LNP491 Wenn nicht auf meinem Grab getanzt wird, ist es nicht meine Beerdigung

Feedback — xz-Backdoor — TikTok-Verbot — Bezahlkarte — Pöse Hacker aus Österreich — ChatGPT vs. DSGVO — Termine

Linus ist wieder da und wir greifen das Feedback der letzten Zeit ein wenig auf der Metaebene auf. Dann schauen wir noch mal genau auf die jüngst im letzten Moment verhinderte Backdoor, die durch die Open Source Bibliothek xz den Weg in das Internet suchte und wir grübeln über das Wohl und Wehe der Einschränkungen von Social Media Diensten wie TikTok. Dann decken wir die kriminellen Machenschaften von LNP-Kontributoren auf und kratzen uns ein wenig am Kopf, wie AI-Tools und DSGVO zusammenpassen. Am Schluß noch ein Überblick über allerlei Veranstaltungen in den nächsten Monaten.

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Linus Neumann
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Tim Pritlove

Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.


Transkript
Tim Pritlove
Guten Morgen, Linus.
Linus Neumann
Guten Morgen, Tim.
Tim Pritlove
So, jetzt wird hier wieder Podcast gemacht. Bist du bereit für Arbeit?
Linus Neumann
Am Tag der Arbeit? Niemals.
Tim Pritlove
Logbuch Netzpolitik Nummer 491 vom 1. Mai.
Linus Neumann
Also 30. April, 1. Mai, veröffentlicht am 1. Mai.
Tim Pritlove
Kampftag der Arbeiterklasse. Da seht ihr mal, wir sind eigentlich auch immer in der Zukunft.
Linus Neumann
Ja, wir werden heute über die Datumsgrenze podcasten.
Tim Pritlove
Genau. Ein Podcast, der vielleicht zwei Stunden lang ist, aber eigentlich 26 Stunden lang ist.
Linus Neumann
Ja.
Tim Pritlove
Irgendwie sowas. Jetzt müssen wir nur noch irgendwie den Dreh rauskriegen,warum wir das auskriegen am 1. Mai Datumsgrenze.
Linus Neumann
Ja, das ist die Revolution. Da beginnt die neue Zeitrechnung morgen.
Tim Pritlove
Wir könnten natürlich so tun, als ob wir jetzt gerade auf dem Boot im Pazifik segeln.
Linus Neumann
Datumsgrenze kommt ja auch zu uns. Datumsgrenze? Datumsgrenze ist 0 Uhr.
Tim Pritlove
Die Datumsgrenze ist ein Ort, keine Zeit.
Linus Neumann
Die Grenze ist in unseren Köpfen.
Tim Pritlove
Freit euch von solchen Konzepten wie Zeit und Datum.
Linus Neumann
Ich übe schon mal für morgen.
Tim Pritlove
Ja, genau. Auf jeden Fall haben wir so einen kleinen einen kleinen Zauberspruchgemacht und jetzt ist Linus wieder da. Jetzt hast du ja endlich wieder Zeitfür die Sendung. Ist gut.
Linus Neumann
Ja, habe ich mich auch gefreut.
Tim Pritlove
Ja, ist gut. Wurde schon nachgefragt.
Linus Neumann
Stimmt doch gar nicht. Keine Sau hat nachgefragt.
Tim Pritlove
Doch, klar.
Linus Neumann
Nein. Doch.
Tim Pritlove
Ich habe gefragt.Ach ja. Ja, Tag der Arbeit. Und was, also weiß ich nicht.
Linus Neumann
Ich gehe morgen in den Grunewald, natürlich.
Tim Pritlove
Zum Mai-Gruni.Und dann...
Linus Neumann
Razzia im Willen.
Tim Pritlove
Und dann werden... Was wird dann...
Linus Neumann
Weißt du, wie meine Bezugsgruppe heißt? Die habe ich schon benannt.Anne Broer-Hilka Ultras.
Tim Pritlove
Anne? Bro? Was?
Linus Neumann
Anne Broer-Hilka Ultras.
Tim Pritlove
Sorry, ich bin...
Linus Neumann
Weißt du nicht, wer Anne Broer-Hilka ist?
Tim Pritlove
Keine Ahnung.
Linus Neumann
Das ist die Staatsanwältin, die den Cum-Ex-Skandal aufgeklärt hat.
Tim Pritlove
Und die jetzt nicht mehr weitermachen will.
Linus Neumann
Genau, vor einem halben Jahr gab es da, da sollte ihr die, das haben wir glaubeich wahrscheinlich auch in der Sendung behandelt, da sollte ihr die,Abteilung halbiert werden oder so und die hat jetzt,die Staatsanwaltschaft verlassen beziehungsweise um die Entlassung aus dem Beamtenstatus,den sie dort hat, gebeten und wirdsich offenbar als Direktorin der NGO Finanzwende zukünftig engagieren,um das Problem anders zu bekämpfen, denn als Staatsanwältin. Faszinierend.Die hat gegen viele Widerstände mit großem Nachdruck diese ganze Cum-Ex-Sache.Aufgeklärt, untersucht, herausgefunden.Die Verfahren geführt, in denen erstmal festgestellt wird, dass das strafbarist und die hatte gegen Gegen sich diese,also neben dem Hanno Berger, der sich den Kram ausgedacht hat,der ja vorher Steuerprüfer war, glaube ich, Steuerprüfer oder Berater, weiß ich nicht genau.Ne, der war auf jeden Fall Steuerprüfer oder Steuerfahnder, der sich den ganzenKram ausgedacht hat, dann halt die Seiten gewechselt hat auf die dunkle Seite der Macht.Diese Steuerbetrugsmasche sich hat einfallen lassen oder auch diese RechtsanwaltskanzleiFreshfields, die das Gutachten geliefert haben, das erklärt hat,das wäre also völlig legal,sich einmal gezahlte Steuern mehrfach erstatten zu lassen.Ja, wo du auch denkst, wie kommst du denn an, wie viel muss ich einem Anwaltgeben, dass der so eine Scheiße schreibt.Naja, okay. Und gegen die hat die sich alle durchgesetzt, auf einer Staatsanwältinnenposten,mit den entsprechenden Ressourcen und der entsprechenden Bezahlung.Und hat jetzt leider entnervt aufgegeben. Nee, sorry.Die hat nicht aufgegeben. Die hat entschieden, dass sie ihre Zeit besser verwendenkann, als in diesem jahrelangen Verfahren.Aufgeben zu unterstellen wäre völlig falsch, weil bei der Finanzwende wird sieja jetzt weiter sich diesem Thema widmen.
Tim Pritlove
Genau, und das in der Rolle der Geschäftsführerin der Finanzwende,was bemerkenswert ist, wie ich finde.
Linus Neumann
Das heißt, der Laden kann jetzt, der kriegt jetzt erstmal die Bücher geprüft. Nein, Quatsch.
Tim Pritlove
Ja, das kann natürlich auch passieren.
Linus Neumann
Ja, weil er war ein absolutes Vorbild in Idealismus und Durchhaltepower.Also was die, welche Winde dieser Frau über die Jahre ins Gesicht geweht habenund mit wem die sich angelegt hat und dann wird sie irgendwie vor einem halbenJahr da auch noch von ihrem neuen Vorgesetzten da gebackstabbt,der irgendwie offenbar nicht weiß,was er da gerade für eine Ausnahmestaatsanwältin hat.Oder genau weiß, dass er da eine Ausnahmestaatsanwältin hat.Auf jeden Fall von den eigenen Leuten, von den eigenen Vorgesetzten offenbar nicht unterstützt.Das ist schon irre.
Tim Pritlove
Ja, aber du weißt doch, unsere Politik möchte doch gerne die Bürger entlasten.
Linus Neumann
Ja, und den Kanzler, der sich an den Scheiß nicht mehr erinnern kann.
Tim Pritlove
Naja, und auch halt andere Leute, die vom Steuersystem auf eine Art und Weiseprofitiert haben, wie es eigentlich nicht vorgesehen war.Also das ist wirklich eine interessante Personalie und ich frage mich,ob es letzten Endes auch bedeuten kann, dass man irgendwie in der NGO vielleichtmehr bewirken kann, als in der Staatsanwaltschaft.Das wird das zeigen.
Linus Neumann
Ja, also das, genau das, wird sich das sehr gut überlegt haben.
Tim Pritlove
Das kann ich mir auch vorstellen und jetzt muss sie in gewisser Hinsicht haltauch, also das ein oder andere Blatt vor dem Mund kann sie jetzt wahrscheinlich entfernen.
Linus Neumann
Ja, vielleicht Ihr entscheidendes Zitat, weil mich das gerade so ärgert,dass ich das mit dem Aufgeben gesagt habe.Ich war immer mit Leib und Seele Staatsanwältin, gerade im Bereich von Wirtschaftskriminalität.Aber ich bin überhaupt nicht zufrieden damit, wie in Deutschland Finanzkriminalität verfolgt wird.Da geht es oft um Täter mit viel Geld und guten Kontakten und Treffen auf eineschwach aufgestellte Justiz.Und dann kommt es eben oft dazu, dass sie sich aus den Verfahren schlicht herauskaufenkönnen. Es birgt die Gefahr, dass die Allgemeinheit das Vertrauen in den Rechtsstaat verliert.Ja, muss man sich echt mal anschauen, was, was, damit auseinandersetzen,was die da alles so gemacht hat, wie sie da dran geblieben ist.
Tim Pritlove
Ja, gut.
Linus Neumann
Wir wollen noch einen Termin ankündigen, Tim.
Tim Pritlove
Jetzt schon?
Linus Neumann
Haben wir doch gerade gesagt, oder nicht?
Tim Pritlove
Okay, ich dachte, wir machen das in den Termin.
Linus Neumann
Ja, nee, das würde ich nicht machen, weil da schlafen die Leute ja schon.
Tim Pritlove
Meinst du echt? Bei unserem Podcast geht keiner ein.
Linus Neumann
Also, wir machen ein Save the Date. Save the Data habe ich jetzt gerade geschrieben.Zweites Mal, das ist wirklich im Kopf. Save the Date. 31.
Tim Pritlove
August,2024, also dieses Jahr, haben wir was vor mit euch und Und wir wollen noch nichtsagen was, aber wir wollen, dass ihr euch den Termin schon mal eintragt. Es ist ein Samstag.
Linus Neumann
Samstag in Berlin.Wahrscheinlich in Berlin.
Tim Pritlove
Ziemlich wahrscheinlich in Berlin.
Linus Neumann
Ziemlich wahrscheinlich. Ich schreibe hin, ziemlich wahrscheinlich in Berlin.
Tim Pritlove
Genau.
Linus Neumann
Genau, da könntet ihr jetzt mal überlegen, ob ihr da in Berlin seid und bleibenmöchtet oder nach Berlin kommen möchtet, das wäre also eine Option.Der 31. August wäre ein günstiger Tag.
Tim Pritlove
Ja, und hat was mit physischer Präsenz zu tun.
Linus Neumann
Ja.
Tim Pritlove
Nicht irgend so ein Internetgedöns. Ja. Da gibt es ja auch immer mehr von.
Linus Neumann
Diese Leute, die den ganzen Tag nur irgendwas machen.
Tim Pritlove
Ja, alles virtuell, alles egal, wo man ist, alles remote. Alle sitzen nur noch auf der Insel und so.Nicht bei uns.
Linus Neumann
Ich habe ja eh schon in unserer gemeinsamen letzten Sendung bemängelt,dass das Internet undankbar ist.Und dabei bleibe ich.Aber möchtest du ein Feedback verlesen, Tim?
Tim Pritlove
Ja, also Ich hatte mich Oder soll ich es verlesen?Ja, das kannst du ja mal machen, ich war ja auf Reisen davon habe ich ein bisschenberichtet ein bisschen Genau.
Linus Neumann
Ihr hattet zum Anfang der letzten Sendung einen Scherz gemacht,über Regenfälle an deinem zu dem Zeitpunkt Standort Ja, mein AufenthaltsortDu hast über das Wetter vor Ort gewitzelt.Dazu wurde kommentiert, findet ihr den lustigen Einstieg zu Überschwemmungenin Dubai nicht etwas sehr geschmacklos?Da ist die Jahresmenge Regen auf einmal runtergekommen, es gab heftige Schäden und Tote.Lässt sich vielleicht nicht eins zu eins auf die Flutkatastrophe 2021 in unteranderem den Westen Deutschlands übertragen,aber zumindest die gleichen Eckpunkte, extreme Niederstärksmengen,die zu großer Zerstörung und Toten geführt haben, sind ähnlich.Wenn ihr auch der Meinung seid, dass damals so ein Kicher unangebracht gewesenwäre, warum meint ihr, dass das jetzt in Ordnung ist?Also, die Frage richtet sich an Thomas und Tim.
Tim Pritlove
Du bist fein raus.
Linus Neumann
Ich bin fein raus.Also, ich kann ja mal einen Einstieg machen.
Tim Pritlove
Also, Flutkatastrophe 2021 zu Ahrtal und so. Das ist damit gemeint. Im Vergleich. gleich.
Linus Neumann
Ich muss tatsächlich, also ich muss wirklich sagen, ich habe von diesen Regenfällenin Dubai oder der Vereinigten Arabischen Emirate überhaupt nichts mitbekommen.Wirklich nicht. Mir ist dieser Sachverhalt unbekannt. Gab es da Tote?
Tim Pritlove
Ja.
Linus Neumann
Wie viele?
Tim Pritlove
In Dubai?
Linus Neumann
Also in Dubai.
Tim Pritlove
Insgesamt. Es wird von 18 Toten in Oman berichtet und von einem in Dubai.
Linus Neumann
Und hast du die verunglimpft?
Tim Pritlove
Nein.
Linus Neumann
Habt ihr am Anfang der Sendung irgendwie über deren, also habt ihr das in irgendeinerForm relativiert oder so?
Tim Pritlove
Ich weiß jetzt nicht, was ich denn, guck mal, ich war da.
Linus Neumann
Und du hast aber überlebt.
Tim Pritlove
Ich hab überlebt.
Linus Neumann
Das ist eine gute Nachricht.
Tim Pritlove
Ich war auch, sagen wir mal, zu Beginn des ganzen Spiels war ich auch in einem sicheren Bereich.
Linus Neumann
Spiels? Du warst dann schon wieder zum Fußball gucken?
Tim Pritlove
Nein, also als es sich das so entsponnen. Also es gab noch Zeit,das herannahende Gewitter mit einem schönen Zeitraffer-Video vom Balkon desHotels aufzunehmen. Ja. Sowas.Und, also es hat da viel geregnet. Es hat da mehr geregnet, als es jemals inDubai oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in dieser ganzen Region jemals geregnet hat.Soweit man weiß, also seit Beginn der Aufzeichnung.
Linus Neumann
Wie es so schön heißt.
Tim Pritlove
Und selbstverständlich waren da viele sehr überrascht, aber das war keine Ahrtal-Katastrophe.Also zumindest nicht dort, wo ich war.
Linus Neumann
Also ich glaube, bei einem durchschnittlichen Sturm in Deutschland gehen mehrere Personen drauf.
Tim Pritlove
Ja, und Leute, das ist ja auch,das kann ja auch alles sein und das ist sicherlich für die Betroffenen ist dasja auch ein großes Drama und schlimm und da habe ich mich überhaupt nicht zu geäußert.
Linus Neumann
Das ist, denke ich, der entscheidende Punkt. Ich habe gehört,dass du dich darüber beklagt hast, dass du...Dahin fliegst und schlechtes Wetter ist. Es gibt auch andere,um den Umgang mal, es gibt auch einen anderen Kommentar, der sagt,ey, die Pointe schreibt sich doch wirklich wie von selbst,in Linz ist Wetter wie in Dubai.Also es gibt auch Leute, die jetzt hier andere humoristische Perspektiven nahelegen.
Tim Pritlove
Also erstmal, dieser Vergleich mit der Flugkatastrophe, im Ahrtal,ja, also der ist, sagen wir mal jetzt erstmal faktisch, da hat nicht dasselbe stattgefunden.Da gab es jetzt zwar viel Regen, aber dieser Regen hat sich im Wesentlichenauf den Straßen gesammelt und die Autos sind abgesoffen.Ja, irgendwo hat sich auch so viel Wasser angesammelt und dann ist halt jemandtatsächlich in seinem Auto, vermutlich, keine Ahnung, ich kenne diesen Einzelfalljetzt so genau nicht, ist da jemand tatsächlich ums Leben gekommen.Das ist scheiße für diese Person,aber da habe ich jetzt nichts mit zu tun und das ist dann auch nicht meine Perspektiveauf dieses Ereignis, weil es gibt natürlich viele Perspektiven,die man einnehmen kann auf dieses Ereignis.Aber diese Pflicht sozusagen immer so von der Maximalbetroffenheit von irgendjemandauszugehen und das wäre dann sozusagen die einzige Perspektive,aus der man das betrachten kann, da gehe ich jetzt so nicht mit.So, weil man kann natürlich immer über alles extrem betroffen sein und in seinerBetroffenheit dann auch ersaufen förmlich, aber das bringt einen ja auch nicht weiter.Sondern man muss ja dann irgendwie auch eine gewisse Distanz einnehmen und vorallem darf man seinen Humor nicht verlieren.
Linus Neumann
Also ich hätte, ich muss wirklich sagen, wenn du jetzt Witze über den Tod vonMenschen gemacht hättest, hätte ich das auch geschmacklos gefunden,aber ich habe einfach überhaupt nichts gehört.Du hast, ihr habt darüber gewitzelt, dass du in eine Wüste fährst und da Regenschauerist und das ist schon, das ist glaube ich, ohne das jetzt genau benennen zukönnen, würde ich sagen, dass es eine Reihe an Cartoons gibt,die eine solche Situation schon humoristisch aufbearbeitet haben.Aber was ich an diesem Kommentar auch ein bisschen wahrnehme,ist etwas, was mir auch wirklich ...Ja, ich habe vor, ich glaube das ist wahrscheinlich inzwischen über zehn Jahreher, Vorträge über Internetdiskussionen gehalten.Ja, ich glaube irgendwie so die Kunst des Trollens oder so.Ich habe immer bei dem Easter Hack und so, wo ich mich ein bisschen darüberauch lustig mache, wie Menschen in Internetdiskussionen so hochrot werden.Und wie das so eskaliert und wie die sich in so Themen festbeißen.Und wie die dann so jeden anpaulen, der irgendwas zu diesem Thema sagt.Und ich habe das auch beobachtet im Nachgang zu unserer Sendung zum Anzeigen Hauptmeister,wo sich dann motorisierte Gewalt und da hat sich dann dieser gesamte Kampf zwischenRadfahrern und Autofahrern und all der dort angestaute Hass auch noch in unsererKommentarspalte. ergossen.Jetzt muss ich dazu sagen, ich bin Radfahrer, ich habe mehrere Radfahrer auch in der Sendung erzählt.Und ich habe auch heute mich wieder fürchterlich darüber aufgeregt,dass mich jemand fast umgenietet hat auf dem Weg hier in die Metaebene.Aber ich kann nicht dieses Thema in jedes Gespräch reinbringen und irgendwieeine Betroffenheit Betroffenheit oder eine Betroffenheit verlangen oder eine Anklage erheben,insbesondere wenn das einfach mal gerade nicht Thema war.Wir haben nicht darüber gesprochen, dass irgendjemand Gewalt ausübt, indem er fährt.Wir haben über parkende Autos gesprochen. Ja.Ziehen, Parallelen zum Dritten Reich.Ja, also ich glaube, das war sogar du. Was?Quasi gehorsam. Das ist ja sowieso klar, dass Parallelen zum Dritten Reich,also Godwin diskutiert ja immer mit, aber wenn jemand, der so,gesetzeshörig ist und nicht den eigenen Verstand einschaltet und so weiter, da kommen alle diese,Verkrampftheit rein. Und mankann nicht mehr einfach sich zusammen zurücklehnen und über etwas lachen.Ich muss wirklich sagen, dass mich das, also ich kann das nicht.
Tim Pritlove
Es ist auch noch ein bisschen, es geht noch weiter. Es wird auch in gewisser Hinsicht gefordert,dass man, also einerseits muss man zu allem eine Position haben.Also man kann nicht irgendwas an sich vorbeiziehen lassen und man kann auchmal nicht keine Meinung haben, sondern es muss immer irgendwas,irgendeine Haltung geben dazu und wenn man die dann nicht hat,Also wenn man keine hat, die dann dem jeweiligen Betrachter dann auch nicht passt,dann ist das halt auch schlimm und dann zeigt das schon irgendwas und dann istdas bedrohlich für sich nochmal und es wird auch überhaupt gar keinen Raum gegeben zu lernen.Ich folge so einem Account, TIL, man kann ja nicht mal so Accounts sagen wiefrüher bei Twitter, dass noch alles gut war.
Linus Neumann
Du findest Twitter gut.
Tim Pritlove
Dann magst du auch Elon Musk.Und dann kommen immer so lustige Sachen raus.So, ja, heute hab ich das gelernt, dass hier irgendwie, keine Ahnung,dieses Medikament wurde erfunden, weil diese lustige Sache auf einem Kreuzfahrtschiffpassiert ist oder so, keine Ahnung.Und dann kam auf einmal Today I learned that in 2001 two planes crashed intothe World Trade Center in New York.Und das war der Post. Und ich dachte mir so,ich weiß gar nicht genau, was ich mir in dem Moment dachte, aber ich dachtemir so, da will ich jetzt mal sehen, was da an Feedback zukam.
Linus Neumann
Mal gucken, wie das Internet dir das dankt. Mal gucken, wie das Internet damit umgeht.
Tim Pritlove
Nochmal kurz zu dem Post. Der war korrekt recherchiert. Das stimmt,ich kann das bestätigen.
Linus Neumann
Das war 2001.
Tim Pritlove
Da sind Flugzeuge.
Linus Neumann
Der wusste wahrscheinlich sogar, der hat wahrscheinlich sogar das Datum dazu benennen können.
Tim Pritlove
Ja.
Linus Neumann
Ich glaube 11. September.
Tim Pritlove
Korrekt. So. Und das ist passiert. In New York. In den USA.
Linus Neumann
In den USA?
Tim Pritlove
Ja, in den USA.
Linus Neumann
Wo kamen die Flugzeuge denn her? her.
Tim Pritlove
Aus dem Himmel. Ja.Ist passiert. So. Erste Antwort, die ich gefunden habe.Lösche diesen Post. Es ist eine Verhöhnung der Opfer. Auf Englisch.Aber ich sag mal so...2001, ja, das ist jetzt fast, also das ist jetzt 22,5 Jahre her.Bisschen mehr als 12 Jahre her.22 Jahre her. 22 Jahre.Stell dir mal vor, ich weiß ja überhaupt nicht, wer diesen Account schreibt.Wer lernt denn die ganze Zeit irgendwas im Internet? Das sind ja meistens Leute,die wie soll ich sagen, eine gewisse Aufgeschlossenheit neuen Informationen gegenüber bringen.Und wenn Wenn jemand so aufwächst und was weiß ich, 16 oder 17,18, keine Ahnung, irgendein Alter, irgendein junges Alter hat,dann ist etwas, was vor 22 Jahren passiert,nichts, was man zwangsläufig in die Wiege gelegt bekommt.Irgendwie könnte man ja auch die Annahme machen, naja, du schreibst ja da aufEnglisch, also musst du aus den USA sein.
Linus Neumann
Wenn die Person aus den USA ist, dann hätte sie von 9-11 gelernt,bevor sie gelernt hat zu schreiben.Also die Person ist vermutlich nicht aus den USA.
Tim Pritlove
Ich weiß es nicht.
Linus Neumann
Oder sie benutzt so eine Diktierfunktion.
Tim Pritlove
Also selbst wenn, es ist völlig unerheblich.
Linus Neumann
Irgendwann muss es ja jeder Mensch mal lernen.
Tim Pritlove
Ja, genau. Genau. Und dann lernt man was.
Linus Neumann
Alle, die damals, also die meisten Leute haben es gelernt an dem Tag selber.Ja, das ist ein Event, was unüber, habe ich nicht mitbekommen war.Aber natürlich ein Mensch, der danach geboren ist oder zu dem Zeitpunkt nochnicht die kognitiven Fähigkeiten hatte, Situationen zu analysieren und sichzu merken, muss das ja irgendwann mal lernen.
Tim Pritlove
Ja und vor allem selbst wenn du diese Information als solche wahrnimmst,ist überhaupt nicht gesagt,dass jemand der das 20, 30 Jahre später erfährt, dass er diesem Ereignis dieselbeBedeutung zu widmet, wie das in dem Moment war.Weil die Welt hat sich ja in diesen 20 Jahren,nicht zuletzt durch dieses Ereignis, erheblich verändert und neue Realitätensind aufgetreten und da mag einiges darauf zurückzuführen sein,aber was jetzt davon darauf zurückzuführen ist, weißt du ja nicht.
Linus Neumann
Ja, wenn man das Alter, was du da so hast, voraussetzt, irgendwo so im Bereich 16 Jahre,dann konnte die Person sich die letzten vier Jahre erstmal mit einer Pandemieund mit irgendwie Angriffen Russlands auf die Ukraine und Nahostkonflikt undso einem Scheiß auseinandersetzen, seit sie zwölf ist.Und dann kommt das schon irgendwie hin. Also es ist ja völlig klar,dass jeder Mensch das irgendwann mal lernen muss, wenn dieser Mensch jüngerist als das, was da passiert ist.Natürlich wirkt das auf jemanden wie mich, der dieses Event miterlebt hat,der in dem Land gewohnt hat.Ziemlich absurd, dass das jemand nicht weiß, aber man muss schon die eine Sekunde haben,um kurz drüber nachzudenken, dass es halt jüngere Menschen gibt.Man hält sich ja immer für den Jüngsten.Und die anderen einfach nur für klein und doof.Aber daraus eine Verhöhnung der Opfer zu konstruieren, ist ja das Verrücktean dieser Stelle wieder. Genau.
Tim Pritlove
Es ist eine Anmaßung und es ist vor allem auch so eine Sicht,wie soll ich das mal nennen, so eine, also sozusagen nur eine einzige Perspektivedarauf wird irgendwie zugelassen.Ja, die dann irgendwie als die Wahrheit oder die einzig mögliche,wie kann man da nur irgendein anderes Verhältnis zu haben, als das,was ich jetzt gerade denke.Und sicherlich gibt es Ereignisse, wo sich, sagen wir mal, der Interpretationsspielraumein bisschen weiter einengt, aber wir sehen das ja auch gerade bei den aktuellenEreignissen und wie die diskutiert werden,dass es sehr wohl Leute gibt, die da alle möglichen Perspektiven darauf haben.
Linus Neumann
Und da machen wir auch Witze drüber.
Tim Pritlove
Da machen wir auch Witze drüber. Wir machen hier sowieso über alles Witze.
Linus Neumann
Wir machen über alles Witze und ich halte das für absolut essentiell.Und also die häufigste Frage, die Leute mir zu Logbuch-Netzpolitik stellen,wenn ich sie irgendwo treffe, was weiß ich, bei einem Event oder sonst was.Die häufigste Frage, die Leute mir stellen ist, wie schafft ihr das,so viele Jahre lang so gute Laune beim Verbreiten so schlechter Nachrichten zu haben?Das ist das Primärfeedback oder auch wenn ich so Grußkarten,Aufmerksamkeiten von irgendeiner Wunschliste oder so, es ist meistens,dass die Leute uns da für die humoristische Perspektive auf eigentlich fürchterliches Geschehen danken.Und ich kann eigentlich nur sagen, das ist die einzige Möglichkeit, damit umzugehen.Humor ist ja die einzige Waffe, die du hast.Das ist die einzige letzte Waffe, weil du am Boden liegst und du hast alles verloren.Humor ist das eine Ding, was dir noch bleibt. Das können die nicht aus dir rausbringen,das können sie dir nicht nehmen.Und das ist absolut entscheidend, weil wenn du diesen Humor verlierst,hast du auch die Chance verloren,noch irgendwo zu gewinnen, weil du nur noch verbissen bist und weil du dannauch angreifbar bist, wenn du verbissen bist.
Tim Pritlove
Ja und guck dir mal an, was für Leute, ich meine guck dir doch mal den König der Humorlosen an.
Linus Neumann
Welchen?
Tim Pritlove
Donald Trump. Der Typ, der hat ja noch nie gelacht.
Linus Neumann
Genau.
Tim Pritlove
Der kann gar nicht lachen.
Linus Neumann
Der kann gar nicht lachen.
Tim Pritlove
Der kann auch keinen Witz erzählen.
Linus Neumann
Nein.
Tim Pritlove
Der ist überhaupt nicht in der Lage, Humor auch nur in irgendeiner Form zu produzieren,weil alles in seiner Welt, es geht nur um ihn und alles ist überhaupt nur durchseine eigene Perspektive definiert.Und das sind dann auch wirklich die gefährlichsten Leute.
Linus Neumann
Und das Einzige, was er allenfalls, ich glaube, wenn er seine Versuche an Humor,sind dann irgendwelche hämischen Verunglimpfungen anderer Menschen.Also irgendwie Sleepy Joe oder ich glaube von irgendeinem anderen Präsidentschaftskandidatenhat er gesagt, seine Ehepartnerin sähe nicht so gut aus wie seine.Das ist so das Höchste, was der Donald Trump an Humor hinbekommt.Aber wirklich, also Humor ist das Einzige, was uns bleibt.Und es gibt Ricky Gervais, den ich sehr verehre für seinen Humor,der erzählt in einer seiner Nummern oder wie man das auch nennt,welche Witze sie bei der Beerdigung seiner Mutter gemacht haben.Und das ist genau das Richtige.Das ist genau das Richtige, dass man an einem solchen Tag Witze macht und dassman an einem solchen Tag die Härte nimmt. Der Tag ist hart genug.Und diese Verbissenheit in Themen ist genau das Falsche.Und jeder, der dieser Verbissenheit anheimfällt, muss das reflektieren und sich davor schützen,weil das macht graue Gesichter, das macht Falten, das macht traurig,das macht Ränder unter den Augen, das macht scheiß Tage und unterm Ende summiertsich das auf ein scheiß Leben,wenn man sich den Humor nehmen lässt.Und das ist wirklich eine feste Überzeugung, die mich in meinem Leben durchdunkle Zeiten getragen hat, dass ich immer wieder versucht habe,irgendwie eine humorvolle Perspektive auf Dinge zu haben.Deswegen verstehe ich da keinen Spaß bei dem Thema.
Tim Pritlove
Also, ich werde auch, wenn auf meiner Beerdigung nicht ordentlich Witze geklopptwerden, dann bin ich aber auch sauer.
Linus Neumann
Wenn nicht auf meinem Grab getanzt wird, ist es nicht meine Beerdigung.
Tim Pritlove
Ja, also ich meine, Humor ist in gewisser Hinsicht, das ist natürlich auch...Es ist auch ein Werkzeug so, weil es baut auch Brücken.Und in dieser ganzen verkrampften Diskussionskultur, die das Internet leider mit aufgebracht hat,in der Leute sich nicht nur missverstehen, sondern in gewisser Hinsicht auch missverstehen wollen,wird ein Streit herbeigeführt, der unnötig ist.Du kennst sicherlich, ich hoffe wir finden den passenden Link,aber du hast das bestimmt gesehen, es gibt dieses wunderbare GIF,wo so zwei Hunde durch so ein Tor sich ankläffen, wirklich wie aufs Blut,als würden sie sich gleich am liebsten die Nase abbeißen.Und dann macht einer das Tor so auf und sie stehen so direkt voreinander unddann so, sind sie so, war was?Und das ist aber so dieses, wie wir uns im Internet verhalten und wie wir unsim wahren Leben unterhalten.Also das ist so eine Kultur, die dieses gesichtslose, ich weiß nicht,wir hatten ja immer die Anonymität im Internet ist eine Gefahr und so weiter.Mittlerweile wissen wir, die Anonymität ist definitiv nicht das Problem,aber ich glaube dieser Mangel an Unmittelbarkeit, dieses Unfysische,was das Netz dann doch letzten Endes mit sich bringt, diese Beliebigkeit,dass man Leute eigentlich gar nicht mehr als Menschen wirklich wahrnimmt,wenn sie nur durch Avatare abgebildet sind.Das ist etwas, wo man aufpassen muss und wo ich mir auch ehrlich gesagt nicht ganz so sicher bin.Dass nochmal signifikant besser werden kann.Ich denke, wir werden in gewisser Hinsicht und sind wahrscheinlich auch schonein bisschen auf dem Weg,so eine Rückbesinnung haben auf nicht-digitale Traditionen, weil das so eineSogwirkung erzeugen wird irgendwann.Teilweise findet das sicherlich schon statt. Also auch diese Corona-Zeit,wo dann sozusagen dieses Treffen überhaupt nicht mehr da war.Das hat ja manche Leute dann komplett über die Kante gestoßen.So und eine entsprechende Gegenbewegung ist ja glaube ich ganz sinnvoll.Und ich habe Podcasts immer sehr geschätzt in ihrer Diskussions- und Kommentarkultur.Generell, das ist auch nach wie vor so, denke ich mal, weil es schon ganz hilfreich ist,dass man sich so viel Zeit für Podcasts nimmt, sowohl jetzt auf der produzierendenals auch auf der konsumierenden Seite und dass das eben schon zu einer deutlichbesseren Verständigung führt. Ja.Insofern, behaltet euren Humor. Das ist wichtig, ja.
Linus Neumann
Es ist wirklich wichtig. Humor ist auch der Ausdruck davon, dass man zu einemThema zumindest eine, also.
Tim Pritlove
Distanz schaffen kann?
Linus Neumann
Ja, und auch, sagen wir mal, eine emotional gesunde Beziehung hat.Die Dinge über die Menschen, also es gibt, natürlich gibt es ein paar Themen,wo man echt lieber mal keine Witze drüber macht oder wo man die Witze anderen überlässt.Also es gibt bestimmte Phänomenbereiche, die im Bereich der Diskriminierungsind, da überlässt man die Witze lieber den Diskriminierten.Die machen einfach auch die Besseren. Mhm.Aber genau da zeigt sich ja, dass sie auch eine gesunde Distanz und einen unverkrampftenUmgang mit einem Thema haben.Und ich denke, das ist also die Fähigkeit, über etwas zu lachen,ist so wirklich ein Messwert von, hast du da einen emotional groben,also bist du da frei von emotionalen Verkrampfungen oder Verklemmungen mit dem Thema.Und es gibt Dinge, über die man zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Leben nichtlachen kann, ja, was weiß ich, ähm.Tod nahe Angehöriger, schwere Verletzungen, schwere Rückschläge, Trennungen.Aber der Zielzustand, den man seelisch haben will in einer solchen Situation,da wo man hin muss, ist immer wieder, dass man darüber lachen kann.Sagt man auch sogar, hey, komm, heute kommt das hart vor, aber in zwei Jahrensitzen wir hier und lachen.Und das ist, lachen zu können ist ein Ausdruck einer gesunden seelischen Beziehung zu einem Sachverhalt.Und deswegen muss man auch das anstreben und auch in sich selber reingehen unddenken so, ey, was sind diese Themen, wo ich verkrampft werde,wo ich nicht mehr lachen kann, wo ich irgendwie ernst werde.Und man hat zu jedem Zeitpunkt seines Lebens, hat man ja welche,wo man merkt, ah shit, da habe ich gerade einen wunden Punkt.Wenn ich da jetzt drüber rede, wenn ich darüber rede, dann geht das Gespräch schief.Ja, dann, das hab ich ja jetzt zum jetzigen Zeitpunkt auch,sag ich dir jetzt aber nicht, weil, ne, aber da muss man,da ist der Imperativ, ist sofort darüber nachzudenken, wie man da wieder rauskommt,wie man darüber lachen kann, wie man Abstand dazu gewinnen kann und wie mandas verarbeitet, um wieder einen unverkrampften Umgang damit zu finden.Und insofern betrachte ich vieles von dem, was ich an irgendwelchen Ausrasternim Internet wahrnehme, teilweise,also häufig einfach nur mit Mitleid, dass ich denke, oh scheiße,die Person muss das Ding gerade verarbeiten.Ja, aber was ich wirklich mit Sorge betrachte ist, dass Leute sich da gegenseitigdrin befeuern und irgendwie so um die Wette keinen Humor haben.Guck mal, ich habe eine noch humorlosere Perspektive. Ich kann hier noch fünfTote mit ins Feld führen, die auch noch verunglimpft wurden.Und außerdem kann ich hier noch einen entfernten Suizid in der Familie mit reinbringen,um die Stimmung mal richtig hier in den Keller zu drücken.
Tim Pritlove
Tja, wer hier hat noch irgendjemand Spaß?
Linus Neumann
Ja. Ja.Und ich frage mich ernsthaft, wohin mit dieser Einstellung, in welche Richtungsoll diese Revolution gehen?Deswegen fahre ich auch morgen nach Grunewald zur Spaßdemonstration der hedonistischen Internationale.Das ist das, was für mich eine vernünftige Perspektive zum Ausdruck bringt undein halbwegs unverkrampften Umgang mit einem echt ernsten Thema.Klar müssen wir die enteignen. Und wenn irgendwann nicht mehr so viele Polizistenkommen, dann legen wir Grunewald in Schutt und Asche.Und bis dahin, ja, machen wir uns einfach schöne, lustige Sonntage.So, wollen wir mal, kommen wir zu den ganzen Themen.
Tim Pritlove
Na endlich. nicht.Das ist die ganze Betroffenheit hier.
Linus Neumann
Sollen wir die Kapell-Marke wirklich Arschverletztheit und Humor im Angesichtdes Todes benennen? Können wir ja nochmal überlegen.
Tim Pritlove
Naja.
Linus Neumann
Also.So, wir müssen mal noch Wikipedia eintrachten. 9-11 müssen wir noch in die Show schreiben.
Tim Pritlove
Damit die Leute auch wissen.
Linus Neumann
Worüber wir reden. Das war bei uns bisher selten Thema.
Tim Pritlove
Wir haben ja noch nicht drüber berichtet. Das war so kein Schweinbescheid.Das fängt ja gut an.
Linus Neumann
Also, es gibt, ich räume jetzt mal so ein bisschen Themen auf,die in den letzten Wochen nicht behandelt wurden.Das lag daran, dass häufig Thomas ist mir mal eingesprungen, dann die Sabrina und so.Diese Themen, wo ich denke, die sollte man hier nochmal ein bisschen besprechen.
Tim Pritlove
Genau, wir wollten ja auch ein bisschen noch was für dich übrig lassen,dass du auch was zu erzählen hast, nicht dass du hier so Themennot kriegst oder so.
Linus Neumann
Lieb von euch.
Tim Pritlove
Genau, wir fangen mit der XZ Backdoor an, die ja, wie die Bild-Zeitung gleichschrieb, irgendwie durch einen, wo ein Deutscher das Internet gerettet hat.
Linus Neumann
Es ging um Millisekunden.
Tim Pritlove
Das war einfach alles kurz vor Flutung.
Linus Neumann
Naja, also was der da gefunden hat, ist schon irre. Weil es jetzt einige Zeither ist, ich sag's mal zu Beginn, ich erhebe jetzt hier keinen Anspruch auftechnische Detailtreue.Es geht eher darum, dieses Thema jetzt mal dem Massenpublikum,das wir hier erreichen, zu verdeutlichen.Diejenigen, die sich technisch damit dafür interessiert haben,haben es ja ohnehin bis jetzt im Zweifelsfall dieses Wissen auf anderen Wegen erlangt.
Tim Pritlove
Ja, ich habe schon mal in der Freakshow versucht, das irgendwie zusammenzufassen,aber jetzt bin ich mal gespannt, wie du das zusammenfasst.
Linus Neumann
Das ist richtig, ja.
Tim Pritlove
Raus!
Linus Neumann
Da verstehe ich wirklich keinen Spaß. Also,Fangen wir mal an, aus dem Blick dieses Menschen, der bei Microsoft gearbeitethat, immer noch, wahrscheinlich, also ich vermute, er durfte seinen Job behalten,hat da irgendwie, ich glaube, Postgres-Server gemacht, hat sich auf...
Tim Pritlove
Das ist übrigens ganz interessant, es gab so wirklich drei Betrachtungsperspektiven.Postgres-Developer hat den Bug gefunden, Microsoft-Mitarbeiter hat es gefundenoder ein Deutscher. Ja, alle drei.Aber jeder hat so ein bisschen seinen eigenen Kanal.
Linus Neumann
Sein Bild, ja. Ich glaube, die ganzen Linuxer haben am wenigsten darauf gezeigt,dass das ein Microsoft-Entwickler war.
Tim Pritlove
Genau, aber fangen wir mal von vorne an.
Linus Neumann
Der stellte fest, dass er bei seinem Management von Systemen irgendwie auf einmallängere Verzögerungen hatte beim Herstellen von SSH-Verbindungen.Und zwar auf einem Testsystem, das er gerade neu gemacht hat.Tatsächlich wirklich irre, dass ihm das überhaupt aufgefallen ist.Das zeigt einfach, dass er da wirklich sehr gute Tests hat und enorm auf jedeAbweichung da geachtet hat.Und dann fällt ihm auf, okay, das ist sehr komisch, diese SSH-Verbindung hateine lange Verzögerung und da geht auch irgendwie kurz die CPU-Last auf den Systemen hoch.Und er findet im Prinzip damit einen Bug in SSH auf diesen Testsystemen,die aus ich weiß nicht genau welche Linux-Distribution er da genutzt hat, aber die quasi aus den,Beta-Testing-Instable Und dann taucht er diesem Bug hinterher und entdeckt etwas,was sich dann am Ende herausstellt als eine absichtlich platzierte Schwachstellein einer Softwarebibliothek mit dem Namen XZ.XZ ist ein, eher so im FreeBSD-Bereich finde ich hauptsächlich eher so XZ-komprimierte Daten.Also es ist ein Komprimierungsalgorithmus.Von denen es ja viele gibt, die also einfach zum Ziel haben,Dateigrößen zu komprimieren, etwas kleiner zu machen.Und diese XZ-Library ist eine Dependency von SSH, der Secure Shell. Was heißt Dependency?Bereitstellt, sodass man sie in anderen Programmen auch nutzen kann.Und dann schreibe ich quasi mein Programm und sage, dieses Programm bekommtübrigens, nutzt auch die Library von XZ und dann kann ich in meinem Programm,wiederum XZ benutzen.
Tim Pritlove
Also XZ ist so ein Kompressionsalgorithmus, der macht halt Daten kleiner unddas ist so, wenn man mal so Gzip benutzt hat, so Bzip2, solche Tools,also Genau, das sind alles GZ-Dateien, erstellt halt einfach,ich will das kleiner machen, komprimier mir das mal,wirft Daten weg, die man jetzt zur Wiederherstellung des vollständigen Inhaltsso nicht braucht und dann wird die Datei halt einfach kleiner.Du hast da irgendwie, was weiß ich, ganz viele Spaces in deinem Dokument,da kann man das irgendwie auch alles besser zusammenfassen.
Linus Neumann
Erkennt Patterns, genau. Also Kompressor. Und jetzt findet dieser Microsoft-Entwickler irre...
Tim Pritlove
Der Deutsche.
Linus Neumann
Der Deutsche findet vom Chinesen platziert... Findet also, dass es in dem Code von XZ...Eine Änderung gibt, die dazu führt, dass wenn XZ verwendet wird im Kontext von SSH,potenziell eine Verschlüsselungsoperation gestört wird, oder eine kryptografischeOperation gestört wird, die am Ende potenziell dazu führen könnte,dass man sich anmelden kann,ohne den richtigen Key oder das richtige Passwort zu haben.Aber diese Backdoor funktioniert aber nicht wirklich,sondern führt zu Problemen bei einer normalen Anmeldung und ist außerdem indem Code von XZ enorm gut versteckt.Nämlich so, dass sie nicht normal im Code zu finden ist, sondern dann,wenn man XZ kompiliert, wird aus einem Testcase quasi,steganografisch etwas rausgeholt und in den Code im Code untergebracht.Also wirklich gezielt eine Backdoor platziert und der Code, wirklich aus demsie besteht, wird nur beim Kompilieren unter bestimmten Bedingungen aus einer,aus einer Testdatei, wo man die Kompression nämlich mitprüfen soll, wiederhergestellt.Ein guter Grund, warum da einfach irgendeine Datei ist, die random aussieht.Wie ist das dahin geraten? Jetzt kommen wir also von dem anderen Ende.Er deckt jetzt diese krasse Backdoor.Und jetzt kommen wir zum anderen Ende. Was war denn in diesem XZ-Projekt los?Und da kommen wir zu dem Teil, der glaube ich hier für Logbuch-Netzpolitik vielinteressanter ist. Es gibt ja,Die Open-Source-Community. Die stereotype Vorstellung davon ist,dass das alles so ein paar Hippies mit Pferdedecke und Wollsocken sind, die an ihrem,Computer sitzen und,Pizza essen, Mate trinken und der Welt diese tolle Software frei und kostenloszur Verfügung stellen und nächstes Jahr da gibt es Linux on the Desktop.Das ist so die Außenperspektive. Und dann gibt es immer noch Leute,die sagen, ja, und weil das ja alles Open Source ist, können ja alle den Quellcode einsehen.Und deswegen ist das sicherer, weil das ja alle machen. Also irgendjemand wirdsich das ja schon angucken.Ich glaube, die Realität ist ein bisschen eine andere. Solche Software-Librarieswerden gepflegt teilweise von, Die Developern im Ehrenamt, das ist durchausjetzt nicht auszuschließen.Die Maintainer sind aber natürlich häufig Leute, die irgendwie ein Interesseam Fortbestand dieser Software-Library haben.Und diejenigen, die dazu contributen, sind auch Leute, die in der Regel eineFunktionalität hinzufügen möchten,die die Library auch benutzen, die irgendwann mal darüber stolpern bei ihrerNutzung, darin eine Optimierung feststellen oder so.Und so trifft sich dann diese Entwickler-Community in den Repositories,hauptsächlich, würde ich sagen,auf GitHub und sagt dort, ey, ich habe hier auch noch eine Verbesserung an diesemCode, die ich gerne beitragen möchte.Und häufig stehen diese Leute irgendwo anders in Lohn und Brot.Die Leute, die den Linux-Kernel entwickeln oder die Beiträge zum Linux-Kernelschreiben, was meinst du, wo die arbeiten?Die arbeiten bei Red Hat, die arbeiten bei Suse, aber die arbeiten natürlichauch bei Facebook, bei Google, bei Microsoft und sonst wo. Und bei Deutschland. Und bei Deutschland.GmbH. Und die Funktionalitäten, die sie in den Linux-Körnel reinschreiben,das sind welche, die sie selber brauchen.Ist doch klar, die sitzen noch nicht da und sagen, heute schreibe ich mal einenTreiber für irgendeine Grafikkarte im Linux-Körnel.Nein, die schreiben den Treiber für ihre Grafikkarte, die sie brauchen.Das heißt, da sind natürlich, findet diese...Diese Entwicklung mit kommerziellen Interessen statt. Ist ja klar.Und getrieben von kommerziellen Interessen. Und bei einigen Tools entsteht natürlichauch so ein bisschen der Eindruck, dass die potenziell vielleicht auch einfach jetzt mal fertig sind.So zum Beispiel diese XZ-Library. Der Kompressionsalgorithmus ist nach meinemDafürhalten ohnehin jetzt nicht ein enorm verbreiteter.Gzip ist häufiger verbreitet.Ich glaube aber nicht notwendigerweise besser, weiß aber jetzt nicht so genau.Und jetzt hast du da diese XZ-Library. Irgendjemand hat die unliebsame Aufgabe,das Ding zu maintainen und hat wahrscheinlich in seinem Leben noch eine ganzeMenge anderer Dinge zu tun.Und jetzt passiert folgendes, da kommen auf einmal total aktive Contributor.Und die pflegen ein Jahr, machen die die ganze Zeit Contributions zu dem Projektund wenn ihre Vorschläge nicht nach kürzester Zeit angenommen und in das Projektvom Maintainer integriert wurden,dann fangen die an sich zu beschweren und am Ende sagen sie dem Maintainer,ey pass mal auf, du machst doch hier eh nichts mehr,wie wäre es denn, wenn ich jetzt einfach Maintainer werde?Und dann sagt der Metaider, hast eigentlich recht, seit zwei Jahren interessiertmich diese scheiß Software-Library überhaupt nicht mehr.Ich werde von euch hier die ganze Zeit nur angekackt. Ich sehe auch gar keinenSinn darin, das jetzt irgendwie weiter zu pflegen. In meinem Leben zumindest nicht.
Tim Pritlove
Ich habe auch andere Sorgen.
Linus Neumann
Einen chinesisch klingenden Namen hat, aber sonst eigentlich auch eher aus demNichts kam, wurde dann eben das Maintainership für diese Software-Library übergebenund danach konnte die Person da schalten und walten, wie sie wollte.Weil eben genau nicht noch irgendjemand anders drauf schaut,was ich glaube eine der großen, großen Lebenslügen dieser Open Software, des Open Software,der Open Software Kontrolle ist, dass man sich die ganze Zeit vorstellt,da wären irgendwo tausend Augen von irgendwelchen Leuten im Internet,die den Code lesen und sagen, der ist in Ordnung.Das passiert in großen Stellen des Codes halt nicht.Das passiert einfach nicht.
Tim Pritlove
Genau, weil die Motivation, das zu tun, ist natürlich vielfältig.Und das kommt natürlich auch alles noch aus einer Zeit.Also Open Source oder Free Software, je nachdem welchen Take man da jetzt draufnimmt, ist auch noch was relativ Neues.
Linus Neumann
Du musst ja Floss sagen. Free as in Libre Open Source Software.
Tim Pritlove
Genau, choose your poison. Auf jeden Fall die kostenlose Bereitstellung vonSource Code Und insbesondere eben das Projekt Linux,um das sich herum dieses grandiose Ökosystem aufgebaut hat, was ja heutzutagefür viele Computer da draußen wirklich der Standard ist.Also insbesondere Server. Also man kann immer witzeln über Linux on the Desktop,ob das nun jetzt kommt oder nicht, ist aber erstmal für den Erfolg dieses Systemsunerheblich, denn den hat es gehabt und hat es noch.Das ist halt einfach mal so der Standard, wenn du einen Server heute hast,dann ist der in der Regel, läuft der unter Linux. Es gibt Ausnahmen, aber...
Linus Neumann
Und selbst dann ist es immer noch so ein Unix-Derivat.
Tim Pritlove
Also eigentlich ist alles, was heutzutage auf Servern läuft,vielleicht mit der Ausnahme von Microsoft-Servern, ist Unix und dann eben inden meisten Fällen auch Linux.Und dazu eben dieses ganze Ökosystem.So, und wann ist das gestartet? Das ist Anfang der 90er Jahre gestartet.Das heißt, wir blicken jetzt im Prinzip auf ungefähr 30 Jahre,die dieses Ökosystem sich entwickelt hat.Das heißt, die meisten Leute, die das angestoßen haben, die leben auch noch. Ein paar nicht mehr.Und wir werden natürlich jetzt immer mehr sehen, dass die ursprünglichen Entwickleres nicht mehr machen können,versterben, they move on to other things, Dinge passieren, andere Leute übernehmenund in vielen Fällen wird es auch kein Problem sein, weil der Code, der interessant ist.Ja, also der, was weiß ich, laufend immer wieder neue Herausforderungen hat,der von vielen Leuten angeschaut wird, So was wie ein Netzwerkkode,wo sich einfach die ganze Zeit irgendwas ändert, wo man immer auf irgendwas reagieren muss,wo die Standards sich am laufenden Meter weiterentwickeln, die Anforderungendurch neue Hardware, Timings, Geschwindigkeiten,Vereinbarungen, Protokolle und so weiter immer wieder was Neues dazukommt undwo auch so ein permanenter Verbesserungsbedarf ist.Da werden nach wie vor viele Leute drauf schauen, das wird heiß diskutiert werden.Aber so diese langweiligen Sachen, in Anführungsstrichen, oder sagen wir malso die fertigen Sachen, der gut abgehangene Code, der aber eben auch da seinmuss, der erfährt eben nicht mehr so diese Aufmerksamkeit.Und das macht jetzt den Eindruck, dass in diesem Fall das Ganze sozusagen alseine systemische Sicherheitslücke begriffen wurde, weil man halt gesehen hat,dass man über dieses Einfallstor dieser Library,die erstmal völlig harmlos daherkommt, so ja, ich mach Datenkompression, Das,wie man gesehen hat, die hängt aber jetzt konkret bei modernen Linux-Distributionenin so einer ganz wichtigen Komponente, diesem System D.So diesem zentralen Schaltwerk des moderner Linux-Systeme mit drin und kanneben dann auch über diesen ausgenutzten Pfad tatsächlich in das Verhalten von SSH, also dem Tool,was sichere Verbindungen über das Netzwerk letztlich erlaubt, da eingreifen.Und um dort Veränderungen machen zu können, die dann mehr oder weniger universellweltweit in allen Systemen ausgerollt worden wären,dazu kam es ja letzten Endes nicht mehr, dafür bedurfte es in Anführungsstrichennur, diese Maintainership zu übernehmen.Und diese Person war halt niemandem bekannt,auch dem anderen Maintainer nicht, sondern das sind alles nur Usernames on theInternet und es gab ja auch verschiedene Fürsprecher für diesen Entwickler,die sich dann in dieser Diskussion für den eingesetzt haben,ob das wirklich reale Personen sind, we don't know.Kann sein, dass das alles nur von einer einzigen Person gemacht wurde.Kann natürlich auch sein, wie viele vermutet haben, dass es sich hier um einekonzertierte Aktion handelt, weil was ja bemerkenswert ist hier,das ist ja nicht so eine Attacke, die jetzt mal so einen Monat oder so vorangezogenwurde, sondern das ist ja so ein Plan,der sich über einen Zeitraum von, ich weiß jetzt gar nicht, so mindestens einem,vielleicht sogar zwei Jahren abgespielt hat.
Linus Neumann
Nee, ich hab im Kopf irgendwie zwei, ja.
Tim Pritlove
Ja, ich auch, aber ich hab die Timeline jetzt nicht vor Augen.Also, ne, dieses ganze Heranpirschen, dieses, ha, hier, guck mal,hallo, ich hab hier einen Code und so weiter.Also man hat erstmal Zeit genutzt, um dieses Vertrauen aufzubauen.Als es dann eben wirklich zum Wechsel dieses Maintainerships kam,nach zwei Jahren, dann ging's halt rasant.Und dieser, ähm, die Technik, die dort zum Einsatz kam, die du ja gerade schonbeschrieben hast, die ist jetzt schon,na, ich weiß nicht, was würde würdest du dem so für ein Advanced-Level zuweisen,würde ich sagen, ist schon ziemlich advanced.Also da sind schon so Leute am Start gewesen oder zumindest eine Person am Startgewesen, die genau wusste, was sie da tut und die nicht nur in der Lage war,es zu machen, sondern es sozusagen auch noch relativ gut zu verstecken.Nur halt trotzdem einen Fehler gemacht irgendwo.
Linus Neumann
29.10.2021 hatte den ersten Patch auf die XZ-Developer-Mailing-List.Also zweieinhalb Jahre lief diese Operation.Und die tatsächliche Backdoor wurde, mal gucken,wurde wahrscheinlich irgendwie so, 23.02.Hat er die ausgerollt und wir können, also um jetzt mal die andere Perspektivezu sagen, das ist irre, dass das jemand gefunden hat.Also das ist haarscharf, also das hätte problemlos durchgehen können,wenn er da nicht irgendwie einen kleinen Fehler gehabt hätte und wenn die Backdoorein bisschen stabiler gewesen wäre.Die Wahrscheinlichkeit, dass die jemand entdeckt, war äußerst gering.Aber, das muss man nochmal sagen, sie hat es nur in die Unstable-Version,in die Testing-Version von einigen Linux-Distributionen geschafft,die niemand, der grob klar denkt, im Produktiveinsatz hat.Aber der nächste Schritt wäre gewesen, wenn das da stabil läuft,dann wird irgendwann gesagt, alles klar, die Runde läuft, jetzt machen wir einnächstes Update und dann fließt das irgendwann in die Stable-Version.Und das hätte jetzt, keine Ahnung, weiß ich nicht, wie lange das jetzt doch gedauert hätte.Wahrscheinlich eher ein bisschen länger oder vielleicht auch ein bisschen schneller,weil keiner denkt, dass bei der LibLZMA irgendwie das eine Rolle spielt.Aber das wäre früher oder Oder später, wenn das nicht entdeckt worden wäre,wäre das irgendwann signifikant massenhaft auf Linux-Systemen primär gewesen.Und dann hättest du eine Situation gehabt, in der vermutlich,wer auch immer sich diese Operation ausgedacht hat,mit Hilfe dieser Backdoor auf alle Systeme draufgekommen wäre,die mit dieser Backdoor versehen sind.Und dann wäre die Frage gewesen, wie klug sich die Angreifenden mit diesem Wissen verhalten.Ob sie das für Spionagezwecke nutzen, ob sie das für Sabotagezwecke nutzen,aber so oder so wäre es ein absolutes Desaster gewesen.Und das krasse ist, dass man sich jetzt natürlich die Frage stellt,ist das die einzige Sache, wo sie es gemacht haben?Wäre ja auf andere Weise auch echt schwierig, alle Eier in einen Korb zu legenund irgendwie über mehrere Jahre ein XZ herum entwickeln zu müssen,um dann irgendwann da mal so ein Ding reinzuschieben.Oder ob man sagt, alles klar, wir machen das mal am besten mit fünf,sechs unterschiedlichen.Die Pendancies und versuchen mal noch auf anderen Wegen das Ganze zu machenoder andere Leute hatten die Idee auch und haben es auch gut gemacht.
Tim Pritlove
Ja und jetzt stellt sich natürlich die Frage,Wie geht man damit um und kann man da eigentlich was gegen tun?Kurzfristig stellt sich natürlich jetzt vielleicht so die Frage,okay, ist irgendwo in den letzten zwei Jahren auch so ein Maintainership vonirgendeinem Projekt auf jemand anders übergegangen?Weiß man das eigentlich?Wird das irgendwo registriert? Kommt man an die Leute ran, die einem diese Informationen liefern könnten?Wie kann man jetzt überhaupt den Leuten trauen, also auch den aktuellen Maintainern?Also woher weiß man denn, dass nicht irgendwie in allen Bibliotheken MaliciousCode schon am Start ist? weil den Leuten vielleicht, ich meine,in diesem Fall war es ja wirklich ein Wechsel der Personalie.In einem anderen Fall kann es ja auch einfach sein, dass Leute vielleicht,ich denke mir jetzt was aus,ich weiß, ich sage nicht, das ist passiert, aber es ist natürlich auch vorstellbar,dass einfach Druck ausgeübt wird auf Entwickler, die diesen Maintainer Zugriff haben.Durch was auch immer, durch Geld, durch Bedrohung, durch keine Ahnung, was auch immer.Ich meine, wenn genug Geld und Machtgewinn im Spiel ist,dann ist auf jeden Fall meistens selten Ressourcenmangel bei der Anwendung vonsolchen Strategien das Problem.Und dementsprechend muss man sich halt fragen, wie kann man sich denn dagegen absichern?Ist sozusagen diese wunderbare Vorstellung von einer Ansammlung von benevolentenDiktatoren, die sozusagen für diese ganzen Projekte stehen,ist es wirklich ein belastbares Modell in einer Welt,in der so viel Sicherheit im Spiel und auf dem Spiel steht beim Einsatz von Computern.
Linus Neumann
Tja, da wird man sich auf jeden Fall jetzt ein paar Gedanken zu machen.Ich denke, es gibt natürlich jetzt Überlegungen.Wie man derartiges Verhalten vielleicht automatisiert detektieren kann,ob man irgendwelche Tests machen kann.Entscheidend war hier ja, wenn du wirklich das Ding baust, entsteht auf einmal anderer Code.Da gibt es also so dieser ganze Ansatz mit reproducible builds.
Tim Pritlove
Reproduzierbare builds.
Linus Neumann
Also quasi, dass man wirklicheinen deterministischen einen kompilierungsprozess hatdas geht da in eine interessante richtung dann wo man nachher sagen kann okayda gefällt ein binary raus das hat einfach diesen hash und den wird es immerhaben egal auf welchem system man das zu welcher uhrzeit ausführt das sind denke ich technische,unterstützungen dabei derartige aktivitäten in zukunft vielleicht auch zu entdeckenzumindest eine Abänderung.
Tim Pritlove
Die sozusagen jetzt die Differenz zwischen dieser eine Art, aber man weiß janicht, ob nicht auch in dem normalen Code schon irgendwie etwas versteckt ist,weil so genau schaut sich das ja dann am Ende, ja schaut man sich manchmal schon.
Linus Neumann
In dem normalen Kurs sind doch eh Schwachstellen. Also die kommen da ja auchohnehin rein. Also das darfst du auch nicht vergessen.Das ist ja einer der Fehler, die die hier gemacht haben, ist,dass sie halt wirklich eine richtige Backdoor gebaut haben.Profis machen eine Backdoor, um plausible deniability zu haben.Aber ich glaube, als jemand, der in der IT-Security-Bereiche auch arbeitet,glaube ich, jetzt wird Folgendes passieren.Es wird jetzt eine neue Aufmerksamkeit auf derartiges geben.Ich würde hoffen, dass wir noch weitere derartige Aktivitäten finden,weil ich die Wahrscheinlichkeit, dass es die einzige ist, halte ich für relativ gering.Und, also ich sag mal, ich würde mich wohler fühlen, wenn wir noch mehr finden.Und dann werden wir mal schauen.Dass so etwas denkbar ist, ist jetzt auch nichts Neues.Ja, das, vielleicht haben wir da lange, einige Zeit ein bisschen zu naiv draufgeschaut. Habe ich ja am Anfang auch ein bisschen gemacht.Übrigens nix gegen Hippies mit Pferdedecken.Ich wollte da nur das Serotip bemühen, wie man sich das ja so alles vorstelltmit der, mit der freien Software, die die Leute für uns schreiben.
Tim Pritlove
Ich meine, in diesem Fall war halt Open Source betroffen und letzten Endes müssensich natürlich auch die Firmen selber, die jetzt sozusagen ihren eigenen Codehaben, natürlich auch ähnliche Fragen stellen.
Linus Neumann
Ja, aber das wird jetzt nicht, also Open Source zu entwickeln und zu pflegenhat zu viele Gewinne und Vorteile für alle Beteiligten,als dass jetzt die Open Source Entwicklung zum Erliegen käme oder so.
Tim Pritlove
Naja, gut. Schauen wir mal was, wo man ein bisschen Abwechslung bekommen kann. TikTok.
Linus Neumann
Ja, wieder so ein Thema, was ich nicht verfolgt habe. Also,der.Vielleicht hast du das mehr verfolgt. Also mein Eindruck ist,in USA und Europa macht man sich seit längerer Zeit größere Gedanken,dass TikTok schädlich ist für die Kinder.Das ist eine. Und außerdem, dass man TikTok nicht trauen kann,weil das ja aus China kommt.Da kommen dann so geile Sachen raus wie, Kanzler Scholz ist jetzt auch auf TikTokund der hat aber ein extra anderes Handy, weil die China-App darf nicht beim Kanzler aufs Handy.Ist ja auch, ist wahrscheinlich sogar richtig, dass der auf seinem Diensthandy kein TikTok hat, ja.Da würde ich wirklich sagen, das ist wahrscheinlich ganz gut, ja.Ja, gleichzeitig kommen jetzt auch gerade wieder die Anfragen,das ist auch so ein regelmäßiges Ding, also bei presse.ccc.de oder über meinKontaktformular kommen,ich weiß nicht, also kommen immer so in Schüben so, hören die uns ab mit demHandy, ist das Mikrofon an.Wir legen das Handy dahin und dann sagen wir ganz oft was weiß ich,Küche, Küche, Küche und dann, wenn dann irgendwann Werbung für eine fuckingKüche kommt, dann sagen wir, ja, hier, guck mal, der Handy hört uns ab.Also das kommt jetzt gerade auch alles wieder.Also, die Spionage-App aus China, die Manipulations-App aus China und was wirft man TikTok noch vor?
Tim Pritlove
Kinder.
Linus Neumann
Genau, macht die Kinder kaputt. Genau, macht die Kinder kaputt.
Tim Pritlove
Informations-Attacken zu starten. Hartes Wort jetzt.
Linus Neumann
Genau. Und die Amis haben es erfunden.Die machen das mit Facebook und Google und Twitter seit, weiß ich nicht, Jahrzehnten.Aber jetzt macht die Mese das auch. Und jetzt könnte ja jeder kommen.Und jetzt wollen sie das verbieten. Also ist die Geschichte damit nicht zu Ende erzählt?
Tim Pritlove
Naja, sie wollen es ja nicht verbieten, sondern sie wollen es ja nur verbieten,aber wenn es in den USA dann doch noch weiterlaufen soll, dann könnte man es ja auch kaufen.
Linus Neumann
Sie sagen, das darf hier nur noch in den USA betrieben werden,wenn wir das kaufen dürfen.
Tim Pritlove
Ja genau, die Republikaner hatten auch schon ein paar Ideen,wer das so kaufen könnte, als diese ganzen Schergen da von Trump.
Linus Neumann
Peter Thiel und Elon Musk.
Tim Pritlove
Dieser ehemalige Wirtschaftsminister von Trump, dieser Vollidiot,ich weiß nicht mehr ganz genau, wie der heißt.Auf jeden Fall Weil, ja, also natürlich ist das irgendwie alles so ein bisschenabsurd, aber man kann jetzt auch nicht bestreiten, dass diese Probleme wirklich da sind.Weil du kannst ja mal versuchen, irgendwas über das Tiananmen-Massaker irgendwieauf TikTok zu posten, da wirst du nicht so viel Erfolg mit haben.
Linus Neumann
T-I-L.
Tim Pritlove
T-I-L, genau.
Linus Neumann
Tiananmen.
Tim Pritlove
Ja, da siehst du es mal, genau.Genau, für unsere für unsere jüngeren Hörer,Wann war das?
Linus Neumann
Oh, 60er Jahre?
Tim Pritlove
Ah, nein. Das war nicht in den 60er Jahren.Das war also die Niederschlagung der chinesischen Protestbewegung.1989. Genau, Juni 89.Das war so kurz vor Wende war das hier so der große Aufreger.
Linus Neumann
Schön. Es war zu einer Zeit, zu der ich noch sagen kann, dass ich keine kognitive Fähigkeiten hatte.
Tim Pritlove
Ja siehst du mal, und dann weißt du auch nicht, wie das damals so medial aufgeschlagenist und welche Bedeutung das hat und das war halt damals so der große...
Linus Neumann
Aber du sagst, wenn ich mich jetzt dafür interessiere und das herausfinden will, TikTok ist...
Tim Pritlove
Schlechte Quelle.
Linus Neumann
Ach nicht gut.
Tim Pritlove
Nee, nicht gut.
Linus Neumann
Ich dachte das ist K-Maschine.
Tim Pritlove
Naja.
Linus Neumann
Wenn mich weibliche Brustwarzen interessieren würden, dann wäre Facebook nicht der richtige Ort.
Tim Pritlove
Stimmt. Interessierst du dich für weibliche Brustwarzen?
Linus Neumann
Meins, ne?
Tim Pritlove
Okay.Verzicht mir jetzt erstmal nicht weiter. Also was halten wir jetzt davon?Das ist natürlich jetzt in gewisser Hinsicht eine interessante Krise,die sich da jetzt zusammenbraut.Nämlich so bisschen Zauberlehrlings mäßig jetzt haben wir diese ganzen Toolsgebaut und jetzt passen sie uns auf einmal nicht,weil jetzt irgendwie wehe wehe das Wasser überall entlang flutet und Ärger machtund jetzt ist es auf einmal eine Frage der nationalen Sicherheit, weil man halt in einem.Fernduell mit China sich wähnt,Und geopolitische Spannungen um Taiwan eine Rolle spielen und natürlich auchsehr viel im Bereich der Wirtschaftsspionage.Aber eben in zunehmendem Maße auch das Bedenken, dass ebenso wie es die Russennun schon lange Zeit machen, auch die Chinesen über diese Werkzeuge die öffentlicheMeinung im Westen beeinflussen können.Und das sicherlich auf die eine oder andere Art und Weise auch schon tun undsei es erstmal durch das Weglassen von Informationen.Genauso eignen sich aber nun diese Netzwerke auch, indem man den Algorithmusentsprechend anpasst, indem man bestimmte Informationen pusht.Und auch China ist mittlerweile bekannt als Quelle von Desinformation.Nicht nur auf TikTok, aber eben auch auf TikTok,wann auch immer irgendetwas passiert mittlerweile auf dieser Welt,irgendwo ein Terroranschlag oderirgendwie ein Unglück, was dann aber als Terroranschlag gepostet wird.Und dann siehst du halt auf einmal so Fliegen innerhalb kürzester Zeit,tausend Videos und Takes auf diese Sache und was da jetzt wieder sein kann undwer dann dahinter steht.Das ist halt einfach so die Methode der informationellen Kriegsführung,wie man sie auch eben von den Russen sehr stark sieht.Und dieses Gesamtgeschehen, das sorgt jetzt eben im amerikanischen Kongressfür diese Entscheidung, dass man jetzt irgendwie TikTok untersagen will.Und jetzt haben wir natürlich so ein bisschen das Problem, wie bewerten wirdenn das, weil so das komplette Abschalten von irgendwelchen Netzwerken istnatürlich auch problematisch.
Linus Neumann
Ja, also ich,Also das Einzige, was mir daran nicht gefällt an dieser ganzen Debatte,ist dieser dann doch irgendwie so zu tun, als würde Facebook mit Instagram das nicht tun.Also ich weiß ja, ob TikTok jetzt so viel besser ist.Ich habe das irgendwann vor ein paar Jahren mal ausprobiert und ich kann mitdiesem Zeitsenken nicht so viel anfangen.
Tim Pritlove
Aber andere Leute tun das.
Linus Neumann
Genau, andere Leute tun das und das ist sicherlich alles.
Tim Pritlove
Wir hatten jetzt hier gerade diesen russischen Spion irgendwie bei der Bundeswehr,der jetzt irgendwie aufgedeckt wurde, der meinte so, ja er hat sich irgendwie auf TikTok,auf Deeps Videos angeschaut und ist dann dadurch umgestimmt worden und hat sichdann bemüht den Russen irgendwie geheime Informationen zukommen zu lassen.
Linus Neumann
Ja, gut. Also natürlich ist es relevant, wo Menschen ihre Aufmerksamkeit habenund was ihnen da präsentiert wird.Das ist unglaubliche Macht- und Einflussmaschinen.Ganz ohne Frage, ist so.Aber ich kann nicht sagen, dass die Macht- und Einflussmaschine Facebook oderInstagram irgendwie weniger gefährlich wäre.
Tim Pritlove
Nö.
Linus Neumann
Aber es gibt dann Potenzial, dass man sagt, okay, wenn wir Glück haben,also an Twitter kann man sehen, welchen Einfluss ein völlig Irrer an der Spitzeeines solchen Unternehmens hat.Da kann man ja wirklich mal sehr schön sehen, wie so ein Ding kippen kann,wenn da jemand mal wirklich anders möchte.Also das ist glaube ich ein sehr schönes Beispiel dafür, wie stark das Dingdoch dann beeinflussbar ist.Die Manipulation, die das irgendwie ein Mensch davor ruft.Aber ich würde es nochmal gerne benennen, wenn diese Systeme die ganze Zeitsind, die dafür da, oder die werden damit finanziert, dass man Dinge kauft.Dieses, ich glaube ich habe das mal erzählt, dass ich irgendwie auf Instagrameinmal auf so eine Küchenanzeige geklickt habe.Seit Jahren, wenn ich Instagram aufmache, kann ich nur noch Küchen angucken.Also ich muss jetzt irgendwann mal eine Küche kaufen, damit das aufhört.Aber diese Trennung, das sind Aufmerksamkeitsmagnete zum Zwecke der Verhaltensmanipulation,nämlich kauf irgendeinen Shit.Und solange wir das nur für Produkte haben oder so, finden wir es völlig in Ordnung.Und niemand beschwert sich darüber, dass die Dinger damit finanziert werdenund dafür da sind und unsere Kommunikationswünsche ausnutzen und monetarisierenund sammeln und auswerten,nur um uns irgendeine Scheiße zu verkaufen.
Tim Pritlove
Ich schon, ich beschwöre mich da schon immer drüber.
Linus Neumann
Du gibst denen dann Geld dafür, dass die Werbung weg ist. Übrigens,bald hat Google mich auch so weiten will, als wir gerade versucht haben.
Tim Pritlove
Wenn es die Option gibt, man kann ja auch immer noch auf Entzug leben,aber ja, ich will keine Werbung.
Linus Neumann
Am Ende haben beide das gleiche gebaut und ich finde, im Zweifelsfall ist dieseMaschine einfach insgesamt schlecht.Und was ich unschön finde, ist, dass dann gesagt wird, hier,das ist aber jetzt vom Chinesen und deswegen wollen wir das nicht.Und das gleiche Ansatz in Grün, noch viel, viel mächtiger,noch viel, viel mehr Nutzerinnen, noch viel, viel verbreiteter aktuell nochim westlichen Bereich vom Amerikaner, das benutzen wir. Das finden wir in Ordnung.Und das ist so dieser Teil, ich komme nicht so in diese Block und System,denke da ist der Böse, da ist der Feind, da komme ich nicht so ganz rein.
Tim Pritlove
Ja, naja gut. Also ich meine China macht das ja nun schon länger und gibt denUnternehmen halt dann sehr klare Dinge vor.Wenn ihr hier noch in irgendeiner Form tätig sein wollt, dann müsst ihr halt das und das machen.Das gilt halt für Investitionen, dass da irgendwie chinesische Unternehmen beteiligtsein müssen an den Firmen, die sich in China niederlassen.Und es gilt natürlich dann auch für, wo sind die Daten gespeichert,also wenn ihr da irgendwie was in die Cloud schreiben wollt,dann muss die Cloud aber auch in China stehen und da passieren dann andere Dinge,als wenn die Server in den USA stehen und viele westliche Unternehmen lassen sich darauf ja auch ein.Und natürlich ist das sozusagen so ein bisschen off-concern und der Westen kommtjetzt sozusagen auch in diesen, ob es den Geschmack oder sieht sich dazu gezwungen,Einflussnahme von außen einzuschränken oder im Idealfall sogar zu verhindern,indem man Strukturen schafft, wo man eben Druck auf diese Unternehmen ausüben kann.So, also das ist ja eigentlich auch so eine Aussage. Ich meine,dass man das jetzt so über Ownership macht, finde ich ja ganz interessant.Das ist jetzt so ein neuer Spin.
Linus Neumann
Es gibt noch eine andere Perspektive, die man zumindest unterstellen kann,die zumindest naheliegend ist.Und das ist einfach Wirtschaftsprotektionismus.Also.
Tim Pritlove
Ja, na gut, ich meine, das würde ja dann implizieren, dass jetzt TikTok sozusageneine große wirtschaftliche Gefahr darstellt.Das sehe ich jetzt nicht. Das ist zwar sicherlich nicht unerfolgreich.
Linus Neumann
Also im Gegensatz zu Instagram wächst das, ne?
Tim Pritlove
Ja gut, aber solche Dinge können sich dann halt auch wieder ändern.Das ist jetzt aber nicht so, dass jetzt die amerikanische Wirtschaft droht denBach runter zu gehen, weil TikTok erfolgreich ist.
Linus Neumann
Ja, aber Wirtschaftsprotektionismus musst du auch früher machen.
Tim Pritlove
Ja, also meine Wahrnehmung ist, dass es eher unter Sicherheits- und Kontrollaspektenjetzt zu dieser Entscheidung kam und nicht so sehr unter wirtschaftlichen,weil dann könnte man ja im Zweifelsfall auch irgendwie über Zölle oder sowas reagieren.
Linus Neumann
Ja, also ich denke, dass das eine unliebsame Konkurrenz ist,das würde ich nicht von der Hand weisen.
Tim Pritlove
Es hat auch was mit medialer Kontrolle zu tun.Also es ist immer ein bisschen schwierig mit diesen Zahlen und die,die ich gehört habe, habe ich jetzt auch nicht mehr so komplett im Kopf.Aber du kannst mal davon ausgehen, dass mehr Leute über TikTok ihre Nachrichtenwahrnehmen mittlerweile in den USA als jetzt über alle anderen FernsehsenderCNN und so weiter zusammen.Das heißt, das ist schon eine extreme Einflussmaschine und während du eben fürdie anderen Medienkonzerne in den USA,da wäre es mal nur bei dieser USA-Perspektive, entsprechende Regeln hast undKontrollmechanismen und Bestrafungsmechanismen, die sicherlich nicht weit genug gehen in den USA,wenn man sich den Medienzirkus dort anschaut, aber zumindest existiert das ja.Und über das Internet und über solche Systeme kommen halt jetzt sozusagen vollkommenunkontrollierte Nachrichtenkanäle rein und die sind halt einfach ein Einfallstorfür ungezügelte Disinformationen,die halt stattfinden kann.Und mit Disinformationen kennen sie sich halt schon aus, bloß aus China undaus Russland wollen sie sich das jetzt nicht unbedingt eintreten.Das ist schon, finde ich, die primäre Motivation für diesen Move,ob das jetzt die richtige Maßnahme ist.Keine Ahnung. Also ich bin mir jetzt auch nicht so sicher, wohin hier die Reisegeht, aber das ist zumindest die Auseinandersetzung, die hier stattfindet undwir werden diese Diskussion sicherlich auch in Europa bald führen.
Linus Neumann
Jaja, die fängt in Europa jetzt schon an.Europa fängt jetzt an zu sagen, lass uns mal gucken, ob die gegen irgendwelcheEU-Richtlinien verstoßen und so weiter.
Tim Pritlove
Ja, ich meine nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine,also der Krieg läuft schon seit zehn Jahren, aber nach der Invasion in der Ukrainevor zwei Jahren, es hat nicht lang gedauert und dieser Fernsehsender RT istsozusagen hier über die lokalen Kanäle nicht mehr empfangbar gewesen.Also von Kabelnetzen geflogen etc.
Linus Neumann
Ach ist der weg?
Tim Pritlove
Ja, also sicherlich kriegst du ihn noch von irgendeinem Satelliten,aber sozusagen ist es aktiv dagegen vorgegangen worden.Das kannst du aber halt mit diesen sozialen Netzwerken nicht machen.So und man sieht ja was es mit den Leuten macht.Wir sehen das Treiben der AfD, wie jetzt in den letzten Wochen aufgedeckt worden.Ist, dass viele Politiker hier Geld bezogen haben aus Russland und dass siejetzt schon seit längerer Zeit russische Talking Points verbreiten.Und jetzt war jetzt glaube ich auch noch China bei einem Mitarbeiter im Bundestagjetzt sozusagen auch noch dazu.
Linus Neumann
Also das sind nicht irgendwie ein Mitarbeiter, das sind direkte Mitarbeitervon Maximilian Krah, dem Oberführer, der da auf EU-Ebene antreten will.Also ey, was für eine... Warum geht es denn nur so scheiß Nachrichten?
Tim Pritlove
Ja, dann lach mal. Lach mal ordentlich mal drüber.
Linus Neumann
Also über diesen Maximilian Krack kannst du ja nur lachen.Was ist das für ein blöder Schützenfestsäufer.Also wirklich ey. Das ist doch wirklich die ärmste Sau.
Tim Pritlove
Ja gut, aber diese ganz ehrlich.
Linus Neumann
Irgend so ein blöder Fettsack mit so Lappenhaaren, der irgendwelche dummen Scheißvon sich gibt und dann irgendwie, ich mein, Kennst du dieses Video?Wahrscheinlich gibt es das auf TikTok, wo der irgendwie sagt,echte Männer sind rechts.Der redet einen Scheiß. Und das gucken sich dann irgendwie kleine Jungs an undsagen, ja genau, die Frau gehört in die Küche.Also hast du den mal fünf Minuten reden hören?
Tim Pritlove
Natürlich habe ich den nicht fünf Minuten reden hören. Ich höre mir keine AfD an.
Linus Neumann
Also dieses...Ja gut, musst du nur Markus Lanz oder Thilo Jung anmachen.
Tim Pritlove
Das mache ich ja auch nicht.
Linus Neumann
Das sind die ja die ganze Zeit. Aber dieser Kral, das ist ein Idiot vor dem Herrn.
Tim Pritlove
Ja, aber ich meine, das ist ja vollkommen klar, aber das sind ja nützliche Idioten,weil das sind Idioten, die halt sozusagen machtgeil sind Und die letzten Endesdem Herrn, der am meisten in sie hinein investiert, dienen.Und wenn das dann halt eine ausländische Macht ist, dann ist das halt so.Hauptsache die Kohle stimmt. Das ist das Problem. Und diese Leute ohne Gewissenund ohne ausreichenden Hang zu dem Grundgesetz sind natürlich Einfallstore.Aber zurück zu den sozialen Netzwerken, das sind dann eben auch die Werkzeuge,die hier zum Einsatz kommen und es ist ja nicht nur das, was jetzt die AfD selbstabsondert, sondern es ist eben auch das,womit das Ganze dann flankiert wird durch die Algorithmen.Das ist schon ein reales Problem, das muss man jetzt sehen, weil es mischt sich eben mit allem.Es mischt sich mit diesen absurden Challenges, die da auch nochmal für Problemesorgen, aber es mischt sich eben vor allem mit gezielter Desinformation.Und ich meine, dass Leute was falsch wahrnehmen und falsch berichten, das ist so das eine,aber dass man eben diese Systeme benutzt, um wirklich gezielt für eine Verunsicherung herbeizuführen,eine Welt zu schaffen, in der die Leute nichts mehr glauben.Ich meine, wir wundern uns immer, warum manche Leute einfach vollkommenen Unsinn glauben.Das ist halt einfach ein Symptom, die resultiert aus einer Bombardierung mittausend Sachen, die keinen Sinn ergeben. Und genau das ist das Ziel dieser Propaganda.Auch immer die Marschrichtung der Russen. Du erzählst einfach so viel Quatschund so viel, du kannst es auch so sehen und so sehen und so sehen,bis irgendwie gar nichts mehr wahr ist.Und dann zählt einfach nur noch das Gefühl und das Gefühl, das wird halt einfachdurch Angst geschürt. Du machst einfach für irgendwas Angst und in dem Moment,wo die Leute Angst haben, regiert die Dummheit.
Linus Neumann
Ja, aber glaubst du denn ernsthaft, also glaubst du wirklich,dass den Zugang zu versperren, dass das die Lösung ist? Ich frage mich ganz ehrlich.
Tim Pritlove
Hab ich nicht gesagt. Ich hab nur gesagt, das ist das Problem.
Linus Neumann
Ja super. Ja, das hast du ja auch benannt. Aber lass uns mal überlegen. es mag ja sogar sein.Ich wäre grundsätzlich würde ich mich an einem,würde ich sagen, ich bin da, dass ich nach einer Information,Kannst du im Zweifelsfall nicht vorenthalten und man sollte sie im Zweifelsfall zugänglich machen.Also ich glaube nicht an Zensur.
Tim Pritlove
Aber sollte eine Disinformation auch zugänglich gemacht werden?
Linus Neumann
Ich würde ja jetzt erstmal davon ausgehen, dass man erstmal alles zugänglichmachen kann und sich dann im Zweifelsfall schon das Richtige durchsetzt.Jetzt wird das Ganze kombiniert mit diesen Aufmerksamkeitssuchtsystemen,wo eben nicht die Information so nüchtern wie möglich bereitgestellt wird und googlebar ist.Oder irgendwie irgendein Algorithmus für Relevanz da ist, den dann vielleichtein paar Leute versuchen zu gamen, aber am Ende kommt schon irgendwie alles durch.Sondern wir haben halt jetzt irgendwie diese Suchtmaschine, die außerdem verkürzteDarstellungen belohnen.Also, die haben ja unseren kompletten Informationskonsum auch geändert.Und natürlich erkenne ich, dass das eine äußerst unschöne oder für das menschlicheGehirn sehr ungünstige Entwicklung ist,wenn wir unseren Marktplatz der Ideen irgendwie in eine Shopping Mall verwandeln.Und, aber ich glaube, ich weiß halt nicht, ob wir verbieten,dass, wenn es die Chinesen machen, die Lösung ist, wenn wir sagen,wir erlauben es aber Facebook.Also ich glaube, dass man, ich würde sagen, das Problem ist sogar noch größer.Also ich würde zum Beispiel sagen, yo, lass uns TikTok verbieten,machen wir sofort morgen, Eisenhardt.Aber dann lass uns Facebook und Instagram und Twitter direkt mit verbieten. Nur noch Mastodon.Dann sind die Leute rucki zucki wieder raus aus dem Internet.
Tim Pritlove
Oder einfach Algorithmus verbieten.
Linus Neumann
Wie Algorithmus verbieten?
Tim Pritlove
Naja, so algorithmische Timelines verbieten.
Linus Neumann
Und dann?
Tim Pritlove
Dann folgst du nur noch dem, was du folgen willst. Und du kriegst nichts mehrvon der Seite reingeschoben.Das ist natürlich so das Prinzip von Werbung.
Linus Neumann
Werbung muss da auch weg. Das verbieten wir als allererstes.Das verbieten wir noch heute Abend.
Tim Pritlove
Werbung müsste dann zumindest einer klareren Kontrolle unterliegen. Wo kommt das her?Wer zahlt dafür? Muss bezahlt werden.Desinformation kommt ja kostenlos. Wird von dem Algorithmus einfach so reingedrückt. So.Desinformation lohnt sich nicht als bezahlte Werbung so richtig.Also in einem bestimmten Maße vielleicht auch noch, aber das ist dann schonmal eine ganz andere Sache und dann kannst du eben auch sagen, okay, wo kommt es her?Oder zumindest kannst du dann versuchen, da eine entsprechende,Nachweisbarkeit zu schaffen. Es ist jetzt so ein bisschen ins Blaue hineingeregelt,aber das eigentliche Problem ist diese automatische Bespielung durch einen Algorithmus.Keine Ahnung, ob mir ohne einen Algorithmus die YouTube Homepage noch Spaß machenwürde, aber zumindest würde mir die YouTube Homepage,die ich kriege, wenn ich nicht eingeloggt bin, mehr Spaß machen.Das ist schon irgendwie alles ganz schlimm.Also klar, es ist ein Spannungsfeld. Ich sage auch nicht, ich habe jetzt hier die Lösung,aber es ist auch klar, dass wir es jetzt hier mit einem Problem zu tun habenund bei diesem Problem geht es jetzt nicht nur um,was mehr verkauft wird oder nicht oder auch nicht nur um die Sicherheit unsererKinder, sondern es geht halt unter Umständen auch um alles.
Linus Neumann
Um alles?
Tim Pritlove
Naja, Krieg und Frieden und so.
Linus Neumann
Also ich glaube, da bist du jetzt ein bisschen zu verbissen.Ich glaube, es geht nur um lustige TikTok-Videos.Ja, also würdest du sagen, also du hast jetzt das Problem geschildert,anerkannt, wir sind uns über das Problem einig.Wir sind uns auch darüber einig, dass das Ausmaß des Problems wahrscheinlichnoch größer ist. So, TikTok-Verbot, ja oder nein?
Tim Pritlove
In den USA?
Linus Neumann
Ne, also findest du das gut oder nicht?
Tim Pritlove
Was genau finde ich jetzt gut? TikTok? Ja, bist du für ein TikTok-Verbot?Also mir würde ja im Leben nichts fehlen, wenn es TikTok nicht gäbe,von daher kann ich das relativ leicht sagen.
Linus Neumann
Dann können wir auch das Gras von mir aus wieder verbieten.
Tim Pritlove
Es muss an dieser Algorithmus-Sache irgendwas getan werden.Es muss Auflagen dafür geben.Und wenn die nicht erfüllt sind, dann darfst du so einen Dienst ja auch nicht haben.
Linus Neumann
Also du willst Algorithmen besser regulieren.
Tim Pritlove
Es muss also auf jeden Fall eine Verantwortlichkeit geben, wenn du in Deutschlanderreichbar sein willst.Und da kommen wir natürlich gleich wieder in den nächsten Problembereich rein,nämlich der Sperren. Also dass du eben wirklich diskutieren musst,ob Dienste nicht erreichbar sein können in einem Land.Das ist ja sozusagen die Konsequenz daraus, weil wenn die dann trotzdem da sindund drauf scheißen, wie wir das hier so rechtlich sehen,dann hat man ja sozusagen überhaupt gar kein Druckmittel.
Linus Neumann
Also den USA ist also das US TikTok erfüllt diese Anforderungen.
Tim Pritlove
Welche Anforderungen?
Linus Neumann
Ähm,Das 60% von TikTok sind schon in US-amerikanischer Hand mit Sitz in einem Steuerparadies,aber die Kontrollrechte sind in chinesischer Hand.Alright. wir sind uns einig, das Problem ist auf jeden Fall noch ein bisschen größer als TikTok.Okay, super. Dann haben wir noch so einen gemeinsamen Boden gefunden.Ich weiß halt nicht, also ich würde lieber diese ganzen sozialen Netzwerke verbieten als nur eins.
Tim Pritlove
Klar, aber wir müssen also die generelle Sache ist, können diese medialen Netzeauch eine Waffe gegen diese Gesellschaft sein? Nein, und das zeichnet sich meiner Meinung nach ab.Und das können wir nicht einfach ignorieren. Da müssen wir schon drüber diskutierenund auch eine Lösung finden.
Linus Neumann
Vielleicht ist ja die Bezahlkarte eine Lösung.
Tim Pritlove
Das habe ich mir auch gerade gedacht. Das scheint doch so eine tolle Lösungzu sein, so ein universeller Zauberstab, den man einfach so einmal von linksnach rechts durch die Luft und dann kleine Sparks.
Linus Neumann
Es ist einfach nur ein also das ist auch wieder so ein Thema,was ich nicht so mitbekommen habe.Aber wenn ich das richtig zusammenfasse, also was ich da jetzt so gehört habe,ist Asylsuchende, geflüchtete Menschen in Deutschland oder auch auf dauerhaftenAufenthaltsstatus wartende,die finanzielle Unterstützung vom deutschen Staat bekommen,sollen die nicht mehr Bar bekommen.Die sollen kein Bargeld mehr kriegen. Aktuell kriegen die Bargeld und dann könnendie mit dem Bargeld Dinge kaufen.Und jetzt sollen die eine Karte kriegen. Denkt man sich erstmal?Interessant, weil man ja Karten in Deutschland eigentlich immer noch nicht soein anerkanntes Zahlungsmittel sind.Aber das bessert sich ja so ein bisschen. Jetzt sollen die mit einer Karte zahlen.Auf den ersten Blick denke ich, naja, okay, warum nicht?Und dann wird aber gesagt, ja, bei der Karte, also wollen wir ein bisschen kontrollieren,mit der Karte sollen die kein Bargeld abheben können,und mit der Karte können die nicht im Ausland zahlen und wir können da so potenziellmal so ein bisschen Kontrolle darüber darüber einnehmen, wo die ihr Geld so ausgeben.Und dann denkst du dir, okay,warum brauchen wir das denn? Und als Begründung wird dann angeführt,ja, sonst schicken die Geld zurück an die Schleuser.Und du denkst dir so, hä? Also was ist das?Also wer das eine solche Argumentation vorträgt, der gehört doch sofort weggeschickt,wie kommt man denn mit so einem Quatsch weiter weißt du, die Schleuser,klar, die sagen pass auf, Jungs,ihr wollt in ein anderes Land,ihr wollt in ein anderes Land auf einem anderen Kontinent, kein Problem ich bring euch da hin,ich bring euch in ein anderes Land und.
Tim Pritlove
Dann stottert ihr das ab.
Linus Neumann
Ja, dann macht ihr am besten mit Bargeld Geld.
Tim Pritlove
20 Euro pro Monat für die nächsten 30 Jahre.
Linus Neumann
Weißt du was, ey, wer kann denn so einen Scheiß reden?Und vor allem, weißt du, dir gibt doch jemand, der dich ins Ausland bringt, ne?Jemand, der dich ins Ausland schleust, der nimmt doch kein Kredit,der gibt dir doch keinen Kredit.Der ist doch nicht bescheuert. Der lässt dir das Geld doch selbstverständlichvorhergeben. und mal ganz ehrlich, also eins kann ich dir sagen,Tim, also würden Schleuser,Kredite anbieten, ne? Also eine Sache würde ich dir sagen, auf jeden Fall werden,noch ein bisschen mehr Leute hier. Ja?Weil einer der limitierten Faktoren, warum die nicht hier hinkommen ist,das Geld, was die nicht haben.Ja, und wenn da jetzt irgendwie so die deutsche, was weiß ich,die deutsche Pfandbriefbank sagt so, Schleuserkredit.Was für ein Scheiß! Was für ein Scheiße!Ehrlich, wie kann man denn so einen Scheiß reden?
Tim Pritlove
Na, kann ich dir sagen. Das ist einfach. Das ist ein Scheiß-Argument.
Linus Neumann
Aber wir bedienen rassistisches Rassentiment. Deswegen sagt Alia Woll.
Tim Pritlove
Genau, und vor allem, du könntest ja dann, also die Alternative wäre ja dazu,den richtigen Grund zu nennen.Der ist aber nicht so geil für das Framing.Weil, wenn da wirklich Geld verschickt wird, dann bestimmt nicht an Schleuser,sondern an die Familie in der Heimat, die auch noch Unterstützung braucht unddie gerade nicht geflüchtet ist.Aber es macht sich halt nicht so geil, wenn du jetzt sagst, die wollen ja nur ihrer Familie helfen.
Linus Neumann
Ey, das ist so bescheuert. Und ey, also ich.
Tim Pritlove
Und vor allem, dass Bargeld das Problem sein soll.
Linus Neumann
Also wenn Bargeld ein Problem ist, dann hat Deutschland ein ganz anderes Problem.
Tim Pritlove
Also, Also ein Argument verstehe ich ja, nämlich dieses, dass diese Behördenselber kein Bargeld mehr ausgeben sollen, weil natürlich die Ausgabe von Bargeldein erhöhter Aufwand ist. Da bin ich ja voll dabei.Insofern ist es auch überhaupt gar kein Problem, den Leuten so eine Karte bereitzustellen.
Linus Neumann
Das könnte denen auch ein Konto geben.
Tim Pritlove
Da müssen sie ja dann zwangsläufig haben.Naja, also sie haben ja dann quasi ein Konto.Sie haben ja dann ein Konto, was sie nicht überziehen können,was von der Behörde mit dem Geld bestückt wird.
Linus Neumann
Und eine Karte, mit der sie am Geldautomaten kein Bargeld bekommen.
Tim Pritlove
Genau, das ist halt das Ding. Aber man darf halt damit bezahlen,aber man darf sich damit kein Bargeld geben lassen.Was natürlich in Deutschland besonders albern ist, weil du natürlich hier invielen Orten nur mit Bargeld überhaupt vorankommst.Das heißt, du wirst ja dann von der Teilhabe an der Gesellschaft nochmal weiterausgeschlossen als ohnehin schon als Asylbewerber.Aber diese Vorstellung, dass das Abheben von Geld dazu führen würde,dass dann Schleuser oder eben dann vielleicht auch nur die Familie bezahlt wird,das scheitert ja schon daran,wenn du dir anschaust, wie wenig Geld die Leute überhaupt bekommen.Also wenn die sozusagen überhaupt damit durchkommen wollen und ein halbwegs nachvollziehbares,würdiges Leben hier leben, was ohnehin schwierig ist unter diesen Bedingungen,weil die kommen ja hierher, sind teilweise hoch ausgebildet und dürfen nicht arbeiten.Ja, und wenn dann nur irgendwelche niederen Tätigkeiten, da bleibt ohnehin nicht viel Geld übrig.Das Geld, was da übrig bleibt, reicht bestimmt nicht für Schleuser.
Linus Neumann
Also, wirklich, was für ein Quatsch. Und ich glaube, man löst damit kein Problemund man schafft eine ganze Menge Neuer.Inklusive Grundrechtseinschränkungen. Ich meine, die wollen den Einsatzbereichauf Postleitzahlenbereiche eingrenzen.
Tim Pritlove
Das wird bestimmt auch total super funktionieren, wenn dann die Abrechnungssystemein anderen Städten sind.
Linus Neumann
Du kannst das Konto aber wiederum zum Beispiel nicht mit Paypal verbinden,um irgendwo anders, also das ist wirklich,es ist richtig Quatsch, ja, also das ist eine richtig dumme Idee und ich binjetzt noch nicht mal ein Verfechter von vollkommener Nichtüberwachung finanzieller Ströme,dafür haben wir genug kriminelle, wo man das anschauen muss.Aber das ist doch wirklich, also du gängelst irgendwie die Schwächsten,die in deiner Gesellschaft noch Zuflucht suchen.Und was wir teilweise für Potenziale ja auch haben, die aus anderen Ländernzu uns kommen, die dann hier am langen Abend versauern, weil ihnen keine Chance geboten wird.Weil sie dann, da haben sie irgendwie eine Ausbildung gemacht,haben jemanden, der sie übernehmen will, alles gut,ja in irgendeinem Job, für den sich jeder deutsche Internet-Nörgler zu schadeist, nämlich morgens früh aufstehen und Brötchen backen ja.Da gibt's ja Leute, die sagen, den Job mach ich ist voll geil,mach ich, möchte ich machen, hab ich gelernt ich hab die Ausbildung und dannwird gesagt, nee, du wirst jetzt abgeschoben du nimmst ja sonst hier einen vonunseren Sofa nörgeln, Arbeitsplatz weg oder was.Also das ist so bescheuert. Das ist so dumm.Und dann sagst du, pass auf. Und übrigens, jetzt versäuern wir dir das Lebennoch damit, dass du irgendwie eine blöde Karte kriegst, wo wir kontrollieren,wofür du die paar hundert Euro ausgibst, die wir dir geben.
Tim Pritlove
Ja, ist einfach lächerlich und schämt sich dafür.
Linus Neumann
Ja, man schämt sich dafür. Vor allem, weil es wirklich einfach nur aus aus irgendeinemRassismus getrieben ist, aus irgendeiner dummen Idee.Es gibt so viele große Probleme, die man lösen kann und was der Scheiß wieder kostet.Das ist das nächste große Digitalprojekt, was Deutschland dann gegen die Warenfragen kann.Weißt du, dann hast du irgendwann so eine Karte, wo wenn die bei Null ist,dann fängt die wieder oben bei Tausend an.Und, ja, die werden das auch noch verkacken.Aber nee, weißt du was, die werden es viel geiler verkacken.Die werden es auf eine Weise verkacken, Dass du irgendwie so regelmäßig dannalle mit so einer Scheißkarte auf einmal nicht mehr bezahlen können.Und dann stehen die im Supermarkt und das Ding macht Piep und die können ihreFanta-Dose nicht bezahlen oder was sie sich gerade kaufen möchten von ihrem von dem ganzen Geld.Ja? Und dann steht der Deutsche an der Kasse Ha, hast du wieder alles ausgegebenam Anfang des Monats, ne?Das ist doch alles Scheiße.Alter.
Tim Pritlove
Also wir sind dann nicht dafür.
Linus Neumann
Nee, das ist einfach nur dumm. Ich fände es schön, wenn die mal was Sinnvolles machen würden.
Tim Pritlove
Komm, lass uns mal schauen, was wir hier bei Logbuch Netzpolitik überhaupt fürKriminelle in der Sendung haben.
Linus Neumann
Ja, ein wunderschönes Foto von Thomas, veröffentlicht bei Netzpolitik.org mit Sonnenbrille.Da sieht er aus, als würde erin Crooks mitspielen. Denn diese Serie auf Netflix, hast du die geguckt?Die ist gut, die kannst du mal gucken. Das war wirklich unterhaltsam.Spielt der mit? Der spielt da mit?Nein, spielt nicht mit, aber der sieht so aus wie einer der Charakter,also könnte ein Charakter aus dieser Serie sein.
Tim Pritlove
Auf jeden Fall.
Linus Neumann
Wir haben auch darüber berichtet, dass es in Österreich das epidemiologische Meldesystem,gab oder immer noch gibt, ich glaube, die melden auch andere Epidemien da drin,Das hat besondere Relevanz erlangt.Hier, Today I Learned 2020 ist eine Pandemie, hat den Planeten heimgesucht.
Tim Pritlove
Wirklich?
Linus Neumann
Ja.
Tim Pritlove
Den ganzen?
Linus Neumann
Fast, ja. Ich glaube es gab so zwei, drei Völker auf Inseln.
Tim Pritlove
Die… Haben nix mitgekriegt.
Linus Neumann
Weiß man nicht, vielleicht haben sie es nicht. Und da hat das epidemiologischeMeldesystem eine Rolle gespielt.Da wurden Corona-Daten drin erfasst und da wurden so Zertifikate relativ laxverteilt, die irgendwie in allen möglichen Händen waren.Da waren 225 von im Umlauf und eins davon lief auf eine Laborfirma,die schon gar nicht mehr hätte zugreifen dürfen.Die konnte aber noch zugreifen und so konnte man mit diesen Zertifikaten wäre es möglich gewesen,erstens die personenbezogenen Daten, die in diesem System sind,abzufragen, falsche Laborergebnisse einzuspielen und weil eben diese Zertifikatenicht personalisiert waren.Das hatte Epicenter gefunden, also Thomas und seine Kolleginnen und Kollegenund haben das zusammen mit demStandard aufgedeckt und dann auch an das Gesundheitsministerium gemeldet,bevor sie es veröffentlicht haben und so weiter und so fort.Die Schwachstelle wurde behoben und dann haben aber Beamte aus dem GesundheitsministeriumAnzeige nach Paragraf 118 StGB, Achtung, österreichisches StGB,widerrechtlicher Zugriff auf ein Computersystem gestellt.Das wurde dann Thomas ein Jahr später mitgeteilt und jetzt dann ein weiteresJahr später wurde dieses Verfahren eingestellt.Jetzt ist natürlich wieder klar, da gehst du als Datenschutz-NGO hin,meldest eine Sicherheitslücke in einem epidemiologischen Meldesystem an dasGesundheitsministerium.Und dann wirst du, dann läuft da zwei Jahre ein Ermittlungsverfahren gegen dich.Das zeigt natürlich einfach nur, wie völlig bescheuert diese Vorgehensweisehier ist und dass das Verfahren so lange aufrechterhalten wurde,lag hoffentlich einfach mal daran,dass es sich so wenig darum gekümmert wurde, dass es noch nicht mal abgeschlossen wurde.Das wäre jetzt meine Hoffnung, ja. Natürlich ist das mal wieder eines der immer wieder auftretenden,dennoch seltenen Beispiele von Hackerparagraphen gegen gute.Benevolente Hacker. Ich möchte nur an dieser Stelle nochmal sagen,weil wir immer mehr so beim CCC Meldungen kriegen,yo ich hab hier was gefunden, meldet ihr das mal, ich hab keinen Bock verklagt zu werden.Und das ist, ich möchte nochmal dazu sagen, das ist äußerst,äußerst, äußerst selten, dass so etwas passiert.Und das ist nichts, wovor man Angst haben muss.Und ich weiß nicht, wie viele Sicherheitslücken ich schon gemeldet habe.Und es war noch nie jemand so blöd, mich dafür wirklich anzuzeigen oder zu verklagenoder Ermittlungen angehen zu lassen.Man hört natürlich von den Fällen, weil wir die hier behandeln,weil wir hier auf einen Missstand hinweisen.Aber in den...Und es ist einfach äußerst unwahrscheinlich, dass einem so etwas passiert undauch in diesem Fall jetzt nicht mit wirklich negativen Konsequenzen.Ja, da wurde jetzt niemand bestraft oder so.Natürlich ist das nervig, ja, aber.
Tim Pritlove
Aber es gab negative Konsequenzen, das hat die irgendwie 15.000 Euro gekostet,die nicht vollständig jetzt von Rechtsschutz abgedeckt waren und das ist natürlichauch Zeit und Aufwand und Nerv und du hast jetzt irgendwie auch keinen Bockund das ist jetzt sagen wir mal auch für so jemanden wie Thomas,der zwar sagen wir mal eine dicke Haut hat, sieht man auch auf dem Foto,Lederjacke und so, also kann auf jeden Fall einiges ab.Aber trotzdem, ich meine, das ist jetzt nicht so das beste Gefühl,was du hast, wenn du weißt, der Staat hängt jetzt hier gerade mal so eine Anzeigehinten an dich dran als Tech, wo du auch mal drei Jahre für einen Knast kommen kannst.
Linus Neumann
Ja, das stimmt, aber die Wahrscheinlichkeit ist halt äußerst gering.
Tim Pritlove
Ja gut, aber trotzdem hast du es halt an der Backe.
Linus Neumann
Ja, das ist richtig, aber du kannst auch, also weißt du, man muss ja schon,also die Wahrscheinlichkeit ist dennoch so gering, dass sie dich nicht davonabhalten sollte, eine solche Meldung zu machen.Weißt du, darauf will ich ja hinaus.Genau das Verhalten, das der gesamtgesellschaftlichen Sicherheit und der demokratischenDebatte über realistische Bedrohungsszenarien dienen würde, wird durch die aktuelleLage, also unter Umständen bestraft.Beziehungsweise durch das hohe rechtliche Risiko und den enormen Aufwand zumindestder Untertitel. Das ist alles absolut richtig, natürlich.Also ich schließe mich dem ja völlig an. Ich möchte nur sagen,lasst euch bitte nicht davon ermutigen, die Wahrscheinlichkeit,dass einem so etwas passiert, ist trotzdem enorm niedrig.Ja, man hört nur halt von diesen Fällen, weil wir die hier behandeln.Naja.So, und Neub hat ein neues Betätigungsfeld, None of Your Business,wir sind ja gerade bei unseren Ösi-Freunden, Max Schrems, die haben gesagt,ChatGPT soll aufhören zu lügen.Und das ist natürlich auch ich meine, die legen natürlich auch den ich meine,also die sagen,Also folgendes ist die Argumentation, die sie vortragen. Sie sagen so,in der EU verlangt die DSGVO, die GDPR,dass Informationen über Individuen, über Einzelpersonen akkurat ist,dass sie vollen Zugriff haben auf die Information, die gespeichert wird undauch die Informationen über die Quelle.Ja und das ist jetzt, also das ist dieses klassische Ding, wenn ich mit einemUnternehmen in Kontakt bin oder so, die Daten über mich gespeichert haben,kann ich sagen, ich hätte gerne alle Daten, die ihr über mich habt und ich hättegerne, ich würde gerne wissen, woher ihr die habt.Und ich kann dann auch sagen, löscht die bitte.DSGVO, Auskunftsersuchen, Löschungsersuchen und so weiter, alles rechtlich geregelt.OpenAI sagt, dass sie nicht in der Lage sind, inkorrekte Informationen bei ChatGPTzu korrigieren, geschweige denn zu entfernen.Außerdem stimmt auch und sie sagen dass sie,also das englische Zitat hier ist hier Factual accuracy in large language modelsremains an area of active research also Faktengenauigkeit und Faktentreue insolchen Modellen ist ein Bereich der aktiven Forschung,und jetzt Jetzt gehen die Neubs hin und sagen, naja, okay, dann reichen wirjetzt Beschwerde ein bei der österreichischen Datenschutzbehörde,wo es nämlich offenbar hier ein System betrieben wird, ein Computersystem,das Informationen über Individuen sagt und eben den DSGVO-Anforderungen nicht entspricht.Und ja, also ich glaube, die haben inhaltlich recht.
Tim Pritlove
Na die Frage ist, betrifft diese Regelung, diese Anwendung eigentlich wirklich?Also ist das, was ein Large Language Model macht, eine solche Wissensbasis?Und ich würde das in Zweifel ziehen.
Linus Neumann
Moment, du fragst die ganze Zeit Chat-GPT für Wissen.
Tim Pritlove
Ja, aber ich erwarte nicht unbedingt,dass jetzt Fakten, insbesondere nicht einzelne Daten von Personen,von irgendwelchen Personen in irgendeiner Form richtig sind.Also es ist ja auch eine Frage, was erwarte ich von diesem System?Was verspricht mir dieses System auch?
Linus Neumann
Nein, nein, nein, es geht nicht darum, was dir dieses System verspricht.Es ist völlig unerheblich, was es dir verspricht.
Tim Pritlove
Wieso?
Linus Neumann
Für dein Recht unter Datenschutz ist relevant, dass dieses System offensichtlichAuskunft über persönliche Daten von dir gibt.
Tim Pritlove
Tut es das?
Linus Neumann
In diesem Fall ist es ja, also es sagt dir Beispiel, es sagt,es verbreitet potenziell unwahre Informationen, also es verbreitet potenziellunwahre Informationen.Du kannst ihm auch nicht sagen, verbreite, hör auf Informationen über Tim Pridloffzu verbreiten Du kannst ihm auch nicht sagen, sag wo sag wo du das her hast,und du kannst auch nicht sagen sag mir alles, was du weißt,und das sind, das heißt dieser komplette Bereich der DSGVO,ist, und das ist nun mal gesetzliche Rechte, die du hast nicht,was du von dem System erwartest sondern Rechte, die du hast bei jedem Unternehmen, was Daten,von dir verarbeitet und zugänglich macht für andere, oder auch nicht für andere zugänglich macht.
Tim Pritlove
Ja, aber es verarbeitet ja gar nicht die Daten von mir.
Linus Neumann
Natürlich hat sie die Daten verarbeitet woher weiß es denn sonst.
Tim Pritlove
Wann du Geburtstag hast Ich habe doch da gar keine Daten abgelegt.Es hat öffentliche Daten von mir.
Linus Neumann
Ja, das stimmt, aber auch dann hast du diese Auskunftsrechte.
Tim Pritlove
Also wenn jetzt ein Geburtsdatum, was in der Wikipedia steht,von jemand anderem wiedergegeben wird, dann ist das falsch?
Linus Neumann
Ja, aber wir haben ja zum Beispiel hier auch schon Fälle behandelt,wo Leute aufgrund von Persönlichkeitsrechten Google-Ergebnisse gelöscht haben,weil sie gesagt haben, Google verarbeitet Daten über mich unter einem Suchbegriff.Also hat Google ein Profil von mir und da habe ich Einsichtsrechte,Auskunftsrechte und Löschungsrechte.Und dann haben die Google-Treffer zu ihrem Namen.Das ist ja der Hinweis, wenn eine Person googelt, steht da, wir geben die Ergebnisse zu einer Person.Es kann sein, dass diese Ergebnisse von der Person beeinflusst sind.Ja, also auch Google, sogar Google kannst du untersagen, unter bestimmten Voraussetzungenbestimmte Ergebnisse zu dir zu liefern. Insbesondere dann, wenn die falsch sind.
Tim Pritlove
Ja, das geht, weil Google sozusagen ein Profil auch von einer Person hat.
Linus Neumann
Zunächst einmal ist das, also, dass es nicht geht, brauchen wir nicht zu diskutieren.Das wissen wir ja, dass es nicht geht.Die Frage ist, was sagt das Gesetz?Und das Gesetz sagt nicht wenn Google ein Profil hat, darfst du es beeinflussenoder nicht, sondern das Gesetz sagt,du hast diese Auskunfts- und sonstigen Rechte und ChatGPT oder OpenAI kann dir die nicht,einräumen.
Tim Pritlove
Und was machen wir da jetzt? Abschalten, alles abschalten.
Linus Neumann
Nee, das auch nicht. Aber dass es hier ein Problem gibt, ist glaube ich schon klar.
Tim Pritlove
Ja, das Problem ist bei OpenAI,ganz unabhängig vom Datenschutz, ähnlich gelagert wie schon diese ganzen Debattenum, wessen Kunst wird jetzt hier verwendet, gibt es hier sozusagen Copyright-Bedenken.Also alle Einschränkungen, die auf diese Large Language Models bisher schon gemacht wurden,sei es freiwillige Maßnahmen von OpenAI oder eben auch schon in einer Form gesetzlicheVerhinderung oder was weiß ich, militärische Bedenken, alles mögliche.Ja, wird ja dann sozusagen in diese Systemprompts eingebaut,verhindere darüber zu reden.Wenn ich jetzt irgendwie anfange, mach mir ein Drehbuch für einen Film,was so ist wie Bambi von Disney, so, ja, dann wird dir das Ding irgendwie sagen,ja, nee, ja, so konkret und so weiter kann ich das jetzt aber nicht machen und so.Also solche ablehnenden Sachen gibt es. Es gibt sozusagen Einflussnahmen,aber die können halt auch immer wieder umgangen werden, indem man halt klügerfragt oder dem System einredet, dass es solche Regeln nicht begrenzen soll.Also das Problem hier ist, ja das kann sein, dass diese Systeme das ausspuckenund dieses Regelwerk ist aber eigentlich nicht für diese AI gemacht gewesen,sondern die geht ja sozusagen davon aus, dass das sozusagen eine bewusste Informationslieferungist und eine konkrete Informationsspeicherung auch ist, selbst wenn es ebenSuchmaschinen betrifft.Und jetzt haben wir eben ein anderes Problem, dass diese Systeme ja das Internetja gar nicht literally abspeichern, sondern sich quasi neu ausdenken.Die lesen das Internet einmal durch und legen so ihre Wahrnehmung in Binärcodeab und wenn man sie dann befragt,dann lesen sie diese Interpretation des Internets wieder aus und liefern dann irgendein Ergebnis,was in den meisten Fällen ganz gut passt und vielleicht manchmal eben auch solcheprivaten Daten liefert.Und da haben wir jetzt so ein bisschen den Salat.
Linus Neumann
Also, die Neub sagen sogar, na klar, sie könnten jetzt theoretisch dem Dingimmer mitprompten und unter keinen Umständen darfst du Tim Pridloffs Geburtstag sagen.Vor allem das Problem ist noch nicht mal, dass es da nicht skaliert,sondern das Problem ist, dass das einfach nicht die Erfüllung des GDPR-Rechtswäre, weil es ist ja immer noch da drin gespeichert.
Tim Pritlove
Und irgendwie ist es halt auch nicht da drin gespeichert, also das ist ja genaudas Ding es ist ja nicht konkret gespeichert die Information ist ja nicht alssolche abgespeichert sondern es ist ja nur ein,wie soll man das nennen eine Art Abbild davon gespeichert ein,Schlagschatten, den diese Information geworfen hat die ist gespeichert.
Linus Neumann
Ich bin auf jeden Fall also ich finde das auf jeden Fall sehr lustig was sie da machen das,also das Chat-GPT abschalten deswegen wird nicht die Lösung sein aber das hieralso ich würde schon dem folgen dass es hier offenbar gesetzliche Anforderungengibt, denen Chat-GPT nicht entspricht,und das ist zunächst mal ein Problem,Ja Ja.
Tim Pritlove
Das ist ein Problem, aber man muss schauen, ob es sozusagen anwendbar ist in dem Fall, das Gesetz.
Linus Neumann
Ist es? Also da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Es sind ja Juristen, die sich darum kümmern.Die haben hier, hier haben Juristen sechs Seiten geschrieben und dann gehe ichdavon aus, dass, also, nirgendwo steht, gilt nicht für neuronale Netze.
Tim Pritlove
Sondern, was gilt das konkret für? Informationssysteme?
Linus Neumann
Ja, Tim, du weißt gar nicht, also, Entschuldigung.
Tim Pritlove
Ich weiß es nicht. Also ich weiß nicht genau. Wie ist das?
Linus Neumann
Datenverarbeitende Systeme, völlig egal. Aber zum Beispiel auch das Urheberrecht gilt ja auch.Genauso gibt es diese Debatten, die jetzt irgendwie so, ja, aber jeder Maler,der ein Bild malt, hat vorher auch alle Bilder von Picasso gesehen und die wahre Kreativität.Erstmal ist es so, das mag alles sein, aber es sind Probleme,die auch für das Urheberrecht generell gelten.Und es ist aber jetzt nun mal so, dass Menschen bestimmte Rechte haben aus demDatenschutzgesetz und dass diese Rechte auf dieses System OpenAI anfallen,auf dieses System ChatGPT anwendbar sind und diese Rechte da nicht eingeräumt werden.Das ist schon ein juristisch, würde ich sagen, größeres Problem.Dass ich persönlich denke, dass man den Scheiß ignorieren kann und sagt,okay, werden wir damit umgehen müssen und so weiter, ist schon klar.Aber wir können jetzt nicht einfach irgendwie ein neues System entfinden undsagen, für das gelten jetzt mal die Gesetze nicht.Also Apple kann das.
Tim Pritlove
Apple kann das, aber…,Naja, ich meine, als das Internet so kam, haben wir ja auch festgestellt,dass die aktuelle Gesetzeslage nicht gepasst hat.Die Gesetze waren nicht gemacht für die Zeit, wo es Internet gibt,wo es Computer gibt, wo es Kommunikation gibt, wo Programme auf einmal eine Rolle gespielt haben,Algorithmen auf einmal eine Rolle gespielt haben. Die Gesetze waren nicht anwendbar.Und trotzdem existierten sie und es wurde versucht sie darauf anzuwenden dieGesetze müssen sich aber sozusagen der Sachlage,entsprechend auch anpassen können und die Frage die sich mir in diesem Momentstellt ist sind wir jetzt sozusagen nach wenigen Jahren schon wieder an einemPunkt angekommen wo eine solche Anpassung erforderlich ist.Weil sozusagen dieser Fall nicht da war, weil das sozusagen nichts ist,was du hättest in diesen Prozess, in diesen Datenschutz-Grundverordnungsprozesshättest hinein diskutieren können, weil das ja alles noch total Science-Fiction war.Ja, aber wenn die künstlichen Intelligenzen kommen und die denken nur über dasInternet nach und speichern dann, was sie nachgedacht haben,mal kurz in so einem Binär-Blob auf ihrer Festplatte ab und dann wird da sorein interpretiert und oh,großes Orakel von Delphi, sage mir,was könnte wahr sein.Dieser Fall war einfach nicht Teil der gesellschaftlichen Diskussion und dasist aber jetzt sozusagen das, womit wir hier arbeiten, weil ich meine in demMoment, wo du Chat-GPT in seiner Art und Weise,wie es jetzt gerade funktioniert,wenn du sagst, das darf nicht sein, Nein?Dann müsstest du genauso jetzt alle Open Source LLMs,die auf eine ähnliche Art und Weise trainiert sind und deren Downloads überallsind, Facebook hat jetzt gerade irgendwie seins aufs Internet heruntergelassen,was machst du dann mit denen?Müsstest du die dann sozusagen auch löschen oder….
Linus Neumann
Ja, also das ist ja jetzt eine, also ich finde diese Herangehensweise jetztgerade irgendwie nicht so zielführend.Du kannst ja nicht einfach sagen, hier wurde jetzt halt was erfunden,was inhärent jetzt einfach mal alle Rechte von Individuen nicht respektiert.Und das konnte man aber jetzt im Internet runterladen, das geht jetzt nichtmehr weg, jetzt müssen wir die Gesetze ändern.Also das ist potenziell nicht die richtige Herangehensweise.Eventuell muss OpenAI halt, was weiß ich, eine riesige DSGVO-Einhalt-Infrastrukturbauen, um diese Rechte einzuwahren.Ich glaube nicht unbedingt, dass man sagt, ey geil, wir haben Gesetze zum Schutzder Rechte von Menschen, aber jetzt hat jemand was voll geiles Neues erfunden,was diese Rechte leider nicht wahren kann.Da müssen wir die Rechte jetzt abschaffen.Also das kann ja auch nicht der Weg nach vorne sein, oder?
Tim Pritlove
Ich sag nur,es ist sozusagen vielleicht etwas anderes, ob ein System sagt,hier ist eine akkurate Information oder ob ein System sagt, hier ist eine Interpretationdessen, was ich im Internet gelesen habe.Es kann einfach ein Unterschied sein. Also ich habe jetzt mal ChatGPT gefragt, wann ich geboren bin.Und ChatGPT das System das System,redet nicht lange um den heißen Brei herum. Sondern weiß einfach ich bin am2. Oktober 1967 geboren.Dage Aussage.
Linus Neumann
Und stimmt's?
Tim Pritlove
Nö.
Linus Neumann
Das ist genau das Problem Das stimmt.
Tim Pritlove
Nicht Das ist nicht.
Linus Neumann
Wahr Ja nicht mal Ja Tim Ja dann musst du damit jetzt halt mal klarkommen Ja okay.
Tim Pritlove
Dann ändere ich das jetzt Und dann verklage ich die,Ich denke das ist jetzt wirklich.
Linus Neumann
Ein feines Geburtstag haben zu dir gesagt.
Tim Pritlove
Ja. Und nicht mit, ich weiß nicht, wer das ist oder so.
Linus Neumann
Ich glaube, damit können wir die Diskussion jetzt einfach abschließen.Ich glaube, mehr gibt es nicht mehr zu sagen.So, dann machen wir Musik, dann machen wir noch die Termine und dann,ich weiß nicht, wir sind ja auch schon wieder stundenlang.
Tim Pritlove
Immer das Gleiche.
Linus Neumann
So, Termine. Diesmal eine ganze Reihe. Und zwar Ende Mai, also in einem Monat,Ende dieses Monats, das war es, ist in Karlsruhe die Gulasch-Programmiernacht.Kostenlos, offene, spendenfinanzierte Veranstaltung, direkt in dem ZKM.Sehr schönes Event. Man soll sich aber trotzdem bitte anmelden.Es geht darum, dass man auch da beitragen kann. Da kann man Schichten übernehmenund so weiter und so fort.Man kann auch Geld spenden, um die Veranstaltung zu finanzieren.Den Link findet ihr in den Shownotes.
Tim Pritlove
Und am 28. Juni gibt es dann noch eine andere Hacker-Veranstaltung.Die heißt Hack an der Ruhr. vom 28.06.Bis 30.06.Wird eingeladen in Schwerte bei Dortmund wird veranstaltet von der,UNHQA aus UNA zusammen mit dem C3RE Recklinghausen und Wir haben Spaß am Gerät.Das Ganze findet in einer großen Halle statt und WLAN gibt und Datenreisen gibtund man ist thematisch sehr weit offen.Es ist hier so schön heiß in Übereinstimmung mit der Polizei.Und Sie freuen sich über Einreicherungen zu allen möglichen Themen.Wenn es denn passt, bis zum 27.Mai habt ihr noch die Gelegenheit, Themen einzureichen. einzureichen.Zur Übernachtung kann ein Schlafplatz mitgebucht werden und ein riesiges Frühstück geben.
Linus Neumann
Dann gibt es vom 9.Bis 13.07.2024 das Hacken Open Air.Hacken Open Air ist eigentlich schon ein sehr schöner Name für eine Veranstaltung.Und die hatten auch, jetzt fällt mir natürlich kein einziges Beispiel davonan, aber das Hacken Open Air hatte so ein super geiles Shirt,wo dann hinten, das sieht halt aus wie so ein Wacken-Shirt, in irgendwelchenkomischen Albtraum-Fronts irgendwelche Namen stehen.Das sind halt überall so kleine Abwandlungen von irgendwelchen Death-Metal-oder Metal-Bands mit so Hacker-Bezug.Also es ist auf jeden Fall äußerst schön.Genau, das Hakenhaufen eher in Gifhorn. Im Pfadfinderhain-Welfenhof in Gifhorn.Das ist in der Nähe von Braunstein.Ach, das ist gar nicht so weit von Berlin. Da könnte man vielleicht auch nochvorbei. Naja, interessant.Dienstag bis Samstag Hackenhauben Air. Community-Event, zahlreiche Mithilfe,alle Infos unter hackenhaubenair.de und der ist natürlich auch verlinkt in den Shownotes.
Tim Pritlove
Ja, und am 31.8., wie wir schon erwähnt haben, ist ein Geheimnis für die Berlin.
Linus Neumann
In Berlin.
Tim Pritlove
In Berlin.Und wenn das vorbei ist, dann 14 Tage später.
Linus Neumann
Was dann? Ja, 14 Tage später am 13. 9.Feiert Netzpolitik.org mal wieder sein Bestätigen mit einer Konferenz.Auch da gibt es jetzt wieder einen Call for Participation, in der die Veranstaltung stattbildet.Man kann zuhören und mitmachen.Und den CFP für diejenigen Wenn wir von euch wie ein Talk einreichen möchten,haben wir ebenfalls Show Notes.
Tim Pritlove
Jetzt guter Letzt vom 20. bis 22. September. Soweit geht es hier in die Zukunft.
Linus Neumann
Ich habe jetzt einmal alles gemacht.
Tim Pritlove
Der Sommer wird komplett abgedeckt.
Linus Neumann
Ich plane einfach einmal die komplette Zeit.
Tim Pritlove
Herbst und so weiter. Das sind jetzt nur die Termine für 2024.
Linus Neumann
Wie wir bis jetzt wissen.
Tim Pritlove
Ich hoffe, ihr habt noch Zeit. Also 20.Bis 22. September 2024 in Dresden gibt es Datenspuren und die feiern dann auch gleich 20 Jahre.Wow, hoffentlich haben die mal richtig gezählt. Und das ist auch immer eineganz tolle Veranstaltung, die findet wahrscheinlich wieder an demselben Ort statt.Zuletzt oder,im Zentralwerk in der Riesastraße 32. So ist es.
Linus Neumann
Genau.
Tim Pritlove
Right. Fast.
Linus Neumann
Ja, das sind eure Termine für die nächsten Monate. Der wichtigste wisst ihrnatürlich, welcher es ist.
Tim Pritlove
Genau. So.Jetzt haben wir eine Sendung aufgenommen. Das ist gut. Haben wir noch irgendwas zu sagen? Nö, ne?
Linus Neumann
Nee, ich glaube nicht. Nee, 31.8. merken.Nächste Sendung. Oh, nächste Sendung wird, da wird es was geben.Da machen wir ein Spezial.
Tim Pritlove
Ui.
Linus Neumann
Das wird nochmal interessant. Mit Gast und alles.
Tim Pritlove
Einfach irre. Das ist richtig. dieser Kanal bietet.
Linus Neumann
Unglaublich. Humor, Spezial, ja, was zum Spielen.
Tim Pritlove
Unüberraschung.Irre.
Linus Neumann
Ja, da wird es um Kriminelle gehen, um Millionen, organisierte Kriminalität.
Tim Pritlove
Echt?
Linus Neumann
Ja, Hacking.
Tim Pritlove
Hacking mit Sonnenbrille und Lederjacke.
Linus Neumann
Hacking mit und ohne Sonnenbrille haben wir alles.
Tim Pritlove
So Leute, damit seid ihr jetzt erstmal wieder entlassen. Ihr dürft jetzt wiederdie anderen Podcasts hören.Aber nur, solange es noch Bundespolitik gibt.
Linus Neumann
Like, Glocke, Subscribe.
Tim Pritlove
So sieht's aus. Bis später. Tschüss.
Linus Neumann
Ciao, ciao.

