versteckt.
Linus Neumann 0:48:50
Also als nächstes findet, wo du gerade sagst, was braucht man auf dem Network-Interface?Als nächstes findet Bloomberg dann einen israelischen Unternehmer,der gesagt, er hätte bei einem Pentest bei einem Telekom-Anbieter auf Supermicroboardsauf dem Netzwerkkarte-Hardware-Trojaner gefunden.Bloomberg sagt, ja hier, wir haben einen weiteren Zeugen. Komplett andere Geschichte,nämlich nicht mehr das Board, sondern das Network Interface betroffen.Und dieser Typ hat ein Unternehmen, was genau sagt, es würde Hardware-Trojaner lösen.Er hat irgendwie so ein komisches... und verkauft dagegen irgendwelche Schlangenöl.Und du findest wieder nur Dementis dieser ganzen Story.Keiner will da jemals was von gehört haben. Fazit bisher, die Geschichte isttrotzdem jetzt so generell möglich und glaubwürdig,ja, aber die Art, wie sie berichtet wird, ohne jeglichen Beleg,alle widersprechen, niemand sagt, okay, hier, gib doch mal so ein Chip, zeig doch mal, ne?
Tim Pritlove 0:49:54
Ja, auch die Art, wie es dementiert wird. Das ist ja nicht nur so,dass man jetzt so shady Dementis hat mit, ja, wir können uns dazu nicht äußernoder so, sondern sagen alle so, nee, kennen wir nicht, hatten wir nicht,wir haben alle gefragt, wir haben hier eine Investigation gestartet, nee,nichts von gehört, weiß keiner was zu, es gibt ja auch keine FBI Investigation,wir haben mit niemandem zusammengearbeitet.Alles Sachen, die ja dann von dritter Stelle auch schnell belegbar wären oderwiderlegbar wären und von daher scheint an dieser ganzen Geschichte herzlichwenig dran zu sein, sodass man sich fragt, wo kommt es denn eigentlich her,wenn es denn da so viele Quellen gibt angeblich.
Linus Neumann 0:50:32
Tja, darüber wird jetzt spekuliert. Ich bin einfach mal sehr gespannt.Also Bloomberg steht ja natürlich auch mit einem halbwegs guten Namen in der Kreide.Und das ist halt eine Nummer zu groß, um sowas irgendwie bei sowas Unsinn zu behaupten.Es ist immer noch möglich, dass Bloomberg morgen irgendwie das Ding aus derTasche holt und sagt, hier ist der Hardware-Trojaner, hier sind fünf unabhängigeGutachter, die das genau beschreiben, dass alles so ist, wie wir es sagen,aber bis jetzt riecht das nicht danach und ich habe den, es nähert sich langsam die Befürchtung.Dass diese Journalisten hier irgendwie ein bisschen die.
Tim Pritlove 0:51:15
Standard ihrer Arbeit verletzen. Einer des Informationskampagnen auch vor allemauf den Leim gegangen sind.
Linus Neumann 0:51:21
Das kann natürlich auch sein. Es passt ja zu der Storyline des Pentagon undvor allem der Planung von Donald Trump, dass jetzt diese ganze Produzierereiin China passt jetzt politisch nicht so ganz.
Tim Pritlove 0:51:36
Ja, das wird schlecht geredet. Es wird ja hier auch auf Future Zone von ErichMöchel ein wenig nahegelegt, dass das einfach jetzt die Quellen sind.Hier wird einfach behauptet, China ist gefährlich für die Produktion,lass mal lieber in den USA machen.Was im Übrigen, wie jeder weiß, der wenig Einblick hat in diese Industrien,derzeit einfach vollkommen illusorisch ist.Es ist derzeit einfach niemand in der Lage, auch nur annähernd diese Produktionskapazitäten,geschweige denn die Preise, die China da derzeit realisiert und Taiwan,auch nur annähernd im Westen zu reproduzieren, geschweige denn zu unterbietenund von daher ist das alles Wunschdenken.
