LNP049 Berechtigtes Interesse

EU-Datenschutzverordnung; GEMA & YouTube; Lehrmaterialien in der Schule; ULD vs. Facebook; Rückeroberung des Webs; 29C3

Die erste Sendung nach der Winterpause ist uns natürlich gleich wieder etwas zu lang geraten, aber wir mussten natürlich einiges liegengebliebenes nachholen und uns auch erst mal wieder richtig warm quatschen.

Wir behandeln die kommende EU-Datenschutzverordnung, den nicht enden wollenden Streit zwischen der GEMA und YouTube, die vorläufige Beerdigung des Schultrojaners, die etwas knifflige Auseinandersetzung zwischen dem ULD und Facebook, neuerlichen Bedrohungen für die Netzneutralität durch ISPs und ihre Router und gönnen uns zum Abschluss noch etwas weitschweifige Gedanken über die Rückeroberung des Webs und werfen natürlich auch noch einen Blick auf den 29. Chaos Communication Congress des CCC, der Ende 2012 erstmalig im CCH in Hamburg stattfand.

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Linus Neumann
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Tim Pritlove
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Kirsten Fiedler

Verwandte Episoden

Shownotes

Prolog

EU-Datenschutzverordnung

Wir sprechen per Fernschaltung mit Kirsten Fiedler von EDRI, die sich in Brüssel für netzpolitische Aspekte und digitale Freiheiten stark machen, über die kommende EU-Datenschutzverordnung, die bald die bisher geltende Richtlinie ablösen soll und damit für alle europäischen Staaten bindend wird.

GEMA & Youtube

Der Streit zwischen GEMA und YouTube ist noch lange nicht beigelegt und die GEMA versucht nun über den Umweg des Deutschen Patent- und Markenamtes Fortschritte zu erzielen. In dem Rahmen wurden auch erstmal konkrete Preisvorstellungen der GEMA bekannt. Eine Ende ist nicht in Sicht.

Lehrmaterialien in der Schule

Der Schultrojaner ist vom Tisch, dafür hat man sich mit der Lehrmittel-Branche auf pauschale Vergütung für die digitale Vervielfältigung (aka Nutzung) der bereits bezahlten Lehrmittel verständigt.

ULD ./. Facebook

Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein geht juristisch gegen Facebook vor, da das Unternehmen angeblich rechtswidrig handelt, da es keine pseudonyme Nutzung des Dienstes ermöglicht. Aber auch von dritter Seite gibt es Zweifel, ob sich diese Vorstellung überhaupt durchsetzen lässt.

Werbeblockade bei Free

In Frankreich blockiert ein Billigprovider die Werbung von Anbietern.  Parallel gibt es eine Entscheidung der Bundesnetzagentur zum Router-Lock-in. Beide Dinge zusammengenommen schaffen kein gutes Bauchgefühl für die Netzneutralität im Festnetz in der Zukunft.

Das Web zurückerobern

Johnny möchte, dass wir alle das Web zurückerobern und wir lassen uns ohne ausreichendes Studium des Artikels auf eine wirre Diskussion darüber ein. Ob wir uns das nicht hätten lieber schenken sollen? Entscheidet selbst.

29C3

Wir sind begeistert vom 29C3 und lassen daran kaum einen Zweifel. 2013 wird für den gemeinen Nerd vermutliches ein gutes Veranstaltungsjahr, da neben dem 30C3 auch noch die OHM2013 ansteht.

16 Gedanken zu „LNP049 Berechtigtes Interesse

  1. Zur Perspektive der GEMA kann man sich mal das mehrteilige Interview von Klaus Kauker mit dem GEMA-Vertreter Peter Hempel ansehen. Ist allerdings schon ein halbes Jahr alt.

    GEMA & YouTube – Talk (1/6)
    https://www.youtube.com/watch?v=0OlmvAW4hGw

    GEMA & Privatkopie – Talk (2/6)
    https://www.youtube.com/watch?v=n_PnaRz0eJI

    GEMA & Clubs – Talk (3/6)
    https://www.youtube.com/watch?v=CacvtA-PHAA

    GEMA & Verteilung – Talk (4/6)
    https://www.youtube.com/watch?v=PeENI4JzGfk

    GEMA & Creative Commons – Talk (5/6)
    https://www.youtube.com/watch?v=Y_YuR4P5Xp4

    GEMA & Eure Fragen – Talk (6/6)
    https://www.youtube.com/watch?v=jxxBPTETxD4

  2. Ein Streiter für offene Lehrmittel ist ja auch Gunter Dueck. Er sagt immer wieder, dass man eigentlich das ganze Geld anstatt für Schulbücher besser für eine offene Wissensdatenbank investieren sollte. Frei zugängliche Videosammlungen, die im Sinne von „Schulfernsehen“ das Wissen didaktisch optimal und mit dem Internet vernetzt vermitteln. Das allermeiste müsste nur einmal geschaffen werden.