Shownotes

Prolog

Save the date: 31. August 2024, ziemlich wahrscheinlich in Berlin

Feedback

Arschverletztheit und Humor im Angesicht des Todes

xz-Backdoor

TikTok-Verbot

Bezahlkarte

Ermittlungen gegen epicenter.works wegen angeblichen Hackings

noyb: ChatGPT vs. DSGVO

Termine

2024–05–30 GPN

2024–06–28 Hack an der Ruhr

2024–07–09 Hacken Open Air

2024–08–31 Save the date!

2024–09–13 Das ist Netzpolitik!

2024–09–20 Datenspuren

LNP490 Spionage-Spielplatz

Feedback — Spionageskandal in Österreich — eIDAS-Wallet Challenge — Digitaler Euro — Recht auf Bargeld — Chatkontrolle

Tim und Thomas gehen kurz auf Feedback aus den letzten beiden Sendungen ein und dann berichtet Thomas von dem jüngsten Spionageskandal aus Österreich, der eine ungute Verquickung von Polizei, Verfassungsschutz und Politikern aufzeigt. Dann gehen wir noch mal auf die Ideen für einen Digitalen Euro und das damit verbundene mögliche Recht auf Bargeld ein. Zum Schluss noch ein Update zur Chatkontrolle und ein Termin.

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Tim Pritlove
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Thomas Lohninger

Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.