Linus Neumann 0:52:24
Gut, kommen wir zu neuen künstlichen Intelligenzgeschichten.
Tim Pritlove 0:52:30
Dadurch wird ja alles besser, haben wir gelernt.
Linus Neumann 0:52:32
Ja, künstliche Intelligenz ist ja super klug.
Tim Pritlove 0:52:36
Die alte Intelligenz war nicht so geil. Jetzt nehmen wir die künstliche.
Linus Neumann 0:52:40
Und da hat Amazon, oder willst du das erzählen?
Tim Pritlove 0:52:43
Ich kann das kurz erzählen. Also Amazon hat sich gedacht, naja,Recruiting ist ja voll anstrengend. Wir brauchen jetzt so viele neue Leute.Das müssen wir jetzt mal mit Software optimieren. Und hat dafür ein Team in Edinburgh gestartet.Die haben dann 2014 angefangen, so eine Software zu entwickeln.Und die wollte dann sozusagen die Bewerbungen des potenziellen neuen Personalseinfach sich durchlesen und bewerten auf Basis von, naja, früheren Bewerbungen.Und haben da irgendwelche Modelle sich gebaut für Jobfunktionen,um das alles zu bewerten und so gut 50.000 Begriffe in den Bewerbungen ausgewertet,um dann am Ende für jeden Bewerber so ein bis fünf Sterne,zu vergeben, um zu sehen wie geil denn das so ist,Wäre eh so ein Freund von Sternchen für Bewertungen mit Fünf-Sterne-System ist schön doof.
Linus Neumann 0:53:33
Fünf-Sterne-Deluxe.
Tim Pritlove 0:53:35
Ja. Kannst du diesen schönen Witz? My Review of the Solar System? One Star.Naja, auf jeden Fall stellte sich 2015 schnell raus. Klappt alles nicht so wie gedacht.Die Datenbasis war nämlich die Bewerbung der letzten zehn Jahre und das warenim Wesentlichen Männer.Und stellt sich raus, hat alles nicht so gut funktioniert, weil unter anderemWorte, die Männer gerne verwenden, höher bewertet wurden und auch so diverseAbstufungen vorgenommen wurden, wenn halt irgendwas mit Frauen da drin stand.Also wenn irgendeine Frau gesagt hat, sie war so in ihrem Schachclub irgendwie,Captain, dann führte das in diesem Algorithmus eben zur Abwertung.Und wir wissen ja bei AI und Machine Learning Sachen, man weiß immer,also da wird nicht ein Algorithmus gemacht, sondern der Algorithmus ergibt sichaus den Daten, mit denen man die Maschine füttert.Deswegen kann man das alles erst im Nachhinein feststellen. Da wurde dann auchnoch manuell nachbearbeitet und so eine Sachen versucht auszugleichen.Auch so, dass irgendwie, wenn Frauen auf einem College waren,wo nur Frauen waren, dann führte das auch zur Abwertung.Einfach dadurch, dass man die falschen Daten hatte.Und es blieb einfach am Ende auch noch genug Quatsch über. Funktionierte alles nicht.Es wurden einfach nur noch Unqualifizierte für irgendwelche Jobs vorgeschlagenund 2017 wurde dieses Programm eingestellt und angeblich hätten sie es ja auchnie so richtig zum Einsatz gebracht.
Linus Neumann 0:55:05
Was man hier sieht, also,Ein klassisches Problem bei der Anwendung von künstlicher Intelligenz ist,dass das Ding eben aus Daten der Vergangenheit gefüttert werden muss.Das kann nur so gut werden, wie die Recruiter vorher waren.Und wenn du eben, wenn du in deinen Lerndaten diesen Bias hast zu männlichen Bewerbern,dann ist das ganz selbstverständlich, dass deine AI das auch lernt.Ja, das fängt auch, selbst wenn man das Wort Female jetzt da rausgenommen hätte,dann wird es das eben an anderen Sachen festmachen, was weiß ich irgendwie,Dauer der Ausbildung oder es gibt viele Unterschiede.