    Im aktuellen Podcast erwähnt er, dass sein Sohn grade die selbe Vorlesung in Mathematik hört, die er selber schon in den 70ern hatte… http://www.wir-muessen-twittern.de/dueckantwortet/der-ausblick-2013-folge-5/

  3. Die Diskussion über „Netz zurückerobern“ fand ich eigentlich garnicht so verwirrend. Ich hab den Spreeblick-Artikel zwar vorher auch nicht gelesen, aber ich fande schon, dass eure Argumente relativ stichhaltig waren. Und so ein kleines Missverständnis wie bei den Apps kann ja mal vorkommen, eigentlich wart ihr ja beide einer Meinung, wie ich das so rausgehört habe ;-)

  4. Hi,

    es gefällt mir auch richtig gut, dass ihr die Sendung zeitlich ausdehnt! Mehr davon bitte :-).

    Im Zusammenhang mit eurer Diskussion über Gema, gesperrte Videos und „wo bin ich eigentlich gerade mit meiner IP“… noch folgende Bitte:

    Könnt ihr mal eure VPN Anbieter empfehlen? Vielen Dank schon einmal!

    Grüße, dh

    • Darf ich da mal eine Gegenposition beziehen? Dass es in nach einer Pause oder bei Sondersendungen auch mal länger wird, stört mich nicht. Aber die 3/4 bis 1 Stunde Sendungslänge halte ich für dieses Format für geeigneter.

  5. Hey Linus,

    den Kommentar mit dem Netz, Facebook-Alternativen und DAU-freundlicher machen kann ich nicht nachvollziehen.
    Vor Jahren habe ich mich in meiner Unerfahrenheit an den Flamewars Betriebssystem1 vs Betriebssystem2 und Foo vs Bar beteiligt. Dann stieg meine Erfahrung. Ubuntu kam auf. Plötzlich benutzen viel mehr Leute mein System. Ich halte das komplexe Thema abstrakt, damit es den Kommentar nicht sprengt. Die Suchmaschinen sind zugemüllt mit Anfängerfragen, neue Treiber haben Firmen deshalb nicht entworfen.
    Auf der anderen Seite sehe ich Entwickler, die eben mal eine Idee hin-hacken. Die Software soll eine Idee demonstrieren, sie ist im pre-prototypen-Stadium, ihre Benutzung ist sperrig. Das ist richtig so und soll so sein, denn es ist nur eine Idee verpackt in eine möglichst billige Hülle. Es braucht Experten diese Software zu benutzen und zu ertragen. Sie wird dem DAU verschlossen bleiben.
    Ich sehe nicht, wie mehr DAUs mein Leben besser machen oder indirekt von mir benutzte Software verbessern.

    Was ist deine Motivation an Entwickler, komplexe Dinge für eine größere Benutzergruppe erschließbar zu machen?

    • Hallo Marcus,

      es geht weniger um den Nutzerkreis, als um die Geschäftsmodelle und Zentralisierungstendenzen.

      Ich würde mir ein Netz wünschen, in dem dich der dezentrale Charakter, die aufgehobene Trennung in Sender und Empfänger, auch in der technischen Basis wiederspiegelt. Vor einiger Zeit habe ich dazu mal einen längeren Kommentar geschrieben, in dem ich diesen Gedanken etwas ausbreite.

      Wir haben es schlichtweg versäumt, die offenen Strukturen und Protokolle, mit denen wir Nerds seit so langer Zeit glücklich sind, für unsere Großeltern, Eltern und Freunde attraktiv zu machen, die aufgrund eines uns unbekannten Defizits keine Freude & Aufregung empfinden, wenn sie ihren eigenen Kernel kompilieren. Sie wollen Rechner, die funktionieren. Ohne Probleme. Das ist ein legitimer Wunsch. Wir haben ihn aus der (korrekten) Überzeugung, dass ein Rechner sich ohne ein Mindestmaß an Kompetenz auch nicht vernünftig nutzen lässt, viel zu lange ignoriert.

    • Ubuntu aus dem nichts aus dem Boden gestampft? Ubuntu baut auf Debian auf, und das ist schließlich nicht nichts, sondern m.E. eines der besten open source und freewareprojekte.

  6. Bzgl. „Apple macht das Web kaputt. Ja Tim, auch Apple macht das Web kaputt. Beispiele? Gibts viele. Nehmen wir hier mal OGG support in Safari. Gab’s nicht in Safari 5, gibts immer noch nicht in Safari 6. In Firefox und Chromium aber schon. Warum? Naja, Apple verweist wie immer auf proprietäre hauseigene Formate wie m4a. OGG ist Lizenzfrei. Wäre ja zu schön, wenn Apple sowas unterstützen würde.
    http://www.wewantogg.com

    Siehe auch Flac und iTunes. Geht einfach nicht, da Apple das ganz bewußt nicht will.