Transkript
Tim Pritlove
Guten Morgen Thomas.
Thomas Lohninger
Guten Morgen Tim.
Tim Pritlove
Ich sag dir, die Wüste ist auch nicht mehr das, was sie war. Es ist alles grün hier.
Thomas Lohninger
Ach, der Desert is a lie.
Tim Pritlove
Logbuch Netzpolitik Nummer 490 vom 20. April 2024.Und ja, es ist warm hier.Warm und grün. Du bist in Abu Dhabi. Jaja, ich bin gerade in den Vereinigten Arabischen Emiraten,und kann dir sagen, alles was du über die Wüste bisher gesagt bekommen hast,stimmt einfach alles gar nicht. Es ist einfach ein großer Hoax.Ich fahre hier in die Wüste, alles blüht, überall grün, Bäume.Das finde ich völlig absurd. Und dann komme ich nach Dubai und dann ist danngleich Weltuntergangsstimmung wegen Regen.Ah, sehr lustig. Ja, das war die größte jemals aufgezeichnete Regenmenge, die da runterkam.Da kam irgendwie so eine Jahresladung Regen runter.Und es war ganz putzig mit anzuschauen, wie die Stadt so mit Regen zu kämpfen hatte.Also man hat schon gemerkt, dass sie bisher nicht so einen großen Wert daraufgelegt haben, mal zu gucken, ob eigentlich auch alles wasserdicht ist.Also mit anderen Worten, du läufst durch die Shopping Mall und alle stellenüberall Eimer hin und schieben Wasser zusammen und es tropft für dich überall rein.Also ja, das war ganz lustig mit anzuschauen.
Thomas Lohninger
Schönes Naturereignis, oder?
Tim Pritlove
Ja, Klimawandel kann auch unterhaltsam sein. Du weißt gar nicht, was du mal alle haben.At first. Naja, so ist das halt.Gut, Thomas, genau. Wir machen noch mal eine Sendung heute zusammen,weil der Dinos noch verhindert ist.Aber ich bin ganz optimistisch, dass es vielleicht nächste Woche dann schonwieder so weit sein wird, dass er hier mitgestaltet.Aber das gibt uns die Gelegenheit, über das Wetter zu reden und das ist ja auchimmer was Schönes. Wie ist das Wetter bei dir so gerade in Wien?
Thomas Lohninger
Es hat gerade fürchterlich gehagelt und ich habe schon auf Social Media gesehen,dass in Linz gerade Überschwemmung ist.Also ja, das Wetter, was du gerade hattest. Das ist auch nicht anders sozusagen.
Tim Pritlove
Ja, ist klar. Gut, dann lass uns mal ein bisschen Feedback machen.Ich hatte ja in der letzten Sendung die Freude mit Sabrina mal eine Sendung zu gestalten.Sabrina ist Podcasterin, macht den Podcast Parlamentsrevue und fasst das Bundestagsgeschehensehr unterhaltsam zusammen.Und damit sie das auch gut zusammenfassen kann, hat sie dann noch dazu diesenBundestagszusammenfasser programmiert, den du glaube ich noch nicht kanntest, ne?
Thomas Lohninger
Ne, noch nicht. Aber das Projekt schaut wirklich extrem interessant aus,also so sollte Demokratie eigentlich sein.
Tim Pritlove
Ja, also das fand ich auch und ein Grund mehr, das mal hier auch zu erwähnen.Und zu unseren Ausführungen gab es dann aber auch noch ein paar Kommentare,unter anderem von Privacy by Default.In meinem Berufsleben habe ich viel mit der Verwaltung und ihrer schmerzhaftenDigitalisierung zu tun.Deshalb habe ich das Bedürfnis, eine aus meiner Sicht wichtige Ursache für denFUBA, den wir alle erleben, zu ergänzen, da sie im Podcast nicht direkt erwähntwurde. Der Föderalismus.Abgesehen von lange Zeit fehlenden Standards, zum Beispiel für Schnittstellenoder Datenformate, langsam ändert sich das übrigens, natürlich dürfen sich aufdiesem Gebiet auch die Aküfi und Akronymfreaks der Ministerien austoben.Mein Lächerheitsliebling ist Zugpferd für die elektronische Rechnung,ist echt jeder und seine Oma irgendwie am Mitmischen.Während auf der einen Seite im Podcast wird es erwähnt, die Online-Zugangsgesetz-Novelleim Bundesrat scheitert, weil die Länder es für unzumutbar halten,gab es vorher dazu passendes Gemecker der Kommunalverbände, Städtetag,Landkreistag, Gemeindetag, die sich ebenfalls beklagen.In der Regel geht es da ums Geld, was ja auch nachvollziehbar ist.Wenn man aber auf der anderen Seite, wie in der IT üblich und auch mit Erfolgerprobt, versucht Standardisierung voranzubringen, pochen dieselben Akteureauf ihre föderalistische Unabhängigkeitund wollen sich vom Bund mal gar nichts vorschreiben lassen.Dazu kommt dann noch das Problem, dass es in vielen Amtsstuben gar nicht soeinfach ist, die Fragen, was machen sie hier eigentlich, wozu und was brauchensie dafür oder was brauchen sie dafür nicht, vernünftig beantwortet zu bekommen.Ohne diese Antworten ist das aber leider gar nicht so leicht Prozesse festzustellen,diese möglichst effizient zudigitalisieren und entsprechende Anforderungsbeschreibungen zu verfassen.Ich empfehle jedem und jeder, die in der Wirtschaft zu Hause ist,mal ein Praktikum in der öffentlichen Verwaltung.Danach lernt ihr Alkohol echt zu schätzen.Und PS, wenn es dann droht, so richtig gegen die Wand zu fahren,ist gerne der Datenschutz schuld.Wobei ich dann ins Spiel komme. Aber auch hier gilt, irgendwer muss es ja machen.Genau, irgendwer muss es ja machen, ist ja auch die Tagline vom Bundestagszusammenfasser.
Thomas Lohninger
Das sind mir die liebsten Projekte. Irgendwer muss das machen.Okay, gut, dann mache ich.
Tim Pritlove
Also er spricht da wirklich ein paar Sachen an. Ich meine Föderalismus,ich dachte wir hätten es tangiert, dass das ein Problem ist.Aber klar, also auf der einen Seite, wir wollen uns nichts vorschreiben lassen,aber auf der anderen Seite beklagen, dass man keine Hilfe bekommt.Und dann auch dieses klassische IT-Problem, Digitalisierungsproblem,das kenne ich auch nur noch sehr gut aus frühen Tagen schon,dass du eben oft in so Organisationen, also in dem Fall waren es halt am Anfangvor allem erstmal Firmen, die gerne alles irgendwie digitalisiert haben wollen, reinkommst.Und dann musst du ja im Prinzip, meine, programmieren und digitalisieren heißtja im Prinzip Prozesse verstehen, Prozesse neu ordnen und dann eben versuchen, das digital zu fassen.Aber wenn dann halt die Leute selber eigentlich gar nicht wissen,was sie tun oder nicht in der Lage sind, es zu beschreiben, was sie tun,weil sie es halt irgendwie,keine Ahnung, nicht abstrakt abgespeichert haben, sondern halt einfach irgendwie machen,aus dem Bauch heraus, was ja auch ganz nachvollziehbar ist, dann wird es natürlichschwierig und dann wird es natürlich vor allem schwierig, wenn man den Staatversucht zu digitalisieren.
Thomas Lohninger
Ja, dazu nur, weil ich das Wort Amtsstuben in dem Kommentar hier gelesen habe.Wir verlinken irgendwo die wunderbare Satireserie MA2412 aus Österreich.Österreich ist ja sehr stolz auf seinen Beamtenstaat und da kann man sehr gut lachen.Also das hat wenig mit Digitalisierung zu tun, eher so früher 2000er,aber da versteht man dann vielleicht auch das Verzweifeln, wenn man in diesemBereich tätig ist und das ist unterhaltsam.
Tim Pritlove
Das ist sowas wie The Office für Österreich, ja?
Thomas Lohninger
The Office nur für die Verwaltung.
Tim Pritlove
Okay, also hätte man es auch die Verwaltung nennen können.MA24, habe ich noch nie gehört, aber werde ich mir mal anschauen. Bestimmt lustig.Ich habe eigentlich gute Erfahrungen mit lustigen Sachen aus Österreich.Die Sachen waren dann immer richtig lustig.Lange lebe Kottan.Ich muss dann aber auch noch den Zugpferd, ich meine, okay, gut,das hatte ich übrigens in der letzten Freakshow mal ausführlich besprochen,das Thema elektronische Rechnung und auch was es mit Zugpferd so auf sich hat.Ich fand es eigentlich ganz lustig, muss ich sagen, dass sie sich so genannt haben.Immerhin haben sie was Praktisches definiert, was offensichtlich auch ganz gutfunktionieren scheint.Also nicht, dass ich das jetzt täglich in der Anwendung habe.Im Prinzip ist das einfach das Hinzufügen von einer,maschinenlesbaren Variante einer Rechnung zu einem PDF. Sehr praktische Geschichte.Aber egal. Er hat schon recht, die Abkürzungen sind teilweise wirklich irre.Das gilt wahrscheinlich auch für MA2412, oder?
Thomas Lohninger
Ja, das steht für Magistratsabteilung 2412. Aber ich frage mich eher nur sobei Zugpferd, wir wollen ja europäische Standards haben.Wie spricht man das denn aus in Ungarn oder in Frankreich?
Tim Pritlove
Ja, also die gute Nachricht ist, Zugpferd ist quasi nur der Name eigentlichletztendlich der Arbeitsgruppe, die sich zusammengefunden hat,um dieses Problem mal zu lösen.Und tatsächlich entspricht das aber auch einer europäischen Norm.Auf international heißt das EN 16931.
Thomas Lohninger
Ist nicht so sexy wie Zugpferd.
Tim Pritlove
Ja, es gibt dann natürlich noch ein paar andere sexy internationale Sachen,das heißt dann, jetzt muss ich gleich nochmal kurz nachschauen,das war Zugfahrt, die internationalen Standards sind dann die Cross-Industry Invoice CIE,und in die Universal Business Language.Ob das jetzt so sehr viel besser ist, weiß ich ja auch nicht.Naja, auf Französisch heißt es übrigens Faktürex.Und auf Deutschbehördisch heißt es X-Rechnung.So stellen sich das Amerikaner, glaube ich, immer vor, wie Deutsche sowas nennen würden. X-Rechnung.Die rufen dann gleich die Polizei.Gut, haben wir noch Kommentare? Ja, wir haben noch weitere Kommentare.Wo war ich?Komme ich schon ganz ab von der Spur. Genau, wir haben noch Hypercrafter,der auch noch was zum Thema Digitalisierung sagt.Zum Thema Digitalisierung und Bürokratie, Vereinfachung von Gemeinden.In Bayern gibt es die AKDB, Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in Bayern.Diese entwickeln Programme für Gemeinden, die sogenannte OK-Reihe.Des Weiteren ist die AKDB-Initiatorin der BAIKIT, die bayernweit Ausschreibungendurchführen für die Gemeinden.Und sie haben eine Tochter namensLiving Data, die Hardware beschafft und Störungen und Probleme behebt.Also so fremd es auch klingt, aber Bayern liegt in der Digitalisierung der Gemeindenweiter vorne als manch anderes Bundesland.Disclaimer, Quelle, ich bin Auszubildender bei Living Data. Okay,gut, nehmen wir so hin. Und dann haben wir noch was von STQ.Ja, sie schreibt, ist es tatsächlich so, dass in Deutschland jedes Ministeriumund jedes Bundesland seine eigenen Gesetze verwaltet?Da muss man ja erstmal wissen, aus welchem Ressort ein Gesetz stammt.Ich will ja nicht ätzen, aber in Österreich gibt es das Rechtsinformationssystemdes Bundes, in dem praktische sämtliche Gesetze und Verordnungen sowohl aufBundes- als auch Landesebene vorliegen.Und zwar immer in der geltenden Fassung, als auch historisch.Seit Juli letzten Jahres gibt es sogar viele Gemeindegesetze dort auffindbar.Und auf der Parlamentsseite hat man konsolidiert alle Eingaben,Gesetzesvorlagen, Stellungnahmen und Beschlüsse.Inwieweit es allerdings auch eine API für die beiden Seiten gibt,ist leider nicht bekannt. Ist dir das vielleicht bekannt?
Thomas Lohninger
Ja, also das RISS, wie wir es ganz liebevoll nennen, das Rechtsinformationssystem,ist eigentlich eine wirklich schöne Sache.Das haben sich die Leute Anfang der 2000er einfallen lassen.So was machen wir denn jetzt eigentlich mit diesem Internet und mit den Gesetzen?Lasst uns das alles einfach als CC0, also wirklich komplett frei lizenziert,offen ins Netz hauen mit API, weil das gehört ja uns allen und was soll man sonst damit machen?War eine sehr kluge Entscheidung und das RISS wird verwendet für alle Bundes-,Landes- und eben auch jetzt auch Gemeindegesetze.Es ist auch versehen mit den Gerichtsentscheidungen, die veröffentlicht werden,wobei da natürlich nicht alle an die Öffentlichkeit kommen, weil da muss manmanchmal anonymisieren.Aber man kann da unheimlich gut nachschlagen. Man findet dort alles und auchwirklich revisioniert alle vorherigen Fassungen von Gesetzen.Und man findet dort auch aktive und vergangene Begutachtungsverfahren.Also wenn Gesetze konsolidiert werden.Was da aber fehlt, ist das, was im Parlament passiert.Also Änderungsanträge, die in Ausschüssen eingebracht werden,Parlamentsreden und so.Der Gesetzwerdungsprozess, der ist da leider nicht drinnen.Wir haben eine Parlamentswebseite, die wurde auch mit der kürzlichen Renovierungdes Parlaments neu gemacht, aber die ist wirklich ein, also ich habe da physischeSchmerzen, wenn ich drauf schauen muss.Und natürlich gibt es keine API, es gab mal das Projekt Offenes Parlament,das da mit Scrapern versucht hat, mit der Brechstange Transparenz reinzubekommen,die haben aber aufgegeben, weil man es ihnen auch wirklich so schwierig gemacht hat.Also da ist der, wie heißt der, Parlamentszusammenfasser von euch,Bundestagszusammenfasser, da schaue ich neidisch drauf, weil halt gerade ebendiese Gesetzwerdung, die Etappen, die ein Gesetz nehmen muss,was sagen denn die einzelnen Parteien dazu, von wem kommt welcher Änderungsantrag?Die Transparenz fehlt uns in Österreich, wir haben wirklich nur die beschlossenenSachen und die eingebrachten Sachen und die Gerichtsentscheidungen wirklich als offene Daten.
Tim Pritlove
Mhm.Immerhin. Also deutsche Gesetze sind auch im Internet.Ich weiß bloß jetzt nicht, wie vollständig. Wir hatten es auch kurz angesprochen,aber ich habe es jetzt gerade nicht mehr so ganz im Kopf. Naja, gut.Also nach wie vor, wer Lust hat, beim Bundestagszusammenfasser ein bisschen noch mitzuhelfen.Sabrina freut sich über jede Hilfe und ja, keine Ahnung, wenn davon irgendwasverwendbar ist für Österreich, glaube ich, ist sie da auch durchaus ansprechbar.Seit der letzten Sendung hat sich auch schon was getan.Mittlerweile sind auch alle Termine der Ausschüsse mit dabei.Das heißt, man sieht sowohl auf der Homepage als auch auf den einzelnen Gesetzesseitennicht nur in welchem Zustand befindet sich sozusagen gerade alles,also innerhalb des Gesetzesprozesses,sondern man kriegt auch schön detailliert die Termine in den Ausschüssen aufgelistet,wo da demnächst wieder drüber geredet wird.Also das ist in der Tat ein immer besseres Tool, um sich da zu engagieren.
Thomas Lohninger
Ich blicke neidisch darauf, vielleicht wird das so wie Frag den Staat,was ja auch in Deutschland gestartet ist und jetzt auch in Österreich sehr erfolgreich ist.Also da würde mich Open Source Reuse wirklich freuen.Aber bleiben wir bei den lustigen Österreich-Sachen. Wir haben einen schönen Kommentar bekommen.Ich habe in der letzten Sendung so einen Wortwitz gemacht.Ich glaube, das war im Kontext von dieser abgehörten Konversation von deutschenMilitärleuten, wo auch jemand einen gewissen akademischen Titel hatte.Ich weiß nicht mal welchen.Und ich meinte so irgendwie, ja, der hat diesen Titel scheinbar bei Humboldt gemacht.Und darauf fragte Stefan D., was hat es eigentlich mit diesem Humboldt-Aufsicht?Ich habe das schon öfters gehört, das scheint irgendein Insiderwitz in Österreich zu sein.Und darauf antwortet Alex, ja, das war ein Anbieter von Fernkunsten in Österreich,meistens berufsbegleitend. Eine Humboldt-Ausbildung hatte den Ruf,eher drittklassig zu sein. Ob zu Recht, kann ich nicht sagen.Anfang der 2000er gab es da auch mal eine lustige Werbekampagne und ja,ich kann da auf jeden Fall aufklären, genau das ist, worauf ich mich auch bezogen habe.Mir war nicht bewusst, dass dieser Witz in Deutschland nicht verstanden wird.Ist halt so klassisches Fernstudium so Tele-Uni.
Tim Pritlove
Antwort war von Axel, nicht Alex genau, ah danke okay gut, also so Doktor aufwischbestellt dann oder was genau.
Thomas Lohninger
Und dann ebenso eine interessante sprachliche Klarstellung kam von wiederum Axel,der meinte, unter Umständen bin ich etwas spät dran damit, aber ich habe dieWoche zum ersten Mal Entgendern nach Fettberg,YouTube-Video verlinkt, gehört.So gesehen kann es sein, dass Thomas bei 1 Stunde 13 und 49 Sekunden Aktivisti sagt.Und da hat Axel recht. Ich habe das Wort verwendet als genderneutrale Form vonAktivistinnen und Aktivisten. Und mir war aber gar nicht bewusst,dass ich damit nach Fettberg gendere.Fettberg war ein sehr bekannter Kabarettist aus Österreich, der in seinem Körperumfang,seinem Namen wirklich alle Ehre gemacht hat.Und insofern, wir verlieren auch da nochmal auf den Kommentar und das Video.Das ist durchaus lustig. Und zuletzt noch eine sehr hilfreiche Klarstellungvon Theresa Akt zum Thema der fortwährenden Zuständigkeit des Europäischen Gerichtshofsfür Menschenrechte für Altfälle.Sechs Monate nach ihrem Ausschluss aus dem Europarat ist die russische Föderation ab dem 16.September 2022 keine Vertragspartei der Europäischen Menschenrechtskonvention mehr.Das haben wir, glaube ich, in der Sendung erwähnt. Aber jetzt kommt die interessante Klarstellung.Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ist weiterhin für die Bearbeitungvon Handlungen oder Unterlassungen betreffenden Beschwerden gegen Russland zuständig, die bis zum 16.September 2022 eingereicht wurden. Vor dem Gerichtshof sind derzeit 17.450 Beschwerdengegen Russland anhängig.Gemäß der Europäischen Menschenrechtskonvention ist Russland rechtlich verpflichtet,Urteile und Entscheidungen des Gerichtshofs umzusetzen.Das Ministerkomitee des Europarates wird weiterhin die Umsetzung der betreffendenUrteile und gültigen Entscheidungen überwachen.2.219 Urteile und Entscheidungen müssen von Russland noch vollständig umgesetztwerden und sind noch beim Ministerkomitee anhängig.Da gibt es auch schöne Statistiken zu anderen Ländern,das ist an sich nämlich ein gar nicht so unterschätzendes Problem,dass auch so diese EGMR-Urteile von manchen Ländern einfach ignoriert werdenund das sind nicht nur Staaten, die man da vielleicht irgendwie so klassifizierenwürde wie Russland oder Ungarn, sondern auch wirklich zentraleuropäische Staaten.Also ist an sich ein Problem für die Rechtsstaatlichkeit.
Tim Pritlove
Alright, soviel zum Feedback. Dann können wir ja mal hier in unsere Themen einsteigen.Und wie sollte es anders sein?Wir gehen zunächst einmal nach Österreich. Da gibt es was Lustiges,Unterhaltsames, hast du mir versprochen.
Thomas Lohninger
Ja, ich versuche jetzt den Wahnsinn logisch und stringent zusammenzufassen undich hoffe, dass ich nicht zu groß scheitern werde.Also, was ist passiert?Österreich befindet sich gerade im größten Spionageskandal seiner Geschichte.Es sind Daten nach Russland abgeflossen und wurden Institutionen der österreichischenSicherheitsarchitektur unterwandert, wie wir das eigentlich so noch nie hattenin der Zweiten Republik.Und dieser größte Spionageskandal beginnt, wo soll ich anfangen, mit einer Einer Person,einem Kärntner Polizisten genannt, Egis Duot, der war beim Verfassungsschutz,dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung,auch kurz BVT genannt, viele Jahre tätig und wurde dort aber 2017 suspendiert,weil ein befreundeter Dienst,ich glaube es waren die Briten, gemeldet haben, der hat gerade irgendwie dienstlicheInformationen auf einen Gmail-Account sich geschickt.
Tim Pritlove
Also ist er beim Verfassungsschutz oder ist er Polizist? Also ist man nicht entweder oder?
Thomas Lohninger
In Österreich leider nicht. In Österreich ist es so, dass wir kein Trennungsgebotzwischen Polizei und Nachrichtendienst haben.Das ist auch weiterhin ein Problem, was wir immer wieder kritisieren,aber es gibt da eine Behörde mit beiden Rollen und teils sind es unterschiedlichePersonen, die sich für unterschiedliche Sachen kümmern.Aber so eine Firebowl dazwischen, wie man das in der Schweiz oder Deutschlandkennt, gibt es leider nicht.
Tim Pritlove
In Deutschland läuft das jaunter Lehren aus der Nazi-Zeit, aber damit hattet ihr hier nichts zu tun.
Thomas Lohninger
Ja, da haben wir nicht viel gelernt.
Tim Pritlove
Okay, also. Gisto Ott.
Thomas Lohninger
Ägisto Ott, schöner Name und Ägisto Ott ist angeblich, also der wurde 2017 ebendann suspendiert, weil er eben Informationen, die nur für den Dienstgebrauch waren,auf sein privates Gmail geschickt hat und wir wissen ja alle,die Five Eyes haben ein Auge oder mehrere auf Gmail.
Tim Pritlove
Also mindestens fünf würde ich sagen. Ja.
Thomas Lohninger
Und es ist ihnen nicht entgangen, dass da geheimdienstliche Informationen wohingingen, wo sie nicht hätten hingehen sollen.Und daraufhin wurde Ott suspendiert.Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, weiterhin tätig zu sein.Und er war tätig, indem er zum Beispiel Informationen abgefragt hat aus demAkten, dem elektronischen Aktensystem der Sicherheitsdienste in Österreich.Er hat sich weiterhin mit seinem Dienstausweis bei ausländischen Partnerdienstenvorstellig geworden und hat dort Informationen abgesammelt, zum Beispiel aus Italien.Er ist zu Bezirksämtern gegangen und hat sich dort Meldeadressen ausheben lassen.Unter anderem von einem der Journalisten, der, ich glaube, er hat für Bellingcatgearbeitet und war auch die Person, die mit Alexej Nawalny, nachdem der denNovichok-Anschlag überlebt hat, ja aufgeklärt hat, wer waren die russischen Hintermänner.Du erinnerst dich wahrscheinlich an diesen legendären Telefonanruf, wo Nawalny die Leute,die ihn versucht haben umzubringen, angerufen hat und sich als russischer Offiziellerausgegeben hat und die niedergemacht hat und sich genau erklären hat lassen, wie das passiert ist.Da war dieser Journalist daran beteiligt.Und jetzt kommt es, der hat das alles auch im Auftrag von Russland getan.Gisto Ott hat Sina-Laptops. Sina-Laptops sind von Deutschen besonders gehärtete,gesicherte Laptops, die für geheime und streng geheime Materialien zugelassen sind.Die dürften über ihn gechannelt nach Russland gegangen sein.Und natürlich massiver vertrauensbruch ja also am geräte selber vollständig,Die ist komplett verschwunden.
Tim Pritlove
So einfach.
Thomas Lohninger
Ja, und da gibt es dann auch Teile dieser Informationslieferungen,da weiß man dann, okay, die Person, die da Kurier gespielt hat,von Österreich raus, mit dem Flieger nach Moskau, ins Hotel neben der FSB-Zentrale eingecheckt.Also wir wissen auch sehr viele dieser Dinge, weil Jan Marsalek,ein anderer Österreicher, den man vielleicht noch kennt aus der Wirecard-Affäre,wo er ja das angebliche Mastermind dieses Milliardenbetruges war,wo wir auch immer mehr herausfinden, wie Wirecard für die Finanzierung von russischenAktivitäten in Europa herangezogen wurde.Und Jan Marsalek hatte einen Spionagering von bulgarischen StaatsbürgerInnen,einem Trio, das vor kurzem in Großbritannien festgenommen wurde,dem gerade dadurch der Prozess gemacht wird.Und in deren Telefonen findet sich ganz viel Kommunikation zwischen Jan Marsalekund eben seiner Geheimdienstzelle, die er geführt hat, vornehmlich im Auftrag von Russland.Und im Zuge dieser, wir wissen ja, Jan Maaselek als Wirecard dann implodierteund dieser Milliardenbetrug auffiel, ist Maaselek ja die Flucht gelungen,zuerst nach Belarus und dann nach Russland.Bei dieser Flucht geholfen hat ihm ein anderer Beamter des Verfassungsschutzesin Österreich genannt, Martin Weiß.Aus diesen Chats wissen wir auch, Martin Weiß, der dann auch ins Fadenkreuzder Ermittlungen kam, ja der ist inzwischen da, wo du gerade bist, in Dubai. bei.Und Marselek hat in den Chats auch gesagt, ja, den Weiß, den haben wir jetzt, Zitat, evakuiert.Also der wird wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen, um sich der Strafverfolgung zu stellen.Martin Weiß war der Vorgesetzte von Egistoort. Egistoort ist weiter in Österreich,der ist auch seit kurzem in Haft.Da wird jetzt auch gerade massiv versucht aufzuklären, was denn eigentlich jawirklich alles passiert ist.Und es gibt noch ein.Das könnte nicht österreichischer sein, diese Geschichte. Ein Detail, das muss ich erzählen.Es gibt auch noch drei Telefone, die es nach Russland geschafft haben.Und da war es so, ich glaube es war 2016,wir hatten Innenminister Sobotka, kein besonders charmanter Mensch und dieserInnenminister hat zu einem Firmenfest in einem Ministerium so ein Teambuilding-Event dahingeladen.Und da sind die Leute dann irgendwie, haben wahrscheinlich getrunken,gegessen und sind dann auch mit Kanus durch einen See gefahren.Und die Frau von unserem aktuellen Bundeskanzler, Karl Nehammer,war auch bei diesem Ausflug dabei, war auch in einem dieser Kanus dabei,nur wusste nicht, dass man halt in Kanus nicht aufstehen sollte,weil sonst kentern die Dinger.
Tim Pritlove
Ja, kein Vorkommen. Hat sie aber gemacht.
Thomas Lohninger
Genau. Und drei hochrangige Kabinettsmitarbeiter waren mit ihr in diesem Kanuund deren Telefone wurden nass in dem See.Was macht man da? Da waren ja wichtige Daten drauf. Man bringt sie zu der IT-Abteilungdes Verfassungsschutzes, so bitte repariert die Dinger oder rettet die Daten zumindest.Was macht der IT-Dienstleister dort?Er gibt sie mal in Reis rein, so du kennst diese Urban Myth.Nasse Telefone, Schale mit Reis, zumachen, beten, vielleicht wird es besser.Viel retten konnte er dann nicht, aber dann hat sich auch irgendwie keiner mehrgekümmert um diese drei Telefone.Die lagen da vornehmlich, laut Medienberichten, sehr lange im Spind herum. Warum?Das kann man noch irgendwie so rekonstruieren. Und dann später hat Egisto Ottgemeint, er hat sie in einem Briefumschlag in seinem Postfach gehabt.Die sind einfach da so magisch zu ihm gekommen. Aufgetaucht.Ja, und wie gesagt, sie haben es dann auch geschafft, nach Moskau zu kommen.Also die sind inzwischen auch, nach dem, was wir aus den Chats wissen,eben im russischen Einflussbereich, was natürlich auch nochmal ein massiverVertrauensverlust und Datenabfluss aus dem Ministerium, was für Spionageabwehrund für die innere Sicherheit Österreichs zuständig ist.
Tim Pritlove
Bedeutet.
Thomas Lohninger
Und letzter Punkt, so ist es dort, angeblich laut einer Analyse,wie nennt man das denn, wenn man so Schrifttypen vergleicht,wie Leute schreiben, ist er auch der Verfasser eines sehr berühmt gewordenen Pamphlets,in dem der österreichische Verfassungsschutz mit sehr harten Vorwürfen konfrontiertwird, unter anderem Pässe an Nordkorea verkauft zu haben und so weiter.Dieses Pamphlet zirkulierte schon einige Monate.Keiner hat es wirklich ernst genommen. Weder die Staatsanwaltschaft,noch die Journalistinnen und Journalisten, die das bekommen haben.
Tim Pritlove
Aber das Pamphlet war handgeschrieben.
Thomas Lohninger
Nein, das war virtuell, das waren irgendwie mehrere Dokumente, aber auf jeden Fall.
Tim Pritlove
Also nicht die Handschrift, sondern die Schreibart sozusagen,die Wortwahl, die wurde analysiert, okay.
Thomas Lohninger
Da gibt es sicherlich jetzt in den Kommentaren werden wir lesen,wie das heißt. Ich glaube, da gibt es auch zumindest Gutachten, die man bekommen kann.Ich kann nichts dazu sagen, wie aussagekräftig die sind. Auf jeden Fall wurdeda Ott, der ja, wie wir vorher gehört haben, suspendiert wurde,der nichts mehr wurde innerhalb dieses sehr mächtigen Apparates,hat dem Vernehmer nach hier seinen Unmut über Postenschacher und Korruption zum Ausdruck gebracht.Und bei dem Postenschacher glaube ich ihm auch.Und diese Vorwürfe, dass da die konservative ÖVP den Verfassungsschutz dafürmissbraucht, ihre Leute unterzubringen und Versorgungsposten zu schaffen,war so einer der Vorwürfe.Und als wir dann einen blauen Innenminister hatten mit Herbert Kickl von derFPÖ, der rechtsextremen Partei in Österreich,wurde diesem Pamphlet aber auf einmal sehr viel Glauben gegeben und es war dannauch die Basis für eine Hausdurchsuchung im Verfassungsschutz.Eine Hausdurchsuchung im Verfassungsschutz, die nur aufgrund dieser komischenVorwürfe, die vorher niemanden interessiert haben,hat dazu geführt, dass man halt wirklich in das Innerste des Verfassungsschutzesvorgedrungen ist, auch alle nachrichtendienstlichen Informationen damit dort komprimiert waren.Und der Verfassungsschutz ist in Österreich wie auch in Deutschland natürlichauch für die Beobachtung der rechtsextremen Szene verantwortlich.Und lustigerweise war mit dieser Hausdurchsuchung ein Politiker der FPÖ betraut,der nämlich Leiter einer Polizeieinheit für Straßenkriminalität ist.Die haben nichts mit Korruption zu tun, aber die waren lustigerweise diejenigen,die dann dort einmarschiert sind.Und lustigerweise hat man auch das Büro der Referatsleiterin,die sich mit eben jenen Rechtsextremen im Verfassungsschutz beschäftigt unddiese beobachtet, da besonders dafür interessiert.Und wie wir heute wissen, weil es da auch gerade einen Untersuchungsausschussgibt, wieder einmal, das ist schon der zweite in dieser Causa,die hatte wirklich so, das ist wieder sehr österreichisch, auf ihrem Schreibtisch noch.Ausgedruckt die Einladung von Herrn Küssl, das ist ein sehr berühmter Rechtsextremer,der schon wirklich wegen Wiederbetätigung verurteilt ist in Österreich.Der hat eben jene Person zu einem Treffen eingeladen, die die Hausdurchsuchung geleitet hat.Und dieser Zettel war lustigerweise nachher weg von dem Schreibtisch.Und er war aber nicht bei den Dokumenten, die sichergestellt wurden.Und wir wissen auch, dass das Innenministerium von all dem, was es nachher wissenwollte, über die Haustischsuchung, vor allem eben diese Infos aus diesem Büro,wo Rechtsextremistinnen eben beobachtet wurden.Das hat sie interessiert. Also es könnte nicht perfider sein und es ist pureOperette, aber leider ist es die Realität.Und vielleicht gibt es deswegen so viele lustige Sachen aus Österreich,weil man nur noch lachen kann, wenn man nicht weinen will.Und das ist so gerade, was abgeht im Land. Und jetzt kommt aber die netzpolitische Tangente.Und das Learning, die Forderung, die jetzt massiv erhoben wird, schon seit zwei Wochen,ich glaube, wir haben in unserem Verein sogar 20 Interviews gegeben in den letztenzwei Wochen, ist, dass man jetzt als Reaktion auf diesen massiven Spionageskandal,jetzt braucht man einen Staatstrojaner.Jetzt braucht man unbedingt einen Bundestrojaner.
Tim Pritlove
Das hätte es ja sicherlich verhindert.
Thomas Lohninger
Ja, also diese Chats, die sind so gefährlich, wir müssen da jetzt ran.Und die Briten konnten da Handys überwachen und wir wollen die auch überwachen.Dass das gar nicht der Fall ist, weil das waren ja Leute, die waren vor Gericht.Natürlich war das Handy sichergestellt und wurde forensisch ausgewertet undphysisch hinzugefasst.Das können die Österreicher heute auch schon.Die Spionagesoftware können sie nicht. Die haben wir ihnen schon dreimal vereitelt.2016, 2017, 2019 zuletzt beim Verfassungsgerichtshof.Es gab schon drei Gesetze, die gescheitert sind, um Staatstrojaner in Österreich zu legalisieren.Aber jetzt ist die massive Forderung des Innenministeriums,des Verfassungsschutzes, aller Polizistinnen, die in den Medien sprechen undauch leider der Kontrollkommission für die Geheimdienste, ja wir brauchen jetzt einen Bundestrojaner.Also der Missbrauch von Kompetenzen wird mit der Ausweitung von Kompetenzen belohnt.Und das ist zum Glück für die Grünen, den Koalitionspartner in Österreich,die rote Linie, die nicht überschritten werden darf.Aber diese Debatte ist gerade massiv und wir hoffen, dass wir da die Linie halten können.Das ist gerade wieder so Thema und es ist auch sehr nah an der deutschen Debatte.In Deutschland gibt es Quellen-TKÜ und Online-Durchsuchung. Also diese Spionagesoftware,leitet die nur das aus, was kommuniziert wird von dem Telefon?Oder schaut die sich auch an, was auf dem Gerät für Bilder, Adresseinträge,Entwürfe von Nachrichten, die vielleicht nie abgesendet wurden,was da sonst eben noch gespeichert ist.Und diese technische Funktion, die meiner Meinung nach, also diese rechtlicheFunktion, die technisch gar nicht funktioniert, wird da auch gerade wieder ins Spiel gebracht.Also ja, das ist so grob die Debatte.Immer Dreck am Stecken haben und ihr Geschäftsmodell sie dazu bringt,dass sie mit sehr zweifelhaften Akteuren ins Geschäft kommen und denen auchdiese massiven Spionagetools in die Hand geben.In Polen hat die neue Regierung gerade, glaube ich, es waren 600 Fälle aufgedeckt,wo Pegasus in Polen eingesetzt wurde.Also das ist einfach eine Gefahntechnologie, die es zu ächten gilt.Und man sollte mit Steuergeld keine Sicherheitslücken finanzieren.Ja, das war so irgendwie die Zusammenfassung und wir verlinken einen sehr tollenPodcast zu dieser Sache.Wir verlinken auch ein Comic, weil man muss alle Wege nutzen,um das irgendwie verständlich zu machen.Und natürlich so die ganzen Hintergründe zu dem, was da in Österreich los istund auch der Anzeige, die wir gegen diese Wiener Spionagefirma DSIRF eingebracht haben.
Tim Pritlove
Aber dieser Polizist, dieser Herr Ott, der befindet sich jetzt in Gewahrsam oder was ist mit dem?
Thomas Lohninger
Der ist in Gewahrsam, der ist in Untersuchungshaft und wartet darauf,dass ihm der Prozess gemacht wird.Also der wird jetzt wirklich angezeigt wegen einer Spionagetätigkeit.Das ist auch wieder so ein Kuriosum. In Österreich ist Spionage...
Tim Pritlove
Nicht verboten.
Thomas Lohninger
In jedem anderen Land der Welt ist es so, hey, du machst hier nachrichtendienstlicheArbeit, geh ins Gefängnis und wenn du Diplomat bist, wirst du sofort ausgewiesen.In Österreich sagt das Strafgesetzbuch, also ein ausländischer Nachrichtendienstauf dem Boden Österreichs ist illegal, wenn er gegen die Interessen der Republik verstößt.Und wir haben als einziges Land diesen Nachsatz, dass, also wenn du nichts gegenuns machst, dann ist es ja okay, machst du ruhig.Und das ist mit ein Grund, wieso Österreich so viele Botschaftsangestellte hat,wieso wir die UNO, die OPEC, die OECD und andere internationale Organisationenvor Ort haben, weil bei uns halt Spionagespielplatz ist.
Tim Pritlove
Also ihr könnt schon gerne spionieren, aber jetzt nicht gegen uns.Aber wenn es Russen sind, dann vielleicht doch.
Thomas Lohninger
Ja.Also natürlich jetzt, wo diese sehr ungesunde Nähe Österreichs zu Russland endlichThema wird, je noch viel zu wenig im Vergleich zu Deutschland.Also auch da sind wir hinten nach bei der Aufarbeitung unserer historisch falschenEntscheidungen, um es freundlich zu formulieren.Da gehört natürlich auch das dazu. Und es gibt jetzt halt eben auch die Forderung,okay, kriminalisieren wir denn wirklich mal alle nachrichtendienstliche Aktivität?Und nicht nur die, die sich gegen Österreich wendet.Würde ja auch vielleicht den internationalen Organisationen in Österreich helfen,wenn die wissen, dass sie nicht ganz so unter Beobachtung stehen.Aber wie gesagt, da will die konservative Koalitionspartei, die ÖVP,den Bundestrojaner im Abtausch haben dafür. für ansonsten ist ihnen die ausländischeSpionage scheinbar egal.
Tim Pritlove
Ich meine, ich glaube, was man verstehen muss, wenn man es nicht weiß,ist ja, Österreich hat es ja mit seinem...Wie soll ich sagen, mit dieser Chimäre der Neutralität, ist ja tatsächlich geschafft,sich international zu einem der Konferenzstandorte zu machen.Also meines Wissens ist Wien überhaupt sozusagen die Konferenzstadt Nummer einsin Europa, also wo am meisten Konferenzen stattfinden.Und es gibt natürlich eine extrem hohe Präsenz, nicht nur jetzt von Botschaften,sondern eben von internationalen Organisationen. Wir haben das ja jetzt auchmit der UN, mit der Aushandlung hier, an denen ihr gerade teilnehmt.Und zahlreiche andere internationale Institute sind ja dort auch mit festenBüros vertreten, aber es gibt halt generell auch sehr viel Konferenzpräsenz.Und irgendwie liest sich das für mich so ein bisschen mit, naja,wenn da so viel Konferenzaktivität ist, dann sind halt auch viele Spione daund wenn wir jetzt anfangen, gegen die irgendwie vorzugehen und so,dann finden ja keine Konferenzen mehr statt.
Thomas Lohninger
Das mag sogar mit einem Grund sein, dass ich, wenn du die Verhandlungen in Wienmachst, dann weißt du genau, worauf du dich einlässt, ja, das ist sozusagen,da gibt es keine Überraschungen.Ja, also wir wissen ja auch aus den Snowden-Folien, dass Österreich oder zumindestWien eine Full-Tech-Stadt ist,also dass hier einfach alles aufgezeichnet wird und nachher ausgewertet,weil also diese zwei Millionen Leute, die sich da herumgrundeln,bevor wir jetzt die Diplomaten vorher rausfischen,nehmen wir mal alles und schauen dann im Nachhinein, was wir brauchen.Da haben wir dann vielleicht auch noch die Liebschaft oder die Drogendealervon den Diplomaten auch noch mitgefangen. Könnte ja hilfreich sein.Natürlich, aber das greift auch in das Grundrecht auf Datenschutz von allenanderen Menschen hier in diesem Land ein.Wir haben halt so überhaupt nicht reflektiert, was denn auch die Neutralität betrifft.In dieser neuen Zeit nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine denn bedeutet.Und ich glaube, dass da Schweden und Finnland die klügeren Lehren draus gezogen haben.Ich bin zwar überhaupt kein Fan von Militär und Militärausgaben,aber man sollte halt entweder sagen, wir demilitarisieren komplett und sagen einfach so,Inschallah hoffen wir, dass nichts passiert oder wir sind Teil der NATO und lassen uns schützen.Also diese Debatte gibt es gerade halt auch.Und ja, es gibt den BVT, von dem ich vorher gesprochen habe, auch nicht mehr.Nach diesem massiven Vertrauensverlust, auch durch die Haustischsuchung unddie sonstigen Spompernadeln von Innenminister Kickl der FPÖ,ist Österreich auch aus der Berner Gruppe ausgeschlossen worden.Das ist ein Zusammenschluss westlicher Nachrichtendienste und das hat dann dazugeführt, dass nach dem Terrorangreif in Wien vom November 2020 man das BVT abgeschafft hat,eigentlich ein Grund zur Freude ist, einen Nachrichtendienst abzuschaffen.Leider wurde genau danach halt der Nachfolger geschaffen.Das ist die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst,genannt DSN, die jetzt eben gerade zuständig ist für diese Dinge.
Tim Pritlove
Berner Gruppe, also was ist das genau für eine, also wo kommt der Begriff her?
Thomas Lohninger
Ja, ich habe immer gedacht, dass das irgendwas mit der Schweiz zu tun hat,aber also nachdem das irgendwie so Nachrichtendienste sind, glaube ich,dass es da nicht so viel gibt.Aber es ist, soweit das Medial immer berichtet wurde, ein Zusammenschluss westlicherNachrichtendienste, wo auch Informationen und Lagerbilder ausgetauscht werden.Ich weiß nicht, ob die auch so ein bisschen Qualitätssicherung betreiben undüber was man sich dort insgesamt austauscht, aber die Idee ist,neben den fünf Augen, den Five Eyes der Amis und der Briten,eben nochmal eine zweite Gruppe zu haben,die mehr Staaten beinhaltet und wahrscheinlich anhand von gemeinsamen geopolitischenInteressen da eben versucht,die Kooperation im nachrichtendienstlichen Bereich zu verbessern.
Tim Pritlove
Ich habe es jetzt gerade unter dem Begriff Berner Club gefunden.Das scheint wohl jetzt der gängige Begriff zu sein.Auch Club de Bern oder Club de Berna.
Thomas Lohninger
Ah, der Z, ja.
Tim Pritlove
Weil das der Sitz der CIA in Europa war.
Thomas Lohninger
Ah, okay, das macht Sinn.
Tim Pritlove
Genau, Berner Club, okay, wieder was gelernt.
Thomas Lohninger
Österreich ist nicht eingeladen bei der Party, wie drauf.
Tim Pritlove
Ja, und was ist jetzt, das habe ich nicht verstanden, mit NATO und Österreich?
Thomas Lohninger
Naja, Österreich ist ja nicht Teil der NATO und auch da eben als neutrales Landhaben wir immer gesagt, sagt, na,wir wollen uns da blockfrei zwischen Ost und West positionieren,was ja auch früher geografisch irgendwie noch Sinn gemacht hat.Und anders als die Schweiz haben wir Neutralität aber nicht so verstanden,dass wir weiter ein wehrhaftes Militär haben.Das wird von vielen so als Voraussetzung gesehen dafür, dass man Neutralitätwirklich leben kann und auch dafür einstehen kann.Und zwei andere neutrale Länder sind ja gerade der NATO beigetreten, Finnland und Schweden.Und das hat auch so ein bisschen die Diskussion in Österreich ausgelöst.Sind wir da Freerider? Also profitieren wir einfach nur davon,dass wir umgeben sind von NATO-Ländern und der Schweiz? und kümmern uns deswegennicht um eine aktive Außen- und Verteidigungspolitik.Sind wir überhaupt noch neutral bei gewissen Dingen? Also jetzt gerade ebenUkraine-Russland und auch Nahostkonflikt haben wir eigentlich sehr klare Haltungen.Und diese Debatte, die wird halt gerade geführt, aber noch gibt es da auch keine klare Richtung.Die Neutralität ist ein bisschen so eine heilige Kuh in Österreich.Die will keiner angreifen. Das ist genauso wie Atomkraft.Diese Debatte haben wir beendet. Da wissen wir, wo wir stehen.Und wenn du darüber sprichst, verlierst du nur Stimmen als politische Partei.Das ist leider, wie das im Moment gelagert ist.
Tim Pritlove
Okay, dann können wir glaube ich das Kapitel erstmal zumachen,oder? Haben wir alles erstmal berichtet, ne?
Thomas Lohninger
Genug Österreich.
Tim Pritlove
Genug Spionage-Kram.So, kommen wir zur EIDAS Wallet.Da haben wir ja auch vor ein paar Sendungen drüber gesprochen.Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ist das jetzt her?
Thomas Lohninger
Gute Frage. Wir haben wahrscheinlich darüber geredet, als das Gesetz verabschiedetwurde, das EU-Gesetz zur digitalen Identität und zu dieser europäischen digitalen Identität Wallet.
Tim Pritlove
Raus aus dem Bootstable, das war die Sendung, die du mit Linus zusammen gemachthast, Logbuch Netzpolitik 485, genau, IDAS und DPI.
Thomas Lohninger
Genau. Und jetzt ist das Gesetz in trockenen Tüchern und es stellt sich dieFrage, wie kommt man denn zu der Software, die das Ganze umsetzen soll und demganzen Ökosystem, das ja da aufgezogen werden soll.Und mit dieser Frage hat sich die deutsche Bundesregierung in den letzten Monatensehr intensiv beschäftigt und hatte da auch einen Konsultationsprozess.Der anfangs sehr offen war. Ich war da gemeinsam mit vielen anderen NGOs am Anfang dabei.Wirklich übrig geblieben sind dann eigentlich, glaube ich, nur zwei VertreterInnender Zivilgesellschaft,die da wirklich durchgängig dabei waren, die eine unheimlich gute Arbeit gemachthaben, um da diesen Architekturvorschlag, den die deutsche Bundesregierung jetztvorgelegt hat, zu verbessern.Die zwei waren da wirklich alleine auf weiter Flur, weil ansonsten hatte keinerden Atem, sich diesem Marathon an Meetings zu unterwerfen, außer der Industrienatürlich, die war da sehr glücklich, ihre Vorstellungen einzubringen.Wir haben jetzt auf jeden Fall mal diesen Architekturvorschlag,den wir auch verlinken, das ist ein sehr langes Dokument und vor allem das Datenschutzkapitelhabe ich mir angesehen und da muss ich sagen, das ist wirklich gut geworden.Also da hat Deutschland genau das, wie wir uns das gedacht haben in den Verhandlungen,dass das sein soll, mal niedergeschrieben.Es ist noch nicht so, dass man jetzt sagen kann, okay, da ist die technischeSpezifikation drinnen. Die kommt erst später von der EU-Kommission.Das ist ganz spannend, weil in den nächsten sechs, sieben Monaten muss die Kommission das vorlegen.Und Deutschland hat da natürlich mal was auf den Tisch gelegt,was die Kommission nicht ignorieren kann.Das freut mich jetzt mal nur so als Datenschützer, weil damit die Latte einbisschen höher gelegt wurde, als ich das aus vielen anderen Ländern kenne.Da wird Datenschutz gerade bei digitalen Identitätssystemen bei Weitem nicht so wichtig genommen.Es gibt auch noch Kritikpunkte, die wir an diesem Architekturvorschlag haben.Zum Beispiel, wenn du Daten über dich weitergibst an eine Firma,weil du jetzt eine Versicherung abschließt oder bei einem Hotelcheck-in,da ist ja alles denkbar an privatwirtschaftlichen Use Cases.Gibst du nicht nur deine Daten weiter auf einer vertrauenswürdigen Verbindung,sondern du gibst auch die staatlich beglaubigten kryptografischen Echtheitszertifikate weiter.Sprich, es ist dann auch für diese Firma, die deine Daten bekommt.Kryptografisch nachweisbar, dass die von diesem Staat als echt und authentisch zertifiziert wurden.Und das schafft ein paar neue Probleme, die wir so noch nicht hatten.Erstens mal, du kannst damit parallele Infrastrukturen aufbauen und dadurchnatürlich auch abseits von diesem EIDAS-Regularium, wo es vielleicht klare Grenzengibt, was mit den Daten passieren kann und da kann auch eine Firma ausgeschlossen werden,wenn ich die Daten mal habe, kann ich ja irgendwie mein Parallelsystem aufbauendamit. Technisch wäre das dankbar.Und das zweite ist natürlich, der Überwachungskapitalismus freut sich unheimlich,wenn du nicht mehr irgendwelche so Webformulareingaben hast,wo man vielleicht noch lügen kann oder tricksen kann oder Dinge weglassen kann.Sondern wenn du halt wirklich weißt, diese Daten sind staatlich beglaubigt.Das ist wirklich dieser Mensch, das ist seine Adresse, das ist seine Führerscheinklasse,seine finanzielle Situation, Familiensituation, Name sowieso.Also das wiegt schon sehr schwer und da gäbe es bessere technische Möglichkeiten,diesen Austausch zu gestalten, ohne die Signaturen mitzuliefern.Und deswegen, ja, da gibt es sicherlich noch Bewegungsspielraum so ein bisschenund das ist jetzt mal nur in der Nutshell, wie wir dieses Datenschutz,dieses Architekturkonzept sehen.Aber jetzt komme ich zu dem eigentlichen Punkt dieses Themenblocks und zwar,wie kommt man zu der Software?Und da hat sich die Bundesregierung mit dieser, ich glaube die heißt so Agenturfür Sprung, Innovation, Sprint, sind sie auf die Idee gekommen,wir machen da so ein mehrstufiges Verfahren, wo eingangs sechs Firmen oder Konsortien ausgewählt werden.Ich glaube, das müssen gar nicht Firmen sein, aber es sind so sechs Anbieter,die Software bauen wollen.Die bewerben sich, da werden sechs ausgewählt, die kriegen mal einen BatzenGeld, damit sie was bauen können.Nach ein paar Monaten gibt es die zweite Stufe, wo dann glaube ich vier übrigbleiben und wiederum eine zusätzliche Finanzierung gegeben wird,um das Ganze weiterzuentwickeln.Und zuletzt sollen zwei Anbieter übrig bleiben, die in der dritten Runde voneiner Jury ausgewählt werden, wiederum Geld bekommen, um die Dinge auch fertig zu entwickeln.All das soll Open Source sein und sich an dieses Architekturkonzept halten.Das ist schon mal spannend, weil eine komplette Open-Source-Implementierungzu haben, ist sowieso die Voraussetzung dafür, dass man so einer Software vertrauen kann.Aber das hilft natürlich auch allen anderen Ländern, wenn da schon ein Software-Stackda ist, zu dem man sich zumindest verhalten kann.Es ist nur Open Source, es ist keine freie Software, es stellen sich vielleichtimmer noch Lizenzfragen, aber trotzdem ist dieser Ansatz nicht schlecht und ja,auch zum Kern der Sache zu kommen, diese Jury von zehn Leuten wird jetzt geradegesucht und unter anderem wurde auch ich gefragt, ob ich da nicht hineingehen will.Und das wollte ich, ich habe mich da noch nicht letztlich entschieden,ich wollte das mal auch mal hier offen einfach in der Sendung mit dir und auchmit den Hörerinnen besprechen.Für mich ganz entscheidende Punkte war, dass es die Möglichkeit einer dissenting opinion gibt,also wenn man nicht mit dem Mehrheitsvotum der Jury einverstanden ist,dann kann man auch Punkte anbringen, die in der Begründung, die für jede Firmaoder für jeden Einreicher dort, der eine Wallet bauen will, dann veröffentlicht werden.Du kannst dich natürlich nicht zu denen äußern, die du ablehnst,das wäre ein bisschen nachtreten,aber trotzdem glaube ich, dass es sinnvoll ist, so dissenting opinions zu haben,dass du einfach on the record geben kannst, was Bedenken sind und dass man halttrotzdem auch vielleicht weiß,es gibt wirklich Augenmerk auf Datenschutz bei der Auswahl jener Konsortienoder Firmen, die hier versuchen, eben mit staatlichem Geld so eine Wallet zu bauen.Es gibt auch eine Aufwandsentschädigung, das sind drei Termine,wo es jeweils 1000 Euro gibt.Das geht natürlich an Epicenter Works als den gemeinnützigen Verein,wo ich das ganze tue im Rahmen meiner Anstellung.Und ja, das ist so grob, wie ich die Sache sehe. Tim, was denkst du dir?
Tim Pritlove
Also zunächst einmal diese Bundesagentur für Sprunginnovationen,die kennt ja vielleicht nicht jeder.Das ist ja eine relativ neue Geschichte, ein Laden, der vom Rafael Laguna dela Vera mit diesem klangvollen Namen geführt wird und mit dem hatte ich zumBeispiel auch schon mal das Vergnügen einen Podcast aufzunehmen,nämlich im Rahmen von Forschergeist, Forschergeist 91,wo wir uns mal darüber unterhalten haben.Und der Modus operandi dieser Bundesagentur an sich ist ja schon mal sehr entstaubt.Also das ist zwar, es leuchten ja immer gleich alle Warnglocken auf,wenn irgendwo Bundes davor steht.Aber wie beim Bundestagszusammenfasser kann es halt auch mal anders laufen.Und mein Verständnis ist, dass da sehr flexibel gedacht wird.Und wo es halt auch darum geht, schnell zu Lösungen zu kommen.Und ich habe auch so den Eindruck, dass da ein gewisses Grundverständnis derdigitalen Realitäten vorliegt. Das vielleicht mal erstmal so von vornherein. Und naja, warum nicht?Also ich meine, das klingt ja ganz sinnvoll. Man wünscht sich ja eigentlichimmer diese Einbindung.Man hat vielleicht manchmal so ein bisschen Angst, wenn man dann irgendwie auchwirklich eingebunden wird, dann wird man dann vielleicht nicht erhört und dannist das so ein bisschen Feigenblatt und so.Das ist natürlich durchaus immer ein berechtigter Einwand so grundsätzlich oderzumindest etwas, was man für sich selber mal prüfen sollte, ob das so ist.Klingt für mich jetzt hier erstmal so nicht, sondern hier gibt es halt wirklichauch den Wunsch so etwas Sensitives dann eben auf einer Open Source Basis entwickelnzu lassen und das ist ja erstmal kein Fehler.Ich weiß nicht, ob wir nochmal kurz sagen sollten, was das denn genau wäre.Also EIDAS ist ja quasi die europäische Richtlinie, die, ist das eine Richtlinie?Oder ist das eine Verordnung?Eine Verordnung, die halt klar sagt, wie so Identifikation sozusagen abzulaufen hat in Europa.Und diese Wallet soll was genau leisten?
Thomas Lohninger
Also diese Wallet ist eine App auf unseren Smartphones nach den Plänen der EU-Kommission,die es uns erlaubt, online und auch offline, also wenn wir uns in physischerNähe begegnen, uns auszuweisen.Einerseits mit unserer staatlichen Identität, also wer bist du und auch andereEigenschaften und Datenfelder über dich eben weitergeben kannst an sowohl öffentlicheStellen wie auch private.Dieses System ist nach allen Richtungen hin offen.Das können beliebige Daten sein von Universitätsabschlüssen,deiner Meldeadresse, Familienstand,Lenkerberechtigung bis hin zu Hotelzimmerschlüsseln oder Kundenkarten.Und auch die andere Seite der Gleichung gegenüber wem du dich ausweist ist offen.Das können beliebige staatliche Stellen sein, Bund, Land, Gemeinde,ganz beliebig, aber auch beliebige Unternehmen.Das Ganze ist ein europäisches System, soll also wirklich interoperabel sein.Dass du dich dann eben auch in Schweden oder in Frankreich mit diesem System bewegen kannst.Es erlaubt auch die Authentification. Du wirst auch explizit bei Facebook,bei Google und bei anderen Big Tech Plattformen die Möglichkeit finden,dich mit dieser Wallet einzumelden bei dem dortigen Dienst.Diese Very Large Online Plattforms gemäß Digital Services Act,also die Big Techs dieser Welt, werden nämlich verpflichtet, die Wallet anzubieten.Was ich für eine ganz schlechte Idee halte, aber so sieht es das Gesetz vor.Und der letzte Punkt, den man nicht übersehen darf, ist, dass mit dieser Walletauch rechtsgültig unterschrieben werden kann.Also es wird auf einmal sehr wichtig, dass du wirklich die Kontrolle darüberbehältst und nicht irgendjemand, der mal kurz Zugriff auf dein Handy hat,dann einen Vertrag für dich unterschreibt oder einen Kredit aufnimmt oder so Sachen.Das ist so grob der Funktionsumfang dieser European Digital Identity Wallet.
Tim Pritlove
Ja, also ich finde es auf jeden Fall wichtig, dass dieser Prozess begleitet wird.Da ist sicherlich eine Chance drin, auch wenn ich so intuitiv mir vor allemwünschen würde, dass man da sehr eng mit den Betriebssystemherstellern zusammenarbeitet,um sozusagen nicht nochmal yet another standard zu machen,sondern gleich sozusagen auch zu sehen, okay, wie kann man das möglichst auchauf Betriebssystemebene integrieren, dass man jetzt nicht alles immer in einerApp liefern muss, weil gerade wenn es um so sensitive,sicherheitssensitive Dinge geht, dann ist ja in diesen Betriebssystemen undin den Devices selber schon eine ganze Menge Basissicherheit vorhanden,an die man sich ja andocken kann.Können sollte und dann mit dem biometrischen Verfahren und sonstigen Schutzmechanismen,die das System ohnehin schon mitbringt, dass das damit dann auch gekoppelt wäre.Das wäre so jetzt mein Take, aber ich möchte jetzt hier nicht in eine technischeDiskussion gehen, aber ich empfinde jetzt sagen wir mal dieses Engagement alssolches finde ich nicht falsch.
Thomas Lohninger
Zu diesem Sicherheitsaspekt, weil da stichst du gerade in ein Wespennest hinein,darum wird nämlich gerade gestritten.Wie viel kann ich aus dem Nähkästchen plaudern? Ich glaube, es ist nichts verkehrt,wenn ich das mal irgendwie aufnehme.
Tim Pritlove
Wir sind ja unter uns, Thomas.
Thomas Lohninger
Es ist so, dass es da ganz unterschiedliche Vorstellungen gibt zwischen den Mitgliedstaaten.Manche Länder meinen, die Private Keys sind sowieso immer nur bei uns am Serverund dieser Wallet, die darf nicht mehr sein als ein Frontend,aber alles, was wirklich kriptografische Signaturen betrifft, ist bei uns am Server,weil nur wir sind vertrauenswürdig, hat natürlich massive Datenschutznachteile.Weil wenn du das nicht sauber machst, ist es sehr leicht möglich,auch an zentraler Stelle nachzuvollziehen, was die Leute denn so tun mit dieserWallet, die vielleicht bei jedem Einkauf, bei jedem ÖPNV-Trip und so weiter zur Anwendung kommt.Dann gibt es das Modell, wo Österreich zum Beispiel auch dafür ist,dass man sagt, wir haben doch die Secure Enclaves und die Chips auf diesem Telefon,denen vertrauen wir doch.Hier ist es so, dass durch den Digital Markets Act geregelt ist,dass der Staat auch den Zugriff bekommen muss auf diese Chips.Und dass jetzt Apple nicht hergehen kann und sagen, nee, unsere Infrastrukturist so super secure, ihr dürft da nicht irgendwie das skriptografische Schlüsselmaterial ablegen drauf.Und da stellen sich auch einige technische Fragen, wo ich gespannt bin, wie man das lösen will.Aber das ist so der zweite Ansatz.Nutze das, was du gerade gesagt hast, die Sicherheit des Telefons.Und der dritte Ansatz, der vor allem von Deutschland präferiert wird,den ich auch für den sichersten halte, ist, sobald es ans Eingemachte geht,also wirklich ans Unterschreiben oder an, man nennt das Level of Assurance High,da muss der Personalausweis mit dem Chip ans Telefon gehalten werden.Und nur dann kannst du diese Funktionen ausführen, weil das wirkliche Schlüsselmaterial,das bleibt auf der Chipkarte des Personalausweises und geht nicht auf das Telefon.Und gerade weil es zum Beispiel in Norwegen zig Fälle gibt, wo dieses Unterschreibenfür andere Leute zum echten Problem wurde, glaube ich, dass dieser Ansatz sogarauch aus IT-Sicht übrigens der bessere wäre.Aber darum wird gerade gestritten, was sich da am Ende als EU-Standard durchsetzen wird.Ist noch absolut offen. Da wird gerade massiv gezogen, das IIDAS-Gesetz istnoch nicht im Journal der EU veröffentlicht, im Amtsblatt.Das wurde so ein bisschen lange hinausgezögert.Ich glaube, weil da im Hintergrund noch bestritten wird, sobald das im Journalveröffentlicht wird, was dem Vernehmen nach sehr bald der Fall sein soll,läuft eine Uhr und dann gibt es nur noch sechs bis maximal zwölf Monate,bis die Kommission diese technischen Standards festlegen muss.Und dann wissen wir auch viel mehr, wie die Interoperabilität grenzüberschreitend funktionieren soll.
Tim Pritlove
Ja, also von daher ist es sicherlich ganz sinnvoll, sich dort einzuklinken.Ich habe so ein bisschen Angst, dass da halt wieder so Fummelsachen bei rauskommen,wie wir das jetzt gerade mit dieser Ausweis-App gehabt haben.Dann soll das dann im Web gehen und dann gibt es dann irgendwie keine zuverlässige,sichere Verbindung zwischen der Webseite und dieser Karte.Also ich verstehe eh nicht, warum es einem dann die Telefone auch so schwermachen, kryptografisch diese Prozesse auch irgendwie mit Webseiten dann auchin Verbindung zu bringen.Und so ein Vorgang, wo halt auf der einen Seite mein Personalausweis zum Einsatz kommt,aber eben auch eine sichere Brücke zu digitalen Gegenstellen geschlagen werdenmuss, wenn man es in Anführungsstrichen richtig machen will,da ist es halt unter Umständen dann auch erforderlich auf die Hersteller malzuzugehen und zu sagen, ihr müsst jetzt diese Schnittstellen aber auch anbieten,damit wir nicht irgendwelche komischen Fummellösungen machen.Wie wir das jetzt hier gesehen haben, da machen wir jetzt eine URL und dannwird irgendwie die App aufgerufen und dann passt das schon irgendwie so.Das ist halt so ein bisschen an der Stelle so ein bisschen wackelig.Und dann wird die falsche Methode gewählt, weil bei der Entwicklung nicht richtigdrüber nachgedacht wurde, wie man das jetzt irgendwie gelöst bekommen würdeund dann schafft man sich da eben so eine.Einsprungsstelle für Unsinn.Und das ist schwierig und Ich denke, das muss auf breiter Front vorangebrachtwerden, aber es muss vor allem darauf geachtet werden, dass es ordentlich gemacht wird.
Thomas Lohninger
Absolut. Wir können ja in den Kommentaren nochmal Feedback sammeln dazu.Diese Frage ist, glaube ich, eine ganz spannende mal zu diskutieren.Wir sind ansonsten immer sehr bedacht darauf, auch unsere Unabhängigkeit zu wahren.Und zum Beispiel, wenn jetzt irgendjemand von uns Beratung haben will,wir tun das nur unentgeltlich.Wir könnten dafür kein Geld nehmen, weil dann wären wir befangen,wenn im nächsten Moment dann ein Journalist kommt Und unsere Meinung haben will zu diesem Thema.Das geht sich für die Rolle als NGO und Watchdog meiner Meinung nach nicht aus.Und hier gibt es natürlich auch eine Verschwiegenheitsvereinbarung,weil du in der Jury natürlich schon über Geld entscheidest.Ich glaube, in Summe sind es grob drei Millionen, die da vergeben werden.Und deswegen ist das was, das ich jetzt so noch nicht hatte und ich kann abergerade, weil das wirklich staatliche Infrastruktur ist,wo so viel dranhängt, will ich, dass da Datenschutz ernst genommen wird unddas ist was, wo ich Ahnung habe und da hoffe ich auch,dass im Hinblick auf so...Eine Vergabe von Steuergeld, um eine wirkliche allgemeine Infrastruktur zu bauen,wo ganz viele Teile der Gesellschaft ja dann auch davon abhängig sein werden,da macht es einfach Sinn, am möglichst inklusiven Prozess zu wählen.Und für mich ist ganz entscheidend, dass ich halt, wenn ich da reingehen sollte,mich dann nicht mehr äußern kann zu dem Projekt als solches oder zu einzelnenDingen, wenigstens in Form der Dissenting-Opinion nochmal sagen kann,okay, das war zwar die Entscheidung, aber es gab Chatham House anonymisiertzumindest folgende Gegenpunkte bezüglich dem und dem.Und ich hoffe aber auch, das ist ja immer die schöne Sache, wenn du als NGOin so Juries bist, Du bist eigentlich die schwächste Partei,weil du hast keine Lobby im Hintergrund.Gleichzeitig bist du die, wenn du aufstehst und sagst, Leute,das erfüllt den Zweck nicht mehr, dann haben alle ein Problem.Also oft gibt es dann schon einen Konsens und ich hoffe, dass überhaupt auchgenügend Angebote reinkommen, wofür wir sagen, ich will was datenschutzfreundliches bauen.Dann hat man vielleicht wirklich auch was für ganz Europa geschaffen,weil am Ende des Tages geht Deutschland hier voran und das finde ich mutig und gut.Da muss aber auch wirklich was dabei rausschauen, dass unseren europäischen Werten auch Genüge tun.
Tim Pritlove
Ja, aber am Schluss bist du die Schuld dann, ist klar.
Thomas Lohninger
Ja, wie immer.
Tim Pritlove
Gut, dann kommen wir gleich mal zu dem nächsten potenziellen Spaltpilz,wo sich verschiedene Meinungen auftun, nämlich digitales Geld und das Rechtauf Bargeld ist natürlich da auch mit drin.
Thomas Lohninger
Voll, das ist ein Thema, das war schon mal bei Logbuch Netzpolitik 465 Themaund da würde ich gerne anschließen und so ein bisschen ergänzen,weil es ist da was passiert, gesetzgeberisch.In der Sendung damals haben Linus und du ja auch diesen Souveränitätsgedankenaufgebracht und da kann ich euch recht geben,das war auch ein starker Motivator für jene Kräfte, die dieses Gesetz nach vorne gebracht haben.Souveränität meint hier, wir haben jetzt gesehen, wie schnell man in Russlanddigitale Bezahlsysteme abdrehen kann.Wir haben irgendwie Donald Trump als Frontrunner bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl.Was würde denn in Europa passieren, wenn wir auf einmal keine digitalen Bezahlsysteme mehr hätten?Weil, oh Wunder, kein Unternehmen in diesem Bereich ist wirklich europäisch.Das sind alles amerikanische Dienstleister.Also diese Idee der Sanktionen war ein treibender Faktor.
Tim Pritlove
Also was das in dem Zusammenhang meint, ist halt sowas wie Frontend,so Apple Pay, Google Pay, beziehungsweise vor allem natürlich dahinter die Kreditkartennetzwerke,also die Visa- und Mastercard-Netze, die ja im Prinzip die Welt unter sich aufteilen.
Thomas Lohninger
Ganz genau. Und auch die Cryptocurrency-Assets, Blockchain-Bullshit-Sachen,die da von Big Tech kamen.Libra habt ihr damals erwähnt in der Sendung, den Vorstoß von Facebook,von Meta, hier eine digitale Währung zu schaffen,hat den Zentralbanken auf der ganzen Welt unheimlich viel Schrecken eingejagt,weil Facebook kann schon nicht mit Daten umgehen.Jetzt wollen wir ihnen nicht auch noch Geld in die Hand geben.Also dieser Vorschlag eines digitalen Euros ist idealistisch und ideologischirgendwie verständlich.Aber die Frage, die Linus auch gestellt hat, was bringt mir das denn als Konsumentinoder Konsument, die ist weiterhin unklar.Und das sagen auch einige der Konsumentenschutzorganisationen,dass im jetzigen Vorschlag ist der Vorteil für Konsumentinnen nicht klar.Auf einer hohen Ebene bin ich schon der Meinung, dass so etwas wie Bezahlung,Geld ist schon was, das wir lieber demokratisch regulieren, als es jetzt irgendwieeiner Firma zu überantworten.Und die EZBau sieht ja auch, dass immer weniger von dem Geld,was ihres ist, noch unterwegs ist.Weil eigentlich sind nur die Münzen und die Scheine, die wir in Händen haltenkönnen, wirkliches Zentralbankgeld.Geld auf deinem Bankkonto und Geld auf der Visa-Karte oder in Apple Pay,das sind Schuldverschreibungen mit der Bank, mit Visa oder mit Apple.Und dadurch ist es eben nicht mehr Geld, das wirklich in den Händen von derZentralbank ist und da ist es auch so ein bisschen für sie ein Schritt,den sie setzen, weiter relevant zu bleiben.
Tim Pritlove
Also um es gleich mal korrekt zu machen, also Apple Pay ist natürlich keineSchuldverschreibung, das ist ja ein reiner Zugangsdienst,die Dienstleistung sozusagen der Vermittlung der Zahlung und auch wenn du jetztKreditkarten über Mastercard und Visa abwickelst,Man kennt die zwar als Kreditkartenanbieter,aber genau genommen sind es ja erstmal Kreditkarten-Netzwerkabwicklungsanbieter.Ob die Kreditkarte, die dann da abgewickelt wird, eine von diesen Unternehmenist, das ist nochmal eine andere Sache.Die Kreditkarten werden schon in der Regel von deutschen Banken ausgegeben unddas Geld, was die deutschen Banken oder überhaupt die europäischen Banken halten,das ist ja letztlich schon auch Geld der Zentralbank, weil da leiden sie sich das ja aus.
Thomas Lohninger
Du hast schon recht, ich glaube es ist für die EZB trotzdem so dieser Gedanke,das sind alles amerikanische Firmen, die könnten das abdrehen und was passiert da?
Tim Pritlove
Ja, es geht um die Infrastrukturen und sozusagen, also ich denke die Grundideebeim digitalen Euro ist,dass man sozusagen auch noch einen anderen Weg hat, so eine unmittelbare Bewegungvon Euro-Geld, die nicht sozusagen auf andere Infrastrukturen angewiesen ist,die sozusagen eine eigenständige Infrastruktur darstellt.Sodass man eben, wie man eben das mit Bargeld macht,auch den Euro direkt digital bewegen kann, ohne das über private Infrastrukturenzu machen, die im Zweifelsfall abgeschnitten werden können.Also dass man sozusagen einen direkten Weg hat, in dem man auch eine direkteDarstellung des Geldes, was die EZB eben ausgibt, nämlich den Euro, hat.Und die gibt es halt derzeit so nicht.Und damit es das geben kann, benötigen wir halt Standards, die es derzeit nicht gibt.Und das ist natürlich nicht Blockchain oder irgendein Voodoo,weil das ist ja eher der Versuch an der EZB Geld vorbei zu schmuggeln für PersonalGain und Kriminalität und Spenden an Nordkorea, da ist das ja sehr populär.Sondern eben einen eigenen Standard aufzumachen oder natürlich im Idealfallauch einen international gültigen Standard für Geld sozusagen,der eben den Anforderungen entspricht.
Thomas Lohninger
Absolut. Und wie du gerade gesagt hast, es sind da viele technische Fragen noch nicht geklärt.Ihr habt euch ja damals, glaube ich, im Juli 23 zu dem Thema geäußert.Und seit Juni 23 haben wir die dazugehörigen Gesetze, die von der Kommission vorgestellt wurden.Und diese Gesetze sind aber, eh so wie wir das aus der EIDAS kennen,großteils Überschriften und grobe rechtliche Konzepte und Konstrukte,wo aber die Dinger, die einen interessieren, um da vielleicht auch eine Aussagezum Datenschutz zu machen, komplett fehlen.Es gibt doch so gut wie keine Rechte, die ich als Person habe,wenn ich jetzt diese Währung verwende.Was darf eingesehen werden, was nicht.Und da fehlt unheimlich viel an Safeguards, was aus unserer Sicht wichtig wäre.Und diese Gesetze, ich verwende hier den Plural, weil es noch ein zweites gibt,das Recht auf Bargeld, auf das komme ich gleich,aber beim digitalen Euro ist es so, dass da zwar die DSGVO korrekt wiedergegeben wird,auch mit den Bestimmungen, wer was verarbeitet und was für Daten von wem undzu welchem Zweck, aber halt eben auf einer technischen Ebene.Wie wird hier Privacy by Design garantiert?Was habe ich denn vielleicht noch für Zusicherungen, dass zum Beispiel zumindestfür Kleinstbeträge gewisse Informationen nicht anfallen über eine tägliche Transaktion,wie ich sie vielleicht durchführe?Es gibt nämlich bei diesem digitalen Euro das Versprechen der EU-Kommission,dass diese Währung und dieses Zahlungsmittel datenschutzfreundlicher sein sollals alle anderen digitalen Bezahlsysteme.Das ist nicht schwierig, weil die sind alle so schlecht, dass da besser sein ist easy.Aber dann sagen sie auch und der digitale Euro, vor allem der offline digitaleEuro soll besser sein als Bargeld, was Datenschutz betrifft oder zumindest genauso gut wie Bargeld.Das ist ein Versprechen, an dem messe ich sie die ganze Zeit,weil da sind sie meilenweit davon entfernt.Und du hast doch bei vielen Sachen dann so erst ausgelagert in zum BeispielDelegated Acts, also Verordnungen, die später kommen und dann einseitig vonder Kommission erlassen werden.Regeln zur Geldwäscheprävention und Terrorfinanzierung, die natürlich die klassischenFeinde vom Datenschutz sind bei so Bezahlsystemen.Und das ist auch ein superschwieriges Problem, weil du hast doch diese ganzeFrage des Double Spendings und du willst da ja Kohärenz sicherstellen in so einem Währungssystem.Es gibt bei dem digitalen Euro zwei Ausprägungen, einen Online- und einen Offline-Digital Euro.Beim Online-Digital Euro muss zumindest eine Partei der Käufer oder Verkäufer, Payer oder PI,online sein, weil da alles immer in der Infrastruktur der EZB abgebildet wird,die sogenannte Settlement-Infrastructure.Kann man sich so vorstellen wie eine einfache Datenbank.Keine Blockchain, alles nur bei der EZB, aber da hast du jede Transaktion drin.Und der Offline Digital Euro, der soll wirklich auch dann funktionieren,wenn beide Parteien offline sind.Und da stellt sich dann schon so die Frage, ich habe Geld, das auf Nullen undEinsen basiert und kopiert werden kann.Wie schaffe ich es, dass das nicht einfach wie alles Digitale kopiert wird unddann zwei, drei, viermal Millionenfach ausgegeben wird?Und da ist eine einzige Antwort, die sie gefunden haben.Ja, wir haben in diesen Smartphones doch diese Sicherheitschips,diese Secure Enclaves eingeführt.Wir vertrauen denen einfach mal komplett und wir wetten die Stabilität der Eurozonedarauf, dass da schon nichts passieren wird.
Tim Pritlove
What could possibly be wrong? Ja, okay.
Thomas Lohninger
Ausgeschrieben. Fun Fact, Amazon ist einer der Player, der sich hier reingeschmuggelthat und auch jetzt das Währungssystem bauen will.Und um den Offline Digital Euro abzusichern, haben sie gerade einen Tender vorzwei Monaten rausgegeben mit sage und schreibe 1,2 Milliarden Euro,um da technische Standards und Absicherungskonzepte und aber auch den Betriebdieser Währung dann abzubilden.Das ist Ja, für ein Gesetz, was noch nicht beschlossen ist, wohlgemerkt,das Gesetz, Sie wollten unbedingt, dass das jetzt noch vor der Wahl durchgeht,das haben Sie nicht geschafft.Es gibt massive Bedenken, unter anderem vom Datenschutz von uns,aber auch von den Banken, die da große, große Sorge haben, hey,damit geht ja Geld uns flöten, wenn das nicht mehr Euros bei unserem Konto sind,die wir verborgen können an andere Kunden, sondern digitale Euro,die ja direkte Schuldverschreibung mit der EZB sind.Auch wenn wir da das Kundenverhältnis halten und die Vertragsbeziehungen eingehen,dann haben wir da die große Angst, dass uns das Geld abhanden kommt und deswegenhat man auch eine Grenze eingezogen, dass keiner mehr als 3.000 Euro verdient.Digitale Euro sozusagen zu einem Zeitpunkt halten kann. Also der Digital Eurosollte kein Store of Value sein.Also so wie das Geld unter dem Kopfkissen der natürliche Feind der Bank ist,soll auch der Digitale Euro kein Feind der Banken sein, indem man einfach eineGrenze einzieht von 3000 Euro. Euro, mehr digitale Euro darfst du nicht halten.Das ist natürlich auch wieder überhaupt nicht im Sinne der Bevölkerung,aber es ist halt so ein Geschenk, das man den Banken macht.
Tim Pritlove
Also ich habe jetzt nicht viel Kenntnis darüber, wie da der aktuelle Debattenstandist in diesem Umfeld, weil ich mich da einfach nicht drin bewege.Aber grundsätzlich würde ich ja sagen, erstens, wenn man etwas schaffen will,was unmittelbar auch in der Bedienung und in der Akzeptanz mit dem,was wir derzeit so mit Kreditkartensystemen haben, mithalten soll,dann muss man im Prinzip auch genau auf diesem Level mitspielen.Und das wäre halt zumindest erstmal, dass sozusagen die EZB Infrastrukturenaufbaut, um im Prinzip eine Alternative zu sein zu so etwas wie Girocard,so etwas wie Mastercard und Visa im Sinne von Payment-Netzwerke.Dass man also sozusagen selber auch als Payment-Netzwerk auftritt,weil so funktioniert das halt jetzt sozusagen.Du willst mit deiner Uhr im Supermarkt zahlen, dann muss es ja irgendeine Clearancegeben. Es muss ja irgendjemand sagen.Diese Transaktion darf stattfinden, für diese Transaktion ist das Geld da undich stelle jetzt auch sicher, dass diese Transaktion hier bei dem einen dazugehtund bei dem anderen weggeht und das passt schon so.Das ist ja im Prinzip was so ein Bezahlnetzwerk einem sicherstellen will.Also Security, Einhaltung von Gesetzen im Sinne von Geldwäsche und Transaktionenund wo es hingehen darf und wo nicht oder was für Transaktionslimits sind oderwas auch immer in der ganzen Rechtsgeschichte mit drin ist.Und wenn du dann eben sagen willst, wir wollen aber von Mastercard und Visavon diesen Netzwerken unabhängig sein, naja dann musst du halt dein eigenes Netzwerk haben.Und wenn man das eben auf Basis des Euros und der EZB macht,dann muss man halt irgendwie ein Trusted Netzwerk haben.Im Prinzip haben wir sowas ja auch schon, das ist halt das SEPA-System,das macht schon einen Großteil davon, das ist ja digital,hängt bloß eben noch an diesen anderen Netzen dran, weil da eben die Händler dran hängen,weil die Bezahl-Terminals eben Verträge haben mit irgendwelchen Dienstleisternund das merkt man ja dann auch mal wieder, wenn irgendwas abgelehnt wird unddann kannst du mit Master bezahlen, aber mit Visa nicht und so weiter.Im Prinzip müsste man hier sehr langfristig vorgehen und sagen,okay, wir machen jetzt hier sozusagen den Euro auch direkt bezahlbar und direkt darstellbar.Den Offline-Euro, ehrlich gesagt, da habe ich so meine Zweifel,ob das überhaupt gelingen kann.Also ich glaube, das ist schwierig, weil das einfach ein generelles informatischesProblem ist, was ja zum Beispiel diese ganze Blockchain-Geschichte überhaupterst losgetriggert hat, weil dieses Double-Spending ist halt einfach ein Problem. Leben.Klar, da kann es irgendwie Lösungen geben, ich frage mich halt nur, ob die so wichtig sind.Weil das Bargeld, was in geringen Mengen vorgehalten werden kann,anonym und bei den Leuten sein soll.Das funktioniert auch nicht digital. Also da gibt es auf meiner Meinung nachnicht so den unmittelbaren Druck, das digital machen zu müssen.Das ist natürlich so ein bisschen das Problem, dass jetzt du Läden hast,die eben sagen, wir wollen aber jetzt hier nur noch digital bezahlt werden,weil Bargeld ist uns irgendwie zu teuer und zu aufwendig und das wird geklautund das muss man zählen und rollen und bei der Bank abgeben,wenn man das dann auch auf dem Konto haben will und dann muss man dann nochGebühren dafür bezahlen und so weiter.Hast du dich übrigens auch schon mal gefragt, warum manche Restaurants nur Bargeld annehmen?
Thomas Lohninger
Weil es da Gebühren gibt für die Händler.
Tim Pritlove
Ja, also dieses Gebührenargument ist ja sozusagen, naja, ich will keine Gebührenan Mastercard zahlen und andie Banken sozusagen, also an die Kreditkarten möchte ich nichts zahlen.Obwohl das ist aber gedeckelt, meistens, also zumindest bei Konsumentengeschäftenist es gedeckelt. Das ist aber irgendwie ein relativ überschaubarer Betrag mittlerweile.Dabei ist Bargeldhandling eigentlich viel schwieriger, weil du das musst duhalt irgendwie sichern und das darfst du dir nicht klauen lassen.Das kostet auch Geld, wenn du das in größeren Mengen an der Bank einzahlst.Also das hat meistens eher was mit Steuervermeidung zu tun und nicht,weil man irgendwie nicht am digitalen Transaktionssystem teilnehmen möchte oderda höhere Kosten hätte, meine ich.Also unabhängig davon, ich sage einfach nur, ich glaube nicht an den digitalenOffline-Euro, bis ich da irgendwie Standards gesehen habe, die sagen,nee, passt schon, das funktioniert auch und das kriegen wir irgendwie auch hin,weil ich halte das einfach für schwer zu lösen, aber eben auch nicht unbedingt notwendig.Die eigentliche Frage ist halt eher, will man überhaupt eine Welt haben, wo man auf...Die Akzeptanz von normalem Bargeld verzichten darf.Also darf das Unternehmen sozusagen erlaubt werden, nicht Bargeld anzunehmen.Und das wäre wahrscheinlich eher so der Hebel, bis man eben wirklich eine digitaleLösung hat, die funktioniert.
Thomas Lohninger
Zum Recht auf Bargeld komme ich gleich noch, aber ich würde gerne einhaken beidem, was du gerade gesagt hast.Und diesen Punkt, wie kommt der digitale Eurer überhaupt zu den Leuten und zuden Händlern, ist ein ganz wichtiger.Wichtiger und da muss man halt leider auch, also war ich in Runden,wo dann irgendwie Leute von der EZB, ich argumentiere so mit,hey, aber wir müssen doch schauen, dass das Vertrauen der Bevölkerung irgendwieda ist und die so We are the legal tender.It's a legal obligation to accept. We don't need to care about trust.Also, ein bisschen verklausuliert, aber es war schon so, wir können das haltins Gesetz reinschreiben und genau das haben sie hier auch gemacht.Also, jeder Händler in der Eurozone Der Geld annimmt und heute irgendeine Formvon digitaler Bezahlmethode anbietet, muss dann auch den digitalen Euro verwenden.Und die Gebühren sind reguliert. Da gibt es zwei Zahlen.Das eine ist, was ist denn sonst üblich für digitale Bezahlsysteme an Gebührenfür den Händler und wie viel kostet es uns, den digitalen Euro in die Welt zubringen? Und welche der beiden Zahlen niedriger ist, ist dann die festgesetzteGebühr, die alle zahlen müssen.Und dadurch wirst du das halt einfach wirklich in der Fläche en masse sehen, wenn es soweit kommt.Zu dieser Frage des Datenschutzes nochmal, wir haben halt im Moment,kann man das beurteilen?Es ist einem Gesetz schon einigermaßen klar, wie es ungefähr technisch funktionieren soll.Beim Online Digital Euro hast du einfach eine zentrale Infrastruktur,da ist jede Transaktion drinnen gespeichert.Und das komplette Datenschutzkonzept baut darauf auf, dass die EZB uns verspricht,nicht hinzuschauen, wer jetzt was gezahlt hat.Also die Daten sind pseudonymisiert, sie können aber aus Gründen wie Fraud Detection,Anti-Money Laundering, Terror Financing und anderen halt einfach trotzdem hineinschauenund reidentifizieren. Das heißt Vollüberwachung.Und beim Offline Digital Euro ist es halt so, ja das ist in dem Telefon in irgendwelchenChips und denen vertrauen wir und alle X Transaktionen wird ein Stand an OfflineDigital Euros wieder gesynkt und jetzt kommen sie auch drauf,dass sie da Haftungsregeln brauchen,wenn Nordkorea vielleicht mal auf die Idee kommt, ein bisschen zu spielen mit diesem System.Es gibt da technische Dokumente, die sind um einiges konkreter als die Gesetze.All das wird in relativ opäken Runden im Moment verhandelt, wo wir unser Bestestun, irgendwie eine Verbesserung hinzubekommen. Das gesamte Thema hat nichtdie Aufmerksamkeit, die es verdient.Und es ist leider auch so, dass da eine Karotte dran hängt.Also dieser digitale Euro, ich bin mir nicht sicher, ob es dafür überhaupt eineMehrheit gibt. Aber deswegen gibt es ein zweites Gesetz in diesem Paket unddas ist das Recht auf Bargeld.Und da haben alle Leute eigentlich Lust drauf, zumindest in Zentraleuropa.Dieses Recht auf Bargeldgesetz würde nämlich wirklich bedeuten,dass überall in der gesamten Eurozone, auch am Land, die Verfügbarkeit von Bargeldgewährleistet sein muss vom Staat.Das heißt auch, dass Banken dann zum Beispiel wieder Geldautomaten aufstellenmüssen oder mehr Schalter zur Verfügung stellen müssen.Also die Versorgung mit Bargeld muss gesichert sein. Da gibt es auch Monitoring und so weiter.Und es gibt auch eine Annahmeverpflichtung. Also wie wir das heute kennen, no cash, only card.Schilder gehören damit der Vergangenheit an, wenn dieses Gesetz so kommt.Das wäre wirklich eine super Sache, weil der schleichende Verlust des Bargeldsist aus vielen Gründen schlecht. Es gibt Leute, die haben kein Bankkonto.Bargeld ist der datenschutzfreundlichste Weg zu bezahlen. Und es ist auch fürdie Financial Literacy, also für den Umgang mit Geld, glaube ich,ganz hilfreich, dass du einen Bezug dazu hast und dass nicht nur irgendwelcheZahlen auf deinem Display sind.Und auch natürlich dann im Falle von Naturkatastrophen zum Beispiel,wenn der Strom weg ist oder das Netz weg ist,glaube ich nicht, dass der digitale Euro der Weg ist, wie sich Menschen nochim Wirtschaftsleben austauschen können, sondern das wird einfach Bargeld sein. Nein.Ja, wir verlinken noch auf die ganzen Policy-Analysen, die Epicenter Works dazugemacht hat und diese Arbeit wird eben nach der Wahl, der EU-Wahl jetzt im Juni weitergehen.Es ist auch ganz spannend, weil wir einen super großen Überhang von deutschenAbgeordneten bei dem Gesetz haben, aber davon hören fast alle auf.Also der Berichterstatter Stefan Berger von der CDU hat einen sehr unwahrscheinlichen Listenplatz.Die Schattenberichterstatterin der Grünen, Henrike Hahn, tritt nicht nochmal an.Ein Gunnar Beck von der AfD ist auch Deutscher, aber von dem weiß ich nicht.Mit der AfD-Wahlisten beschäftige ich mich nicht.Ich habe kein Schmerzengeld. Und auch im Rat, also bei den EU-Mitgliedstaaten,man konnte sich nicht einigen.Also das Thema wird auf jeden Fall erst in Zukunft dann nochmal final entschieden.Deswegen gibt es die Chance, sich näher damit zu beschäftigen und das ist eine Einladung.Wir verlinken auch das Procedure-File, das ist so ein Cheat-Hack im EU-Gesetzgebungsprozess,da kann man nämlich immer nachschauen, wo so ein Gesetz gerade steht und wer es zuständig ist.Also wenn sich da Leute einbringen wollen, es ist gerade die Zeit dafür da.
Tim Pritlove
Gut. So, jetzt haben wir eigentlich das meiste durch.Kleinigkeiten haben wir noch ein paar, oder?
Thomas Lohninger
Ja.
Tim Pritlove
Chatkontrolle, wir müssen das Wort sagen. Keiner kann es mehr hören. Wie geht es?
Thomas Lohninger
So wie Beetlejuice, Chatkontrolle, Chatkontrolle, Chatkontrolle.In unserer Chronistenpflicht sei gesagt, dass es wieder mal einen offenen Briefgab von 50 NGOs und 26 Expertinnen, der wiederum massive Grundrechtsbedenken äußert.Wir haben in der vorletzten Folge darüber gesprochen, dass da die belgischeRatspräsidentschaft im Moment ein bisschen freidreht und fast irgendwie jedendritten Tag einen neuen Gesetzesvorschlag vorlegt. Wir müssen uns einigen jetzt sofort.Darauf nimmt dieser Brief Bezug, den eben ganz viele NGOs an die Kommissiongeschickt haben und da ist dann auch das dazugehörige Leak natürlich gekommen.Wie könnte es anders sein von André Meisler, der auf Netzpolitik.org da Protokolleveröffentlicht hat von den Ratsverhandlungen und auch auf Mastodon einen Tutabgesetzt hat mit einem wunderschönen Slide-Bild.Man könnte es fast nicht besser ausdrücken, wie die belgische Ratspräsidentschafthier an dieser Stelle, wo man so eine schöne Grün- bis Rot-Tabelle hat und High-Riskist Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.Und da müssen wir am meisten überwachen und das geht überhaupt nicht.Also es wird einfach immer deutlicher und das bildet sich auch im Rat ab.Es gibt die, die verstanden haben, dass Verschlüsselung nicht böse ist und dassMenschenrechte auch im Internet gelten und dass man da nicht alles überwachen kann.Und da gibt es die andere Fraktion, die sagt, aber die Kinder und Verschlüsselungist böse und wir müssen alles scannen, weil vielleicht kommen wir da ja aufirgendwelche Person of Interest.Ja, und genau dieser Konflikt spielt sich hier gerade ab und ist schön irgendwie darstellbar.Deswegen verlinken wir auf diese Dinge und halten die Daumen,dass es nicht zu einer Einigung kommt, bevor die EU-Wahl passiert und dass wirhoffentlich dieses Thema irgendwann beendigen und beerden können.Hoffentlich dann, wenn die EU-Kommission anders aufgestellt ist und InnenkommissarinIlvia Johannsen hoffentlich ihren Job verliert.
Tim Pritlove
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Gut.
Thomas Lohninger
Aber sie stirbt, wie Arne Semstroth sagt.
Tim Pritlove
Das wollte ich jetzt nicht sagen.
Thomas Lohninger
Gut.
Tim Pritlove
Alright, dann haben wir nur noch einen Teil, nämlich ein paar,nein, genau, einen Termin.
Thomas Lohninger
Der Netzpolitische Abend Wien mit allen Spitzenkandidatinnen zur EU-Wahl wird stattfinden am 22.Mai 2024 ab 18 Uhr in Wien bei der Digi-Society im 1.Bezirk. Es haben schon zugesagt die Europaabgeordneten und Spitzenkandidatinnen von links an,Kommunisten, Grüne, Liberale und Konservative, die Sozialdemokraten und dieRechtsextremen, die FPÖ, die fehlt noch.Und ich habe den Spaß, dass ich das moderieren darf und den Europaabgeordnetenhalt so ein paar Fragen stelle zu netzpolitischen Themen.Und es wird einen Livestream geben, eine Recording, das wird auf freien Radios ausgestrahlt.Aber wer schnell ist, kann sich jetzt auch noch anmelden, um physisch dabei zu sein. 22. Mai in Wien.
Tim Pritlove
Und ihr habt noch Kommunisten, ja?
Thomas Lohninger
Ja, die kommen gerade wieder. Die waren, ja, draußen, aber jetzt kommen sie wieder.Die haben in Graz, ist jetzt Stalingrad, weil es kommunistisch regiert ist. Was?
Tim Pritlove
Ernsthaft? Oh Mann. Okay. Und was ist die Digital Society?
Thomas Lohninger
Eine NGO in Wien, die auch Netzpolitik macht und ganz viele Events und Bildungsbereichund so und die haben halt irgendwie ein schönes Office im ersten Bezirk und,da muss man sich ja irgendwo treffen, wo es was hergibt Ja.
Tim Pritlove
Ist doch schön, alles klar Gut, haben wir das auch mal genannt,Fein mehr Termine haben wir nicht im Angebot und mehr Themen haben wir auchnicht im Angebot das heißt wir sind schon voll im Epilog,Thomas.
Thomas Lohninger
Der Epilog. Ja, also ich hoffe, dass deine Ausreise genauso leicht funktioniertwie alles andere bisher dort.
Tim Pritlove
Für die Einreise. Ja, naja, da habe ich überhaupt gar keine Bedenken.Meine nächste Haltestelle ist dann übrigens die Türkei.Da bin ich mal gespannt, wie das so wird.
Thomas Lohninger
Da bin ich neidisch. Bitte gehen die Hagia Sophia und Scheitersalz.Ich habe es noch nie nach Istanbul geschafft, aber ich will da unbedingt mal hin.
Tim Pritlove
Genauso ging es mir nämlich auch und diesen Malus, den wetze ich jetzt mal ausund bin gespannt, was ich da so alles entdecken werde.Aber ich kann sagen, es war jetzt schon eine sehr gute Idee,diese Studienreise, wie ich es nenne, hier gemacht zu haben,weil es einfach mal Einblicke liefert und andere Perspektiven liefert.Gerade der arabische Raum ist ja sehr vielfältig in seiner Meinungsbildung. Das ist mal sozusagen.Und da kriegt man dann einfach auch einen anderen Blick auf die Heimat.Wenn man sich immer nur so in seinem eigenen Wölkchen dreht,dann kann man da vielleicht viel kennen,aber ob man dann auch immer so die Perspektive mitbekommt, die der Rest derWelt so hat auf die Dinge, das sei mal dahingestellt.Das bist du ja sicherlich aus deinen internationalen Reisen auch so bestätigen können, oder?
Thomas Lohninger
Absolut und ich glaube, dass du auch gerade in einer sehr spannenden Regionbist und da gibt es einfach eine Denkschule und einen Kontext und kulturelle Hintergründe,die wir so leicht und gerne übersehen in Europa.Und da jetzt genau hinzuschauen ist, glaube ich, auch für die Podcasts,die du machst, ganz wichtig, dass das ein bisschen mehr 360 Grad hat und inspiriert ist von dort.Aber das hast du mir voraus. Das Einzige, was ich dir mitgeben kann,ist Mitbringsel aus diesen Ländern, meistens Zuckergebäck und Tee und Datteln.Das sind so die besten Sachen.
Tim Pritlove
Die ich bisher bekommen habe. Super hier. Steht vollkommen außer Frage.Na gut, alles klar. Dann würde ich sagen, winken wir mal hier schön in die Runde.Vielen Dank fürs Zuhören und dann hören wir uns nächste Woche wieder. Tschüss und bis bald.
Thomas Lohninger
Ciao, ciao.