Tim Pritlove 0:55:55
Es waren auch so Wörter, die Männer gerne benutzen, so executed.
Linus Neumann 0:56:00
Oder die spielen eben Football statt Soccer in den USA.Also es ist ganz klar, das wird passieren, wenn du Biases hast,wird deine AI die auch reproduzieren.Es sei denn, du sorgst dafür, dass du dem Ding ausreichend Futter gibst,dass es das Gegenteil lernen kann.Das war übrigens auch genau das, was ich damals bei dem Einsatz zu Risikomanagement-Systemenin der Besteuerung an den Bundestag gemeldet habe, dass ich gesagt habe,wenn ihr so einen Mist einsetzt, müsst ihr mindestens 50% der Entscheidungenauch nochmal auf Basis von Zufall treffen,damit das Ding überhaupt Gelegenheit bekommt, seine eigenen Voraussagen wieder zu revidieren.Weil wenn das Ding jetzt einmal anfängt, Männer zu bevorteilen,dann kann es nicht mehr feststellen.Dass Frauen unter Umständen besser sind. Es fängt dann nur noch an,zwischen Männern zu diskriminieren.Und das ist jetzt nur das eine, was du halt feststellst, dass es irgendwie sagt,ah, zwischen Männern und Frauen.Das kann aber nochmal genauso gut bei den Männern nochmal nach der sozialenHerkunft oder sonstigen Unterschieden haben.Und das Üble ist eben teilweise auch, wenn das einfach nicht explizit in denDaten ist, sondern nur implizit.Deswegen macht man sowas nicht und es wäre auch echt sehr schön,wenn dieser AI-Hype da irgendwann mal zum Ende kommen würde und Leute das irgendwievernünftig zur Anwendung bringen würden.Gerade bei Amazon würde es ja eigentlich hoffen, dass da genug Leute sind,die sich wenigstens bei dem Einsatz dieser Technologien irgendwie der Fallstricke bewusst sind.Kommen wir zurück in den Bundestag. Wir haben ja jetzt die AfD dort sitzen unddie AfD hat Geld und Zeit, denn wirklich arbeiten braucht sie ja nicht.Wir erinnern uns, wie der Gauleiter im Sommerinterview auch nochmal erzählthat, was alles nicht seine Aufgabe ist.Wohl aber natürlich das Stellen von Anträgen.Und am heutigen Freitag wird dann sehr schön im Bundestag im Zweifelsfall ohneDiskussion entschieden.Der Antrag zum Entzug der Finanzierung.Für die Netzkonferenz Republika. Antrag der Abgeordneten Jan-Ralf Nolte,Marc Bernhard, Joanna Eleonora Cotar, Ach jetzt, Siegbert Dröse, Franziska Gminder,Elsner von Gronow, Jens Kästner, Jern König, Rüdiger Lukassen,Christoph Neumann, Bernhard Ulrich Oehme, Gerold Otten, René Springer und der Fraktion der AfD.Den man sieht, die brauchen echt eine ganze Menge Leute, um da irgendwie zwei Seiten zu schreiben.Wo sie eben sagen, ja, weil die Republika sich hier gegen die Soldaten gewendet hat.Das dürfte, sollte sie also jetzt keine Förderung mehr in der Zukunft erhalten.Stimmt natürlich überhaupt nicht. Die Republika hat überhaupt keine Soldaten ausgeschlossen.Die Republika hat einfach nur gesagt, wir möchten bitte, dass sie keine Uniformtragen und wir können ihnen, wenn sie da Uniform tragen, eben auch keinen Stand anbieten.Ja, gegen Geld.Ja, also das Geld, da wäre ja auch wieder eine staatliche Förderung der Republika quasi.Nein, das wäre diese