    Was ist die Konsequenz? Evtl. andere Software als die von Apple nutzen.

  7. Bei dem Lehrmaterialienthema gab es doch ein paar Stellen, an denen ich Eure Darstellung zu simplifizierend fand, ich habe den Eindruck bekommen, ihr habt schon laenger kein Schulbuch mehr in den Haenden gehalten.

    In gewisser Weise kann ich das Interesse der Schulbuchverlage, dass ihre Buecher nicht vervielfaeltigt werden, schon verstehen. Wir reden ja nicht von dem einmal-Nachschlage-Faktenbuch, sonder von sowas wie dem Englisch- oder Mathebuch fuer die fuenfte Klasse. Und da ist eben da traditionelle Modell, dass da nicht ein Buch fuer die Schule gekauft wird, das dann kopiert wird, sondern dass eben ein Klasensatz gekauft wird. Das muss natuerlich nicht so sein, aber die Preisgestaltung ist halt so. Koennte man auch anders machen, aber dann haette wahrscheinlich das Einzelbuch den 25-fachen Preis. Soviel zu „die Verlage wollen offenbar nicht, dass ihre Lehrbuecher im Unterricht verwendet werden“. (Das ist unabhaengig davon, dass in letzter Zeit die Lehrbuchverlage einen weiteren revenue stream darin entdeckt haben, dass sie zusaetzlich zu den Lehrbuechern fuer den Unterricht den besorgten Eltern, die denken, ihr Kind bleibt sonst zurueck und landet in der Gosse, teuer Zusatzmaterialien passend zum Lehrbuch anzudrehen versuchen.)

    Ich empfehle wirklich, nehmt Euch mal ein Schulbuch in die Hand und schaut vorne rein, wieviele Leute da in der Redaktion mitgearbeitet haben. In der Regel duerfte die Zahl im unteren bis mittleren zweistelligen Bereich liegen. Auch wenn die meisten von denen als LehrerInnen oder bei der UnimitarbeiterInnen schon ein Gehalt beziehen, finde ich es durchaus gerechtfertigt, diese fuer weitere Muehen, eben ein gutes Lehrbuch zusammenzustellen, zu entlohnen.

    Und damit kommen wir auch zum letzten Punkt: Bei einem guten Lehrbuch kommt es nicht nur darauf an, dass alle Fakten richtig dargestellt sind. Das ist der triviale Teil (bei dem man trotzdem noch scheitern kann). Vielmehr liegt die Hauptarbeit in der didaktischen Aufbereitung, wie stelle ich etwas dar, dass es die SchuelerInnen leicht verstehen und gut einordnen koennen? Wie gestalte ich Uebungen? Sonst brauchte man zum Sprachenlernen ja auch nur ein Lexikon und eine Grammatik. Und das rotzt man nun mal nicht einfach so hin, sondern da steckt viel Erfahrung und Arbeit drin. Insofern zielt Tims Kommentar, in der Mathematik wuerde es keinen neuen Stoff geben komplett ins Leere: Ja, es ist seit Jahrtausenden bekannt, wie Bruchrechnung funktioniert (in modernen Worten: das ist die Grothendieck-Konstruktion zur Halbgruppe der Multiplikation ganzer Zahlen). Aber es gibt da immer noch neue Erkenntnisse, wie man das am besten vermittelt. Und nur mit Tortenstuecken anzukommen, ist da sicher nicht die aktuelle Version.

    Und ja, ich faende es auch deutlich zu bevorzugen, wenn eine moeglichst grosse Auswahl an Lehrmaterialien mit freien Lizenzen zur Verfuegung stuende. Nur auch da wir es nicht „das eine Lehrbuch“(TM) geben, sondern hoffentlich eine Vielfalt, aus der sich der/die LehrerIn die beste passende Variante fuer die Klasse und sich raussuchen kann. Auch jetzt gibt es ja auch viele Lehrbuecher die einfach Schund sind. Wie sollte sichergestellt werden, dass grade das eine freie Lehrbuch das Qualitativ beste ist? Ich denke, da ist eine breite Auswahl viel attraktiver.

    Ich glaube aber, dass das noch ein sehr weiter Weg ist und der aus den genannten Gruenden auch wesentlich schwieriger als bei universitaeren Lehrbuechern ist, die meist nur eineN oder wenige AutorInnen haben und bei denen das Gewicht deutlich mehr von Didaktik zum Inhalt verschoben ist. Und solange das nicht erreicht ist, muessen wir leider akzeptieren, dass ein paar Lehrbuchverlage ein Quasimonopol im Anbieten (hoffentlich guter) Lehrbuecher haben.

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