Shownotes

Feedback

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Ein Logbuch:Netzpolitik Spezial zur Beobachtung des bundesdeutschen Parlamentswesens

Tim spricht heute mit Sabrina Gehder, Macherin des Podcasts "Parlamentsrevue" und Entwicklerin der Website "Bundestagszusammenfasser" die einen stets aktuellen Überblick über die Prozesse des Bundestags im Hinblick auf die Entwicklung, Diskussion und Verabschiedung von Gesetzen liefert. Wir sprechen über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Beobachtung des Parlaments und den Entwicklungswegen, die Gesetze so nehmen, welche Gesetze derzeit primär das Digitale für Bürger und Wirtschaft regeln und wie Gesetze das Digitale des Staates regeln. Genauer sprechen wir dann noch über das jüngst gescheiterte Onlinezugangsgesetz 2.0 und was vielleicht nötig wäre, um dem Staat in Sachen Digitalisierung wirklich Beine zu machen. Außerdem diskutieren wir das Bürokratiemonster Cannabisgesetz und die jüngste Zerforschung von Anbietern für die Verwaltung von Cannabis Social Clubs.

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Tim Pritlove
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Sabrina Gehder

Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.


Transkript
Tim Pritlove
Guten Morgen, Sabrina.
Sabrina Gehder
Guten Morgen, Tim.
Tim Pritlove
Was machen wir jetzt mit dieser Sitzung hier?
Sabrina Gehder
Ich würde sagen, die eröffnen wir.
Tim Pritlove
Logbuch Netzpolitik Nummer 489 vom 9. April 2024. 24.Und ja, ihr werdet es schon gemerkt haben, der Linus ist nicht da,der ist immer noch verhindert.Und deswegen dachte ich mir, mache ich heute mal eine kleine Sonderausgabe,nutze die Gelegenheit und lade die Sabrina ein. Hallo, herzlich willkommen zu Logbuch Netzpolitik.
Sabrina Gehder
Hallo, vielen Dank für die Einladung.
Tim Pritlove
Ja, Sabrina, Sabrina, jeder dich kennen wahrscheinlich, manche und manche nicht. Ein paar.Ein paar kenne ich, genau. Ein paar haben dich schon mal gehört,weil du bist ja auch Podcasterin.Und bist im weiteren Sinne auch im, Klammer auf, Netz, Klammer zu,politischen Umfeld unterwegs, kann man sagen.
Sabrina Gehder
Ja, also eher Digitalpolitik tatsächlich.
Tim Pritlove
Erzählen, wo du so hergekommen bist. Wo ich so hergekommen bin.Also wie du vor allem ins Digitale geraten bist. Sagen wir es mal so.
Sabrina Gehder
Ja, ich versuche es mal irgendwie etwas über 40 Jahre ganz kurz zu fassen.Ja, wie bin ich da hingekommen? Ich bin von Haus aus gelernter IT-Systemkauffrau.Bin hauptberuflich auch Windows-Admin und Datenbank-Admin.Das heißt also, ich bin sowieso mit dem Digitalen und dem Netz irgendwie beschäftigt.Und da interessiert einen das natürlich auch.Aber zum Podcasten,Bin ich, glaube ich, so gekommen wie die meisten, weil irgendwann denkt sichja jeder, irgendwie müsste man mal einen Podcast machen.Scheinbar. Ich kenne das Gefühl. Also irgendwie das Gefühl hat man ja schon,dass jeder diesen Gedanken irgendwann mal hat.Und ja, warum gerade mit dem Thema ist halt, oder ich weiß nicht,ob wir da jetzt schon direkt reingrätschen wollen.
Tim Pritlove
Können wir machen. Also der Podcast, den du machst, heißt Parlamentsrevue.Und es ist, wie der Name schon nahelegt, eine Art Überblick über das Geschehenim deutschen, bundesdeutschen Parlament, beziehungsweise des gesamten Gesetzesprozesses.Ich glaube, du fokussierst dich ja auf und orientierst dich an den Sitzungen,also den Sitzungswochen des Bundestages, richtig?
Sabrina Gehder
Genau. Also ich versuche eigentlich einmal im Monat dann alle Sitzungen diesesMonats oder alle vorangegangenen Sitzungen dann irgendwie zu begleiten und versuche auch alle Gesetze,die verabschiedet wurden und alle relevanten Anträge oder Beschlüsse zumindesteinmal kurz zu erwähnen.Also es soll schon irgendwie so der vollständige Überblick werden,das ist so ein bisschen mein Ziel.Und dann höre ich halt für die interessanteren Themen, höre ich halt in dieDebatten rein, versuche da so ein bisschen die Argumente auseinanderzunehmen,wenn ich mich irgendwie so ein bisschen damit auskenne.Das sind ja so viele Themen, das kriegt man dann ja natürlich gar nicht alles abgedeckt,aber wenn es irgendwas gibt, wo ich mich auskenne oder was vielleicht nichtganz so komplex ist oder so, dann zerlege ich das auch gerne mal und mache michauch gerne mal ein bisschen drüber lustig.
Tim Pritlove
Ja, das gelingt ja auch ganz gut. Also mich würde mal interessieren,was so eigentlich deine ursprüngliche Motivation war.Ich habe mal was ähnliches gemacht, ich weiß gar nicht, ob du das weißt,ich habe ja mal so ein Projekt gehabt damals mit Philipp Banse,das war mehr so ein Experiment, Bundesradio hieß das.Und das war tatsächlich genau die Idee, also sozusagen Bundestagsgeschehen undGesetzesgeschehen, das ist doch irgendwie alles interessant und das betrifftuns doch und das ist halt auch wieder so etwas,die meisten Leute verstehen es nicht so richtig, weil es halt auch keiner sorichtig verfolgen möchte und so weiter.Und dann haben wir so ein bisschen gegrübelt, was da so unser Modus sein kannund haben es dann mal probiert mit.Ausschusssitzungen herausgreifen und dann vor Ort sein und sich da irgendwelche,Vortragenden, also jetzt nicht von den Parteien, sondern so diesen Experten,die dann immer geladen werden, die zu greifen und dann mal so das Thema durchzusprechen.Hat sich alles als nicht wirklich gangbarer Weg herausgestellt,deswegen ist das dann auch nach ein paar Sendungen auch wieder eingeschlafen, was kein Problem ist.Philipp Banse macht Macht ja jetzt sehr erfolgreich Lage der Nation.Ulf Burmeier hat da sozusagen das Format dann auch gefunden.Und naja, hier war es ja, Logbuch-Netzpolitik hat auch seine eigene Art undWeise, darauf zu schauen.Aber du gehst ja da sehr strukturiert und sehr zielgerichtet sozusagen nachdem Programm des Bundestages ran.
Sabrina Gehder
Ja genau, also da sind halt so ein bisschen zwei Gedanken zusammengekommen.Einmal dieser Gedanke, man müsste eigentlich mal einen Podcast machen.Und dann hatte ich schon länger so einen Gedanken, der wie mietfrei in meinem Kopf wohnte,dass ich gedacht habe, es müsste doch eigentlich mal entweder ein Podcast oderein YouTube-Channel oder irgendwas, also irgendein Medium geben,das einfach mal vollständig beleuchtet, was in diesem Bundestag passiert.Eben nicht nur die relevanten Themen, über die halt alle reden,sondern wirklich mal auflistet. Das ist übrigens noch passiert und dann gab es noch den Beschluss.Und so ist jetzt, diese Dinge sind halt im Bundestag passiert.Und das gab es einfach nicht. Und ich habe das nicht, gibt es auch anscheinendbis heute nicht so richtig.Also die meisten, die sich halt damit beschäftigen, es gibt ja zigtausend Podcastsauch aus den, von den großen Zeitungen und so weiter, die irgendwie Hauptstadtberichterstattung machen,aber auch die kümmern sich immer nur um so Einzelthemen, über die halt,wie gesagt, alle reden. Ja.Und diese ganzen kleinen Themen, die da noch so sind, die gehen irgendwie total unter.Und das war so meine Motivation oder unsere Motivation damals.Wir haben ja angefangen zu zweit.Da war noch meine Podcast-Partnerin Corinna mit dabei.Und diesen Gedanken hatten wir halt beide, dass wir das irgendwie mal vollständig begleiten wollten.Und da kam uns dann die Bundestagswahl halt gelegen, wo wir dachten,ach Mensch, jetzt hier fängt die neue Legislaturperiode an. Das ist doch einegute Gelegenheit, das mal anzufangen.
Tim Pritlove
Am 26.10.2021, das war die erste Sitzung, die ihr beleuchtet habt und das heißt,du machst es jetzt auch schon seit über zwei Jahren.
Sabrina Gehder
Genau, ich mache das jetzt seit über zwei Jahren. Corinna ist dann,ich glaube, nach anderthalb Jahren oder so, also jetzt ungefähr vor einem Jahr,ist sie dann halt ausgestiegen, hauptsächlich aus Zeitgründen.Und seitdem mache ich das jetzt halt alleine. Und ja, es hat auch ein bisschengedauert, bis wir da erst zu zweit und dann ich alleine so unser Format gefunden haben.Aber ich glaube, mittlerweile hat sich das einigermaßen eingependelt.
Tim Pritlove
Ist ja gar nicht so einfach, alleine einen Podcast zu machen. Nee, das stimmt.Also ich versauere da schnell und fühle mich verloren.Ich brauche immer irgendeinen, den ich so anreden kann.
Sabrina Gehder
Das kann ich gut verstehen. Weil ich habe tatsächlich auch so ein bisschen dasProblem, also ich kann grundsätzlich sowieso nicht wahnsinnig gut freisprechen.Was man nicht merkt im Übrigen. Wir haben gerade erst angefangen.Vor allem ist es immer schwierig, wenn ich meine Witze nicht vorschreiben kann,dann bin ich so auf mein Standardrepertoire angewiesen. Das ist auch nicht ganz einfach.Aber tatsächlich in so einen leeren Raum reinzusprechen und nur in so ein Mikroreinzusprechen, ist tatsächlich gar nicht so einfach. weil mein Gehirn irgendwienicht versteht, dass es Sachen wirklich ausformulieren muss, auch wenn keiner da ist.Und ich hatte tatsächlich in den ersten Aufnahmen dann öfter mal den Fall,dass so ein halber Satz einfach fehlte, weil mein Gehirn den einfach nur gedachthat und ich nicht gemerkt habe, dass ich den gar nicht wirklich ausgesprochen habe.Das führt dann dazu, dass mittlerweile tatsächlich auch ich alles geskriptethabe. Also ich lese im Prinzip vor, muss ich sagen.Es ist sehr wenig, dass ich tatsächlich freispreche. Erstmal,weil ich ja auch die Fakten richtig haben möchte.Ich möchte nicht irgendwelche Zahlen einfach so vor mich hin erzählen, die dann nicht stimmen.Das ist natürlich auch immer ganz wichtig.Und eben dieser Effekt, dass ich nicht vergesse, irgendwas zu sagen,weil ich nicht merke, dass ich es gar nicht sage.
Tim Pritlove
Nachvollziehbar, naja, aber da ist ja dann mittlerweile ein ganz brauchbaresKompendium rausgekommen und ja, also es ist, man kriegt sehr schnell ein Gefühl,okay, worum ging es alles, du suchst ja dann sozusagen die wichtigsten Gesetzesinitiativen,die besprochen werden, heraus. raus?Also gibt's da irgendwie also was ist so deine Maßstab für was ist wichtig undwas ist jetzt quasi unter ferner Liefen so?
Sabrina Gehder
Ob's mich interessiert.
Tim Pritlove
Ob's dich interessiert?
Sabrina Gehder
Ob's mich interessiert oder nicht.
Tim Pritlove
Okay, und was interessiert dich?
Sabrina Gehder
Also erstmal alles, so grundsätzlich. Nein, also ja, was interessiert mich?Ich glaube, da gibt's keinen wirklich roten Faden. Das ist auch sehr tagesformabhängig.Also Also dieses ganze Thema Digitales und so hat natürlich irgendwie einengewissen Schwerpunkt, aber mich interessiert auch viel so Ernährungsgesetzgebung,alles was so Landwirtschaft,Tierhaltung, Tierschutz und solche Dinge interessieren mich.Aber auch, ja, wie funktioniert unser Staat?Also auch so absurde Dinge wie das Gesetz zum deutschen Wetterdienst oder so,wo man sich denkt, so, ja, habe ich noch nie darüber nachgedacht.Natürlich muss es da irgendwie ein Gesetz geben, aber wie funktioniert das eigentlich?Also das ist so ein Motivator.
Tim Pritlove
Ich finde das auch ganz gut, weil das war auch, als ich Bundesradio gemachthabe, relativ schnell so eine Erkenntnis und auch eigentlich so ein bisschenmein Leitmotiv ist ohnehin, alles ist interessant,es ist immer nur die Frage, wie man drauf schaut oder wie man nachfragt.Und was glaube ich bei der Parlamentsrevue sehr schnell rüberkommt ist,dass man einfach merkt, okay, alles klar, die müssen sich da mit allem rumschlagen.
Sabrina Gehder
Ja, genau.
Tim Pritlove
Bist du im Bundestag, hast du quasi mit jedem Bereich unserer Gesellschaft irgendwas zu tun?Heute wird über Krieg geredet und morgen über Standardisierungsformate für Flanscheim industriellen Rahmen oder keine Ahnung.
Sabrina Gehder
Teilweise back to back. Also die haben eine Debatte zu Ukraine-Hilfen und danndirekt danach haben sie irgendwie was zur Wahlgesetz und dann direkt danachirgendwas zu irgendeiner Änderungim Bundesberggesetz oder sowas und das einfach im Halbstundentakt.
Tim Pritlove
Aber alles ist halt irgendwie relevant für irgendjemanden in Deutschland unddas dann eben auch zu verstehen, wie diese ganzen Prozesse funktionieren,finde ich halt auch ganz interessant.Was sind denn so Erkenntnisse, die dir so gekommen sind jetzt nach zwei Jahren Begleitung?Verstehst du jetzt irgendwas,Besser oder anders formuliert, hast du jetzt mehr Verständnis für bestimmteDinge, wie sie sind oder hat sich bei dir eigentlich nur das Entsetzen breit gemacht?
Sabrina Gehder
Ah, auch das ist tagesformabhängig.Also man sieht natürlich, wenn man da so intensiv drauf guckt,auf alles drauf guckt, sieht man natürlich auch viel mehr, wie so Sachen gegeneinanderaufgewogen werden oder wie da so Deals zustande kommen.So, wir geben euch jetzt bei dem Gesetz noch das und dafür kriegen wir bei demGesetz aber dieses und so.Also diese Punkte sieht man halt, finde ich, sehr viel stärker.Da kann man, je nachdem, wie gut man geschlafen hat, kann man dann mehr Verständnishaben oder man kann wütender werden.Das ist so ein bisschen eine Frage der Perspektive.
Tim Pritlove
Aber diese Deals sind ja schon auch ein bisschen die Essenz des Kompromisses. Ja, das ist es.
Sabrina Gehder
Aber manchmal ist es halt schon so, wo man sagt, okay, das kann man doch jetztnicht gegeneinander aufwiegen.Also da geht es um das Leben von Menschen irgendwie und das andere ist irgendwie,keine Ahnung, eine Zahl auf irgendeinem Konto.Also manchmal ist es schwierig, aber manchmal sieht man auch,also manchmal, ich habe schon mehr Verständnis jetzt dafür,ja, dass man eben unterschiedliche Interessen halt irgendwie unter einen Hut kriegen muss und das…,Geht gar nicht immer argumentativ.
Tim Pritlove
Dann ist es halt einfach Tippo-Tett und dann so, ja okay, hier haben wir verloren,aber da haben wir gewonnen.
Sabrina Gehder
Ja genau, einmal sowas und auch halt, dass eben auch Interessen eine Rolle spielen,die jetzt nicht die eigenen sind.So, wo man sagt ja, wie kann man so sein?Das stimmt ja nicht mit euch. Aber auch das ist halt ein richtiges Interesse,das irgendwie Berücksichtigung finden muss.
Tim Pritlove
Und was ist dann so in der Summe dein Eindruck von unseren Parlamentariern?Also was überwiegt da?
Sabrina Gehder
Was überwiegt da? Das ist eine schwierige Frage.Man hört halt leider so wenige. Also es sind am Ende dann doch fast immer dieselbenLeute, die vorne stehen und eine Rede halten.Und ich weiß nicht, woran das liegt. Also ob die nicht nach vorne gelassen werden.
Tim Pritlove
Hörst du dir das alles an?
Sabrina Gehder
Nein, alles nicht. Das ist zeitlich nicht machbar. Also die Debatten,die halt das große Thema sind, die höre ich mir an komplett.Aber jetzt nicht jeder einzelne. Also alles, was unter Sonstiges landet,die habe ich mir dann nicht angehört.
Tim Pritlove
Aber schon einiges.
Sabrina Gehder
Aber schon einiges, ja. Und wenn ich was Besonderes wissen habe oder noch irgendeineFrage offen habe oder so, gucke ich mir dann auch oft die Anhörung dazu nochan und dann vielleicht auch noch irgendwie eine Pressekonferenz, die es dazu gab.Also ich versuche dann auch schon Zitate und O-Töne aus anderen Quellen noch mit dazu zu kriegen.
Tim Pritlove
Okay, also es gibt welche, die stehen sozusagen im Vordergrund.Was ist so dein Eindruck, den du dabei gewinnst?
Sabrina Gehder
Es ist sehr gemischt. Also es gibt Leute, die finde ich sehr offensichtlicheinfach nur irgendwelche Partikular- und Klientelinteressen vertreten.Es gibt aber auch viele, denen es wirklich darum geht…,Irgendwie das Land besser zu machen und irgendwie die Lebenssituation von Leuten besser zu machen.Das gibt's alles. Also immer dieses Pauschale, ja, die sind ja die da oben unddie sind ja alle korrupt und so, das ist halt Quatsch.Also ein paar ja, glaube ich, das kann man, glaube ich, in Medienberichten immerwieder nachlesen, aber viele auch, denen geht es wirklich um die Sache und denenliegt auch die Sache sehr am Herzen.Und das ist halt, ja, es ist halt, es ist sehr, sehr gemischt.Auch über die Parteien gemischt. Also man kann auch nicht sagen,die Partei, das sind alles die Guten und die Partei, das sind alles die Korrupten,sondern das ist, in allen Parteien hast du die, die hauptsächlich,denen es hauptsächlich um ihr persönliches Fortkommen geht und ihre Karriere,als Berufspolitiker und du hast diejenigen in allen Parteien,fast allen Parteien, die, denen es halt irgendwie um die Sache geht.
Tim Pritlove
Ich glaube es verteilt sich aber bei den einzelnen Parteien aber auch sehr unterschiedlich.
Sabrina Gehder
Ja, das ist richtig.Und manche kann man halt auch ausklammern.
Tim Pritlove
Ja, aber du hast ja dann auch ein bisschen Technik an den Start gebracht,um dir sozusagen die Arbeit ein bisschen zu erleichtern.Kannst du das mal erläutern?
Sabrina Gehder
Ja, so zwangsweise.
Tim Pritlove
Ja, weil es ist ja viel, was nimmst du denn von so einer Sitzungswoche als ersteswahr, wenn die aufgerufen wird?
Sabrina Gehder
Also ich gucke halt erstes Mal in die Tagesordnung, was da überhaupt anstand und was anlag.Und dann picke ich mir die Themen raus und gucke vor allem in meine ausführliche Liste.Ich weiß gerade nicht, wie ich auf die Frage antworten soll.
Tim Pritlove
Naja, also worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist, du hast ja so ein Toolgebaut, diesen Bundestagszusammenfasser.
Sabrina Gehder
Ja.
Tim Pritlove
Was macht das?
Sabrina Gehder
Das ist im Grunde die Fortentwicklung meiner Liste, die wir halt von Anfangan geführt haben, um überhaupt nur den Überblick zu behalten,was gerade wo ist, was es überhaupt für Vorhaben gibt,auf welchem Stand die sind und was damit schon passiert ist.Das hat angefangen ganz am Anfang mit einer Excel-Liste, natürlich.Und das war dann sehr schnell viel zu wenig.Und dann habe ich mir auch gedacht, ach Mensch, wenn wir das jetzt eh pflegen,könnte ja eventuell die HörerInnen auch interessieren, kann ich ja mal online stellen.Dann hatte ich es erst als einzelne, eigene Rubrik sozusagen auf der Webseite,wo eben auch der Podcast ist.Und dann wollte ich eigentlich nur eine Kleinigkeit hinzufügen und das ist dannso ein bisschen ausgeartet.Und jetzt ist dann halt das eine eigene Webseite geworden, der Bundestagszusammenfasser,auf der halt die Gesetzesvorhaben, die den Bundestag betreffen,aufgelistet sind in den verschiedenen Status.Und wo man halt für alle Gesetze halt nachgucken kann. Erstens einmal die Basisdatenhalt, worum geht es überhaupt grob.Die Links von der Ministeriumseite sind da verlinkt.Und es gibt halt eine GPT-4-Zusammenfassung Einmal vom Gesetz selber,von der Anhörung und von der Beschlussempfehlung, wenn sie denn da ist.Also so kann man dann da genau verfolgen, wann war das Gesetz wo,wann ist was passiert und was ist eben an den verschiedenen Stationen an Text entstanden.
Tim Pritlove
Wo kommen die Daten her?
Sabrina Gehder
Die ziehe ich mir, also es ist kompliziert.Sobald das Gesetz irgendwie entweder im Bundestag oder im Bundesrat angekommenist, ab da läuft alles wunderbar automatisch, weil ab da kann man die API abfragen,die vom Bundestag zur Verfügung gestellt wird.Das ist dann deren Dokumentenmanagementsystem, das heißt DIP,also D-I-P, wo ich gerade nicht weiß, wofür das steht leider.Aber egal, ist einfach deren Dokumentenmanagementsystem, das kann man abfragenund da kriegt man dann jeden Statuswechsel und jeden Vorgang kriegt man da mit.Und da habe ich mir mit make.com diverse Automatismen und diverse Szenariengebaut, die mir das halt abfragen und die mir das in meine Datenbank schreiben.
Tim Pritlove
Kann ich noch gar nicht. Heißt übrigens Dokumentations- und Informationssystemfür Parlamentsmaterialien.
Sabrina Gehder
Sehr sperrig.Ja, bleiben wir bei DIP.
Tim Pritlove
Genau, bleiben wir bei DIP.
Sabrina Gehder
Hätte es auch besseren Namen gegeben, Jorgen.
Tim Pritlove
Okay, das heißt, vielleicht nochmal kurz ein Blick, also bundeszusammenfasser.de,das ist die Domain und dort kann man dann halt auf der Homepage erstmal sehen,so ein kurzer Teaser, was ist irgendwie neu im Bundestag, was sind Gesetze,die hängen seit ewigen Zeiten rum.Ich weiß nicht, was da der Threshold ist, aber so ab 150 Tagen oder so, kann das sein?
Sabrina Gehder
Nee, es sind einfach die ältesten fünf.
Tim Pritlove
Ah, die ältesten fünf, alles klar. Also Demokratiefördergesetz ist seit 385Tagen in der Ausschussberatung, steht hier als erstes sozusagen.
Sabrina Gehder
Und wird es wohl auch noch bleiben, wie man so hört.
Tim Pritlove
Genau, und dann irgendwie Sachen, die in der Vorbereitung sind.Also oben kann man ja dann auswählen, zeig mir mal alle Gesetzesvorhaben,die in Vorbereitung sind. Kommt das schon aus dem Dip raus?
Sabrina Gehder
Nee, das ist der komplizierte Teil.
Tim Pritlove
Ah, okay. Und wo kommt die dann her?
Sabrina Gehder
Die suche ich per Hand von den Seiten der Ministerien runter und trage die ein.
Tim Pritlove
Okay. Das ist ein Spaß.
Sabrina Gehder
Das mache ich halt so einmal die Woche. Ich hatte verschiedene Ansätze,das irgendwie zu automatisieren mit irgendwelchen Scrapern und hast du nicht gesehen.Aber das war einfach komplett zum Scheitern verurteilt.Zum einen, weil die Ministerien ungefähr alle halbe Jahr das Layout ihrer Webseiten komplett ändern.Ja, das ist das eine Ding und es hat auch nicht jedes Ministerium eine dedizierteSeite, wo diese ganzen laufenden Vorhaben sind,also zum Beispiel Bildung und Forschung habe ich komplett aufgegeben,das ist einfach eine Katastrophe.Sie haben zwar eine Seite, aber da sind alle Gesetze aufgelistet,die das Ministerium betreffen und dann schreiben sie irgendwie dazu,wenn es dazu ein neues Änderungsgesetz gibt.Also furchtbar. Also da gucke ich halt nicht mehr rein.Bei anderen gibt es zwar irgendwie einen Link, aber da steht dann nichts unddann hast du nur den Link zu dem PDF, also da gibt es dann keine richtige Seite.Sehr gut macht es das Justizministerium, muss ich lobend erwähnen,weil die haben dann so einen richtig schönen Verlauf, wo dann alle Dokumenteaufgelistet sind, alle Stellungnahmen und du so eine schöne Timeline hast und so.Und eine Synopse mittlerweile sogar, ganz großartig.Und so, ja, also das sind so die beiden Extreme eigentlich. Also dazwischen hast du alles Mögliche.Jedes Ministerium macht es anders. Du hast da keine Einheitlichkeit.Es wird ständig geändert. Und es sind auch nicht nur die Gesetze dort,sondern auch alle Verordnungen, alle Beschlüsse und alle sonstigen Dokumente,die irgendwie aus dem Ministerium kommen. Das heißt, du hast sehr viel Heu undsehr wenig Stecknadeln.Und das war dann einfach so eine Aufwand-Nutzen-Abwägung, weil für die zweiGesetzentwürfe, die dabei sind, dann müsste ich dann die ganzen 20 Verordnungendagegen jedes Mal wieder rauslöschen.Und das hat sich dann nicht gerechnet.Deswegen ist es für mich tatsächlich einfacher, wirklich einmal die Woche michhinzusetzen, alle Ministeriumseiten oder alle Vorhabenseiten da durchzugehen,zu gucken, ob was Neues da ist und das dann einfach per Hand einzutragen.
Tim Pritlove
Okay und das gilt dann auch noch für, also wenn man jetzt auf Gesetzesvorhabengeht und sagt, sagen wir mal an, was in Vorbereitung ist,dann gliedert sich das ja nochmal so in drei Phasen und sozusagen die früheste Phase,die hier ist, sind so Eckpunkte, Papiere, das ist dann sozusagen das allererste,was man überhaupt sieht, das kommt von den Webseiten.Genau. Dafür Renten und Entwürfe sind dann auch noch, kommen auch noch von diesen Webseiten?
Sabrina Gehder
Genau, also eigentlich alles, was in Vorbereitung ist.
Tim Pritlove
Einschließlich der Kabinettsbeschlüsse, also auch die sind nicht in diesem DIP mit drin.
Sabrina Gehder
Genau.
Tim Pritlove
Okay.
Sabrina Gehder
Die sind auch ganz oft kein eigenes Dokument, sondern das ist dann der Referentenentwurf,der halt jetzt nur vom ganzen Kabinett beschlossen wurde.Also das ist meistens gar kein anderes Dokument.
Tim Pritlove
Also das Kabinett ist sozusagen auch noch nicht digital, ist noch nicht maschinenlesbar.
Sabrina Gehder
Das hat nicht mal eine Webseite. Es hat eine Unterseite auf der Webseite bundesregierung.de.Da gibt es eine Unterseite Kabinett und da stehen dann die Beschlüsse.
Tim Pritlove
Okay. Manchmal.
Sabrina Gehder
Aber oft heißen sie dann auch anders als das Gesetz, das dann in den Bundestag kommt.Aber der absolute Endgegner ist aber das Finanzministerium. Das muss ich unbedingt noch erzählen.Das Finanzministerium hat nämlich die schöne Angewohnheit, die Links zu denVorhabenseiten zu ändern, wenn es eine Aktualisierung gab. weil das Datum derAktualisierung im Link enthalten ist.Das heißt, jedes Mal, wenn sich der Status ändert, sind meine Links alle hinfällig.
Tim Pritlove
Oh Gott, oh Gott.
Sabrina Gehder
Willkommen in Deutschland.
Tim Pritlove
Ja, dazu müsste es mal ein Gesetz geben, was?
Sabrina Gehder
Ja, das wäre super. Es steht im Koalitionsvertrag, und das war nämlich aucheiner der Auslöser, dass ich diesen Bundestagszusammenfasser dann irgendwann gemacht habe.Es gibt einen Beschluss im Koalitionsvertrag, der sagt, wir wollen ein Gesetzgebungsportal.Wo alle Gesetzesvorhaben aufgelistet sind mit Status und wo man den ganzen Verlaufsehen kann und wo man eventuell auch kommentieren könnte.Auf dieses Portal warte ich immer noch.
Tim Pritlove
Du bist eigentlich das Portal.
Sabrina Gehder
Ich bin jetzt das Portal. Deswegen auch, denn irgendjemand muss es ja machen.
Tim Pritlove
Genau, das ist die Tagline, denn irgendjemand muss es ja machen. Finde ich großartig.Also ich muss sagen, das schafft einfach sofort Transparenz Ja,Transparenz in gewisser Hinsicht, weil man sieht halt, was ist irgendwie hier von wo drin,also könnte man sicherlich noch ein paar nette Features einbauen,was weiß ich, das hier nach Ministerium zu sortieren oder irgendwie solche Filter,aber davon unabhängig gehen wir mal nächsten Schritt.Also in dem Moment, wo ich jetzt hier eines dieser Gesetze auswähle,aus dieser Liste, egal in welchem Zustand die gerade sind, blendest du ja dannauch noch so eine schöne Grafik ein, die so den theoretischen zukünftigen Verlauf abbildet.Also was weiß ich hier, nehmen wir mal ein Beispiel, Gesetz zur Verbesserungdes Klimaschutzes beim Emissionsschutz und da geht es dann los mit einem Referentenentwurf,dann hat es einen Kabinettsbeschluss gegeben,dann ist das, ich vermute mal, wenn es sich so aufteilt, dann sind es zustimmungspflichtigeGesetze durch den Bundesrat.Das heißt man hat dann im Prinzip zwei parallele Verläufe,ist im Bundesrat oder im Bundestag eingegangen und dann im Bundestag erste Lesung,zweite und dritte Lesung beziehungsweise im Bundesrat ein erster Durchgang,wie es da so schön heißt und eine potenzielle Beschlussfassung und dann wennbeide zugestimmt haben, dann wird es halt auch verkündet, wenn es denn angenommen wurde.Aber man sieht das hier sozusagen grafisch schon mal sehr schön.Und dann gibt es als dritte Qualität sozusagen alles, was abgeschlossen ist,also je nachdem, ob es abgelehnt oder gestoppt ist.Was ist der Unterschied zwischen abgelehnt und gestoppt?
Sabrina Gehder
Abgelehnt ist halt per Beschluss abgelehnt. Also da gab es einen Beschluss und sie waren dagegen.Und gestoppt ist halt aus irgendwelchen anderen Gründen. Zum Beispiel,weil das Verfassungsgericht es für nichtig erklärt hat oder weil der Bundesrates halt erstmal auf Pause gesetzt hat.Da hat es dann der Bundesrat abgelehnt, aber der Vorgang ist halt noch nicht komplett beendet.
Tim Pritlove
Genau, wie zum Beispiel das Online-Zugangsgesetz, über das wollen wir bestimmtauch gleich nochmal reden.Also man kann aber hier auf jeden Fall jetzt sehen und das bezieht sich ja imPrinzip alles jetzt, weil du hast ja quasi nur die aktuelle Legislaturperiodebisher betrachtet, also alles was man hier sieht ist quasi jetzt die Arbeitder aktuellen Legislatur.Ich schätze mal nach der nächsten Wahl musst du dann auch noch die Legislaturperiode noch unterscheiden.
Sabrina Gehder
Ja, genau. Das ist mir auch leider siedend heiß ein paar Wochen später eingefallen.Das ist ja irgendwann auch nochmal.
Tim Pritlove
Irgendwann hat man nochmal die Vergangenheit am Hals.
Sabrina Gehder
Irgendwann muss ich ja nochmal die Legislaturperioden trennen. Ah, Mist.
Tim Pritlove
Naja gut, ist ja noch relativ einfach. Derzeit sind sie alle noch in der gleichen.Und wenn da so ein Warnsymbol dran steht, dann?
Sabrina Gehder
Dann gibt es einen Trojaner.
Tim Pritlove
Dann gibt es einen Trojaner, genau. Und dafür hast du ja auch noch den passendenJingle immer am Start. Wenn das Pferd wiert, dann heißt das?
Sabrina Gehder
Dann heißt das, dass der Ausschuss, der über das Gesetz beraten hat,da einfach noch Sachen mit angefügt hat, die mit dem Gesetz eigentlich gar nichts zu tun haben.Also der Bundestag nennt das Omnibus-Verfahren, ich nenne das Trojaner.Das ist halt so eine beliebte Methode. Es ist eigentlich dafür gedacht,dass man so Kleinigkeiten, so redaktionelle Änderungen,Korrekturen von Verweisen oder sowas, dass man dafür nicht so ein komplettesGesetzgebungsverfahren machen muss, sondern das einfach im Rahmen einer Beschlussempfehlungdann in die zweite, dritte Lesung bringt und dann den Bundestag darüber abstimmen lässt.Es wird aber auch sehr gerne für andere Dinge benutzt.Größere, viel größere.
Tim Pritlove
Genau, und diese Dinge, die listest du dann auf. Das heißt, wenn man jetzt hierso ein beschlossenes Gesetz hat,Und der Trojaner-Check sagt, Achtung, Achtung, dann gibt es hier noch so einHinweisfeld, wo dann eben all diese Dinge, die da noch mit reingeschrieben wurden,die aber so auf den ersten Blick vielleicht mit dem Gesetzestitel oder Zwecknichts zu tun hat, dann auch noch dabei sind.Ja, das ist sehr schön. Das hast du ganz toll gemacht. Ja, weil das…,Braucht man eigentlich und ich merke ja auch selber immer wieder und bin jaim Prinzip auch nur so ein dahergelaufener Anfänger, der das irgendwie allesmal ganz interessant findet.Es gibt halt nicht so viele gute Ressourcen dafür, aber hier kann man dann ebenwirklich mal genau nachschlagen, so ja okay, was ist denn jetzt gerade mal im Busch.Und wir haben das ja auch öfter in unserer Debatte, wenn so dieses Ding kommtmit, oh, der Bundestag will jetzt nächste Woche das und das beschließen.Und dann sind alle auf einmal ganz empört und dann werden Demos gestartet und so.Und es ist dann halt, Leute, der Zug ist schon.
Sabrina Gehder
Der hat den Bahnhof nicht verlassen.
Tim Pritlove
Der ist schon auf dem Abstellgleis und das gesamte Personal ist seit zwei Wochen im Urlaub.Und das ist nicht der Zeitpunkt, wo man wirklich effizient Einfluss nehmen kann.Und gerade jetzt hier auch mit den Gesprächen, die wir oft mit Thomas Lohningerführen, der sich ja vor allem auf europäischer Ebene sehr viel engagiert.Also es geht halt auch gerade bei diesem politischen Aktivismus oder sagen wirmal Lobbyismus auch für die richtige Sache.Darum einfach auch früh eine Nase dafür zu haben, was ist denn hier überhaupt im Busch.Und das ist glaube ich sagen wir mal für Leute, die hier als Frühwarnsystemauch fungieren wollen, gar nicht mal so doof.Weil in dem Moment, wo so ein erstes Eckpunktepapier vorgelegt wird oder einReferentenentwurf, vielleicht kannst du nochmal den Unterschied nochmal kurz erklären.
Sabrina Gehder
In Eckpunktepapier ist noch kein wirklich ausformulierte Gesetzesänderung,also da werden noch keine Paragraphen geändert,sondern da wird einfach nur mal aufgelistet, was die Fraktion oder das Ministeriumgedenkt in einem Gesetzentwurf reinzuschreiben.
Tim Pritlove
Okay.
Sabrina Gehder
Und der Referentenentwurf ist dann die tatsächliche Ausformulierung,wo dann die wirklichen Paragraphen drinstehen.
Tim Pritlove
Okay, verstehe. Genau, so und das kann man dann halt hier sehen und man siehthalt irgendwie, okay, von wann ist das,wer macht das so, Personen sehe ich jetzt selten oder nie, also in dem Sinnesind auch nie wirklich Personen.
Sabrina Gehder
Nee, Personen sind auch nicht wirklich relevant.
Tim Pritlove
Naja, wenn man mit jemandem reden will, vielleicht schon. und so, ne?
Sabrina Gehder
Ja, aber das weiß man halt nicht. Also die Ansprechpartner wären jetzt erstmaldie MinisterInnen halt, aber welche Referenten das jetzt sind,das erfährt man halt nicht, das ist ja auch nicht öffentlich.
Tim Pritlove
Okay. Steht auch selten in Dokumenten mit drin.
Sabrina Gehder
Ne, genau, also da steht es nie mit drin, ne.
Tim Pritlove
Okay. Aber oft gibt es dann hier so einen Link zu dem Prozess auf der Webseite,was du dann halt runtergescrebt hast und dann kann man ja gucken,wer denn hier zu den den Fachgesprächen so alles eingeladen wurde und sich zudem Thema vielleicht geäußert hat, dann hat man ja auch schon mal eine Orientierung,wohin die Reise hier vielleicht gehen könnte.Ja, also das auf jeden Fall schon mal eine ganz gute Geschichte und.
Sabrina Gehder
Es ist insofern auch eine gute Ergänzung zum Podcast, weil der Podcast greift ja auch sehr spät ein.Ich habe das da ja auch immer erst als Thema, wenn es eigentlich schon durchist, wie du gerade schon sagtest.
Tim Pritlove
Wenn es eine Sitzungswoche ist.
Sabrina Gehder
Dann geht es eigentlich nur noch um die Beschlussfassung. Also außer es istDemokratiefördergesetz, dann liegt es halt noch mal ein Jahr.Aber dann ist eigentlich die große Verhandlung ist dann schon beendet.Und vor allem auch die zivilgesellschaftliche Beteiligung ist dann schon beendet.
Tim Pritlove
Ja gut, also ich meine es ist zumindest schon mal ein ordentliches Verkündigungsportal.Da hatten wir dann eben damals mit dem Bundesradio eben die andere Idee,quasi in die Ausschüsse zu gehen und dann eben während das Ganze noch ausgecastwird, zu dem Zeitpunkt eben schon zu berichten.Weil in gewisser Hinsicht, gut man hat so ein Eckpunktepapier und man hat erste Pläne,aber wenn es in den Bundestag geht,dann geht es ja vor allem erstmal in die Ausschüsse.Genau. Und da, das ist ja eigentlich der Ort, wo die Politik gemacht wird.
Sabrina Gehder
Ja, richtig.
Tim Pritlove
Richtig. Und gut, das hast du ja auch hier.Also wenn ich hier auswähle, okay, was ist im Bundestag, dann ist ja in derAusschussberatung auch eine Kategorie.Und da wird es dann halt ganz interessant.Und hier kann man ja sehen, okay, wie aktuell ist das? Hat sich hier in denletzten drei Monaten irgendwas geändert?Und hat hier überhaupt schon eine Anhörung stattgefunden oder nicht?Und ja, das wäre natürlich auch cool, Cool, wenn man sowas dann auch gleichmit Terminen, Ausschlussterminen oder sowas kombinieren könnte.
Sabrina Gehder
Das wäre super.
Tim Pritlove
Wenn es die Informationen denn mal so maschinenlesbar gäbe.
Sabrina Gehder
Nein.
Tim Pritlove
Genau.
Sabrina Gehder
Auch schon wieder Vollkatastrophe. Die Termine stehen in PDFs,die halt dann verlinkt sind auf einer Unterseite von Bundestag.de.Also muss man die ganzen PDFs durchklicken.
Tim Pritlove
Aber du hast doch hier schon AI am Start.
Sabrina Gehder
Ja, das ist tatsächlich auch nochmal so ein Ding, was ich mir nochmal vornehmenwerde. dass ich versuche, diese PDFs irgendwie zu durchforsten.Und hier sag mir mal die Termine, wann welches Gesetz beraten wird. Ähm ...Ja, mal gucken, ob das funktioniert.
Tim Pritlove
Ja, also eigentlich müsstest du vom Bundestag Schmerzensgeld gezahlt bekommen,dafür, dass dieses angekündigte Portal noch nicht existiert.
Sabrina Gehder
Und zwar gestaffelt nach Parteien, hätte ich dann das gerne.
Tim Pritlove
Heißt was? Einzelne Parteien müssen mehr zahlen?
Sabrina Gehder
Ja, ja, genau. Also manche Parteien müssen mehr Schmerzensgeld zahlen als andere.
Tim Pritlove
Wer müsste denn da am meisten zahlen?
Sabrina Gehder
Ja, fünfmal darfst du raten. Ich kann dir sagen, wer am wenigsten zahlen muss,am wenigsten muss nämlich die Linke zahlen, weil da gibt es nämlich einige Abgeordnete,die auch regelmäßig aus Ausschusssitzungen berichten und hier zum Beispiel AnkeDomscheit-Berg hat einen eigenen Podcast,wo sie regelmäßig mal so einen Einblick aus den Ausschüssen gibt,sodass man das eben auch mitbekommt.Das ist nämlich das große Problem bei den Ausschusssitzungen,die Interessanten sind alle nicht öffentlich.So, da kriegt man dann überhaupt nicht mit, was da besprochen wurde.Und deswegen ist da, wie gesagt, wenn manche Abgeordnete da berichten,dann ist das immer ganz hilfreich.
Tim Pritlove
Ja, super. Kannst du denn Unterstützung gebrauchen? Brauchst du technische Unterstützung oder?
Sabrina Gehder
Aber am meisten bräuchte ich eigentlich grafische Unterstützung.Ja. Also technisch auch ein bisschen, aber ich finde es halt nicht hübsch.Aber ich kann nicht hübsch.Also ich bin so grafik- und designtechnisch bin ich einfach komplett talentfrei.Und ich sehe, dass es nicht gut aussieht, aber ich weiß nicht,wie ich es hübsch kriege.
Tim Pritlove
Also ich muss sagen, da habe ich jetzt wenig zu kritisieren.Das ist funktional und übersichtlich und schreit einen nicht an.
Sabrina Gehder
Ich hätte es gerne noch hübscher. Also wenn es jemanden gibt,der da irgendwie nochmal ein etwas anderes Auge drauf hat und auch weiß,wie man das umsetzen kann, gerne melden.
Tim Pritlove
Und was so Features und so weiter betrifft?
Sabrina Gehder
Features auf jeden Fall eben noch die, was wir gerade schon sagten,die Termine der Ausschüsse würde ich total gerne mit drin haben.Und ja, auch noch so Komfortabilitätsfunktionen, halt filtern,sortieren und so weiter in den ganzen Tabellen und Übersichten.Oder dass man noch eine erweiterte Suche sozusagen, dass man die Suche nochmal mehr eingrenzen kann.Weil im Moment kann man ja einfach nur irgendeinen Begriff eingeben,aber keine Filter setzen oder so.Also es wäre jetzt bei der Menge vielleicht auch noch nicht so super relevant,weil die Anzahl der Suchergebnisse hält sich in Grenzen.Aber spätestens wenn es dann auf eine nächste Legislatur geht,wäre es auf jeden Fall da gut, wenn es dann noch Filtermöglichkeiten gäbe.
Tim Pritlove
Okay, also wenn dir da jemand helfen möchte, dann er oder sie sich melden. Alles klar. Gut.
Sabrina Gehder
Wie und wo steht auch auf der Seite unter unterstützen.
Tim Pritlove
Genau, das verlinke ich auch alles, das findet ihr hier in den Shownotes.Gut, jetzt würde ich natürlich ganz gerne mal so ein bisschen dein gewonnenesWissen ein bisschen abfragen.
Sabrina Gehder
Jetzt kommt der Test, Hefte raus, Klassenarbeit.
Tim Pritlove
Genau das. Ja, nee, also ich meine, ich muss zugeben, dass ich mich nicht imAnsatz so intensiv mit dieser Frage beschäftigt habe immer, was kommt eigentlich woher.Und ich glaube, du hast schon ein ganz gutes Verständnis dafür entwickelt,welches Gesetz jetzt eigentlich worauf konkret wirklich eine Auswirkung hatoder gehabt hat oder haben wird, mehr oder weniger wahrscheinlich.Was sind denn sozusagen gerade die Gesetze, die eigentlich im Wesentlichen oderam meisten das beeinflussen,wie der Staat einerseits selbst digital funktioniert und andererseits regelt,was bei uns mit dem Digitalen so läuft?
Sabrina Gehder
Ja, genau, da muss man ganz klar trennen.Ich fange mal mit dem Bereich an, wie das Digitale funktioniert,weil das ist deutlich übersichtlicher.Weil da gibt es im Wesentlichen so fünf Gesetze, auf die man so gucken kann und sollte.Das erste wäre das Telekommunikationsgesetz, also das TKG. Das regelt im Prinzipalles, was so die eigentliche Infrastruktur ist.Also das Kabel, so für die Netzwerke, so alles bis Layer 4, glaube ich, ungefähr. Ja.Also wer was darf, welche Marktteilnehmeres da gibt, welche Rechte die haben, wer die Aufsicht macht,was die machen müssen an Genehmigungsverfahren und so weiter,das steht alles im Telekommunikationsgesetz, also zu Themen wie Netzneutralitätoder so, da wäre das so das relevante Gesetz.Dann gibt es so Layer 7, also alles was so Dienste angeht, da ist das neue großeGesetz das Digitale-Dienste-Gesetz.Das ist ja die deutsche Umsetzung des Digital Services Act.
Tim Pritlove
Ja.
Sabrina Gehder
Der ist noch nicht ganz durch, der muss noch durch den Bundesrat,also das digitale Dienstegesetz.Das wird aber wahrscheinlich dann jetzt Ende April passieren.Und das löst dann erstmal das Telemediengesetz ab, das war vorher für solche Sachen zuständig.Da ist dann halt geregelt, was halt Anbieter von Diensten so dürfen.Und zwar alle möglichen Dienste. Also es gilt sowohl für so Hetzner und 1&1,aber auch für Lieferando beispielsweise.Also alle, die irgendwie auf diesem Netz irgendwelche Dienstleistungen anbietenund dann auch was die dürfen, wie die das machen müssen, welche Pflichten sie haben,wem sie irgendwas berichten müssen, wer die Aufsicht hat und diese Dinge.
Tim Pritlove
Das gilt ja im Prinzip auch für alle, die eine Webseite haben.
Sabrina Gehder
Ja, es gibt da irgendwie so eine Untergrenze oder so. Also erstmal muss es halt gewerblich sein.Also man muss irgendwie Geld damit verdienen, glaube ich. Lage mich nicht fest.In den Details stecke ich immer nicht so drin. Ich bin mehr für den groben Überblick zuständig.
Tim Pritlove
Das ist ja auch das, worauf wir uns jetzt konzentrieren wollen.
Sabrina Gehder
Genau. Also es gibt aber auf jeden Fall so eine, nicht jeder,der eine Webseite hat, hat jetzt direkt irgendwelche Berichtspflichten odersowas. Also das gilt dann nur für Leute, die da wirklich ein größeres...
Tim Pritlove
Die Meta-Ebene muss da schon mal reinschauen. Gesetz über digitale Dienste heißtdas ja offiziell. Genau. Über.
Sabrina Gehder
Ja, das klingt auf jeden Fall besser als Telemediengesetz, weil unter Telemediengesetzkann sich noch weniger Leute was darunter vorstellen, glaube ich.Genau, das wäre so das. Dann gibt es noch das Netzwerkdurchsetzungsgesetz.Das wird auch zu sehr großen Teilen vom Digitale Dienste abgelöst.Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, warum sie es überhaupt nicht komplettintegriert haben, weil eigentlich ist da nicht mehr viel von übrig.Da stehen jetzt noch ein paar Definitionen und ein paar Bußgeldvorschriftendrin, aber ansonsten ist das komplett entkernt.Das regelte dann eher so Layer 8, also alles, was Leute und User denn so dürfen.Und da sind wir beim Thema Hassrede, Beleidigung online und so weiter.Aber auch das ist jetzt eben in das digitale Dienstegesetz alles mit rübergewandert.Deswegen, also Netzwerkdurchsetzungsgesetz können wir eigentlich vergessen.Und dann gibt es noch den Medienstaatsvertrag, der ist für dich und auch fürmich sogar noch relevanter,weil der regelt ja alle journalistischen und sonst wie Angebote gemäß einem Sendeplan.Und da ist dann diese ganze Regulierung drin, was man darf und was man halt nicht darf, genau.
Tim Pritlove
Wo du gerade sagst, Netzwerkdurchsetzungsgesetz,Das ist auch lustig, je nachdem wie man es betont, bedeutet das was anderes.Also ein Netzwerkdurchsetzungsgesetz ist was anderes als ein Netzwerkdurchsetzungsgesetz. Genau.Die Frage ist, was ist es denn jetzt eigentlich?
Sabrina Gehder
Wer soll hier eigentlich was im Netz haben?
Tim Pritlove
Aber da fiel mir gerade jetzt noch eine andere Herausforderung sozusagen füreinen Bundestagszusammenfasser 5.0 ein, sozusagen,also im Idealfall will man ja auch digital einen Überblick über alle Gesetzehaben, also den, den du sozusagen hast.Also nicht nur, was gerade entsteht, sondern eben auch, was existiert und imIdealfall eben auch so, was ist von was abgelöst worden.Und dann ist irgendwas auch nicht mehr gültig und so.Fällt mir nur gerade so nebenbei noch mit ein, dass das ja auch so ein Aspekteigentlich einer Digitalisierung des Staates selbst ist.
Sabrina Gehder
Da gibt es aber ein paar schöne Quellen.Also einmal gibt es Buzer oder Buzer, ich weiß nicht, wie er sich ausspricht, B-U-Z-E-R.de,Das ist, glaube ich, ein Mensch, der das betreibt, dem wir auch,also dem ich sehr dankbar bin.Buzer.de Und der hat tatsächlich, ich glaube, es ist ein R, irgendwas stand da.Auf der Seite gibt es jedenfalls tatsächlich alle Gesetze und Verordnungen undeben auch mit Synopsen, also mit DIVs zwischen den verschiedenen Versionen.
Tim Pritlove
Kannst du mir nochmal die URL sagen, weil die, die ich hier gerade eingegebenhabe, die ist es bestimmt nicht.
Sabrina Gehder
B-U-Z-E-R-D-E.
Tim Pritlove
Ah, mit einem Z, alles klar. Genau, Buzerre.
Sabrina Gehder
Buzerre.
Tim Pritlove
Okay, alles klar. Ah ja, Bundesrecht, tagesaktuell konsolidiert,alle Fassungen seit 2006.
Sabrina Gehder
Richtig.
Tim Pritlove
Okay.
Sabrina Gehder
Dem alle ganz viel Geld werfen. Bitte. Danke.
Tim Pritlove
Okay. Also da sind sozusagen alle Gesetze aufgeführt. Ja. Okay.
Sabrina Gehder
Und wie gesagt, auch mit dem Vergleich, du kannst dich da durch die Versionendurchklicken, wann welcher Paragraf von wem geändert wurde und so. Das ist echt mega.
Tim Pritlove
Okay. Mit vielen Abkürzungen auf jeden Fall auch.
Sabrina Gehder
Ja, der Aküphi in der Bundespolitik oder in der Politik ist sehr weit verbreitet.
Tim Pritlove
Oh man, das ist aber auch wirklich erschlagend vollständig hier.Einschließlich einer Information zur...Gedenkmütze Eva Fußball Europameisterschaft 2024.
Sabrina Gehder
Ich möchte auch eine Gedenkmütze haben.Super.Das ist auch eine Merch-Idee, Mensch. Logpolitik, Netzpolitik, Gedenkmütze.
Tim Pritlove
Ja, okay. Ich würde es mal erwägen. Alles klar.Okay. Okay, buzer.de, super Tipp, alles klar.Dann schauen wir doch mal vielleicht auf die anderen Aspekte,nämlich was sozusagen regelt, was der Staat denn eigentlich so tun sollte.
Sabrina Gehder
Das ist, jetzt wird es richtig kompliziert, weil jetzt kann man nicht sagen,es gibt diese fünf oder auch nur diese zehn Gesetze oder so,die das regeln, sondern das sind alle.Also da reden wir wirklich von hunderten verschiedenen Gesetzen,in denen einzelne Paragraphen stehen, die einmal das regeln,wie digital Behörden arbeiten.Das ist dann immer jeweils das Gesetz zu der Behörde oder zu dem Ressort, zu dem das gehört.Und da sind es dann bestimmte Verwaltungsvorschriften, die eben regeln,dass sie irgendwas auf Papier haben müssen oder dass sie irgendwas elektronisch machen dürfen.Und dann gibt es noch eine ganze Reihe Gesetze, wo drinsteht,dass zum Beispiel die Wirtschaft irgendwas auf Papier oder elektronisch irgendwie machen darf.Ein schönes Beispiel dafür ist jetzt eigentlich das Bürokratieentlastungsgesetz,das jetzt demnächst kommen soll, weil das soll ja die Wirtschaft von Bürokratie entlasten, angeblich.
Tim Pritlove
Nicht die Bürokratie selbst entlasten.
Sabrina Gehder
Nee, nee, auch. Nee, es soll, erstmal soll es hauptsächlich,also Christian Lindner sagt, es soll hauptsächlich die Wirtschaft entlasten.Sagen wir es mal so. Okay. Und diese Entlastung besteht fast im Wesentlichendarin, dass in ungefähr 50 verschiedenen Paragraphen die Schriftform durch die Textform ersetzt wird,sodass du Sachen dann nicht mehr auf Papier machen musst, sondern sie dann auchelektronisch machen kannst.
Tim Pritlove
Mhm.
Sabrina Gehder
Genau, so ähnlich funktionierte es dann auch, sowas ähnliches war auch schonim Wachstumschancengesetz so ein bisschen enthalten, da waren auch dann hierund da dann zum Beispiel die E-Rechnung, die mit dem Wachstumschancengesetzjetzt verabschiedet wurde.Das ist halt eine Änderung im Umsatzsteuergesetz.Und zwar bei der Definition, was eine formal korrekte Rechnung ist.Und die wurde jetzt geändert, sodass auch E-Rechnungen und elektronische Rechnungenin einem strukturierten Format auch als formal korrekte Rechnungen gelten.
Tim Pritlove
Das begrüße ich im Übrigen besonders.
Sabrina Gehder
Ich extrem auch, ja.
Tim Pritlove
Das wird echt mal Zeit.
Sabrina Gehder
Ich freue mich sehr, ja.
Tim Pritlove
Okay.
Sabrina Gehder
Genau, und so geht das halt weiter. Also im Grunde kannst du fast jedes Gesetzdurchgehen und du wirst irgendeinen Paragrafen finden, der Digitalisierung verhindert, glaube ich.Oder auch jetzt Digitalisierung der Justiz.Es gibt einmal ein Gesetz, das heißt Digitalisierung der Justiz und dann gibtes noch fünf andere Gesetze, die auch irgendwas mit Digitalisierung im Bereichder Justiz ändern. dann.Eins zum Beispiel, dass Videokonferenzen in Zivilprozessen ermöglicht,dann gibt es noch eins, dass digitale Dokumentation von,Moment, jetzt muss ich gerade, Strafgerichtsprozessen,genau, das war Strafgerichtsprozesse, regelt und dann gibt es eben nochmal dasDigitalisierung der Justiz, wo dann eben nochmal diverse andere Paragraphengeändert werden, wo dann auch irgendwas digitalisiert werden soll.Und so geht das, so kannst du in jeden Bereich reingucken und es ist unfassbar gleichwertig.
Tim Pritlove
Und das sind jetzt nicht Gesetze in dem Sinne, sondern das sind Änderungspakete an vielen Gesetzen.
Sabrina Gehder
Genau, das sind dann Änderungspakete an diversen, teilweise Gesetzen,teilweise Verordnungen, teilweise irgendwelchen Behörden, Verwaltungsvorschriften.Und ja, genau, das sind ja dann immer diese Artikelgesetze oder diese Änderungsgesetzehalt, die dann kein eigenes Stammgesetz sind.
Tim Pritlove
Ist das der richtige Begriff? Änderungspaket oder Änderungsgesetz?
Sabrina Gehder
Änderungsgesetz ist eigentlich das. Entweder Änderungsgesetz oder Artikelgesetzist, glaube ich, so ein Fachbegriff.Und die großen Gesetze, das sind dann die Stammgesetze.Also das Telekommunikationsgesetz ist zum Beispiel ein Stammgesetz.Ah, verstehe. Das steht dann so für sich.
Tim Pritlove
Änderungsgesetz oder Novelle, genau.
Sabrina Gehder
Ja, Novelle wird auch viel benutzt.
Tim Pritlove
Stammgesetz, wieder was gelernt.Ja, man muss ja auch was haben, mit dem man auch angeben kann in der Küche auf der Party.
Sabrina Gehder
Ja, genau.Das Einzige, was es da tatsächlich als großes Gesetz gibt, ist das Online-Zugangsgesetz,das ja jetzt auch gerade gestoppt wurde. Wir hatten es vorhin,glaube ich, schon mal kurz erwähnt.
Tim Pritlove
Ja, erzähl mal, warum, also was ist denn da?
Sabrina Gehder
Ach ja.
Tim Pritlove
Wie stehst du dir dazu? Ich habe rausgehört, dass du da eine Meinung zu hast.
Sabrina Gehder
Ach, so ein bisschen, so ein bisschen. Ja, also der Bundesrat,nein, ich muss weiter vorne anfangen.Das ist ja schon die zweite Version des Online-Zugangsgesetzes.Es gab das ja schon mal 2017, das war das Online-Zugangsgesetz 1.Und jetzt, das sollte eigentlich dafür sorgen, dass alle Verwaltungsleistungendes Bundes und auch der Länder und Kommunen dann irgendwann mal digital werden.Also, dass du für deine, keine Ahnung, die Geburtsurkunde deines Kindes nichtmehr dann da hin musst, na doch, dafür schon, aber egal, sondern dass du dasirgendwie online beantragen kannst. Klar.So, das hat, sagen wir, nicht so gut funktioniert und deswegen gab es dann jetztin diesem Jahr das Online-Zugangsgesetz 2.Das sollte dafür sorgen, dass das jetzt dann doch tatsächlich mal passiert.So, das hat der Bundestag beschlossen und hat es verabschiedet und der Bundesrathat es jetzt aber abgelehnt.Und im Moment hängt das in so einem Schwebezustand und wartet darauf,dass die Bundesregierung oder der Bundestag jetzt den Vermittlungsausschussanrufen, damit da die Verhandlungen weitergehen können.
Tim Pritlove
Jetzt habe ich übrigens mal ganz parallel, einfach nur mal so zum Testen,habe ich im Bundestagszusammenfasser einfach mal Online-Zugang eingegeben undbin dann sofort auf Online-Zugangsgesetz 2.0 gestoßen worden,draufgeklickt und sehe jetzt genau in dieser grafischen Übersicht,hätte alles funktionieren können, wenn nicht am Ende Bundesratbeschlussfassungeinen roten Punkt bekommen hätte. Ja. Ganz toll.
Sabrina Gehder
Genau. Der Bundesrat ist nämlich der Meinung, dass das für die Länder eine völligunzumutbare Belastung ist.Ich weiß nicht, ob das tatsächlich ernst gemeint ist oder ob das auch wiedernur Verhandlungsmasse für ein anderes Gesetz ist. Das habe ich nicht so ganz verfolgt gerade.Da hatte ich gerade wieder so eine Phase, wo ich mir das alles nicht anhören konnte.Aber das ist so, das ist das, was zumindest nach außen getragen wird,dass es halt für die Länder zu aufwendig ist, die fristen alle viel zu kurz,so jetzt ganz plötzlich kommen die auf einmal mit Digitalisierung aus dem Nichts.
Tim Pritlove
Aus dem Nichts, hätte ja keiner mit rechnen können.
Sabrina Gehder
Da konnte keiner mit rechnen, da konnte sich auch keiner drauf vorbereiten.
Tim Pritlove
Okay.
Sabrina Gehder
Ja und jetzt hängt es da und wir warten.
Tim Pritlove
Und denkst du denn, dass die Regelungen, wie sie dort besprochen wurden,wirklich jetzt den Ländern zu viel zugemutet hätten?Ob du eine Sicht drauf hast, was eigentlich jetzt der beste Weg wäre,diese Digitalisierung des Staates zu erreichen?
Sabrina Gehder
Also der beste Weg wäre, wenn wir einfach nochmal 20 Jahre zurückspulen ungefährund dann der Bund, also auf Bundesebene, auf bundespolitischer Ebene,ein großer Verwaltungsanwendung App Store aufgesetzt wird Und einmal diese ganzenverschiedenen Fachanwendungen, die dann benötigt werden,beschafft oder programmieren lässt oder was auch immer. Also je nachdem,ob es das schon gibt oder nicht.Und die dann den Kommunen bereitstellt. Und zwar so, dass gleich als komplettes Ökosystem,mehr oder weniger komplettes Ökosystem, aber zumindest mit kompatiblen Schnittstellen,das geplant wird und dann eben an die Kommunen verteilt wird und die sich danndas so zusammenbauen können, wie die das brauchen.So, dass die Kommunen eben erstmal diese ganze Beschaffung nicht in ihrem Bereichhaben, dass sie den Support nicht in ihrem Bereich haben, die Administrationund vor allem auch die Schulung.Weil das ist jetzt, im Moment ist es halt so aufgesetzt, jede Kommune und jedesLand muss im Prinzip die Fachanwendung für ihre Behörden selber beschaffen.Die müssen selber ein Software-Auswahlverfahren machen, die müssen das selberinstallieren, die müssen es teilweise selber beauftragen oder tatsächlich erstellen lassen.Sie müssen ihre Leute irgendwie selber schulen und jede Kommune muss das selbermachen. Also du hast diesen Overhead einfach mal 400 oder so. so.Und das ist halt einfach, und die Sachen funktionieren dann nicht miteinander,also du kannst dann nicht Daten einfach übertragen, so jemand zieht um von Bayernnach Schleswig-Holstein, du kannst nicht einfach dessen Meldedatensatz oderdessen Finanzamtsdatensatz.Steuerdatensatz übertragen an die andere Behörde, sondern du musst dann an deinemneuen Wohnort den kompletten Anmeldeprozess und so weiter, musst du halt alles nochmal selber machen.Weil einfach die Schnittstellen nicht untereinander funktionieren.
Tim Pritlove
Also Kommunen haben wir ja so fast 11.000 Gemeinden. Du meinst wahrscheinlich so Landkreise.
Sabrina Gehder
Ich war bei Landkreisen.
Tim Pritlove
Genau, auf der Ebene. Aber das ist natürlich ein guter Punkt.Und interessant finde ich jetzt auch deine Stoßrichtung, weil ich frage michhalt auch immer schon die ganze Zeit, was,Was brauchst du halt eigentlich? Und andere Länder haben ja auch Digitalministerien,die in gewisser Hinsicht auch ein wenig durchregieren können,so ähnlich wie es halt das Finanzministerium tun kann.Und ich finde, so wie man beim Geld einen Überblick haben muss,müsste man halt eigentlich auch bei dem Digitalen einen Überblick haben.Und ich glaube, das ist so inder Politiker-Mentalität in Deutschland noch nicht so richtig angekommen.Und in gewisser Hinsicht haben wir es ja gerade hergeleitet.Also dieses, wenn du den Staat digitalisieren willst, dann musst du quasi injedem Absatz irgendwo sagen, muss aber auch ohne Papier gehen,muss aber so gehen, muss aber so gehen.Und ich kann das dann auch gut verstehen, wenn jetzt so ein Landkreis die Händehebt und sagt, habt ihr sie noch alle? Wir können doch jetzt nicht hier fürjeden Landkreis das Rad immer wieder neu erfinden.Klar, es gibt natürlich Gesetzesunterschiede, pipapo,auf Landesebene und sicherlich gibt es auch noch irgendwas,was der eine Landkreis anders macht als der andere,weil die ja in gewisser Hinsicht in der konkreten Umsetzung ihrer Anwendungenund so weiter dann auch nochmal so andere Methodiken haben oder keine Ahnung,Prozesse, Abläufe, Zuständigkeiten.Nur, das ist ja nun absolut zumutbar, dass man Software entwickelt,die im Prinzip für 400 Landkreise dann eben auch die entsprechenden Anpassungenauch vornimmt oder zumindest so parametrisierbar macht.Aber dann in dem Moment, wo man sagt, naja, ihr müsst aber jetzt hier ein bestimmtesDatenformat, nehmen wir mal zum Beispiel elektronische Rechnung,muss ja jetzt von allen unterstützt werden,macht ja einfach keinen Sinn, das auch nur mehr als einmal zu implementieren.
Sabrina Gehder
Richtig. Es ist ja schon schlimm genug, dass es auf EU-Ebene ja schon wiederunterschiedliche Formate gibt.Also wenn du Internationalrechnungen schickst, dann hast du ja auch gleich wieder ein Problem.
Tim Pritlove
Ja, ist nicht ganz so schlimm. Ich habe mir das nämlich gerade mal angeschautmit den elektronischen Rechnungen.Also tatsächlich gibt es einen europäischen Standard.Ich glaube, da sind wir auf dem richtigen Weg. Aber definitiv innerhalb vonDeutschland noch nicht, was die Digitalisierung betrifft.Und selbst wenn es jetzt kein Digitalministerium gibt, was ich denke,was es geben sollte, was es halt auf jeden Fall braucht, ist halt eine Bundessoftwareschmiede.Also eigentlich muss man eben diese ganze Softwareentwicklung,zumindest die Koordinierung davon, in die eigene Hand nehmen.Dass man einfach an einer Stelle für den gesamten Staat das koordiniert.Das heißt ja nicht, dass jetzt ein eigenes Software-Team für jeden Fall angestelltwerden muss. Die Leute werden sie gar nicht bekommen.Aber zumindest eben zu sagen, okay hier Firma X, ihr werdet jetzt beauftragt,hier diesen Teil noch beizutragen.Aber wir entwickeln halt jetzt einfach Software für Deutschland und die dannhalt überall zur Anwendung kommen und das muss dann eben auch funktionierenund hier sind die Anforderungen etc. pp.
Sabrina Gehder
Ja, genau. Man kann es ja auch dann so konfigurierbar machen,dass es eben auch für die verschiedenen Landesgesetzgebungen passt und so.Der eine hat dann irgendwie, der fragt dann noch die Sachen ab oder so,aber das kann man sich ja dann, das kann man ja einbauen.Das ist ja jetzt nicht, man muss das ja nur einmal aufnehmen.
Tim Pritlove
Wenn irgendwas anpassbar ist, dann ist es Software.
Sabrina Gehder
Ja, eben. Also muss man einfach nur das Anforderungsprofil vernünftig schreiben.
Tim Pritlove
Ach ja.
Sabrina Gehder
So, das wäre so der Idealzustand. Und man könnte auch,sag ich zumindest als juristische Laien, ich bin auch immer noch nicht überzeugtdavon, dass es wirklich erforderlich ist, in jedem einzelnen Paragrafen dazuzu schreiben, ach übrigens, das geht jetzt auch digital.Ich bin immer noch der festen Überzeugung,man könnte das auch einfach als Generalklausel irgendwo machen.So Schriftform bedeutet auch E-Mail zum Beispiel oder irgendwie sowas.Also gibt es wahrscheinlich juristische Spitzfindigkeiten, warum das jetzt total nicht geht.Aber irgendwie glaube ich, dass da auch sehr viel Nicht-Wollen dabei ist.
Tim Pritlove
Ja und was wahrscheinlich auch viel mit immer noch mit nicht so wirklich Verstehen auch zu tun hat.
Sabrina Gehder
Ja, genau. Und es wird dann auch immer gerne auf die gängige Rechtspraxis verwiesen,was ja auch nur hochgestochen ist für, das haben wir schon immer so gemacht.
Tim Pritlove
Genau, haben wir immer schon so gemacht.
Sabrina Gehder
Und die Widerstände sind in vielen Bereichen halt auch sehr groß.Jetzt zum Beispiel, da sind wir wieder beim Gesetz Digitalisierung der Justiz,da soll es unter anderem darum gehen, dass Strafanträge auch online gestellt werden können.Und ich kann noch mal einen Link raussuchen, den wir vielleicht in die Shownotes packen können.Es gibt einen Beitrag auf LinkedIn, wo Marco Buschmann, also der Justizminister,dieses Gesetz vorgestellt hat mit so ein paar Erklärbildchen.Und es haben sich diverse RichterInnen und AnwältInnen unter diesem Beitraghalt geäußert, wie schlimm sie diesen Vorschlag finden.Und wie doch dann der Strafantrag dadurch an Wert verliert.Und das fand ich auch sehr bemerkenswert irgendwie.Also da schrieb dann eine Rechtsanwältin, eine eigenhändige Unterschrift markierteine Zäsur und regt zum eigenständigen Denken an, ob man den Strafantrag überhaupt möchte.Also wenn du das, das ist so diese Wertigkeit, die dann da oft ist und dieseBefürchtungen, die da oft kommen.Ja, wenn du das online machst, dann ist das nichts wert, das ist ja nichts Echtes.Und das kommt in ganz vielen Kommentaren kommt das da durch.Und das ist so, ich glaube das sind halt so die Widerstände mit denen du dannauf allen Ebenen dann auch zu kämpfen hast und das sind natürlich dann auch,wenn wir von RichterInnen und RechtsanwältInnen reden das sind dann auch die,die auch viel Einfluss haben auf die Politik und darauf, wie dann die Gesetze.Geschrieben werden für ihren Bereich die sind da stark in den Verbänden allein schon.
Tim Pritlove
Weil der halbe Bundestag sind ja Juristen. Ja, ach ja.Also ich muss sagen, bei den Juristen kann ich auch schnell nachtragend werden,weil ich ja eigentlich finde, dass so Softwareentwicklung und Juristerei,dann doch recht verwandte Themenbereiche sind in der Art und Weise,wie man eigentlich über sein Material nachzudenken hat.Weil irgendwie Code zu schreiben und Software zu entwickeln und Systeme zu entwickelnbedeutet ja auch, ein Verständnis,zu entwickeln von der eigentlichen Sachlage und Problematik und den Lösungsvorschlägenund das dann eben mit Code beantwortet und in der Juristerei ist es ja nun eigentlichähnlich dahingehend, dass man ja auch hier eine Bestandsaufnahme macht und sagt,wir hätten das jetzt aber gerne so und um das sicherzustellen,dass diese Prozesse dann inZukunft auch so laufen, entwickeln wir jetzt hier dieses Gesetz, was eben,definiert, klar macht, was eigentlich sein soll und ich verstehe immer nicht,wie man dann einfach den Brückenschluss zu digitales Gut nicht hinkriegen kann.
Sabrina Gehder
Ja, das kann ich auch nicht nachvollziehen. Eigentlich ist es fast dasselbe.
Tim Pritlove
Eigentlich ist es doch ganz einfach.
Sabrina Gehder
Ja, weil ich glaube, ich habe so Theorien, ich habe da ja auch in meinem Berufsleben,halt jeden Tag mit zu tun, halt mit diesen ganzen Widerständen, die da kommen.Weil ich eben auch bei mir in der Firma dann die ganzen Digitalisierungsprojekte,begleite. Das ist halt auch,Einfach viel Verlustängste auch, dass man etwas, was einem vielleicht auch soein bisschen identitätsstiftend ist, was auf jeden Fall einen Wert hat,dass man das verliert oder dass man liebgewonnene Aufgaben verliert.Oder dass eben die eigene Arbeit keinen Wert mehr hat, weil es jetzt viel einfacher ist.Und das sind so...
Tim Pritlove
Die deutsche Angst.
Sabrina Gehder
Ja, das sind die deutsche Angst, ja. Ja. Wenn es zu einfach ist und so,dann ist das nichts Richtiges.
Tim Pritlove
Ja.
Sabrina Gehder
Wenn deine Arbeit dir Spaß macht, dann arbeitest du gar nicht wirklich.
Tim Pritlove
Lass uns mal weg vom Digitalen hin zur realen Welt kommen, ohne die Welt derGesetze komplett zu verlassen.Es gab ja jetzt ein Gesetz, was gerade beschlossen wurde, habe ich jetzt auchgleich mal im Bundestagszusammenfassern nochmal nachgeschlagen, nach Cannabis gesucht.Und ich finde sofort, das Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis istverkündet, im Gesetzblatt verkündet und von daher halt gültig.Letzte Änderung vom 22.03.Und wir wissen alle, am 1.April ist es ja dann auch schon zu den ersten öffentlichen Kiffereien gekommen.Das hast du wahrscheinlich auch etwas intensiver begleitet, oder?
Sabrina Gehder
Das fand ich sehr lustig. Ich hatte sehr viel Spaß bei diesem Gesetz.Und ganz ohne Cannabis. Okay.
Tim Pritlove
Warum?
Sabrina Gehder
Unfassbar. Und das war so bizarr einfach, dass ich da sehr viel Spaß dran hatte.Also man muss das mit so einem Abstand gucken. So nach dem Motto,es betrifft mich eh nicht.Dann kann man sich ein bisschen drüber amüsieren. Okay. Also das war schon...Ein Highlight deutscher Bürokratiekultur.
Tim Pritlove
Okay. Ja, also was sagt der,Bundestagszusammenfasser? Also vielleicht auch nochmal, ich wollte das auchnochmal aufgreifen, um einfach mal so ein Beispiel zu liefern.Also zum Gesetz, abgesehen davon, dass ich ja die Basics bekomme mit was jetztgerade der Status ist, hast du ja dann diese Zusammenfassung mit GPT-4.Und ich finde das einfach immer wieder bemerkenswert, wie gut diese LLMs ander Stelle wirklich behilflich sein können.
Sabrina Gehder
Also Textzusammenfassungen können die echt richtig gut.
Tim Pritlove
Genau. Und das ist auch tatsächlich ein guter Weg.Ich habe das auch gemerkt, also immer wenn, keine Ahnung, also so Gesetze istdas eine und so wissenschaftliche Paper ist das andere.Ich meine, wenn ich hier so ein wissenschaftliches Paper für keine Ahnung wasfür einen Bereich vor die Nase bekomme, dann weiß ich schon,wenn das nicht mein Feld ist, dann brauche ich erst gar nicht anfangen,über den Abstract nennenswert hinauszugehen.Aber sich das halt mit so einem LLM zusammenzufassen und dann immer noch die Möglichkeit zu haben,danach Fragen zu stellen, ob das da drin ist oder nicht oder was das dann bedeutetund was da für Regelungen sind, das ist einfach großartig.
Sabrina Gehder
Das wäre übrigens auch noch ein cooles Feature für den Bundestagszusammenfasser.Dann so gleich so ein eingebauter Chatbot, dass man sich mit dem Gesetz unterhalten kann.
Tim Pritlove
Das wäre in der Tat Ja.
Sabrina Gehder
Mega. Da bräuchte ich aber dann doch jemanden, weil da habe ich keine Ahnung von.
Tim Pritlove
Ja okay, das ist ja sicherlich ein interessantes Feld.Du hast es ja hier schon aufgebrochen in verschiedenste Bereiche,wenn ich das richtig sehe.Also es ist immer dieselbe Struktur hier, so Inkrafttreten, Hintergrund,Kosten etc. Das heißt, man kriegt zum Beispiel schnell eine Liste mit,welche Maßnahmen stecken denn jetzt eigentlich in diesem Gesetz tatsächlich drin.Und hier haben wir dann Entkriminalisierung des Eigenkonsums von Cannabis biszu 25 Gramm, Einführung eines Werbe- und Sponsoringverbots für Konsum-Cannabis,Durchführung von Modellvorhaben für die gewerbliche Produktion und Vertrieb von Cannabis,Einführung des Medizinal-Cannabis-Gesetzes und Lockerung bürokratischer Vorgabenim Bereich Medizinal-Cannabis und Evaluation der Gesetzesauswirkungen nach vier Jahren.Und eins habe ich jetzt weggelassen, weil darüber wollten wir jetzt mal genauer sprechen.Ermöglichung des privaten und gemeinschaftlichen Eigenanbaus von Cannabis in Anbauvereinigungen.Und das ist ja so ein kleiner Stolperstein jetzt sozusagen für die Bürger,weil, tja, wenn man also quasi selber jetzt Hanf anpflanzen möchte,weil irgendwo muss man es ja herbekommen.Bei Eigenkonsum ist ja jetzt inkriminalisiert, aber es gibt ja nach wie vorkeinen Ort, wo man es kaufen kann sozusagen.Es gibt ja keine Vertriebserlaubnis dafür und stellt sich halt wieder die Frage,ja okay, was heißt denn das jetzt?Und Netzpolitik.org hat es ja auch in einem Begriff sehr schön zusammengefasst,so beim Dealer gibt es halt besseren Datenschutz.
Sabrina Gehder
Das ist richtig. Die Datensammelei in den Anbauvereinigungen ist schon nicht ohne.Also die haben halt echt ausufernde Berichtspflichten von Daten,die sie halt erfassen müssen von ihren Mitgliedern.Also vielleicht, ich weiß nicht, ob ihr das schon mal überhaupt erklärt hattetirgendwie mit dem, wie das jetzt überhaupt funktioniert hier.Grundsätzlich ist es ja so, anbauen darf man in einem Anbauverein.Das heißt also, um Cannabis anbauen zu dürfen, in Größe, also mit mehr als dreiPflanzen, musst du halt Mitglied eines Vereins sein. Nein, dieser Verein muss,wie ich eben schon sagte, wahnsinnig viele Auflagen erfüllen.Unter anderem müssen sie eben auch von all ihren Mitgliedern aufzeichnen undfesthalten, dokumentieren, wer wannwie viel Cannabis abgenommen hat oder Vermehrungsmaterial, je nachdem.Und ja, das müssen sie für fünf Jahre vorhalten. Die zuständige Kontrollbehördedarf das auch im Rahmen einer jährlichen Kontrolle, also die wirklich jährlichstattfinden soll, auch einsehen.Sie dürfen Kopien davon anfertigen und sie dürfen es bei Bedarf,wenn sie irgendwie den Verdacht haben, dass irgendwas nicht in Ordnung ist,dann dürfen sie es halt auch mitnehmen.Und dann dürfen sie es auch anderen Behörden weitergeben. Das ist auch schön.
Tim Pritlove
Und ich glaube, die Einstiegshürde dafür sind sogar Ordnungswidrigkeiten.
Sabrina Gehder
Die Einstiegshürde sind Ordnungswidrigkeiten, korrekt. Also selbst für ein Parkticketoder so könnten sie dann die Daten an die Polizei weitergeben. gegeben.
Tim Pritlove
Falsch geparkt? Tja, Pech gehabt. Dann werden die Daten abgerufen.Tja, also das ist auf jeden Fall sehr fragwürdig und da sieht man mal auch wiederschön, wie schwer sich Deutschland doch mit Änderungen so tut.Weil ich meine, das wird ja nun alles schon so lange diskutiert und das Zieldieses Gesetzes ist ja eigentlich, um einfach mal,Eine Entkriminalisierung zu erreichen mit dem damit verbundenen Ziel,Cannabis rauszunehmen aus diesem typischen Drogenszenen-Spiral-Ding,dass man quasi zwangsläufig nur, wenn man was zu kiffen haben will,sich eigentlich in dieselben Strukturen begeben muss, wo halt auch alles andere gehandelt wird.Und jeder, der da auch mal ansatzweise nur Kontakt hat, weiß, das ist halt auch so.Und von daher wäre es ja eigentlich besser, man würde einen Umgang finden wiemit anderen populären Drogen, wie zum Beispiel Alkohol. Mhm.
Sabrina Gehder
Fairerweise muss man aber noch sagen, dass Deutschland das auch deshalb oderhauptsächlich deshalb so kompliziert gemacht hat, weil man eben in internationalen und auch EU,in internationalen Verträgen und in EU-Gesetzgebung auch so ein bisschen gefangen ist.Und da, wenn man es eben komplett einfach legalisiert hätte,dann man da in Konflikt geraten wäre mit der EU und mit verschiedenen Verträgen. Mhm.So, also das ist halt so ein bisschen der Versuch, diese ganze Regelung zu umschiffen.
Tim Pritlove
Okay, aber das hätte ja nicht unbedingt jetzt bedeuten müssen,dass man so viele Daten erfassen muss.
Sabrina Gehder
Nee, man hätte es auch einfach so machen können wie Kanada zum Beispiel,die gesagt haben, ist ja zu uns egal. Wäre ja auch eine Option gewesen.
Tim Pritlove
Das wäre jetzt zu einfach.
Sabrina Gehder
Das wäre zu einfach. Und vor allem, wo kommen wir denn da hin? Das geht ja nicht, nein.
Tim Pritlove
Genau, also gibt es jetzt diese Cannabis Social Clubs, beziehungsweise kannes geben, also diese Anbauvereinigung, Cannabis Social Clubs ist so ein bisschender Begriff, der sich jetzt so…,geformt hat.
Sabrina Gehder
Ich bin ja Bubas Verein, viel besser eigentlich.
Tim Pritlove
Ich muss ja zugeben, dass ich so als Berufsjugendlicher dann doch sehr späterst diesen Begriff entdeckt habe, dass der mittlerweile rumgegangen ist.
Sabrina Gehder
Ich auch.
Tim Pritlove
Man lernt ja nie aus.
Sabrina Gehder
Ich habe das auch erst jetzt im Rahmen dieser Diskussion habe ich den gelernt.
Tim Pritlove
Genau. Und ja, und was ist dann passiert?Es ist natürlich das passiert, was passieren musste, um natürlich jetzt so einenAnbauverein quasi betreiben zu können und um all diese gesetzlichen Anforderungen erfüllen zu können,braucht man natürlich irgendein System und da bietet es sich natürlich an,irgendeine fertig gebaute Softwarelösung zu machen.Und wo kommen die schnell zusammengeworfenen Softwarelösungen her?Das sind dann irgendwelche Webseiten, die sagen, ja hier, alles gar kein Problem,klickst du hier, machst du einen Account,legst du deine Anbauvereinigung an und schon hast du schöne User-Interfacesund das ist auch alles total sicher und Datenschutz und Privatsphäre und wirsind ja hier voll die Profis und klick hier.Und das ist dann immer so der Moment, wo dann unsere Freunde von Zerforschung aufs Feld treten.So auch in diesem Fall, wir erinnern uns, Zerforschung hat ja nun schon diversewindige Web-Anbieter irgendwelcher Datenerfassungslösungen auseinandergenommen.Das fing dann mit diesen Corona-Teststellen an und Lieferdienste und so weiter.Und das ist halt aus der Perspektive von halbwegs erfahrenen Web-Entwicklernund so minimal Sicherheitsverstehern.Also man muss ja jetzt noch nicht mal der totale Experte sein.Aber wenn man sich irgendwie mit Web-Security ansatzweise mal beschäftigt hat,dann gibt es halt so zehn Sachen,ich sag mal so die schnellen Tricks, wo man mal irgendwo rein piekst,um zu gucken, ob denn irgendwie alles in Ordnung ist.Und es ist halt dann auch einfach immer wieder dasselbe, diese Lösungen kommenauf den Markt und dann fangen halt die Leute an, da einfach mal rein zu pieksen,also ohne jetzt groß da einen Olympia-Rekord aufzustellen im Bereich Security-Analyse,einfach nur mal so gegentreten, ob der Reifen wackelt und schon fallen die Außenspiegel gleich mit ab.Und so war es halt auch diesmal.Opfer war die Lösung CanGuard,die sich als Verwaltungssoftware für diese Cannabis-Social-Clubs angepriesenhat und Zerforschung dokumentiert das mal wieder sehr schön auf ihrer Webseite und erläutert,was halt hier möglich war und es ging natürlich sofort mal wieder los.Alles, also man konnte, wenn man jetzt so einen Club angelegt hat und da Leuteeingetragen hat mit den entsprechenden Daten,konnte man sich also einerseits sofort durch die leichte Veränderung der URLselber schon die eigenen Daten anzeigen,aber auch die von allen anderen Mitgliedern in diesem Club und das natürlichnicht nur beschränkt auf den eigenen Club, sondern auch alle anderen Clubs,die auf demselben Rechner gehostet waren.Weil du hast ja viel Erfahrung auch mit Datenbanken, dem muss ich das nicht erzählen.Also das ist sozusagen die absoluten Minima von Datenbanksicherheit,die hier mit den Füßen getreten werden.
Sabrina Gehder
Ja, schlimm.
Tim Pritlove
Man könnte nicht nur die Daten lesen, nein, man könnte sogar auch noch für jedenUser auch noch das Kennwort ändern.
Sabrina Gehder
Das ist der Größte, das Allerkrasseste daran, finde ich. irgendwie.
Tim Pritlove
Da dachte ich auch so, Leute, sag mal, habt ihr sie noch alle?
Sabrina Gehder
Also viel mehr hätte man auch nicht falsch machen können eigentlich.
Tim Pritlove
Nee, also hier ist wirklich alles dabei. Also klar, man braucht dann noch dieMail-Adresse, man braucht noch so eine ID von den Usern, aber die kriegt manja auch, weil man kann ja einfach mit slash all, kann man sich ja auch alleUser listen lassen und mit allen IDs angezeigt bekommen.Und die ganze Voraussetzung ist nur, dass man nur irgendwie da einen Accounthat, den man sich ja selber machen kann.Und dann ging es natürlich dann auch gleich in die nächste Stufe,nachdem also diese ganzen Fehler gefunden wurden, geht dann halt die Zerforschung,wie man das eben so macht als verantwortlicher Security-Ingenieur.Hin und sagt, okay, dann sagen wir doch mal Bescheid, nicht?Und dann gibt es ja dann entsprechende E-Mail-Adressen, die gelistet werden.Problem war nur, um den Leuten halt irgendwie Bescheid zu sagen,dass sie da eine eklatante Sicherheitslücke haben, war dann auf der einen,also es gab dann sowohl Mail-Adressen in der Datenschutzerklärung als auch imImpressum, die in der Datenschutzerklärung gelistet waren, die haben schon malgar nicht funktioniert, weil die Domain, die dort gelistet wurde,überhaupt nicht registriert war. Was?Hast du so. Dingbring.de gab eshalt einfach gar nicht so. Also hättest du kaufen können in dem Moment so.Und die andere, die so EdKangard.de war, die konnte man zwar anschreiben,aber es gab halt nach sechs Tagen keine Antwort.Auch ein zweiter Versuch hat dann irgendwie nichts gebracht.Und nach dem zweiten Versuch nochmal die Mails zu schicken, konnte die dannauch schon nicht mehr zugestellt werden.Was schon mal so ein Hinweis darauf war, dass schon auf die Mails irgendwiereagiert wurde, bloß eben nicht mit einer Antwort.Dann waren aber auch noch Telefonnummern gelistet, dort wurden dann mit SMSdarauf hingewiesen, dass sie sich doch vielleicht mal melden sollten.Und daraufhin ging dann, wir reden jetzt hier vom 4.April, ging dann das ganze System offline.Und immerhin haben sie dann am 5. April, ohne sich also irgendwie bei der Zerforschung zurückzumelden,aber haben sie zumindest ihre Nutzer darüber informiert, dass halt ein SecurityBreach vorgelegt hat und dass nach ihrer Erkenntnis natürlich nichts passiert ist.
Sabrina Gehder
Nee, ist klar. Sonst hätte es ja Forschung, dass sie es womöglich noch selbermachen müssen, die Leute zu informieren.
Tim Pritlove
Ja, jetzt kann man wirklich in alle Richtungen schlagen. Also auf der einenSeite finde ich es einfach absurd, dass…,Ich bin ja wirklich niemand, der jetzt sagen würde, die Welt braucht einen Online-Führerschein.Aber ehrlich gesagt, bei so manchen Entwicklern würde ich mir das fast mal wünschen,weil man irgendwie das Gefühl hat, man kriegt hier Autofahren erklärt von Leuten,die noch nie ein Lenkrad in der Hand gehabt haben.
Sabrina Gehder
Ja, wobei, ist es wirklich ein Kompetenzmangel oder ist es einfach nur diesesübliche schnell schnell hier, das Gesetz tritt in Kraft, wir müssen unsere Lösung fertig kriegen?
Tim Pritlove
Ja gut, aber ich meine auch Lösungen fertig kriegen ist halt Platz 1,also wenn man damit wirbt und der Betreiber hat ja dann selbst in irgendwelchenOnlineforen auf Nachfragen und Bedenken nochmal dick rumgepost,wie sicher ja alles wäre und so.Also man merkt dann immer, dass dann irgendwelche Marketing-Heinis,die sich wie welche verhalten, halt einfach mal wild irgendwas behaupten,weil wahrscheinlich auf einmaligeNachfrage irgendein Entwickler gesagt hat, ja nee, das passt schon.Aber man hat halt nicht überlegt, okay, was könnten jetzt unsere Maßgaben sein?Was sind unsere Möglichkeiten, auch intern das zu testen?Lassen wir uns mal von außen testen. Organisieren wir mal eine andere Security-Bude,die Ahnung hat und die hier rumpiksen.Nein, einfach raus mit dem Kram.
Sabrina Gehder
Ja, mit dem Kram. Man muss ja der Erste am Markt sein.Und das ist doch dem, klar, möglicherweise haben die EntwicklerInnen dann irgendwienoch was gesagt, ich würde das noch nicht raushauen, aber das ist ja dann imZweifel der Geschäftsführung egal.
Tim Pritlove
So ist das. Naja. Gut.Sabrina, ich sag mal, jetzt haben wir es ganz gut eingetütet.Vielen Dank für den interessanten Einblick und vielen Dank für deinen Podcastund nochmal vielen Dank für diesen Bundestagszusammenfasser,was wirklich ein sehr hilfreiches Tool ist.Ich hoffe, dass das viele benutzen und ich hoffe, dass sich vielleicht auchLeute Leute ermuntert fühlen, da noch ein bisschen zu kontributieren,weil ich glaube, da kann man noch so einiges Nützliches reinbauen,insbesondere im Hinblick wirklich jetzt auf die Unterstützung des politischen Aktivismus.Also wenn man sich halt einbringen möchte und frühzeitig und genau und zielgerichtetund auch sagen wir mal effizient einbringen möchte,indem man also nicht so viel Zeit erstmal damit verbringt, ja überhaupt erstmaleine Orientierung zu bekommen, ja keine Ahnung, ich wusste ja gar nicht,dass jetzt irgendwas hier in Vorbereitung ist.Ist, kann man jetzt alles auf dem Bundestagszusammenfasser einfach anklickenund dann weiß man sofort hier,was steht hier an, Modernisierung des Strafgesetzbuchs ist hier eingeleitetworden, gibt es ein erstes Eckpunkte-Papier, kann man schon mal draufschauen.So, und das ist doch schon mal was.
Sabrina Gehder
Genau. Ja, das wäre auch gut, wenn das mehr Leute machen würden,die denen auch an der Demokratie was liegt.
Tim Pritlove
Genau.
Sabrina Gehder
So.
Tim Pritlove
Alright.Nochmal vielen Dank.
Sabrina Gehder
Ich danke dir für die Einladung.
Tim Pritlove
Ja, gerne.
Sabrina Gehder
Hat mich sehr gefreut, hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Tim Pritlove
Alles klar und vielen Dank fürs Zuhören. Ich sage Tschüss und bis bald.
Sabrina Gehder
Ciao.