Bundeswehr Arbeitgebermarke gewesen, die das bezahlt hätte.Und da sehen wir eben, was für Leute wir da jetzt haben.Jetzt greifen sie, und das war ja auch die ganze Zeit klar,also im Prinzip sind sie ja hier im Fahrwasser von Peter Tauber,von der CDU, der damit ja angefangen hat, zu sagen, ey, was ist das hier,die kriegen öffentliche Mittel, jetzt müssen wir die angreifen.AfD ist da natürlich gerne mit dabei.Außerdem gibt es eine sehr schöne kleine Anfrage der AfD-Fraktion,wo sie von der Bundesregierung wissen möchten,Welche Programme von NGO sie in welcher Höhe finanziell unterstützt hat.Und da interessieren sie sich für Ärzte ohne Grenzen, die Amadeo Antonio Stiftung,Amnesty International, die Clinton Foundation,Korrektiv, das European Center for Press and Media Freedom,European Civil Liberties Union, European Council on Foreign Relations,European Stability Initiative, Global Investigative Journalism Network,Human Rights Watch. Ich bin hier.Internationale Organisation für Migration, Initiative Transparente Zivilgesellschaft,Investigative Europe, Journalismfund.eu, Journalists Network,Jugend rettet, Mediendienst Integration,Migrant Offshore Aid Station, Mission Lifeline, Netzpolitik.org,Netzwerk Recherche, No Border Network, Proactive Open Arms, Republika,Reconquista, Internet.Reporter ohne Grenzen, Save the Children, CIC Watch, SOS Mediterranee und Transparency International.Arne Semsrott hat sehr gesagt, also im Prinzip so eine schöne Liste an Vorschlägen,wo man Geld hinspenden kann, hat er lange nicht gesehen und dank dafür der AfD.Aber wir Wir sehen sehr genau, dass jetzt eben deren Mitarbeiter und deren Abgeordneteschon sehr klar anfangen,ihre im Bundestag vorhandenen Einflussmöglichkeiten dazu zu nutzen,jetzt gegen die offene Gesellschaft, gegen liberale Kräfte vorzugehen.
Tim Pritlove 1:02:15
So, dann gibt es noch eine Meldung vom D-Kix.
Linus Neumann 1:02:23
Ich sage immer Zix, du sagst Kix.
Tim Pritlove 1:02:25
Nee, ich sage Zix.
Linus Neumann 1:02:26
Du sagst auch Zix, dann sagen wir beide Zix. Wir sind ja hier auch die Netzpolitik-Zixen.Wir erinnern uns, der D-Zix wehrt sich gegen die Anordnung, die er vom BND bekommt,nämlich zur Ausleitung innerdeutscher Kommunikation am D-Zix in Frankfurt.Und da hat er ja vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen diese Anordnung klagen wollen.Das wurde im Mai ohne weitere Verhandlungen abgewiesen, diese Beschwerde.Und da wird eben gesagt, diese Entscheidung der Klageabweisung durch das Bundesverwaltungsgerichtohne jegliche inhaltliche Prüfung der Klage überhaupt, können wir uns so nicht bieten lassen.Wir haben in der Klage umfassend vorgebrachte Verstöße dargelegt gegen das Briefpost-und Fernmeldegeheimnis und das Bundesverwaltungsgericht behandelt die noch nicht einmal,deswegen gehen wir vor das Bundesverfassungsgericht, um gegen die Entscheidungdes Bundesverwaltungsgerichts sich damit nicht zu befassen zu klagen.Können wir dem TZX natürlich nur viel Erfolg wünschen.Das FBI hat dann jetzt auch den ersten Bruch der biometrischen Schutzmaßnahmenan Geräten mal durchgezogen.Und zwar ist es ja so, dass in den meisten zivilisierten Ländern Strafverfolgungsbehördennicht erzwingen können, dass man sein Passwort sagt.Und so