Shownotes

Parlamentsrevue

Bundestagszusammenfasser

Digitale Gesetze für Bürger und Wirtschaft

Digitale Gesetze für den Staat

Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis

Zerforschung Cannabis Social Clubs

LNP488 Der Fluch des Graugesichts

Feedback — TikTok — Julian Assange — EGMR und E2E — Leitungsschutzrecht — Chatkontrolle — UN Cybercrime Convention — IFG-Anfragen

Heute mit Tim und Thomas. Wir gehen heute auf Feedback ein und beobachten die US-amerikanische Diskussion um TikTok und beleuchten generell die Problematik, dass Social Media mittlerweile tiefer in die Gesellschaft greift als klassische Medien. Die Auslieferung von Julian Assange an die USA wurde vom Gericht vorerst aufgeschoben bis die USA bestimmte Zugeständnisse macht. Das EGMR bestärkt mit einer Entscheidung Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. In der EU geht weiter das Gespenst des Leitungsschutzrechts a.k.a. Internet-Maut um und die belgische Ratspräsidentschaft unternimmt weitere Anstrengungen, die vor dem Scheitern stehende Verordnung zur Chatkontrolle doch noch durchzusetzen. Für die UN Cybercrime Convention sieht es allerdings schlecht aus, weil sich die Verhandlungen ziehen und es zunehmend Unmut über die geplanten Regelungen gibt. Und: IFG-Anfragen könnten künftig nicht mehr anonym möglich sein, da die Gerichte Behörden jetzt die Hintertür des Postwegs geöffnet haben.

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Tim Pritlove
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Thomas Lohninger

Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.


Transkript
Tim Pritlove
Guten Morgen, Thomas.
Thomas Lohninger
Guten Morgen, Tim.
Tim Pritlove
Du, in Deutschland darf man jetzt ab 20 Uhr auch in der Fußgängerzone kiffen.
Thomas Lohninger
Wunderbar, ich setze mich gleich in den Zug.
Tim Pritlove
Logbuch Netzpolitik Nummer 488 vom 27. März 2024.Ja und wir ziehen jetzt mal hier richtig die Sache mal richtig durch, würde ich sagen.
Thomas Lohninger
Ich freue mich für euch.
Tim Pritlove
Ja, also tatsächlich wurde jetzt dieses Cannabis-Gesetz beschlossen.Und man darf jetzt sagen wir mal mit Einschränkungen auch mit ein bisschen Zeugin der Tasche aufgegriffen werden, ohne jetzt gleich finsterste Bestrafungen zu fürchten.Das würde ich sagen ist mal ein Fortschritt.
Thomas Lohninger
Ja ist es. Da blicke ich neidisch von Österreich drauf. Wir haben sowas nicht.Wurde diskutiert, wurde wieder verworfen. Das sind wir einfach noch einige Jahre hinten nach.
Tim Pritlove
Ja aber jetzt wenn Deutschland das macht, dann müsst ihr das doch auch machen.
Thomas Lohninger
Das dauert aber wirklich noch einige Jahre.
Tim Pritlove
Ja gut, das mag ja sein. Also not all is good.Also ich meine, man darf zwar jetzt was haben, aber kaufen darf man es irgendwieimmer noch nicht. Also es gibt jetzt sozusagen immer noch keinen richtigen Sale.Aber man kann jetzt so einen Club gründen. So einen Kifferclub.Und da darf man dann Mitglied sein. Und wenn man Mitglied ist,dann darf man sich auch irgendwie, dann darf man so gemeinsam anbauen und sichirgendwie wie bestimmte Mengen dann auch zukommen lassen.Also es wird dann sozusagen über so Clubs organisiert. Da müssen wir halt was Passendes gründen.So ein Chaos-Cannabis-Club oder so.
Thomas Lohninger
Ich wollte es gerade sagen, es drängt sich auf, oder? Wie oft wurde dieser Witz schon gemacht?
Tim Pritlove
Tja, das ist, so wird es jetzt wahrscheinlich kommen. Mal gucken.Also die CSU vor allem hat sich natürlich kräftig dagegen gewehrt.Also die süddeutschen Staaten, insofern sehe ich auch schon,dass das für Österreich wahrscheinlich noch eine Weile dauert.Also es war wirklich so ein Kampf Nord gegen Süd.Mal was Neues, so. Und der Südenwar natürlich so, ja nee, das kann ja gar nicht sein und Drogen und so.Und da gab es wirklich ein paar witzige Beiträge auch im Bundestag irgendwievon so CSU-Leuten, die sich da halt künstlich aufgeregt haben.Unter anderem war dann aber einer dabei, der es sogar gebracht hat in seinemWahlkampf in Bayern, sich im Kontext dieses Wahlkampfs ein eigenes Bier brauen zu lassen.Also es ist wirklich echt manchmal unglaublich, zu welchen GedankensprüngenPolitiker fähig sind oder auch nicht fähig sind.
Thomas Lohninger
Das heißt, Gendern wird verboten und Cannabis nicht legalisiert.Ihr könnt Bayern noch abspalten, also wenn wir Bayern und Österreich vereinen.
Tim Pritlove
Ihr würdet die nehmen? Ich weiß nicht, ob das so gut wäre.
Thomas Lohninger
Ich fürchte ja.
Tim Pritlove
Oder wäre das dann sozusagen der progressive Norden für Österreich?
Thomas Lohninger
Na, so schlimm ist es nicht. Also ich glaube, in Wien hätten wir ein Problem.
Tim Pritlove
Das kann ich mir auch vorstellen. Also München selbst, wie das immer so istmit den Großstädten, ist jetzt auch nicht all lost.Aber du hast ja dann immer noch das Einzugsgebiet und das bleibt natürlich weiterhin problematisch.In Baden-Württemberg. Naja, also die können, schärfer können sie ganz gut.
Thomas Lohninger
Ja, ich meine, es wird ja spannend, wie lange es dauert, bis das in den Konsensrüberwandelt und sich alle Leute einig sind, dass man das schon immer hättemachen sollen. Und ich glaube, dann gibt es auch keinen Widerstand mehr daran, oder?Wenn man das jetzt gut ausgestaltet, dann wird das so alltäglich werden,dass es hoffentlich gar keine politische Debatte mehr ist in ein paar Jahren.Und dann vielleicht kann es auch überschwappen in so Länder wie Österreich oder Bayern.
Tim Pritlove
Ja, ich denke auch, man muss jetzt erstmal feststellen nach ein paar Jahren,dass dadurch immer noch keine brennenden Mülltonnen durch die Straße rollen,nur weil jetzt irgendwie was legalisiert wird, was ohnehin schon immer hätte legal sein sollen.Der eigentliche Schritt, den ich jetzt tatsächlich als erstes erwartet hätte,wäre eher sowas gewesen,dass man wirklich jetzt auch malklar sagt, ja okay wir brauchen jetzt mal eigentlich eine Hanfinitiative.Weil das Absurde ist ja, dass eigentlich im Rahmen dieser ganzen Verbotsdebatteauch der Nutzen von Hanf selber komplett zurückgestellt wurde.Also das hat sich schon gebessert, ich kenne mich da im Einzelnen nicht aus.Es gibt ja auch Hanfanbaugebiete von jetzt so nicht psychoaktiven Hanf und so,aber bloß das kann ja noch sehr viel weiter gehen, weil das einfach eine sinnvollePflanze ist, die man für echt viele Sachen benutzen kann.Und im Rahmen dieser ganzen Befreiung sozusagen von diesen Einschränkungen würdeman natürlich dann auch eine Hanfindustrie weiter befeuern,weil man einfach unproblematischer das Ganze anbauen kann. Aber naja, mal gucken.Fortschritte kommen, aber manchmal dauert es einfach. Andererseits ist das fürmich immer wieder ein schönes Beispiel für...Den Sinusverlauf von so Gesellschaften, in denen mehrere Frequenzen gleichzeitigstattfinden, weil man hat ja auch oft so diesen fatalistischen Blick,also viele Leute haben so dieses, früher war alles besser oder jetzt geht allesden Bach runter, weil man sich eben so eine dieser Frequenzen anschaut,die gerade so nach unten geht.Und weil das gerade so das wichtige Thema ist, weil da die Amplitude so starkist, dann ist das sozusagen auch prägend für das Bild, aber man sieht dann schnell,dass es dann etwas niedrigere Frequenzen oder höhere Frequenzen gibt,die tatsächlich gerade wieder im Auffind sind, wo irgendwelche gesellschaftlicheWandlungsenergien sich freisetzen, Wo man dann sagt so, ja okay,aber so ganz nebenbei, das ist jetzt einfach auch akzeptiert,nachdem es irgendwie auch jahrzehntelang ein Problem war, Schwulenrechte etc.Also obwohl es immer Sachen gibt, die scheiße werden,kommen dann viele Dinge einfach mal so nach oben, wo dann die Gesellschaft auchnicht mehr bereit ist, diesen Widerstand dagegen zu organisieren oder nichtmehr in der Lage ist, da überhaupt noch einen Widerstand zu organisieren.Und dann wird es halt einfach wieder akzeptiert.Insofern kann auch immer wieder mal alles gut werden.
Thomas Lohninger
Ja, schöner Tag für Deutschland. Ich freue mich.
Tim Pritlove
So, jetzt gab es in der letzten Diskussion zu unseren Ausführungen eine ganzeMenge Feedback und ein Großteil davon hat sich mit dem Anzeigenhauptmeisterbeschäftigt, dem Phänomen.Und naja, alsoich finde dasist alles eine sehr schwierige undleider auch sehr polarisierende und polarisierte Diskussion und manche oderviele haben so in ihren Kommentaren dann auch schnell so eine Dichotomie aufgemacht mit,Also Radfahrer versus Autofahrer, was ja auch gerade so eine aktuelle Diskussion ist.Also zumindest in Deutschland merke ich, dass das einfach da so heiß diskutiert wird.So ja, Radfahrer versus Autofahrer und Autofahrer böse und Radfahrer gut.Und das ist irgendwie alles so schwarz-weiß an der Stelle.
Thomas Lohninger
Und als Mutterradfahrer fühlst du dich dem Ganzen überlegen und schwebst darüber bei den Gruppen.
Tim Pritlove
Ja und als Fußgänger frage ich mich dann halt auch so, was ist jetzt mit uns?Also da stecken natürlich viele Sachen drin, aber ich muss auch sagen,die Debatte, die ich so mit Linus geführt habe, fühlten wir uns dann halt teilweiseauch so ein bisschen missverstanden.Weil in der ganzen Debatte um diesen Anzeigenhauptmeister ging es uns eigentlichweniger um diese konkrete Verkehrsfrage, sondern eher so diese Frage von,was passiert eigentlich,wenn jetzt jemand anfängt, solche Gesetze so aktiv anzuwenden.Ja, also sozusagen, also nicht aktiv anzuwenden, sondern so übermäßig zu berichten,das ist ja, er wendet ja das Gesetz in dem Sinne nicht an, er ist ja kein Gericht,sondern er ist ja quasi nur Tippgeber für die Behörden,ob man nicht mal was verfolgen könnte und tut das dann aber obsessiv und daseben, ja, ohne Rücksicht auf Verluste, würde ich mal sagen.Und meine These war ja, dass die Wirkungen von Gesetzen sich ändern,wenn sie immer angewendet werden.Dass es dann einfach einen Unterschied macht und das in gewisser Hinsicht inder Gesetzgebung auch eingepreist ist, dass das eben nicht funktioniert.Immer stattfindet. Also wenn nicht explizit, dann implizit in gewisser Hinsicht.Also man hätte vielleicht, wüsste man von einem Gesetz, dass es dann so massivpermanent zum Einsatz kommt, dann wäre es vielleicht auch anders entworfen worden.Das ist so ein bisschen meine Grundthese. Und die Angst, die ich so ein bisschensehe hier, ist halt, dass wir eben durch Technik, in dem Fall halt Smartphones, Vernetzung etc.Jetzt quasi in so eine Vollzeitüberwachung durch so Bürgerwehren kommen.Weil einfach Leute auf bestimmte Aspekte des Rechtssystems jetzt voll abfahren,beziehungsweise das auch so als Werkzeug sehen.Naja, also gerade im Hinblick auf Radfahrer versus Autofahrer,gab es dann halt so Zitate, also gab es so Meldungen in den Kommentaren, so ja,Gefährder müssten wieder in die STVO gezwungen werden.Ja, oder wer das Einhalten der STVO als Gängelung bezeichnet ist aus der Diskussionraus, das ist mir ehrlich gesagt alles ein bisschen zu hart und auch eben zupolarisierend, weil man kann halt auch beides sein.Also ich bin halt Radfahrer und Autofahrer und Fußgänger in einem und ich wechslejetzt nicht irgendwie fließend von Retter der Welt zu Mörder,nur weil ich jetzt gerade mal mein Transportmittel wechsle.Und interessant finde ich halt auch, dass da so eine Privilegiendiskussion auchdraus gemacht wird weil ich meine,Schwächere gibt es immer und wenn man als Radfahrer unterwegs ist dann hastdu halt auch Schwächere und unter anderem habe ich ja dieses Beispiel gebracht,dass ich das eben oft sehe das ist halt einfach so.Radfahrer, sagen wir mal rote Ampeln zum Beispiel,Sehr viel mehr in Frage stellen.Also die Sinnhaftigkeit sozusagen mehr in Frage stellen.Und ich finde das auch ehrlich gesagt gar nicht so schlimm, weil man kann jasowieso und sollte eigentlich auch immer Sinnhaftigkeit von Regeln in Frage stellen.Und wenn man halt irgendwie an so einer roten Ampel steht, die da zwar jetzt steht,aber wo einfach sehr offensichtlich ist, dass wenn ich da jetzt weiterfahre, nichts passieren kann,weil einfach die Situation so ist, dann habe ich zwar im Prinzip einen Regelverstoßbegangen, wenn ich dann darüber fahre, aber die Frage ist halt,ist die Welt jetzt in diesem Moment schlechter geworden,weil ich mich über eine Regel hinweggesetzt habe, die in dem Moment einfachnichts wirklich verhindert.Oder eben nicht.
Thomas Lohninger
Aber vor allem auch eine Regel, die die Person, die gerade den Regelverstoßbegeht, mehr gefährdet als andere.Wenn da jetzt gerade nicht gegenüber von dir am Zebrastreifen jemand drübergeht, dann ist die Eigengefährdung, dass dich ein Auto von der Seite erwischt, um einiges höher.Ich glaube schon, dass es für Autos super wichtig ist, dass sich da alle dranhalten, auch wenn es eine unnötige Situation ist, wo keiner rundherum ist undman einfach drüber fahren könnte.Aber, ja, ich meine, wir haben in Wien das wirklich so als Schmäh,dass es wirklich total verpönt ist, das ist auch der erste Trick an alle Touristen,ja nicht auf dem Radweg gehen, weil die Radfahrer da sehr penibel darauf achten,dass ihnen dieser Platz nicht genommen wird.Das ist so die erste Regel, die man in Wien lernt.Und als Radfahrer kann ich das auch bestätigen, weil du bist natürlich dannauch in dieser Situation auf einmal konfrontiert mit schwächeren Verkehrsteilnehmernund du musst halt anders fahren, wenn du dich nicht darauf verlassen kannst,dass dann nur andere Radfahrer oder eben vielleicht diese dummen Rollerfahrermit dir auf diesem Fahrstreifen sind.
Tim Pritlove
Genau, also es ist auch alles sehr kontextabhängig und ich glaube,dass man in allen Bereichen Verhalten findet,was diskussionswürdig ist und dass Radfahrer dann wiederum auch schnell zumStärkeren werden und wenn sie dann mit Fußgängern interagieren müssen auch schnellzum Problem werden können, ist halt genauso klar.Deswegen mag ich eben diese einfachen gut-böse Sachen nicht und es ist auchnicht so, dass jetzt irgendwie von jedem Autofahrer per se eine Gefahr ausgeht.Potenziell ja, klar, weil schweres Gerät ist natürlich immer gefährlicher als leichtes Gerät.Aber dass jetzt die Motivation automatisch auch bei allen, die Autofahren sowäre, ist halt meiner Meinung nach auch Quatsch.Und das Hauptproblem ist halt so ein bisschen, dass einfach Verkehr an sicheinfach natürlich gefährlich ist, aber wir wollen ja auch Verkehr haben undwir haben ja auch Vorteile von Verkehr, sonst könnte man ja auf Verkehr komplett verzichten.Aber wie gesagt, es ist halt am Ende diese Umsetzung und man muss sich haltauch immer fragen, ist in dem jeweiligen Moment,liegt wirklich ein Problem vor, was gelöst werden muss oder nicht und da gabes ja dann in diesem Spiegel TV Ding, was weiß ich, die Situation,da hat dann halt jemand vor seiner Dönerbude irgendwie mit seinem Auto gehaltenund der Dönerbesitzer hat da halt irgendwie Sachen eingeladen. eingeladen.So und da wo er stand, da war dann halt irgendein Verkehrsschild.Niemand da, verstehst du, also eine vollkommen unproblematische Situation,aber weil es gibt ja hier Regel XYZ, musste dann eben gleich fotografiert und angeschwärzt werden.Also eine ähnliche Situation mit so kurzzeitigen Parken.Also die Motivation dieses Anzeigenhauptmeisters, wie er sich ja selber nennt, das ist halt so.Die Durchsetzung einer Ordnung, so einer Richtigkeit oder so ein Vollzugsdefizit,was dann jetzt behoben werden muss,aber dann in dem Moment eher dann durch so einen Vollzugsüberschuss ersetzt wird.Und das fand ich halt problematisch, genauso auch wie so seine Anmaßung so einerpolizeiähnlichen Wirkmacht,was sich ja auch dadurch zeigt, dass er ja dann tatsächlich mit diesem,wie er selber sagt, spaßhaften Polizeischild irgendwie an seinem Fahrradkorbdurch die Gegend lauscht.Er hat dann sozusagen nur so den unteren Strich des E entfernt,dass es dann aussieht wie ein F und dann sei es ja sozusagen nicht mehr das,aber es ist halt klar, dass er diese Wirkung in gewisser Hinsicht auch erzielen möchte.Auch durch diese merkwürdige Uniformität mit seinem Sicherheitsklamotten,die er dann irgendwie trägt.Naja, also dieses Entscheiden, wann Regeln sinnvoll sind, finde ich ist ein wichtiges Regulativ.Das müssen wir uns einfach auch erhalten.Und weil wenn wir immer Gesetzestexte, ich meine wir diskutieren ja Regeln oftgenug im Sinne von das was dabei rausgekommen ist, ist ein Kompromiss,das was dabei rausgekommen ist, das ist nicht richtig durchdacht worden.Aber dann im nächsten Moment, das was dann dabei rausgekommen ist sozusagenals ein absolutes Allheilmittel und die unanfechtbare Wahrheit zu betrachten,ist dann natürlich nochmal extra problematisch.Damit will ich jetzt auch nicht sagen, dass jetzt alle Verkehrsregeln scheißesind, mit Sicherheit nicht, aber eben nicht zwangsläufig immer alle auch inallen Situationen und das ist natürlich so ein Ding.Und wir haben ja dann auch schon gesehen, was passieren kann.Wenn solche Regeln auf einmal angewendet werden in einer Art und Weise,wie es vielleicht nicht gedacht ist.Also denk mal an Abmahnanwälte, die also jetzt im Internet dann maßenhaft irgendwelcheAbmahnungen verschicken, weil steht ja im Gesetz, muss ja dann recht sein,kann man erstmal nichts gegen machen.Machen, aber war halt so nicht gedacht, aber wird dann eben entsprechend missbrauchtund dann ist es halt schon ganz sinnvoll,wenn man da mal so ein bisschen den Kopf einschaltet, weil nach wie vor meinerMeinung nach sind die Ziele von Regeln und Gesetzen halt irgendwie ein friedlichesMiteinander zu organisieren und,Und vor allem erstmal das, sodass man erstmal normal miteinander umgehen kann. Naja.
Thomas Lohninger
Vor allem, ich denke mal so, man sollte nicht einen Kulturkampf in so Rechtsgebiete hineintragen.Das hat man ja auch bei den Klimakleberngesehen, dass die Regeln sehr unterschiedlich angewendet werden.Ich glaube, diese tolle Aktion nach den Bauernprotesten, wo die Jugendlichensich dann hingestellt haben mit Spielzeugtraktor und dem Schild,wir dürfen das, wir haben Traktor dabei.Also ich glaube schon, dass genau deshalb ja auch dieses Thema so Wellen schlägt,weil es resoniert mit Leuten.Das ist bei Verkehr oft so, weil hier haben wir einen sehr verrechtlichten Bereich, der den Zweck hat,sehr berechtigterweise Unfälle zu verhindern, Leben zu retten und für geordneteVerhältnisse zu sorgen.Und deswegen ist es ja auch irgendwie was, dass man dann vielleicht eher beider Polizei sieht, die auch nicht immer richtig handelt.Also da kennt jeder, glaube ich,auch Geschichten, wo Regeln ungerechtfertigterweise angewendet werden.Und dieser junge Mann, der sich da als Polizeihauptmeister befindet.
Tim Pritlove
Anzeigenhauptmeister.
Thomas Lohninger
Anzeigenhauptmeister, Entschuldigung. Jetzt habe ich ihm Unrecht getan.Und ich befürchte halt einfach,dass das eben so wie in der Analogie zum Drachenlord, die ihr gezogen habt,halt in einen Nerv sticht und deswegen nicht die besten Aspekte der Menschheitnach außen kehrt, wenn man sich den Diskurs so anschaut.Also ich hoffe, dass dem jetzt nichts passiert, dass der irgendwie ja für seinHobby jetzt nicht gemärtyrert wird.Aber es ist schon auch irgendwie so eine Debatte, wieso regt dieses Thema soauf, wieso gehen die Gemüter da so hoch.Das lässt mich als Anthropologe ein bisschen zweifelnd zurück.
Tim Pritlove
Genau, ich meine jetzt sammelt er irgendwie für eine Bahncard 100 und nochmalein bisschen Geld, damit er jetzt quer durch Deutschland fahren kann,um überall alle anzeigen zu können und da frage ich mich halt wirklich,was soll das halt groß bringen.Ich meine, wenn man jetzt mal schaut, wo man so ein Verhalten auch noch an den Tag legen kann,also haben wir auch teilweise schon erwähnt, was weiß ich hier so Straßenlandnutzung,kannst du natürlich jetzt losgehen und jedes Restaurant anzeigen,wo der Tisch auf der Straße zehn Zentimeter weiter in den Bürgersteig reinragt,als es jetzt irgendwie mit der Gemeinde in dem Moment ausgemacht ist.Ja klar, das kann man irgendwie korrigieren, aber dann sozusagen rumzugehen,alle anzuzeigen oder das weiß ich hier in Berlin auch immer wieder so ein Thema,so Sonntagsöffnung von irgendwelchen Spätis oder so oder Leinenpflicht für Hunde,also du kannst alle möglichen Regularien und Ordnungen rauskramen und wirstimmer jemanden finden, der dagegen verstößt.Die Frage ist halt nur, was bringt das?Und denk mal so im Hinblick auf Sperrzeiten für Bars oder Clubs oder generell Ruhestörung.Damit kannst du natürlich dein Umfeld auch auf eine Art und Weise terrorisieren, bis es halt,einfach, bis einfach gar keiner mehr Spaß hat. Und das ist irgendwie alles problematisch.Ich will trotzdem noch mal so ein paar Kommentare auch noch mal aus dem Blog rausnehmen.Moos schreibt, zum Thema Anzeigenhauptmeister muss ich mich ja auch noch mal äußern.Ich zeige ebenfalls relativ häufig Falschparker an und kann das erklären, warum.Ich kann erklären, warum und was dabei meine Perspektive ist.Zum einen zeige ich nicht alles an, sondern nur, was mich nervt.Das sind vor allen Dingen Gehwegparker und Radwegparker. Mir geht es um denSchutz der schwächeren Verkehrsteilnehmerinnen.In diesem Sinne mache ich es genauso, wie es Linus gefallen sollte.Das Problem ist, dass die Gesetze an dieser Stelle das Einzige sind,was Menschen vor Autos schützt.Damit diese Gesetze das können, muss die aber auch irgendwer durchsetzen.Die Polizei interessiert es für gewöhnlich nicht.Vielerorts die lokalen Ordnungsämter auch zu wenig. Eure Passage zu den rotenAmpeln mag unterhaltsam sein, hat aber einen wahren Kern, den auch schon MichaelColville Anderson in seinem Buch Copenhagenize herausgearbeitet hat.Solange die Städte nur auf das Auto zugeschnitten sind, sind sie es auch,die sich an alle Regeln zu halten haben.Die anderen sind schon damit beschäftigt, sich durch diese Zumutung an Infrastruktur zurechtzufinden.Die Regeln sind nicht für sie gemacht, sie sind gegen sie gerichtet.Dann liegt es in der Natur der Sache, dass sie sich den Regeln auch widersetzen.Mich freut am Ende der Gedanke, dass alle Autofahrer damit rechnen dürfen,dass Menschen auf Fahrrädern Kameras benutzen müssen, um ihr Treiben zu dokumentieren.Wenn du mich dazu zwingst anzuhalten, hast du dir das Foto zu deinem Regelverstoß verdient.Ja, also klar, also wenn,ein Vorfall passiert, wo wirklich aktiv ein Problem entstanden ist,dann bin ich halt auch voll dabei andererseits, was hier auch ganz gut rauskommt ist.In dieser Debatte ist das Problem vor allem einfach das Design unserer Städte.Also es ist halt einfach, der Verkehr selber muss umgebaut werden und man muss nicht weit gucken.Kopenhagen heißt ja auch im Prinzip mal Kopenhagen als Vorbild zu nehmen.Man kann natürlich genauso gut auf die Niederlande schauen,wo eben einfach der Verkehr sich dadurch regelt, dass eben auch die Städte andersgebaut werden und das ist meiner Meinung nach das,worauf man eben auch sich konzentrieren müsste, weil diese ganzen Konfliktewürden oft halt gar nicht entstehen, wenn sie denn überhaupt gar nicht technisch möglich sind.Also indem man halt einfach das Design anders macht.Weil ich meine, alles mit Strafen zu belegen, alles zu bestrafen und nur mitStrafen alles lenken zu wollen, ist meiner Meinung nach ein Irrweg.Gut, dann ein Tim mit ganz vielen M's sagt.Könnte man faire und möglichst sachliche Kriterien dafür aufstellen.Zum Beispiel könnte man ausschließlich Fälle, in denen eine Behinderung,eine Gefährdung oder ein Sach- oder Personenschaden entsteht, ahnden.Das hätte vielleicht für Tim interessante Folgen. Zum Beispiel die Normalisierungdes Überfahrens roter Ampeln, insbesondere von Radfahrern, die dabei aufgrundihrer geringen kinetischen Energie nur eine geringe Fahrer ausstrahlen.Das ist aber bestimmt nicht vom Gesetzgeber gewollt, sonst stünde es anders geschrieben.Mit der biometrischen Massenüberwachung und der vollautomatischen Echtzeitahndungaller Ordnungswidrigkeiten ergeben sich desweiteren neue Potenziale für dieEntstehung von Bürgerbewegungen,die die Festschreibung neuer Grundrechte, zum Beispiel das Recht auf Falschparkenoder das allgemeine Recht auf schadensfreien Rechtsbruch fordern.Naja, daraufhin Titus von Unhold, das heißt aber, dass nur ein willkürlich oderzufällig, achso er bezieht sich auf den Satz, das heißt aber,dass nur ein willkürlich oder zufällig ausgewählter Anteil der Verstöße geahndet werden soll.Weil ich denke nicht, dass das diese Willkür beabsichtigt oder erwünscht ist.Und dazu meint er, doch ist es, der Gesetzgeber hat sogar bestimmt,dass es ein Opportunitätsprinzip gibt und bei pflichtgemäßen Ermessen der Rahmenvon Nichtstun über Ermahnen bis zu Sanktionen reichen kann.Ordnungswidrigkeiten sind Handlungen gegen die allgemeine Ordnung, keine Straftaten.Genau, und das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt, dass eben bei Ordnungswidrigkeiten,und darüber reden wir eigentlich hier die ganze Zeit, im Kontext des Anzeigenhauptmeisters,es eben sehr wohl genau diese Abstufung auch gibt, nämlich eben dieses Opportunitätsprinzip.Und die dann halt sagt, okay, es kann hier,was weiß ich, es kann eine Geringfügigkeit eines Verstoßes vorliegen,es kann auch ein öffentliches Interesse geben und auch das Täterverhalten nachder Tat kann eine Rolle spielen in der Bewertung.Also es ist nicht alles schwarz-weiß.So in dem Zusammenhang sind dann auch nochmal verschiedene Links gepostet worden.Es gab nämlich dann tatsächlich bei Frag den Staat eine Nachfrage in der Gemeinde Gräfenheinichen.Das ist der Ort, wo der Anzeigenhauptmeister primär unterwegs ist.Jetzt wo er aber seine Bahncard 100 bekommt, demnächst auch noch in anderenGemeinden. Ja, Deutschlandticket hat ihm da auch schon sehr geholfen.Da wurde nämlich mal nachgefragt, wie viele privat eingereichte Anzeigen denneigentlich tatsächlich bearbeitet wurden.Und für 2022, wie gesagt jetzt nur in der Gemeinde Gräfenhainichen,wo er ja wild unterwegs war, gab es 29 Anzeigen, eingeleitete Verfahren, daraufhin null.In 2023, wo er dann so richtig aktiv wurde, Anzeigen durch private Personen889, eingeleitete Verfahren 22.Also nur bei 22 von 889 wurde überhaupt ein Verfahren eingeleitet.Warum wissen wir jetzt nicht.Und von diesen eingeleiteten Verfahren endeten mit Einstellungen nach entsprechender Prüfung 7,also 7 von 22 wurden eingestellt, mündliche Verwarnung nach geprüfter Einlassung 5, also 5 von diesen 22,da wurde eine mündliche Verwarnung ausgesprochen.Und ein Verwarngeld in 10 der Fälle.Also 10 von fast 900 ist jetzt keine besonders hohe Quote.
Thomas Lohninger
Wow.
Tim Pritlove
Es gab dann auch ein paar andere Beispiele, Worms, da war dann die Zahl vonPrivatanzeigen zu, wie viele da eine Folge gehabt haben, ein bisschen höher,aber das ist natürlich jetzt auch alles nur so Ausrisse.Da zeigt sich aber in gewisser Hinsicht mehrere Sachen. Auf der einen Seitedürfen wir natürlich in der öffentlichen Verwaltung gar nicht die Kapazitäthaben, jetzt solchen massenhaften Anzeigenkram zu bearbeiten und vielleicht ist das auch ganz gut so.Und andererseits ja, nicht alles was sozusagen angeschwärzt wird ist dann amEnde in der Bewertung auch wirklich ein solcher Fall,Ach ja, also es ist eine schwierige Diskussion aber ich muss an der Stelle auchnochmal die Principia Discordia zitieren die,sich hier auch interessant zu äußert, wie ich finde Nämlich mit einer Feststellung dass,die Gesellschaften oft ein bisschen die falsche Ausrichtung haben.Weißt du, was die iristische Delusion ist, Thomas?
Thomas Lohninger
Nein.
Tim Pritlove
Die iristische Delusion, also nach Iris, der Göttin des Chaos,des Streits und so weiter, der Auseinandersetzung, die iristische Delusion istsozusagen die Vorstellung, dass alles, was Chaos ist, ist gut.Also nur wenn sich alles in totaler Auflösung und regelfrei bewegt,sodass das irgendwie ein idealer Zustand ist.Dementsprechend gibt es auch noch die aneristische Delusion,die wiederum sagt, dass nur das, was in totaler Ordnung ist und vollkommen inRegeln festgehalten ist, dass das irgendwie gut ist.Und naja, das kann man halt auch anders sehen.Sein, destruktive Ordnung als ein unerwünschtes Äquivalent zur destruktiven Unordnung abzulehnen.Der Fluch des Graugesichts umfasste die Teilung des Lebens in Ordnung,Unordnung als die wesentliche positive negative Polarität,anstatt eine Grundlage mit Kreativität und Destruktivität als das wesentlichepositive negative Element zu bauen.Dadurch hat er den Menschen dazu gebracht, die destruktiven Aspekte der Ordnungzu erdulden und hat den Menschen daran gehindert, effektiv an der kreativenNutzung der Unordnung teilzunehmen.Die Zivilisation spiegelt diese unglückliche Teilung wieder.Mit anderen Worten, wir müssen uns darauf konzentrieren, die kreativen Aspektevon Ordnung und Unordnung zu begrüßen und die destruktiven Elemente außen vor zu halten.So, das habe ich jetzt Kraftkraft meines Amtes als Papst,habe ich das jetzt mal hier ausgesprochen und in diesem Zusammenhang kann ichauch noch kurz alle Hörerinnen und Hörer dieses Podcast selbst zum Papst oder zur Päpstin ernennen.Das darf ich nämlich als diskordischer Papst, darf ich auch alle anderen zuPäpsten ernennen und das ist auch ganz praktisch, weil als Papst, wie du weißt,ist man ja weitgehend geschützt vor Geheimdiensten und anderen Bösewichternund das kann sich nur als hilfreich herausstellen.
Thomas Lohninger
Das ist sehr positiv, gerade für unsere Hörerinnenschaft. Ich finde es schön,dass wir vom Anzeigenhauptmeister zum Diskordialismus gekommen sind.Und in Wirklichkeit ist aber auch gerade die Statistik so, das,was du vorher erzählt hast, von dem ich am meisten noch hängen bleibe,weil das zeigt ja auch, wir haben hier eine Kulturkampfdebatte und nicht wirklichetwas, wo es um die konkreten Regeln geht.Also ich meine, das ist ein Hobby, das in der Öffentlichkeit geführt und dersehr stark debattiert wird, aber jetzt an rechtlichen Konsequenzen dürfte dasverschwindend gering sein.Ja, ich meine, ich hätte es auch spannend gefunden,da vielleicht nochmal die Zahlen rauszusuchen für so Städte wie Kopenhagen oderParis, wo die Autos zurückgedrängt wurden und wo du einfach schöne Trennunghast und diese Radhighways, wo man sich nicht mehr in die Quere kommt.Und meine Hoffnung wäre, dass auch dort die Anzeigen einfach sehr stark runtergehen.Also wie du vorher gesagt hast, das ist das Design unserer Städte,über das wir hier stolpern.Und dieser Trickster-Charakter des Anzeigenhauptmeisters stupst uns da eigentlichnur mit der Nase auf das, was das mit uns tut. Und das ist nicht schön.Ja, genau.
Tim Pritlove
Gut, wechseln wir das Thema. Es gab noch Feedback, jetzt wird es kürzer, zu den Normen.Also es ging um diese Beschlusslage oder diese gerichtliche EuGH-Entscheidung,dass Normen, die in Gesetzen stehen, dann auch im öffentlichen Zugriff sein müssen.Und wir haben uns ein bisschen über Normen unterhalten und wie man das so halten sollte.Per Mail meldete sich dann Christian bei uns.Ihr hattet im Beitrag Europäische Normen und Bezahlschrank über die freie Veröffentlichungvon Normen, die Bestandteil von EU-Rechtsvorschriften sind gesprochen.Dazu ein kleiner Lifehack. Es gibt sogenannte Normenauslegestellen mit einemLink dabei, wo Auslegestellen aufgelistet sind.Dort kann man so ziemlich alle internationalen Normen ISO, IEC, aber auch DIN, VDE etc.Einsehen. In Berlin geht das zum Beispiel in der Bibliothek der TU.An den dortigen Computerarbeitsplätzen kann man die Normen aus der NormendatenbankPerinorm als PDF herunterladen.Ich habe jetzt nicht auf die Schnelle geprüft, ob und zu welchen Zwecken mansich die PDF zusenden oder auf dem USB-Stick speichern oder vor Ort ausdruckendarf. Dies wird aber zumindest technisch nicht verhindert.Vielleicht hilft das jemandem, der oder die gerne mal etwas in den Normen recherchierenmöchte. Sehr hilfreicher Hinweis.Dann schreibt Jan P. noch.Erstmal Überlegungen angestellt werden, ob der eigene Etat die Anschaffung stemmenkann oder ob es da wert ist.Im Endeffekt läuft alles darauf hinaus, dass man bei Bekannten in den anderenÄmtern nachfragt, ob diese Normen zufällig da haben und man erhält die Informationenüber die Telefonleitung.Generell finde ich es auch oft schwierig, fixe Normen in ein Gesetz zu schreiben.Zum Beispiel enthält die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm die TA Lärmvon 1998 einen Verweis auf die VDI 2714,die jedoch mittlerweile weil er zurückgezogen wurde und der Regelsetzer desNormeninstituts empfiehlt die Nutzung der DIN 9613.Jetzt muss die Verwaltung dennoch die alte Norm anwenden, da diese im Regelwerkfestgeschrieben wurde.Alles nicht so einfach mit den Normen.
Thomas Lohninger
Ja, ja, also diesen Link geben wir auf jeden Fall nochmal rein.Das ist von Beuth, von dem Verlag, der die Normen herausgibt.Ja klar, man kann da wahrscheinlich in Bibliotheken sich eine Kopie ziehen,aber ich glaube 2024 sollten wir schon, kann man da nicht mal sowas wie PirateBay machen und einfach das alles an Wissen befreien?Ich meine, das ist ja in der Wissenschaft dann sicher auch dasselbe Problem.
Tim Pritlove
Ja, also es kam auch oft noch der Hinweis, Kommentaren, dass das natürlich mitder Finanzierung alles nicht so einfach ist, weil klar, da arbeiten natürlichauch viele Leute daran, dass es diese Normen gibt und dass sie ordentlich aufbereitetsind und dass sie auch stimmen und all das ist ja auch richtig.Und vielleicht muss jetzt auch nicht die Antwort unbedingt sein,dass man von dem aktuellen Regime komplett in ein alles muss frei immer jederzeit sein,weil die Argumentation ja schon die ist, dass es ja auch was weiß ich für Unternehmendann sinnvoll ist, solche Normen zu beziehen.Und die ja wirtschaftlich arbeiten, können sie daran auch irgendwie investieren,weil sie ja dann auch von der Arbeit der Normungsinstitute profitieren.Das mag alles sein.Hier ging es aber jetzt in der Debatte darum, was ist, wenn das sozusagen Gesetz wird.Und dann, Gesetze müssen halt in irgendeiner Form anwendbar und überprüfbar sein.Und wenn das dann an Geld gebunden ist, weiß ich auch nicht so richtig, ob das so sinnvoll ist.Das betrifft ja dann aber auch wirklich nur einen Teil und wahrscheinlich aucheinen sehr kleinen Teil der Normen und ich denke, da können wir schon mal auf diesen Weg kommen,dass das dann eben durch so ein Gesetz dann eben auch entsprechend einfacherzu beziehen ist, insbesondere durch Ämter.Also das, weil an der Stelle zahlt es ja dann doch wieder der Staat,dann kann man also auch gleich in eine direkte Finanzierung übergehen.
Thomas Lohninger
Es erinnert mich so ein bisschen an die Wissenschaftsverlage,die die Arbeit von Wissenschaftlerinnen, die oft steuergeldfinanziert ist,dann in Journals hinter Bezahlschranke publizieren, für das die Uni dann wiederzahlen muss, damit sie überhaupt den Diskurs verfolgen kann.Das ist so ein bisschen diese selbe kaputte Form von Geschäftsmodell,die auf Informationsverknappung basiert und ja, da müsste man sich was Besseres überlegen.
Tim Pritlove
So letzter Teil vom Feedback, da ging es dann um die Abhöraffäre mit dem Bundeswehr-Talküber die Taurus-Situation.Also wo Mitglieder der Bundeswehr sich in so eine WebEx-Konferenz nicht perInternet eingewählt haben,sondern per Telefon und dann von Russen abgehört wurden und die Russen das dann veröffentlicht haben.Dazu schreibt Bina, zu eurer Verwunderung, um nicht zu sagen eurem Entsetzen,was da bei der Bundeswehr passiert ist, das riesige Problem ist doch,dass da einfach nicht so viel funktioniert, dass ich denen noch nicht mal denriesigen Vorwurf mache.Die wollten wahrscheinlich einfach dieses Meeting durchziehen und weil Dingenicht funktioniert haben, wurde dann halt das Handy genommen.Warum überhaupt dieses depperte System?Wohl derselbe doofe Grund, warum alle Schulen mit Teams arbeiten.Es funktioniert halt einfach so gut wie mit jedem System.Ja, das war bestimmt die Motivation, aber ich glaube es gibt schon noch einenUnterschied zwischen der Schule und Teams,was die Schutzbedürftigkeit der Informationen betrifft und so einer internationalensicherheitspolitischen Debatte. Debatte.Rico schreibt, zur Bundeswehr und WebEx ausgeschlossen, dass unsere Cyber-Werdererfolgreich einen schönen Honeypot aufgestellt hat.Für Scholz ist die Veröffentlichung nicht schlecht, sie drückt seine SPD ineine Richtung, in der er sie haben will.Die Bundeswehr gibt sich verwundbar und wiegt den Feind in falscher Sicherheit.Just saying, so unfähig sind die Damen und Herren der Bundeswehr nun auch nicht.Also ehrlich gesagt, doch, denke ich schon.Das ist so ein bisschen die Vermutung, da muss ja mehr dahinter stecken undso doof können die ja alle gar nicht sein.Ich glaube, an der Stelle war das halt einfach mal wirklich nur doof und manfühlt sich in gewisser Hinsicht ein bisschen unangreifbar und denkt halt nichtso richtig über die Konsequenzen nach und das ist einfach für Bundeswehr nicht so geil.Und was wir glaube ich in der letzten Debatte dazu auch gar nicht so richtiggebracht haben, also wenn man mal in so internationale Sicherheitskreise reinhorcht und ich sag mal,bei meiner Reise in die Ukraine war das häufiger ein Thema, ähm.Die Bundeswehr hat keinen guten Ruf in der internationalen Militär-Community.Denen erzählt man einfach gerne mal nicht alles, weil die so in diesem Ruf stehen,diese Informationen dann zu verbaseln.Und in der Hinsicht war einfach diese Nummer überhaupt nicht hilfreich.Also das ist halt einfach, man traut dem Bundeswehrapparat einfach nicht unddie haben einfach generell den Ruf, ein bisschen unprofessionell zu arbeiten,ihre Technik nicht im Griff zu haben und ich meine, da müssen wir nicht weit gucken,wie ready die Bundeswehr so ist.Weißt du, beim Kriegsausbruch so, ja, Panzer, ja, wissen wir auch nicht,wie viele wir jetzt eigentlich haben und wie viele dann auch funktionieren unddann müssen wir erstmal gucken, dann müssen wir erstmal eine Bestandsaufnahme machen.Leute, ihr seid die Bundeswehr, wenn ihr es nicht wisst, wer soll es denn dann wissen?Also das ist einfach, man hat das Gefühl, dieser ganze Apparat lag einfach jahrzehntelangkomplett brach und wird jetzt das erste Mal daran erinnert, dass er dann unterUmständen vielleicht dann doch mal zu irgendwas auch ganz gut ist.
Thomas Lohninger
Ja, die leisten einfach ständig einen wertvollen Beitrag für den Pazifismus in Deutschland.
Tim Pritlove
Mit großem Erfolg.
Thomas Lohninger
Ist in Österreich übrigens auch nicht besser. Ich erinnere mich noch,unser Geschichtelehrer hat mal gesagt, Österreich ist im Krieg genauso gut wieim Fußball. Ball. Aber das ist kein Auszeichen.
Tim Pritlove
Gut, letzter Hinweis kommt von Sabrina. Die Tatsache, dass Brigadegeneral FrankGräfe Diplom-Informatiker ist, kommt mir in der ganzen Debatte um die digitaleKommunikation der Bundeswehr irgendwie zu kurz.
Thomas Lohninger
Ja, Diplom bei Humboldt gemacht.
Tim Pritlove
Ja. Ich hoffe, das färbt jetzt nicht negativ auf auf Diplom-Informatiker ab. Gut.
Thomas Lohninger
Wir werden es in den Kommentaren lesen. Kommen wir zu der nächsten Cyber-Kriegsführung.
Tim Pritlove
Genau, TikTok. TikTok ist jetzt die große Gefahr am Cyber-Himmel und ich habedas auch nur so ein bisschen am Rande verfolgt,aber es wird einfach in den USA gerade wild diskutiert, ob man denn irgendwieTikTok jetzt verbieten sollte oder ob man zumindest TikTok nicht zwangsverkaufen sollte,Damit es nicht den Chinesen gehört,weil man jetzt dann doch festgestellt hat, dass TikTok Reichweite hat und nichtnur das, sondern dass es auch Einfluss hat.Und Trump findet das ja auch irgendwie und meint auch hier seinen Spezi,wie heißt der Vogel noch gleich?Auch einer von seinen korrupten Kabinettsmitgliedern. Ja, ja,war das dieser Manafort? Ich weiß es jetzt gerade nicht.Auf jeden Fall, der wäre ja so bereit, das dann irgendwie zu kaufen.Also überhaupt scheint es gerade so einen extremen Bedarf bei der Hartrechtenzu geben, solche Mediennetzwerke sich einzuverleiben, siehe Elon Musk.Und ja, möglichst die Kontrolle über diese sozialen Medien zu bekommen,weil das natürlich auch wirklich ein Ding ist.Und wenn man sich mal die Zahlen anschaut, gerade in den USA,wie viele Leute informieren sich jetzt quasi über Social Media und insbesondereüber TikTok versus wie viele Leute beziehen ihre Nachrichten,aus CNN oder MSNBC oder auch nur aus Fox News.Da sind halt die sozialen Medien dann doch deutlich weiter.Also, ich verlinke auch noch so ein interessantes Video von Ryan McBeth,der sich das mal so unter Sicherheitsaspekten angeschaut hat und dann mal so gesagt hat, okay,was wäre denn jetzt, wenn ich jetzt hier einen Riot anzetteln möchte und ichmöchte jetzt den Verkehr in irgendeiner größeren amerikanischen Stadt blockieren.Wie könnte ich denn das mit TikTok machen?Und geht dann halt einfach zu dem Werbeportal und zeigt einfach mal,was man da so alles anklicken kann als Targeting, wie man dann entsprechendeNachrichten machen kann,wie man mit relativ wenig Geld ein Video produzieren kann,um halt so eine bestimmte, ich sag mal für einfache Botschaften sehr empfängliche Ziele zu erreichen.Die Zeit hat und die Aufregungspotenzial hat, die dazu zu bringen,zu solchen Blockaden aufzurufen.Mit anderen Worten, man nimmt dann so ein bisschen umweltbewegte Cairns,die irgendwie leicht sich über alles aufregen und die dann sozusagen als weitereMultiplikatoren sind, rechnet das ja auch alles irgendwie durch,was einem das kosten würde und dass man also für relativ wenig Geld schnellmal über solche Medien Aufregung erzeugen kann.Und wir sehen ja auch eine ganze Menge solcher Aktionen in der letzten Zeitund das ist halt ein echtes Problem.
Thomas Lohninger
Ja, ich meine, diese Debatte gibt es ja schon seit Trump, die die Angst wiedergegen China stark geschürt hat.Wir wissen natürlich jetzt schon über die Beeinflussungsmöglichkeiten,die sich aus sozialen Netzwerken ergeben, nicht zuletzt aufgrund von deren massivenDatensammlungspraxen und in der Hinsicht ist TikTok aber überhaupt nicht andersals Facebook oder YouTube oder andere Plattformen auf diesem Gebiet.Und was hier diskutiert wird, ist auch kein Datenschutzgesetz auf föderaler Ebene der USA,wie wir das mit der DSGVO in Europa haben, sondern es ist halt wirklich einexpliziter Ban von TikTok, der jetzt mit einer sehr großen Mehrheit von 352zu 65 Stimmen den Kongress passiert hat.Dieses Gesetz, da hat Biden auch schon angekündigt, dass er das unterschreibenwürde. wurde, aber es müsste noch durch den Senat und da sieht es eher,Schwierig aus, also da gibt es Stimmen, die einfach dagegen sind,Regulierung für den Big Tech Bereich überhaupt durchzulassen,also ob das wirklich passieren wird, wird man erst sehen,aber es ist auf jeden Fall ein sehr realer Schritt, der jetzt gesetzt wurdemit einem konkreten Gesetz,das halt von ByteDance, der Mutterfirma von TikTok verlangen würde,TikTok innerhalb von sechs Monaten zu verkaufen.Ansonsten müsste dieser Dienst in den USA blockiert werden über die bekannten Wege der App-Stores.Und wahrscheinlich wird man auch die Telekom-Firmen dazu zwingen,da Netzsperren einzuführen, um so ein Verbot Durchsetzung zu verleihen.Und das hat natürlich dann jetzt, den Schwenker muss ich mir erlauben,für europäische Ohren so eine gewisse Ironie, weil wir seit Jahren mit mehrerenhöchstgerichtlichen Entscheidungen darum kämpfen,dass sich doch bitte amerikanische Unternehmen an unsere europäischen Gesetzehalten und da warten wir immer noch drauf,siehe Schrems 1, Schrems 2, die beiden EuGH-Urteile, die Max gegen Facebookerwirkt hat und da passiert genau gar nichts.Nichts auch in Sachen politischem Backing schält sich dann Ursula von der Leyenneben Joe Biden und im ersten Atemzug geht es um LNG, also Liquid Nitrogen Gas,um den Gasmangel in Europa zu lindern und im nächsten Atemzug wird über dieNachfolge vom Privacy Shield gesprochen,um halt genau diese illegale Praxis in den USA wieder zu verlängern.Und bei den USA, jetzt wo es auf einmal um China geht, fährt man die härtestenGeschütze auf, weil man hier….Angst vor dieser Plattform hat. Also da ist für mich mal auf einer so politischenWertigkeitsskala, sehe ich da einen riesigen Mismatch, wo wir uns in Europavielleicht auch mal überlegen müssen, wie wir denn unsere Gesetze durchsetzen wollen. wollen.Und auf der anderen Ebene ist natürlich diese große Debatte,ist TikTok jetzt gefährlich oder nicht? Ist TikTok gefährlich für unsere Kinderund Jugendlichen vor allem?Du hast das erwähnt, also die Reichweite von TikTok ist ungefähr dreimal größer als von CNN.Das ist schon wirklich eine enorm mächtige Plattform, wenn es um Meinungsmache geht.Und die Gefahr, dass TikTok jetzt hier für Radikalisierung verwendet wird,ist teilweise durch Studien unterfüttert, die zum Beispiel sagen,der pro-palästinensische Content auf TikTok ist weitaus größer und fast künstlichgroß im Vergleich zu dem pro-israelischen Content.Wir haben das ja an einigen anderen Stellen auch schon diskutiert rund um islamisierenden Content,wo es ja auch Belege oder zumindest mal so einzelne Fälle gibt,wo Leute sich wirklich über TikTok dann bis zu der Reise nach Syrien radikalisiert haben.Ja, und gleichzeitig bin ich da auch schon immer seit Greenberg Analytica soein bisschen skeptisch geworden, ob das denn wirklich stimmt at scale,ob das wirklich sozusagen Einzelfälle sind, sondern wirklich auch die Natur dieses Mediums.Habt ihr schon ein Unwohlsein? Und es gibt da auch immer mehr Stimmen,die sagen, gerade für Jugendliche sind diese sozialen Medien,die so dieses Endless Scrolling als Hauptfeature haben,vielleicht doch etwas, das man auch aus Jugendschutzperspektive diskutieren sollte. sollte.Wir verlinken da auch nochmal einen super Podcast von Hardfork zuletzt,wo ein Verhaltenspsychologe da mit Fokus auf Jugendschutz nochmal auf TikTokblickt und andere sozialen Medien,das ist nämlich auch zu bedenken, wenn man jetzt TikTok verbieten würde,dann hilft das zuerst einmal YouTube und Facebook und Instagram,weil die natürlich sofort in diesen Markt hineinstechen würden.In Indien gibt es so einen TikTok-Ban und das hat nur dazu geführt,dass die amerikanischen Tech-Konzerne jetzt noch viel größere Marktanteile imindischen Markt halten.Und was vielleicht noch so zuletzt irgendwie ganz entlarvend ist,jetzt im Zuge dieser Debatte im Kongress um dieses Gesetz, was da beschlossenwurde, hat TikTok genau das gemacht, was ihm dieses Gesetz vorwirft.Nämlich, dass es mit Push-Notification allen seinen Usern empfohlen hat,sich doch bei ihren gewählten VolksvertreterInnen zu melden und dort gegen dieses Gesetz zu lobbyieren.Und hat dann dazu geführt, dass die Telefonleitungen im Kongress in die Kniegegangen sind vor diesem Ansturm.Ja, also ganz grundsätzlich bleibt für mich so dieser ganz schlechte Nachgeschmack,dass wir in ein Internet hineinsteuern, wo zusehends Dinge blockiert und zensiertwerden, auch aufgrund von Ansturz.Politischen und auch machtpolitischen Überlegungen.Also man kann gerne, also ich glaube, wir brauchen dringend mehr Safeguardsgegen diese Form von Targeted Advertisementund der Manipulation großer Bevölkerungsschichten, die daraus erwachsen.Aber die brauchen wir nicht nur bei TikTok, weil dasselbe ist auch möglich über Twitter.Ich meine, diese Plattform wird durch Maske jetzt eh schon total kaputt gemacht,aber Aber natürlich gibt es auch da Einflussmöglichkeiten.Ich freue mich da immer über den Artikel 40 im DSA, der den Zugriff auf dieDaten von so großen Plattformen für die Wissenschaft garantiert.Weil wir brauchen auf jeden Fall viel mehr Grundlagenforschung,was diese Technik eigentlich in unserer Gesellschaft anrichtet.Ich glaube auch, dass wir da neue Gesetze brauchen. Nur ich glaube,dass die klüger sein müssen als ein einfacher Ben.Denn besser wäre es, dass wir diese Technik safe machen,wenn wir irgendwas verbieten, dann vielleicht wirklich nur für junge Menschen da,wo wir zum Eindruck gekommen sind, dass gewisse Funktionalitäten einfach wirklichmit sich entwickelnden Gehirnen nicht ganz gesund vereinbar sind.Aber jetzt einfach so pauschal zu sagen, weil das China ist,ist es böse und deswegen müssen wir es zensieren, halte ich für falsch.Und ja, nur so im Zuge dessen, soziale Netzwerke sind halt wirklich inzwischen,so wie auch früher schon klassische Medien, Stichwort Rupert Murdoch, auch so Machthebel.Also Truth.Social hat jetzt gerade seinen IPO gehabt und ist jetzt eine PubliclyTraded Company, also am Aktienmarkt und das hat Trump nochmal um drei Milliarden reicher gemacht.Also wir hatten früher mal Regeln, wie wir so große Medienkonzentrationen eindämmen,um Demokratie noch möglich zu machen.Deswegen haben wir öffentlich-rechtliche Medien in Europa, in den USA eher weniger.Aber die Eigentümerschaft von sozialen Netzwerken ist bedenklich.
Tim Pritlove
Ja, also dass man mit so einem Mastodon-Server so viel Geld machen kann, hätte das gedacht.Wenn man nur die Leute instrumentalisiert und radikalisiert,dann ist es auf einmal auch Geld wert.Und das ist natürlich ein generelles Problem, dass diese ganzen Plattformenvor allem über eine Radikalisierung der Leute, die daran teilnehmen,wunderbar funktionieren und Geld verdienen.Und klar, also Verbote sind schlecht, aber nichts tun ist hier an der Stelleauch nicht so sehr viel besser und ich habe ehrlich gesagt noch keinen wirklichüberzeugenden Ansatz gesehen, gehört,der jetzt eigentlich diesem Trend nennenswert etwas entgegenstellen kann.Ja, hast du schon mal irgendeinen goldenen Weg da durchscheinen sehen irgendwo,wo man sagen könnte, das könnte jetzt wirklich was bringen und stellt auch bestimmtePrinzipien nicht so sehr in Frage?
Thomas Lohninger
Ich meine, so was so der Konsens in Europa ist, findet sich in Teilen im DSA,dem Digital Services Act.Das findet man dort wieder, indem es zum Beispiel auch eine Möglichkeit gibt,die algorithmische Kuratierung von Inhalten zu beeinflussen.Also genau wie du sagst, diese Optimierung auf emotionale Reaktionen von Inhalten,die dann ganz oft dazu führen, dass es immer extremere Inhalte werden,die einem ausgespielt werden, dass man da einfach mit einer Agency der einzelnen.Userinnen und User so ein bisschen dagegen hält.Das wäre so ein Ansatz, wobei das ist eher ein sanfter, ob der reichen wird,ob das dann vielleicht auch bei Zwölfjährigen ankommt, dass das was ist,das man vielleicht einstellt, weil es ist ja unser Gehirn, dass sich da,dass ja diese Dinge sehen will auf einer gewissen Ebene, wenn das was mit uns tut.Gut, das ist so wie der Autounfall, wo man nicht wegschauen kann.Und natürlich ist mehr Transparenz über das, was auf diesen Plattformen abgeht,wichtig. Und das kann auch nur durch unabhängige Wissenschaft passieren.Und am Ende gibt es natürlich auch so gewisse Momente oder Perspektiven oderKrisen, zu denen Plattformen anders agieren müssen.Das haben wir in der Pandemie gesehen, das sehen wir rund um Wahlen,das sehen wir auch bei den Kriegen, die es gerade gibt.Und das sind aber alles noch sehr sanfte Stellschrauben, die wir jetzt hier geschaffen haben.Die sind auch alle noch so frisch, dass man noch nicht sagen kann,ob die was helfen würden.Ich glaube, nach diesem Superwahljahr 2024 werden wir ein bisschen besser wissen,was davon was gebracht hat.Aber wenn die bisherige Erfahrung, wie gut sich Tech-Plattformen an unsere Gesetzehalten, irgendein Indiz sind, dann ist meine Hoffnung enden wollend.Also ich kann verstehen, wieso Leute sagen, wir müssen das jetzt verbieten,aber dann, dass sich dann am Ende Mark Zuckerberg freuen kann,dass Instagram noch größer wird, hat die Welt dann halt auch nicht besser gemacht. macht.
Tim Pritlove
Hm. Naja, also ich bin mir auch manchmal nicht so sicher, ob das Problem die,sich noch entwickelnden Gehirne sind oder eher die, die sich bisher noch garnicht so richtig die aufgehört haben, sich zu entwickeln.Der scheint mir manchmal noch das größere Problem zu sein. Na gut.Let's move on. Es gibt Neuigkeiten im Fall von,der Auslieferung von Von Julian Assange, die stand ja jetzt zur Diskussion,oder steht schon lange zur Diskussion, also die Auslieferung von Großbritannien an die USA.Da wurde jetzt nochmal geklagt und es gab eine Entscheidung des Royal Courtof Justice in London, wenn ich das richtig sehe.
Thomas Lohninger
Ganz genau. Dieses Verfahren wurde zuerst im Februar diesen Jahres mal verhandeltund jetzt gab es gestern diese Entscheidung des Royal Court of Justice in London,der den Berufungsantrag von Julian Assange gegen seine Auslieferung in die USAin mehreren Punkten als begründet und stichhaltig befunden hat.Was das bedeutet ist, dass diese drohende Auslieferung in die USA zumindestjetzt mal vorläufig gestoppt ist.Dort drohen Julian ja 175 Jahre Haftstrafe wegen dem Espionage Act.Also er wird dort wegen Spionage angeklagt, was auch für die USA das erste Malist, dass ein Herausgeber einer Medienplattform wegen Spionage angeklagt wird,Förster-Mandment und so.Und auch Hacking wird ihm zur Last gelegt, also Computerkriminalität.Konkret bedeutet diese Entscheidung, dass die US-Regierung jetzt einige Zusicherungenim Fall Assange machen muss.Die erste Zusicherung ist, dass das First Amendment in seinem Fall geltend gemachtwerden muss. Das heißt, dass die Amis ihm nicht das Grundrecht auf Meinungsfreiheitstrittig machen können.Und das ist natürlich, gerade weil es hier um Journalismus geht,eine ganz große Sache, weil daran hängt natürlich auch die Pressefreiheit.Der zweite Punkt ist, dass die Todesstrafe ausgeschlossen werden muss,die könnte ihm nämlich auch in den USA drohen.Und die dritte Sache ist, dass Julian Assange, der australische Staatsbürgerist, nicht aufgrund seiner australischen Staatsbürgerschaft schlechter gestellt werden.Und das ist gerade sehr spannend, weil der erste und der dritte Punkt sind einbisschen im Widerspruch miteinander.In den USA gibt es ja Bürgerrechte, wir erinnern uns an diese ganzen Verfassungszusätzedort und in der amerikanischen Rechtsordnung sind aber diese Grundrechte,wie wir sie nennen würden, nur Bürgerinnenrechte.Sprich, die sind nur für Menschen mit amerikanischer Staatsbürgerschaft.Und das bedeutet, dass man da auch als Europäer zum Beispiel keinerlei Grundrechtehat, die verfassungsmäßig garantiert werden.Das ist auch immer bei den ganzen Entscheidungen rund um Datenschutz ein wichtiges Element.Und gleichzeitig in Europa und auch auf UNO-Ebene gibt es ja die Menschenrechtskonvention.Und es gibt natürlich auch in Europa so die Grundrechte-Charta.Das ist der Unterschied zwischen diesen Begriffen. Ein Bürgerrecht gilt nurfür die Menschen mit Staatsbürgerschaft und ein Grund- oder Menschenrecht gilt universell für alle.Und deswegen ist das irgendwie ganz spannend, dass die sagen,ihr könnt ihm dieses ganz wichtige Grundrecht in den USA, wo es natürlich auchganz viel Rechtsprechung gibt, nicht strittig machen.Und bezüglich der Todesstrafe, das ist natürlich eine ganz wichtige Zusicherung.Mein Eindruck war immer, dass die Amis Assange nicht zum Märtyrer machen wollen,sondern eher schauen, dass er vergessen wird.Und hier hat auch der Protest, glaube ich, schon Wirkung gezeigt,den es in den letzten Wochen und Monaten gegeben hat.Auch die Frau von Assange ist hier ja in den Medien sehr aktiv und eloquentdabei, ihren Ehemann zu verteidigen und das hat jetzt zumindest mal zu diesem Aufschub geführt.Bis zum 16. April gilt, bis dahin müssen die USA sozusagen diese Zusicherungenabgeben oder eben nicht.Und andernfalls wird die Anhörung dann wahrscheinlich so im 20.Mai fortgesetzt, wie es dann überhaupt weitergeht. Und ganz wichtig ist halt nochmal zu sagen,Assange war jetzt auch bei dem Prozess gar nicht mehr anwesend,weil seine Gesundheitssituation scheinbar jetzt schon so schlecht geworden ist.Der sitzt seit 2019 in Einzelhaft in einem Hochsicherheitsgefängnis,dass er da eben gar nicht mehr in der Lage war, auch nur virtuell am Gerichtsprozess teilzunehmen.Wir verlinken da auch nochmal ein Interview mit einer Reporterin,die vor Ort war im Gerichtssaal.Es gab nämlich auch nochmal Probleme, was den Zugang der Öffentlichkeit undvon Journalistinnen im Gerichtssaal betrifft, um diesem Verfahren überhaupt zu folgen.Deswegen, was nochmal so ein Treppenwitz der Informationsfreiheit ist,dass der Köster-Aufdecker der letzten Jahrzehnte in einem Verfahren,was fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, vielleicht ausgeliefert werden soll.Also das ist weiterhin ein wichtiger Fall und deswegen haben wir das hier nochmal vermeldet.
Tim Pritlove
Sehe ich das jetzt richtig? Also auf der einen Seite heißt es,er darf jetzt Berufung einlegen, auf der anderen Seite heißt es, wenn bis zum 16.April die Zusicherungen eingereicht werden der USA, dann dürfte auch ausgeliefert werden.Also ist jetzt so oder so nochmal Berufung möglich oder nur,wenn die USA die Zusicherung nicht macht?
Thomas Lohninger
Soweit ich das verstanden habe, würden diese drei Zusicherungen gegeben,dann könnte er ausgeliefert werden.Wenn das nicht passiert, dann wird das Verfahren am 20. Mai fortgesetzt.So verstehe ich das jetzt gerade hier.Ich weiß aus sonstigen Medienberichten, dass die anderen Punkte,die die Verteidigung vorbringen wollte, nicht wirklich gehört werden.Da gab es Beweisanträge, die sich auch darauf beziehen, dass das Team von Assangemeint, es gäbe konkrete Pläne, ihn umzubringen und da wollten sie Beweise vorlegenund das haben die Richter aber scheinbar nicht zugelassen.Also wir sind jetzt nicht in einem normalen Verfahren, wo vollumfänglich wieder geprüft wird.Es ist ja auch strittig, ob diese Auslieferung, die die Armees beantragt habenund 2022 Innenminister Patel in Großbritannien zugestimmt hat,ob das überhaupt rechtens war.Weil die Verteidigung meint, dass das ein politischer Strafprozess ist und deswegenan dem Auslieferungsgesuch der Amerikaner gar nicht hätte zustimmen dürfen.Alles ein bisschen vertrackt.
Tim Pritlove
Naja, dass das ein politischer Prozess ist, ist glaube ich vollkommen unstrittig.Gut, sehen wir mal, wie es da weitergeht. So, schauen wir mal nach Europa.
Thomas Lohninger
Ja.
Tim Pritlove
Da gab es einen Beschluss des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte,kurz EGMR. Worum ging es denn da?
Thomas Lohninger
Ja, das ist ein schöner Fall. Der freut mich, dass wir den bringen können.Und zwar hat der EGMR ein Urteil gefällt, das sehr, sehr gut ist für unser Rechtauf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.Wir haben diese Debatte ja die ganze Zeit, wir kommen auch später noch zur Chatkontrolle,aber Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist ja die ganze Zeit unter Gefahr und esgibt da starke Bestrebungen,das einzuschränken und deswegen ist dieses Urteil vom EGMR wirklich ein Grund zur Freude.Und ich brauche gerade eine Hilfe bei der Aussprache dieses russischen Namen.Es ist der Name Potschasow gegen Russland.Potschasow wie Russia.
Tim Pritlove
Ich weiß nicht, ob ich da eine große Hilfe bin, aber so würde ich es auch aussprechen.
Thomas Lohninger
Okay, also der Herr Potschasow.Potsapov, danke. Hat da geklagt. Wie kam es dazu?Es gab in Russland eine Gesetzesverschärfung, die sowas wie eine Vorratsdatenspeicherung etabliert hat,aber nicht nur wie wir das kennen, eine Vorratsdatenspeicherung bei den Internetanbietern,sondern auch bei den Inhalteanbietern.Die sollen eben auch Verkehrsdaten und Inhaltsdaten auf Vorrat speichern,damit die Strafverfolgungsbehörden hier drauf zugreifen können.Und dagegen hat sich Telegram gewährt mit dem Argument, wir sind doch verschlüsseltund wir können diese Dinge gar nicht sperren.Da hat der FSB sich aber nicht davon abhalten lassen. Der FSB ist der Inlandsgeheimdienstin Russland, der Nachfolger des KGB.Die wollten da Daten zu einem Terrorverdächtigen haben.Telegram hat sich geweigert und wurde auch in der Folge zwei Jahre lang in Russland gesperrt.Und diese Sperre von Telegram ist auf der einen Seite natürlich mit ganz vielenVPNs umgangen worden, hat auch am Ende nicht gehalten, inzwischen ist diese Sperre aufgehoben.Aber in dieser Zeit gab es halt mehrere Menschen in Russland,die sich da versucht haben, gerichtlich dagegen zu wehren.Und einer davon war halt der Herr Potschasow, der mit seiner Klage bis zum EGMRgekommen ist und dort jetzt auch Erfolg hatte.Der EGMR hat nämlich jetzt entschieden, das Ende-zu-Ende-Verschlüsselung abzuschwächen,zu anlassloser Massenüberwachung führt.Und dass das insgesamt ein Verstoß gegen das Grundrecht auf Privatsphäre ist.Und das ist wirklich eine ganz wichtige Brücke, die hier geschlagen wird,sozusagen die Existenz von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufzuweichen.Die Daten von einer Masse von Menschen dieser anlasslosen Massenüberwachungzuführen würde und deswegen schon allein dieses Aufweichen der Verschlüsselungkein zulässiges staatliches Mittel ist.Das ist mal sehr bezeichnend und dann das zweite, was sehr bezeichnend ist andiesem Fall, ist, dass das eben der FSB war,der hier auf der anderen Seite stand für Russland und versucht hat,diese Daten zu bekommen, weil wir kennen das aus anderen Urteilen auch im Bereichder Vorratsdatenspeicherung.Der hatte EuGH in den letzten Jahren auch so Ausnahmen geschaffen,dass er sagt, naja, für Strafverfolgungsbehörden Vorratsdatenspeicherung gehteigentlich nicht, aber nationale Sicherheit, da könnten nochmal andere Regeln gelten.Und ein Inlandsgeheimdienst ist natürlich genau für diese nationale Sicherheitzuständig, also nicht für normale Strafverfolgung, sondern für Gefahrenabwehr.Und dass trotzdem hier der EGMR zu diesem Urteil gekommen ist,ist natürlich eine extra super gute Nachricht für alle Menschen,die sich für Datenschutz gegen Überwachung und für Verschlüsselung einsetzen.Das ist aus der Perspektive schon mal wirklich gut und deswegen auch was,das wir auf jeden Fall melden wollten.Ich wollte noch ein paar Fun Facts angeben, nämlich dass Russland damals natürlichnoch Teil war vom Europarat.Der Europarat ist ja das Gremium, zu dem der EGMR gehört.Seit 2022 ist Russland da ja ausgeschlossen worden.Trotzdem hat der Gerichtshof jetzt noch dieses Urteil gefällt,was ich auch nochmal irgendwie ganz spannend finde, weil die hätten natürlichsagen können, nee, ist irrelevant, lass mal beim Tisch rüberfallen.Sondern nein, sie haben wirklich diesen Fall aufgegriffen, was komplett dieEntscheidung des Gerichtshofs ist, was die Wahlen entscheiden,da kann ihnen keiner dreinreden und haben trotzdem eben dieses wichtige Grundsatzurteilgefällt. Also das ist ein guter Tag.
Tim Pritlove
Genau, aber es ist nochmal ganz wichtig, diese Unterscheidungen zu machen,weil das ist ja alles sehr verwirrend immer, wenn wir von Europa reden,dann nehmen wir immer irgendwie an, dass das irgendwas mit der EuropäischenUnion zu tun hat, das ist im Falle des EGMR eben nicht so, sondern hier stehteben der Europarat und das ist eben nicht der Grund,Der Rat der Europäischen Union, den es ja auch nochmal gibt,also einer der drei konstituierenden Gruppen der Europäischen Union,neben Kommission und Parlament gibt es halt diesen Rat der Europäischen Union,der sich ja aus den Mitgliedstaaten, also den Regierungen der Mitgliedstaaten zusammensetzt.Und der normale Europarat ist halt dann eben wirklich Europa und dann eben inklusiveeigentlich aller Länder, eben jetzt mit der Ausnahme von Russland und Belarus,die halt ausgenommen wurden durch diesen Ukraine-Krieg.Aber ansonsten sind halt eigentlich alle dabei.Also Skandinavien, Schweiz, Island, alles was sonst immer so ein bisschen außen vor ist.Was auch so ein bisschen einem natürlich auch immer sagt, dass es so mit dieserBindung dann auch nicht so weit her ist.Weil wenn irgendwelche Länder was zu befürchten haben von so einer Organisation,dann sind sie halt im Zweifelsfall auch eher nicht Mitglied.
Thomas Lohninger
Ja, also der Europarat sieht sich selber auch in seinem Selbstverständnis soals der Hüter von allen Grundrechten, die sagen so, hey,wir haben es erfunden und sind deswegen aber in den nicht bindenden Papieren,die sie produzieren, teilweise gar nicht so schlecht.Also die gehen mit manchmal dem richtigen Anspruch daran.Das ist oft auch dann in der politischen Auseinandersetzung für uns Aktivistikerngut, wenn wir auf gute Papiere vom Europarat zurückgreifen können.Aber es ist wie du sagst, also bindende Wirkung hat das an sich nicht,was dort entschieden wird.Der EGMR an sich schon, also das sind schon Urteile, die eigentlich für alle,aber zumindest für den Einzelfall dann doch eine Konsequenz haben. haben.Jetzt in dem Fall von Russland ist das glaube ich zu vernachlässigen,aber für die ganzen anderen Länder, wo Verschlüsselung aufgeweicht wird,da können wir uns auf jeden Fall auf dieses neue gute Urteil berufen.
Tim Pritlove
Ja also es ist jetzt nicht so, dass es jetzt gar keine Auswirkung auf die EUhätte, aber es ist eben keine rechtliche unmittelbare Bindung, sondern eher so eine,Ich sag mal, ethisch-moralische Kette, oder?
Thomas Lohninger
Also als gutes Scheidungskind kenne ich das gut. Der EGMR und der EuGH sinddie ganze Zeit in so einem Battle.Wer ist jetzt der bessere Höchstgerichtshof für Grundrechte?Und da kann man sich sehr schön gegeneinander ausspielen und versuchen zu schauen,wer einen jetzt mehr lieb hat und von wem man mehr bekommt und sich immer aufden anderen berufen, da wo es passt.Also das ist schon im Dialog.
Tim Pritlove
Was, du willst mir keine Switch kaufen? Ich halte es zum anderen Elternteil.Genau. Gut. Mich verwirrt das, dass sie auch die Europa-Flagge verwenden beim Europarat.
Thomas Lohninger
Ja, das ist bewusst verwirrend gemacht.
Tim Pritlove
Das ist einfach... Verstehe es nicht. Und auch die selbe Hürde.Frechheit. Können die sich nicht was Eigenes einfallen lassen?
Thomas Lohninger
Wirklich, die haben auch die Ode an die Vordel? Das ist schade.Da hätte man sich schon...Irgendein Metal-Lied. Metal und Nationalhymnen sind eh nicht voneinander zuunterscheiden. Fuck. Naja.
Tim Pritlove
Alright. So, dann kommen wir zu einer anderen schönen Wortschöpfung,die, glaube ich, mal hier ihren Ursprung gehabt hat.
Thomas Lohninger
Ich weiß nicht, ob das Logbuch Netzpolitik oder Netzpolitik.org war.Ich finde den Begriff super und ärgere mich voll, dass er mir nicht selber eingefallen ist.
Tim Pritlove
Mir ist er eingefallen.
Thomas Lohninger
Dir ist er eingefallen? Ah, perfekt.
Tim Pritlove
Mir ist er eingefallen.
Thomas Lohninger
Ah, danke.
Tim Pritlove
Also ich weiß nicht, ob er nicht auch anderen auch noch eingefallen ist,unabhängig von mir, aber mir ist er in der Sendung in dem Moment eingefallen.Nämlich das Leitungsschutzrecht.
Thomas Lohninger
Ganz genau. Worum geht es? Es geht um das Thema Netzgebühren oder Internetmaut,das wir hier schon ein paar Mal diskutiert haben.Das ist eine unleidige Debatte, die uns seit 2022 plagt.Wer sich erinnert, das war gerade der Moment der großen Freude,Netzneutralität in Europa endlich abgeschlossen, alles erreicht,worum es ging, Zero Rating ist verboten, Stream On und Vodafone Pass wurdenja damals dann auch aus dem deutschen Markt gekickt.Und wir haben uns gefreut und dachten Netzneutralität ist erledigt und endlich spannendere Themen.Aber mitnichten. Es hat nämlich dann die Telekom-Industrie zum Gegenschlag ausgeholtund eine Debatte eröffnet rund um ihr Verlangen doch bitte Geld zu bekommenvon den Inhalteanbietern,die Daten in ihr Netz schicken.Und diese Debatte ist jetzt schon eben seit viel zu langer Zeit am Köcheln.Vor allem in Brüssel ist das auch wirklich nicht tot zu kriegen,weil da sehr, sehr, sehr viel Lobbygeld darauf geworfen wird und fast jede andereWoche nochmal ein Event der Telekom-Industrie passiert, wo die Leute eingekocht werden.Und es gab auch gerade wieder neue Bestrebungen von Digitalkommissar ThierryBreton, auf die ich gleich kommen werde.Dieser Herr Breton ist ja wirklich ein würdiger Nachfolger für Günther Oettinger.Aber ich wollte mal anfangen mit den Grundlagen.
Tim Pritlove
Nicht nur das, er ist ja auch ehemaliger Mitglied der, wo war er nochmal gleich,Mitglied bei der Telekom, Thompson & Orange oder so.
Thomas Lohninger
Franz Telekom CEO war er einige Jahre.Sprich, er war Chef des französischen Telekom Incumbents, was heute Orange ist.Also er kommt aus der Branche. Er hat gute Kontakte in diese Richtung. Und.
Tim Pritlove
Beziehungsweise die Branche hat ganz gute Kontakte zu ihm.
Thomas Lohninger
Ja, ich glaube es gibt da keinen großen Unterschied zwischen der Branche und ihm.Aber wir sollten mit den Basics anfangen und zwar wollte ich mal hier in derSendung erklären, wie der Interconnection-Markt überhaupt funktioniert.Weil ich merke immer öfter, dass es da so eine kleine Wissenslücke gibt undich versuche das jetzt einfach darzustellen. Das Internet ist ja ein Netz von Netzen.Wie es schon im Namen steckt, das Internet besteht aus autonomen einzelnen Netzen,sogenannten Autonomous Systems, die sich im sogenannten Interconnection-Bereichoder Markt zusammenschalten.Das bedeutet, dass einfach einzelne Netze physische Kabel hingelegt haben,sodass Daten da fließen können.Es gibt auch die zugehörigen Routing-Protokolle, die mit einer wirklich bahnbrechendenKomplexität umgehen können, wie diese Daten dann logisch zu leiten sind in dieseneinzelnen Netzen, sodass die immer an ihr Ziel kommen.Und natürlich gibt es hier unterschiedliche Arten von Netzen.Wir haben einerseits mal unsere Internetanbieter, die natürlich ihr eigenesNetz betreiben und wir haben Inhalteanbieter, die oft dann hosten in den Netzen von anderen.Wenn ich zum Beispiel bei Hetzner meinen Server habe,dann ist das ein eigenes Netz, wo meine Daten sozusagen liegen und andere Hosterhaben aber auch einfach nur ihre Server in irgendeinem Netz von einem Internetanbieter stehen.Und es gibt auch diese ganz großen Internetkonzerne wie zum Beispiel Apple,die ihr eigenes Netzwerk betreiben und dann sozusagen auch ganz viele Datennatürlich auch von dort in den Rest des Internets schicken.
Tim Pritlove
Ich weiß gar nicht, ob Apple das beste Beispiel ist, also Google war ja glaubeich überhaupt das erste Unternehmen,was das so betrieben hat und dann muss man auch nochmal Netflix nennen,das sind ja auch in dieser ganzen Debatte diejenigen, die jetzt vor allem herausgekramtwerden, wenn es um Apple geht.Traffic geht, also um große Mengen, also YouTube, Videoportale etc.Aber natürlich auch Facebook und Meta und Apple natürlich auch.Also alle, die große Clouds anbieten, bauen auch ihre eigenen Infrastrukturen weltweit auf.
Thomas Lohninger
Genau, du hast recht. Apple hat halt irgendwie so diesen ganzen IP-Block,weswegen ich gerade an sie dachte, aber du hast recht, Apple verwendet auch sehr stark CDNs,um ihre Inhalte sehr schnell an die Endnutzerinnen zu bringen.Und CDNs sind einfach sozusagen nochmal optimierte Hoster, die sehr viel tundafür, dass die Daten wirklich schnell und möglichst geografisch auch nahe an die Endkunden kommen.
Tim Pritlove
Aber sie haben vor allem auch eigene internationale Leitungen,damit sie eben da nicht von anderen abhängen und bauen eben auch wirklich eineigenes Netz nochmal mit auf, wie auch immer das dann vertraglich geregelt ist.
Thomas Lohninger
Ganz genau. Und du hast recht, auch viele der Unterseekabler gehören inzwischen Big Tech Konzernen.Das kommt auch nochmal dazu in der Debatte, über die wir gleich sprechen werden.Aber auf einer grundlegenden Ebene ist es mir wichtig zu erklären,dass in dieser Zusammenschaltung eigentlich der allergrößte Teil der Verbindungen,die da geschlossen werden, wirklich mit Handschlag funktionieren.Also es gibt da Zahlen von der OECD von 95 Prozent der Zusammenschaltungsvereinbarungen,die wirklich ohne irgendein Schriftstück einfach so geschlossen werden,hey, mein Link ist da schon verstopft, kannst du noch ein Kabel reinstecken und wird gemacht.Da fließt teilweise auch Geld, aber das ist sehr oft wirklich nur geschlossener.Eigenen Kosten, die halt entstehen dadurch, dass du da einen Port hast und ein Kabel reinsteckst.Also wir reden von minimalen Kostenim Vergleich zu den sonstigen Gestehungskosten von so einem Netzwerk.Da ist es viel, viel teurer, Funkmasten aufzustellen, sich Frequenzen zu besorgen,Customer Management zu machen.All das ist wirklich x-fach mehr teuer, als es normalerweise kostet,wenn ich Daten zwischen Netzen austauschen will. Es gibt zwei Arten grob,wie so eine Zusammenschaltung funktioniert. Das eine ist das sogenannte Peering.Dem liegt oft die Annahme zugrunde, dass es die Datenvolumina,die da ausgetauscht werden, in beide Richtungen annähernd symmetrisch sind unddeswegen schaltet man sich dann einfach zusammen.Das macht das Leben für alle einfacher, weil dann gibt es eine direkte Verbindungzwischen zwei Netzen, die viel miteinander reden.Und die zweite Variante, die es noch gibt, ist das sogenannte Transit.Das bedeutet, dass man, um an den Rest des Internets zu kommen,mit dem man keine bilateralen Zusammenschaltungsvereinbarungen hat,zahlt man, um sozusagen in das übrige Internet die eigenen Daten abliefern zu können.Und dieser Transit, da gibt es auch mehrere Anbieter, die in diesem Bereichaktiv sind und da ist es zum Beispiel auch so, dass man sich die Preislisten anschauen kann.Das ist halt auch sicherlich teurer als Peering, aber immer noch vertretbar.Und vor allem, man bezieht auch nur Transit für alle Netze, mit denen man sicheben sonst nicht irgendwie zusammenschalten kann.Eigentlich wollen alle lieber pieren, weil das ist für alle billiger.Und Transit nimmst du eigentlich nur für den Rest, der übrig bleibt.Damit du halt noch irgendwie nach Timbuktu kommst oder nach Buenos Aires.Und der Grundgedanke im ganzen Interconnection-Bereich ist, dass das Internetmehr ist als die Summe seiner Teile.Diese globale Konnektivität auf Augenhöhe, die wir uns damit geschaffen haben,ist etwas, das aus einem Gedanken,dass wir teilen hier Kapazitäten der Verbindung, damit unsere User auch dasAngebot Internet nutzen können.Das ist vielleicht nochmal ganz wichtig festzuhalten, das Netzneutralitätsgesetzin Europa gibt uns allen das Recht, mit dem gesamten Internet verbunden zu werdenund nicht nur teilen davon. davon.Virtually all endpoints ist in Artikel 3.1 eines der Grundrechte,die allen Inhalteanbietern und Endnutzern gegeben sind, damit wir halt sowaswie ein gesamtes Internet haben.An diesem Prinzip, das eben auch schon sehr alt ist, das kommt wirklich vonden Anfängen des Internets und ist auch immer noch, ich sage mal in fast allenNetzen, bis auf ein paar wenige große, der Modus operandi, wie Daten ausgetauscht werden.An dem liegt zugrunde das Prinzip Bill and Keep.Du kriegst dein Geld als Internetanbieter von deinen eigenen Kunden und dieseminimalen Kosten für die Zusammenschaltung, die gibst du eigentlich nicht weiteroder das sind nur die Sachkosten, die du verrechnest.Du versuchst nicht, dein Geld mit den Kunden von anderen Firmen zu verdienen,sondern von deinen eigenen Kunden. Bill and Keep.Das ist eigentlich so die schöne Welt des Internets, wie sie mal war und wiesie auch immer noch in vielen Teilen gelebt wird.Und dann gibt es einige wenige große Internetanbieter wie die Deutsche Telekom,die hier davon abweichen und zwar sehr drastisch davon abweichen.Das merkt man daran, dass die sagen, wir pieren mit niemandem.Wir schließen uns nicht einfach so zusammen mit anderen Netzen.Wir tun hier nicht, was alle anderen tun, um das Internet überhaupt möglichzu machen, Sondern wir wollen immer Geld haben, weil du von uns auch nur Transit kaufen kannst.Und unser Transit ist der beste der ganzen Welt. Der kostet x-fach mehr alsjeder andere Transit, den du kaufen kannst.Und auch wenn du schon verbunden bist mit dem restlichen Internet und eigentlichnur die Kunden von uns, der tollen deutschen Telekom, erreichen willst und inunser wunderbares Netz hinein willst, da musst du uns das halt extra zahlen.Das ist so etwas, das natürlich dann, wenn man es sich durchdenkt,dazu führt, dass wir de facto bei bezahlten Überholspuren sind.Du bist nur gut erreichbar für die Kunden der Deutschen Telekom,wenn du der Deutschen Telekom Geld zahlst.Ansonsten bist du gezwungen, über sonstige Schleichwege in dein Netz reinzukommenund die sind halt dauerhaft verstopft.Die sind die ganze Zeit, wie man sagt, congested.Also da wirst du nur mit einem signifikanten Paketsverlust in dieses Netz kommenund dadurch natürlich einen Dienst anbieten,der viel schlechter ist als der deiner Konkurrenz, die sich schon auf solchebezahlten Deals eingelassen hat mit der Deutung Telekom.
Tim Pritlove
Die Telekom verkauft einen sozusagen doppelt. Also auf der einen Seite mussman dafür zahlen, dass man irgendwie angeschlossen wird Und auf der anderenSeite sollen andere nochmal dafür bezahlen, dass man auch erreicht wird,obwohl man ja eigentlich genau dafür bezahlt, dass man erreicht wird.
Thomas Lohninger
Korrekt.
Tim Pritlove
Also nicht, dass ich erreichen kann, sondern auch, dass ich erreicht werde.Und im Prinzip ist das halt hier schon mal ein doppelter Verkauf.Und das ist natürlich gerade im Hinblick der Telekom ein problematischer Fall,weil ja oft auch die Telekom im Prinzip die Grundversorgung darstellt,weil ich ja gar keine andere Möglichkeit habe, ins Internet zu gehen, als über die Telekom.Gut, das ändert sich jetzt mit der Zeit, aber das war definitiv für lange Zeitder Fall und ist es sicherlich in manchen Bereichen auch immer noch und vondaher kann man das ja sozusagen als Kunde auch gar nicht steuern.Das heißt man ist mehr oder weniger, wenn man im Internet teilnehmen will unddas will man oder muss man mittlerweile eigentlich auch schon fast,Stichwort Grundversorgung, gezwungen darüber diesen Weg zu gehen und das arbeitetdann eben die Telekom als Vorteil für sich heraus und sagt irgendwie so, ja okay,schönen Anschluss haben sie da, wäre doch doof.Wenn er nicht erreicht werden würde.
Thomas Lohninger
Genau, und dieses Faustpfand, als dass man da als Kundin der Deutschen Telekom missbraucht wird,ist halt etwas, das auch wirklich schlecht ist für den Internetmarkt als solchen,weil es natürlich das Ausnutzen ihrer marktdominanten Stellung ist.Und dieses Prinzip, dass man bezahlt werden will dafür, dass die eigenen Kundenerreichbar sind oder erreicht werden von anderen, Das ist nicht neu.Das kennen wir schon aus der Telefon-Ära.Dort gab es das Prinzip von Calling Party Pays.Also die anrufende Seite, das anrufende Netz bezahlt das Netz,in dem dieser Anruf terminiert wird, also entgegengenommen, mit sogenanntenTerminierungsentgelten dafür, dass dieser Anruf zugestellt wird.Und das war schon in der Telefon-Ära etwas, das massiv dazu geführt hat,dass es keinen Wettbewerb gab.Weil wenn du einmal groß genug einen Kundenstamm hast, dann sitzt du sehr komfortabelauf deinen Händen und musst eigentlich nichts mehr tun,weil du sowieso viel mehr Geld verdienst als jeder kleine Challenger,der erstmal seinen Kundenstock aufbauen muss und natürlich auch viel wenigerGeld von den anderen für seine Bestandskunden bekommt.Aber im Internet macht das natürlich noch mal viel weniger Sinn,denn es ist ja nicht Google, die mir die YouTube-Datenpakete einseitig mutwilligschickt, sondern die werden ja von den zahlenden Kunden angefordert.Das ist ja die Dienstleistung, die die von der Deutschen Telekom gekauft haben,beliebige Dienste im Internet abrufen zu können. Und oft eben auch gerade imMobilfunk mit Volumentarifen, sprich es ist wirklich das konkrete Datenpaket, was hier bezahlt wird.Ja, das ist so der Kern von dem Wahnsinn dieser politischen Forderung,mit der wir uns seit 2022 konfrontiert sind.Es gab da schon eine große Konsultation letztes Jahr.Wir eigentlich haushoch gewonnen haben, also die Koalition, die damals auf unserer Seite stand,war wirklich von öffentlich-rechtlichen Medien bis zu Privatmedien,von Konsumentenschutzorganisationen bis zu allen Big Techs, die es gibt aufder Welt, von uns Netzaktivisten bis zur Urheberrechtsindustrie.Disney war da auf unserer Seite.Wir hatten die kleinen Internetanbieter, die Internet Exchanges wie Dezix,Deutsche Glasfaser, also die, die wirklich das Netz bauen und zusammenschalten,haben alle gesagt, Leute, wir haben ein Problem mit der Resilienz.Eine neue Pandemie könnten wir vielleicht nicht mehr so gut ab,wenn wir hier so einen überregulierten Interconnection-Markt haben.Und am Ende war es auch die Monopolkommission, die gesagt hat,das riecht nach was ganz, ganz Schlimmes so als Wettbewerbssicht.Wir haben die Medienregulierungsbehörden in Deutschland gehabt,die gesagt haben, das ist schlecht für den Medienpluralismus und die Telekom-Regulierungsbehörden,Barrack, BNetz A, haben alle gesagt, hey, das verstößt gegen die Netzneutralität.Trotzdem, obwohl dann niemand anderer als die Telcos gesagt haben, das ist eine geile Idee,haben wir jetzt seit ein paar Wochen ein neues White Paper von der EU-Kommission,in dem genau diese Idee der Netzgebühren, des Leitungsschutzrechts gefordertwird und das eben zum Gesetz zu machen.Man sagt da zwar, es gibt kein Marktversagen, aber wir wollen das trotzdem.Wir wollen trotzdem so eine Schlichtungsstelle, wo man sich hinwenden kann unddann dieser Preis festgelegt wird von den Regulierungsbehörden.Sprich, ich brauche eine Regulierung der Preise vom Interconnection-Markt.Damit wird dieses ganze Konstrukt natürlich von einem total unregulierten Markt,der es heute ist, zu einem Markt,wo eine Regulierungsbehörde Preise festsetzen wird und damit diese Zusammenschaltungnicht mehr so einfach möglich sein wird,weil eben nicht mehr Stabilität des Netzes und Qualität des Dienstes die entscheidendenKriterien sind, sondern Gewinnoptimierung.Das kennen wir von diesen großen Konzernen und das würde so eine Verhandlungspflichtzwingend dann auch bedeuten.Und das Spannende ist noch, was ansonsten in diesem White Paper drinnen ist,nämlich Marktkonsolidierung.Also man sagt da ganz klar, wir wollen….Viel weniger, viel größere Internetanbieter, die dann bitte auch pan-europäischoperieren sollen, also weniger Wettbewerb.Die eine Sache, die Preise für Internet in Europa runtergebracht hat in denletzten Jahrzehnten, dass man mit Regulierung Wettbewerb garantiert hat,das will die Kommission jetzt zurückschrauben.Und das ist natürlich super desaströs, weil der gemeinsame Nenner von diesenbeiden Forderungen heißt einfach höhere Preise für Endnutzerinnen, für Konsumentinnen.Und das in Zeiten einer Rekordinflation. Also ich hoffe, dass das vielleichtim Rahmen der EU-Wahl ein bisschen debattiert wird.Auch vielleicht in liberalen Kreisen, für die Thierry Breton ja antritt alsEU-Kommissar, der von Frankreich, von der liberalen Partei Macons ins Rennen geschickt wird.Und Breton hat diese Konsultation gerade gestartet mit einer Deadline am 30.Juni, also nach der EU-Wahl. Also die Strategie ist ganz klar,er will die Hand der nächsten Kommission binden, um ja zu schauen,dass diese Ideen der Telekom-Industrie in irgendeiner Form umgesetzt werden.Deutschland ist da bisher sehr kritisch, es gibt auch im April einen Workshopdazu in Berlin vom deutschen Digitalisierungs- und Verkehrsministerium und dieDebatte ist jetzt wieder neu angezündet worden.Ich frage mich ein bisschen, was neue Argumente jetzt noch bringen sollen,weil die Argumente liegen alle schon am Tisch.Aber Herr Breton hört da einfach nicht auf, damit diese Forderung zu wiederholen.Wir haben das letztens auch mal mit einer diffusen Intervention versucht undhaben an alle Europaabgeordneten Post zugestellt.Khaleesi und ich waren da im Europaparlament. Es gibt auch ein lustiges Video, das wir verlinken.Und wir haben das nochmal so zusammengefasst auf einer Seite mit einer sehrlustigen Postkarte, die wir auch verlinken, damit man sieht,dass Breton hier halt wirklich nicht im Interesse der Bevölkerung agiert.Und deswegen unsere Forderung, bitte nach der Wahl nicht noch mal bestätigt werden soll.
Tim Pritlove
Ich meine, super, ich meine, jetzt haben sie gerade diesen Digital Markets Actrausgebracht, der quasi so im Geist hat, wir brauchen mehr Markt-Ja, weil große Monopole sind ein Problem und zu viel Macht konsolidiert sichauf wenigen und da wo wir das erkennen, da müssen wir jetzt so stark rein regulieren,damit möglichst viele daran teilnehmen können.Und dann tut man jetzt hier eigentlich genau das Gegenteil?Macht ja keinen Sinn. Vor allem würde es ja dann bedeuten, dass die Preise dannfür alle steigen, weil dann muss dann mehr sozusagen an die Telekoms bezahlt werden,also wer auch immer dann sozusagen davon letztlich profitiert,das würde ja dann nicht nur die Deutsche Telekom sein.Aber in dem Moment, wo man eben weniger kleinere Provider hat,bedeutet das ja dann, dass sie dann eigentlich noch mehr Geld nehmen können.Also es läuft im Prinzip genau in die Gegenrichtung, als die,für die eigentlich die EU in den letzten Jahren Partei ergriffen hat.
Thomas Lohninger
Ja, und der große Unterschied ist an der Stelle einfach, dass es so gut wiekeine europäischen Big Tech Konzerne gibt,aber die ISBs sich hier wirklich noch, also gerade eben die großen wie die DeutscheTelekom, Vodafone, Telefonica, halt damit brüsten, dass sie ja die europäischenChampions sind und die müssen wir schützen.Ja, denen ihr Monopol müssen wir erhalten und das Monopol oder Oligopol derAmerikaner, das müssen wir brechen.In Wirklichkeit agieren wir da genauso doppelzündig wie die Amis mit ihrem TikTok-Verbot.Muss man ehrlich sagen. Diese Debatte rund um Netzgebühren und das Leitungsschutzrecht,die ist leider inzwischen auch weltweit.Also wir haben inzwischen Konsultationen in Indien, in Brasilien,in anderen lateinamerikanischen Staaten wird das als Forderung gewälzt und daist so ein bisschen der Geist aus der Flasche. Es ist immer ganz wichtig,da auch nach Südkorea zu schauen.In Korea gibt es ja sowas schon mit desaströsen Konsequenzen.Die haben 100 Prozent Fiber to the Home und gleichzeitig steigt die Latenz dieganze Zeit und die Dienstequalität wird immer schlechter, weil halt die Datenjetzt alle nur noch irgendwie in Tokio am Internet Exchange dort übergeben werden,weil keiner mehr in Korea peeren will oder sich zusammenschalten will mit den dortigen ISPs.Weil zu den Preisen zeigen die alle den Mittelfinger.
Tim Pritlove
Das heißt, könnte auch sein, dass keiner mehr mit der Telekom pieren will unddas dann sozusagen alles im Ausland gemacht werden muss.
Thomas Lohninger
Verlierst halt 40 Prozent vom deutschen Markt. Das können sich wenige Unternehmen leisten.Und zuletzt nochmal, um die Net Neutrality News abzurunden, in den USA stehenwir auch gerade vor einer großen Entscheidung, weil dort die FCC ja wieder maleinen Anlauf macht, Netzneutralität wieder einzuführen, nachdem Trump es zuletzt ja 2017 gekillt hat.Und die neuen Regeln, ich weiß noch, dass der Spezialdienste ein großes Themaist, weil da habe ich ein paar Gespräche geführt und die sind nicht so gut,wie sie schon mal waren unter Obama,aber ist auf jeden Fall ein guter Schritt, wenn es da wieder irgendwas gibt auf Bundesebene.Im Moment gibt es da nämlich noch gar nichts, außer in Kalifornien.So, genug Netzneutralität.
Tim Pritlove
Alright, aber wir haben ja noch ein paar andere Dauerbrenner,zum Beispiel die immer noch nichtfinal abgestimmte Entscheidung zum Thema Chatkontrolle auf EU-Regelung.Da war ja der letzte Stand eigentlich der, dass es so ganz gut aussieht,dass das nicht kommt, aber das kippt jetzt schon wieder.
Thomas Lohninger
Ja, über dieses Thema müssen wir reden, auch wenn das keiner mehr will,weil wir ja gerade unter belgischer Ratspräsidentschaft wird heftigst weiter verhandelt.Wo stehen wir in diesem Prozess?Tim, du hast vorher gerade eh schon erwähnt, es gibt so diese drei Gesetzgeber auf EU-Ebene.Die Kommission, die beginnt mit einem Gesetz, das Parlament muss sich dazu verhaltenund die Mitgliedstaaten im Rat der EU müssen sich dazu verhalten.Wir sind zwei Drittel fertig. Wir haben einen Gesetzesvorschlag,das Parlament hat sich schon mit seiner Version des Gesetzes dazu geäußert undnun sind die Mitgliedstaaten dran.Die haben es in den vergangenen Monaten nicht geschafft, sich zu einigen.Weil es da eine Sperrminorität gibt, also eine Minderheit an Staaten,die aber genügend groß sind oder genügend große Anteile an der Bevölkerung Europas haben,wollten keine Version dieses Gesetzes, sodass es bisher noch keine Einigung gab.Die Belgier sind in diesem Halbjahr in der Präsidentschaft des Rates zuständigdafür, so einen Kompromiss zu finden und da arbeiten sie sehr,sehr, sehr massiv daran. Wir sehen alle paar Wochen einen neuen Text.Diese Texte werden nicht wirklich besser, aber sie sind halt anders.Und das ist so eine Zermürbungstaktik. Die ganze Zeit das Thema oben auf derAgenda halten, die ganze Zeit den Druck aufrechterhalten, hey,wir müssen uns hier einigen, es geht doch um die Kinder, bitte,bitte, bitte, macht's doch endlich.Und diese Taktik der Zermürbung erzeugt gerade eine sehr hohe Gefahr,dass die Belgier es schaffen,da einen Kompromiss durchzuboxen und wir noch unter deren Ratspräsidentschafteine Einigung im Rat sehen.Sobald wir so eine Einigung haben, würde der Trilog beginnen.Also dann würden Parlament, Rat und Kommission sich zusammensetzen,um ein finales Gesetz auszuverhandeln.Im Moment ist es so, Österreich hält sowieso stabil. Wir haben das ja parlamentarischabgesichert. Die Österreicher können nicht umfallen.Deutschland ist noch unklar, was Mirka Lisi sagt. Da ist man sozusagen nochnicht ganz in der Situation im Innenministerium da, wo man sein sollte.Es ist auch nichts Neues.Sowieso reichen Deutschland und Österreich alleine ja nicht.Frankreich hat ja seit Jänner auch einen neuen Premierminister, Gabriela Thal.Seine Vorgängerin Elisabeth Borne war da um einiges mehr auf unserer Seite,was Chatkontrolle betrifft. Also auch Frankreich wackelt.Ja, prinzipiell, es kann sehr schnell gehen, dass wir jetzt einen Kompromisssehen, der durchgeht und dann auch der Trilog würde natürlich versucht werden,noch unter den Belgiern möglichst schnell abgeschlossen zu werden,weil in der zweiten Jahreshälfte 2024 hat die ungarische Regierung die Vatspräsidentschaft.Und es weiß noch keiner so genau, was das eigentlich heißt.Ungarn, Europa, schwierig.Ungarn und Überwachungsgesetze, unklar. Ja, die sind kein Freund der Freiheit,aber waren jetzt auch nicht super auf der Überwacherseite bisher.Ja, also wir haben aber auch nochmal zu bedenken, dass natürlich Europawahlen sind.
Tim Pritlove
Genau und zwar im Juni. Also dann ist ja eigentlich ganz gut,kann man das so sagen, dass Ungarn genau dann die Ratspräsidentschaft hat,wenn eigentlich ja so die letzte Legislatur weitgehend dann abgearbeitet seinsollte und im Prinzip dann ja erstmal wieder neue Dinge auf die Agenda kommen.
Thomas Lohninger
Ja, also das ist auf jeden Fall auch etwas, dass uns, dass das bewusst so gelegtwurde, damit da nichts wirklich anbrennen kann direkt nach der Wahl.
Tim Pritlove
Wie, das wurde bewusst so gelegt? Das wird doch nicht gelegt? Wieso?
Thomas Lohninger
Also natürlich, du kannst da immer, dann fällt halt jemand aus oder du schiebstjemanden ein, natürlich wird das geschoben.Und auch schon viele Jahre im Vorhinein und normalerweise ist es so.
Tim Pritlove
Du meinst jetzt das Gesetz oder die Ratspräsidentschaft?
Thomas Lohninger
Die Ratspräsidentschaft, die Ratspräsidentschaft.
Tim Pritlove
Ja, aber wer legt denn das fest, wann die ist? Ist das nicht Round Robin?
Thomas Lohninger
Also es kommen schon alle nach der Reihe wieder mal dran, aber die genaue Reihenfolge,da kannst du schon Dinge drehen.Zum Beispiel ist es eigentlich vorgesehen, dass wenn du jetzt Wahlen hast,solltest du nicht die Ratspräsidentschaft haben.Das ist bisher eigentlich immer so ein Prinzip gewesen, an das sich alle gehalten haben.Wir haben jetzt aber in Spanien und in Frankreich gesehen, dass man mit dem Prinzip gebrochen hat.Und normalerweise sollte eigentlich die Ratspräsidentschaft dann sein,wenn eine stabile Regierung die Geschäfte führt und deswegen auch,das ist eine diplomatische Aufgabe, diese Ratspräsidentschaft,die aber viele Fachministerien auch nochmal bindet.Sprich, du willst da put your best foot forward.Du willst sozusagen alle deinen Shit at home sortiert haben,sodass du dich der europäischen Bühne präsentieren kannst.Und deswegen, man kann da durchaus so ein bisschen was schieben.Wir dürfen nicht vergessen, nach Ungarn wäre eigentlich Polen dran oder istjetzt auch Polen dran, dann im ersten Halbjahr 2025.Da hatte man auch große Sorgen, sozusagen zuerst Ungarn, dann Polen unter einer PiS-Regierung.Wäre ja nicht sonderlich gut für Europa, dass da was weitergeht.Aber jetzt mit dem Regierungswechsel in Polen sind diese Sorgen der proeuropäischenPolitikerInnen sicherlich mal ein bisschen hintangestellt.Aber soviel zur Ratspräsidentschaft. Kommen wir zurück zur Chatkontrolle.
Tim Pritlove
Also ich habe gerade mal nachgeschlagen, also es ist schon ein festgelegtesVerfahren, das zwar vom Rat der Europäischen Union, da haben wir ihn wieder,geändert werden kann, aber im Prinzip einem festen Modus folgt.Ich habe bloß noch nicht gefunden, wo dieser Modus eigentlich genau das letzte Mal festgelegt wurde.Aber ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass das jetzt so geplant war,dass Ungarn, also dass das für irgendjemand kurzfristig dahingeschoben wurde,sondern dass das eigentlich eher Zufall ist.
Thomas Lohninger
Ja, also ich habe hier gerade, es gibt so schöne Infoposts vom Europaparlamentund neben mir hängt gerade so alle Ratspräsidentschaften bis 2037.Das ist schon sehr weit im Vorfeld festgelegt und normalerweise ändert sich daran auch nichts.Aber ich weiß es eben aus Diskussionen, die es in der Vergangenheit gab,dass man durchaus da, ich sage mal zumindest mit einer Einigkeit unter den Mitgliedstaaten,wirst du das schon ändern können.Ob es da auch mit einer qualifizierten Mehrheit möglich sein kann,diese Reihenfolge zu ändern, weiß ich nicht.
Tim Pritlove
Nee, es muss einstimmig sein. Einstimmig muss der Turnus akzeptiert werden.
Thomas Lohninger
Okay. Ja, also wenn jetzt jemand sagt, hey Leute, wir brauchen eine Wahl beiuns, können wir bitte irgendwie tauschen mit wem anderen, dann wirst du da vielleichteine Lösung finden, aber wenn es einstimmig sein muss, dann….
Tim Pritlove
Hat Ungarn zugestimmt?
Thomas Lohninger
Ja, ich nehme mal an, dass es ihnen auch recht war, wenn sie jetzt nicht indie Rolle gesetzt werden, dass sie laut der EU-Gesetze fertig verhandeln müssen,weil das wollen sie ja nicht.
Tim Pritlove
Auf jeden Fall eine interessante Geschichte.
Thomas Lohninger
Europa ist interessant.Eine Dimension, die wir noch beleuchten müssen ist, für die Chat-Kontrolle wirdsich natürlich durch die Wahl im Europaparlament auch etwas ändern. 6. bis 10.Juni, 6. bis 9. Juni sind Wahlen in ganz Europa und Patrick Bayer,der ja an diesem Gesetz sehr massiv mitverhandelt, wird nicht nochmal antreten.Anja Hirscher wird versuchen, sein Mandat zu gewinnen für die Piratenpartei und ihm nachzufolgen.Hoffentlich übernimmt sie auch irgendwie dann sein ganzes Team,weil natürlich hängt das ganz oft an den parlamentarischen Mitarbeiterinnen,die ja eigentlich die Hosen anhaben und nicht die Abgeordneten,in ganz vielen Fällen zumindest.Wobei Patrick sicherlich einer der wenigen war, die sich auch selber da in dieVerhandlungen aktiv eingebracht haben und überhaupt das Gesetz selber gelesen hat.Aber es bricht uns sozusagen da jetzt auch der stärkste Kritiker dieses Gesetzes weg,wobei wir ja zum Glück auch Leute aus Deutschland wie Moritz Körner haben undTimo Wölken, die auch super kritisch bei dem Thema sind.Und ich hoffe, dass man da einfach im Verhandlungsteam für Stabilität sorgenkann, sodass die Parlamentsposition hier noch gut vertreten wird im Trilog,wenn es denn zu einem kommt.Und eine spannende Entwicklung, auf die ich hinweisen will, weil wir haben jaglaube ich in einer vorherigen Folge auch darüber geredet, dass die Parlamentspositionja irgendwie sogar ganz okay sein könnte,weil die so viel besser ist als das, was die Kommission vorgelegt hat.Dazu gibt es jetzt eine Stellungnahme vom IDPB,das ist das Gremium der europäischen Datenschutzbehörden, wo alle nationalenoder in Deutschland Landesdatenschutzbeauftragten zusammenkommen,um ihre Meinung zu treffen.Die haben auch eine wichtige, gewichtige Stimme in diesem ganzen Prozess unddie haben zu dieser Position vom Europaparlament gesagt, nee,sorry, immer noch nicht genügend.Also das reicht nicht, das ist immer noch mit dem Grundrecht auf Datenschutz nicht vereinbar.Ja gut, ihr habt Ende-zu-Ende-Verschlüsselung abgesichert, aber das ist immernoch Massenüberwachung, diese Detection Orders gehen viel zu weit,es ist immer noch das Filtern von unbekannten Child Sexual Abuse Content Teilvon dem Gesetz, was zu großen Fehlerraten führen würde, die die Meinungsfreiheit gefährden.Also was das bedeutet ist, dass die beste Version der Chat-Kontrolle,die überhaupt am Tisch liegt, laut Datenschutzbehörden immer noch viel zu schlechtist, um mit unseren Grundrechten vereinbart zu sein.Und wenn man jetzt weiß, dass im Trilog nur das rauskommt, was so das geometrischeMittel ist zwischen allen Positionen, die schon vorgelegt wurden,weiß man heute schon, dass das, was da rauskommt, nicht gut genug sein kann.
Tim Pritlove
Ich muss jetzt nochmal doof fragen, ist die Chat-Kontrolle, die jetzt beschlossenwerden soll, ein eigenständiges Gesetz oder ist das nochmal in etwas anderes eingebettet?
Thomas Lohninger
Ist ein eigenständiges Gesetz eine Verordnung, die direkt anwendbar wäre inallen EU-Mitgliedsstaaten?
Tim Pritlove
Okay, das heißt, es könnte als solches scheitern und dann wäre es halt einfach nicht da.Es gibt jetzt nicht noch irgendwelche anderen Sachen, die da mit drin sind,die andere Leute jetzt unbedingt haben wollen, sondern es wäre dann am Endewirklich eine Entscheidung gegen die Chatkontrolle und nur die Chatkontrolle alleine.
Thomas Lohninger
Ja, also es gibt jetzt sozusagen, in dieser Verordnung sind jetzt keine Dingedrinnen, die man losgelöst von diesem Gesetz so eigentlich haben will.Wir haben neben der Chat-Kontrolle auch den ganzen Bereich der Altersverifikationauf Plattformen und auch der Risikoabschätzung von Plattformen aus Jugendschutzsicht.Das ist aber ein bisschen redundant zum DSA.Diese Frage der Altersverifikation, die creept auch immer mehr rein in andereThemenbereiche, zum Beispiel auch im Wahlprogramm der Grünen auf EU-Ebene zumBeispiel ist auf einmal, yeah, Altersverifikation, super toll.Das ist sowieso ein Problem an sich.Die einzige Verbindung, nach der du gerade fragst, die ich sehe,die da immer wieder politisch genannt wird, ist die sogenannte Interim Derogation.Über die hat Linus zuletzt auch geredet.Die Chatkontrolle macht ja etwas verpflichtend, das es eigentlich nicht geben dürfte.Private Kommunikation sollte nicht gescannt werden dürfen.Da gibt es ja das Briefgeheimnis, das Grundrecht der Vertraulichkeit der Kommunikation.Und die E-Privacy-Richtlinie gemeinsam mit der DSGVO verbietet das eigentlich.Nun hat man schon vor einiger Zeit eine Interim Derogation, also eine zwischenzeitlicheAbweichung von dieser E-Privacy-Richtlinie verabschiedet, damit dieses Scannenmöglich bleibt für die Provider.Zum Beispiel Facebook scannt alle Nachrichten bei Facebook Messenger,weil der ist ja unverschlüsselt und da kommt ein allergroßer Teil von allenangeblichen Kinesis-Missbrauchsdarstellungen auch her, weil Facebook hier freiwilligalles scannt und das dann meldet an die amerikanische Meldestelle.Und das wäre nicht möglich ohne dieser Interim Derogation, die ist zuletzt aberverlängert worden. Bis glaube ich 2025 oder 26, das weiß ich gerade nicht genau.Aber wir können die Uhr danach stellen, spätestens wenn diese Kannbestimmung ausläuft,wird die Gegenseite, werden die Innenministerien und die Überwachungspolitikerinnenwieder sehr laut schreien, dass man die Kinder schützen muss und deswegen dieseMussbestimmung sofort her muss,weil ansonsten kann man ja die Kinder nicht mehr schützen mit Massenüberwachung.
Tim Pritlove
Naja gut, also bleibt spannend, hier bis zur letzten Minute der belgischen Ratspräsidentschaft,wenn ich das richtig sehe.
Thomas Lohninger
Ja, also es gibt einen neuen Text, den verlinken wir auch.Wir verlinken auch die Analyse von Netzpolitik.org zum letzten Gesetzestext.Wer da wirklich einsteigen will, hat hier die volle Ladung von dem,was die Belgier letzte Woche vorgeschlagen haben. Und wir verlinken auch das richtige Mem.Also was die Belgier da tun ist nämlich, wie Khaleesi richtig schön mit diesemMem zusammenfasst, nichts anderes als das Umsortieren der Stühle auf der Titanic.Also es ist nichts gelöst worden mit diesen neuen Gesetzestexten,es ist nur put lipstick on a pig. Ja.Ja, da gibt es auch Updates zu vermelden. Wir hatten das Thema ja letztes Jahrschon und zuletzt glaube ich im Februar.Und es ist hier etwas sehr Positives eigentlich passiert.Eigentlich hätte man sich nämlich hier einigen sollen. Im Februar war eine Verhandlungsrundein New York und das ist nicht passiert. passiert.Man konnte sich nicht einigen. Und das ist eigentlich sehr gut.Also worum geht es genau? Bei dieser UN Cybercrime Convention,Geht es um Computerkriminalität? Da steht zumindest außen drauf.In Wirklichkeit geht es um alle Arten von Verbrechen, die so in oder um odermit einem Computer begangen werden.Da gibt es so einen Katalog von Straftaten, die es überall auf der Welt geben soll.Es gibt auch einen Katalog von Überwachungsmaßnahmen, die es überall geben muss.Und dann dürfen die Länder mit ihren Strafverfolgungsbehörden auch sozusageninteroperabel gemäß diesem Straftatenkatalog oder gemäß diesen ÜberwachungsmethodenDaten miteinander austauschen.Und das eben auch nicht nur für grenzüberschreitende Fälle, sondern zum Beispielauch, bei dir hat jemand gehostet, der bei mir eine Straftat begangen hat und so weiter.Das ist sehr problematisch aus Datenschutzsicht, aus Sicht der Meinungsfreiheit,weil das ist halt wirklich ein weltweites Treaty, da sind alle 193 Staaten der Welt mit am Tisch.Und diese Straftatbestände sind immer noch nicht so gebaut,dass sie für Ethical Hacker, für SicherheitsforscherInnen, für InvestigativjournalistInnenoder andere Gruppen, die mit solchen Tools operieren, nicht gefährlich werden können.Und wie gesagt, wir reden ja auch von China, wir reden von Russland, wir reden von Iran.Und die Überwachungsbefugnisse sind auch immer noch viel zu weitreichend,die inkludieren auch noch sowaswie Echtzeitverkehrsdatenüberwachung und Echtzeitinhaltsdatenüberwachung.So Bestimmungen, die Staatstrojaner verpflichtend machen würden,die haben wir zum Glück schon rausbekommen, aber es bleibt genügend Problematisches übrig.Und ganz wichtig sind halt auch die Sicherheitsschranken, die Menschenrechtsgarantien,die mit dem Vertrag eigentlich auch kommen müssten, wenn man schon so viel Machtin die Hände von Strafverfolgungsbehörden legt, die fehlen noch.Und gerade wenn das interoperabel sein soll, muss man sich ja auf gewisse rechtsstaatlicheGarantien auch an beiden Enden der Leitung verlassen können.Wie gesagt, man wollte sich da einigen in der letzten Verhandlungsrunde in NewYork und das hat man nicht geschafft.Das war wirklich ein bisschen ein magischer Moment, weil man dachte,man macht den Sack zu und man legt sich einfach auf eine der Optionen fest undes gab wirklich koordinierten Widerstand Und vor allem für uns als Zivilgesellschaftwar das extrem spannend,weil seit anderthalb Jahren oder länger reden wir uns da mundfusselig darüber.Und zum ersten Mal kamen die Staatenvertreter her und sagten so,oh really, this is a human rights dimension?I wasn't aware. Also, wo du dir denkst, was haben wir euch die letzten Jahre alles gesagt?Und wir hatten ja immer diese dreiminütigen Redepreiträge dort.Ist wirklich bemerkenswert zu sehen, dass vor allem auch bei den europäischenStaaten, aber auch bei Lateinamerika, das jetzt soweit angekommen ist,dass die sagen, nee, wir können dem so nicht zustimmen.Und auch die EU-Kommission, die hier wirklich bereit war, let's do a deal,ja, wir geben euch das, ja, Grundrechte sind nicht so wichtig.Wir können schon Zugeständnisse machen. Und da gab es dann wirklich eine Revoltevon den Mitgliedstaaten, die da einfach gesagt haben, nee,wir fühlen uns dann durch die EU-Kommission nicht mehr vertreten,wenn hier zu stark abgewichen wird von dem, was wir uns zum Beispiel auch alsDeutschland an Grundrechten vorstellen würden bei diesem Vertrag.
Tim Pritlove
Kannst du mir mal kurz näher bringen, inwiefern denn die EU-Kommission auf UN-Ebene,die ja im Prinzip eine Gruppe von unabhängigen Staaten darstellen soll,da wirkt und vertreten ist?
Thomas Lohninger
Das ist eine gute Frage, Tim. Eigentlich haben die gar nichts zu melden dort,weil, wie du sagst, die sind kein souveräner Staat.Aber, das hat wahrscheinlich mehr verhandlungstaktische Gründe,du kannst dich sozusagen als Staatenverbund natürlich auch zusammenschließenund sagen, diese Person vertritt uns und die spricht jetzt im Namen von dieser Liste an Staaten.Das gibt es auch nicht nur in der EU, zum Beispiel CARICOM,die karibischen Staaten tun das auch die ganze Zeit, da sind ja auch sehr vielekleine Inselstaaten vertreten, die vielleicht sogar an jemanden hinschickenwürden und die sind dann vertreten über eine Person oder ein ganzes Verhandlungsteam,die für diese ganze Liste an Staaten spricht.
Tim Pritlove
Macht ja auch Sinn in dem Moment, wo man wirklich, wo es klar ist,okay, wir werden hier als Vereinigung sozusagen durch unsere Repräsentantenauch nicht nennenswert etwas anderes vertreten, als wir jetzt einzeln vertreten würden.
Thomas Lohninger
Ja, und im Ablaufen tut das dann so,dass bei den Runden, in denen sich die Staaten zu Wort melden über gewisse Teiledes Vertrags, die EU-Kommission als erstes spricht und dann können und tun auchviele Staaten sich danach nochmal melden, also viele EU-Staaten.Und die EU-Staaten sagen dann immer, wir schließen uns den Äußerungen der EU-Kommissionan und sagen noch folgende Dinge in unserer nationalen Kapazität.Das sind dann oft so die Dinge, wo der Mitgliedstaat nochmal Akzente setzenwill oder wo er nochmal gewisse Punkte bestärken will, die die EU-Kommissionvielleicht nicht so stark auf vorne gestrichen hat.Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob diese Verhandlungstaktik gut ist.Weil wenn du jetzt 27 EU-Staaten hast, die alle für sich sprechen.Und stattdessen hast du nur einmal die EU-Kommission und dann kommt aber die Liste mit Pakistan,Indien, Iran, Russland, die sich extrem oft zu Wort melden, Ägypten,die wirklich keine Hilfe in den Verhandlungen waren.Und ich verstehe nicht, ob das so eine kluge Strategie ist und da,wo es Widersprüche gibt, geht die natürlich gar nicht mehr auf.Und das ist ein Teil von dem, was jetzt hier auch passiert ist,wobei natürlich die großen Widersprüche halt einfach nicht aufgelöst werden konnten,weil einfach die verschiedenen Versionen des Vertrags doch immer sehr weit auseinander sind.Wo lässt uns das jetzt zurück?Lässt sich dort dann noch Input geben, um die bisherige Blockade wenigstensaufrecht zu erhalten, weil der ganze Prozess kippt so ein bisschen.Die haben eigentlich kein Budget mehr.Die Madame Chair, die das immer verhandelt hat, eine algerische Diplomatin,die ist inzwischen in Pension.Die hat auch bei der letzten Session so Mic Drop gesagt, so,if we can't agree, you need a new chair. I'm gone.Und das hat sie auch gemacht.
Tim Pritlove
Du meinst kein Budget, um jetzt noch diese Verhandlungen weiter zu finanzieren,um irgendwo hinzureisen, sich zu treffen und so weiter.
Thomas Lohninger
Korrekt. Und das Sekretariat und so weiter. Also das kostet ja alles Geld.Und deswegen ist da jetzt dieser ursprüngliche Plan, im Juni bei der Generalversammlungder UNO dieses Treaty zur Abstimmung zu bringen, zumindest in Zweifel gezogen.Es kann natürlich passieren, dass die sie im April auf irgendwas einigen.Es wäre unter Ausschluss der Öffentlichkeit.Das ist oft, wo die Ränkelei dann besonders drastisch wird.Ähm, ja, aber wir dürfen uns hier in Wien drauf freuen, nochmal Host für eineganz wichtige Verhandlungsrunde zu sein und werden unser Bestes geben,da uns einzusetzen und danach darüber zu berichten.Meine Kollegin Tanja Facherthaler, die unsere Delegationsleiterin ist,war auch in dem Podcast Dicke Bretter.Das ist ja im Chaos Radio Feed dort unter Nummer 286 zu finden.Da hat sie auch nochmal sehr gut irgendwie dargelegt, wie dieses Thema dennaktuell gerade so sich auch anfühlt. Ich glaube, sie ist da ja nochmal vielmehr drinnen, als ich das bin.Deswegen das nochmal so als Empfehlung und wir werden dann berichten oder manwird lesen, wie es aufgeht.Also unsere Haltung ist klar, no treaty is better than a bad treaty. Lieber nicht.
Tim Pritlove
Wenn du jetzt wir sagst, dann meinst du Epicenter Works als Gruppe oder wieseid ihr da eingeloggt in den Prozess offiziell?
Thomas Lohninger
Also wir sind da als Epicenter Works natürlich vertreten, tun das aber in derKoalition mit ganz vielen anderen NGOs.Also wir haben da zum Beispiel auch eine NGO, die einen anderen Status bei derUNO hat und in deren Namen wir sprechen können.Wir haben aber auch die IFF, Privacy International, Access Now,der Regios Digitalis und viele andere NGOs, die diesen UNO-Prozess begleitenund mit uns daran arbeiten.Da gibt es auch eine enge Abstimmung, was die Positionierungen betrifft undwie man konkret sich da einbringt.Und da sind wir sozusagen wirklich in so einer weltweiten Koalition.Leider sind es eh viel zu wenige europäische NGOs, die sich daran beteiligen.Sollten wir verlieren und es gibt ein schlechtes Schiti, wird es doch nochmalspannend, weil das muss durch das Europaparlament bestätigt werden.Und das wäre dann auch nochmal ein Weg, es für Europa zum Scheitern zu bringen.Für den Rest der Welt hilft uns das nicht.
Tim Pritlove
Alright. Gut, jetzt hatten wir schon eine ganze Menge schlechte Nachrichten.Da können wir auch nochmal eine hinterher schieben.Und zwar geht es hier um eine Entscheidung bezüglich des Informationsfreiheitsgesetz.Und zwar gab es hier eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts.Das Ganze basiert auf einer Klage des Bundesinnenministeriums gegen den Bundesbeauftragtenfür Datenschutz und Informationsfreiheit.Also hier wird sozusagen mit harten Bandagen intern gekämpft.Und es bezieht sich auf das Informationsfreiheitsgesetz dahingehend,ob denn Informationsanfragen nach diesem Gesetz per E-Mail beantwortet werden müssen oder nicht.Und nachdem es in der Sache schon mal eine Entscheidung des OberverwaltungsgerichtsMünster gab, was genau gesagt hat, so ja nö, E-Mail ist schon okay irgendwie,wir leben ja in modernen Zeiten,hat jetzt das Bundesverwaltungsgericht anders entschieden und gesagt,so nö, wir leben ja in Deutschland,da kann man auch mal per Post antworten.Also so mit ausgedrucktem Internet sozusagen.
Thomas Lohninger
Was ist mit Fax?
Tim Pritlove
Weiß ich nicht, aber der Postweg wurde sozusagen jetzt explizit erlaubt unddas ist natürlich vor allem ein Problem für das Projekt Frag den Staat,was sich halt hier auch entsprechend aufregt und zu Wort gemeldet hat und dasnatürlich total beklagt, Weil wir erinnern uns,dass halt Frag den Staat natürlich vor allem darauf basiert,dass es eben hier einen automatisierten elektronischen Ablauf dieser Anfragengibt und vor allem steckt dann natürlich dahinter,dass dann eine Anfrage auch nicht mehr anonym erfolgen kann.Denn wenn es einen Postweg gibt, dann muss es ja sozusagen auch eine Anschriftgeben und damit muss es dann eben auch eine Person geben und fragt den Staat,beklagt natürlich dann vor allem diesen Aspekt, dass also hier sozusagen Leutedavon abgeschreckt werden sollen,überhaupt eine solche Informationsanfrage zu machen. machen.Und ja, das ist natürlich jetzt wirklich eine problematische Situation und Fragden Staat hat jetzt angekündigt,das erstmal dahingehend abzuwarten, bis es auch die detaillierte Urteilsbegründung gibt und wenn.Die dann vorliegt, dann werden weitere Schritte unternommen.Und generell steht hier die Forderung natürlich nach einem klar neu formulierten Transparenzgesetz,was halt mal sicherstellt, dass man auf Bundesebene diesen Zugriff selbstverständlichelektronisch und anonym machen kann und dass das einfach mal klar geregelt ist.Aber man sieht einfach, dass hier sich der Staat dann doch noch sehr dagegenwehrt, befragt zu werden und das ist natürlich wirklich problematisch.
Thomas Lohninger
Das ist so letztklassig und so jenseitig.Ich meine, wir leben in einer Informationsgesellschaft. Ein transparenter Staat ist nichts, das man,gut dünkenhaft irgendwie noch so, ja, habt ihr ein bisschen was,das ist die Voraussetzung dafür, dass Demokratie Legitimation hat.Das ist wirklich nicht verständlich, da jetzt so auf analoge Dinge wieder umzustellen,um ja bewusst so Projekte wie Frag den Staat abzudrehen.Also ich meine, wer wird sein Grundrecht auf Informationsfreiheit per Post in Anspruch nehmen?
Tim Pritlove
Also ja, es ist vor allem, was ich immer sehr problematisch finde,ist so, dass der Staat sich hier auch so ein bisschen aufspielt,als wäre er so eine eigenständige Entität und der Bürger wäre in gewisser Hinsicht jetzt nur so ein,Außenseiter und so ein Störfaktor.Und das ist halt nicht mein Verständnis von Staat, sondern Staat ist ja sozusagen,den gibt es ja nur, weil die Bürger beschlossen haben, einen zu haben.Das heißt, der gehört uns ja allen und natürlich muss da eine Beteiligung möglichsein und vor allem muss es dann eine Transparenz geben,weil nur durch Transparenz hast du eine Kontrolle, eine wirksame und nur mitKontrolle kannst du eben, ja.Korruption und andere negative Aspekte, die sich zwangsläufig bei solchen Organisationenmit der Zeit ergeben, wenn du denen nicht auf den Finger schaust, verhindert werden.Also das ist meiner Meinung nach nicht haltbar und wir werden das natürlichhier verfolgen, wie das weitergeht, wenn die Urteilsbegründung raus ist undwas fragt den Staat dann unternehmen wird, bin mir eigentlich relativ sicher,dass hier auch eine sehr kreative Antwort kommt.
Thomas Lohninger
Ja, davon ist bei Arne auszugehen, Mit dem wird auch nicht langweilig.
Tim Pritlove
Nee.Gut. Gut. Das war's für heute.Erstmal, denke ich mal, haben wir trotzdem unsere zwei Stunden hier voll bekommen.Ja, irgendwie wird's nicht weniger.
Thomas Lohninger
Ja, jetzt geh auf deinen Joint in die Innenstadt.
Tim Pritlove
Ich hab noch Zeit. Ist ja noch früh. Ist ja erst ab 20 Uhr.
Thomas Lohninger
Genieß es. ist.
Tim Pritlove
Aber klar doch. Gut. Ich sage vielen Dank fürs Zuhören. Danke Thomas.Und wir hören uns dann nächste Woche wieder. Bis bald. Tschüss.
Thomas Lohninger
Ciao, ciao.