ein Graubereich juristisch war immer, wie ist das denn mit biometrischenMerkmalen, hat das FBI jetzt einfach mal ausprobiert, ist bei einem eingeritten,hat gesagt, hallo, Tag FBI,Hausdurchsuchung und einmal hier bitte Face ID unlockt von dem Telefon.Haben den quasi angewiesen, sein Gesicht vor das Gerät gehalten. Der hat es gemacht.Und dann wurde er kurz darauf wegen Empfang und Besitz von dokumentierten Kindesmissbrauchs angeklagt.Und jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie stehen wir dazu als Nutzer unterUmständen dieser Technologie,dass man dazu eben hier in dieser Form sich zwingen kann.Ich würde hoffen, dass es da demnächst mal Urteile zu gibt.
Tim Pritlove 1:04:52
Ja, wir hatten ja in der letzten Folge auch schon den Fall, dass Neuseelandauch jetzt direkt nach Passwort anfragen darf.Also da ist es nicht auf Biometrie beschränkt.
Linus Neumann 1:05:02
Und dann gibt es eine sehr schöne Meldung aus Frankreich.Zwar wurde da ein Darknet-Marktplatz hochgenommen vor einiger Zeit durch den französischen Zoll.Der hat den Namen Blackhand gehabt. Und die haben sich dann eben diesen Serverangeschaut und fanden heraus,dass es dort jemanden gab, der sensible Daten und Informationen aus den nationalenPolizeidatenbanken unter Pseudonym in diesem Darknet-Marktplatz verkauft hat.Und zwar war das jemand, der für die Direktion Générale de la Sécurité interieur,der DGSI, also den Inlandsgeheimdienst, gearbeitet hat und der soll sich eigentlichum Terrorismus und Cybercrime kümmern und der hat jetzt irgendwie so gesagt,ja für 300 Euro pro Auskunft könnte er bei mir Handynummern tracken oder dieAnruflisten aus den Vorratsdatenspeicherungen bekommen und er hat auch einenService beworben, wo man sich darüber informieren lassen konnte,ob man von der Polizei gesucht wird oder was potenziell gegen einen vorliegt.300 Euro finde ich echt einen guten Service, finde ich völlig in Ordnung.Und da sieht man mal eben, was das bedeutet, wenn man diese Daten schafft.Wenn du diese Daten schaffst, dann hast du eben darauf Zugriff und dieser Zugriffkann eben auch missbräuchlich sein. und das passiert nicht nur in Frankreich.
Tim Pritlove 1:06:33
Sondern potenziell überall.
Linus Neumann 1:06:36
Wir merken, dass ich ein bisschen kurz angebunden bin.Und leider jetzt los muss. Deswegen machen wir ein kurzes schmerzloses Endemit einem Dankeschön, welches von mir geht an Alexander, Andreas, Arne,Benedikt, Björn, Christian, Clemens, Daniel, Dirk, Fabian, Jens, Katharina,Kai, Martin, Matthias, Michael, Peter, Ralf, Sebastian,Simon, Steffen, Thomas, Tore, Tim, Tim und Judith, herzliche Grüße,Tobias und Toni. Herzlichen Dank.
Tim Pritlove 1:07:24
Man merkt, du warst eine Weile weg.Und ja, wie man schon merkte, muss jetzt auch los.Also machen wir erstmal Schluss. Wir haben noch ein paar Themen für die nächste Woche aufgespart.Uns gehen die Themen ohnehin nicht aus.
Linus Neumann 1:07:41
Nee, leider nicht. Das wäre eigentlich schön. Eigentlich müsste man sagen, es wäre schön.
Tim Pritlove 1:07:46
Erfolg hat dieser Podcast erst, wenn er nicht mehr nötig ist.
Linus Neumann 1:07:49
Ja. das Ziel dieses Podcasts ist nicht mehr nötig zu sein.
Tim Pritlove 1:07:57
Vielen Dank fürs Zuhören, bis bald Ciao, ciao.

Shownotes

Prolog

Feedback: Turing-Award

Feedback: Tory Privacy Leaks

Brexit Update

BSI Lagebericht: Deutschlands Cyber-Sheriff schlägt Alarm!

Bloomberg: China Supermicro Hardware Hack

Amazon schaltet Recruiting-AI ab

AfD hat viel Geld und Zeit, Anträge zu schreiben

DE-CIX zieht vor das Bundesverfassungsgericht

FBI erzwingt Face-ID Unlock

Geheimdienstagent verkauft Daten

24 Gedanken zu „LNP271 Angela muss verhungern

  1. Auf die neue Klabautercastfolge, die sich speziell dem Hard Brexit widmet, hättet ihr in den Notes ruhig verlinken können. Da wird nochmal der ganze Horror episch deutlich.

  2. Um eure Unsicherheit zu beheben und um dem zu Frönen, was der Webnutzer so macht, wenn was falsches gesagt (betont) wurde, hab ich mich mal schlau gemacht, und kann euch freudig dahingehend korrigieren, dass laut Wikipedia der DE-CIX wohl völlig unspektakulär als {deːˌkiks} ausgesprochen wird. Also so, wie wenn man es als stinknormales Wort auf deutsch aussprechen würde. Muss aber gestehen, dass ich von diesem, dem Hackerduktus entgegenstehenden Ergebnis auch etwas enttäuscht bin. Aber was kann man auch schon von denen erwarten, wenn sie ihren Namen nicht mal in Leetspeak schreiben. ;)

  3. Die AfD hat einen Linus Neumann Clone gemacht, der LNP trollen soll. Die erste Maßnahme war, die Hörer mit endlosen Aufzählungen zu bewerfen, die höchstens homöopathische Dosen von Information enthalten. Komplettiert werden soll das Ganze durch eine Ansage, dass er eigentlich überhaut keine Zeit mehr hat und jetzt den Podcast beenden muss.
    Das hat in LNP 271 schon mal ganz toll geklappt. Mission accomplished!

    • Lieber Harald,
      Es ist immer schön zu sehen, dass meine Bemühungen, trotz zeitlichen Engpässe in meiner Freizeit für einen regelmäßigen Podcast zu sorgen, auf so großartige Wertschätzung und freundlichen Feedback treffen.
      Ich hoffe, dass du mir als Hörer lang erhalten bleibst und wünsche dir für dein Leben alles erdenklich Gute.
      Dein Linus

      • Oh, das kam wohl etwas krass rüber. LNP ist mit Abstand mein Lieblingspodcast und ich hoffe inständig, dass Du in Deiner Arbeit noch lange weiter machst. Ich will, dass noch viel mehr Menschen sehen und verstehen, was Du tust. Und vor Trumpismus und rechtem Exkrementismus geschützt werden. Wir müssen ja schließlich die Welt retten, oder?

  4. Da ich den Brexit auch etwas auch etwas intensiver verfolge, finde ich es natürlich gut, wenn die Entwicklungen hier in einer gewissen Regelmäßigkeit thematisiert werden, auch wenn es nicht so ganz zum Markenkern dieses Podcasts passt. Dann muss ich mal meine Gedanken und Anmerkungen zu Tims Ausführungen loswerden:

    – Zum Austrittabkommen: Das momentanen Verhandlungen haben zwar das primäre Ziel, ein Austrittsabkommen abzuschließen, es soll aber von einer politischen Absichtserklärung bezüglich der zukünftigen Beziehungen zwischen EU und UK begleitet werden, deren konkreten Details dann in der bis Ende 2021 vereinbarten Übergangsphase auszuhandeln wären. Die Übergangsphase wird es allerdings nur geben, wenn man sich auch auf ein Austrittsabkommen einigen kann.

    – Zur irische Grenze: Auch nach WTO-Regeln muss man nicht zwingend eine Grenze errichten. Die WTO-Regeln schreiben nur vor, dass WTO-Mitglieder beim Handel auf WTO-Basis alle anderen Mitglieder gleich behandeln müssen (Most-favoured-nation Regel). Wenn das UK also die irische Grenze offen ließ, müsste es seine Grenzen nicht nur für Irland bzw. die EU, sondern auch für alle anderen WTO-Mitglieder öffnen und das ist natürlich völlig unrealistisch.