Shownotes

Prolog

Feedback

Anzeigenhauptmeister

Normen

Bundeswehr

TikTok as a Cyberweapon

Etappensieg gegen die Auslieferung von Julian Assange

EGMR bestärkt Verschlüsselung

Leitungsschutzrecht: Internet-Maut

Chatkontrolle

UN Cybercrime Convention

Keine anonymen Informationsanfragen mehr?

LNP487 Das Internet ist undankbar

Feedback — Markus Beckedahl — Daniela Klette — AI Act — Bundeswehr-Webkonferenz — EU-Normen — Anzeigenhauptmeister

Heute ist das Kernteam wieder beisammen und wir beschäftigen uns eingehend mit Eurem Feedback. Dann schauen wir anläßlich seiner Beendigung seiner Arbeit für netzpolitik.org auf den Beitrag von Markus Beckedahl zum netzpolitischen Bereich, den er in den letzten 20 Jahren nachhaltig geprägt hat, auf die ungewöhnliche Entdeckung der untergetauchten RAF-Terroristin Daniela Klette durch AI-Tools, den AI Act und eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur Frage der freien Veröffentlichung von Normen die Bestandteil von EU-Gesetzen sind. Zum Schluß diskutieren wir die Auswirkungen eines TV-Berichts zum "Anzeigenhauptmeister" der dem Internet wieder alles abverlangt.

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Linus Neumann
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Tim Pritlove

Für diese Episode von Logbuch:Netzpolitik liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.