    – Zum Tory-DUP Arrangement: Die Tories haben keine Koalition mit der DUP geschlossen, es ist eine Minderheitsregierung, die von der DUP in bestimmten parlamentarischen Abstimmungen unterstützt wird. Die DUP ist also nicht an der Regierung beteiligt, wie das unter Cameron mit den LibDems der Fall war. Es ist auch erwähnenswert, dass die Tories bei der Parlamentswahl 2017 tatsächlich bei Anzahl der Stimmen
    und beim Stimmanteil dazugewonnen haben (2015: 11,3M/36.9%, 2017: 13,6M/42.4%). Da Labour aber noch stärker zugelegt hat und in Folge des dämlichen britschen FPTP-Wahlsystems haben sie aber Sitze verloren.

    – Zur DUP selbst: das ist nicht einfach nur eine x-beliebige Unionisten-Partei, den es gibt durchaus auch etwas moderatere Unionisten, wie die UUP, die lange Zeit die größte Unionisten-Partei in Nordirland war. Gegründet und jahrzehntelang geführt von Ian Paisley hat die DUP den Friedensprozess im Nordirland-Konflikt traditionell torpediert und auch das Karfreitagsabkommen abgelehnt. Dass die DUP einer Einigung zur irischen Grenze im Weg steht, die Nordirland in der EU-Zollunion oder dem Binnenmarkt halten würde, während das Rest-UK diese verlässt, wovon Nordirland eigentlich wirtschaftlich enorm profitieren würde, ist also nicht unbedingt überraschend. Das sind quasi Extremisten, denen Ideologie vor Gemeinwohl geht.

    – Zur den Brexit-Optionen: Es ist gegenwärtig unklar, ob der Brexit einfach abgeblasen werden kann, wenn das UK spontan seine Meinung ändern würde. Im Artikel 50 des EU-Vertrages, der den Austrittsprozess regelt, gibt es dafür jedenfalls keine juristische Grundlage. Dort steht, dass der betroffenen Mitgliedsstaat zwei Jahre nach Aktivierung von Art. 50 die EU verlässt. Bei Zustimmung aller Mitgliedstaaten ist eine Verlängerung dieser Frist möglich, aber zu einer Absage des Austritts ist nichts festgelegt. Momentan ist übrigens ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof anhängig, in dem geklärt werden soll, ob das UK den Austritt einseitig zurücknehmen könnte (https://www.theguardian.com/politics/2018/sep/21/article-50-european-court-of-justice).

    – Zu den Brexit-Umfragen: Soweit ich das sehe, gibt es zwar aktuell eine knappe Mehrheit für den Verbleib in der EU, aber die Unterscheide sind relativ gering. Es gibt also immer noch keinen keinen tiefgreifenden Meinungsumschwung. Man darf nicht vergessen, dass die „Remain“-Option auch vor dem Referendum 2016 in den Meinungsumfragen lange führte, dies sich aber dann in kurzer Zeit umkehrte.

    – Zum Agrarsektor: Einer der besonders absurden Aspekte des Brexit-Referendums ist ja, dass insbesonders Gesellschaftsgruppen, die durch den Austritt am meisten zu verlieren haben, dafür gestimmt haben. Da haben die Medienkampagnen wirklich ganze Arbeit geleistet, denn Menschen dazu zu bringen, gegen ihre eigenen Interesse zu stimmen und sich somit selbst zu schaden, ohne dass ihnen das klar ist, ist schon bemerkenswert.

  5. Zu der Bloomberg-Geschichte:

    Das ist ein Finanzdienstleister und der Boss ist ein Milliardär. Mein erster Tatverdacht wäre Finanzmarktmanipulation und Insidertrading.Die ganze Branche arbeitet so.

  6. Linus sagt: „Der DE-CIX hat vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen die BND-Anordnung klagen wollen. Das wurde im Mai ohne weitere Verhandlung abgewiesen.“

    Das stimmt nicht ganz, es wurde sehr wohl verhandelt, netzpolitik.org war vor Ort: https://netzpolitik.org/2018/bnd-vor-dem-bundesverwaltungsgericht-massenueberwachung-am-de-cix-rechtswidrig/

    (Ich glaube, was nicht „verhandelt“ – besser: „geprüft“ – wurde, war das Artikel-10-Argument des DE-CIX. Nicht die Klage an sich.)

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