Transkript
Tim Pritlove
Guten Morgen Linus.
Linus Neumann
Guten Morgen Tim.
Tim Pritlove
Nimmst du eigentlich über einen sicheren Kanal an dieser Sendung teil?
Linus Neumann
Natürlich, die Metaebene ist abhörsicher.
Tim Pritlove
Logbuch Netzpolitik Nummer 487 vom 18.März 2024 aus der absolut undurchdringbaren Meta-Ebene, Hochsicherheitszelle.
Linus Neumann
Hier ist noch jede Konferenz unter den Teilnehmenden geblieben in der Meta-Ebene.
Tim Pritlove
Ja.
Linus Neumann
Und dem...
Tim Pritlove
Es ist so abhörsicher, die Leute haben sich teilweise untereinander nicht verständigt Sagen wir mal.
Linus Neumann
Es hat noch niemand gehört, der es nicht hören sollte oder die Das ist ja,Das soll uns erstmal jemand nachmachen.
Tim Pritlove
Irgendwie bleibt man auch hier unter sich Wir.
Linus Neumann
Bleiben unter uns und es hört Unter zwei Es hört nur die.
Tim Pritlove
Wieso heißt das eigentlich unter drei?
Linus Neumann
Ah shit, solche Fragen. Ich weiß auch nicht genau, wieso das ist und ich mussauch öfter nochmal gucken.
Tim Pritlove
Also ich beziehe mich, falls das jemand nicht weiß, auf diese Abwägung.
Linus Neumann
Sprach kurz des Journalismus. Unter 1, die Information darf bei direkter Nennungdes Urhebers wörtlich wiedergegeben werden.Also Angela Merkel sagte, unter zwei, die Information und das Umfeld der Quelledürfen zwar wiedergegeben, aber nicht direkt zitiert werden,wie aus Kreisen der CDU zu erfahren war.Und unter drei, die Information darf nicht öffentlich verwertet werden.Aber woher die kommen, weiß ich auch nicht genau.
Tim Pritlove
Was sind wir dann unter vier? Ja.
Linus Neumann
Wir sind unter 5.Wir sind unter aller Sau. Ich weiß es nicht. Nee, aber ich...Aber gibt's da eine Zahl? Ah! Das ist Paragraph 16 der Satzung der Bundespressekonferenz.Aha. Aber da steht nicht, was...Aber ich weiß es tatsächlich nicht, was diese Zahl da heißt.Also woher das der etymologische Ursprung ist.Aber der wird bestimmt in den Kommentaren uns dann mitgeteilt.
Tim Pritlove
Okay. Eins, zwei, drei gibt es sozusagen und da darf man nichts weiter erzählen.Wir sind dann also unter fünf, da darf man alles weiter erzählen.
Linus Neumann
Nee, unter eins darfst du es ja auch. Also unter eins heißt,du darfst es weiter erzählen. Du darfst genau sagen, von wem.
Tim Pritlove
Ah, das heißt, ihr dürft alles weitererzählen, was ihr heute gehört habt,aber ihr müsst sagen, dass ihr bei Logbuch Netzpolitik gehört habt. So läuft das.
Linus Neumann
Unter 1. Unter 2 wäre wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen.
Tim Pritlove
Nee, wir wollen schon Full Credit haben. Also unter 1.Und heute unter 487.Das ist nämlich die Ausgabe heute. Habe ich aber schon gesagt. Ich wiederhole mich.Ja, wir wollen uns aber nicht so viel wiederholen, sondern wollen euch natürlich,wie es unsere Art ist, hier Informationen liefern.Und ich würde sagen, wir fangen an mit Feedback, oder?
Linus Neumann
Gerne.
Tim Pritlove
Okay, fange ich mal an. Also, zum Thema anonyme Bewertungen.
Linus Neumann
Wir hatten gesprochen über diese Arbeitgeberportal-Geschichte.Das ist ja zu der Sendung, die ich mit Thomas gemacht habe. Deswegen helfe ichdir kurz mit dem Kontext.Und dem anderen.Wir sind ja unter eins. Siehst du, mit der Anzahl der Personen kann das nichts zu tun.
Tim Pritlove
Ne. Das dachte ich nämlich auch ursprünglich, aber das passt halt irgendwie nicht so richtig.Das scheint eher sich auf, ja, keine Ahnung, worauf es sich bezieht.Klärt uns auf. Vielleicht finden wir es auch noch nebenbei raus.Anyway, Sabrina schreibt uns auf jeden Fall zum Thema anonyme Bewertung.Ich finde die Idee mit der E-Mail ja ganz nett, aber das geht ja nicht bei jedem Job.Ich habe zum Beispiel keine E-Mail-Adresse über meinen Arbeitgeber und das dürftefür Leute an der Kasse, Paketboten und so weiter ja auch gelten.Und das sind ja gerade die, die in eher prekären Verhältnissen sind und dementsprechendviel Grund haben, ungünstige Bewertungen zu hinterlassen.Funktioniert also dann doch nur so ein Semi.Max fügt dem noch hinzu, außerdem, selbst wenn ich eine dienstliche E-Mail-Adressehabe, als frisch gegangener Mitarbeiter habe ich diesen Zugriff dann nicht mehr.Und viel wichtiger, mein Arbeitgeber hat zumindest potenziell vollen Zugriffauf meine dienstlichen E-Mails herauszufinden.Wer sich im fraglichen Zeitraum auf diesem Portal angemeldet hat,ist damit praktisch trivial.
Linus Neumann
Ja, ich vermute rechtswidrig, aber das kann ich nicht beurteilen.Also ich fand beide Aspekte wichtig zu diesem Thema.Also irgendwie, ich habe eine E-Mail-Adresse über den Arbeitgeber und mit derhabe ich mich auch mal auf so einem Arbeitgeberbewertungsportal dann authentifiziert.Aber klar, bei negativer Bewertung müsste ich davon ausgehen,dass das theoretisch erkennbar ist, von wem die ist.Ganz grundsätzlich würde ich vermuten, dass das bei nicht allzu großen arbeitgebendenInstitutionen dann ohnehin auch immer erkennbar ist, weil die vielleicht zeitlich korrelieren.Aber ja, beide Aspekte, die Max und Sabrina da benennen, sind einfach absolutzutreffend und deswegen wichtige inhaltliche Ergänzung.
Tim Pritlove
Alright.
Linus Neumann
Eine weitere wichtige Ergänzung haben wir von Dirk bekommen und zwar hattenwir gesprochen über die Änderungen,die Apple auf iOS macht in Reaktion auf das Inkrafttreten des Digital Markets Act.Insbesondere, dass sie diese Web-Apps für die EU jetzt rausnehmen,also dass die Progressive Web-Apps, also etwas, was quasi direkt nur als Web-App da läuft und sagen,das geht deshalb nicht, weil man da jetzt den Browser frei wählen könnte.So, das habe ich relativ einfach wiedergegeben.Dazu kommentiert Dirk zum Thema Web-Apps auf iOS.Apples Argument ist offensichtlich vorgeschoben. Sie haben schon Sandboxing auf App-Ebene.Dasselbe Sandboxing können und werden sie auch für Third-Party-Web-Browser einsetzen.Und das können sie natürlich auch für Third-Party-Web-Engine-Web-Apps einsetzen.Und ich denke auch da klarer Punkt.Es gab aber weiterhin ohnehin noch, erstaunlich, es scheint ja jetzt hier zumKrimi zu werden, dass sich diese Regeln da auch ändern werden,die Apple da jetzt gerade erst bekannt gegeben hat.
Tim Pritlove
Ja, also zunächst einmal zu diesem Sandboxing-Argument. Den Fehler,den ihr da in der Sendung gemacht habt, der ist vielfältig gemacht worden,weil es ist oft so dargestellt worden, dass Apple generell keine PWAs,also Progressive Web Apps mehr ermöglichen würde, dass sie sozusagen komplettverschwinden. Das ist natürlich Quatsch.Die verschwinden nicht, weil es sind Web-Apps, die können in jedem Web-Browserlaufen, das ist die Eigenschaft von Web-Apps, die laufen natürlich auch nach wie vor im Browser.Also es verschwindet in dem Sinne nichts. Was sie angekündigt hatten und wassie aber mittlerweile auch wieder zurückgenommen haben, interessanterweise, war,dass sie das Installieren von Web-Apps auf dem Homescreen ausschalten,die die Möglichkeit geboten haben.Also man hatte dann sozusagen ein Icon für diese Webseite, mit der das verbundenist, die halt eine App repräsentiert, die dann Fullscreen sich öffnet und danneben so aussieht, als wäre es eine App,auch wenn sie tatsächlich nach wie vor eine Web-Anwendung ist,die im Browser, aber ohne diesen Browser-Chrome läuft.Und natürlich wäre die App auch sonst nach wie vor genau so weiter gelaufen.Nur das Ding ist, damit diese App sich wie eine...Verhalten kann, hatte Apple weitere Dinge hinzu programmiert,wie zum Beispiel die Integration von System Notifications, also von Web Notifications,die sich dann wie richtige Notifications anführen und so weiter.Also es gab sozusagen ein Integrationspaket, was eben diese Web Apps noch ingewisser Hinsicht ein wenig promotet hat und sozusagen noch mehr wie Apps hat aussehen lassen.Das ist allerdings etwas, was sie halt zu ihrem Webkit-System dazugebaut haben.Das hat mit Sandboxing und Sicherheit an der Stelle überhaupt nichts zu tun,sondern es geht sozusagen darum,dass wenn sie all diesen sonstigen Komfort auch mit anderen Browser-Enginesnoch bereitstellen sollten, die von Third-Party sind, müssten sie für die wiederumnochmal ein eigenes Framework aufmachen,damit die sich da reinklinken können, um für Web-Apps, die unter ihrer Engine laufen,denselben Komfort zu haben. Und da hat Apple gesagt, das machen wir nicht.Jetzt gab es einige neue Regelungen, also einige Abschwächungen oder andereTeiländerungen in dieser ganzen Geschichte, die ich vorgetragen hatte.Und eine davon ist, dass es jetzt diese Progressive Web Apps auf dem Homescreendoch geben soll, aber dann eben auch nur mit WebKit.Und das ist, wie manch andere Sachen, die sie jetzt auch noch verkündet haben,vermutlich, das weiß man nicht so ganz genau, Ergebnis eines Dialogs,der hinter den Kulissen mit der EU läuft.Anders kann ich mir das ehrlich gesagt nicht erklären, weil es gibt jetzt indem Sinne noch keine rechtlichen Auseinandersetzungen, also zumindest keine,die ich kenne und ich habe soden Eindruck, es ist jetzt halt einfach mal Feedback eingesammelt worden,sowohl Feedback von Developern als auch Feedback von der EU-Kommission,von den zuständigen Arbeitsgruppen, keine Ahnung, das weiß man nicht,weil sie dann eben gesagt haben,nee, wir machen jetzt Homescreen doch wieder, aber das geht dann halt nur mit ihrer Engine.Was ja eigentlich entgegen dieser Idee der Bevorzugung einer Browser-Engine ist.Aber die ist halt jetzt dann wieder doch noch ein bisschen bevorzugt,aber offensichtlich auf eine Art und Weise, wo die EU gesagt hat,das ist uns egal, weil die können ja dann trotzdem noch in dem anderen Browser auch laufen.
Linus Neumann
Ja, okay, verstehe.Ja, habe ich falsch wiedergegeben?
Tim Pritlove
Das haben ganz viele missverstanden.
Linus Neumann
Oder falsch verstanden. Dann danke Dirk für die Korrektur und danke dir Timfür die noch sinnvollere Einordnung.Dann haben wir über das Thema Content Warnings gesprochen und in dem Kontexthabe ich zumindest meinen vorsichtigen Zweifel ausgedrückt,dass wenn man jetzt ein Wort liest, dass man dann nicht daran denkt.Ja und das hat aber René gerade gerückt, dass es nur daran denken nicht unbedingt bedeutet,dass man auch eine potenzielle Retraumatisierung erfährt und vielleicht möchtestdu diesen längeren Kommentar einmal vorlesen.
Tim Pritlove
Also René schreibt zum Thema Content Warnings.Es wird leider etwas länger, aber vielleicht hilft es dem einen oder anderendas Ganze besser zu verstehen. Ich bin selbst Trauma-Überlebender.An alle möglichen Inhalte Content Warnings dran zu klatschen,halte ich für absolut falsch und sogar gefährlich.Aber es gibt durchaus einen sinnvollen Use Case, der einem vielleicht nichtklar ist, wenn man nicht selbst betroffen ist oder sich sehr gut mit dem Themaauskennt. Um beim Beispiel von Linus zu bleiben.Es macht einen himmelweiten Unterschied, ob ich das Wort Vergewaltigung leseoder ob ich mit konkreten Einzelheiten,Details, Beschreibungen einer Vergewaltigung konfrontiert bin.Selbst wenn die Details für andere vielleicht unscheinbar sind.Ersteres stecken viele mit Traumafolgestörungen noch gut weg.Vielleicht kommen da auch schon gewisse Assoziationen auf, aber man kann esnoch unter Kontrolle halten.Sobald es mehr ins Detail geht, wird es aber schwierig. Denn wenn das traumatisierteGehirn in der Schilderung genügend Ähnlichkeit zu selbst erlebten Dingen sieht,drohen Dissoziationen, eine Art Schutzmechanismus des Körpers und im schlimmsten Fall Flashbacks.Diese Ähnlichkeiten können marginal klein sein und trotzdem schon ausreichen.Ein Flashback ist nicht so wie in Filmen gerne dargestellt ein ablaufender Filmvorm inneren Auge, etwas an das man sich zurückerinnert.Es fühlt sich in diesem Moment komplett real an. Man fühlt und verhält sichso, als wäre man wieder in der traumatisierenden Situation.Das Lesen eines bestimmten Details kann mich also dazu bringen,die schlimmsten Momente meines Lebens erneut erleben zu müssen.Flashbacks wirken in der Regel auch noch eine Zeit lang nach.Im Worst Case kann es bei mir dazu führen, dass ich mehrere Nächte kaum schlafe,nicht mehr aus dem Haus komme und mich für mindestens ein oder zwei Tage krank melden muss.Hier hilft natürlich eine Traumatherapie besser als jede Content Warning,aber Plätze für Traumatherapien sind leider noch viel seltener als normale Therapieplätze.Und gerade komplexe Traumata aus der Kindheit arbeitet man nicht mal eben soauf, da reden wir häufig über viele Jahre dauernde Behandlung.Bei Themen, die sehr häufig mit tatsächlichen Traumafolgestörungen assoziiertsind, Vergewaltigung ist da ein sehr gutes Beispiel,halte ich es daher für extrem sinnvoll die Inhalte zu markieren,sodass jede selbst die Wahl hat, ob sie damit gerade konfrontiert werden möchteoder eben nicht. Lichtkontrolle ist dabei ein gutes Stichwort.Traumaüberlebende haben häufig völligen Kontrollverlust erlebt und erleben ihnin solchen Situationen wieder im Kleinen.Wie jede im Grundsatz gute Idee gibt es auch hier wieder Menschen,die diese eigentlich gute Idee im blinden Aktionismus ad absurdum führen.Politische Inhalte oder beispielsweise Essen hinter Content Warnings versteckenzu wollen ist eine echt schlechte kontraproduktive Idee, weil meine Ausführungenjetzt schon so lang sind, belasse ich es mal dabei.
Linus Neumann
Ja, also finde ich einen wichtigen Aspekt.Ich glaube, das kann man einfach mal so stehen lassen.
Tim Pritlove
Das kann man so stehen lassen und ich denke, das ist halt auch wirklich derentscheidende Unterschied.Also meine Berichte, reale Schilderungen von schwierigen Situationen oder vonSituationen, die für andere Leute schwierig sind, natürlich was anderes alseine generelle Diskussion.
Linus Neumann
Also wichtig ist aber natürlich, René bezieht sich hier sehr konkret eben auchauf Dinge, die traumatisierend sind.Also da gibt es schon einige Dinge, die vielleicht nicht so traumatisierend sind.Dann gibt es noch, hatten wir des Weiteren darüber gesprochen,dass es im Fediverse die spezifische Diskussion gibt, ob man denn nun mit Netzenwie Threads oder Blue Sky föderieren,also mit anderen Worten die eigenen Inhalte dieser Netzwerke und auch die Inhaltedieser Netzwerke den eigenen Nutzerinnen zugänglich machen.Machen möchte oder ob man die komplett ausschließt und ja, also das Defediverse pflegt.Und dazu kommentierte Oliver Müller zum Thema Föderation mit anderen Netzenwie Threads und BlueSky.Linus hat das Problem nicht verstanden.Die Sorge ist nicht, dass Meta und BlueSky an die Daten kommen,sondern dass deren unmoderierter Content ins Fediverse schwappt.Keins der großen Unternehmen bekommt das mit der Moderation hin.Ich möchte diesen Müll nicht im Fediverse.
Tim Pritlove
Tja, das ist natürlich,ja, also das ist klar, dass das so ein bisschen die Angst zu sein scheint,dass man sich eben mit den großen Netzwerken, die angeblich die Content-Moderationnicht hinbekommen, dann automatisch viele Kommentierende reinholt,die sonst vielleicht so nicht auftauchen würden.Da bin ich mir jetzt aber nicht so sicher, ob das quasi jetzt nur auf die großenPlattformen so beschränkt ist.Ich meine, das kann ja natürlich im Fediverse auch sonst passieren.So und hier gibt es ja so eine spezifische Angst vor Threads oder anderen Netzwerken,die sich in irgendeiner Form an das Fediverse noch ranklinken könnten.Und da muss man aber sagen, ich meine, das Moderationsproblem hast du natürlichim Fediverse genauso. so.Und das wird derzeit eigentlich nur dadurch gelöst, dass man sagt,naja, wenn es sozusagen ein Problem gibt, dann kann ich das auf Server-Ebene abschalten.Es gibt dann so einen Rogue-Server, wo nicht ordentlich moderiert wird und dannwird das halt einfach komplett rausgenommen.Davon ausgehend, dass das sich in irgendeiner Form lokal begrenzen lässt.Und das funktioniert natürlich bei Threads so nicht mehr, weil du wirst sehrviel Quality-Content haben, Aber eben auch sehr viel negativen Content,aber nichts garantiert dir, dass das nicht auf mastodon.social genauso ist.So, was heute eh schon die allergrößte Instanz in diesem Fediverse ist und was willst du dann machen?Willst du dann irgendwie mastodon.social abkneifen, dann wird natürlich dieseModerationsdiskussion dort ganz genauso geführt werden und Regeln erstellt werden.Also es ist ein generelles ungelöstes Problem in Social Media und ich glaubenicht, dass man das jetzt so ohne weiteres, dass man so mit dem Finger auf einzelneSysteme zeigen kann und sagen, ihr seid jetzt generell ein Problem.Außer vielleicht Schutz.Social.
Linus Neumann
Also kämen mir zwei Gedanken zu. Also wenn jetzt, also truth.social wäre sowas,wo ich auch denken würde, das könnte man vielleicht mal deföderieren.Gleichzeitig würde ich mir aber auch denken, was mache ich denn,beispielsweise, wenn auf meiner Instanz sich eine Journalistin befindet,die für ihre Recherchen spezifisch sich diese Inhalte anschauen möchte.Also, kann ich dann als Betreiberin einer Instanz sagen, nee,also das darfst du nicht.Ja klar, kann ich, ist ja alles, ich weiß, darf ich, kann ich,bitte nicht nochmal erklären.Also kann ich, ja, aber ist das jetzt eine moralische Position, das zu tun?Dass ich also direkt eine ganze Instanz blocke. Also nach meinem Verständnis,ich kann das ja nur von anderen Leuten mir anhören, die sowas tun,gibt es da irgendwie ein Spam-Problem?Ja, also da gibt es potenziell irgendwie Instanzen, die offene Registrierungoder sowas haben und dann spammen die andere voll.Ich persönlich, mir ist das noch nicht passiert, also ich habe keinen Spam bekommen. kommen?
Tim Pritlove
Ich denke, wir haben vor allem im Fediverse derzeit einfach noch kein Spam-Problem,weil es einfach noch nicht groß genug ist.
Linus Neumann
Nee, also das wird ja schon berichtet. Also wenn ich so mit,Betreiberinnen spreche, die sagen dann schon, dass sie teilweise eben Serversperren müssen oder es dann irgendwelche Spam-Wellen gibt, weil wieder irgendwo,und dann ist man da ein paar Tage am Klicken und muss irgendwann ein paar Server deföderieren oder so.Das, also Also wird mir schon berichtet.Ich persönlich kann das nicht beurteilen.Vielleicht habe ich lange Zeit davon profitiert, dass andere Menschen das getan haben.Gleichzeitig weiß ich aber, also ich finde diese Entscheidung, da jetzt quasi Inhalte,ganze riesige Mengen an Inhalten nicht zugänglich zu machen,per se schon eine sehr folgenschwere Frage.
Tim Pritlove
Also, zumal es jetzt konkret bei Threads, und darum geht es ja hier eigentlichprimär, weil das ist ja nur die einzige Plattform, die gesagt hat,sie will sich mal aktiv in das Fediverse mit einklinken, hast du natürlich das Problem,dass, klar ist da eine Menge Unsinn unterwegs, gar keine Frage.
Linus Neumann
Genau, weil auch eine ganze, also die relative Zahl ist wahrscheinlich relativgering, aber die absolute Zahl ist dann eben sehr hoch.
Tim Pritlove
Genau und ich meine, das ist nun mal der Netzwerkeffekt. Ich meine,ich wäre jetzt nicht überrascht, wenn es nicht sogar schon so weit ist.Ich kenne jetzt die aktuellen Zahlen gar nicht, aber bei Twitter gehen haltdie Nutzerzahlen weiterhin zurück und bei Threads gehen sie sicherlich nichtnennenswert zurück, wenn sie mal.Also sie ging glaube ich kurz zurück, nachdem der erste Hype durch war.Aber grundsätzlich wird das kein kleines Netzwerk bleiben und kann halt sehrgut sein, dass das eben eins der Systeme ist, wo das Interesse dann hinschwappt.Und was machst du dann, um daran teilzunehmen, wenn du teilnehmen möchtest?Dann bist du da halt unterwegs.
Linus Neumann
Also ich habe mir ja schon von vielen Leuten gewollt oder ungewollt das Fediverse erklären lassen.Aber ganz grundsätzlich habe ich nicht das Verständnis, dass meine Instanz irgendeinenSchaden nimmt, wenn sie jetzt eine andere nicht deföderiert.Also angenommen, truth.social, um jetzt mal bei einer sicherlich nicht mit besonderenInhalten gesegneten Instanz,ja, angenommen, ich bin jetzt auf einer Mastodon-Instanz und da gibt es woanderstruth.social im Fediverse, passiert doch gar nichts.Nämlich passiert ja erst dann was auf meiner Instanz, wenn sich jetzt eine meinerNutzerinnen entscheidet, einer Truth.Social Nutzerin zu folgen.Dann ist die Konsequenz, dass das bei mir in der Federated Timeline als Nutzer erscheint.
Tim Pritlove
Es geht ja nicht nur um die Federated Timeline, sondern es geht ja auch darum,wer dir sozusagen, wer auf dich reagiert.Dann können ja dann auch Leute von Truth Social dir folgen und dann dich halt mit Replies zu ballern.
Linus Neumann
Genau, und dann wäre es in jedem anderen sozialen Netzwerk, wäre es dann so,dass ich diese Personen blocken müsste, was ich problemlos kann.Also wäre jetzt nicht unbedingt ein Anspruch, den ich an die Betreiberin derInstanz erheben würde, zu sagen, schützt mich vor Followern von Truth.Social.
Tim Pritlove
Naja, wenn es dann halt so endemisch wird, dass man irgendwie sagt,99% aller Beschwerden kommen nur von diesem einen Server, dann ist das sicherlichzu so einem Punkt eskaliert, wo man über sowas auch nachdenken könnte.Aber grundsätzlich stellt sich eher die Frage, welche Moderationsmöglichkeiten wird es denn geben?Also es gab ja bei Twitter, bevor Elon Musk das übernommen hat,durchaus einige Maßnahmen,die ich jetzt im Einzelnen gar nicht mehr runterbeten kann, aber es gab ja soverschiedene Konstellationen, wo dann sozusagen Replies gar nicht auftauchen,wenn die nicht so einen bestimmten Status haben etc.Und das sind natürlich alles so Dinge, die sich letzten Endes im Finiverse auchdann schrittweise etablieren müssen, weil wir werden dieses Problem dort haben.Also Threads hin, Threads her.Umso mehr Interesse das Netzwerk anzieht, umso mehr wird es solche Moderationsproblemegeben und dann stellen sich genau dieselben Fragen, egal ob man jetzt einenanderen Server blockt oder nicht.Also diese Methoden müssen ohnehin geschaffen werden und das System muss haltda auch mithalten mit dem, was andere Netze dort anzubieten haben.Also es wird spannend werden zu sehen, aber Social Media ist nicht einfach.
Linus Neumann
Nee, nee, das ist es nicht. Aber was auch immer Twitter gemacht hat,hatte ich den Eindruck, dass esbis zu dieser Übernahme durch Elon Musk ausreichend gut funktioniert hat.Also wir haben ja die, also ausreichend gut heißt nicht gut,aber ausreichend, um zumindest die Plattform am Leben zu halten und die Fälleder Belästigung für einen ausreichend großen Anteil der Nutzerinnen auf einemausreichend niedrigen Niveau zu halten.So, also das heißt nicht, dass es kein Problem gab, aber es hat nicht die Plattformals solche gefährdet Elon Musk hat das relativ schnell sehr stark zum Kippen gebracht ähm.Also es war offenbar ein Problem, was mal jemand halbwegs im Griff hatte.Was nicht, nur damit das jetzt nicht wieder die Leute falsch verstehen,was nicht heißen soll, dass das Problem gelöst war, wie kein Problem,was da ist, wo es mehr als einen Menschen gibt, war das vollständig gelöst.Und ich will auch nicht in Abrede stellen, dass es schwere Fälle von Beleidigungund Belästigung und Verbal Abuse und ganz schrecklichen Inhalten da gibt.Aber der größere Teil der Nutzerinnen hat das Ausmaß offenbar für ausreichendgering gehalten, um zumindest noch die Plattform weiterzunutzen.Ich glaube, das ist eine Aussage, die ich so vorsichtig treffen kann.
Tim Pritlove
Ganz so. Danke.
Linus Neumann
Womit wir beim nächsten Thema wären. Danke Markus Beckedahl. Erstes Thema.Meine Güte, der Markus, erstes Thema bei uns in der Sendung.
Tim Pritlove
Ja, ist eigentlich auch nur eine kleine Meldung, könnte man sagen.Vielleicht auch nicht. Also Markus Beckedahl, der ja glaube ich in der Öffentlichkeitsehr mit seinem Projekt Netzpolitik.org verbunden ist, was er vor gut 20 Jahren gegründet hat.Verlässt jetzt das Schiff und wendet sich anderen Dingen zu und da fällt einemerstmal auf dass das ja schon 20 Jahre sind,21 war 21 wann ist das online gegangen?
Linus Neumann
Die Webseite wurde 2002 von Markus Beckedahl als Blog gegründet Okay.
Tim Pritlove
Also über 20.
Linus Neumann
Jahre Ich wäre jetzt fast sicher gewesen, dass es 2004 war, weil ich mal nach der ähm,nach einem Redesign Aufkleber gemacht hatte.Genau, bei dem Redesign, einem der Redesigns, die ich mal gemacht hatte fürNetzpolitik.org stand oben drauf seit 2002 offensichtlich und mein Gehirn hatmir gesagt, es wäre seit 2004 gewesen.Ja, aber genau, seit 2002, also 21, 22 Jahre.
Tim Pritlove
Ich hatte auch 2004 im Kopf, weil ich hatte auch, also ich habe tatsächlichmal mit ihm Einen der aller aller aller ersten Chaos Radio Express Folgen gemacht.Damals noch als es so hieß.Heute ja nur noch CRE. Und wo ich halt noch überhaupt gar nicht wusste,was dieses Format irgendwann mal sein würde.Und CRE 007 ist sozusagen mit ihm.Da ist er gerade, ich glaube aus Tunesien oder so zurückgekommen. Bei diesem WSIS,irgendein internationales Meeting und da haben wir uns darüber unterhalten undda kam dann auch das erste Mal so Notznetzpolitik.org als Projekt zur Sprache.
Linus Neumann
Offenbar schon 2005 einen ersten Freedom Blog Award bekommen von Reporter ohneGrenzen, also ja, dann wird das schon stimmen mit dem 2002.
Tim Pritlove
Naja, auf jeden Fall ist das ein interessanter Flashback auch,weil gerade so diese Zeit 2004, 2005, 2006 ist bei mir stark in Erinnerung.Klar, weil das so auch ein bisschen der Start der Meta-Ebene war,aber vor allem, weil es ja auch die Zeit war, in der ...Die Publikation im Internet auf einmal so ein individuelles Ding wurde.Vorher in den ersten zehn Jahren des Webs, so ab 94 ungefähr, war ja so Publikation.Erstmal kamen ja die ganzen Firmen mit so, ja, wir haben jetzt auch eine Internetpräsenzund unsere Visitenkarte im Web und so weiter, wo dann irgendwelche beklopptenWerbeagenturen Werbeagenturen für völlig überdrehte Millionenbeträge beauftragt wurden,irgendwie fünf HTML-Seiten mit Flash-Content zu erzeugen, der dann irgendwierumgehüpft hat, wenn man drauf ging.
Linus Neumann
Das waren gute Zahlen für die Werbeagenturen.
Tim Pritlove
Das war also wirklich eine Wichserei, das war wirklich einfach furchtbar undja okay, für die Werbeagenturen war das natürlich geil,das ist halt immer so bei diesen Hypes, wenn irgendwas neu ist,keiner weiß, was es ist, aber du musst halt irgendwie dabei sein,sonst kannst du dich vor deinen Business-Kollegen nicht mehr ordentlich zeigen,dann wird halt höllisch viel Geld auf einmal klar gemacht, um irgendwie die Zukunft zu machen.Und was haben wir hier schon für Hypes, jetzt ist es halt gerade AI oder wenndu jetzt nicht irgendwie AI auf deine Kleidung draufstempelst,dann brauchst du dich auf der nächsten Businessmesse gar nicht mehr zeigen und so weiter.Und naja, die Zeit war dann halt irgendwann reif, dass genug Werkzeuge da waren,dass dieses Publizieren nicht mehr so schwierig war und dann kamen halt solcheSysteme auf wie Textpattern und dann später auch WordPress,die halt, hier ist dieses andere Blogging-System noch, komme ich jetzt geradenicht drauf, also man konnte auf einmal bloggen.So, man konnte selber einfach irgendwie was reinschreiben in das Internet unddann erschien das irgendwie.Und 2004, 5, 6, das waren so…,Der Aufbruch für Text, also 2004 ging so dieser totale Blog-Hype los,war ja dann auch bald die Geburtsstunde der Republika, das kam ja dann auch mit in diese Zeit rein.Nein, 2005 war dann so dieses, oh wow, ja also erstmal so diese Begeisterung,oh bloggen, was, man kann selber was reinschreiben und dann schreibe ich dasin die Webseite und dann steht das da, so unglaublich.So, jetzt ist jeder, seine eigene Zeitung, werden Zeitungen überleben, ja, sofort so,was, ganze Industrien werden jetzt untergehen, weil jemand bloggt.So, Markus Beckedahl schreibt jetzt selber was über Netzpolitik.org und mussnicht bei der Zeit fragen, dass das irgendwie im Internet veröffentlicht wird.Und ein Jahr später hattest du das dann mit Podcast oh man, was man kann Tonaufnehmen und im Internet einfach so veröffentlichen ohne beim Radio zu sein.Was geht denn jetzt ab, wird das Radio überleben,so, ganze Industrien werden untergehen weil jetzt Leute irgendwie in ihrem Mikrofonins Internet sprechen sind.
Linus Neumann
Sie doch auch oder nicht?
Tim Pritlove
Es hat aber wirklich jetzt noch sehr lange gedauert und 2006,weißt du was aus 2006 rauskam?
Linus Neumann
Äh, äh, YouTube. Oh.
Tim Pritlove
Und dann ging das mit Videos los.
Linus Neumann
Ja, also das war ja, also insgesamt.
Tim Pritlove
Was Videos? Jeder kann Video, wird das Fernsehen überleben irgendwie.
Linus Neumann
Ja, Tim, du überlebst gerade Web 2.0, ne?
Tim Pritlove
Genau, aber das war im Prinzip.
Linus Neumann
Aber es gab ja noch eine, wie ich finde, wichtige andere oder weitere,also was das Blog ausgemacht hat, Etwa nicht nur, dass es ein Content-Management-Systemist, dass man sich plötzlich bei seiner Webseite einloggen und die Inhalte selber verändern kann,sondern auch diese Funktionalität der Trackbacks.Etwas, was dann auch irgendwann dem Spam zum Opfer gefallen ist,habe ich so ein bisschen den Eindruck.Aber was es Blogs ermöglichte, sich automatisch miteinander bekannt zu machenoder zu verlinken, also funktioniert so.So, du, es gibt jetzt so ein Blogartikel, sagen wir, bei Netzpolitik.org undjetzt geht ein weiteres Blog, sagen wir mal Spreeblick, gab es ja damals zum Beispiel,da gibt es vielleicht immer noch, aber und schreibt einen,Artikel, der darauf Bezug nimmt und dann wird dieser Link und verlinkt dabeiNetzpolitik.org, dann sagt der Spreeblick-Server dem Netzpolitik.org-Server Bescheid, übrigens,hier hat jemand gerade was was dazu geschrieben und auf dich verlinkt.Und wir geben dir jetzt mal so einen kleinen Snippet davon.Packen das da drunter und das kannst du dann, wenn du möchtest,als Kommentar annehmen.So, das machte aber immerhin möglich, dass diese Blogosphäre entstand,wo dann gegenseitig aufeinander Bezug genommen wurde.Und ich glaube, bis Netzpolitik.org irgendwann hart in die Kommentare eingegriffen hat,war wahrscheinlich jede Logbuch-Netzpolitik-Folge ein Trackback unter vielenNetzpolitik.org-Artikeln.Weil sich ja nach wie vor unsere Inhalte naturgemäß sehr stark auch mit denInhalten von Netzpolitik.org.Johnny Häusler hatte damals dann glaube ich noch so eine Sendung im Radio Trackbackoder war das ein Podcast?Das war schon noch so ein ausschlaggebender Aspekt des Blogs,aber wir müssen vielleicht gar nicht so viel über Blogs reden.
Tim Pritlove
Nee, aber du machst einen guten Punkt, weil das muss man sich mal klar machen,dass das also wirklich eine wichtige Aufbruchszeit war.Auch die Hashtags wurden im Prinzip in der Blogosphäre damals noch unter demNamen Technorati-Tags geboren.Also auch das war sozusagen das erste Tagging, diese erste Idee von Contentunter einem Stichwort zusammenzufassen. Da kommt sozusagen das Tag her.Man hat dann seine Blogartikel getaggt und Technorati hat dann alle Blogs abgesuchtund dann sozusagen konntest du auf Technorati nach einem Hashtag suchen unddann fandest du eben Blogartikel zu diesem Thema.
Linus Neumann
Die waren aber nicht notwendigerweise, also Tags waren nicht notwendigerweisemit einem Hash davor. vor.
Tim Pritlove
Ne, also Technorati-Tags, Hash hat sich dann durchgesetzt auf Twitter. Ja.Das kam noch dann, dann wurden es die Hash-Tags, weil sie halt noch ein Hash davor hatten.Genau, so, aber die Tags an sich sind mit Technorati geboren worden,eine Webseite, die dann halt auch irgendwann dem Spam zum Opfer gefallen ist.Das waren alles super Ideen, aber im Prinzip so die die,Geburtsstunde dieses Individual- Und genau da ist dann halt Markus reingegangenmit Netzpolitik.org und hat eigentlich das erste wirklich nennenswerte netzpolitische,ähm,Wie soll man denn das nennen? Also Pamphlet, hatte ich fast gesagt.Also die erste wirkliche Quelle sozusagen geschaffen für so netzpolitischen Content.
Linus Neumann
Er hat sogar den Begriff geprägt. Also den Begriff gab es jetzt nicht notwendigerweise.Also vielleicht hat den jemand anderes vorher verwendet, aber er hat ihn etabliert.Ja, er hätte ja auch zum Beispiel Digitalpolitik nehmen können.Übrigens gehört ihm offenbar die Domain digitalpolitik.de, wo er jetzt bloggt.
Tim Pritlove
Tja.
Linus Neumann
Auf eigene Beine ging und ich war, wenn ich das recht erinnere,der erste quasi angestellte Autor.Davor gab es viele Gastschreiber,Jörg-Olaf Schäfers und auch eigentlich viele Leute aus dieser ganzen Netzpolitik-Bubbleund mit dieser Herauslösung,ich glaube,mein Arbeitsvertrag war sogar noch mit New Thinking.Aber da ging das dann langsam los, dass Netzpolitik da rausgelöst wurde.Davor war ich Praktikant. Ich bin also als Praktikant dann in eine sehr prekärbezahlte Stelle, aber immerhin eine bezahlte Stelle gewechselt und dann...Hat sich das über die Jahre eben immer weiterentwickelt. Ich denke nennenswertvor allem, dass dann 2015 die Landesverratsaffäre war.Das hat glaube ich nochmal sehr stark zur Wahrnehmung von Netzpolitik Erk dannnochmal beigetragen und nochmal sehr viel mehr das Ding auf stabile Beine gestellt,auch was das Spendenaufkommen anging.Und inzwischen, ich lese immer die Finanzberichte und so, aber wenn wir jetzt mal kurz schauen,haben die ungefähr eine Million an quasi Spendenaufkommen im Jahr,mit der sie 2023 20 Mitarbeiter finanziert haben.Also da ist nochmal einiges passiert, nachdem ich da wieder weggegangen bin.Genau. Und ja, inzwischen natürlich was ganz anderes als das Blog,was Markus da mal selber,mehr oder weniger selber betrieben hat und dann als es groß genug war,Leute von sich aus eben auch gerne dort geschult haben.Also klar, war auf jeden Fall eines der größten, wenn nicht das größte Blogder deutschen Blogosphäre.Natürlich habe ich mich da gefreut, schreiben zu dürfen.
Tim Pritlove
Bis wann hast du da geschrieben?
Linus Neumann
Ich würde schätzen 2011, Ende 2011.
Tim Pritlove
Bis ich abgeworben habe.
Linus Neumann
Habe. Also das war ja so, ich bin gegangen,ist jetzt glaube ich auch kein Geheimnis, weil ich ein bisschen mehr Einkommendann doch brauchte, also ich habe meine monatlichen Kosten dadurch nicht decken können,habe dann eben in die IT Security gewechselt, wo ich einen Job bekommen habe, der meine monatlichen,Aufwände ganz gut decken konnte und eher wirklich durch, also completely unrelatedRelated kam das ungefähr zusammen, dass ich meinen Job gewechselt habe und LogbuchNetzpolitik angefangen habe.Was aber damit zu tun hatte, dass du, also es waren zwei unabhängige Prozesse.Die hatten jetzt nichts miteinander zu tun. Die sind einfach nur koinzidiert.Dann habe ich ja auch noch eine Zeit lang, also ich glaube, wenn das mir jetztnicht jemand heimlich weggenommen hat, habe ich immer noch Schreibrechte beiNetzpolitik.org. Also ich könnte jederzeit….Aufgestellt hat, aber ich kann sicherlich nicht andere Sachen editieren und löschen.Es sei denn, die haben immer noch meine Backdoor in dem ... ... ...
Tim Pritlove
...
Linus Neumann
... ...Lange Rede, kurzer Sinn. Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt,die die Netzpolitik in in Deutschland in ihrer Berichterstattung,aber auch in ihrer Kampagnenfreudigkeit so stark geprägt hat wie Markus Beckedahl.
Tim Pritlove
Und das hat sich ja auch gerade mit dem von dir schon erwähnten Landesverratsskandal gezeigt.Ich kann mich noch erinnern, also als das rauskam, es hat nicht lang gedauert,war das nicht so in wenigen Stunden, war dann auf einmal so eine Demonstrationauf der Straße von mehreren hundert Leuten.Also ich weiß nicht mehr ganz genau, wie lang der Vorlauf, vielleicht war esauch nur ein Tag oder so. Aber es war, das kam raus und es gab spontan großeDemonstrationen, so im Regierungsviertel.Und also der Vorlauf war glaube ich nicht mehr als ein Tag oder so oder zwei vielleicht.
Linus Neumann
Immer auf jeden Fall schnell.
Tim Pritlove
Genau. Und das hat dann schon gezeigt und glaube ich aber auch dem Establishmentgezeigt, dass so dieses kleine Block nicht mal einfach so totzuschießen ist,sondern sehr viel mehr Relevanz hat.Das ist ja noch so eine Zeit, wo einfach dieses ganze Netzgewese nicht so richtig ernst genommen wurde.
Linus Neumann
Und auch diese Zusammenhänge, also das war, sie haben Pläne des Bundesverfassungsschutzes,des Bundesamtes für Verfassungsschutz für den Aufbau einer Einheit zur Überwachungdes Internets veröffentlicht.Und die waren natürlich, das war natürlich einfach ein Leak aus dieser Behörde,ja, und die wurden die Strafanzeige die kam von Hans-Georg Maaßen dem Hans-Georg Maaßen-Mann der Typ,ja und dann wurde sie also das hatten sie veröffentlicht im Frühjahr 2015,hat auch keine Sau interessiert dann haben sie die im Mai 2015 hat dann derdamalige Generalbundesanwalt Harald Range ein Ermittlungsverfahren eröffnet,Und dann, glaube ich, hat das irgendwie bis Juli oder August gedauert,bis sie das auch erfahren haben. Ne.Genau, ich sehe, achso, und dann wurde es aber auch relativ schnell eingestelltund ich glaube, dass der Range dann dafür auch noch irgendwie größeren Ärgerbekommen hat. Naja, wie dem auch sei, wahnsinnige Geschichte.Mein bescheidener Beitrag damals war Landesverrat.org, wo ich dann diese Inhaltebereitgestellt habe, weil Netzpolitik.org, die ja auch, genau,die mussten die ja dann offline nehmen.Und dann gab es eben einige, die sich getraut haben, diese Inhalte zu spiegeln.Und da gab es noch eine starke Kritik, die Tagesschau hatte sich das nicht getraut. Ja, weil...Dass Markus da langsam gehen würde, hat sich ja über die Zeit nachverfolgen lassen.Er hat ja schon vor längerer Zeit die Chefredaktion abgegeben und das dann andie Doppelspitze Anna Biselli und Daniel Leisegang übergeben.Und ja, dass jetzt offenbar nach längerer Zeit dann eine vollständige Aufgabeauch seiner Herausgeberschaft ist.Und womit auch, also er hat dann nicht mehr viel geschrieben,aber dann so eine Kolumne gehabt und so und in seiner Danke-Netzpolitik.org,in seinem letzten Beitrag sagt er sogar, dass er jetzt auch quasi den Schreibzugriff,den standardmäßigen Schreibzugriff abgibt.Ja, und dann hat er eben unter digitalpolitik.org bloggt er jetzt eben weiter.Wobei man vielleicht auch sagen muss, das kann man schon sagen,Entschuldigung, digitalpolitik.de, jetzt habe ich fast den Fehler,wozu man vielleicht auch sagen muss, Markus war schon eigentlich immer Blogger.Der hat eher einen Freund des schnellen Raushauens, des kurzen Kommentars.Das waren seine hauptsächlichen Beiträge. Die langen Recherchen,die dann später auch Einzug erhalten haben bei Netzpolitik.org,die wurden eher auch von anderen getrieben.Was nicht heißen soll, dass er da nicht seinen Beitrag zu geleistet hat,aber so vom Typ her war Markus eben einfach mal Blogger durch und durch.
Tim Pritlove
Ja, er war in der Lage es spontan auf den Punkt zu bringen und da ist er jadann eben auch als Ansprechpartner für die Medien dann eben zu einer festenGröße erwachsen, weil er halt einfach schnell erfassen konnte,okay, das ist jetzt hier sozusagen die politische Kernaussage,die jetzt hier gerade unter der Lupe ist und dazu hätte ich mal folgende Anmerkung zu machen.Genau. Das ist eine Fähigkeit, die nicht jedem liegt.
Linus Neumann
Ne, und die hat er wirklich enorm gut drauf und die ja glaube ich auch sicherlichbei seiner Koalition der Republika eine Rolle spielt,dass er halt die ja bei aller Gebreite des Programmes doch schon durchaus immer,also gut bei der Breite ist es nicht so schwer, aber die schon die relevantenThemen immer abbildet, ja und ja.Das auch sehr, sehr gut macht und diese netzpolitischen Diskussionen ebenfallsbreit prägt und wiedergibt.Und ja, kann man auf jeden Fall sagen, Markus, haben wir da eine ganze Mengezu verdanken und sicherlich nicht zuletzt auch Logbuch Netzpolitik,weil wer weiß, wenn ich damals nicht Praktikant bei Netzpolitik.org gewesenwäre und Redakteur bei Netzpolitik.org, ob wir irgendwie jemals dazu gekommenwären, diesen Podcast zu machen.
Tim Pritlove
Nö, wahrscheinlich nicht.
Linus Neumann
Das hat sehr viel fruchtbaren Nährboden für sehr viele Menschen gebracht,was Markus da geschaffen hat.Aber er wird erhalten bleiben, er macht die Republika weiter,plant jetzt wohl offenbar noch ein anderes Festival und so.
Tim Pritlove
Wobei ja so für so einen digitalen Menschen, ich hab die Schreibrechte abgegeben,schon so ein bisschen klingt wie so eine Inschrift auf dem Grabstein. ein, ne? Also,Wenn ich die Schreibrechte abgebe.
Linus Neumann
Ich hätte jetzt, also das hätte jetzt auch nicht unbedingt, also warte mal,ich versuche mich da mal eben einzuloggen.Vielleicht kann ich ihm die einfach wiedergeben.Nee, ich komme da auch nicht mehr so ohne weiteres drauf. Die haben da jetztauch mal endlich eine HT-Access Sperre auf dem Login.Ja, also Also, ähm...Markus Becke da, vielen, vielen Dank. Es gibt zwei schöne Artikel, einmal von ihm,wo er Netzpolitik.org dankt, einmal von Netzpolitik.org, wo sie ihm danken undjetzt gibt es ein Trackback von uns, sofern WordPress das noch unterstützt,wo wir ihm auch nochmal danken.Wir haben ja beide auch vor wenigen Tagen noch persönlich getroffen und da auchunsere Glückwünsche und unsere Anerkennung übermeldet.So, also ich weiß ja nicht, Tim, ob du es mitbekommen hast, aber Daniela Klette.
Tim Pritlove
Der Name war mir ehrlich gesagt kein Begriff.
Linus Neumann
Nö, ich glaube eigentlich die meisten Namen der sogenannten dritten Generationwaren ja nicht so bekannt wie die der ersten und zweiten Generation der Roten Armee Fraktion.Ja, also Bader-Meinhof, Ensslin und so diese ganze Runde, die Namen sind ja sehr bekannt.Dann kommen glaube ich so, wir werden dann noch so Jan Karlraspe,Christian Klarholger-Mainz sind dann noch bekannte Vertreterinnen der Roten Armee Fraktion.Aber die sogenannte dritte Generation der RAF, also die als zweite,die alle um die Landshut-Geschichte drumherum waren,haben es nicht mehr zu so viel Ruhm geschafft.Wobei dieser Ruhm natürlich insgesamt auch relativ zweifelhaft ist.Jedenfalls hörte ich relativ verspätet ein paar weitere Episoden eines Podcasts,in dem ich auch selber zu Gast war.Und zwar war das der Podcast Legion Hacking Anonymous.Ja, das war eine, wenn ich mich nicht täusche, sechsteilige Produktion, so von Studio Bummens,eine ziemlich gute oder umtriebige Podcast-Produktionsbude, so um Cash Rauberos,Patrick Stegemann,Seraphine Dinges.Jetzt weiß ich gar nicht, ob die da alle wirklich, also da arbeiten auch soein bisschen Lose zusammen, aber die haben schon die ein oder andere echt aufwendige,coole Produktion hinter sich, denke ich, kann man so sagen.Und da gab es das irgendwie zu Hacking, zu Anonymous,wo sie sich ein bisschen mit diesem Kollektiv oder dieser Idee Anonymous auseinandergesetzthaben in sechs Episoden und ich glaube in einer davon kam ich auch so ein bisschenzum Thema Hacking zu Wort.Und jetzt kommt da auf einmal eine neue Staffel quasi.Das ist eine aufwendig über Monate produzierte True Crime im weitesten Sinne.Und jetzt kommen die hin und fügen dem Ding zwei Folgen hinzu.Und zwar Legion Most Wanted.Wo ist die RAF-Terroristin Daniela Klette?Und das beginnt damit, dass ein Hörer denen irgendwie eine E-Mail schreibt undsagt, ey, ihr habt doch hier diesen Anonymous-Podcast gemacht und mir ist daecht was Irres passiert. Ich war auf einem,auf einer Geburtstagsparty im Anonymous-Umfeld und da war eine Frau,die dann irgendwie zu fortgeschrittener Stunde das,Fahndungsplakat der RAF rausholt und auf Daniela Klette zeigt und sagt, sie wäre das.Und wollte euch dem nicht mal,annehmen.
Tim Pritlove
Eine Frau, die selber gesagt hat, sie sei die die auf der Suche ist.
Linus Neumann
Du kennst das,man sitzt da feuchtfröhlich zusammen in kleiner clandestiner politischer Rundeund feiert einen Geburtstag und Leute outen sich als Terroristen und plötzlichoutet sich die ein oder andere als Terroristin as you do,und dann nehmen die sich dieser Sache an und ich muss ehrlich sagen,also ich habe diese beiden Folgen verspätet gehört, die sind glaube ich irgendwieim Dezember erschienen oder nee, die erste im Dezember und die zweite am 9., nee,nein, beide im Dezember. So.Und ich hab die aber verspätet gehört irgendwann im Februar.Weiß gar nicht genau wieso, aber ich hab die später gehört.Und ich muss sagen, dass ich mich ehrlich gesagt ziemlich darüber aufgeregthabe, weil sie, also dann irgendwie diese,Frau, die da von sich behauptet hat, sie wäre wäre Daniela Klette,da stellt sich dann im weiteren Verlauf raus, dass sie das wohl nicht ist.Die hat da wahrscheinlich einfach ein bisschen, wird dann ein bisschen interviewtzu dem Thema und sagt dann so, ja hier.Nee, aber ich war so in dem Umfeld bin ich groß geworden oder so.Hat sich ein bisschen dicke getan oder derjenige, der da diese Podcast da aufsie angesetzt hat, hat vielleicht falsche Erinnerungen gehabt oder so.Jetzt haben die aber, Und im Rahmen dieser Recherche, weil die machen das jaschon ordentlich, mit jemandem vom Bellingcat gesprochen und haben einfach mal in PimEyes,in dieser Gesichtersuchmaschine, danach suchen lassen.Und Bellingcat ist ja so ein, könnte man sagen, so ein O-Sint-Recherche-Kollektiv.Die nutzen diese ganzen öffentlich verfügbaren Informationen,so auch in diesem Fall PimEyes.Und dieser kanadische Journalist sagt dann so, ja ne, ich hab mal hier in dieserGesichtersuchmaschine geguckt, die Frau da in Köln, die ist das nicht, aber die hier ist das.Und sagt irgendwie, hier gibt es eine Capoeira-Schule in Kreuzberg und die Frau,die da auf dieser Facebook-Seite von dieser Capoeira-Schule ist, das ist Daniela Klette.Und dann gehen die in diesen Podcast dahin und sagen, ja okay,dann gehen wir jetzt halt mal in diese Capoeira-Schule, machen da so eine Stundemit, finden die da nicht Fragen nach ihr?Und der sagt, der Capoeira-Vortänzer oder was sagt dann, ja ne,die war früher öfter mal hier, aber ist irgendwann nicht mehr gekommen.
Tim Pritlove
Also haben ein Bild gezeigt sozusagen.
Linus Neumann
Das hing da wohl auch rum in der Capoeira-Schule. Also irgendwie haben die daFotos gemacht, da war sie drin. drin.So, und dann beenden die das und sagen, ja okay, Podcast zu Ende,wir haben jetzt hier zwei wildfremde unschuldige Personen, einfach mal beschuldigt,gesuchte Terroristin zu sein, aber wir haben uns entschieden,man muss ja auch mal veröffentlichen, dass nicht jede Recherche was wird, okay, ciao.Und ich dachte mir so, ey, das kannst du doch nicht veröffentlichen,also es ist doch wirklich,also hatte ich meine Probleme mit und irgendwie so drei Tage,nachdem ich das gehört habe, irgendwie so Daniela Klette erwischt,war auf der Facebook-Seite von der Capoeira-Schule und die war das einfach.Die hatten halt Recht.
Tim Pritlove
Und wussten es nicht.
Linus Neumann
Und da habe ich mich ehrlich gesagt sogar noch so ein bisschen,fand ich halt auch kritikwürdig, weil sie so ein bisschen sagen so,wir wissen es nicht, kann doch sein, dass es ist.YOLO, ciao, goodbye, frohe Weihnachten.Und ja, ich hatte meine Schwierigkeiten mit dieser Publikation.Aber Aber, ja, irgendwie, wann war das?Mitte Februar oder wann, fand dann eine Verhaftung statt von Daniela Klettein Kreuzberg, ja, in Kreuzberg, Berlin.Und die hat da offensichtlich in letzter Zeit,wie lange weiß man nicht, gesucht wurde sie glaube ich 30 Jahre lang oder so,hat die in Kreuzberg rumgehangen und hat da offenbar ein halbwegs unbehelligtes Leben geführt.So, in weiterer Folge haben sie dann jetzt auch noch nach den anderen gesucht.Insbesondere haben sie ja den Burkhard Garwig dann mit Bildern gesucht.Ich würde jetzt mal vorsichtig vermuten, dass sie die aktuellen Bilder von BurkhardGawig vielleicht, das ist eine Spekulation von mir, von einem Handy hatten,was sie Daniela Klette weggenommen haben.Weil auf einmal hatten sie, kurz nachdem sie Daniela Klette hatten,hatten sie aktuelle Bilder von Burkhard Gawig und offenbar auch Hinweise aufseinen Aufenthaltsort, weil sie ja dann noch weitere Türen eingetreten haben.Was vielleicht auch da eine wilde Spekulation damit zu tun haben könnte,dass Handys Fotos mit Geotechs machen.Aber das ist jetzt wirklich Spekulation von mir, da habe ich keine Einblicke.Auf jeden Fall irre Story, Alter.Ich finde das absolut irre. Zumal ja dann die Polizei hingegangen ist und sichgerühmt hat, dass sie mit ihrem Dank 30 Jahre vorsichtiger Arbeit und genau,wir lassen hier nichts mit uns machen.Und dann war nämlich der, der Kesch Rauberos war auf einmal unter Druck,dass er dann gefragt wurde, habt ihr mit der Polizei kooperiert?Und da musste er natürlich als Journalist so sagen, so, äh, nee,Und nee, so nein haben wir nicht.Wir haben natürlich ein paar Fragen an die gestellt, aber wir kooperieren alsJournalisten natürlich nicht mit der Polizei und glaube ich auch,dass die nicht zur Polizei gegangen sind und gesagt haben, ey Leute,wollt ihr nicht mal gucken?Ich glaube, wir haben die Daniela Klette. Aber sie haben halt einen Podcastveröffentlicht, wo sie mehr oder weniger sehr einfach nachvollziehbar das rausgehauenhaben, was ich eben daran auch ein bisschen kritisch fand,weil irgendwie so, ich weiß nicht, wie viele Capoeira-Schulen es in Berlin gibt,aber es sind wahrscheinlich nicht so viele wie Yoga-Studios,wo ich sagen würde, das ist eine nicht eindeutige Angabe.Aber okay, wie gesagt, ich meine, wenn du am Ende recht behältst, kannst du sowas machen.
Tim Pritlove
Was sie ja gemacht haben, ist eigentlich nur zu zeigen, es gibt diese Recherchemöglichkeiten.
Linus Neumann
Aber stell dir mal vor, das hätte auch anders ausgehen können,dass jetzt irgendwie die Leute irgendwelche Internet-Naseweise herausfinden, wer da gemeint ist.Und dann irgendeine komplett unbescholtene Capoeira-Tänzerin fertig machen undsie bezichtigen, eine Terroristin zu sein.Also ich fand das, vielleicht bin ich da auch überempfindlich,aber ich fand diese Podcast-Veröffentlichung, als ich sie gehört habe,habe ich gedacht, das kannst du eigentlich nicht machen.Aber okay, das war auch nur mein persönlicher Einblick und wie gesagt,der Erfolg gibt ihnen recht Ich mein.
Tim Pritlove
Also ich hab mal grad mal diese PimEyes Webseite mal ausprobiert und einfachmal mein eigenes Gesicht da reingeschmissen Und?
Linus Neumann
Bist du Raftterrorist oder nicht?
Tim Pritlove
Ich,Ich kann mich da jetzt nicht zu äußern.Auf jeden Fall, also ist überhaupt gar kein Problem, mich zu finden.Also so gefühlt wirklich, aber auch wirklich in jedem Scheiß Foto,wo ich auch nur ansatzweise drauf bin und ich würde mal sagen,eine ganze Menge der URLs, die hier angedeutet werden, die man jetzt nicht klickenkann, ohne da zu bezahlen. Ähm,Da wusste ich auch gar nicht, dass ich da irgendwie drauf bin.Also auf irgendwelchen Stadionfotos bin ich dann irgendwie so zu sehen.
Linus Neumann
Was?
Tim Pritlove
Halb überdeckt, ja.
Linus Neumann
Okay.
Tim Pritlove
Ja. Also und ich habe jetzt nur so ein Bild mal hochgeladen,wo ich so halbwegs okay drauf zu erkennen bin.Aber das ist auch schon ein paar Jahre alt und findet definitiv auch die älterenFotos von mir. Also das funktioniert exzellent.Und vor allem nicht ein einziges Foto, was ich nicht bin.
Linus Neumann
Okay, bei mir erkennt er gar nicht, dass er sagt, das wäre kein Gesicht.Was hast du für eine Fresse.
Tim Pritlove
Wie sieht das denn aus? Nee, man darf da nur hübsche Menschen hochladen.Naja, auf jeden Fall eine irre Geschichte und ja, jetzt ist halt Frau Kletteausfindig gemacht worden Und zwei weitere, die noch flüchtig sind,sind sozusagen on the run.Wird man noch sehen, ob das auch noch zu Fahndungserfolgen führt.Aber was lernen wir da jetzt daraus? Warum erwähnen wir das Ganze?Einfach um mal klar zu machen,dass die vor vielen Jahren von uns vielleicht noch so als theoretische Möglichkeitmal in den Raum gestellte Funktionalität jetzt quasi da ist.Also es ist einfach möglich eine Person zu finden und das finde ich ja hier so bemerkenswert.Das Foto, mit dem sie das gefüttert haben, war das alte Fahndungsfoto.
Linus Neumann
Ja, da bin ich zum Beispiel, also ich habe darüber mit Kantorke gesprochen,der ja genau zum Thema biometrische Massenüberwachung im Logbuch auch schon zu Gast war. Ja.Und der hat mir gesagt, mit dem normalen Fahndungsfoto würde man sie nicht finden.Ich habe es aber selber nicht ausprobiert.Deswegen muss ich da jetzt einfach mal mit, das kann ich das erstmal nur sowiedergeben. Ich wusste aber auch nicht, wie einfach das ist.Also ich habe hier tatsächlich jetzt auch, krass, es gibt ja Bilder von mir,die ich echt nicht kannte.
Tim Pritlove
Ja, so ging es mir auch.
Linus Neumann
Also ich glaube, da müssen wir was gegen unternehmen.Also ich meine, sowieso, die Gefahren, also ich meine, die ganze Geschichteerzählen wir jetzt sowieso nur, um vor den Gefahren biometrischer Gesichterkennungzu warnen, muss man ja einfach mal ganz klar sagen.Aber es kann auch sein, dass das vielleicht abgeschaltet wurde,vielleicht hat die inzwischen ein GDPR-Komplaint bei PimEyes eingereicht oder so.Aber also relativ sicher hat dieser Bellingcat-Journalist jetzt nichts gemacht,was nicht jeder andere mit ein bisschen Mühe auch hätte machen können.Es gab dann weiterhin Diskussionen also Thilo Jung hat ja dann zum Beispielauch in der Bundespressekonferenz als sie da ihren Erfolg feierten auch gesagtso, ja was ist denn daran so schwer, das haben die Podcaster doch schon vor zwei Monaten gemacht so,und also und dann gab es aber Diskussionen darüber, dass die Polizei sagt,sie dürfte dieses Tool nicht verwenden was ich ähm.Und was ich nicht genau beurteilen kann, ob das wahr ist oder nicht.Also ich fände es gut, wenn sie es nicht dürfen ohne weiteres,weil das ist ja schon ein höchst kritikwürdiges Produkt, dieses PIM-Eis.Und es ist jetzt, sag ich mal, für den Kampf gegen biometrische Massenüberwachungnicht unbedingt positiv, dass es jetzt diesen Ermittlungserfolg gibt.Ja, also selbst wenn das jetzt etwas ist, was am Ende zur Überführung einerTerroristin beigetragen hat,heißt das nicht, dass eine solche Technologie unterm Strich netto positive Konsequenzenfür eine Gesellschaft hat?
Tim Pritlove
Nee, weil in diesem Moment sind es natürlich einfach Demonstranten und Leute,die gegen die Industrie protestieren oder sonst irgendwie.
Linus Neumann
Nur kurz um ein Beispiel zu nehmen, bei diesen Massendemonstrationen in Reaktionauf die Korrektivrecherche,die ja eine der wichtigsten politischen Enthüllungen, Recherchen oder sonstwas, der letzten Jahre ist,die dann zu massenhaften Demonstrationen gegen diese grundgesetzfeindlichenBestrebungen aus dem engsten Kreis der AfD geführt haben.Da wurden ja auch Leute fotografiert und gefilmt.Insbesondere bei den kleinen Demonstrationen hast du die sogenannte Anti-Antifada gehabt, die eben Leute fotografiert.Das ist völlig normal, dass du bei Demonstrationen gegen Rechtsextreme fotografiert wirst. ist.Insbesondere, wenn es sich, wenn du dich in dem Kreise befindest, wo es.Oder in Bereichen befindest, wo du zu den wenigen Mutigen gehörst und nichtzu denen, für die erst 100.000 auf die Straße gehen müssen, damit sie sich alsSchaulustige mit darunter trauen.Und da sieht das dann schon sehr schnell ganz anders aus, wenn solche Tools in deren Hände sind.Und da plötzlich jeder Demonstrationsteilnehmer von jedem selbsternannten Anti-Antifamal eben erkannt werden kann und dann in den jeweiligen Gruppen,in denen Angriffe auf Menschen und Belästigungen von Menschen koordiniert werden, plötzlich kursieren.Das ist eine Gefahr, die nicht theoretisch ist, die wir mit dem NSU 2.0 beiweiß ich nicht wie viel hundert Leuten gesehen haben.Mit dem selbsternannten NSU 2.0. Also das ist alles wirklich eine Gefahrtechnologie.
Tim Pritlove
Ja, aber es ist halt auch so, the ship has sailed.Also das ist jetzt sozusagen eine Technologie, die ist da und diese Datenbankensind da und ich glaube, die gehen auch so schnell nicht wieder weg.Ist wirklich knifflig, wie man jetzt hier dem Missbrauch oder Gebrauch da nochnennenswert Herr werden soll.Das ist auf jeden Fall ein Problem.
Linus Neumann
JaTja, also Wahnsinnsgeschichte und Podcasts. Der Podcast ist natürlich empfohlen,auch sei es nur, um sich das Ding mal anzuhören.Aber ich fand das wirklich irre.
Tim Pritlove
Aber jetzt gibt es ja den AI-Act. Da wird doch alles gut.
Linus Neumann
Ja, also genau.Der AI-Act wurde jetzt so beschlossen.Bis zuletzt wollten ja eigentlich,also in seiner ursprünglichen Positionierung, wollte das Parlament dieser biometrischenMassenüberwachung potenziell ein vollständiges Verbot überhelfen.Ja, das wird so nicht sein.Es sind jetzt viele Begründungen zugelassen, Menschen zu überwachen,anhand körperlicher Merkmale zu identifizieren,das auch mit Hilfe von öffentlichen Kameras und das soll teilweise sogar inEchtzeit erlaubt werden, wenn die Annahme besteht,dass etwas Schlimmes passieren könnte.Also sehr geringe Anforderungen an die Begründungen.Und da gab es also im Trilog kaum Einschränkungen der Wünsche der Mitgliedstaaten.Das wird jetzt noch potenziell noch vor den EU-Wahlen in Kraft treten und dannwerden, dann in zwei Jahren werden diese Regeln greifen.Und jetzt könnten die Mitgliedstaaten auf nationaler Ebene strengere Regelnerlassen, als es von der Verordnung vorgesehen ist.Zum Beispiel für diese biometrische Überwachung.Die Ampelregierung hat angekündigt zumindest eine Echtzeitüberwachung nichtzu wollen ja also das ist ich denke es wäre schon nicht schlecht gewesen da mehr,Einschränkungen zu haben weil diese Technologie jetzt auch noch direkt in Echtzeitauf die Leute loszulassen.
Tim Pritlove
Ja wobei Echtzeit heißt ja eigentlich auch nur möglichst sofort Und zehn Minutenspäter ist meistens auch noch sofort genug und ist dann schon schnell wiederaus der Reglementierung rausgenommen.Also das wird schon einfach genutzt werden.So richtig verhindert wurde dadurch jetzt nichts.
Linus Neumann
Ja, also da wurde auf jeden Fall die,also ich denke, man kann sich über vieles in diesem AI-Kram Gedanken machen,aber ich glaube eine biometrische Überwachung des öffentlichen Raumes erstmalohne große Einschränkungen zuzulassen,ist folgenschwer und Und ein klarer Fall von einem Risiko, das man sich garnicht erst vorstellen kann.Ich habe es immer wieder gesagt, dass das ermöglicht dann im öffentlichen Raumdas Tracking, wie wir es aus dem Internet kennen. Und das ist...Wirklich problematisch.Hört auf Daniela Klette.Daniela Klette kann ein Lied davon singen.
Tim Pritlove
Gut. Kommen wir zu anderen problematischen Nutzungen von Technologie.Unsere Freunde von der Bundeswehr.
Linus Neumann
Du hast das ja mit Pavel im UKW behandelt. Ihr habt euch allerdings mehr mitden Inhalten dieses Taurus-Gespräches auseinandergesetzt.
Tim Pritlove
Genau.
Linus Neumann
Was war passiert?
Tim Pritlove
Was war passiert? Also es ging hier um ein vorbereitendes Gespräch von vier,Bundeswehrmitgliedern, deren Namen ich jetzt schon wieder nicht parat habe.Vielleicht findest du die Liste noch kurz.Das ist nochmal ganz interessant zu sehen. Das war also schon auch...Also Leute, die was zu sagen haben und es sollte halt ein Treffen vorbereitetwerden mit dem Verteidigungsminister Pistorius,wo es nochmal um diese Taurus Marschflugkörper geht.Das ist ja so ein System, was nur Deutschland hat und in einer gewissen Mengevorrätig ist und seit längerer Zeit ganz oben auf der Wunschliste der Ukraine steht,weil natürlich mit diesem System es möglich ist, die Russen auf eine Art undWeise zu treffen, wie es mit den anderen Systemen so nicht geht.Und das Ganze ist natürlich jetzt im Zentrum einer hitzigen politischen Debatte.Bei diesem Vorbereitungsgespräch ging es im Wesentlichen darum.Nochmal die technischen Grundlagen und die logistischen Herausforderungen darzustellen.Sollte es denn doch irgendwann noch eine politische Entscheidung für solcheLieferungen geben, die es halt bisher nicht gab und die sich auch im Kontextdieses Gesprächs nicht abgezeichnet hat.Ja und jetzt war es aber so, dass diese Leute,die sich dort unterhielten, nicht in einem abhörsicheren Raum saßen,sondern quer verteilt über die Welt und ein Teilnehmer war zu dem Zeitpunktin Singapur und die ganze Diskussion lief über das Konferenzsystem WebEx,was im Wesentlichen eigentlich ein internetbasiertes und dann entsprechend auchmit Verschlüsselung ausgestattetes Konferenzsystem ist.Allerdings wurde hier die Möglichkeit gewählt, dass man sich auch per Telefon zuschalten kann,weil es offensichtlich einem der Teilnehmer nicht möglich war oder vielleichtsind es auch mehr als einer, ich weiß es jetzt nicht ganz genau,es gab da verschiedene Darstellungen, irgendwie nicht möglich war über das Internetteilzunehmen, was mich ehrlich gesagt verwundert, hat, weil...Kann mir keiner erzählen, dass diese Personen nicht mit Smartphones ausgerüstetsind, wo man mal eben auch selbstverständlich per Smartphone und Internetverbindung,gerade in Singapur sollte es genug Internet geben,bin ich mir eigentlich relativ sicher, daran teilnehmen kann.Stattdessen wurde halt ein Telefonzugang genommen und das Problem mit dem Telefonnetzwerkist nun mal, dass dort Verschlüsselung nicht standardmäßig aktiviert ist,sondern nicht existent ist.Und mit Telefonverbindungen, die aus Singapur initiiert werden und dann Einwahlknoten,ich weiß gar nicht wo diese Einwahlknoten waren,ob das deutsche Einwahltelefonnummern waren oder vielleicht sogar amerikanische,kann ich gerade nicht sagen, wo auch immer sie sind, bevor man zu diesem Einwahlknotenkommt, durchläuft man mindestens eben Verteilungssysteme in Singapur.Und in diesem Fall eben wahrscheinlich auch internationale Netzknoten und naja,unverschlüsselte Telefonie wird einfach weltweit an zahlreichen Orten abgehört.Und so ist es den Russen gelungen, dieses Gespräch vollständig bezuschneidenund fanden dann den Inhalt so putzig, dass sie das dann auch genüsslich veröffentlichthaben, offensichtlich mit dem Ziel,Kanzler Scholz hier noch mehr in Zugzwang zu bringen, sich nochmal ganz klarzu seiner Entscheidung zu bekennen, diese Taurus-Lieferung nicht zu genehmigen,was er ja dann auch getan hat,wie es eben die Russen geheißen haben.Also der Grad an ähm,Wie soll man denn das nennen? Also ich weiß nicht, ist es Nachlässigkeit,ist es Inkompetenz, ist es, was ist es denn eigentlich?
Linus Neumann
Das ist Fahrlässigkeit, die in keiner Form zu entschuldigen ist.Also das, ja, kannst du nicht erklären.Ich finde übrigens nur, also offenbar, also zwei Teilnehmer kenne ich.Das ist der Brigadegeneral Frank Gräfe und der Inspekteur der Luftwaffe IngoGerhards und zwei Offiziere.Weil du mich gerade noch gebeten hattest, die Namen zu recherchieren.Die Offiziere finde ich jetzt spontan nicht.Und ich glaube, es hat sich dann herausgestellt, dass offenbar der Gräfe,der da in Singapur war, sich unsicher eingewählt hatte.Aber dass auch der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhards, ebenfalls sich nichtrichtig eingewählt hatte.Also nicht mit dem, nicht mit der, für den Dienstgebrauch zertifizierten Variante eingewählt hat.So, und jetzt frage ich mich, wieso kann die Bundeswehr diese,wieso haben die überhaupt diese Option an, dass man sich per Telefon damit einwählen kann?Also, das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, weil ich bin mir relativsicher, dass das ein deaktivierbares Feature ist.Zur Frage, es hat eventuell nicht funktioniert. Tja, wieso wohl nicht,wenn einer auf der Leitung hängt?Das könnte eine Sache sein. Außerdem, ich habe nicht viele Erfahrungen mit WebEx,aber ich kann sagen, dass es von allen Möglichkeiten des Videoconferencing diejenigeist, die ich am allerwenigsten mag.Und diejenige, wo ich am häufigsten feststelle, dass Leute sich auch übers Telefoneinwählen, teilweise auch einfach deshalb, weil es geht.Also warum geht das überhaupt? Warum?Warum? Und meistens werden die Leute sich dann von Telefonen einwählen,dann nutzen sie die Mute-Taste nicht und so weiter, aber okay,ich will jetzt nicht schon wieder in meinen Rant über,Mehrpersonentelefonie,ausbrechen.
Tim Pritlove
Also es geht natürlich deshalb, weil die Leute manchmal einfach kein Breitband-Internet haben.
Linus Neumann
Genau, aber ja, in Singapur ist das eher unwahrscheinlich.
Tim Pritlove
Ja, das ist in der Tat.
Linus Neumann
Ein entwickeltes Land. Ja, aber also es ist Es ist hochnotpeinlich und wenndu dir überlegst, was Militäre dieser Welt ausgegeben haben über die Zeiten,In Verschlüsselung. Ich meine, wir können froh sein, dass die Deutschen keineFunktion, oder eine Schwachstelle in der Verschlüsselung der Enigma hatten.Das hat nach allem, was man historisch weiß, einen entscheidenden Beitrag geleistetdazu, dass die scheiß Nazis den Krieg verloren haben.Also die Bedeutung von Verschlüsselung sollte Militären seit jeher bekannt sein.
Tim Pritlove
Insbesondere den Deutschen.
Linus Neumann
Insbesondere den Deutschen, die sollten sich an eine, also da gibt es überhauptkeine Entschuldigung für.
Tim Pritlove
Überhaupt keine Entschuldigung für. Null.Ja, aber haben sie gemacht und ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.Also ich meine, du hast schon recht, also es ist sowohl die Frage,warum wird es bereitgestellt und B, warum wird es dann auch noch gemacht,wenn es bereitgestellt wird.
Linus Neumann
Mir war übrigens so, aber das habe ich offensichtlich falsch gelesen oder falschin Erinnerung, dass irgendwie noch nachher behauptet wurde,es wäre noch nicht mal jemand auf der Leitung gesessen,sondern es sei passiert, dass sie einfach eine weitere Person eingewählt hatund niemand sich gewundert hat, dass da einer mehr im Call ist.Aber das lese ich jetzt nicht im Wikipedia-Artikel, bei dem ich davon ausgehe,dass jede gesicherte, stabile Information sich darin wiederfindet.
Tim Pritlove
Ja, das habe ich als Vermutung auch gelesen, aber kenne dafür keine Bestätigung.
Linus Neumann
Ja, also hielte ich potenziell für die noch wahrscheinlichere Variante,aber genau, also aktueller Stand ist das zumindest nicht bestätigt.
Tim Pritlove
Ja, also das ist auf jeden Fall das,Problem ist hier glaube ich einfach, dass die Bundeswehr nicht alert genug ist,also die laufen hier noch in einem bürokratischen Trott der,im Wesentlichen hier so wir machen hier so ein bisschen Militärsimulationen,den Eindruck macht. Also sie sind nicht im Kriegsmodus.Das ist das, was mich so ein bisschen verstört dabei.
Linus Neumann
Also sagen wir mal, Konfliktmodus wäre mir lieber. Also ich hoffe nicht,dass sie in den Kriegsmodus kommen.
Tim Pritlove
Aber Ja, wir haben aber gerade Krieg. Also man muss in dem Kriegs,also als Bundeswehr muss man gerade im Kriegsmodus sein, weil wir haben da geradeein Land, was täglich im Fernsehen ankündigt, dass sie irgendwie Atomraketenauf Berlin schicken wollen.Also wenn Wenn dann die Bundeswehr nicht dann im Kriegsmodus ist,dann frage ich mich, wann die im Kriegsmodus ist.Also mal ehrlich, man kann es ja aus der Politik irgendwie noch versuchen rauszuhalten,um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen.Aber innerhalb der Bundeswehr sollte man da einfach ausreichend beunruhigt sein.Man sollte zumindest ausreichend sensibilisiert sein, hier nicht noch die Dingeschlimmer zu machen, als sie ohnehin sind.Zum Beispiel, indem man interne Talking Points einfach so preisgibt,weil die halt politisch und informationstechnisch genutzt werden können.So und ich meine, was haben wir hier schon über Security-Angriffe auf dem Bundestagund so weiter gesprochen,wo mit Hightech und finstersten Hacker-Methoden und Zero-Day-Exploits und diealso findigsten Methoden sozusagen schon die Geheimnisebene dieses Staates aufgebohrt wird.Aber wenn man dann halt einfach sagt, ja ich nehme jetzt einfach mal Telefon,dann muss man sich auch einfach über gar nichts mehr wundern.
Linus Neumann
Nein, also da sind noch keine Köpfe gerollt.Also wenn du das nicht machst, dann brauchst du dich über gar nichts mehr zu wundern.Oder? Also das Gut Natürlich hat es auch Also natürlich müssen wir trotzdemjetzt diese Sache ordentlich untersuchen Na, aber,Ey, Verschlüsselung Ich find's allein schon irre Also ich find's eigentlichschon irre, dass die überhaupt WebEx nutzen Wobei das ja bei,sinnvoller Anwendung potenziell Vielen Dank.Wahrscheinlich für ein solches Gespräch eine ausreichende Sicherheit bieten würde.
Tim Pritlove
Ich weiß nicht, ist jetzt ein Webex irgendwas speziell schlecht, was ich nicht weiß?
Linus Neumann
Maximal Scheiße zu bedienen.
Tim Pritlove
Okay, gut, aber es ist an sich das Feature, wir haben eine verschlüsselte Verbindung, haben sie schon.
Linus Neumann
Also sollte jetzt, würde ich dem Ding schon zutrauen.
Tim Pritlove
Francisco ist das System, muss man dazu nochmal sagen. Tja, naja gut,also so, ja, als Kopfschüttel haben wir jetzt hier gerade nicht bereit, oder?Haben wir noch irgendeinen nennenswerten Kommentar dazu abzugeben?
Linus Neumann
Nee, nee, hast recht. Wir könnten jetzt noch ein paar Minuten weiter uns anden Kopf fassen, aber das machen wir einfach nach der Sendung noch ein bisschen.Aber du fragst dich doch echt.
Tim Pritlove
Ey. Tja, so ist es. Wir dienen Deutschland.Aber nicht besonders gut.So, mal vielleicht ein bisschen was aus der Abteilung, etwas bessere Nachrichten.
Linus Neumann
Ah ja, da bin ich mal gespannt.
Tim Pritlove
Genau. Es gibt da einen Menschen, Karl Malamuth,ich weiß nicht, ob du von dem schon mal gehört hast, Aktivist und Internethistoriker,der zwar aus den USA kommt und dort unter anderem das Projekt publicresource.org gegründet hat.Und unter anderem auch in den USA schon mit Klagen dafür gesorgt hat,dass Normen und Standards,die in Gesetzen verwendet werden, auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.Und hatte da auch im letzten September bereits schon Erfolg damit.Und vor allem geht er spezifisch dagegen vor, dass das Ganze mit dem Urheberrecht begründet werden soll.Was jetzt also passiert ist, er hat geklagt in der EU und mit der Argumentation, ihr macht Gesetze.Diese Gesetze beziehen sich auf bestimmte Standards,aber wenn ich diese Standards einsehen will, dann werde ich von der DIN undvon anderen Normungsinstituten zur Kasse gebeten, weil ich muss ja Geld dafürbezahlen, wenn ich mir diese Standards vor die Nase halten möchte,um mal nachzuschauen, was ich denn jetzt eigentlich tun muss,um diese Gesetze einzuhalten.Und hat das eben vor den Europäischen Gerichtshof gebracht, über den wir jaschon öfter berichtet haben, über den EuGH.In diesem Zusammenhang habe ich übrigens auch nochmal begriffen,dass der EuGH tatsächlich, also dass das Gerichtssystem der Europäischen Uniontatsächlich aus drei Teilen besteht, von denen es nur zwei Teile gibt.Hä? Ja, es gibt nämlich den Europäischen Gerichtshof, den EuGH,Aber es gibt auch noch das Gericht der Europäischen Union, das EUG.Nicht EUGH, sondern EUG.Früher wurde es einfach das Gericht der ersten Instanz genannt,dafür ist es nämlich zuständig.Und außerdem gibt es noch sogenannte Fachgerichte, die existieren könnten,aber von denen derzeit noch kein Nutzen gemacht wird im europäischen System.Themen. Auf jeden Fall Moment.
Linus Neumann
Könnten wir dann, also könnten wir diese dritte fehlende Instanz jetzt einfach kurz spontan gründen?
Tim Pritlove
Fachgericht für,verschlüsselte Webkonferenzen. Ja, mal gucken. Also weiß ich nicht.Genau, also die Argumentation mit der da vorgegangen ist, ist halt das technischeNormen, die Bestandteil europäischer Verordnungen und Richtlinien sind,dass die für Unternehmen und Bürger kostenfrei zugänglich sein müssen.Und diese Klage wendet sich halt vor allem gegen die Europäische Kommissionund diese Normungsorganisationen, die also auch hier beteiligt sind.Also das sind einerseits die verschiedenen Normungsorganisationen in den europäischenLändern und das Europäische Komitee für Normung, CIN.Interessant ist, dass also zunächst einmal sich dieses Gericht der EuropäischenUnion dem angenommen hat und das hat diese Klage zurückgewiesen mit dem Hinweis,weil ja dann die Finanzierung dieser Normungsinstitutionen, Organisationen gefährdet sei.
Linus Neumann
Ist ja geil.
Tim Pritlove
Und ich meine, man muss ja auch nochmal klar machen, Normen werden halt vondiesen DIN und von anderen Normungsorganisationen in Europa veröffentlicht,aber nicht vollständig und frei.Sondern wenn man die dann halt so genau haben will, dann muss man horrende Summendafür bezahlen, dass man eine entsprechende Kopie dieser Standards bekommt.Also wenn ich mir das so mal vorstelle, das Internet hätte sich so nicht durchgesetzt.Also das war definitiv auf einer anderen Basis gebaut.Aber in dem Moment, wo man halt in Gesetzen auf entsprechenden Standards verweist,insbesondere bei den neuen digitalen Gesetzen.
Linus Neumann
Ist doch völlig selbstverständlich, oder?
Tim Pritlove
Würde man meinen, aber tatsächlich wird halt hier auch immer argumentiert,dass ja allein schon wegen des Urheberrechts das ja auch nicht ginge.Wobei halt der Malamuth ganz nachvollziehbar argumentiert,dass ja diese Normungsgruppen erstmal gar nicht die Urheber seien,sondern die veröffentlichen das ja nur.Und dass ohnehin das Urheberrecht nicht diesen Status haben darf,sondern dass der Recht auf den Zugang zu dem Gesetzestext eigentlich Priorität haben soll.Und jetzt ist das Ganze dann aber, nachdem es in erster Instanz erstmal zurückgewiesen wurde,geht es dann eben zum Europäischen Gerichtshof und der hat sich jetzt dazu geäußertund hat gesagt, sagt so, ja nee, also das kann nicht sein,dass Standards, die in Gesetzen als Voraussetzung sind,wo gesagt wird, damit du dieses Gesetz erfüllen kannst, muss folgender Standardberücksichtigt werden.Und wenn du dann halt sagen willst, ja was steht denn da drin in dem Stand,ich würde ja gerne mal überprüfen, ob hier irgendjemand auch das Gesetz einhält,dass man dann erstmal dafür bezahlen muss, nur um das irgendwie zu machen.Und das geht halt irgendwie nicht.
Linus Neumann
Ja, also.
Tim Pritlove
Es ist jetzt noch so ein bisschen unklar, so wie sich das EuGH geäußert hat,inwieweit das jetzt dann auch sozusagen dieses Urheberrecht-Argument betrifft,weil sich dazu das EuGH so konkret nicht geäußert hat.
Linus Neumann
Das heißt, wir müssen einfach nur riesige Gesetze mit Unmengen an urheberrechtlichgeschütztem Material veröffentlichen?
Tim Pritlove
Naja, das ist ja sozusagen nur so ein Argument, um das sozusagen aufrechtzuerhalten.Also mir ist nicht ganz klar, was jetzt hier der nächste Schritt ist,aber hier ist auf jeden Fall ein interessanter Fakt geliefert worden,weil im Prinzip wird jetzt diese ganze aktuelle Handhabung für nichtig erklärt vom EuGH.Und jetzt muss hier in irgendeiner Form Abhilfe geschaffen werden.
Linus Neumann
So, ich finde das, also es sollte auch wirklich einleuchtend sein, oder?
Tim Pritlove
Es sollte einleuchtend sein, allerdings stellt sich natürlich hier eine vielgrößere Frage, nämlich wie finanzieren wir denn jetzt die Normungsinstitute künftig?Also nicht alle Standards, die in diesen Normungsinstituten gehandelt werden,stehen in irgendwelchen Gesetzen.Da sind ja jede Schraube und jedes Kabel und Schutzmechanismen und keine Ahnungalles mögliche, es gibt Standards für jeden Scheiß,sind da drin und da wird es halt natürlich noch weiterhin so gehandhabt werden können.Nur Standards, die eben explizit Teil von Gesetzen sind, müssen jetzt eigentlichkostenlos herausgegeben werden.Und zwar für die Öffentlichkeit.
Linus Neumann
Ja.
Tim Pritlove
Das finde ich ist eine ganz gute Nachricht.
Linus Neumann
Ja, aber das ist auch, also was denn sonst?
Tim Pritlove
Tja.
Linus Neumann
Ja, irre. Also ich wusste das nicht. Ich wusste nicht, dass es noch nicht so ist.Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt so ist.
Tim Pritlove
Genau, also muss man mal abwarten, was das jetzt tatsächlich auslöst.Mir ist nicht so ganz klar, was jetzt der nächste Schritt ist in diesem Zusammenhang,aber so ganz ohne Auswirkungen wird das nicht sein können.
Linus Neumann
Okay. Dann kommen wir zum letzten Thema.Und dieses Thema ist eins aus dem kulturellen Bereich, würde ich sagen.Also das Internet ist bereichert worden durch ein neues Mem.
Tim Pritlove
Ja, welches?
Linus Neumann
Das ist der Anzeigenhauptmeister.
Tim Pritlove
Okay, das ist dieser Mensch, der Falschpacker aufschreibt oder so?
Linus Neumann
Also der hat, also es ist eine Spiegel-TV-Doku und Spiegel-TV hat auf,wenn man so mal deren YouTube-Veröffentlichungen verfolgt, die haben da so durchwachsenes Material.Also ich glaube, sehr bekannt ist diese Penny an der Reeperbahn.Kennst du nicht?
Tim Pritlove
Penny an der Reeperbahn?
Linus Neumann
Also auf der Reeperbahn in Hamburg-St. Pauli befindet sich ein Pennymarkt.
Tim Pritlove
Achso, ja.
Linus Neumann
Und dieser Pennymarkt hat relativ ausgedehnte Öffnungszeiten und natürlich einrelativ spezielles Publikum.Also einerseits Leute, die auf der Reeperbahn unterwegs sind und mal vielleichtnoch irgendwo billig Alkohol kaufen wollen.Andererseits Leute, die vielleicht auf der Straße wohnen in Hamburg und da Alkohol kaufen.Aber dann natürlich insgesamt auch.Es ist ein relativ bunter Bezirk, in dem der ein oder andere Charakter wohnt.Und in diesem Penny-Markt haben die eine Zeit lang mal so eine Doku gemacht,in der sie mal so alles wiedergeben, was da so rein und raus läuft.Dazu relativ belustigt erzählt und es ist auf jeden Fall absolut lustig.Ja, auch grundsätzlich erstmal eine wertschätzende Stimme, aber man weiß jetzt auch nicht unbedingt,ob jedem Menschen, der da dargestellt ist oder sich auch darstellt,ob der unbedingt im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war, als er dem zugestimmt hat.Oder ob der überhaupt noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist.Also muss man gesehen haben, ist unglaublich unterhaltsam, ist auch eine sehrinteressante Sozialstudie, aber ich denke, an der kann man auch sehr viel Kritik üben,weil da mitunter auch wirklich Menschen in katastrophalen Zuständen gezeigt werden. So.Gleichzeitig haben die relativ viele Recherchen irgendwie, da gibt es ja sozu Rockermilieu, kriminelles Milieu und so, wie dem auch sei,haben ein relativ buntes Programm.Und jetzt haben sie einen jungen Mann begleitet,der irgendwie 18 Jahre alt ist, mit so einem eindeutig höchst verkehrssicherenFahrrad durch die Gegend fährt und dabei irgendwie Signalkleidung trägt undeinen Helm und dann Knöllchen schreibt.Höhepunkte sind dann irgendwie, dass er jemanden aufschreibt, der,Irgendwie statt sieben Meter vom Halteverbotsschild sechs Meter siebzig vomHalteverbotsschild entfernt ist und deswegen 30 Zentimeter im Halteverbot stehtund deswegen jetzt aufgeschrieben wird und dann dokumentiert er das mit so einem Zollstock.Dann hat er irgendwie vorne ein Schild dran wo irgendwie Pulifzai steht ja,weil Polizei darfst du nicht dran schreiben.
Tim Pritlove
Wäre Amtsanmaßung sondern da steht was dran Pulifzai ja.
Linus Neumann
Also und dann wirft ihm jemand Amtsanmaßung oder Täuschung vor,weil er sich eben auch als Anzeigenhauptmeister,vorstellt Ja, also wenn er da mit Leuten spricht, dann sagt er irgendwie,ich bin Anzeigenhauptmeister so und so.
Tim Pritlove
Polizvieh steht drauf.
Linus Neumann
Polizvieh.
Tim Pritlove
Polizvieh.
Linus Neumann
Ja, das ist so ähnlich wie hier in Berlin stand doch mal, steht glaube ich immernoch, weiß ich gar nicht, so ein altes Polizeiauto, eine Wanne,auf der dann statt Polizeikanzlei stand. Da hat es so ein Verkehrsrechtler, glaube ich.
Tim Pritlove
Oh, kenne ich mit Politur, aber es gibt verschiedene Varianten.Ja, genau, es gibt Polenta.
Linus Neumann
Politur und was man so alles da so draufschreiben kann. So, aber der ist halteisenhart und der hat irgendwie um die 4000 Anzeigen geschrieben.Geht, glaube ich, wohl auch seinem Heimatdorf inzwischen, damit gehöre ich auf den Sack.Hält sich aber für irgendwie jemanden, der Staatssäcke füllt und hat,also hat da wirklich ein sehr ausgefallenes Hobby, sagen wir mal. Ja.So und den haben die mit, ich glaube das ist sogar der gleiche Erzähler,so da so begleitet in seinem Alltag, wie der dann da so mit den Leuten aneinander gerät,die dann irgendwie so sagen,ja ich hab hier so einen Vogel und dann sagt er direkt, das ist eine Beleidigungund kennt dann irgendwie den Paragrafen und schreibt dann eine Anzeige dafür.Dann hat er wieder in irgendeinem Falschparker die Polizei bestellt.Dann hat die Polizei aber ein beschmutztes Nummernschild.Und dann entblödet er sich nicht, auch noch der Polizei zu sagen,sie müsste dann jetzt mal langsam das Nummernschild reinigen.Weil noch ist es erkennbar.Aber, aber, und der Typ ist natürlich Instant, Instant-Meme,ja, also der ist so geil, also der ist, du guckst dir das an und du denkst dir so, ist der gut,aber du weißt auch, das Internet ist undankbar, Tim, ich sage dir,das Internet ist undankbar.Weil natürlich ist der Typ jetzt ein Instant-Meme und der wird jetzt rauf und runter gememt und so.Und statt ihn dankbar zu behandeln, statt dem Internet zu danken.Ist der natürlich zu absoluten Hassobjekt von irgendwie weiß ich wie vielen Autofahrern geworden.Und hat dann jetzt auch schon, also wie heißt dieser absolute Vollproll da von YouTube?Ja, nein, aber der wirkt nicht der Königsbräu.
Tim Pritlove
Achso, ja.
Linus Neumann
Der Königsbräu von YouTube.
Tim Pritlove
So Namen, die mir Gott sei Dank schnell wieder entfallen.
Linus Neumann
Montana Black.
Tim Pritlove
Ja, sowas, ja.
Linus Neumann
Mit so einer Knast drin. Also der Typ, ey. Eine Figur. Der ist ja auch ein Instant-Meme.Also den guckt man sich ja auch nur an.Aber, also jedenfalls, der hat dann auch schon prophezeit, dass der früher oderspäter auf die Fresse kriegt.Natürlich. Also ist ja auch klar, ne? Ich meine, natürlich kriegt der früheroder später auf die Fresse.Aber natürlich auch, insbesondere, weil Spiegel TV den jetzt da in einer Dreiviertelstundendokuder Weltöffentlichkeit oder dem deutschen Autofahrer zum Fraß vorgeworfen hat.Ja, und da hat er natürlich auch… Mit Realnamen.Ja, ich hab den, also der ist da mit Realnamen, wird über den berichtet.Ich hab deswegen auch extra seinen Realnamen gerade nicht gesagt,so, aber Ich auch nicht, aber Der ist mit Realnamen und irgendwie Wohnort und so jetzt im Internet.Und statt den mal zu feiern, weil ich denk mir so, kann doch nur Gewinner geben.Also der Typ zeigt einen Autofahrer nach dem anderen an, die rasten aus undwenn sie den beleidigen oder schlagen, kriegen sie noch eine Anzeige.Erstmal würde ich sagen, so ey,the game, not the player. Also der macht das halt, also ich finde das eine...
Tim Pritlove
Also ich kann einen gewissen Unmut der Leute durchaus nachvollziehen.
Linus Neumann
Natürlich. Ich glaube, der Unmut ist dem auch nicht entgangen.Der merkt ja, wie die Welt auf ihn reagiert.
Tim Pritlove
Aber ist dem ein bisschen egal?
Linus Neumann
Also der hält sich dafür auf der der auf der richtigen Seite des Gesetzes ist,der möchte einfach nur, dass die Leute sich dran halten.Also sagen wir mal, ich würde noch einen draufsetzen. Ich glaube,dem ist auch klar, dass er jetzt nicht am Ende des Tages Menschen glücklichgemacht hat mit seinem Tun.Und deswegen meine ich auch, gewissermaßen könnte man auch sagen,der will ja auch auf die Fresse.Also so, oder der will, sagen wir mal so, der will, dass Leute ihm auf die Fresse hauen wollen.
Tim Pritlove
Weißt du?
Linus Neumann
Der hat da schon, also man kann da teilweise so eine leichte diebische Freude auch bei erkennen.Ja, also als er dann das ausmisst so mit den sieben Metern, dann fragt ihn haltdieser Journalist oder Redakteur oder wer das dann ist. oder so,muss man das jetzt immer messen?Und dann sagt er so, nö, kann man auch schätzen.Aber der hat sich halt verschätzt. So, oder?Ich finde halt, für so einen muss man dankbar sein. Der treibt ja jetzt niemandenin den Ruinen. Der schafft ein Thema.Und ich finde es fürchterlich, dass das Internet nicht die Souveränität hat zu sagen, so.Guter Typ. So, schaff was, worüber wir uns den Mund zerreißen können.Schaff was, wo wir uns mit auseinandersetzen können. Gib uns ein Gesprächsthema.Und ich verstehe es nicht. Ich verstehe es genauso nicht beim Drachenlord,warum Menschen dann so darauf reagieren.Wie gesagt, dass der von einem, den er da irgendwie in einer Stresssituationweiß, da sind Leute, sie sind beim Be- und Entladen vor ihrem eigenen Geschäft.Und dann kommt er an und sagt, Hallo, ich bin der Anzeigenhauptmeister.Gebt jetzt eine Anzeige. Und die nehmen den natürlich nicht ernst.Und dann ruft er halt die Bullen. Und dann kommen die Bullen und sagen,boah, scheiße, ja, hier 15 Euro.Lass uns in Ruhe und wollen wieder weg.Der hat da halt einen Punkt getroffen, wo er trollen kann.Und damit muss man eben auch, also ich finde, das ist eine Reifeprüfung fürdie Menschen, damit umzugehen. und eben nicht die Fassung zu verlieren.
Tim Pritlove
Wie würdest denn du damit umgehen, wenn der dich jetzt laufend im Meta aufschreibt?
Linus Neumann
Ich bin ein schlechtes Beispiel.Ich weiß nicht, ob ich das im Podcast, ich kann das auch nicht erzählen.Wenn ich das erzähle, dann bin ich dran.
Tim Pritlove
Also dann bin ich dran wegen Beamtenbeleidigungen.
Linus Neumann
Aber sagen wir mal, ich hab ich hab nach meiner letzten,nach meinem Nach meinem letzten Strafzettelchen, was mir von so Polizisten ausgestellt wurde,Bodycount wieder entdeckt. Kennst du Bodycount?1992, Album.
Tim Pritlove
Achso, Rap? Oder was?
Linus Neumann
Bodycount ist völlig in Ordnung, kommen auch übrigens dieses Jahr nach Berlin,Hamburg und so, aber die hatten 1992 ein Album rausgebracht, das sich...Das sich mit Gewalt gegen Polizisten verherrlichend auseinandergesetzt hat.Sagen wir das so. Das wurde dann in Deutschland auch, ist in Deutschland schwerzu bekommen gewesen, sagen wir es mal so.
Tim Pritlove
Und das hast du dann vermehrt gehört.
Linus Neumann
Weil du unzufrieden warst über den Anzeigenhauptmeister.
Tim Pritlove
Der in dem Fall wirklich ein Hauptmeister war.
Linus Neumann
Das war ein richtiger Hauptmeister und das war auch so einer.
Tim Pritlove
Aber der Polizei kann ich das in gewisser Hinsicht noch nachsehen.
Linus Neumann
Ne, das sind also.
Tim Pritlove
Also mit den Gesetzen ist es ja so, die sind dazu da,um Recht zu definieren und festzustellen und natürlich gibt es Momente,wo man sozusagen das auch missbrauchen kann.Ja, also vor allem gibt es erstmal Momente, wo es auch sinnvoll ist,dass es das gibt und dann ist das sozusagen die Vergleichsgröße,die man nimmt und damit wird dann eben recht auch entschieden,wenn mal was Schlimmes passiert ist.Allerdings, gerade was den Straßenverkehr betrifft.
Linus Neumann
Ein völlig unterregulierter Bereich, wenn ich das mal sagen darf.Im Straßenverkehr hier, also ich habe gesagt, wir sprechen nicht drüber,aber jetzt sprechen wir drüber.Hier in Berlin, unterregulierter Bereich,unterentforster Bereich,du kannst dich an eine Ampel stellen und du kannst dir sicher sein,dass bei jedes Mal, wenn das da rot wird, noch drei Leute drüber fahren.Du kannst dich hinstellen und brauchst nicht lange zu warten,bis irgendwelche Besoffenen zu acht auf irgendeinem Roller auf der falschenSeite rumfahren und so weiter.Aber wozu entscheidet sich Berlin, wem wird das Leben in Berlin schwer gemacht? Den Radfahrern.
Tim Pritlove
Da muss ich jetzt wirklich ein bisschen kichern.
Linus Neumann
Also die wirklich in jeder Statistik die gefährdetsten Verkehrsteilnehmer inBerlin sind, von denen die geringste Gefährdung ausgeht.
Tim Pritlove
Der Anzeigenhauptmeister konzentriert sich ausschließlich auf Autos?
Linus Neumann
Ich glaube, der Anzeigenhauptmeister, der drückt keine Augen zu.Also da kannst du sicher sein, der drückt keine Augen zu.
Tim Pritlove
Dem geht es doch sozusagen ums Prinzip und damit auch egal, welcher Gesetzestextjetzt hier relevant ist.
Linus Neumann
Ich würde sagen, der Anzeigenhauptmeister ist nicht bestechlich,der ist nicht korrumpierbar.
Tim Pritlove
Gut, also wo wir jetzt gerade bei diesem Bereich sind.
Linus Neumann
Ich habe Hochachtung vor dem.
Tim Pritlove
Ja, also mit den roten Ampeln habe ich in Berlin etwas andere Erfahrungen.Also ich würde mal sagen, die allermeisten Autos bleiben bei rot stehen, solange bis grün ist.
Linus Neumann
Und dann fahren sie mit 100 weiter.
Tim Pritlove
Egal, wir waren bei der roten Ampel. Rote Ampeln, finde ich,haben im Wesentlichen noch ein hohes, wie nennt man das?
Linus Neumann
Das ist eine der wenigen Dinge, die Autofahrer noch bemüht sind zu respektieren, ja.
Tim Pritlove
Genau, also da ist so die, ich weiß nicht genau, wie man das jetzt korrekt quantifiziert,aber sagen wir mal so, die Mitmachbereitschaft bei diesem Gesetz ist relativ hoch.Allerdings bei Fahrradfahrern habe ich das Gefühl, überhaupt nicht bekannt,dass rote Ampeln eigentlich auch für Fahrradfahrer, also bei jeder einzelnenroten Ampel, wirklich jeder Ampel in Berlin, jede Ampel, wenn ich da stehe, rot,immer ist auch mindestens einer, wenn nicht zehn Radfahrer dabei,die komplett zu ignorieren.Also den Punkt kannst du jetzt wirklich überhaupt nicht aufmachen.Ich weiß genau, worauf du hinaus willst und ich sage auch nicht,es ist nicht erforderlich, bestimmte Dinge zu entforcen.Worauf ich hinaus möchte, ist was anderes.
Linus Neumann
Also ich habe….
Tim Pritlove
Ist das meiner Auffassung nach nicht im Sinne der Gesetzgebung.Weil diese Gesetze sind nicht dafür gedacht, permanent überall,jederzeit, auf jeden angewendet zu werden,sondern sie sind sozusagen dafür gedacht, um dafür zu sorgen,dass wir ein Gemeinwohl haben, haben, in dem sich alle weitgehend,so wie es erforderlich ist, respektieren und Sicherheit gewähren.Das ist sozusagen das Ziel.Aber nicht permanent für jede 30 Zentimeter Verfehlung irgendwie zur Kasse gebetenzu werden, weil das ist dann auch nicht im Sinne der Gesellschaft.Und das ist das Problem, was die Leute mit dem Anzeigenhauptmeister haben.Natürlich sollte es nicht dazu führen, dass ihm dann sozusagen Dinge geschehen,worauf andere Gesetze damit angewendet werden können.Insofern verstehe ich den Punkt natürlich auch.
Linus Neumann
Also, zu den roten Ampeln. Ich habe meine Strafen für das Überfahren roter Ampelnimmer mit Fassung bezahlt und mich da nie drüber aufgeregt.
Tim Pritlove
Mit dem Fahrrad?
Linus Neumann
Ja, ich bin natürlich nur mit dem Fahrrad. Wenn du im Auto über eine rote Ampelfährst, das kannst du nicht bringen.
Tim Pritlove
Warum nicht?
Linus Neumann
Das ist verboten.Okay, gut. Da würden sie mich auch nach dem Führerschein fragen.
Tim Pritlove
Eigentlich beim Fahrradfahren auch.
Linus Neumann
Ja, also ich habe tatsächlich mal für das Überfahren einer roten Ampel, die lauern ja.Die stellen ja auch Rotampelfallen. Aber auch das machen sie übrigens für Fahrradfahrerund nicht für Autofahrer.
Tim Pritlove
Für Autofahrer gibt es sogar richtige Maschinen.
Linus Neumann
Also pass auf, ich kann dir erklären, was passiert ist. Ich habe während desRadfahrens an einer Telefonkonferenz teilgenommen.Was legal ist.
Tim Pritlove
Aber verschlüsselt.
Linus Neumann
Verschlüsselt, ja. Ja, so. Und ich hatte das Handy in der Tasche,weil ich ja weiß, dass ich das Handy während der Fahrt nicht bedienen darf.Und hatte das Ding natürlich auf Mute, weil ich ja weiß, dass ich durch meineFahrgeräusche die Telefonkonferenz an ihrem Geschehen störe.So, dann wurde es mir aber dazu bunt und ich wollte mich zu Wort melden.Zu diesem Zeitpunkt stand ich an einer roten Ampel Und zwar am Alexanderplatz,Dann habe ich an dieser roten Ampel Was auch mein gutes Recht ist,Ähm.Moment, wie war das? Da wurde es grün. Ich hatte mein Handy noch in der Tasche.Ich bin losgefahren, habe in Vorbereitung meines Einschreitens in diese Telefonkonferenz,bin ich also nicht auf dem Radweg weitergefahren,sondern bin dann langsam, also absolut mit Schrittgeschwindigkeit,auf den Gehweg gerollt, dort zum Stehen gekommen. Ich konnte ja nicht auf der Straße anhalten.Ich bin also auf dem Gehweg zum Stehen gekommen, habe dabei mein Handy rausgeholt,mich unmutet und angefangen zu sprechen.Woraufhin ich mir zwei fahrradfahrende Polizisten auf dem Gehweg entgegen kamen, die zu mir fuhren.Also schon mal gegen dieses man darf nicht auf dem Gehweg fahren Gesetz.Übrigens auch auf der falschen Seite mir entgegen kamen.
Tim Pritlove
Außer man ist Polizist.
Linus Neumann
Genau und dann haben die mich wegen,Fahren auf dem Gehweg den ich ja wahrscheinlich gute 6 Meter berollt hatte.
Tim Pritlove
6 Meter das sind 6 Meter als erlaubt sind.
Linus Neumann
6 Meter mehr als erlaubt sind die sind aber 30, 40 Meter zu mir gefahren telefonieren am Steuer,Und zweifelhafter Beanstandung der Verkehrssicherheit meines Fahrrades mit einem Knöllchen versehen.Das war dann irgendwie so 100 noch was, 150 Euro oder sowas der Spaß gekostet hat.Das hatte aber leider noch die bittere Konsequenz,dass ich zum Wiederherstellen der Verkehrstauglichkeit meines Rades nach derenAuffassung ein Loch in diesen Fahrradrahmen bohren musste.
Tim Pritlove
Was? Wieso das?Achso, du hast kein Licht gehabt, oder was?
Linus Neumann
Nee, natürlich brauchte ich kein Licht an dem Fahrrad zu haben.
Tim Pritlove
Und was musst du da noch reinbohren?
Linus Neumann
Eine Auffassung für die Hinterradbremse.
Tim Pritlove
Dein Fahrrad hat hinten keine Bremse gehabt?
Linus Neumann
Selbstverständlich hat mein Fahrrad hinten eine Bremse gehabt.
Tim Pritlove
Ja, aber?
Linus Neumann
Es gibt in Berlin zwei unterschiedliche Urteile zu der Frage,ob ein Fixed-Gear-Fahrrad die Anforderungen von zwei unabhängigen Bremssystemen erfüllt oder nicht.
Tim Pritlove
Ah, du bist mit dem Hipster-Bike unterwegs gewesen und daran haben sie sich gestört.
Linus Neumann
Das Fahrrad, was mein verstorbener Freund als letztes designt hat,was ich gekauft habe, ja.Und dieses Fahrrad durfte ich dann auf Anordnung der Polizei beschädigen.Das war einfach nur, also ganz ehrlich, wenn du meinen Weg zur Arbeit fährst,das sind sechs Kilometer, sieben Kilometer durch Berlin Mitte,die kannst du nicht zurücklegen, ohne in Lebensgefahr zu geraten.Und dass dann da irgendwelche Polizisten ihre Hauptaugenmerk darauf legen,Radfahrer einfach nur zu schikanieren in Situationen, die in keiner Form…,in keiner Form irgendeinen Menschen in Gefahr gebracht haben oder sonstiges,ist einfach also da habe ich verliere ich sämtliches,Interesse diesen Staat noch weiter zu unterstützen und das ist wirklich Dasist eine arme Sau, der Typ, der zeigt da, der lässt da ab und zu mal einen Wieso?
Tim Pritlove
Vielleicht waren die von der Polizei ja ja auch arme Säue. Also letzten Endesist es aber genau das gleiche.So, weil er ja dann auch Leute sozusagen in Situationen gegen das Gesetz stellt,wo es aber real kein, also unterstelle ich jetzt mal, ich habe jetzt nicht alleSituationen gesehen und mit Sicherheit schreibt er auch mal Leute auf,wo man sagt, das geht ja gar nicht. Gar keine Frage.Aber es gibt sicherlich eine Menge Situationen, wo man sagt,hast du sie noch alle? Ja, das ist das Problem.
Linus Neumann
Ganz ordentlich alle. Also das ist ja auch klar, aber man muss doch auch malso einen Typ mal embracen und sagen, Mann ey, so groß ist die Wahrscheinlichkeit,dass ich die Freude habe mit dem nicht.Und jetzt, ja, jetzt darf ich nicht mehr im Halteverbot parken.Meine Güte. Also ich weiß nicht, wie oft die, wann immer ich ein Auto hattein Berlin, weißt du, wie oft die mir die Dinger abgeschleppt hatten?Weil, was da nämlich passiert ist, Auto in Berlin kann ja keine Sorge brauchen,also steht das die ganze Zeit rum.Also kommt irgendwann einer und stellt da ein Halteverbotsschild hin und dannkommt der Abschlepp-LKW und dann kriegst du eine Rechnung für weiß ich nicht,150 Euro kostet das Abschleppen, 70 Euro,das Parken im Halteverbot und so weiter,Das ist Teil des Sports.
Tim Pritlove
Man muss einfach kontextsensitiv vorgehen.
Linus Neumann
Sagen wir mal so, ich hätte keinerlei der Handzeigenhauptmeister verliert meinepersönliche schützende Hand, sobald der irgendwie einen Radfahrer belästigt.
Tim Pritlove
Sogar die Polizei kann ganz entspannt sein.Also ich hab's irgendwie tatsächlich mal gebracht, dass ich irgendwie so zerstört und völlig,ermüdet von irgendeiner Veranstaltung zurückkam, uns wirklich gebracht habe,das Auto, mit dem ich fuhr, auf der Straße stehen zu lassen.Der Schlüssel war noch drin und ich bin wie oben in die Wohnung reingegangenund bin oben eingeschlafen.
Linus Neumann
Da kannst du aber froh sein, dass die dich erst erwischt haben,nachdem du den Rausch ausgeschlafen hattest.
Tim Pritlove
Nee, ich war gar nicht so betraut. Das war kein Alkoholismus.Ich war wirklich nur vollkommen, ich weiß nicht mehr ganz genau,was der Grund war, aber ich war einfach todmüde und bin einfach eingeschlafen.Und ja, das konnte aber auch noch alles sehr entspannt und ohne größere Strafengeregelt werden. Die haben sich einfach nur sehr gewundert.Was wollen wir denn jetzt eigentlich mit dieser Meldung jetzt sagen,aber die würden es jetzt so ausführlich geäußert haben Du möchtest gerne.
Linus Neumann
Dass er nicht.
Tim Pritlove
Getötet wird jetzt.
Linus Neumann
Also ich finde dürfen eins nicht vergessen die Leute, die ihn angegriffen habendas hätte ich vielleicht noch früher dazu sagen sollen die haben den in derBahn erkannt das waren keine Opfer von dem,Leute.
Tim Pritlove
Haben ihn angegriffen? Ja. Hast du das schon erwähnt?
Linus Neumann
Der hat, also der wurde angegriffen. Der ist Opfer einer Körperverletzung geworden. Und zwar,Nicht, wie es zu erwarten gestanden hätte,dass der früher oder später halt einen auf die Fresse kriegt von jemandem,dem er im falschen Moment einen reinwürgt,sondern offenbar ist das am Abend des 2.März nach einem Match von Dynamo Dresden beim Halleschen FC.Und sagen wir mal so, Dynamo Dresden-Fans stelle ich mir nicht so angenehm vor.Ich weiß nicht, wie das Spiel verlaufen ist.Heimfans, dann war es in Halle. 18.20 Uhr, als die Bahn von etwa 20 Heimfansnach dem Spiel genutzt wurde, der Jugendliche wurde anschließend verletzt inein Krankenhaus gebracht.Sein Mobiltelefon wurde später auf dem Bahnsteig gefunden. gefunden.So, das heißt, er hat jetzt von Menschen, die er, mit denen er nichts zu Leidegetan hat, angegriffen.Und das ist, denke ich, eine eindeutige direkte Konsequenz dieser Spiegel Online-Dokuund der massenhaften Aufmerksamkeit, die der natürlich überall bekommen hat.
Tim Pritlove
Heißt das jetzt, dass man ich meine jetzt mal die Perspektive Spiegel-TV Spiegel,was war das? Spiegel-Online? Spiegel-TV?
Linus Neumann
Spiegel, es gibt ja keine also Spiegel-TV ist sowieso nochmal was anderes alsSpiegel-Online, aber inzwischen gibt es ja gar keine Unterscheidung mehr.
Tim Pritlove
Okay, also dieses Fernsehteam, was halt schon seit vielen, vielen Jahren diesesSpiegel-TV macht, das ist ja jetzt beileibe nicht das erste Produkt dieser Art.Denkst du, dass dass das jetzt, sagen wir mal, die Ursünde in diesem Fall ist,dass man darüber berichtet?Also ich meine, wenn du jetzt so ein Journalist wärst.
Linus Neumann
Ich bedauere, ich muss einfach mal wirklich mein Bedauern darüber ausdrücken,dass dem Internet die Reife fehlt, um sich an sowas zu erfreuen.Und dass wir eine Situation haben, wo so einer, Und das war ja,also, es haben ja wirklich viele vorhergesagt, dass der, und da brauchst du auch nicht viel, ähm.Kompetenz zu, um dir vorzustellen, dass der eine sehr fürchterliche,dass diese Öffentlichkeit, die er jetzt bekommt, für ihn fürchterliche Folgen haben wird.Das hat auch ein Artikel im RND auch schon vorhergesagt.Der sagte so, das ist schlimm, der wird Opfer von Gewalt werden.
Tim Pritlove
Drachendort gelodet sozusagen.
Linus Neumann
Ja, und das finde ich halt fair game, wenn das in der Situation ist,wo er jemandem auf den Sack geht, wenn das jetzt irgendwie eines seiner konkretenOpfer ist, dass er sich nicht anders zu helfen weiß, weil er sich nicht artikulieren kann, ist okay.Ich denke, das ist ein Risiko, was er selber kennt.Und vielleicht notfalls mit seinem Pulli-2-Fahrrad dann da wegfährt oder so.Dass der jetzt quasi eine Zielperson öffentlicher Hetze ist, finde ich halt schlimm.
Tim Pritlove
Ja, ist auch schlimm. Ja.Aber er macht das noch. Bis man nicht...Ich würde ihm einfach raten, such dir ein anderes Hobby. Es gibt andere schöneDinge, die man machen kann.Also wenn man so einen Spaß dran hat, Gesetze umzusetzen, da gibt es auch sogarein Berufsbild dazu. Wie heißt das nochmal gleich?
Linus Neumann
Polifzai?
Tim Pritlove
Polifzi. Nee, Rechtspfleger heißt das.Rechtspfleger. Da könnt ihr doch Rechtspflege machen. Das wird doch vielleicht was für ihn. Naja.
Linus Neumann
Aber also.
Tim Pritlove
Alle Beteiligten haben ja eigentlich irgendwie so ein bisschen mal drüber nachzudenken,was sie eigentlich tun, würde ich sagen. Ja genau.
Linus Neumann
Welche Veränderung möchtest du in der Welt machen?
Tim Pritlove
Also die Journalisten sollten sich ein bisschen darüber Gedanken machen,was ihre Berichterstattung für Auswirkungen hat.Die Hater sollen einfach mal kacken gehen und Herr Hauptmeister selber.
Linus Neumann
Herr Nanter, sollte sich auch mal überlegen. Und die Polizei,die müssen ihr Nummernschild sauber machen.
Tim Pritlove
Ich meine, man könnte ja auch Briefmarken sammeln oder Blumen pressen oder esgibt so viele schöne Hobbys, mit denen man seine Zeit sinnlos vergeuden kann. Warum das?Naja, okay.Jetzt machen wir hier Schluss.
Linus Neumann
Internet pflege deine Helden, sonst hast du halt irgendwann keine mehr.
Tim Pritlove
Haben wir sonst noch was beizutragen? Nee, ne? Nee, ist auch schon wieder ganzschön lang hier unsere Sendung, glaube ich, oder?Ich schau mal Uiuiui, ja das reicht,Gut Leute damit schicken wir euch in die Woche und,mir fällt mir jetzt irgendwie nicht dazu ein Nee.
Linus Neumann
Mir auch nicht Ja.
Tim Pritlove
Auch nicht.
Linus Neumann
Achso, du musst ja jetzt...
Tim Pritlove
Nee, nee, muss ich nicht.
Linus Neumann
Okay. Ciao, ciao.

Shownotes

Prolog: unter eins, zwei, drei

Feedback

Anonyme Bewertungen

iOS WebApps

Triggerwarnungen und Content Warnings

Defediverse

Danke, Markus Beckedahl!

Daniela Klette

AI Act ohne strenge Einschränkungen

Abgehörte WebEx-Konferenz der Bundeswehr

Europäische Normen und Bezahlschranken

Anzeigenhauptmeister